Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 24: Die Prophezeihung ----------------------------- Als Aleidis am folgenden Morgen aufstand erinnerte sie sich noch deutlich an den vergangenen Tag. Sofort wurde sie wieder unruhig. Sie mussten einen Weg finden um den bevorstehenden Krieg zwischen den Dämonen und den Hochelfen zu verhindern! „Aber wie?“, überlegte Aleidis, während sie sich anzog, „Unsere Kräfte sind nicht vergleichbar mit der Kraft eines ganzen Heeres! Und auch nicht mit dem Hass und der Wut, die diese Heere noch verstärken! Was können wir nur tun? Vielleicht fällt mir bis heute Nachmittag ja was ein!“ Aber bis dahin musste sie wieder die Schule überstehen. Inzwischen war sie, sehr zu ihrer Freude, die Klassenschlechteste. Ihr Vater wollte sie zwar zu Nachhilfe zwingen, aber sie verschwand immer in ihr Zimmer und von dort aus zu Hilarion ins gebannte Tal, oder zu den Hochelfen. So entkam sie jeder Nachhilfestunde, und ihr Vater kam auch nicht auf ihre Fluchtmöglichkeiten! „Heute wirst du aber auf jeden Fall in die Nachhilfe gehen!“, meinte Aleidis' Vater wütend, als er sie wieder von der Schule abholte, „Dafür werde ich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln erreichen!“ „Das will ich sehen!“, knurrte Aleidis, inzwischen hasste sie ihren Vater richtig. „Und wie du das sehen wirst!“, rief ihr Vater und fuhr beinahe von der Straße, „Du wirst auf jeden Fall dieses verdammte Jahr bestehen und dann Jura studieren! Damit du Rechtsanwältin wirst und gut verdienst! Das wirst du!“ „Wer ich eben nicht!“, dachte Aleidis als sie bei Mittagessen saß. Ihr Vater beobachtete sie mit Adleraugen, er war fest entschlossen sie dieses mal nicht entkommen zu lassen! „Wo willst du hin?“, fragte ihr Vater scharf, als Aleidis aufstand. „Ich muss aufs Klo! Verdammt noch mal!“, fauchte Aleidis wütend zurück und verließ das Esszimmer. „Genehmigt!“, schrie ihr Vater ihr hinterher. Aleidis ging in das große Badezimmer im Erdgeschoss und zog aus einem kleinen Versteck hinter einer großen Fliese die Elfensachen hervor. Sie zog sich um und stopfte die Schulsachen hinter die Fliese in das Geheimfach. Aleidis ging aufs Klo, wusch sich und holte ihr Amulett hervor. Sie fuhr mit dem Finger darum herum und berührte den Stein in der Mitte. Sofort war sie im Gebannten Tal und lachte, als sie an das dumme Gesicht ihre Vaters denken musste, das er machen musste, wenn er entdeckte, dass Aleidis schon wieder weg war! Es dauerte einige Minuten bis Hilarion auftauchte. Währenddessen spielte Aleidis mit ihrer Macht. Sie drehte sich um die eigene Achse, ließ ein paar Wirbel aus silbrig blauem Staub, der glitzerte, erscheinen, die um sie herum wirbelten. Dazu kam noch etwas Wind, der mit der schweren Wolltunika und Aleidis' langen Haaren spielte. Aleidis musste sich auf nichts konzentrieren, es geschah das, was sie wollte. „Wenn das bei mir auch so einfach wäre!“, meinte Hilarion der nun aus einer roten Wolke erschien. „Das wird bei dir auch schon noch!“, lachte Aleidis und ließ den Staub auf die Erde rieseln. Sie ging auf Hilarion zu, und stoppte vor ihm. Sie zögerte, sollte sie... Hilarion nahm ihr die Entscheidung ab, indem er sie einfach fest in die Arme schloss. „Ist dir schon irgendetwas eingefallen?“, fragte Aleidis als sie sich mit Hilarion an den Bach setzte, der durch das Tal floss. „Nein, noch absolut nichts!