Nichts ist endgültiger als der Tod von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 7: ----------- „Ich sollte jetzt wieder runter gehen.“, säuselte Holmes unwillig, als er Nachts neben Watson lag und diesen streichelte. Sie hatten zwar nichts miteinander geschlafen, aber doch angenehme Zärtlichkeiten ausgetauscht und er wollte verhindern, dass sie dem Personal auffielen, wenn er erneut bei dem Arzt im Zimmer schlief. „Ich dachte, du wolltest mit mir zusammen aufwachen?“ gurrte der Jüngere, unwillig ihn loszulassen. „Aber ist es gut, wenn jemand mitbekommt, dass ich schon wieder hier schlafen?“, fragte der Detektiv zurück und küsste ihn. „Ich hab dafür gesorgt, dass das Bett im Patientenzimmer so aussieht, als wäre darin geschlafen worden“ versicherte Watson ihm. „Und die Körperwärme?“, fragte das Deduktionsgenie weiter. „So etwas bemerkt niemand außer dir!“ lachte der Jüngere. „Schon gar nicht Lizzy!“ Holmes lächelte und küsste ihn. „Ist das so?“ „Ich versichere es dir“ erklärte Watson und küsste ihm das Kinn. „Dann will ich bleiben und mich am Morgen hinaus schleichen!“, kicherte Holmes vergnügt und zog den Jüngeren näher an sich. „Das klingt nach einem Plan“ gurrte der Arzt und schmiegte sich an ihn. Da wurde sein Rücken gekrault, als Holmes offensichtlich überlegte. „Hm…“ schnurrte Watson. „Etwas höher…“ Holmes tat, wie ihm gesagt wurde und gab grübelnde Geräusche von sich. „Hm…“ schnurrte der Jüngere unbekümmert weiter, wohl wissend, dass Holmes seine Aufmerksamkeit wollte. „Willst du nicht bald schlafen?“, hauchte jener nach einer Weile in sein Ohr. „Morgen früh wirst du wohl wieder arbeiten müssen...“ Ein Schmunzeln kräuselte sich unter dem Schnurrbart. „Willst du mich los werden?“ Watson wurde liebevoll geküsst und weiter mit Streicheleinheiten verwöhnt. „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn du übermüdet arbeiten müsstest!“, erklärte Holmes aufgeklärt und konnte seinen Blick nicht auf dem Arzt halten. Wissend lächelte jener und schmiegte sich dicht an den Älteren. „Wenn du mich weiter so kraulst, schlafe ich sicher schnell ein.“ „Dann schlaf gut und träum etwas schönes!“, säuselte Holmes an seinem Ohr und grinste, als er wieder vor sich hin überlegte. „Gute Nacht, Holmes“ hauchte der andere zurück und genoss die Einschlafhilfe. Als sich der Detektiv meinte sicher zu sein, dass Watson eingeschlafen war, löste er sich von diesem und schlich aus dem Bett. Ein neuer Schrank stand nämlich im Zimmer und hatte schon die ganze Zeit seine Aufmerksamkeit erregt. Doch als er diesen erreichte, stellte er fest, dass die Tür verschlossen war. Blaue Augen blinzelten kurz, als er an der Tür rüttelte, bevor sich ihr Besitzer, grinsend, tiefer in die Kissen kuschelte. Holmes besah sich den Schrank erneut und stellte fest, dass er wohl einige Jahre auf dem Dachboden gestanden haben musste. Lizzy hatte ihn zwar gründlich gereinigt, nachdem Watson dafür gesorgt haben musste, dass er im Zimmer aufgestellt wurde. Doch in den feinen Verzierungen war noch immer für Holmes deutlich erkennbarer, lange abgelagerter Staub. Er sah noch einmal zu Watson und begann dann das Schloss des Schrankes zu knacken. Als der Morgen kam, fand sich Watson allein im Bett vor, was ihn frustriert grummeln ließ. Dennoch setzte er sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Was er dann sah, ließ ihn sich die Augen gleich wieder reiben. Holmes saß in seinem gemütlichen Sessel, mit Watsons Morgenmantel übergestreift und schlief. Auf seinem Schoß stapelten sich bereits ein paar Bücher und eines hielt er in der schlaffen Hand. Er hatte nämlich entdeckt, dass der Schrank, den er in der Nacht aufgebrochen hatte, vollgestopft mit Watsons Notizbüchern war. Seine Neugier hatte ihn dann dazu getrieben, sie zu lesen und er hatte erst aufgehört, als er übermüdet und keine Stunde, bevor der Arzt erwachte, eingeschlafen war. Jenem Arzt entwich ein Kichern, da er damit gerechnet hatte, dass der Andere seine Neugier nicht zügeln können würde. So schlüpfte er aus dem Bett und trat zu dem Sessel. „Holmes?