puzzle von Erdnuss91 (where hope grows, miracles blossom) ================================================================================ Kapitel 5: Zerfall ------------------ Vollkommen erschöpft lehne ich an der Wand, neben den Getränkeautomaten. Ich hänge hier wie ein Schluck Wasser in der Kurve und so fühle ich mich auch, einfach nur schrecklich. Ich habe keine Kraft mehr um aufzustehen, geschweige denn noch lange wach zu bleiben. Ich bin am Ende. Ich frage mich, ob ich jetzt wirklich sterben muss. Ist es jetzt soweit? Träge drehe ich den Kopf, als ich Schritte höre. Ob jetzt mein Prinz auf dem weißen Pferd kommt? Träum weiter, Ruki. Es ist nur Rui, der auf mich zu rennt und sich vor mich hinhockt. Er mustert mich besorgt und traut sich kaum irgendetwas zu machen, scheinbar hat er immer noch ein wenig Angst vor mir. Obwohl mir das Leben an sich egal ist, habe ich trotzdem mittlerweile Angst vor dem Tod. Wie fühlt es sich an zu sterben? Zitternd strecke ich eine Hand nach ihm aus, lege sie auf sein Knie. Er beugt sich etwas näher zu mir und guckt mich ganz abwartend an. Manchmal frage ich mich, was in seinem Kopf vorgeht. „Sofa, bitte“, bringe ich mühsam hervor. Ich bin so erledigt und immer wieder klappen mir die Augenlider zu, während die Welt um mich herum immer mehr zu einem Haufen Farbkleckse wird. Rui zieht mich nahezu mühelos auf die Beine, legt einen meiner Arme um seine Schultern. „Ich bring dich zu uns in den Proberaum, das ist am nächsten. Sag mir einfach, wenn du gar nicht mehr kannst“, meint er nur sanft lächelnd. Ich lächle verunglückt zurück, während wir ganz langsam vorwärts kommen. Hoffentlich begegnet uns keiner der Manager. Ich habe keine Lust mir wieder anhören zu müssen, wie unverantwortlich ich zur Zeit handle. Gestern wurde mir wieder nahe gelegt mich stationär irgendwo behandeln zu lassen oder wenigstens Antidepressiva zu schlucken. Aber ich möchte nicht abhängig sein und ich möchte auch nicht zu irgendeinem Seelenklempner gehen. Es fühlt sich wie Stunden an, ehe Rui die Tür zu ihrem Proberaum aufmacht und wir zum Sofa gehen. Ich setze mich direkt hin und schließe die Augen, lege den Kopf in den Nacken. Rui raschelt mit den Zetteln, die neben mir liegen. „Hier trink das und dann legst du dich hin, ja? Ich hab zwar schon daraus getrunken, aber das ist hoffentlich nicht so schlimm. Soll ich jemanden Bescheid sagen? Oder kann ich sonst etwas tun?“, erkundigt er sich. Ohne groß nachzudenken antworte ich: „Aoi.“ Ich öffne die Augen wieder und bin froh, dass ich wenigstens die Dose mit dem Tee erkennen kann. Etwas zögerlich nehme ich diese und trinke den Rest davon. Es schmeckt ziemlich gut und ich fühle mich wieder minimal munterer. Er nimmt mir die Dose aus der Hand und legt eine dicke Wolldecke über mich, als ich mich hinlege. Sie hält schön warm, aber obwohl ich so müde bin, habe ich zu viel Angst vor dem Schlafen. Ich habe zwar die Augen wieder geschlossen, aber es hilft nichts. Werde ich je wieder aufwachen? Bin ich hier sicher? Ich weiß nicht, ob Ryouga recht hat. Kann man Rui wirklich vertrauen? Er wird doch wohl nichts in den Tee getan haben, oder etwa doch? „Heb mal kurz den Kopf hoch“, bittet Rui mich. Ich hebe ihn etwas an und direkt wird etwas ziemlich weiches drunter gelegt. Warum ist er so nett zu mir? Warum rächt er sich nicht an mir? Immerhin kann ich mich gerade nicht wehren, also was denkt er sich dabei? Eine Weile höre ich nichts mehr und ich frage mich, was Rui wohl gerade macht? Er beobachtet mich, denke ich. Das ist mir alles ganz schön unangenehm. Ob er mich überhaupt noch respektiert? Oder mag? Immerhin mache ich ihm gerade nichts als Arbeit und ich halte ihn von seiner vorigen Tätigkeit ab, oder? „Ich hab