Mondentochter,Sonnensohn von Niduan (Zwei Rassen die sich bekriegen. Und zwei Freunde, die jede Tradition brechen..) ================================================================================ Kapitel 19: Terror ------------------ In der ersten Novemberwoche bekam Aleidis von Mara und Anar Tanzstunden. Aleidis musste mit Anar tanzen und Mara korrigierte immer ihre Schritte. Aleidis stellte fest, das die elfischen Tänze mit denen der Menschen nicht viel gemeinsam hatten! Bei den Menschen gab es zwar viele verschiedene Tänze, aber keiner war so anspruchsvoll wie der Tanz der Elfen. Die Musik war schnell, zart und rhythmisch. Und beim Tanzen bekam man fast einen Knoten in die Beine. Anar führte Aleidis sehr sicher, er konnte hervorragend tanzen. Aleidis war noch etwas ungeschickt, aber das Elfenblut kam auch hier durch. „Verlagere bei den Drehungen das Gewicht auf die Fußballen!“, meinte Mara und beobachtete Aleidis scharf. „Versuch ich doch!“, erwiderte Aleidis und verfehlte beinahe die Drehung. „Konzentrier dich Mädel!“, meinte Mara mit tadelnder Stimme, „Auf dem Ball musst du tanzen können!“ „Ich streng mich doch an!“, sagte Aleidis mit jammernder Stimme. Aleidis war froh, als die Tanzstunde endlich vorbei war! Sie spürte jeden einzelnen Knochen im Körper. „Oh Mann!“, meinte Aleidis erschöpft, als sie in dem kleinen Wohnsaal saß und auf das lodernde Kaminfeuer sah, „Ich kann nicht mehr! Das war jetzt mal richtig anstrengend!“ „In zwei Wochen musst du den Tanz beherrschen!“, lächelte Anar und trank einen Schluck Tee, „Der Ball ist traditionell am zweiten Freitag der vollen Woche im November! Aber, du packst das schon, da bin ich mir sicher!“ „Ich nicht!“, erwiderte Aleidis, „Im Tanzen bin ich ne Niete. Und was für eine!“ „Quatsch!“, meinte Mara die eben hereinkam, „Aleidis, du kannst gut tanzen. Aber du traust es dir nicht zu! Das ist dein Problem!“ „Mara hat Recht!“, dachte Aleidis, als sie an diesem Abend um 19 Uhr in ihrem Zimmer saß, „Ich traue mir nichts zu! Vielleicht muss ich nur sicherer werden! Aber wie?“ Plötzlich leuchtete der Anhänger an der Kette, die sie von Hilarion bekommen hatte auf. Dass hieß, das Hilarion im gebannten Tal war! Aleidis fuhr mit dem Finger um das Amulett herum und berührte den Edelstein in der Mitte. Dabei dachte sie mit aller Kraft an das gebannte Tal! Sekunden später erschien Aleidis aus blauem Licht im dunklen Tal. Die freie Fläche in der Mitte, beim Fluss, wurde von einem Lagerfeuer erleuchtet. Die Bäume und das Gras waren dunkelgrün, fast schwarz. Leichter Wind fuhr durch die Blätter und über das Gras. „Ich wusste das du kommst!“, meinte Hilarion, der beim Feuer saß, lächelnd. „Richtig vermutet!“, lachte Aleidis und setzte sich zu dem Dämon. Sie unterhielten sie eine Weile über Aleidis' Schule. Die Hälfte der Woche hatte sie ja schon geschafft, morgen war Donnerstag und der erst November. „Ich bekomm zur Zeit Tanzstunden!“, erzählte Aleidis, „Für den Herbstball muss ich tanzen können!“ „O je!“, lachte Hilarion, „Ich weiß noch, wie ich für den Winterball tanzen lernen musste! Es war die Hölle! Ich bin ohne Ende über meine eigenen Füße gestolpert!“ Aleidis lachte, „So schlimm ist es bei mir nicht! Aber ich habe Angst, dass ich mich später mal in meinem Kleid verfange!“ Jetzt lachte Hilarion, „Ich denke nicht, dass das passieren wird!“ „Hoffentlich hast du Recht!“, meinte Aleidis. Hilarion schwieg kurz. „Kannst du mir zeigen, wie du dann tanzen musst?“ „Wie denn bitte?“, fragte Aleidis verwundert. „Ganz einfach.“, meinte Hilarion, „Ich führe einfach nach dem Takt des Winterballs und du tanzt den Herbstball!“ „Na gut.