Runner. von sama (Lauf oder stirb.) ================================================================================ Kapitel 1: Der Anfang vom Ende ------------------------------ Er rannte.. Und wie er rannte. Seine Füße flogen über den Boden und schienen ihn fast nicht zu berühren. Sein Atem ging bereits stoßweise und seine Haare klebten ihm ihn der Stirn. Er rannte, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter ihm her - war er aber nicht. Sasuke war ein Runner. Sasuke war ein Runner, die von der Regierung als Diebe und Verbrecher angsehen wurden. Und das waren sie auch. Jedoch waren sie in ihren eigenen Augen die, die eigentlich richtig lebten. Nachdem der dritte große Weltkrieg ausgebrochen war, war nichts mehr so wie früher. Sie lebten wie in mittelalterlichen Zeiten mit einem König-Diktator-was-auch-immer-Anführer. Nur das die Waffen dem neusten Stand entsprachen. Die Natur hat sich das wieder zurückgeholt, was ihr die Menschheit genommen hatte. Durch den Krieg wurden die meisten Städte und Häuser zerstört und die Natur war mit Gewalt darüber hergefallen und bedeckte alles mit ihren grünen Pranken. Durch die Atombomben, die in die Luft gejagt wurden, verstrahlte alles, doch die Menschen und Tiere nahmen dies erstaunlich gut auf, sagten die Wissenschaftler. Es gab nur wenige Mutationen und wenn, dann waren sie meist nicht schwerwiegend. Die Atombomben hatte sogar einen angenehmen Nebeneffekt: Das Immunsystem von allen Lebewesen war so resistent wie nie. Das hieß, so gut wie niemand wurde mehr krank. Krankenhäuser und dergleichen hatten zugemacht. Natürlich gab es auch einen eher unangenehmeren Nebeneffekt der Atombomben: Die Natur konnte sich in weiten Feldern nicht mehr ausbreiten und alles was man aß war verstrahlt, sodass man entweder an der hohen Strahlendosis starb oder man zu leuchten begann. Klang komisch, war aber wirklich so. Das Problem dabei war, dass niemand strahlen sollte. Denn jeder kämpfte für sich allein. Denn jeder war der Feind. Denn jeder, der sich den Anführern in ihrem Reich nicht unterwarf, war vogelfrei. Denn in dieser Nachkriegszeit war kein Platz für Zusammenhalt. Und Sasuke wusste das. Trotzdem unterwarf er sich nicht. Er galt als vogelfrei. Als jemand, den man töten konnte, ohne die dafür Konsequenzen zu tragen. Wobei diese Regelung eigentlich ebenso absurd war. In diesen Zeiten brachte jeder jeden um, nur damit er etwas zu essen hatte. Unverstrahlte Sachen gab es kaum. Und so klaute man. Selbst die ach so ‘zivilisierten’ Menschen der neuen Gesellschaft namens ‘Naiza’ - abgeleitet von dem Namen des Herrschers. Naikuma Zuma. Er hatte damals den Kampf um den Thron gewonnen und herrschte seither seit 20 Jahren. Sasuke wurde in dieses Zeitalter hineingeboren. Ebenso wie die anderen Runner, die mehr oder weniger zusammenhielten. Die Runner waren eine junge Gruppe von Dieben, die zwar alle für sich alleine lebten, da die Gefahr einfach zu groß war, von jemanden für etwas essbares hintergangen zu werden, aber trotzdem so etwas wie ein eigenes Volk bildeten. Die Runner wurden daher Runner genannt, weil sie die Schnellsten waren, was das Laufen betraf. Gut, natürlich waren viele schnell, aber man war nur unter drei Aspekten ein Runner: Erstens, man war vogelfrei und somit mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Zweitens, wenn man laufen, stehlen und den ‘Deep Black’ auswendig konnte. Und Drittens, - und das war wohl das Entscheidenste - wenn man eine Tätowierung auf der Stirn