Aoi geschrieben, dass sie sich keine Sorgen machen brauchen und du nachher wiederkommst, wenn du dich etwas ausgeruht hast. Er meint zwar, dass ich dich wohl entführt habe und gerade quäle, aber er ist zu faul dich retten zu kommen. Ansonsten... wenn du irgendetwas brauchst, dann sag es nur, ja? Ich werde dir schon nichts antun und du bist ja immerhin mein liebenswürdiger Kollege“, man hört seinen sarkastischen Unterton heraus. Das macht mir Angst, ist er etwa schlecht drauf? Ich verstehe Rui nicht, absolut nicht. Er zieht die Decke etwas zurecht und tätschelt mir kurz den Kopf, ehe er weiter weg geht. Also er scheint mich nicht zu hassen, ansonsten würde er so etwas nicht machen, oder? Ich frage mich, ob er bei so etwas überhaupt irgendetwas empfindet. Macht er so etwas gerne? Das ist genauso wie Zungenküsse und normale Küsse zwischen ihm, seinen Bandkollegen und teilweise seinen Freunden. Was empfindet er dabei? Leise seufzend drehe ich mich auf die Seite und versuche auf andere Gedanken zu kommen. Soll ich wirklich da drüber reden? Vielleicht kann sich Rui da eher ein Urteil bilden, weil er mich nicht so gut kennt und die Sache deshalb etwas distanzierter betrachten kann. Ich glaube nicht daran, aber ein Versuch ist es wert. Ich habe sowieso nicht zu viel zu verlieren und vielleicht geht es mir danach besser. Vielleicht hilft es mir auch ihm besser Vertrauen schenken zu können. Ich fühle, wie ich langsam wieder wacher werde und mich fitter fühle. Zwar fühle ich mich immer noch wie erschlagen, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren. Ich höre wie er wieder näher kommt, weshalb ich die Augen wieder öffne. „Warum hast du nur so eine Angst vor anderen, hm? Das ist mir schon von Anfang an aufgefallen. Weil du dir nicht anders zu helfen weißt, verletzt du Fremde mit deinem Verhalten, damit sie dir nicht zu nahe kommen und dir weh tun können, oder? Es geht mich nichts an, aber das ist der Grund für dein Verhalten, oder? Du würdest anderen gerne den anderen nahe sein, aber du weißt nicht wie du das hinbekommen kannst. Und ich frage mich, wie man dir diese Angst nehmen kann. Immerhin will ich dir ja nicht an die Klamotten“, fügt er mit einem Lächeln hinzu. „Damals haben mir meine Freunde schrecklich weh getan und ich habe Angst, dass es wieder passiert. Ich habe Angst davor, dass ich schon wieder durch diese Hölle muss und ich habe Angst davor, dass mich wieder keiner rettet und ich alleine bleibe“, erkläre ich ihm, ohne jedoch ins Detail zu gehen. Je weniger er weiß, desto besser ist es, oder? „Aber warum lässt du es zu, dass die Vergangenheit deine Gegenwart und Zukunft zerstört? Denkst du die Monster deiner Vergangenheit werden wieder zuschlagen? Und zwar bald?“, fragt Rui. Seine Fragen sind nicht so direkt und aufdringlich, wie die meiner Bandkollegen. Und sie sind mir auch nicht so unangenehm. Er will keine Details. „Damals ging das alles an die Presse und ich habe Angst davor, dass die Täter genau die Zeitungsartikel den Reportern geben. Meine Name taucht zwar außer in den Polizeiakten nirgends auf, aber man kann ja nie wissen. Alte Freunde von mir meinten, dass einer von den Tätern Rache will. Und ich möchte weder euch, noch die Band in Gefahr bringen“, beantworte ich seine Fragen. Ohne groß zu zögern erwidert er: „Und was ist wenn es so ist? Versuch erst einmal mit eurem Manager zu reden, aber ich glaube kaum, dass das Management irgendetwas an euch heran kommen lässt. Ihr bringt doch jede Menge Geld ein, warum sollten sie also so etwas durchkommen lassen? Solange du dir selbst nichts zu Schulden hast kommen lassen, dann werden sie bestimmt zu dir halten. Aber bevor du den Kopf in den Sand steckst und dein ganzes Leben wegen so etwas wegwirfst, solltest du besser versuchen etwas zu retten. Immerhin bedeutet dir die Band sehr viel, also warum willst du sie dann verlassen?