“ Dem fiel sofort das Notizbuch aus der Hand und er sprang auf. „Was? Wer?“ Eine Hand legte sich vorsichtig auf seine Schulter. „Guten Morgen.“ „Oh!“ Holmes starte zuerst auf die Hand und sah dann zu Watson. Er hatte in den vergangenen Jahren eigentlich gelernt, dass er nicht fest schlafen durfte, da ihm sonst seine wenigen Habseligkeiten geklaut werden würden. Doch Watson schenkte ihm so eine Vertrautheit, dass er gar nicht anders konnte und so war er jetzt erschrocken und auf der Hut, bis er realisierte, wo er war. Dann errötete er und versuchte die Notizbücher mit einem nackten Fuß unter den Sessel zu schieben, weil er sich ertappt fühlte. „Morgen Watson!“ Jener beugte sich zu ihm hin und küsste ihm die Stirn. „Schlaf doch lieber im Bett, das ist bequemer. Du kannst die Bücher auch mitnehmen.“ „Ich ähm... du hast... ähm... tut mir leid, wenn ich in deiner Privatsphäre herumgeschnüffelt habe!“, entschuldigte sich der Ältere stotternd und sah verlegen zur Seite. „Hätte ich die Notizen von dir fern halten wollen, wären sie auf dem Dachboden geblieben“ versicherte Watson ihm grinsend. „Es ist unglaublich, was ich alles gelesen habe!“, stellte Holmes da begeistert fest und holte die Bücher unter dem Sessel wieder hervor. „Es ist alles war. Das sind quasi die puren Notizen, die Geschichten die ich aufgeschrieben habe variieren zum Teil von der Realität.“ „Ich würde gern weiterlesen.“, erklärte Holmes da begeistert. „Dann tu es im Bett, falls du wieder einschläfst“ bat Watson ihn sanft und schob ihn in jene Richtung. Er wurde zärtlich geküsst und Holmes ließ sich in die Kissen nieder. „Mache ich!“ „Soll ich dir nachher etwas vom Frühstück bringen?“ „Danke, ich werde vielleicht zum Mittag herunter kommen.“, lehnte Holmes ab und schlug bereits wieder ein Buch auf. Doch noch bevor Watson sich begann anzuziehen, war er mit diesem in der Hand eingeschlafen. Einige Tage später war Watson in der Lage gewesen Karten für ein Konzert zu ergattern, von dem er wusste, dass es Holmes gefallen würde. Da es am späten Nachmittag stattfinden sollte, planten sie Judy mit ihnen zu nehmen. Die Kleine war sehr aufgeregt und putzte sich so fein heraus, wie sie konnte. Mehrfach musste ihr Mrs. Cooper die Haare neu frisieren, weil sie ihr noch nicht schick genug waren. „Nimmst du mich so mit, Daddy?“, strahlte sie schließlich, als sie zu den beiden erwachsenen Männern in den Flur trat. „Du siehst bezaubernd aus, Schatz!“ bestätigte ihr Vater ihr, als sie sich an seiner Hand drehte. „Eine wahre Prinzessin!“, bestätigte auch Holmes und reichte ihr auch eine Hand. „Gehen wir jetzt Musik gucken?“ fragte sie fröhlich, als sie beide Männer fest hielt. „Das machen wir!“, versprach Holmes und sah auf, als es heftig an der Haustür klopfte. Das Dienstmädchen öffnete und ein Bote kam keuchend hinein. „Ich…ich suche Doktor Watson!“ Holmes wusste bereits, was geschehen würde, weil er die Tatsachen wieder richtig deutete und hob Judy auf seine Arme. Erst dann sah er Watson an. „Geh nur! Wir machen uns ein paar schöne Stunden!