How about truth von Mrs_Miyawaki ================================================================================ Kapitel 3: Just the way you are ------------------------------- Wataru schälte sich am nächsten Tag nur sehr widerwillig aus dem Bett. Am liebsten hätte er sich einfach umgedreht und weiter geschlafen. Aber er musste ja zur Schule… schwänzen kam nicht wirklich in Frage, die Freundin seines Vaters würde den ganzen Tag zu Hause sein. Heute musste sie nicht zur Arbeit. Wenn er schwänzen wollte, dann müsste er sowieso aufstehen und das Haus verlassen, damit es nicht auffiel. Dann konnte er auch gleich zur Schule gehen, fand er. In der Woche zu trinken war keine gute Idee, wie er mal wieder feststellen musste. Wenigstens war er mit seinen Freunden unterwegs gewesen und nicht mit den Leuten vom Fußballclub… Kurz bevor er das Schulgelände betrat, traf er Tohru. Sie würden ihren ersten Kurs gleich zusammen haben. „Hey, Wataru! Rausch ausgeschlafen?“, begrüßte er ihn fröhlich. „Morgen… mehr oder weniger…ich bin müüüüde. So sehe ich wahrscheinlich auch aus…“, grummelte dieser. Dieses Mal nicht, weil er genervt war, den anderen zu sehen, sondern da er so müde war. Er hätte gestern wirklich nicht so viel trinken sollen, stellte er fest. Dann hätte er jetzt, wie Tohru, keine Nachwirkungen zu spüren. „So schlimm siehst du gar nicht aus.“, antwortete Tohru. „Du lügst doch.“, erwiderte er grinsend. Er bemerkte, dass es einfach war, mit dem anderen herumzualbern. Es ging fast wie von selbst, wie bei seinen anderen Freunden. „Na ja… einigen wir uns darauf, dass du nicht aussiehst wie ein Zombie.“, druckste der andere. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass das Eis zwischen ihm und Wataru ein wenig gebrochen war und das machte ihn wirklich glücklich. „Ich glaube, damit kann ich leben.“, kommentierte dieser. So gingen sie zusammen in ihren Klassenraum. Yuusuke, der auch den ersten Kurs mit ihnen belegt hatte, war ziemlich erstaunt, als er die beiden so einträchtig hereinkommen sah. Aber wie erwartet, sah Wataru nicht ganz so fit aus. Hiroshi hingegen beobachtete die beiden mit gemischten Gefühlen. Der Neue kam seinem Freund, für seinen persönlichen Geschmack, etwas zu nahe und das in so einer kurzen Zeit. Das nagte ganz besonders an ihm. Es kam ihm so vor, als wenn Tohru jetzt schon an einem Aspekt von Watarus Leben teilhatte, der ihm bisher verschlossen geblieben war. Zwar wusste er, dass sein Freund in einer Band war, aber er hatte ihn noch nie eingeladen zur Probe zu kommen. Auch wenn dieser ihm von Anfang an erzählt hatte, dass er ihn nicht liebte, verstand er einfach nicht, wieso er ihm anscheinend nicht mal solche Kleinigkeiten anvertrauen konnte. Während des Unterrichts schweiften Tohrus Gedanken schnell ab. Es hatte ihn gewundert, dass er heute Morgen einfach so mit Wataru herumscherzen konnte und dieser ihn nicht mehr so wie gestern ignorierte. Hatte Yuusukes Standpauke so schnell zu einem Ergebnis geführt? Lag es wirklich nur daran? Er hoffte, dass es nicht nur daran lag, sondern, dass Wataru wirklich anfing ihn zu mögen. Denn er selber mochte ihn schon, auch wenn dieser am Anfang eklig zu ihm gewesen war. Nachmittags war Wataru wieder bei Hiroshi. Eigentlich hatte er nicht soviel Lust dazu gehabt, aber irgendwie war er dann doch gegangen. Manchmal verstand er sich selbst nicht so richtig. Er mochte Menschen doch nicht, trotzdem war er manchmal einfach ungern alleine. Da sein „Freund“ sturmfreie Bude hatte, waren sie bei ihm. Außerdem war Wataru auch nicht besonders scharf darauf, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Das war eindeutig ein zu großer Schritt in seine Privatsphäre. Hiroshi saß auf seinem Bett und Wataru hatte seinen Kopf auf dessen Schoß gelegt. Er war einfach nur müde. „Du verstehst dich gut mit Tohru oder?“, wollte sein Freund wissen. „Ich weiß nicht. Ich kenn ihn ja kaum, aber er hat sich schnell mit Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki angefreundet.“, meinte Wataru. „Alles nur, weil wir zusammen gestoßen sind und dann musste ich deswegen noch zur Krankenschwester.“ „Daher hast du die Verletzung an der Hand?“, fragte er. Wataru hatte ihm nicht mal erzählt, woher die Verletzung kam. Obwohl sie wirklich nicht schlimm war, musste er immer noch einen Verband tragen, damit kein Dreck in die Wunde kam. Außerdem tat es sonst weh, wenn Wasser darauf kam und gestern war sie wieder aufgerissen. Doch davon und auch von den Schikanen im Fußballclub wollte Wataru nichts erzählen. Es war in Ordnung, wenn Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki bescheid wussten, schließlich hatten sie ihm immer beigestanden, aber er wollte nicht, dass Hiroshi bescheid wusste. Er wollte nicht, dass dieser meinte, ihn beschützen zu müssen… das konnte er auch gut alleine. Schließlich war er nicht schwach. „Ja, daher.