“ Vielleicht sollte ich wirklich einmal mit unserem Manager da drüber reden, er ist ja schließlich kein schlechter Mensch. Oder Sakai-san, er ist zwar nicht mehr für uns verantwortlich, aber er ist trotzdem noch mit mir befreundet. Kopfschüttelnd schließe ich die Augen, versuche das aufkeimende Schwindelgefühl zu ignorieren. Direkt kommt Rui wieder näher, legt vorsichtig eine Hand auf meine Stirn. „Ist es okay, wenn Ryouga dir etwas zu Essen bringt? Vielleicht geht es dir dann besser...? Ich möchte dich gerade ungern allein lassen“, erkundigt er sich besorgt. Ich nicke nur und kneife die Augen zusammen. Ich möchte nicht, dass Rui wegen mir einen Krankenwagen rufen muss. Ich bin doch noch viel zu jung zum sterben, oder? Ich merke wie ich langsam abdrifte und ich versuche es erst gar nicht mich zu wehren, es ist doch eh alles hoffnungslos. ~ Als ich es nächste Mal die Augen öffne sitzt Ryouga auf dem Boden vor dem Sofa und unterhält sich mit Rui. Als ich gewisse Worte höre, werde ich schlagartig rot im Gesicht. Können die beiden nicht einmal normale Gespräche führen? Ich stupse Ryouga an der Schulter, der sich auch direkt besorgt zu mir umdreht. „Du wachst zu einem echt ungünstigen Zeitpunkt auf Ru-chan! Geht es wieder etwas? Ich hab dir ein Bento mitgebracht und Tee. Und mich selbst. War Rui-chan wenigstens gut zu dir? Ist er dir auch nicht an die Wäsche gegangen?“, will Ryouga direkt von mir wissen. Seufzend schüttele ich den Kopf und setze mich auf. Ich fühle mich um einiges ausgeruhter und hoffentlich bleibt das auch für ein paar Stunden so. Direkt drückt mir Rui die Stäbchen und die offene Bentobox in die Hand, lächelt mich aufmunternd an. Eher zögerlich beginne ich ganz langsam zu essen, Appetit habe ich keinen und eigentlich würde ich jetzt viel lieber im Bett liegen und einfach nichts tun. Ryouga zieht den Papiereimer heran und legt einen Arm um meine Hüfte, streicht immer wieder leicht über meine Seite. „Bevor ich gleich wieder rüber muss und von Kifumi befummelt werde, muss ich noch ein wenig mit dir kuscheln. Ich weiß ja nicht, ob dich Kai noch lange am Leben lässt“, schmunzelt Ryouga. Ich zucke nur mit den Schultern und esse weiter den Reis, mit dem Gemüse und Hähnchenstreifen. Rui sortiert gerade seine Notenblätter und ignoriert uns weites gehend. Ryouga drückt mich noch ein ganzes Stück an sich, ehe er meint: „Ru-chan, magst du mir einen Gefallen tun? Lass dich wenigstens einmal vom Arzt durch checken, dann kannst du wenigstens sicher sein, dass es psychosomatisch ist. Ich kann auch mitkommen, aber bitte hör auf dich selbst so zu zerstören. Du kannst verdammt froh sein, dass Rui dich gefunden hat und keiner der Manager. Selbst wenn du ein paar Tage im Krankenhaus bleiben musst, dann wäre das kein Weltuntergang. Es ist besser du ziehst selbst die Notbremse, bevor sie dich am Ende noch für ein paar Wochen da behalten.“ Seufzend nicke ich und lege die Stäbchen samt leerer Bentoschale neben die Couch. Erschöpft lehne ich meinen Kopf an Ryougas Schulter und schließe die Augen. Ich habe keine Lust zum Arzt zu gehen. Ich habe keine Lust mich mit den Konsequenzen meiner Taten auseinander setzen zu müssen. Warum muss das Leben nur so kompliziert sein? Warum muss alles noch schlimmer kommen, als es ohnehin schon ist? Vielleicht sollte ich morgen wirklich ins Krankenhaus fahren, Ryouga zu Liebe. Plötzlich wird schwungvoll die Tür aufgerissen, weshalb ich die Augen wieder öffne und mich etwas an Ryouga drücke. Böse funkeln marschiert Aoi auf uns zu und stellt sich breitbeinig, mit verschränkten Armen vor uns hin. Rui zieht