trug, die entweder einen persönlichen Hintergrund hatte oder von seinen Eltern einfach übernommen wurde. Meistens erhielt man seine Tätowierung mit 12 Jahren. Man ging dann zum Ältesten - er war 42 - und ließ sie sich von ihm stechen. Das war irgendwie zur Tradition geworden unter den Runner. Eigentlich dämlich, da sie so von jedem erkannt wurden, was sie aber eh wurden. Durch den einfachen Punkt, dass die Naiza alle total überfressen waren. Sie horteten in ihren Städten alles unverstrahlte Essen und fraßen sich daran satt, wie fette Fleischfliegen. Die Runner dagegen waren alle trainiert. Das Rennen, Springen, das sie von der alten Sportart ‘Parkour’ übernommen hatten, und das Kämpfen mit den unterschiedlichsten Waffen trainierte ihre Körper. Es gab keinen Runner, der nicht durchtrainiert war. Nicht einen Einzigen.. Und wieder ein Punkt, in dem sich die Runner von der Naiza unterschieden. Sasuke wusste nicht, wie es in all den anderen Reichen aussah, da er nie die Grenze seines Reiches verlassen hatte. Aber was er wusste war, dass er der Schnellste unter den Runner war und somit auch der inoffizielle Anführer von ihnen. Nicht das er in irgendeiner Weise oft aufgesucht wurde, doch hatte er mit seinen 17 Jahren bereits sein eigenes Revier, das mehrere Kilometer Durchmesser hatte. Schnell fetzte er durch die hohen Latexbäume, die alle in Reih und Glied standen und leicht hin- und herwabbelten, wenn er sie streifte. Eine weitere neue Sache, die nach dem dritten Weltkrieg entstanden war. Die Wissenschaftler, die noch lebten, meinten, dass die Erde unbedingt eine Art von Luftsäuberungsmaschinen brauchte. Die radioaktiven Strahlen würden so schneller verschwinden. Pustekuchen. Aber sie bauten die Latexbäume auf. Sie bezogen ihre Energie aus den Strahlen rundherum und betrieben so ein kleines Gerät, dass die radioaktiven Strahlen ‘einfing’ und dann dazu brachte, sich selbst zu zerstören. Eigentlich eine gute Sache, wenn es denn etwas nutzen würde. Man hatte diese lutscherähnlichen Teile nur hier draußen aufgestellt, damit die restlichen Herrscher sahen, wie toll sie waren. Bringen taten sie in Wirklichkeit so gut wie nichts. Sasuke rannte immer weite. Seine Lunge brannte bereits, doch rannte er immer tiefer in den ‘Deep Black’. Der Wald, der sich nach dem dritten Weltkrieg nach allen Seiten erstreckte und somit die größte Fläche des Reiches einnahm. Er bestand zum Teil aus Latexbäumen und zum Teil noch aus echten, grünen Bäumen. Fällte man einen Baum, wuchs aus dem Holzstamm wieder ein neuer Baum. Mutation durch radioaktive Strahlen. Der Wald und alle Tiere und Pflanzen darin gediehen prächtig. Sie hatten sich die Strahlen Zunutzen gemacht. Wild schlängelten sich Ranken und Unkraut über den Waldboden. Zwischen drin standen dann und wann wieder Sträucher oder andere Blumen, die dem düsteren Waldboden einen bunten Farbklecks hinzauberten. Das Rauschen des Flusses sagte Sasuke, dass er bald zuhause war. Er folgte dem Strom flussaufwärts und sprang leichtfüßig über einen hohen Baumstumpen. Er war mit seiner Tätowierung, die er auf der linken Stirnseite trug - es war ein umgedrehtes Tribalkreuz, da er immer als eine Art Teufel gesehen wurde mit seinen schwarzen Augen und der unheimlichen Aura - gebrandmarkt. Also hatten sie ihn schon wieder gesucht.. Die Regierung wollte ihn unbedingt in die Finger kriegen, war er doch der Ursprung allen Übels. Von wegen. Er war hier hineingeboren worden. Sein Vater jedoch starb bereits vor seiner