“ Enttäuscht sah der Arzt ihn an, da er sich sehr auf das Konzert gefreut hatte. „Ich beeile mich und komme dann nach“ versprach er und strich seiner Tochter über die Wange. „Passt du mir solange auf Holmes auf?“ Schnell hielt sie seine Hand fest und gab ihr einen Kuss. „Die Gesundheit ist am wichtigsten!“, lächelte sie und wiederholte Watsons Worte, die er ihr eingebleut hatte, wenn er arbeiten musste und keine Zeit für sie hatte. „Und ja, niemand wird Holmes gefährlich werden, versprochen Daddy!“ „Das ist lieb von dir, mein Schatz!“ Der Arzt lächelte nun Holmes noch einmal zu. „Wir sehen uns später.“ „Pass auf dich auf!“, warf Holmes ihm noch nach und kümmerte sich dann um Judy. „Und wir haben jetzt für deinen Daddy mit Spaß, bis er zu uns kommt, ja?“ Ihr „Jaa!!“ ging in Gelächter über, als sie gekitzelt wurde. „Prinzessin, mein Engel!“, versuchte Holmes Judy zu besänftigen, als sie auf der Heimfahrt waren. „Dein Daddy hatte bestimmt ganz viel Arbeit. Wir holen das nach, das er dabei ist, ja?“ Judy verschränkte schmollend die Arme vor der Brust. „Daddy wollte noch kommen!“ Und Holmes überlistete sie mit einem Trick. Er tat, als ob er sehr traurig und verletzt war, bevor er sprach. „Hattest du denn mit mir keinen Spaß?“ Sofort machte sich Schuld in ihrem Gesicht breit. „Dohoch! Ganz doll!“ „Dann kannst du deinem Daddy doch erzählen wie schön es war!“, lächelte Holmes ihr wieder zu. „Wenn er zu Hause ist“ maulte sie. Sanft wurde ihr Kinn von unten herauf angetippt. „Jetzt werd nicht wieder traurig! Dein Daddy macht das doch alles nur, damit ihr es gut habt!“ „Ich hab es gut, wenn Daddy da ist!“ erklärte sie trotzig und schob die Unterlippe vor. Überlegend leckte sich Holmes über die Unterlippe, bevor er nickte und wieder traurig aussah. „Du weißt doch, wie ich aussah, als ich zu dir kam, ja?“ Sie nickte eifrig. „Du warst ganz schmutzig!“ „Genau und ich musste auf der Straße schlafen, leben und hatte es immer kalt. Das hast du auch verstanden, ja?“ fragte Holmes weiter. Wieder nickte sie. „Aber Daddy hat heil und besser gemacht.“ Dem stimmte auch der Schwarzhaarige zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ja, er hat mich geheilt. Aber ich versuche dir etwas zu sagen, Prinzessin!“ Er schwieg einen Moment, damit sie mitkam. „Würde dein Daddy die Leute nicht wieder heil machen, dann würden du und dein Daddy auch kein zu Hause haben und frieren. Ihr hättet kein zu Essen und wir hätten uns wohl nie gesehen.“ „Und das wäre ganz doll schlecht, ja?“ „Richtig, das wäre ganz doll schlecht und böse.“, stimmte Holmes zu und knuddelte sie. „Daher muss man immer mit dem glücklich sein, dass man hat! So wie ich glücklich bin, dass ich dich und deinen Daddy getroffen habe! Du hast es ganz toll bei deinem Daddy und kannst richtig glücklich sein!“ Sie nickte und kuschelte sich an ihn. „Ich hab Daddy und dich ganz doll lieb!“ „Und wir haben dich ganz doll lieb, Prinzessin! Immer!“, schwor ihr Holmes und lächelte stolz. Doch als sie am Haus des Arztes vorfuhren, wurde sein Gesichtsausdruck ernst. „Guck mal! Eine Kutsche!“ rief da auch Judy und deutete auf den Wagen der vor ihrem Haus stand. Sie wurde fester auf Holmes Schoß gezogen, der ein ungutes Gefühl bekam. „Versprichst du mir etwas, Prinzessin?“ Ihre blauen Augen richteten sich auf ihn, als sie nickte. „Ok!“ „Dann bringe ich dich erst zu Mrs. Cooper, bevor wir uns mit deinem Daddy treffen. Du spielst etwas mit ihr und ich komme dich dann später holen mit deinem Daddy und du wirst ganz artig sein, ja?!“, musste Holmes ihr das Versprechen abringen. Das verstand Judy zwar nicht, dennoch blieb sie brav. „Ok.