“, stimmte er zu. „Ich weiß gar nicht viel über dich.“, bemerkte Hiroshi, während er ihm durch die Haare streichelte. „Da gibt es auch nicht wirklich was zu wissen.“, erwiderte dieser. Er wusste wirklich nicht, was er großartig über sich erzählen sollte. So interessant war sein Leben nicht. „Aber du erzählst auch eigentlich nie etwas über dich. Ich weiß nicht mal wo du wohnst.“, ließ er nicht ganz locker. „Ich wohne bei meinem Vater und dessen Freundin. Meine Eltern sind geschieden.“, erklärte Wataru. Das waren unverfängliche Informationen, wie er fand. Vielen war das eh durch Tratsch an der Schule bekannt. „Und deine Mutter? Hast du gar keinen Kontakt mehr zu ihr?“, fragte Hiroshi nach. „Nein, gar keinen.“, antwortete er. Er wollte nicht über seine Mutter sprechen. Das war ein Thema, was er weit von sich schieben wollte. Langsam spannte sich sein Körper an. „Vermisst du sie?“, bohrte sein Freund weiter. Er merkte nicht, dass es dem anderen nicht recht war, dass er immer weiter fragte. Andererseits dachte er sich auch nichts Böses dabei, er war froh, dass der andere mit ihm über persönliche Dinge redete. „Nein, sie war eh nie da.“, meinte er, nachdem er eine Weile überlegt hatte, was er antworten konnte. Er überlegte, wie er aus dieser Situation wieder herauskommen sollte. Er fühlte sich in die Enge getrieben. „Aber das hat dich verletzt, oder?“, erwiderte Hiroshi daraufhin. Er beugte sich zu Wataru hinunter und küsste ihn. Dieser erwiderte den Kuss ohne wirklichen Elan. Auch als Hiroshi ihre Positionen so veränderte, dass der Brünette unter ihm lag, ließ er es geschehen. Während sein Freund ihn am Nacken küsste, schob er seine Hand unter dessen Hemd, nachdem er die Krawatte gelockert hatte. „Ich bin für dich da…“ „Hiroshi… ich will heute keinen Sex…“, murmelte Wataru. Weiter wollte er es heute nicht kommen lassen. Es war ihm heute unangenehm, wenn der andere ihm so nah kam, genau wie mit seinen Fragen. Das war ihm alles viel zu viel. Sein Freund seufzte. Er war ein wenig frustriert, obwohl Wataru von Anfang an gesagt hatte, dass er keine Gefühle für ihn hegte, hatte er sich ihre Beziehung etwas anderes vorgestellt. Er hatte nicht gedacht, dass Wataru so verschlossen war. Sex war noch etwas, wobei er sich ihm richtig verbunden fühlte und heute wollte Wataru ihm nicht einmal das zugestehen: „Ist okay.“ „Vielleicht solltest du dir einen anderen Freund suchen?“, fragte dieser mit einem Anflug eines schlechten Gewissens. „Aber man kann sich nicht so einfach „entlieben“ und ich liebe dich nun mal. Und nur weil wir mal nicht einer Meinung sind, müssen wir uns doch nicht gleich trennen.“, erklärte Hiroshi. „Ich glaubte, ich sollte trotzdem gehen. Bevor ich dir heute noch mehr weh tue…“, entgegnete Wataru. Und bevor du mich noch weiter bedrängst, fügte er in Gedanken hinzu. „Wenn du willst… wir können uns die Tage ja noch mal treffen…“, antwortete Hiroshi doch etwas enttäuscht. Er hatte gehofft, dass Wataru wenigstens noch etwas bleiben würde. Aber anscheinend war dem anderen heute alles zu viel. Vielleicht sollte er es aufgeben, aus dem anderen schlau werden zu wollen? Nachdem Wataru das Haus von Hiroshis Eltern verlassen hatte, wusste er nicht wirklich, was er mit sich anfangen sollte. Die ganze Sache mit der „Beziehung“ war anscheinend nichts für ihn. Er sollte es beenden. Aber dann würde er Hiroshi weh tun… allerdings würde er ihm wohl noch mehr weh tun, wenn sie zusammen blieben. Er griff nach seinem Handy und wählte Yuusukes Nummer. Dieser wusste meist, was zu tun war oder konnte ihm zumindest weiter helfen. Genau wie Tomoyuki und Hiroaki, doch diese beiden hatten noch ein Treffen von ihrem Schulclub. „Hey Wataru, was gibt’s?“, wollte dieser wissen. Im Hintergrund konnte Wataru Menschen reden hören. Also schien sein Freund unterwegs zu sein. „Hast du ein wenig Zeit?“, fragte er trotzdem in der Hoffnung, dass der andere Zeit für ihn haben würde. So wie er ihn kannte, würde er sich Zeit nehmen, wenn er nicht etwas sehr dringendes zu erledigen hatte. „Ich sitz grad mit Tohru im Cafe, da wo wir sonst auch immer sind. Wenn du willst, kannst du ja vorbei kommen.