Geburt an einer Überdosis Strahlen und seiner Mutter, die wie er ein Runner war, wurde das vogelfrei zum Verhängnis. Nur zwei Jahre nach seiner Geburt wurde sie gefasst. Seitdem hatte man nie mehr etwas von ihr gehört. Sasuke wurde von Freunden der Mutter aufgezogen, die nach und nach ebenfalls alle verstarben oder gefasst wurden. Das durchschnittliche Alter eines Runners lag bei 25 Jahren. Sollte man darüber hinauskommen und sogar bis zu über 30 werden, hatte man verdammtes Glück. Ihr Ältester hatte dieses Glück gehabt. Er wurde bisher noch nicht von der Regierung gefunden. Und die Runner gaben nicht bekannt, wo er sich versteckte. Er war auch der einzige, der mehrere Leute um sich scharte und ihnen vertraute. Hart bremste Sasuke ab, als er einen Schatten aus den Büschen springen sah. Reflexartig legte er seine rechte Hand auf den Schwertgriff des Schwertes, welches er auf dem Rücken trug. Seine linke Hand ruhte auf einer der Handfeuerwaffen an seinem Gürtel. Sie lebten in einer Zeit des modernisierten Mittelalters. Alle Waffen wurden zum Kampf eingesetzt. Das einzige was zählte, war seinen eigenen Arsch zu retten. Sasuke schnaubte und ließ seine Hände wieder sinken, als er seinen Freund erkannte, der da auf ihn zugeschlichen kam. „Kakashi Hatake. Was verschafft mir die Ehre?”, sprach er, nachdem er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. Sasuke musterte ihn eindringlich und befand dann, dass Kakashi ihn nicht töten wollte. Sein Gegenüber war gekleidet wie immer. Eine Maske über der Hälfte des Gesichts, eine Augenbinde über seinem rechten Augen, die er nur beim Kampf oder Laufen hochschob, die schwarze Stoffhose, für viel Bewegungsfreiheit, das dunkelblaue, enganliegende Sweatshirt, darüber seine schwarze Weste mit all seinen Waffen darin und dann natürlich seine schwarzen Turnschuhe. Die Schuhe eines Runner waren das Wichtigste. Sie mussten stabil sein und auf jedem Untergrund Halt finden. Deshalb stellten die Runner meist ihre Schuhe selbst her. Sie wussten, was gut für ihre Füße war. Außerdem würde die Regierung ihnen niemals Schuhe verkaufen. Da wären sie ja schön dämlich. „Was willst du Kakashi?”, fragte Sasuke erneut, als sein Gegenüber ihm nicht antwortete. Er sah den Silberhaarigen, eine Mutation der Strahlen - sie glänzten nämlich wirklich von Natur aus Silber - kalt an und wartete darauf, dass er zu Sprechen begann. Kurz kratzte sich Kakashi an seiner Tätowierung auf der linken Stirnseite - es war die Zahl 62, die die 62 Naizasoldaten symbolisierten, die er in einer Nacht umbrachte, als diese seine Mutter vergewaltigt und umgebracht hatten, er hatte es nie ganz verkraftet - und setzte dann zum Sprechen an: „Es gibt wieder eine neue Lieferung.” „Und was sollte mich das interessieren? Sollen sich die Naiza doch so viele Frauen und Männer einfliegen lassen, wie sie wollen. Solange ich nicht in diesen Sklavenhandel verwickelt werde, ist es mir egal, was die Naiza treibt. War das alles? Ich will nach Hause.” Entschieden wandte sich Sasuke um und setzte zum Sprung an, doch Kakashi erhob erneut die Stimme: „Ich weiß, aber du bist mehr oder weniger mein Sohn und ich wollte dir sagen, dass die neue Lieferung durch dein Revier transportiert wird. Du solltest dich also bedeckt halten. Sie wollen dich schnappen. Du hast den Baumstumpf gesehen.” Sasuke drehte sich zu seinen Ziehvater um. Es stimmte, Kakashi hatte ihn damals aufgezogen, als seine Mutter gefasst wurde. Kakashi war damals selbst erst neun