“, seufzte Hilarion niedergeschlagen, „Bei uns werden die Messer schon gewetzt! Mein Vater glaubt zwar, ich bekomme nichts mit, aber ich bemerke sehr wohl, dass sie etwas verändert.“ „Ja, schon.“, murmelte Aleidis, „Das einzige, was wir tun können ist, glaub ich, zusammen zu trainieren und stärker zu werden. Vielleicht können wir dann irgendwie die Armeen aufhalten.“ „Das ist wohl wirklich das einzige, dass wir tun können.“, murmelte Hilarion zustimmend, „Dann sollten wir anfangen, oder?“ „Ja!“, erwiderte Aleidis entschlossen. „Im Kampfmodus?“, fragte Hilarion und stand auf. „Natürlich!“, erwiderte Aleidis und erhob sich ebenfalls, „Der bringt schließlich am meisten!“ „Gut, wie immer also!“, meinte Hilarion und verschwand blitzschnell im Wald. Aleidis lief am Bach entlang, zur Quelle und dort in den Wald hinein. Schnell beschwor sie ein unsichtbares Eisschild an ihren rechten Arm, damit konnte sie Hilarion's Angriffe ziemlich gut abblocken. Aleidis lauschte in die kalte Stille, sie wusste genau, dass Hilarion, wenn er sich nicht gut genug konzentrierte leise Geräusche verursachte. War da nicht etwas? Aleidis' Atem hing als weißer Hauch in der eiskalten Novemberluft, als sie sich umsah. Blitzschnell riss sie ihren rechten Arm hoch und blockte einen gigantischen Feuerball ab. Genauso schnell schleuderte sie einige Frostblitze auf Hilarion, der schutzlos oben auf einem Ast im Baum stand. Der ließ sich einfach zurück fallen und landete mit einem Salto auf dem Boden. „Verdammt!“, schrie er und stürmte mit brennenden Händen auf Aleidis zu, „Immer bemerkst du mich!“ Aleidis sprang zur Seite und vereiste im Fallen den Boden unter Hilarion. Der verlor sofort das Gleichgewicht, fiel hin und schlitterte einige Meter weit hilflos herum. Diese Sekunden nutzte Aleidis zur Flucht. So wütend hatte sie Hilarion noch nie erlebt! Was wenn er ernst macht!? Sie sprang auf einen Felsen und von dort auf einen dicken Ast. Aleidis hob die Hände auf Augenhöhe und ließ in ihren Handflächen kleine, hellweiße Lichtkugeln entstehen. Sie erwartete Hilarion's Angriff. Und der ließ nur Sekunden auf sich warten! Er schoss, von Ast zu Ast springend, auf sie zu. Immer noch mit brennenden Händen. Aleidis jagte ihm blitzschnell hintereinander Eiskugeln entgegen, aber er wich problemlos aus. Er war nicht mehr weit weg. Aleidis erkannte nun, dass sie falsch überlegt hatte. Ein Sturz aus dieser Höhe hätte schwere Verletzungen zur Folge! Sie konnte aber nur noch nach unten ausweichen! Jetzt war Hilarion nur noch wenige Meter weg. Er wurde immer schneller! Im letzten Moment wich Aleidis leicht seitlich aus, trat zu weit seitlich und verlor das Gleichgewicht! Ein Feuerball schoss an ihr vorbei, als sie in die Tiefe fiel. Ein gellender Schrein entrann ihrer Kehle, dann prallte sie mit dem Rücken auf die Erde und brach durch eine morsche Falltüre aus Holz! Aleidis hörte noch den Ruf von Hilarion, erschrocken, panisch. Dann fiel sie in Dunkelheit. Sie prallte heftig gegen irgendetwas sehr hartes und schließlich landete sie auf felsigem Boden. „Aleidis!! Aleidis!!“, schrie Hilarion von oben. Er spähte durch die Öffnung etwa sieben Meter über Aleidis. „Lebst du noch?“, schrie er immer panischer. „Ja!“, stöhnte Aleidis und hustete, ihr gesamter Körper fühlte sich zerschlagen an, warum lebte sie noch. „Nicht bewegen, ich komm runter! Moment!