“, meinte Aleidis zögernd und stand auf. Hilarion erhob sich ebenfalls. Der Dämon legte eine Hand auf Aleidis' Hüfte und nahm mit der anderen Aleidis' Hand. Aleidis legt ihre freie Hand auf Hilarion's Schulter. Sie schaffte es gerade noch nicht rot zu werden. Sie tanzten und stellten dabei fest, das ihre Tänze identisch waren. Hieß das, dass Dämonen und Hochelfen doch nicht immer Feinde gewesen waren? Als Aleidis am nächsten Morgen aufwachte spürte sie alle Knochen. Tanzen war eben doch anstrengender, als sie gedacht hatte. Gelangweilt wie immer ließ sie den gesamten Vormittag lang den Lateinunterricht über sich ergehen. Aber, den Nachmittag konnte sie nicht nutzen um zu den Elfen zu gehen. Ihr Vater hatte einen Nachhilfelehrer engagiert und der gab Aleidis nun fünf Stunden lang Nachhilfe. Er war ein pensionierter Lateinprofessor, der gerne noch unterrichtete. Und er war noch sehr vorsintflutlich in seinen Anschauungen. Er war der Meinung, Aleidis müsste unbedingt lernen, da ihr Vater ihr diese Schule bezahlte! Bitterböse blockte die jede Frage ab, sie wollte keine Rechtsanwälten werden. Der Nachhilfelehrer versuchte verzweifelt sie zum Mitmachen zu bewegen. Er drohte mit unendlich viel Hausarbeit, er versprach Süßigkeiten und Ausflüge. Aber Aleidis ließ alles kalt. Was sie wollte, konnte er ihr nicht geben. Aleidis saß an einem großen Tisch in der Bibliothek und ignorierte den Nachhilfelehrer. In Gedanken war sie im Elfental und tanzte mit Anar und unter Leitung von Mara. „Was soll das?“, fragte der Nachhilfelehrer verzweifelt, „Du blockst total ab! Dabei investiert dein Vater sehr viel Geld in diese Schule! Du musst dich ihm doch erkenntlich zeigen und wenigstens gute Noten schreiben!“ „Sein Problem, wenn er Geld in die doofe Schule steckt!“, gab Aleidis ungerührt zurück. „Aber, wenn du Rechtsanwältin werden willst, dann brauchst du eine zweite Fremdsprache!“, meinte der Nachhilfelehrer gereizt, „Du hast sowieso Glück, dass du Noch Latein lernen kannst! Viele Jungendliche da draußen würden gerne Jura Studieren, können aber nicht, weil sie nicht die Möglichkeit haben noch eine zweite Sprache zu lernen!“ Aleidis zuckte nur mit den Schultern. „Bist du einfach nur faul, oder gehörtst du zur null Bock Generation?“, knurrte der Nachhilfelehrer und stützte sich auf die Tischplatte. Aleidis drehte den Kopf und sah ihn kühl in die Augen, auf die eiskalte Art der Elfen. „Was glotzt du so?“, fragte der Nachhilfelehrer wütend, „Du antwortest mir nicht, dass solltest du aber!“ „Nein.“, erwiderte Aleidis, „Sie können mir nichts! Mein Vater kann mir auch nichts! Schon lange nicht mehr!“ „Du willst wohl nur nicht lernen, weil dein Vater es dir bezahlt!“, meinte der Lehrer und richtete sich auf, „Könntest du es dir selbst finanzieren würdest du wohl lernen!“ „Auch dann nicht!“, meinte Aleidis teilnahmslos. „Bist du irre?“, fragte der Lehrer, „Diese Schule, auf die du gehst, kosten sehr viel! Müsstest du das Geld selber aufbringen, würdest du ganz sicher lernen!“ „Garantiert nicht.“, erwiderte Aleidis und sah den Lehrer an, „Weil ich dann nämlich auf einer andere Schule gehen würde und nicht in diese Schule!“ „Was soll man nur mit dir machen?“, fragte der Professor verzweifelt, „Du blockst meinen Unterricht total ab und scheinst auch gar keine Lust zu haben auf eine Karriere als Rechtsanwältin!“ Aleidis schwieg und sah aus dem Fenster. Es zeigte in Richtung des Waldes, dort lag auch ihre wahre Heimat, an der ihre wahre Familie wohl schon wartete! Der Professor hielt nun einen langen Vortrag über die Notwendigkeit des Lateinunterrichts für Rechtsanwälte und im Allgemeinen! Aleidis schaltete auf Durchzug und war heilfroh, als der Professor sich endlich verabschiedete und die Bibliothek verließ! Kaum hatte der Nachhilfelehrer die große Bibliothek verlassen kam auch schon Aleidis' Vater herein. Er tobte regelrecht. „Du bist so unglaublich faul!