Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 36: Vorbereitungen -------------------------- Die folgenden vier Wochen sahen sich Aleidis und Hilarion nicht. Sie durften sich laut der Tradition der Hochzeit nicht sehen. Aleidis merkte nun erst, wie sehr sie ihn liebte. Jeder Tag ohne ihm schien ewig zu dauern. Sie wurde in diesen vier Wochen im Schloss der Elfen auf die Trauung vorbereitet. Diese Ausbildung hatten Endoril und Lorana übernommen. Jeden Abend übte Aleidis noch einmal das Eheversprechen, und jedes Mal meldete sich ihre grenzenlose Aufregung. Sie wusste nicht, wann ihr Kleid kam! Sie wusste nicht, was Endoril und Lorana für ihre Hochzeit geplant hatten! Und diese Ungewissheit steigerte ihre Aufregung nur noch mehr. Und in der Woche vor ihrer hochzeit überschlugen sich die Dinge fast. Es war Montag morgens und Aleidis schlief noch. Doch plötzlich begann ihr Bett zu wackeln und Aleidis hüpfte auf und ab! Sie riss die Augen auf und sah Mara, die auf ihrem Bett herumsprang und dabei rief „Steh auf!! Aufwachen!“ „Bin ich doch schon!“, rief Aleidis und floh aus dem Bett um nicht seekrank zu werden. Mara hüpfte noch einmal hoch und landete im Schneidersitz auf der Matratze. Doch plötzlich knackte und krachte es und Mara sank samt Matzratze in den Bettrahmen! „Mein Bett!“, schrie Aleidis entsetzt und stürmte darauf zu, „Du hast den Lattenrost kaputtgesprungen!“ „’tschudigung, Aleidis!“, grinste Mara verwirrt und kletterte aus dem Bettrahmen heraus, „Ich wollt dein Bett nicht kaputtmachen, sondern dich einfach nur aufwecken!“ „Entschuldigung akzeptiert, wenn du dich darum kümmerst, dass ich heute Nacht nicht auf dem Boden schlafen muss!“, grinste Aleidis und gähnte. Sie war doch etwas zu plötzlich wach geworden. „Warum bist du eigentlich so früh gekommen?“, fragte Aleidis und wandte sich ihrem Kleiderschrank zu. Sie zog das Kleid heraus, das Hilarion ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Während Aleidis sich umzog erklärte Mara ihr kommen und besah sich den Schaden an Aleidis' Bett. „Nun, in einer Stunde kommen die Schneiderinnen und bringen das Kleid zur Anprobe. Und bis dahin musste du gegessen haben.“, begann Mara zu erklären, „Mitten durchgebrochen! Ja, und nach der Anprobe will Vater die etwas ganz wichtiges zeigen. Alles hin! Ich hab aber keine Ahnung, was er dir zeigen will! Es muss aber irgendetwas wichtiges sein und vermutlich wird es bis zum Abend dauern. Frag mich nicht! Das kann man nicht mehr reparieren! Verdammt! Man muss alles neu machen! Ja, auf jeden Fall wird die Woche etwas stressiger als die letzten frei!“ „Ja, hab ich schon gemerkt!“, grinste Aleidis keck, „Du hast nämlich mit der Verschrottung meines schönen Bettes angefangen! Irrreparabel, hast du gesagt?“ „Ja, nichts mehr zu retten!“, erwiderte Mara und deutete auf den zersplitterten Lattenrost im Bettrahmen, „Aber bis heute Abend sollte es wieder in Ordnung gehen.“ „Ich hoffe es! Ich hab keine Lust auf einer Matratze auf dem Boden zu schlafen!“, lächelte Aleidis und begann ihre Haare zu kämmen. Die Stunde bis zur Anprobe ihres Kleides verging schneller als gedacht. Kaum hatte Aleidis etwas gegessen holte Mara sie auch schon ab um das Kleid anzuziehen. Aleidis stand in ihrem Zimmer auf einem kleinen Hocker, die Arme zur Seite ausgestreckt. Das Kleid war von extrem hellem, strahlendem Weiß. Es war komplett schulterfrei, und hatte keine Ärmel und auch keine Träger. Es war wie eine Coursage am Oberkörper. Um die Taille war ein breites extrem hellblaues Band genäht, dass hinten