“, rief Hilarion hinab und nur wenige Sekunden später kletterte er mit einer Fackel in der Hand eine steile Treppe hinab in die unterirdische Höhle, in die Aleidis gefallen war. Aleidis stemmte sich mühevoll in die Höhe, bis sie saß, als Hilarion bei ihr war. Im flackernden Licht der Fackel sah sie das viele Blut, das ihre Kleidung durchtränkte. „Oh mein Gott!“, keuchte Hilarion, „Ich bin schuld! Lass mal sehen!“ Er untersuchte sämtliche Wunden, die sich Aleidis bei ihrem Sturz zugezogen hatte und verband die größeren gekonnt. „Wo sind wir hier?“, fragte er dann, als er Aleidis' letzten großen Schnitt verarztet hatte. „Hier scheint schon lange niemand mehr gewesen zu sein.“, meinte Aleidis, „Die Falltüre oben war mit Erde bedeckt und das holz extrem morsch.“ „Da hinten geht es weiter. Es scheint zu einer großen Höhle zu führen!“, sagte Hilarion aufgeregt, „Das sollte man genauer untersuchen! Kannst du aufstehen?“ Aleidis versuchte es, aber es ging nicht. Ihr rechtes Bein schien schlimmeren Schaden genommen zu haben. Hilarion nahm sie einfach auf die Arme und trug sie. Mit den linken Arm hielt sich Aleidis an seinen Schultern fest und in der rechten Hand hielt sie die Fackel. Hilarion trug sie weiter in die Höhle hinein, bis sie sich plötzlich weitete und zu einer gigantischen Tropfsteinhöhle wurde! „Unglaublich!“, hauchte Hilarion überwältigt. Die Tropfsteine schienen von innen heraus zu leuchten! Die Höhle selbst war ungefähr so groß wie der Kölner Dom! „Was ist das hier wohl?“, fragte Hilarion fasziniert. „Sie mal!“, sagte Aleidis und deutete auf einen Tropfstein, der von unten nach oben wuchs, „Der sieht doch aus wie ein Engel!“ „Stimmt, du hast recht!“, erwiderte Hilarion verblüfft, „Da ist noch einer!“ „Da auch!“, rief Aleidis ungläubig, „Alle Tropfsteine, die von unten nach oben wachsen sehen aus wie Engel!“ „Und sie schauen alle auf den Tropfstein in der Mitte der Höhle!“, stellte Hilarion fest und sah in die Höhle hinein. Der Stein in der Mitte der Höhle war zusammengewachsen und sah aus wie ein Baum. Er hatte etwa einen Durchmesser von sechs oder sieben Metern. Er schien die ganze Höhlendecke zu stützen. Hilarion ging auf den Sten zu uns setzte Aleidis davor auf einen Felsen. „Unglaublich!“, murmelte er, „So etwas schönes habe ich noch nie gesehen! Die Engelsteine scheinen wirklich einen Körper eingeschlossen zu haben!“ „Stimmt. Du hast recht!“, murmelte Aleidis, „Es sieht wirklich so aus!“ „Da ist etwas!“, meinte Hilarion und trat an den Baumtropfstein heran, „Es sieht so aus, als wäre unter dem Gestein etwas geschrieben!“ „Echt?“, fragte Aleidis erstaunt, „Und was? Kannst du es lesen? Sag schon!“ Hilarion starrte auf des fast durchsichtige Gestein. „Ich kann es lesen, wenn auch schwer, aber es klappt!“, meinte er, „Ich lese es vor.“ „Ja, mach das!“, erwiderte Aleidis neugierig. Es neigt sich das Alte, es beginnt das Neue. Was uns trennt verschwindet, es verlischt was uns bindet. Des Bodens Beben erweckt das Böse. Es entsteht was darf nicht sein. Kommt um zu holen sich die Rache. Vereint, zwei Feinde, in Liebe. Zusammen gegen Tod. Zusammen zu göttlicher Macht, Die das Feuer der Freundschaft entfacht. Zu Verhindern den Untergang, Treten gegen Freunde und Familie, zu stiften Frieden. Dem ersten, seit die Welt erstand. „Das steht da?“, fragte Aleidis verwirrt, „Ist das ein Rätsel in schlechter Reimform?“ „Oder eine verwirrende Prophezeiung oder so!