Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 34: Das Bündnis wird geschlossen ---------------------------------------- Aleidis schlief am Tag des Festes bis zur Mittagsstunde. Dann wurde sie von Anar geweckt. Er schubste sie einfach aus ihrem Bett auf den Boden! Während Aleidis sich wütend aus ihrer Bettdecke freikämpft hockte Anar auf ihrem Bett und lachte heftigst! „Das wirst du bereuen!“, rief Aleidis wütend, rappelte sich hoch und stürzte auf Anar zu! Doch der Hochelf sprang einfach nach hinten und Aleidis landete mit einem Bauchklatscher auf der Matratze. „Warum weckst du mich so früh auf?“, knurrte Aleidis und richtete sich mühsam auf. „Entschuldige, es ist Mittag und in einer Stunde beginnt das Fest!“, erwiderte Anar und hob ein buntest Stoffbündel auf, dass er auf den kleinen Tisch neben der Türe abgelegt hatte. „Stimmt ja.“, murrte Aleidis und gähnte. „Hier, das hat Mutter noch schnell für dich gemacht. Es müsste passen. Und es passt zum Anlass!“, meinte Anar und drückte Aleidis das Bündel in die Arme, „die Schuhe sind noch auf dem Tisch. Und in einer halben Stunde ist Abfahrt! Unten, bei den Ställen!“ Damit verschwand Anar aus Aleidis' Zimmer im Elfenschloss. Das Mädchen war reichlich verwirrt. Schließlich quälte sie sich aus dem Bett und trat vor den Spiegel. Dort faltete sie das Kleid auseinander. Es war wirklich sehr bunt und fröhlich. Die Ärmel gingen knapp bis zur Mitte des Oberarms, waren weit und flatterig und knallorange. Der Halsausschnitt war v-förmig und gab viel von den Schultern frei. Vom Hals bis zum Gürtel auf der Taille war der Stoff sonnengelb. Der wadenlange Rock bestand aus mehreren übereinander liegenden Lagen, die verschiedene Längen hatten. Der Rockstoff war in verschiedenen Rottöne getaucht. „Ist das nicht etwas frisch für diese Jahreszeit?“, fragte sich Aleidis während sie noch das Kleid betrachtete, „Es ist doch Januar und somit Winter!“ Dann fiel ihr Blick auf ihr Fenster. Lautlos flatterte das Kleid zu Boden als Aleidis es losließ und auf das Fenster zustürmte. Sofort war das Fenster geöffnet und Aleidis beugte sich etwas hinaus. Es war ein unglaublicher Anblick. Die Ebene war mit frischem, grünem Gras bewachsen! Teilweise blühten bunte Blumen, die Sonne schien warm auf das Land nieder und die Temperaturen glichen denen des Frühsommers! „Nun, dass erklärt alles!“, lächelte Aleidis leise und stürmte in ihr Zimmer zurück. Innerhalb von Minuten hatte sie sich fertig gemacht. Das Kleid passte perfekt und dazu die leichten, weißen Ledersandalen. In ihre Haare hatte Aleidis noch ein paar rote, gelbe und orange Bänder eingeflochten. „Ich komme!“, dachte sie als sie sich noch einmal vor dem Spiegel drehte. Aleidis stürmte leise singend die Treppe hinunter und rannte dabei fast Mara über den Haufen! Die Elfe trug ein grün – rotes Kleid. Zusammen liefen sie hinunter ins Herz des Schlosses. Endoril und die anderen waren schon auf dem Weg nach draußen, in den Hof zu den Kutschen. „Dann wären wir also vollzählig!“, lachte Endoril als Aleidis und Mara schlitternd bei ihm abbremsten. Der Elfenkönig war vollkommen in hellblau und gelb gekleidet. Und jeder der anderen trug andere Farbkombinationen. Lorana, Endoril's Frau, trug ein gelbgrünes kurzärmeliges Kleid. Rina war komplett in rot und gelb gehüllt. Anar, sowie sein Vater und seine Brüder, trugen ein leichtes Hemd und eine leichte Stoffhose und leichte Schuhe. Anar war komplett grünorange, Fion in alle möglichen Gelbtöne und Aleno total in hellblau und rot gehüllt. Und Elgendo, Endoril's Vater, trug violett und gelb. „Dann kann es ja losgehen!