gewesen, doch er und seine Mutter hatten sich um ihn gekümmert und ihn von Anfang an auf das Leben eines Runner trainiert. Zwei Jahre darauf wurde aber auch diese gefasst und Kakashi hatte sich dann alleine um Sasuke gekümmert. Das harte Leben hier draußen ließ einen schnell erwachsen werden.. Müde sah Sasuke zu Kakashi und lächelte dann leicht. „Danke Kakashi. Ich werd aufpassen. Man sieht sich.” Er hob die Hand zum Abschied und setzte dann erneut zum Sprung an. Kakashi verabschiedete sich ebenfalls und verschwand dann in den Büschen, aus denen er gekommen war. Mühelos sprang und kletterte Sasuke die steile Wand des Felsens hinauf und blieb dann vor einer Efeuwand stehen. Er drehte sich kurz um und nahm das Bild in sich auf, das sich ihm bot. Er hatte einen guten Überblick von hier oben. Er konnte alle Feinde bereits von weitem ausmachen und der Wasserfall, der neben der Efeuwand in die Tiefe fiel, verschluckte sämtliche Geräusche, die er eventuell machen würde. Kurz sah er zum Mond hinauf, der durch den wabernden Dunst um ihn herum auf die Erde schien und verschwand dann durch den Vorhang von Efeu in die Höhle dahinter. Sasuke hatte diese Höhle vor ungefähr drei Jahren gefunden und sich dann hier mehr oder weniger häuslich eingerichtet. Es war perfekt. Die Höhle ging noch weit in den Fels hinein und konnte durch einen kleinen versteckten Hinterausgang auch verlassen werden. Er saß also nicht in der Falle. Wasser hatte er genügend und Material für Möbel hatte er sich aus der Umgebung zusammengesucht. Erschöpft legte er seinen Waffengürtel und sein Schwert ab und ließ sich dann auf seiner Matratze fallen. Er zog seine schwarzen Turnschuhe im Liegen aus und ließ sich dann wieder nach hinten fallen. Für alles andere hatte er jetzt keine Lust mehr. Er war heute weit gelaufen. Sasuke rollte sich zur Seite und schlief kurz darauf ein. Am nächsten Morgen wachte er durch das übliche Vogelgezwitscher auf. Verschlafen drehte er sich auf die andere Seite und schwang dann die Füße von der Doppelbettmatratze. Diese und ein Kissen besaß er zum Schlafen. Mehr nicht. Durch die Atombomben wurde das Klima auf der Erde so stark beeinflusst, dass es nicht mehr richtig kalt wurde. Im ‘Winter’ reichten daher meist ein Pulli und eine lange Hose. Er stand auf und sprang von der Anhöhe, auf die er seine Matratze gelegt hatte. Es sah ein wenig aus, wie ein Altar, aber solange Sasuke gut schlafen konnte, war ihm das egal. Er streckte sich kurz und zog sich dann aus. Ungeachtet ließ er alles an Ort und Stelle fallen und ging dann raus um sich unter dem Wasserfall zu duschen. Das Wasser war kalt und ließ Sasuke schlagartig wach werden. Er trank noch einen Schluck und ging dann wieder in seine Höhle, wo er sich eines seiner Handtücher schnappte und sich trockenrubbelte. Anschließend ging er zu seinem ‘Kleiderschrank’ und suchte sich frische Kleidung raus. Enge Boxershorts, damit beim laufen nicht alles rumschlackerte, eine schwarze Sporthose und ein schwarzes Muskelshirt. Mehr brauchte er vorerst nicht. Barfuß ging er zu seinen Klamotten von gestern und schmiss sie zu den anderen, bereits gebrauchten Sachen. Er würde demnächst mal wieder waschen müssen. Frustriert stoppte er als er sich umdrehen wollte und blickte dann entnervt auf den Wäschehaufen. Am Besten machte er es sofort. Sonst würde er irgendwann nackt durch die Gegend laufen müssen. Seufzend nahm er die Schmutzwäsche auf die Arme und trat dann wieder durch den Efeuvorhang zum Wasserfall. Vor der