“, erwiderte Yuusuke. Ein wenig gespannt war er schon auf Watarus Reaktion, doch er hatte nicht vor es ihm leicht zu machen. Er hatte einfach das Gefühl, dass Tohru ihm gut tun würde und genau aus diesem Grund hatte er nicht vor, ihn einfach so seine Ablehnungsnummer durchzuziehen. Schließlich hatte er auch bei Tomoyuki und Hiroaki Recht behalten. „Stör ich euch nicht?“, wollte Wataru etwas unsicher wissen. Schon wieder Tohru… aber andererseits hatte er das Bedürfnis mit Yuusuke zu reden. Der Jüngere würde wohl eh früher oder später mitbekommen, wie es um sein Liebesleben bestellt war, also machte er sich nicht wirklich verletzlich, wenn er diese Informationen preis gab. Schließlich schienen die anderen auch nicht gewillt zu sein, auf ihn zu verzichten. Innerlich seufzte er… es war ihm trotzdem nicht recht darüber zu reden. Aber wenn er mit Yuusuke reden wollte, musste er das wohl in Kauf nehmen… „Nein, tust du nicht.“, erwiderte Yuusuke. „Okay, dann bin ich gleich da…“, entgegnete Wataru und machte sich auf den Weg, nachdem er aufgelegt hatte. Es dauerte nicht lange, da hatte er mit der S-Bahn die Station erreicht, an der er aussteigen musste. Mit sicheren Schritten bahnte er sich seinen Weg durch die Menschenmassen, die sich durch den Bahnhof bewegten. Das Cafe befand sich in einem der größeren Einkaufszentren, welches in der Nähe der Station lag. Als er das Cafe betrat hatte er die beiden recht schnell ausgemacht und ging zu ihnen hinüber. Sie saßen an einem Tisch am Fenster, von dem man aus einen guten Blick über den Stadtteil. „Hi.“, begrüßte er sie. Die beiden anderen begrüßten ihn ebenfalls und überließen es ihm erstmal sich etwas zu trinken und ein Stück Kuchen zu bestellen. Schnell hatte Wataru sich für einen Eiskaffee und ein Stück Käsekuchen entschieden. Er registrierte, dass neben Tohru ein paar Schulhefte von Yuusuke lagen. Anscheinend hatte dieser ihm ein paar seiner Unterlagen mitgebracht, damit er sich ein Bild davon machen konnte, was sie so gemacht hatten. Aber wenn Tohru eine Klasse übersprungen hatte, dann brauchte er sich wohl keine Sorgen zu machen, nahm Wataru an. „Yuusuke hat dir seine Unterlagen mit gebracht?“, fragte Wataru. „Hm ja, dann kann ich mal sehen, was ihr letztes Halbjahr so gemacht habt. Nicht dass ich böse Überraschungen erlebe.“, erwiderte Tohru lächelnd. „Ich glaube, da brauchst du dir keine Sorgen machen.“, grinste er. „Einer muss ja mitschreiben. Mit Watarus Notizen könntest du gar nichts anfangen… da sind überall Zeichnungen und Texte drauf.“, lachte Yuusuke. Wataru sah ihn schmollend an, was alle zum Lachen brachte. Innerlich atmete er auf, jetzt fühlte er sich nicht mehr, als wenn er die beiden stören würde. „Aber am Telefon klangst du so, als wenn du über was reden wolltest.“, meinte Yuusuke dann. „Hm ja, also ich glaube, ich sollte meine Beziehung oder wie auch immer du das nennen willst, zu Hiroshi beenden. Ich komme nicht damit klar, dass er immer in meiner Nähe sein will und soviel über mich wissen will. Er fragt immer wieder nach und ständig sagt er mir, dass er mich liebt…“, erklärte Wataru. Er sah, dass Tohru etwas fragend blickte, sich aber nicht traute näher nachzufragen, weil er nicht wusste, ob es den anderen stören würde. „Sorry, du weißt das nicht, nehme ich an. Hiroshi, aus unserer Klasse und ich sind… ich weiß auch nicht, was wir sind… sagen wir, für ihn sind wir ein Paar.“, erläuterte er ihm dann. Zwar war er der Meinung, dass es niemanden etwas anging, wie sein Liebesleben aussah, aber auf der anderen Seite sah er auch keinen Grund, weshalb er vor Tohru ein Geheimnis daraus machen sollte. Früher oder später hätte er es sowieso mitbekommen. Vor allem, bei dem ganzen Klatsch, der über ihn kursierte. Wobei Hiroshi komischerweise noch nicht darin erwähnt wurde. Dieses offenherzige Geständnis überraschte Tohru total. Er hätte nie damit gerechnet, dass der andere ihm das einfach so erzählen würde. Außerdem war er überrascht, dass es jemanden gab, den er so nahe an sich heran ließ. Jetzt hatte er den Eindruck, dass es in Ordnung wäre, wenn er nachfragen würde: „Und du siehst euch nicht als Paar?“ „Nein, nicht wirklich. Ich liebe ihn nicht, aber das habe ich gleich klargestellt. Er wollte aber trotzdem…“, antwortete Wataru. Ihm war schon klar, dass das komisch klang. Yuusuke hatte sich erstmal zurückgehalten. Wenn sein Freund Tohru schon aufklärte, dann wollte er das nicht unterbrechen. Er wusste, dass Wataru nicht viel von Liebe hielt, aber eigentlich hatte er gehofft, dass Hiroshi ihm irgendwie gut tun würde. „Er merkt nicht, dass es dir unangenehm ist?