“ „Du bist ein gutes Mädchen!“, lächelte Holmes und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er sie aus der Droschke hob und den Fahrer bezahlte. Als er dann das Haus betrat, rief er sofort nach Mrs. Cooper und reichte ihr Judy. „Gehen sie bitte mit Judy etwas spielen?! Ich kümmere mich um den Rest!“ Die Haushälterin nahm das Kind an und sah ihn dann sorgenvoll an. „Sie sind im Schlafzimmer des Doktors.“ Holmes nickte und lächelte Judy noch einmal warm an. „Dann bis gleich, Prinzessin. Hab viel Spaß beim Spielen!“ Er drehte sich um und ging sofort in den nächsten Stock des Hauses um dort Watsons Schlafzimmer zu betreten. Jener lag dort im Bett, noch verborgen von Holmes’ Sicht, weil Inspektor Lestrade vor jenem Bett stand und das Dienstmädchen daneben. In ihren Händen hielt sie eine Schüssel mit Wasser, welches eine rote Farbe angenommen hatte. Angst und Panik befiel Holmes als er das sah, doch seltsamer Weise blieb er äußerlich ruhig und räusperte sich um auf sich aufmerksam zu machen. „Wenn ich erfahren dürfte, was hier geschehen ist? Ich konnte das Kind gerade davor bewahren Angst zu bekommen!“ „Holmes“ erklang es heiser vom Bett, gerade als Lestrade die Sicht frei gab. Watson lag, in Nachthemd und Morgenmantel gekleidet, unter einer dicken Decke. Er war fürchterlich blass, was durch den Verband um seinen Kopf nur noch verstärkt wurde. Gestrafft trat der Detektiv ans Bett und nur Watson konnte die große Angst um ihn in den grauen Augen lesen. „Watson!“ Holmes sah auf ihn hinab und musterte seine angeschlagene Gestalt. „Sagen sie mir bitte, was ist hier geschehen!“ „Ich scheine in ein Missverständnis geraten zu sein“ erklärte jener ihm leise, als Lestrade sich räusperte. „Ich habe ja jetzt ihre Aussage, alter Freund. Ich kümmere mich um alles.“ Es war eindeutig der Detektiv der vor ihnen stand, auch wenn dieser das nicht wusste und er hob verärgert eine Augenbraue und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Welches Missverständnis?“ Watson hob beschwichtigend eine Hand, bevor er erst einmal Lestrade und Lizzy verabschiedete. „Setz dich hin, mir geht es gut.“ Holmes tat was er wollte und setzte sich. Doch seine professionelle Maske bewahrte er sich, als er auf eine Erklärung wartete. Watson atmete einige Male tief durch, um Kraft zu sammeln. „Der Notfall, war Mrs. Winchester, die Probleme bei der Entbindung hatte. Es wurde etwas blutig und ich eilte nach Hause, um das Hemd zu wechseln, bevor ich zu euch kommen wollte.“ Er schloss kurz die Augen, da ihm schwindelte. „Direkt vor der Haustür griffen mich diese zwei Männer an. Sie kamen von hinten und ich bemerkte sie nicht rechtzeitig…“ Nun wurde Holmes zärtlich und begann ihm vorsichtig über den Kopf zu streicheln. „Was geschah weiter?“ Der Jüngere lehnte sich seiner Hand entgegen. „Ich ging zu Boden und da erkannten sie, dass ich nicht der war, hinter dem sie her waren.“ „Du solltest jetzt vielleicht erst einmal schlafen!“, schlug Holmes vor und gab ihm einen Kuss. Konnte er es doch gerade absolut nicht vertragen jede einzelne Information Stückchen weise zu bekommen. „Dein Kopf ist kräftig bandagiert und du bist sehr blass! Kann ich etwas für dich tun?“ Da wurde seine Hand ergriffen und fest gedrückt. „Ich glaube sie haben dich gesucht Holmes! Und zwar im Auftrag eines Colonel Moran!“ Der Detektiv schluckte, denn irgendwoher kannte er diesen Namen, doch mehr ließ er auch schon nicht an Reaktion zu. „Bitte beruhige dich Watson! Du musst dich jetzt erst einmal erholen und gesund werden, ja?!