“, erwiderte Hilarion und rieb sich die Augen. „So was kompliziertes hab ich ja wirklich noch nie gehört!“, lächelte Aleidis leicht überfordert, „Wollen wir es rauskriegen?“ „Gerne!“, meinte Hilarion und setzte sich neben sie. „Mal sehen. Es neigt sich das Alte, es beginnt das Neue. Was könnte das bedeuten?“, fragte Hilarion nachdenklich. Aleidis überlegte kurz, „Vielleicht Neujahr! Das alte Jahr endet und das Neue beginnt!“ „Ja, das muss es sein!“, rief Hilarion richtig begeistert aus, „Machen wir am besten alles einzeln!“ „Die nächsten zwei gehören wohl zusammen.“, überlegte Aleidis laut. „Was uns trennt verschwindet.“ „Es verlischt was uns bindet.“, sprach Hilarion weiter, „Was könnte gemeint sein?“ „Das Trennende könnt doch...“, begann Aleidis aufgeregt und Hilarion endete , „Die Felsengrenze sein! Ja! Das ist es! Und das Bindende ist dann wohl die Moral, oder die Angst vor den anderen!“ „Ja, bis jetzt geht es um den Krieg zwischen Dämonen und Hochelfen, aber was bedeuten die folgenden drei Zeilen?“, fragt Aleidis , „Des Bodens Beben erweckt das Böse. Es entsteht was darf nicht sein. Kommt um zu holen sich die Rache.“ „Ich glaube das ist eine Anspielung auf die Rachegeister der verstorbenen Mondentöchter und Sonnensöhne. Als die Blutwölfe kamen zitterte die Erde ein wenig. Die Rachegeister dürfen in dieser Welt nicht sein und sie wollen an einander Rache nehmen!“, erklärte Hilarion, „Indem sie die Elfen und Dämonen zu ihresgleichen machen und gegen einander kämpfen!“ „Ja, das klingt logisch.“, murmelte Aleidis, „Und der zweite Vers?“ „Vereint, zwei Feinde, in Liebe.“, wiederholte Hilarion und sah Aleidis an, „Das bedarf keiner näheren Erläuterung!“ Aleidis lächelte, der erste Satz war wirklich klar! „Zusammen gegen den Tod. Zusammen zu göttlicher Macht.“, sagte Hilarion nachdenklich, „Das erste ist klar, aber das zweite!? Ach, machen wir nachher, weiter im Text!“ „Die das Feuer der Freundschaft entfacht, treten gegen Freunde und Familie, zu stiften Frieden, den ersten seit die Welt erstand.“, wiederholte Aleidis, „Freundschaft ist klar! Und das mit dem ersten Frieden auch!“ „Aber der Rest!“, meinte Hilarion fast etwas hilflos, „Der gehört vielleicht zusammen!“ „Gut möglich!“, rief Aleidis aus, „Zusammen zu göttlicher Macht! Ja, das ist es!“ „Was denn?“, fragte Hilarion verwirrt. „Also, Mondentochter und Sonnensohn haben die göttliche Macht über Feuer und Eis bekommen! Vielleicht können sie, wenn sie zusammen üben, zu so etwas wie Halbgöttern werden und die völlige Kontrolle über die beiden Elemente ausüben!“ „Dann gibt auch der Rest einen Sinn!“, rief Hilarion, „Als Halbgötter können wir und gegen die Heere stellen dann haben wir genug Kraft! Um einen Krieg zwischen Dämonen und elfen zu verhindern!“ „Und einen gegen die Rachegeister der Verstorbenen zu gewinnen!“, fügte Aleidis hinzu. „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“, murmelte Hilarion, „Noch etwa sechs Wochen! Bis dahin müssen wir es schaffen!“ „Und wir müssen die Armeen aufhalten!“, fügte Aleidis bedrückt hinzu. Hilarion nahm ihre Hand in die seine. Schweigend saßen sie da. Ihnen war klar, dass sie die ersten waren, die diese Prophezeiung je gelesen und gedeutet hatten. Und nun mussten sie stärker werden um zwei Völker vor dem Tod zu schützen. Und um die Rächer endgültig zu vernichten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)