“, wollte er dann wissen. „Nein, eigentlich nicht. Heute wollte er etwas über meine Familie wissen und ich hab ihm ein wenig was erzählt, aber er wollte immer mehr und mehr wissen. Er hat nicht mal gemerkt, dass ich immer angespannter wurde. Und als ich auch keinen Sex wollte, war er ziemlich verletzt. Aber er liebt mich ja zu sehr und will mich nicht aufgeben…“, seufzte Wataru und rollte mit den Augen. Das ganze nervte ihn irgendwie. Er verstand nicht, wie man so sein konnte. Wie konnte jemand, den er ständig verletzte, immer noch mit ihm zusammen sein wollen? Er verstand es einfach nicht. Er verstand nicht einmal, wieso Hiroshi sich in ihn verliebt hatte. „Hast du ihm gesagt, dass es dir unangenehm ist?“, fragte Tohru. „Hab ich schon mal. Das Ganze war eine Schnapsidee, ich hätte mich nicht darauf einlassen sollen.“, erklärte der andere und machte sich über sein Stück Kuchen her, das er gerade bekommen hatte. Er stellte fest, dass er es nicht schlimm fand mit Tohru über solche Dinge zu reden. Dieser schien keine dummen Fragen zu stellen und hatte auch nicht gleich nachgefragt, als er am Anfang nicht wirklich folgen konnte. „Wenn es dir zu lästig ist, dann solltest du wirklich mit ihm reden und es ihm sagen. Das dürfte auf lange Sicht ja auch das Beste für ihn sein.“, meinte Yuusuke dann. „Du hast der Beziehung doch eh unter Vorbehalt zugestimmt. Du hast ihm ja nichts vorgespielt.“ Sein Freund nickte: „Ich habe ihm ja nichts versprochen, aber ich habe immer das Gefühl, dass er mehr will, als ich ihm geben kann oder will. Das ist anstrengend und auch wenn der Sex gut ist, weiß ich nicht, ob ich das noch lange aushalte.“ Es tat ihm gut, das mit den anderen zu besprechen. Das gab ihm wenigstens etwas das Gefühl, dass er in diesen Dingen nicht total unnormal war. „Ich hoffe, dass es dir nichts ausmacht, dass ich…“, meinte er dann zu Tohru. „Wie? Nein, überhaupt nicht. Dann hätte ich ein Problem mit mir selbst.“, antwortete Tohru ihm ehrlich. Er fand es nur mehr als fair, wenn er ihm auch etwas an Informationen zurückgab. Jetzt war Wataru überrascht, doch dann grinste er: „Weißt du was, ich glaube, ich mag dich immer mehr!“ Tohru schien zu merken, wann er besser nicht nachfragen sollte, aber andererseits ließ er sich nicht von ihm einschüchtern und schlagfertig war er auch. Außerdem mochte er sein Lachen. Es wirkte immer ehrlich und offen. Damit stieg er in Watarus Ansehen enorm. Und irgendwie hatte er das Gefühl Tohru schon eine ganze Weile zu kennen, nicht erst so kurz. Es war ein seltsames Gefühl, aber er wurde es einfach nicht los. Aber es machte ihm irgendwie Angst. Er hatte Angst davor, dass er Tohru zu schnell vertrauen würde und es hinterher bereuen würde. „Jetzt fühle ich mich aber geehrt.“, lachte Tohru. „Kannst du, bis er mir das gesagt hat, hat das länger gedauert!“, stellte Yuusuke fest. „Aber dass er ein paar Bindungsprobleme hat, hast du ja sicherlich schon gemerkt.“ Wataru verzichtete auf eine Antwort, sondern trank einen Schluck von seinem Eiskaffee. Ihm fiel tatsächlich mal nichts Gescheites zum Antworten ein, was eher selten der Fall war. Doch Yuusuke klopfte ihm auf die Schulter: „Aber wir arbeiten dran…“ Sie lachten. Insgeheim war Wataru über die angenehme, entspannte Atmosphäre zwischen ihnen erleichtert. Er fühlte sich wohl, viel wohler als eben bei Hiroshi. „Haben deine Eltern eigentlich ein Problem damit?“, fragte Wataru dann. „Nein, es ist okay. Von meinem letzten Freund waren sie allerdings nicht sehr angetan, aber das ist ja eh vorbei. Und deine?“, wollte Tohru dann wissen. Er hoffte, dass die beiden merkten, dass er nicht weiter darüber reden wollte. „Das Einzige, was mein Vater dazu gesagt hat war, aber bitte kein Sex, wenn er da sei und seine Freundin fand das furchtbar niedlich…“, erklärte der Brünette und verdrehte die Augen ein wenig. „Und du?“, wandte sich der Tohru nun an Yuusuke. „Och, ich stehe dann doch eher auf Frauen, aber ich verlange jeden eurer potenziellen Freunde kennen zu lernen, um zu checken, ob es keine Arschlöcher sind.“, meinte dieser grinsend, wofür er von Wataru einen Schlag auf den Hinterkopf einstecken musste. Als Wataru später nach Hause kam, war sein Vater noch nicht wieder von der Arbeit zurück. Seine Lebensgefährtin stand gerade in der Küche und machte Essen. Es roch bereits gut, nach Fisch und Reis. Neben dem Herd standen noch verschiedene kleine Schüsseln mit Gemüse. Das Radio lief und sie wippte leicht mit dem einen Bein im Takt der Musik. Als sie ihn hörte, drehte sie sich zu ihm um. „Hey, da bist du ja.