“ Der Arzt wollte ihn aber nicht loslassen. „Bitte versprich mir, dass du vorsichtig bist! Ich kann dich nicht verlieren Holmes!“ Zärtlich wurde er angelächelt. „Ich verspreche es dir, Watson! Mir wird nichts passieren!“ „Ich würde es nicht verkraften“ erklärte der Arzt noch mal und schloss erschöpft die Augen. Holmes griff seine Hand und küsste diese. „Ich lass dich nicht mehr allein, nie wieder!“, schwor er dabei leise und wartete darauf, dass Watson einschlief. Lange musste er nicht warten, da die Ereignisse ihren Tribut forderten und Watson die Augen zu fallen ließen. Als er schlief, ließ Holmes ihn im Zimmer allein und kam zu Mrs. Cooper und Judy, wo er sanft lächelte und sich neben das Kind setzte. „Hey, Prinzessin!“ Sofort krabbelte sie in seinen Schoß. „Wo ist Daddy!?“ Judy bekam einen Kuss und wurde festgehalten. „Dein Daddy hat sich den Kopf gestoßen. Daher schläft er jetzt. Aber es ist nur eine Beule. Bald ist alles wieder gut!“, versprach Holmes und schaukelte sie sanft. Ihr hübsches Gesicht kräuselte sich besorgt. „Er wird wieder ganz gesund? Hast du ihn heil geküsst?“ Holmes schmunzelte und nickte. „Ja, Prinzessin, das habe ich getan!“ Er überlegte und sah sie vertrauensvoll an. „Möchtest du kurz zu deinem Daddy? Du musst nur leise sein, denn er schläft.“ Sofort nickte sie eifrig. „Ich will auch besser küssen.“ „Dann komm!“ Holmes lächelte und hob sie hoch um sie zu Watson ins Zimmer zu tragen. „Denk aber daran, dass du leise bist!“ „Ich bin Shh!“ erklärte sie entschlossen. Da wurde die Tür vor ihr geöffnet und sie zum Bett gebracht. Sofort füllten sich ihre kleinen Äuglein mit Tränen. „Daddy sieht au aus.“ „Schhh!“, versuchte sie Holmes zu beruhigen und streichelte sie. „Er hat sich nur den Kopf gestoßen, Prinzessin. Morgen ist es gleich schon wieder besser!“, versprach er ihr. Sie nickte verschüchtert und schmiegte sich an den Detektiv. Der gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und sah sie dann fragend an. „Möchtest du denn heute bei deinem Daddy schlafen? Dann brauchst du dir auch keine Sorgen mehr machen!“ Sofort nickte sie und sah ihn dann aus ihren großen Augen an. „Du auch?“ „Möchtest du das gern?“, fragte der Grauäugige nach und lächelte dabei sanft. Wieder nickte sie. „Daddy sah so strahlend aus, nachdem ihr zusammen geschlafen habt!“ Sofort wurden Holmes Wangen dunkelrot und er strubbelte ihr durch die Haare. „Gut, dann schlafe ich bei euch!“ Dann gab er ihr einen Kuss. „Aber das muss ein Geheimnis zwischen dir, deinem Daddy und mir bleiben, ja?“ „Ich schwöre ganz heilig!“ versprach sie das Geheimnis zu wahren. Als Watson am nächsten Morgen erwachte, lag ein kleines warmes Bündel Leben neben ihm und ein Schatten legte sich vom Fenster aus auf ihn. Automatisch legte der Arzt einen Arm um seine Tochter und sah zu dem Schatten. „Holmes?“ Der lächelte ihm nun zu und stand auf um sich auf die Bettkante zu setzen. Vorsichtig strich er dem Arzt dort über die Wange. „Wie fühlst du dich?“ „Als hätte mich eine Droschke überfahren“ scherzte der Jüngere heiser. Er bekam einen Kuss auf die Nase und Holmes schmunzelte. „Brauchst du irgendwas?“ „Nein, ich hab ja alles hier“ murmelte der Arzt und lächelte ihn an. Er wurde noch etwas weiter mit Streicheleinheiten verwöhnt. „Dann solltest du jetzt noch etwas schlafen. Dann bist du schneller wieder gesund! Ich hab Judy nämlich versprochen, dass du ganz schnell wieder heil bist!“ Der Vater lächelte auf die Tochter hinab. „War sie die ganze Nacht hier?“ „Ich hab ihr erlaubt, hier zu schlafen.“, erklärte Holmes. „Ich hoffe, das war in Ordnung...