Höhle war eine große Plattform, auf der er sich gut bewegen konnte oder auch mal mit seinem Schwert trainieren konnte. Etwas näher am Wasserfall machte diese Plattform dann einen Schlenker und führte dann hinter das Wasser. Dort befand sich ebenfalls ein Vorsprung, auf dem er gut stehen konnte und sich oder seine Kleidung waschen konnte. Zwei Stunden später hatte Sasuke alle Schmutzwäsche gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. Er sah zur Sonne hinauf und stellte fest, dass es bereits Mittag war. So etwas wie eine Uhr besaß er nicht. Er musste sich auf den Stand der Sonne verlassen. Früher hatte er eine Sonnenuhr, doch mittlerweile brauchte er diese nicht mehr. Er wusste jetzt schon, wann die Sonne wie stand. Ja.. Er war durch und durch ein Runner. Wieder sah er kurz zur Sonne hoch und entschied sich dann, sich wieder schlafen zu legen. Die Lieferung würde erst heute Abend kommen und da wollte er ausgeruht sein. Kakashi hatte ihn zwar davor gewarnt hinzugehen, aber seine Vorräte waren fast aufgebraucht und gestern hatte er auf seinem Streifzug nichts ergattern können. Sasuke ließ sich auf seiner Matratze fallen, rollte sich zur Seite und schloss die Augen. Kurz darauf war er eingeschlafen. Er hatte es sich antrainiert auf Kommando zu schlafen. Anders würde man hier nicht überleben können. Ebenso musste man erkennen, welches Kraut man im Notfall essen konnte, wenn man mal wieder nichts anderes zum Essen hatte. All das hatte Sasuke von Kakashi gelehrt bekommen. Kakashi hatte ihn gut aufgezogen und schlussendlich würde Sasuke dafür Kakashi auf ewig etwas schulden. Er erwachte zum zweiten Mal an diesem Tag durch einen Ruf der Natur. Ein Adler, der ein Stück höher über Sasukes Höhle seinen Horst hatte, fütterte seine Nachkommen. Noch etwas neben der Spur tapste Sasuke zum Efeu, hob ihn ein Stück beiseite und sah, wie die Sonne unterging. Nicht mehr lange.. Er streckte sich und fuhr sich einmal durch seine schwarze Haarpracht, ehe er kehrt machte und seine Waffen checkte. Das Schwert würde er heute zuhause lassen. Dafür würde er ein paar der Sprengsätze mitnehmen. Und natürlich seinen Waffengürtel. An diesem hing alles, was man so brauchte. Zwei Handfeuerwaffen, Wurfmesser und Wurfsterne, zwei kleine Dolche, mehrere vergiftete Nadeln und ein dünnes Eisenseil. Alles gut verstaut und griffbereit. Sasuke spähte wieder durch den Efeuvorhang und machte sich dann eine Dose Erbsensuppe auf. Nicht gerade sein Lieblingsessen, aber Hauptsache irgendetwas im Magen. Mit einem seiner wenigen Löffel aß er direkt aus der Dose und suchte nebenbei noch den Rest zusammen, den er heute Nacht brauchen würde. Nach wenigen Löffeln war er satt - er hatte sich daran gewöhnt wenig zu essen, damit er länger etwas von seinem Vorrat hatte - und stellte die Dose mitsamt dem Löffel in eine wasserdichte Kiste. Diese trieb in einem der vereinzelten kleinen Seen, die sich in der Höhle befanden. Das Wasser des Wasserfalls und des Flusses über ihm auf dem Fels liefen dort zusammen. Es wirkte gut als Kühlschrank und hielt die Sachen länger frisch. Entschlossen machte er sich fertig und tauschte sein Muskelshirt gegen ein hautenges schwarzes Sweatshirt. Es war einfach angenehmer zum Laufen. Dann schlüpfte er in Socken und Laufschuhe und legt sich seinen Waffengürtel um die Hüfte. Gut, dass er schwarze Haare hatte. Die musste er nicht verstecken. Generell galt: Fall so wenig wie möglich auf! Sasuke zog die Schnürsenkel fest und schnallte sich dann fünf seiner tragbaren Sprengsätze auf den Rücken. Schnell legte er sich noch ein schwarzes Halstuch um, falls er sein Gesicht verbergen musste, und zog seine schwarzen Halbfingerhandschuhe an und dann war er fertig. Der heutige Abend konnte kommen.. Zielstrebig und fast lautlos rannte Sasuke durch den ‘Deep Black’. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich zu Anfang nie orientieren konnte. Nach und nach lernte man aber jeden Stein und jeden Baum kennen. Und wenn man sich dann doch einmal verlaufen sollte, konnte man einen Runner fragen, wenn man sich ebenfalls als Runner outete. Haare zurückhalten, damit jeder die Tätowierung sehen konnte und dann den Ruf des Uhu nachmachen. Die Tätowierung des Ältesten. Er wurde von allen nur ‘Der Uhu’ genannt. Sasuke rannte. Er rannte und rannte und rannte. Wieder flogen seine Füße über den Waldboden und wieder ging sein Atem bereits stoßweise. Sasuke rannte so schnell er nur konnte, um die Lieferwägen an einer bestimmten Stelle abzupassen. Der letzten Haltestelle, bevor sie in die Stadt einfahren durften. Der Zoll. Oder zumindest sollte es den Zoll darstellen, aber die Naiza hatte davon eine ganz andere Vorstellung, als man sie früher vielleicht kannte. Sie sortierten die ‘guten’ Sklaven von den ‘schlechten’ aus und ‘probierten’ diese auch gerne gleich mal aus. Eigentlich ging es Sasuke nichts an, was sie dort machten und es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Meist machte er auch einen großen Bogen um den Zoll, aber heute musste er unbedingt zuschlagen, während sie von der Lieferung abgelenkt waren. Natürlich wusste er, dass die Naiza die Lieferung absichtlich durch sein Revier chauffierten, aber wenn er in nächster Zeit nicht von Wurzeln und Blättern leben wollte, dann musste er sich etwas zu Essen besorgen. Sasuke wurde langsamer und duckte sich hinter die Büsche, als er sich dem Zoll näherte. Die Lieferwägen waren bereits eingetroffen und die Wächter waren gerade dabei auszusortieren. Die Stimmen, die alle ganz wichtig taten, hallten zu ihm herüber. Wild fuchtelte einer der Wächter mit einer Maschinenpistole vor den Augen der Gefangenen herum und grinste dabei breit. Wie er diese Mistkerle doch hasste. Nichts in der Hose, aber trotzdem einen auf dicke Eier machen. Sasuke schnaubte. Leise tastete er sich voran und kam dem Zollgebäude immer näher. Wie ein Panther bewegte er sich im Schatten. Verschmolz mit ihm. Er hatte lange gebraucht, sich fast ‘unsichtbar’ zu machen. Aber jetzt da er es konnte, war es immer wieder praktisch. Die meisten Runner hatten sich auf eine bestimmte Art und Weise des Klauens spezialisiert. Ein guter Freund von ihm ging immer freudig auf die Leute zu, die meist ziemlich verdutzt waren, dass sich ein Runner so offen outete. In diesem kurzen Moment ließ er dann meiste eine Gasbombe platzen, die seine Gegner einschlafen ließ. Mit seiner Gasmaske hatte da sein Freund einen weitaus besseren Schnitt gemacht. Sasuke dachte belustigt an Naruto und schüttelte dann leicht den Kopf, um sich wieder dem Szenario vor sich zu widmen. Eine Frau nach der anderen oder ein Mann nach dem anderen wurden dem Chef der Wächter vorgeführt und dann für gut oder schlecht abgestempelt. Die Guten wurden in einen Käfig links und die Schlechten in einen Käfig rechts geführt. Den Gerüchten zufolge mussten die schlechten dann solange kämpfen, bis fünf am Leben blieben. Diese wurden dann zu den guten noch dazugenommen. Grausam. Sasuke wollte nie zu einem Gefangenen