“, begrüßte Sumire ihn. „Hast du schon gegessen?“ „Hi, nee hab ich nicht.“, antwortete er. „Magst du dann mit mir essen oder willst du lieber in deinem Zimmer essen? Dein Vater kommt übrigens heute später.“, wollte sie wissen. Sie hatte schon gemerkt, dass Wataru gerne mal ein wenig Zeit für sich hatte und dass es manchmal besser war ihn in Ruhe zu lassen. Und so wie er gerade aussah, konnte es gut sein, dass er heute seine Ruhe haben wollte. „Wir können gerne zusammen essen. Soll ich dir noch was helfen?“, erkundigte er sich dann und lächelte sie an. „Nein, das ist schon okay. Ich bin eh gleich fertig.“, meinte Sumire ebenfalls lächelnd. Sie konnte ihre Überraschung über die Zusage gut verstecken. „Aber Freitag kannst du dich hier austoben.“ „Darauf freue ich mich schon!“, erwiderte er und sie konnte beobachten, wie sich ein gewisses Glänzen in seine Augen stahl. Sie drehte sich um, um sich um das Gemüse zu kümmern und grinste. Sie fand seine Begeisterung für das Kochen niedlich, was wohl eher daran lag, dass sie ihn selten so begeistert von etwas sah. Sah man von der band einmal ab. Wenig später saßen sie zusammen am Küchentisch und aßen. „Was macht eure Band eigentlich?“, fragte sie interessiert. Während Watarus Vater nicht allzu begeistert davon war, war seine Freundin total begeistert davon. „Wir proben morgen wieder und vielleicht kriegen wir endlich einen festen Schlagzeuger.“, antwortete der Brünette. Sumire zog fragend eine Augenbraue hoch: „Und der ist einfach vom Himmel gefallen?“ „Nicht so ganz. Er ist neu an die Schule gekommen, hat mich umgerannt und sich gleich mit Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki verstanden, so kam das.“, entgegnete er. Als er davon sprach, dass Tohru ihn umgerannt hatte, was ja nicht ganz der Wahrheit entsprach, deutete er auf seine verbundene Hand. „Mit dir nicht?“, fragte sie grinsend. Das gehörte zu den kleinen Plänkeleien zwischen ihnen. Da sie nicht so viel älter war als er, hatte sich diese lockere Beziehung mit der Zeit zwischen ihnen entwickelt. Obwohl Wataru am Anfang recht abweisend gewesen war, war ihr der Sohn ihres Partners ans Herz gewachsen. Nachdem er bemerkt hatte, dass sie sich nicht aufzwingen wollte und ihn jetzt noch ein Mutterersatz sein wollte, hatte er sein Verhalten geändert. Sumire war klar gewesen, dass Wataru so etwas nicht mehr wollte, schließlich war er kein Kleinkind mehr. Allerdings erschreckte es sie manchmal schon, dass er die Situation mit seiner Mutter scheinbar gelassen hinnahm. Doch man konnte manchmal erahnen, dass es nicht der Fall war und dass ihn das alles doch ziemlich verletzt hatte. Er streckte ihr die Zunge raus: „Du kennst mich doch.“ „Schon klar, aber ihr beiden versteht euch? Dann lerne ich ihn bestimmt auch mal kennen.“, erwiderte Sumire. „Könnte passieren. Aber darf ich dich mal etwas fragen?“, wollte Wataru dann ernst wissen. „Kommt drauf an was.“, erwiderte sie. „Hm, hast du nicht manchmal Angst, dass mein Vater sich auch von dir trennt? Ich meine, hast du keine Angst davor, dass er nicht fähig dazu ist, eine richtige Beziehung zu führen? Du wusstest, wie viele Affären er gehabt hat und trotzdem bist du mit ihm zusammen…“, fragte er einfach drauf los. „Nein, ich habe keine Angst davor. Wenn es soweit kommt, dann ist es so. Am Anfang wird mir das vielleicht weh tun, aber wenn das Risiko nicht eingeht, dann bleibt man ewig alleine. Außerdem glaube ich, dass dein Vater durchaus fähig ist, eine richtige Beziehung zu führen. Ich glaube, bisher klappt es recht gut zwischen uns, weil wir uns nicht ständig sagen müssen, dass wir uns lieben. So wie ich das sehe, kommt dein Vater einfach nicht besonders gut damit klar, wenn sich jemand an ihn klammert und immer hören will, dass er sie liebt. Da seid ihr euch nicht ganz unähnlich, hm? Wie stehst überhaupt mit deinem Freund?“, erwiderte Sumire, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. Sie hatte das mit seinem Freund eher durch Zufall mitbekommen, erzählt hatte er das nicht gleich. „Ich glaube, das ist mir zuviel. Er will immer so viel und das kann ich ihm nicht geben. Ich liebe ihn ja nicht mal richtig.“, antwortete Wataru, ohne die ganze Geschichte in allen Details zu erklären. „Schade, aber eines Tages wirst auch du jemanden finden, mit dem du auf dieser Ebene klarkommst.“, meinte sie und gab sich mit den wenigen Infos zufrieden, die sie bekam. Eigentlich hatte sie sich für ihn gefreut und gehofft, dass es wirklich etwas werden würde. „Sicher?!“, erwiderte Wataru wenig überzeugt. „Sicher.