eine große Schleife bildete. Der Rock war zwar weit, aber nicht so weit, dass Hilarion, wenn er neben ihr ging, darauf treten würde. Die Säume an Brust und Rocksaum waren mit winzigen, durchsichtigen glitzernden Steinchen bestickt. Von der rechten Seite des Oberkörpers über die Hüfte hinunter und auf die rechte Seite des Rockes rankte sich eine gestickte blau grün violette Fantasieranke mit zart roséfarbenen Blüten, in die ebenfalls glitzernde Steinchen eingestickt waren. An den Armen hatte Aleidis oberarmlange Handschuhe an. Die jedoch hatten keine Hände, sondern endeten am Handgelenk, wie Stulpen. An der Handoberseite verliefen die Stulpen nach vorne zum Mittelfinger, wo sie an einem einfachen, silbernen Ring befestigt worden waren. Diese Stulpen waren ebenfalls mit den Fantasieranken bestickt, wie auch der hauchfeine Schleier, der in Aleidis' Haaren befestigt wurde. Mara ging um Aleidis herum, besah sich die Nähte und sah nach, wo etwas nicht passte, oder einfach nicht richtig verarbeitet worden war. „Mara, meine Arme werden schön langsam taub!“, meinte Aleidis und versuchte ihre Arme vor dem Einschlafen zu bewahren. „Ja, ich hab’s gleich!“, erwiderte Mara und tastete Aleidis' Taille ab, um festzustellen, ob dort der Stoff sich auch richtig an ihren Körper schmiegte und keine hässlichen Falten warf. „Gut, alles klar.“, meinte Mara und gab Aleidis ein Zeichen, dass sie die Arme senken konnte. Aleidis senkte erleichtert die Arme und dehnte und reckte die Schultern und Arme ein wenig. Die Anprobe war wirklich anstrengender als gedacht. Mara winkte die Schneiderinnen heran und zeigte ihnen, was sie zu bemängeln hatte. Die zwei Elfenfrauen in einfachen grünen Kleidern nahmen Mara's Kritik auf und steckten die Änderungen am Kleid ab. „Ich muss sagen Aleidis, du hast einen guten Geschmack, was Kleider im Allgemeinen betrifft!“, meinte da die Stimme von Endoril von der Türe her. Der Elfenkönig kam lächelnd herein und musterte Aleidis. Er trug eine braune Lederhose, schwarze Stiefel und eine bläuliche Tunika und über dem Arm einen roten Umhang. „Vater, was machst du hier?“, fragte Mara und drehte sich zu ihrem Vater um, während die Schneiderinnen noch mit Aleidis' Kleid beschäftigt waren. „Ich wollte sehen, ob Aleidis schon fertig ist!“, erwiderte Endoril schulterzuckend, „Du weißt ja, dass ich ihr etwas zeigen will und ihre Meinung in sehr, sehr vielen Fragen brauche!“ „Ich hab keine Ahnung, wann ich fertig bin!“, rief Aleidis von ihrem Hocker, „Ich hatte ja auch keine Ahnung, wie anstrengend so eine Anprobe ist!“ Endoril lachte, „Dann warte ich einfach in der Eingangshalle auf dich!“ „Gut, kann sich ja nur noch um Stunden handeln!“, erwiderte Aleidis. „Übrigens, du solltest was eher praktisches anziehen, wir müssen ziemlich viel laufen!“, meinte Endoril beim Hinausgehen noch. Aleidis nickte und hob dann auf Geheiß einer der beiden Schneiderinnen die Arme hoch über den Kopf, damit sie seitlich des Brustkorbes eine Naht abstecken konnte. Nach einer guten Stunde hatte es Aleidis überstanden. Sie quälte sich mit Mühe aus dem Kleid mit dem engen Oberkörperteil heraus und zog sich dann erleichtert um. Einfache blaue Stoffhose, leichte Frühjahrschuhe und eine weiße Tunika. Mara besah sich noch einmal Aleidis' zerstörtes Bett und verließ dann Aleidis' Zimmer mit einem Kopfschütteln. Aleidis nahm sich einen leichten Sommerumhang und ging durch das Schloss zu Endoril in die Eingangshalle. Endoril saß auf einem Fensterbrett und wartete geduldig. „Da bin ich!