werden. Lieber würde er sterben. Der Tod war auf dieser Welt das einzig Tröstliche, das einem am Ende seines sinnlosen Lebens erwatete. Als Runner lebte man nur für das Laufen und für den Kampf. Was anderes tat man nicht. Sasuke achtete auf alle Wächter und prägte sich ein, wie viele es waren und wo sie eingeteilt waren. Als endlich beide Lieferwägen aussortiert worden waren, wurden einige der ‘guten’ Sklaven aus dem Käfig geholt, in Ketten gelegt und dann hinter den Wächtern ins Haus gelotst. Sasuke wollte gar nicht wissen, was sie dort mit ihnen anstellten. Der Chef der Wächter war noch kurz zum Käfig der ‘schlechten’ Sklaven gegangen und hatte ihnen etwas zugeflüstert. Als er sich umdrehte brach ein Kampf aus. Die Gerüchte stimmten also. Wie grausam. Wie ekelhaft. Sasuke verzog das Gesicht und band sich dann sein Halstuch um, sodass es sein Gesicht zur Hälfte verdeckte. Seine etwas längere Haarpracht verdeckte fast den Rest seines Gesichtes. Nachdem auch endlich der Chef im Haus verschwunden war, machte sich Sasuke leise auf den Weg zu den Lieferwägen. Dort hatten sie immer etwas zu Essen gelagert, welches sie neben den Sklaven auch immer lieferten. Ungesehen schlüpfte er in einen von den Lastwägen und steuerte zielsicher auf eine der Kisten zu. Mit einem seiner Dolche hebelte er den Deckel auf und legte diesen lautlos beiseite. Sasuke grinste, als er seine Ausbeute sah. Mehrere Dosen, frisches Gemüse und sogar ein wenig Fleisch. Schnell nahm er seinen Rucksack, in dem er auch die Sprengsätze transportierte, und packte soviel ein, wie er tragen konnte und wie es ihn nicht zum Laufen behinderte. Gerade wollte er den Deckel wieder schließen und sich davonmachen, als er ein leises Wimmern hinter den anderen Kisten vernahm. Er umrundete diese und stockte, als er dort zwischen dem ganzen Holz ein verschrecktes Mädchen sitzen sah. Sie sah ihn aus großen, verweinten Augen an und zitterte am ganzen Leib. „Bitte.. Bitte.. Tu mir nichts”, flüsterte sie mit leiser, gebrochner Stimme und aus ihren grünen Irden sprach die Verzweiflung. Sasuke schluckte und ging vor ihr in die Hocke. „Willst du frei sein?”, fragte er monoton. Sie nickte verhalten. „Kannst du laufen? Schnell laufen?” Wieder ein zaghaftes Nicken. „Dann steh auf und komm mit.” Er hielt ihr die Hand hin, die sie auch etwas zögernd ergriff. Anscheinend begriff sie, dass er ihre einzige Chance auf Freiheit war. Leise schlich er durch den Lastwagen, das Mädchen hinter sich herziehend. Sie blieb erstaunlicherweise still und fügte sich jeder seiner Anordnungen, die er ihr gab. Kurz vor der Ladefläche hielten sie noch kurz im Schatten an. „Wenn wir jetzt da raus springen, bleibst du dicht hinter mir. Wir könne die anderen nicht retten, als schau sie auch nicht an. Sollte man uns entdecken, will ich, dass du so schnell rennst, wie du nur kannst. Verstanden?”, erklärte er ihr streng. Doch wieder kam nur ein zaghaftes Nicken von dem Mädchen. Sasuke quittierte dies mit einem Schnauben und spähte dann um die Ecke, der Lieferwagenwand. Plötzlich sprang er um die Ecke und zog das Mädchen mit sich, das überrascht leise aufquiekte. Das Geräusch des Aufpralls, das von ihr kam - Sasuke landete natürlich fast lautlos - zog einige Blicke auf sie. Sasuke stieß frustriert die Luft aus. „Scheiße. Lauf!”, konnte er geradehoch befehlen, als auch schon die ersten Stimmen der Gefangenen aufkamen. „Hey! Schaut, da ist ein Freier!” „Hey du! Rette uns!” „Hilfe! Hilf uns!” „Bitte mach uns die Tür