“, bestätigte Sumire. Etwa zur selben Zeit half Tohru seiner Mutter beim Decken des Abendbrottisches. „Du bist viel mit deinen neuen Freunden unterwegs, hm?“, meinte seine Mutter mit einem Lächeln. Sie war mehr als froh, dass ihr Sohn wieder lachen konnte. Sie hatte ihn seit dem Vorfall nicht mehr so lebhaft erlebt. „Die vier sind aber auch sehr nett. Und morgen kann ich bei ihrer Band vorspielen. Ich hoffe, dass sie mit mir zufrieden sind. Das wäre echt toll, wenn das klappt.“, erwiderte Tohru begeistert. „Das würde mich für dich wirklich freuen. Ich drück dir die Daumen.“, sagte sie. „Danke, das würde mir echt viel bedeuten, wenn ich mit den vieren zusammen spielen könnte. Die sind echt gut.“, entgegnete ihr Sohn. „So lange keiner von deinen neuen Freunden dich auf dumme Gedanken bringt…“, mischte sich sein Vater nun ein, der gerade in die Küche gekommen war. Tohrus Schwestern schienen alle in ihren Zimmern zu sein. „Ich hoffe, von denen ist keiner schwul.“ Schlagartig verdunkelte sich Tohrus Gesichtsausdruck: „ Das hat doch damit nichts zu tun. Außerdem sind sie nur ein Jahr älter als ich. Fang bloß nicht schon wieder damit an, dass das alles nicht passiert wäre, wenn ich nicht schwul wäre!“ „Dazu sage ich jetzt nichts.“, erklärte sein Vater einfach nur. Allerdings brauchte er das auch nicht, es war auch so klar, was er dachte. „Mach nur nicht schon wieder Ärger.“ „Aber das war doch nicht meine Schuld!“, schnaubte sein Sohn, der sich mal wieder mehr als missverstanden fühlte. Seit dem Vorfall war ihr Verhältnis angespannt. Seine Mutter gab sich immerhin noch Mühe ihn zu verstehen… Später lag Tohru auf seinem Bett. Die Lampe, die an das Bettgestell geklemmt war, brachte nur spärliches Licht in das Zimmer. Aber es reichte ihm. Er sah sich ein paar Fotos von früher an, als noch alles in Ordnung gewesen war. Eigentlich hätte er alle Fotos wegschmeißen sollen, damit die Erinnerungen ihn nicht mehr verfolgten und er sich nicht in Sehnsüchten verging, die sich nicht mehr erfüllten, nicht mehr erfüllen durften. Zum tausendsten Mal fragte Tohru sich, wieso es soweit hatte kommen müssen. Mit dem Finger strich er schon fast zärtlich über die Gestalt seines Exfreundes auf dem Foto. Obwohl er genau wusste, was dieser getan hatte, war er immer noch nicht über ihn hinweg. Er hoffte nur, dass seine neuen Freunde ihn ablenken würden, damit er schneller über ihn hinweg kommen würde. Als Tohru am nächsten Tag mit Wataru, Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki in der Mittagspause zusammen saß und aß, bemerkte er wie sich der Verband um die Hand des Brünetten zu lösen begann. Dieser schien allerdings selber noch nichts davon bemerkt zu haben. „Wataru?“, begann er. Dieser sah ihn überrascht an: „Hm?“ „Dein Verband lockert sich…“, meinte Tohru dann. „Oh…“, Wataru sah sich das Ganze an. Er stellte sein Essen zur Seite und zupfte etwas ungelenk an dem Verband herum, um ihn auf irgendeine Weise wieder zu befestigen. Statt den gewünschten Effekt zu erzielen, schaffte er es jedoch nur den Verband noch stärker zu lockern. „Meinst du nicht, dass es besser ist, wenn man das neu verbindet?“, fragte Tohru und streckte ihm die Hand hin, um zu signalisieren, dass er ihm helfen würde. Er konnte genau sehen, wie Wataru zögerte. Man konnte in seinem Blick ablesen, dass er zwar die Hand ausstrecken wollte, sich aber nicht sicher war, ob er es sollte. Schließlich streckte er Tohru doch seine Hand hin. Die Bewegung war zögerlich und als der Jüngere seine Hand berührte, zuckte Wataru kurz zusammen, doch dann konnte er sich entspannen. Sorgfältig wickelte Tohru den Verband ganz ab und machte sich danach daran die Hand neu zu verbinden. Vorher hatte er noch einen Blick auf die Wunde geworfen, die zu seinem Erschrecken recht groß war, aber gut zu verheilen schien. Er wusste nicht, dass sie sich durch den „Unfall“ beim Fußballtraining schlimmer geworden war. „Danke.“, sagte Wataru, nachdem Tohru sein Werk beendet hatte. Als er das sagte, sah er ihn schon fast schüchtern an. Tohru fand Wataru so ziemlich niedlich, ganz und gar nicht, wie dessen sonst so ruppige und abweisende Art. „Kein Problem.“, erwiderte dieser mit einem freundlichen Lächeln. Die anderen drei waren ein weiteres Mal erleichtert. Sie hatten langsam das Gefühl, dass Wataru das Eis zwischen Tohru und ihm selbst brechen ließ. Es würde nicht von heute auf morgen passieren, aber der Prozess schien in Gang gesetzt worden zu sein. Was keiner der fünf bemerkte war, dass Hiroshi die ganze Szene beobachtet hatte und er war ganz und gar nicht davon angetan, wie Wataru Tohru an sich heran ließ. Ihn überkam die Angst, dass der Neue seinem Freund bald mehr bedeuten könnte als er. Warum konnte e ihn nicht einfach zurück lieben? Warum war Wataru in dieser Hinsicht so verbohrt? Hiroshi verstand es einfach nicht. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass es etwas mit seiner Mutter zu tun haben konnte, aber sein Freund sprach ja nicht über solche Sachen. Ob er Tohru davon etwas erzählen würde? Allein der Gedanke, erfüllt ihn mit Wut. Warum war dieser überhaupt hier aufgetaucht? Vorher war es besser gewesen. Vorher hatte Wataru ihm noch nie Sex verweigert… Die vorletzte Stunde hatten Wataru und Tohru zusammen. Sie saßen nebeneinander in der letzten Reihe. Der Platz neben Wataru war der Einzige, der noch frei gewesen war, sodass Tohru gar nichts anderes übrig geblieben war, als sich dort hin zu setzen. Doch zum Glück störte er den anderen inzwischen nicht mehr, ihn um sich zu haben. Plötzlich bemerkte Tohru wie ein Zettel auf Watarus Tisch landete. Dieser zog genervt die Augenbrauen zusammen, dann öffnete er den Zettel und las ihn. Man konnte deutlich sehen, dass er sich über den Inhalt ärgerte. Sein Blick sprach Bände. Seine Augen waren leicht zusammen gekniffen und seine Augenbrauen verengten sich. Seine Lippen waren für einen Moment nur noch ein Strich. Dann knüllte er den Zettel zusammen und steckte ihn in seine Tasche. Tohru fragte sich, was genau auf dem Zettel gestanden hatte, dass es seinen Freund so verärgert hatte. Es musste irgendetwas Schlimmes gewesen sein. Nachdem die Stunde vorbei war und der Lehrer den Klassenraum verlassen hatte, stand Wataru geräuschvoll auf. Mit ein paar großen, schnellen Schritten war er bei einem ihrer Mitschüler und funkelte ihn an: „Wenn du ein Problem mit mir hast, Ueda, dann sag es mir gefälligst ins Gesicht! Zettel schreiben, weil man Angst hat einen in die Fresse zu bekommen, ist feige!“ Ihr Mitschüler hatte eindeutig Angst vor Wataru. Er schaffte es nicht seinem Blick Stand zu halten, sondern blickte schnell auf den Boden. Seine Lippen bebten leicht, dann öffnete er sie, um etwas zu sagen, doch Wataru hatte sich schon umgedreht und marschierte aus dem Raum, ohne seine Mitschüler noch eines Blickes zu würdigen. Schnell schnappte Tohru sich seine Tasche und eilte auf den Flur. Dort sah er wie Wataru an Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki vorbei ging, ohne etwas zu sagen. Die drei schienen zu wissen, was passiert war und ließen ihn gehen. Verwirrt sah Tohru ihm hinterher. „Hat er einen Zettel bekommen?“, wollte Tomoyuki wissen. „Ja, hat er. Er sah sehr wütend aus. Nach der Stunde ist er zu Ueda und hat ihn angegiftet, er solle ihm doch ins Gesicht sagen, wenn er ein Problem mit ihm habe…“, fasste Tohru kurz zusammen, was eben geschehen war. „So wütend wie er aussah, hat Ueda Glück gehabt, dass Wataru ihn nicht gleich verprügelt hat.“, stellte Hiroaki fest. „Was für ein Problem hat er denn mit Wataru? Und wollt ihr ihm nicht hinterher?“, erkundigte sich der Jüngste. Er wusste nicht, was er von der ganzen Sache halten sollte. Yuusuke bemerkte seine Verwirrtheit und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Es ist besser ihm erstmal 5 Minuten zu geben, um wieder runter zu kommen. Wir gehen ihm gleich hinterher und es ist nicht nur Ueda, der ein Problem mit ihm hat. Es ist allgemein bekannt, dass Wataru sich nichts aus Frauen macht. Eine Tatsache, die nicht allen gefällt.“ Nun war Tohru ebenfalls sauer. Er verstand seinen Freund nur zu gut! Auch er hatte negative Erfahrungen gemacht, was die Reaktionen auf seine sexuelle Orientierung anging. Er ballte eine Hand zur Faust: „Wo ist Wataru?“ „Normalerweise auf dem Dach…“, antwortete Hiroaki etwas überrascht von der plötzlichen Reaktion. Dass Tohru als nächstes an ihnen vorbei stürmte, verwunderte ihn nur noch mehr. „Ich schätze mal, er kennt das Problem.“, meinte Yuusuke. Er hoffte nur, dass Wataru ihn nicht runterputzen würde. „Ist er auch?“, wollte Tomoyuki wissen. Er wollte es nicht aussprechen, nur für den Fall, dass jemand ihrem Gespräch folgte. Ihr Freund nickte: „Schätze es hat auch etwas damit zu tun, wieso seine Familie auf einmal umgezogen ist.“ „Das kann gut sein.“, stimmte Hiroaki nachdenklich zu. „Meint ihr, wir sollten gucken, ob alles in Ordnung ist? Oder ob Wataru Tohru doch den Kopf abreißt?“ „Ja, ich denke wir sollten nachsehen. Wenn alles ok ist, gehen wir wieder.