“ „Vollkommen“ versicherte Watson ihm. „Hast du auch geschlafen oder hast du dir die Nacht um die Ohren geschlagen?“ „Ich habe gearbeitet.“, berichtete Holmes und deutete auf den Stapel Akten und Bücher neben dem Sessel. „Aber keine Sorge, mir geht es gut!“, versicherte er und schenkte Watson frisches Wasser in ein Glas, damit er etwas zu Trinken hatte. Watson nahm das Wasser auch gleich an. „Das heißt kein Schlaf?“ „Nein!“, war sein Freund ehrlich und füllte ihm das Glas erneut, als es leer war. „Aber ich bin auch noch nicht fertig!“ „Und woran arbeitest du?“ „Du hast gestern Abend den Namen: Colonel Moran erwähnt. Der kam mir bekannt vor.“, erzählte Holmes ihm ruhig und fuhr fort. „Ich habe mir alle Unterlagen aus der Baker Street geholt, die ich in der vergangenen Zeit durchgesehen habe und gehe diese jetzt durch. Ich bin mir sicher, dort diesen Namen schon einmal gelesen zu haben!“ „Hast du ihn schon gefunden?“ fragte der Jüngere ruhig nach, während er seiner Tochter, wie nebenbei, durchs Haar strich. „Nein, denn dann wäre ich schon nicht mehr hier, sondern hätte ihn mir bereits geschnappt!“, kam es nun hart und verärgert zurück. „Das will ich doch nicht hoffen, wo er dir nach dem Leben trachtet!“ „Ich werde ihn dingfest machen, da kann kommen wer will!“, brodelte es in dem Detektiv. „Erst recht, wenn er meiner Familie zu nahe kommt!“ Ein glückliches Lächeln trat auf Watsons Gesicht und er streckte Holmes seine Hand entgegen. „Nun, deine Familie hätte gerne, dass du diese Begegnung unbeschadet überstehst!“ Die Hand wurde ergriffen und sein Lächeln erwidert. „Ich werde mir die größte Mühe geben, gesund nach Hause zu kommen!“ „Das sollte kein Problem sein, da du das Haus nicht ohne mich verlässt!“ „Ich werde meine Arbeit machen, so wie es passt!“, entgegnete Holmes scharf und löste sich. „Schlaf noch etwas, dann werde ich arbeiten.“ „Wage es ja nicht ohne mich auf deinen Feldzeug zu gehen!“ warnte der Doktor ihn da noch einmal eindringlich. „Ich werde es dich wissen lassen, wenn es losgeht!“, war das einzige Versprechen, das er Holmes abnehmen konnte. „Danke.“ Watson lächelte ihn an. „Ich muss schließlich ein Auge auf dich haben,“ „Du musst erst einmal wieder völlig genesen!“, lächelte Holmes und ließ sich wieder in dem Sessel nieder um das nächste Buch in die Hand zu nehmen. „Das gleich gilt für dich!“ warf der Jüngere ihm noch hinter her. Doch er erreichte den Detektiv gerade nicht mehr, denn wie durch einen Zufall hatte dieser das richtige Buch zur richtigen Seite aufgeschlagen. „Colonel Moran...“, brabbelte er vor sich hin und bekam leuchtende Augen. „Du hast was gefunden?“ fragte Watson sofort nach und setzte sich schwerfällig auf. Und wie zu seinen besten Zeiten realisierte Holmes nichts mehr außer sein Fall. „Er ist die rechte Hand von Professor Moriarty und hoch aggressiv!“ Watson wurde kalt, als er den Namen des Professors hörte und ihm wurde plötzlich ganz unwohl. „Oh…“ Er wurde aus höchst interessierten grauen Augen betrachtet. „Ich scheine viel von diesem Professor gehalten zu haben. Kannst du mir mehr sagen? Ich kann mir vorstellen, dass du wesentlich aufschlussreicher bist, als meine Aufzeichnungen.“ „Er… er hat für Moriarty gearbeitet?“ brachte Watson es zittrig hervor. „Du irrst dich sicher nicht?“ „Ich habe es mir hier zumindest so aufgeschrieben.“, erklärte Holmes und deutete auf seine Unterlagen. „Also, was weißt du?“ Der Arzt schluckte und fasste sich mit zittriger Hand an die Brust. „Moriarty war derjenige, mit dem du an den Reichenbachfällen gekämpft hast. Er war Professor an der Universität von London und hat nebenbei eine Verbrecherorganisation gegründet. Du nanntest ihn immer den Napoleon des Verbrechens. Wenn Moran für ihn gearbeitet hat, dann musst du dich in Acht nehmen!