“, meinte Anar als sie zu den zwei Kutschen traten. Auch die Kutschen waren geschmückt, mit Blumen und Bändern. Die eine Kutsche war für Lorana, Endoril und Elgendo und die andere für Aleidis, Rina, Mara, Anar, Fion und Aleno. „Alle Leute dieser und aller anderen Elfenstädte gehen auch zum Fest!“, erzählte Anar aufgeregt, „Es ist der Wahnsinn, was in so wenigen Stunden alles geschehen kann!“ Die Fahrt zum Festplatz dauerte gut eine dreiviertel Stunde. Als sie dort ankamen staunten alle nicht schlecht. Der Festplatz war etwa so groß wie vier oder fünf Fußballfelder. Es standen Unmengen an Tischen und Bänken in Reih und Glied herum! Dazu einige Baldachine unter denen einzelne Tische waren. Die Tische standen im Rechteck um eine freie Fläche herum. In der Mitte dieser Fläche war eine Art Bühne aufgebaut, auf der Musikanten waren. Sowohl Dämonen als auch Elfen spielten zusammen auf der Bühne Musik. „Die Tische decken sich von allein!“, erklärte Endoril als sie die Kutschen verließen, „So muss eigentlich keiner arbeiten und es gibt genug Plätze für Dämonen und Elfen!“ „Das ist wirklich toll!“, staunte Aleidis als sie sah, wie viele Feiernde schon da waren. Sie sah nur frohe Gesichter, die von ganzem Herzen strahlten. „Vater!“, rief Anar halblaut, der noch in der Kutsche stand, „Die Dämonen kommen auch schon!“ Aleidis wartete nicht auf Endoril's Antwort. Sie lief auf den Festplatz zu, sprang auf eine Bank und lief balancierend auf die Fläche in der Mitte. Dann lief sie quer über die Fläche und wieder über eine Bank, dann war sie auf der anderen Seite, wo die Dämonenkutschen gerade zum Stehen kamen. Auch die Dämonen war in fröhliche, bunte Farben gekleidet. Hilarion sprang aus der Kutsch, kaum das er Aleidis erkannt hatte. Der Dämon trug ein leichtes rotgelbes Hemd, einen violetten Gürtel und eine dunkelorange Hose. Seine leichten Stoffschuhe waren braun. „Aleidis!“, rief Hilarion während er auf sei zustürmte. Aleidis konnte kaum den Mund öffnen, da war Hilarion auch schon bei ihr, umarmte sie und hob sie hoch. „Wir haben uns doch erst gesehen!“, lachte Aleidis als Hilarion sie wieder losgelassen hatte, „Und es scheint so, als hätten wir und Tag oder Wochen nicht gesehen!“ „Ja!“, erwiderte Hilarion auch lachend, „Da siehst du mal, wie sehr ich dich mag!“ Gemeinsam gingen Aleidis und Hilarion durch einen Gang zwischen den Tischen wieder zurück auf die Fläche. Anar winkte Aleidis von einigen Tischen unter einem der Baldachine zu. Aleidis und Hilarion kamen zu der Hochelfenfamilie. Hilarion wurde von Endoril und den anderen freudestrahlend begrüßt. Und einige Minuten später auch die Königsfamilie der Dämonen, die sich zu ihnen gesellte. Der Festplatz füllte sich schnell und nach einigen Minuten waren alle Bänke und Tische besetzt. Und Aleidis wurde das Gefühl nicht los, dass die Bänke von selbst erschienen! Je nachdem wie viele man brauchte. Dann begannen die Musikanten fröhliche Lieder zu spielen und Speisen und Getränke erschienen auf den schweren Eichentischen. Aleidis und Hilarion langten tüchtig zu, die letzte richtige Mahlzeit lag schließlich schon etwas zurück. Endoril und Sinmar diskutierten fröhlich