“, meinte Yuusuke. Sie wechselten einen Blick und wussten, dass sie alle drei das gleiche dachte. Sie hofften, dass alles in Ordnung sein würde. Gerade jetzt wo Wataru anfing Tohru zu mögen. Tohru hatte nicht lange gebraucht um den Weg auf das Dach zu finden. Er öffnete die Tür und sah sich um. Schnell hatte er Wataru entdeckt, der an den Zaun gelehnt in die Tiefe starrte. Langsam ging er auf ihn zu und stellte sich neben ihn. Bevor er etwas sagen konnte, funkelte Wataru ihn an: „Was?!“ Er war sauer, wirklich sauer. Nicht in erster Linie auf Tohru, aber ihn traf seine Wut jetzt. Sonst war ja keiner da. „Sonst weißt du doch auch, wann ich Ruhe brauche! Oder haben die anderen dich geschickt?!“, knurrte er. Tohru ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte mit so einer Reaktion gerechnet und er verstand ihn schon. Doch auf der anderen Seite war er fest entschlossen ihm zu verstehen zu geben, dass er genau wusste, wie sich das anfühlte, solche Zettel zugesteckt zu bekommen. Er wusste nicht genau, wieso ihm das so wichtig war, aber das war es einfach. „Nein, ich bin hier, weil ich es wollte und ja ich weiß, dass du eigentlich einen Moment alleine haben willst…“, erwiderte er ruhig. „Warum bist du dann trotzdem hier?!“, wollte Wataru, immer noch wütend, wissen. „Ich… ich hab an meiner alten Schule auch solche Zettel bekommen. Die Beschimpfungen als Schwuchtel oder Schwanzlutscher waren noch die harmlosesten…“, erklärte er. Man konnte ihm ansehen, dass es ihn verletzt hatte. Dann sah er an Wataru vorbei in die Ferne: „Schlimmer waren die, auf denen in allen erdenklichen Formulierungen stand, dass die Welt eine bessere ohne mich wäre…“ Plötzlich verstand Wataru wieso Tohru gekommen war, zumindest glaubte er das. Ihm wurde schlagartig klar, dass dieser ähnliche Erfahrungen gemacht haben musste wie er. Wenn jemand wirklich wusste, wie er sich gerade fühlte, dann war es Tohru. „Auf dem Zettel stand, dass es für widerliche Schwuchteln wie mich nicht mal in der Hölle einen Platz gebe.“, erklärte Wataru nun, überraschend offen für den anderen. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. „Das sind alles dämliche, verbohrte Arschlöcher! Ich hoffe, irgendwann lernen sie mal wie sich das anfühlt.“, meinte er dann. Seinem Tonfall war immer noch anzumerken, dass er verärgert war, aber seine Wut war jetzt nicht mehr auf Tohru konzentriert. Nicht nachdem er den Schmerz in dessen Augen gesehen hatte… „Und was für welche.“, erwiderte dieser grummelnd. „Mir hängt das so zum Hals raus.“ Inzwischen standen sie nebeneinander, mit den Armen auf dem Geländer und sahen in die Ferne. Tohru war erleichtert, dass Wataru ihm erlaubte hier zu sein. Er hatte wirklich Angst gehabt, dass alles, was sich in den letzten Tagen so mühsam zwischen ihnen aufgebaut hatte, zerstört werden könnte. Er war froh, dass es das Risiko wert gewesen war. „Pass bloß auf, dass das hier keiner rauskriegt. Sollte es einer rauskriegen, sag bescheid. Die wissen immerhin, dass ich mich wehren kann.“, meinte der Ältere. Tohru war dankbar für die Worte. Er verstand, dass der andere ihm hiermit seine Unterstützung anbot, sollte tatsächlich jemand dahinter kommen, dass auch er schwul war. Gleichzeitig tauchten neue Fragen auf. Wie hatten die anderen Schüler erfahren, dass Wataru nicht auf Frauen stand? Er ahnte, dass er darauf noch nicht antworten würde, also probierte er es mit einer anderen: „Oft geprügelt deshalb?“ „Ja, ein paar Mal. Aber nicht immer alleine… Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki haben mir immer geholfen, wenn sie da waren. Musstest du dich auch prügeln?“, erkundigte er sich nun. „Aber nur einmal. Dann sind wir auch schon umgezogen…“, antwortete Tohru. Dass er dabei ordentlich etwas abbekommen hatte, verschwieg er. Es war nicht so, dass er sich nicht hätte wehren können, aber er hatte es nicht gewollt. Seine Schuldgefühle waren damals zu groß gewesen. Beide bemerkten nicht, dass Yuusuke, Tomoyuki und Hiroaki am Treppenaufgang zum Dach standen und sie beobachtet hatten. Erleichtert stellten sie fest, dass Wataru Tohru nicht heruntergeputzt hatte und ihm die entstehende Freundschaft gekündigt hatte. Bevor die beiden sie noch entdecken konnten, beschlossen sie zu gehen. Ihnen war klar, dass die beiden sich in dieser Hinsicht verstanden und diese Zweisamkeit wollten sie nicht zerstören. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hui, trotz Bewerwbungsstress ein neues, langes Kapitel von How about truth! So langsam wird das ja was mit Wataru und Tohru *g* Hoffe euch gefällt das Kapitel ^.^ lg Miya Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)