ihn sofort seufzend etwas weg und drückt ihn auf einen Stuhl, lächelt ihn sanftmütig an. Aber das alles nützt nichts, einmal in Rage hält Aoi so schnell nichts mehr auf. Warum ist er denn so sauer? Ist es, weil ich einfach verschwunden bin? „Warum haltet ihr unseren Ru-chan so lange gefangen?! Wir machen uns schreckliche Sorgen um UNSEREN Ru-chan“, keift Aoi Rui an. Seufzend wende ich mich an Aoi: „Die beiden halten mich nicht gefangen, falls es dir noch nicht aufgefallen ist. Rui war so lieb und hat sich um mich gekümmert, als ich eben fast umgekippt bin.“ Warum regt sich Aoi überhaupt so auf? Oder ist er einfach einmal wieder schlecht drauf und sucht jetzt einen Sündenbock, der das ganze ausbaden darf? „Wie viel haben sie dafür gezahlt? Wenn du mir die Wahrheit jetzt sagst, dann zahle ich das Doppelte, nein das dreifache“, wettert Aoi weiter. Und er hat scheinbar wirklich grundlos schlechte Laune, warum ist er bloß so kindisch? „Ryouga? Kannst du mir bitte helfen zurück zu unserem Proberaum zu kommen? Bevor Aoi hier noch alles in Schutt und Asche legt?“, frage ich Ryouga. Er nickt nur und hilft mir aufzustehen, hält meine Hand in seiner. Ryouga grinst, als er mit mir zusammen an Aoi vorbei geht, welcher vor Wut schnaubt. Hoffentlich tut er Rui nichts an? Im Flur dann meint Ryouga zu mir: „Sorry, aber Aoi kann man so leicht ärgern. Drück einfach meine Hand, wenn irgendetwas ist, ja? Ich möchte dich ungern durch die Flure hier tragen gerade, wer weiß schon welcher Manager gerader hier herum geistert.“ Ich nicke nur und versuche mich vollends aufs Gehen zu konzentrieren. Schweigend gehen wir so langsam zu unserem Proberaum und komischerweise kommt uns weder Rui, noch Aoi hinterher. Was die beiden wohl aufhält? „Am Besten du fragst Kai direkt, ob er dich zum Krankenhaus fahren kann. Du bist immer noch ziemlich blass und je früher die dich einsperren, desto besser. Ah, ich kann es kaum erwarten dich besuchen zu können“, meint er freudestrahlend. Schnippisch antworte ich: „Du stehst auf Krankenschwestern?“ Er wird direkt feuerrot im Gesicht, geht aber nicht weiter darauf ein. Seufzend öffne ich die Tür vom Proberaum und direkt stürmt Uruha auf mich zu und nimmt mich in den Arm. „Komm, ich fahr dich jetzt zum Arzt. Warum hast du uns denn nichts gesagt? Du siehst richtig bemitleidenswert aus“, meint Uruha und lässt mich gar nicht zu Wort kommen. Ryouga lässt meine Hand und wuschelt mir ganz kurz durch die Haare, ehe er sich mit den Worten verabschiedet: „Aber wenn müssen sie schöne Rundungen haben. Bis dann.“ Seufzend lege ich meine Arme um Uruha, drücke mich richtig an ihn. „Ich will hier weg Uru-chan. Aoi macht mir Angst“, murmele ich. „Bedanke dich bei Reita, der musste das ganze ja auf die Spitze treiben. Der ist auch gerade mit Kai seine Schrammen im Gesicht am versorgen auf der Toilette. Du hast echt verpasst“, meint Uruha und kichert leise. Er lässt mich los und schiebt mich zur Tür raus. Langsam gehen wir die Flure entlang Richtung Parkplatz. Hoffentlich behalten die mich im Krankenhaus nicht direkt da. Aber ich finde es schön, dass sich Ryouga und Rui so um mich gekümmert haben. Ich mag die beiden und Rui habe ich mittlerweile richtig ins Herz geschlossen. Ob ich mich irgendwann auch so mit Shin verstehen werde? Oder wem anderen? Byou hängt ja auch ziemlich an mir und mir tut es immer Leid, wenn er so in seinen Selbstverzweifeln versinkt. Aber wir zwei sind uns wohl doch sehr ähnlich in solchen Dingen. --------------- hoffentlich gefällt es wem m(_ _)m momentan arbeite ich an 'Spiel mit mir'... Oder eher immer noch x_x Außerdem überlege ich mir eine Fanfic nur über Screw oder Born zu schreiben '-' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)