drüber, wie man das neue Land am gerechtesten gegenüber der anderen Rasse und der Natur nutzen konnte. Rina, Mara und Fruna, Hilarion's jüngere Schwester, diskutierten leise flüsternd über ihre Verlobten. Und Fion, Anar, Aleno und die beiden jüngeren Brüder von Hilarion, Afenju und Loreander schlossen Freundschaft und heckten schon mal Streiche aus. Aleidis und Hilarion redeten über die vergangenen Tage, aber sie mieden es über die Zukunft zu sprechen. Das Essen dauerte lange, bis 15 Uhr. Und dann erschienen Tabletts mit süßen Kleinigkeiten auf den Tischen und die Musikanten machten eine Pause. Einer von ihnen kam zu Elgendo und Sinmar und sprach kurz mit ihnen. Es sah aus, als würden die beiden Könige ihm Anweisungen geben. Der Elf nickte ein paar mal und ging zurück zu seinen Kollegen. „Was gab’s denn da zu flüstern?“, fragte Aleidis natürlich sofort neugierig. „Das wirst du in einigen Minuten schon erfahren.“, grinste Sinmar zurück und Endoril nickte zustimmend. Aleidis verdrehte die Augen und sah wieder zu den anderen am Tisch. Dann ließ sie ihren Blick wandern und sah auf all die andern voll besetzten Tische. Es wurde überall viel gelacht und geredet. Dämonen und Hochelfen saßen zusammen an Tischen und unterhielten sich prächtig. Aleidis musste lächeln, all die Angst und die Verzweiflung der letzten Tage war vergessen. Plötzlich setzte die Musik wieder ein. Und nach den ersten paar Takten verstand Aleidis, was Endoril und Sinmar mit dem Musikanten zu besprechen gehabt hatten. Dies war das Frühlingslied der Elfen. Und dazu wurde ein fröhlicher Tanz getanzt! Endoril forderte seine Frau auf und Sinmar die seine. Die zwei Königspaare gingen auf die Fläche und begannen im Takt der Musik zu tanzen. Aleidis lächelte, als sich auch andere Paare zu ihnen gesellten, unter anderem auch Mara, Rina und Fruna mit ihren Verlobten. Einige kleine Kinder tanzten wild herum. Dämonenkinder und Elfenkinder. Es war wundervoll. Das Lied war schwungvoll und bunte Kleider flatterten. „Dann wollen wir doch auch mal!“, flüsterte Hilarion in Aleidis' Ohr, stand auf und deutete lächelnd eine Verbeugung an. Aleidis grinste, nahm Hilarion's dargebotene Hand und folgte ihm auf die Tanzfläche. Aleidis beherrschte diesen Tanz ziemlich gut, ebenso wie Hilarion. Er trat ihr nicht auf die Füße und sie nicht auf die seinen. Aleidis genoss ihr Glück in vollen Zügen. Nach einigen Liedern, zu denen Aleidis und Hilarion getanzt hatten, setzten sie sich wieder an den Tisch. Hilarion hielt Aleidis' Hand fest in seiner und dachte nicht daran sie loszulassen. Alle, die am Tisch gesessen hatten tanzten inzwischen. Aleidis sah glücklich zu. Sie fühlte sich federleicht und frei von allem, was einmal war. Frei wie ein Vogel im Wind. Nach einige Zeit kamen Sinmar und Endoril zurück zum Tisch. Ihre Frauen hatten sich zu Freundinnen gesellt. Endoril's Augen strahlten voller Glück und seine Wangen waren leicht rosa. Sinmar sah ganz ähnlich aus. Die beiden setzten sich zu Aleidis und Hilarion und tranken erst einmal etwas. „Noch vor wenigen Stunden habe ich gedacht, dass wir nie wieder feiern könnten! Und erst recht nicht den Sieg!“, meinte Sinmar, als er ein ganzes Glas Blütenwein getrunken hatte. „Mir ging es ähnlich!“, erwiderte Endoril lächelnd und wurde dann ernst. Nachdenklich musterte er Sinmar. „Wie lange wird unser Friedensvertrag halten?