“, lachte Aleidis, nachdem sie sich von hinten an Endoril angeschlichen hatte. Endoril zuckte zusammen und wirbelte zu Aleidis herum. „Es hat sich wirklich um Stunden gehandelt!“, grinste der Elfenkönig und stand auf, „Dann wollen wir mal los! Wir müssen mit meinem Streitwagen fahren, die Kutschen sind beim Herausputzen.“ „Gut!“, erwiderte Aleidis zufrieden. Im Hof des Schlosses stand bereits ein feuerroter Streitwagen bereit. Ein großer, temperamentvoller Rappe war davor gespannt worden. Endoril kletterte in den Streitwagen und zog dann Aleidis zu sich hinauf. „Ich warn dich lieber mal vor, halte dich so gut wie nur möglich fest!“, meinte Endoril und nahm die Zügel in die Hände. Aleidis gehorchte und hielt sich fest, nur um dann noch fester zuzugreifen als Endoril das Pferd lospreschen ließ. Nach wenigen Meter verloren die metallbeschlagenen Reifen Bodenhaftung und der Wagen schoss, einen roten Funkenschauer hinter sich, hinauf in den Himmel. Aleidis krallte sich fest an die Gerüststange und starrte fasziniert hinunter auf die endlose Welt, die sich dort erstreckte. Nach einer guten halben Stunde deutete Endoril nach vorne. „Da vorne!“, rief der Elfenkönig, „Das will ich dir zeigen!“ Aleidis sag in die angezeigte Richtung und staunte nicht schlecht. Ein gigantische Felsen schwebte gut 100 Meter über dem Boden in der Luft. Und auf diesem Felsen stand ein schneeweißes Schloss, dass hell in der Sonne leuchtete. „Ein Schloss?“, rief Aleidis verblüfft. „Ja, euer Schloss! Sinmar und ich haben es für dich und Hilarion bauen lassen!“, erwiderte Endoril und ließ das Pferd langsamer werden, „Ihr zwei braucht ja auch ein eigenes Nest, wenn du so willst!“ Endoril ließ seinen fliegenden Streitwagen vor dem großem Schlossportal landen und führte Aleidis stolz durch das Schloss. Jetzt wurde auch klar, wofür er ihre Meinung brauchte, für die Einrichtung! Was für Möbel, welche Holzart. Und war für Vorhänge und noch jede Menge anderer Kleinigkeiten wollte Endoril von Aleidis wissen. An diesem Tag stellte Aleidis fest, das heiraten doch nicht so einfach war, wie sie immer gedacht hatte. Aber das Beste war, dass Mara es geschafft hatte Aleidis ein neues Bett zu besorgen. „Und wehe, wenn du mich noch einmal als Känguru aufweckst!“, hatte Aleidis lachend gedroht, als Mara ihr das neue Bett gezeigt hatte. Der Stress ging die ganze Woche noch weiter. Am Dienstag musste sie noch einmal das Kleid anprobieren. Es passte nun schon ganz gut und so konnte mit den Feinarbeiten begonnen werden. Die Stickerei sollte noch feiner ausgearbeitet und mit Edelsteinen besetzt werden. Am gleichen Tag musste Aleidis noch gut 50 detailreiche Zeichnungen von Ketten, Diademen, Ringen und Armbändern durchsehen. Sie musste sich eine Kette, ein Diadem, zwei Ringe und zwei Armbänder aussuchen. Und das war schwieriger als gedacht, eine Zeichnung war schöner als die andere. Aleidis saß Stunden in ihrem Zimmer und sah sich die Zeichnungen durch, schließlich hatte sie sich entschieden. Eine Kette, die aussah wie eine silberne Efeuranke mit kleinen Diamanten. Ein Diadem mit blassblauen Diamanten gefasst von Silber, das aussah wie Rosen. Die Ringe waren schlicht, mit blauen Tautropfen besetzt und die Armbänder ähnelten Rangen mit Blüten bewachsen. Von Mittwoch bis Samstag beschäftigte sich Aleidis dann mit der Einrichtung des Schlosses, das Sinmar und Endoril gebaut hatten. Und am Samstagabend begannen Mara und Rina Aleidis vorzubereiten. Mara und Rina entführten Aleidis schon am späten Nachmittag in ihr eigenes, tennisfeldgroßes Badezimmer. Die große, silberne Badewanne wurde mit heißem Wasser und duftendem Schaum gefüllt. Während Rina schon verschiedene Kämme, Bürsten, Scheren und anderes vorbereitete kümmerte sich Mara um Aleidis. Die saß in der Badewanne, hielt sich am Rand fest und hatte die Augen zugekniffen. Mara hatte Aleidis eine Art Ölshampoo über den Kopf gegossen und wusch ihr nun die Haare. Dabei lief viel von dem Schaum in Aleidis' Augen und auch in ihre Nasse und den Mund. „Dagegen ist ein Kampf ja gar nichts!