“ Doch seine Worte bewirkten genau das Gegenteil und Holmes wurde immer neugieriger. „Ich hatte also eine sehr hohe Meinung von diesem Professor Moriarty!“ Er grinste und sein Eifer war geweckt. „Eine Meinung, die dich fast umgebracht hätte!“ „Nun, ich werde meinen Weg auf jeden Fall beenden und Moriartys Anhänger dingfest machen!“, erklärte Holmes ohne wirklich auf Watson einzugehen. „Tu bitte nichts unüberlegtes!“ flehte jener ihn da an. „Ich hab dir doch versprochen, ich lass dich nicht mehr allein!“, murmelte Holmes und vergrub seine Nase in dem Buch. Watson wurde danach noch zwei weitere Tage nicht aus dem Bett gelassen, bevor er verkündete, dass er der Arzt war und sich selbst als genesen erklärte. Die Wunde an seinem Kopf, hatte zwar Spuren hinterlassen, behinderte ihn aber nicht mehr in seinem Alltag und würde nicht für immer bleiben. Holmes war etwas aufgeregt und mit seinen Gedanken wie seit jenem Morgen kaum noch anwesend. Doch er half Watson vorsichtig auf die Beine. „Geht es?“ „Ja doch. Ich bin durch aus gesund genug um aufzustehen“ verteidigte der Jüngere sich, zog sich aber nicht aus Holmes Armen zurück. „Du hast jetzt lange gelegen, es wäre verständlich, wenn dein Kreislauf noch nicht ganz so auf der Höhe ist, wie du möchtest!“, versuchte der Ältere den Arzt zu beschwichtigen und zog ihn näher an sich. Lächelnd ließ der Jüngere sich halten. „Meinem Kreislauf geht es bestens!“ Holmes Arme schlangen sich noch etwas fester um ihn und er genoss eindeutig wie sie beisammen waren. „Ich denke, es ist besser, wenn wir noch etwas so bleiben, nur bis du ganz sicher stehst!“ „Die Idee hätte von einem Arzt stammen können“ grinste Watson und lehnte ihm den Kopf entgegen, bis sich ihre Nasen berührten. Da sie gerade allein waren, nutzte Holmes die Möglichkeit und küsste seinen Freund. „Ich hatte einen guten Lehrmeister!“ Kichernd erwiderte Watson den Kuss. Dann löste sich Holmes und fasste ihn vorsichtig an der Hüfte. „Kannst du allein stehen?“ „Durchaus“ versicherte der Arzt ihm lächelnd. „Ich bin bei weitem nicht so angeschlagen, wie du fürchtest!“ „Dann zeig es mir!“, verlangte Holmes und ließ ihn los. Watson schwankte zwar einen Moment, stand dann aber fest auf eigenen Beinen. „Gut, gut!“, stellte der Ältere dann fest und griff sich wieder eines seiner Bücher. „Dann kann ich heute Nachmittag ja mal ausgehen!“ „Du meinst mit ‚ich’, doch wohl hoffentlich ‚wir’, oder?“ hackte Watson nach und ging an seinen Kleiderschrank. „Du solltest nicht zu lange laufen. Du hattest eine schlimme Kopfwunde, Watson!“, wurde Holmes ernst. „Und? Du hast gebrochene Rippen und eine heilende Stichwunde!“ „Deren Fäden bereits längst gezogen sind!“, ging Holmes nur auf die Stichwunde ein. Denn seine Rippen machten ihm noch immer Schwierigkeiten. „So wie ich dich kenne, hast du längst einen Plan gefasst und den wirst du nur mit mir durchziehen!“ „Gut!“, schien der Detektiv nachzugeben. Watson warf sein Nachthemd aufs Bett und zog einen Anzug aus dem Schrank. „Trotz Kopfwunde bin ich immer noch gut mit dem Revolver!“ „Du wirst ihn nicht brauchen.“, erklärte Holmes wieder völlig gelassen. „Bei einem solchen Gegner will ich ihn lieber nicht daheim lassen!“ „Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte Holmes nun sanft. Watson schnaubte und stieg in seine Unterwäsche. „Ich bin blond, Holmes! Nicht blöd!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)