auf!” „Hol uns hier raus!” Das Gejammer war nicht auszuhalten. Es war schlimmer als man es sich ausmalen konnte. Man konnte die Todesangst in jedem verzweifelten Schrei hören. Durch die Gitterstäbe streckten sie ihnen die dürren Arme entgegen. Sie wollten das hier nicht. Sie wollten nicht als Sklaven für jemanden enden. Sie wollten entweder frei sein, oder lieber sterben. Sasuke zweifelte an seinem Verstand, als er ruckartig stehen blieb und je einen Sprengsatz auf die beiden Käfige warf. Alle waren sofort tot. Ein Frieden für ihre geschunden Seelen und Körper. Durch die beiden Explosionen kamen die Wächter - mehr nackt, als angezogen - aus dem Haus gestürmt und schossen wild um sich. Einer von ihnen hatte sie entdeckt: „Hey Chef! Dort drüben! Es ist ein Runner! Er hat eine Sklavin bei sich!” „Hinterher!”, brüllte der Chef und alle machten sich auf, seinem Befehl zu gehorchen. Sasuke schnappte sich die Hand von dem Mädchen und begann zu rennen. So schell wie es nur mit ihr und dem schweren Rucksack ging. Was hatte er sich nur dabei gedacht, als er sie mitnahm? Sonst ließ er doch auch alle links liegen. Wahrscheinlich war es ihr Ausdruck in ihren Augen gewesen. Diese Verzweiflung. Diese Angst. Dieses Verlangen nach dem Tod, als nach einem Leben in Gefangenschaft. Er kannte diesen Ausdruck. Vor etwa einem Jahr war es ein paar der Naizasoldaten gelungen ihn kurzweilig festzuhalten. Kakashi und Naruto hatten ihn jedoch aus der Folter befreit. Seitdem trainierte er so gut wie jeden Tag, um nie mehr in Gefangenschaft zu geraten. Er wollte nicht noch einmal diese Verzweiflung und dieses Verlangen nach dem Tod spüren. Nicht noch einmal.. Er preschte mit ihr durch den ‘Deep Black’, so schnell es nur ging. Aber Sasuke wusste, dass sie nicht schnell genug waren. Niemals. Das Mädchen war zu langsam. In seinem Kopf arbeitete es unruhig. Er musste entkommen. Sie mussten entkommen. Er wollte nicht geschnappt werden. In der Ferne hörte er den Fluss rauschen und da kam ihm eine Idee. Er steuerte auf den Fluss zu und zog das Mädchen immer noch hinter sich her. Sasuke wusste, dass sie mehr stolperte und von ihm hinterhergeschleift wurde, als dass sie selbst lief. Aber das war gerade egal. Hinter sich konnte er die Maschinengewehrsalven prasseln und rattern hören. Das Laute Gebrüll und Getrampel der Wächter hallte im ganzen Wald wieder. Schwer atmend zog Sasuke das Mädchen durch die Latexbaumreihen und kümmerte sich nicht darum, dass sie bereits kaum mehr Luft bekam. Der Fluss war ganz in der Nähe. Es dauerte nicht mehr lang und er würde ihn erreichen. Sasuke könnte hineinspringen und sich dann vom Fluss bis zu seinem Wasserfall treiben lassen. Er war weit genug entfernt, dass die Wächter ihn nicht verfolgen würden. Sie würden denken, er wäre in den Fluten ertrunken. Sasuke lächelte schief. Man entkam am besten, wenn man sich tot stellte. Die Tiere hatten in diesem Punkt eine sehr intelligente Lösung gefunden. Der Fluss war ganz in der Nähe. Es dauerte nicht mehr lang. Er konnte ihn bereits durch die Baumstämme sehen. Nur noch ein bisschen.. Ein heißer Schmerz durchfuhr ihn und er und das Mädchen stürzten. Kraftlos rappelte er sich auf, zog das Mädchen gewaltsam hinter sich her. Verdammt.. Sie hatten ihn erwischt. Mit letzter Kraft warf er sich ins Wasser und umarmte das Mädchen fest, dass es nicht unterging. Sie krallte sich ängstlich in sein Shirt. Hoffentlich würden sie es überleben.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)