“, brüllte er hochrot im Gesicht, „Es ist so, als wolltest du nur herumsitzen und lesen! Wenn das so weitergeht werde ich jeden Tag den Nachhilfelehrer kommen lassen! Und noch dazu einen Psychologen! In deinem Hirn kann irgendetwas nicht stimmen! Sonst würdest du doch erkennen, dass ich nur das beste für dich will! Du bist nichts weiter als eine faule kleine Göre!“ „Den Psychologen brauchst du!“, erwiderte Aleidis mit der kühlen, erhabenen Art der Hochelfen, „Merkst du es nicht? Du HAST keine Macht mehr über mich! Ich habe mich deinem Willen schon vor langem entzogen und werde ihn mir nie wieder aufzwingen lassen!“ Damit stand Aleidis auf und ging an ihrem Vater vorbei und aus der Bibliothek. „Aleidis!“, brüllte er noch mit wütender Stimme, dann war sie schon auf der Treppe die hinauf in ihr Zimmer führte. Aleidis schloss die Türe und schloss sie ab. Jetzt wollte sie ihre Ruhe haben, Ruhe vor Latein und vor ihrem Vater. „Herrje, was war denn hier los?“, fragte eine Stimmte vom Spiegel her und Aleidis drehte sich um. Mara war eben aus dem Spiegel gestolpert und richtete sich auf. „Mein Vater macht wieder Terror.“, erklärte Aleidis und ließ sich auf ihr Bett fallen, „Ich hab in der Schule schlechte Noten und blocke den Nachhilfeunterricht ab.“ „Und der kapiert immer noch nicht, dass du kein Latein lernen willst?“ , fragt Mara mit wütender Stimme, „Wird Zeit, dass wir dich endlich zu uns holen!“ „Das wär’s schon.“, murmelte Aleidis, „Aber wie? Ich lebe in der Menschenwelt! Und in der ist kein Platz für Magie und Zauberei!“ „Wir können dich auch einfach zu uns holen und deiner Familie einen Vergessensfluch verpassen!“, meinte Mara, „Sie würden dann vollkommen vergessen, dass es dich gibt! Und aus allen Fotos und so wirst du ausgelöscht!“ „Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg.“, erwiderte Aleidis, „Morgen Nachmittag werde ich auf jeden Fall wieder ins Tal kommen!“ „Gut, dann bis morgen! Schlaf gut, Schwester!“, verabschiedete sich Mara und verschwand durch den Spiegel in ihre Welt. Aleidis stand am folgenden Morgen eine Stunde früher auf und probte im Nachthemd noch einmal den Tanz der Hochelfen für den Herbstball. Inzwischen klappte es doch ganz gut. Das fanden auch Mara und Anar mit denen Aleidis am Nachmittag wieder in der Elfenwelt übte. „Du machst riesiger Fortschritte!“, meinte Mara bewundernd als Aleidis eine perfekte Drehung vollführte, „Bald bist du so gut wie eine Elfe! Und dann bist du der Stern des Balls!“ „Ach Quatsch!“, meinte Aleidis lächelnd, „Niemals werde ich so gut sein!“ Diesmal beendeten sie die Tanzstunde früher und Aleidis übte noch ein wenig den Umgang mit Eis. Dabei ärgerte sie Anar. Er lief quer durch den Saal, und zwar ziemlich schnell. Aleidis vereise kurzerhand den Boden, Anar rutschte aus und schlitterte auf dem Eis gegen die Wand. „Na warte!“, rief er wütend und rappelte sich hoch. Schlitternd kam er auf Aleidis zu. Die rutschte schnell davon und ließ dann eine Eisblase um sich herum entstehen. Anar konnte nichts mehr tun. Vor allem auch weil Aleidis jetzt die Eisschicht auf einer Seite dicker werden ließ und Anar hilflos die Neigung hinunter rutschte. „Verdammt!“, knurrte Anar als er wieder an die Wand prallte und Aleidis die Eisblase um sich herum verschwinden ließ, „Ich wünschte du wärst nicht die Mondentochter! Dann wäre das Verletzungsrisiko für mich geringer!“ Aleidis lachte, Anar hatte immer einen Spruch auf den Lippen. Hier, im Elfenreich konnte sie wenigstens lachen, im Gegensatz zu ihrer Welt. Schön langsam begann Aleidis' Vater seine Tochter zu terrorisieren! Er ließ den Nachhilfelehrer drei Mal die Woche kommen und kontrollierte Aleidis' Hefte auf Zeichnungen und Hausaufgaben! Aleidis schloss sich immer öfter direkt nach der Schule in ihrem Zimmer ein und flüchtete in die Magische Welt, in der sie sein konnte, wer sie war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)