“, keuchte Aleidis und hustete, weil sie schon wieder Schaum in den Mund bekommen hatte. „Aber man heiratet ja auch nicht alle Tage!“, erwiderte Mara und ließ endlich von Aleidis ab. Die setzte sich auf und schob sich vorsichtig die Haarsträhnen aus dem Gesicht und rieb sich die Augen. Und im nächsten Augenblick wurde ihr ein Eimer Wasser über den Kopf gegossen! Hustend und prustend rieb sie sich wieder die Augen und ein weiterer Eimer folgte und brachte die Badewanne zum Überlaufen! Das Wasser floss über den gefliesten Boden und floss in Rinnen, die im Boden an den Wänden waren und das Wasser nach draußen brachten. „Habt ihr zwei es endlich?“, fragte Rina ungeduldig und zerrte ein großes Handtuch aus dem Schrank. „Ja, fertig!“, erwiderte Mara, nahm das Handtuch entgegen, hielt es hoch und wickelte es um Aleidis als die sich aus dem Wasser erhob. „Zum Glück endlich fertig!“, meinte Aleidis erleichtert, als sie aus der Badewanne kletterte. Rina drückte Aleidis auf einen Stuhl vor einem großen Frisiertisch und begann ihr mit einem kleineren Handtuch die Haare ordentlich durchzurubbeln. Als Aleidis Haare wenigstens etwas trockener waren ließ es Rina gut sein und begann die Haare zu kämmen. Die Spitzen wurden fransig geschnitten, ebenso wie der Pony. Und am Ende drehte Rina Aleidis' Haare noch so zusammen, dass sie am nächsten morgen große Locken ergaben. Und am Sonntag war es endlich so weit. Aleidis wurde Frühmorgens geweckt, aber ohne dass ihr Bett zu Bruch ging. Mara und Rina brachte Aleidis zu allererst das Frühstück. Aleidis hatte zwar keinen großen Hunger, aber sie musste etwas essen. „Wenn du jetzt nichts isst, dann wirst du heute bei der Trauung bestimmt zusammenklappen! Da bin ich mir sicher!“, meinte Rina besorgt, als Aleidis nur wenig aß. „Na ja, dann ess ich eben etwas mehr!“, erwiderte Aleidis lächelnd, „Ich will ja meine eigene Hochzeit nicht verpassen!“ Nachdem Aleidis gefrühstückt hatte brachte Mara ihr das Kleid. Es ähnelte einem Traum aus 1001 Nacht. Die Rankenmuster schienen durchsichtig, wie aus Wasser gesponnen. Aleidis war es inzwischen gewohnt das Kleid anzuziehen und daher ging das Einkleiden recht schnell. Nachdem sie das Kleid anhatte machte Rina ihr die Haare. Die Lockenwickler wurden herausgenommen und Rina verreib ein golden schimmerndes Öl in Aleidis' Haaren. Jetzt fielen sie leicht und wie Gold glänzend auf Aleidis' Schultern. Rina flocht das Diadem kunstvoll in Aleidis' Haare ein und befestigte dann mit einigen Spangen und Klammern den fließenden Schleier an ihrem Kopf. Mara legte Aleidis inzwischen die Armbänder, die Kette und die Ringe an. Mara kümmerte sich auch um das Make-up von Aleidis. „Ich tu nur wenig drauf.“, meinte Mara nachdenklich und zog eine Dose hervor. Aleidis bekam silbern schimmernde Augenlider, leicht goldene Lippen und einen zarten Rougeschleier auf den Wangen. Schließlich, um 10 Uhr, eine Stunde vor der Trauung war Aleidis fertig! Strahlend drehte sie sich um sich selbst. Sie war jetzt einfach nur glücklich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)