“, fragte der Elfenkönig dann, „Er ist zwar auf ewig geschlossen, aber vielleicht wird er doch irgendwann gebrochen!“ „Das kann schon sein.“, murmelte Sinmar nachdenklich, „Man weiß nie, was die Zukunft bringen wird. Wenn wir uns durch ein dummes Missverständnis wieder verfeinden? Was dann?“ „Jetzt muss doch erst mal wieder eine Verbindung zwischen den beiden Rassen wachsen! Und gute Freunde sprechen miteinander!“, warf Hilarion ein, „Man kann dann darüber reden und die Wahrheit herausfinden.“ „Ja, aber es wird lange dauern, bis sämtliche Vorurteile verschwunden sind!“, erwiderte Endoril nachdenklich, „Und es wird lange dauern bis wieder ein tiefes Vertrauen zwischen und gewachsen ist. Jahrtausende voller Krieg werden nicht so ohne weiteres vergessen.“ „Vielleicht ginge es einfacher, wenn wir uns einfach verstehen müssten.“, meinte Sinmar nach einigen schweigsamen Minuten, „Wenn wir durch irgendetwas verbunden wären. Etwas, auf das keiner von uns Einfluss nehmen kann.“ „Ein Bündnis zusätzlich zu unserem Friedensvertrag.“, verstand Endoril lächelnd, „Ich verstehe, aber was für ein Bündnis?“ Aleidis bemerkte den festen Druck von Hilarion's Hand. Sie sah ihren Freund an. Er sah sie an, mit einem sehr merkwürdigen Blick. Es war, als würde er ihre Gedanken schicken und ihr erklären was er dachte. Und plötzlich verstand Aleidis. Langsam schüttelte sie den Kopf. „Spinnst du?“, fragte Aleidis flüsternd. „Nein, absolut nicht! Das wäre doch das perfekte Bündnis!“, flüsterte Hilarion zurück. Endoril und Sinmar sahen die beiden neugierig an. „Was denn?“, fragte Sinmar schließlich, als ihm das Getuschel von Aleidis und Hilarion nervte. Hilarion machte ihm ein Zeichen, dass er noch ein paar Minuten brauchen würde. Aleidis und Hilarion diskutierten flüsternd miteinander. Und schließlich gab Aleidis nach, sie wollte es ja eigentlich auch. „Also, was jetzt?“, fragte Endoril neugierig. Er platzte fast. „Wir haben euch etwas verschwiegen.“, begann Hilarion ziemlich sicher, „Wir sind nicht „nur“ Verbündete, oder „nur“ Freunde, wir sind...“ Sinmar klappte der Unterkiefer herunter und Endoril's Augen weiteten sich. „Wir sind ein Liebespaar!“, vollendete Hilarion seinen Satz und wie zum Beweis küsste er Aleidis. „Ich verstehe!“, flüsterte Endoril, „So ein Bündnis ist natürlich eines der stärksten überhaupt!“ „Du verstehst nur die Hälfte!“, grinste Hilarion, „Wir haben eben beschlossen, dass wir heiraten werden!“ Endoril starrte auf Hilarion, dann auf die rot gewordene Aleidis und schließlich auf Sinmar. „Aha...“, begann Endoril ziemlich verdattert. „Na dann...“, meinte auch Sinmar, „Wann denn?“ „Ihr vergesst etwas!“, warf da Aleidis ein, „Etwas, das unbedingt noch zu klären ist! Mein „Familie“ in der anderen Welt! Was ist mit diesen Leuten? Ich habe dort 17 Jahre gelebt! Wie kann ich von dort einfach verschwinden? Sie würden niemals einwilligen! Und erklären kann man denen nichts!“ „Da hab ich schon eine Idee!“, begann Sinmar, beugte sich vor und erklärte im Flüsterton was er plante. Aleidis und Hilarion lauschten Sinmar’s Plan und langsam begeisterten sie sich dafür. Nach ein paar Minuten war alles geklärt und Aleidis und Hilarion wurden als Bündnispaar zwischen den Rassen vorgestellt und das Fest wurde noch prächtiger! Und Aleidis grinste immer wieder, wenn sie an Sinmar’s Plan denken musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)