puzzle von Erdnuss91 (where hope grows, miracles blossom) ================================================================================ Kapitel 3: Auszeit ------------------ Als ich wieder aufwache, liege ich ganz alleine im Bett. Hoffentlich geht es Rui mittlerweile wieder besser. Wenn Ko-king Migräne hat, dann ist der kleine Wirbelwind zur Abwechslung einmal ganz still. Aber Rui ist im Gegensatz zu ihm dann so komisch zerbrechlich und scheinbar während einem Anfall und er sah vor wenigen Stunden richtig elend aus. Seufzend stehe ich auf und gehe ins Wohnzimmer, wo Kai mit Rui in den Armen leise Fernseh guckt. Scheinbar hat sich Rui's Zustand bisher nur minimal gebessert, er sieht immer noch recht blass aus und seine Augenringe sprechen für sich. Leise seufzend setze ich mich neben die beiden, die gerade irgendeinen Comedyquatsch angucken. Ob es okay ist, sich an Rui zu lehnen? Kai würde sich so eine Frage wahrscheinlich niemals stellen. Er war zwar anfangs total schüchtern, jedoch ist er viel offener und sozialer als ich. Ihm fällt es viel leichter auf die Jüngeren vom Label einzugehen und im Gegensatz zu mir hat er ein volles Adressbuch. Mir fällt es unglaublich schwer Gespräche aufrechtzuerhalten und sei es nur per Mail. Seit ich wieder mit den Depressionen zu kämpfen habe, würde ich am liebsten jeglichen Kontakt zu anderen vermeiden. Warum bin ich überhaupt noch Sänger? „Soll Uruha dich Morgen früh abholen kommen? Er hatte gerade eben nach dir gefragt“, erkundigt sich Kai. „Soll die feige Ratte doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!“, erwidere ich knurrend. Warum hat er mich überhaupt hier alleine gelassen? Denkt er etwa, dass ich ihm jetzt dankbar dafür sein werde? „Du bist zur Zeit viel zu aggressiv Ruki. Bist du etwa unausgeglichen, oder wie? Dem Manager gehst du mit deinem pubertären Verhalten auch schon auf den Keks!“, schimpft Kai. Verletzt schaue ich ihn an, während Rui geschockt zwischen uns beiden hin- und herschaut. Scheinbar denken wohl wirklich alle, dass Aoi Recht hat und wir uns nie streiten. Dabei fliegen doch vor allem zwischen mir und den anderen zur Zeit ordentlich die Fetzen. Eher er den verräterischen Glanz in meinen Augen bemerken kann, stürme ich aus dem Raum und schließe mich im Badezimmer ein. Sind die anderen mich wirklich schon so Leid? Mich und meine Selbstzweifel? Ich habe immer gedacht, dass ich im Kampf gegen die Depression nicht so schlecht dastehe, aber dem ist scheinbar nicht so. Verzweifelt beiße ich mir auf die Lippe, jedoch kann ich die Tränenflut nicht mehr stoppen. Warum verlasse ich die Band nicht einfach? Ist es nicht besser so, wenn ich endlich sterbe? Schluchzend kauere ich mich auf dem Badezimmerteppich zusammen und beneide Rui, der von allen in der PSC geliebt wird. Byou und er kleben ständig aneinander und wen habe ich? Niemanden. Schniefend reibe ich mir über die Arme. Ich möchte die anderen nicht alleine lassen, aber ich weiß mir anders nicht mehr zu helfen. Ich bin ja schon mit mir selbst überfordert und mir fällt es unglaublich schwer überhaupt noch zu arbeiten oder überhaupt noch zu leben. Erschöpft schließe ich die Augen und versuche die ganzen Gedanken zu verdrängen. Das Mobbing ist doch schon Jahre her, warum lassen mich diese Gedanken also einfach nicht in Ruhe? Das laute Klopfen an der Tür erschreckt mich fast zu Tode. Ist Kai immer noch sauer und wie viel Zeit ist bis jetzt vergangen? „Ist alles okay, Ru-chan? Komm bitte raus, ich wollte nicht so unfair sein. Ruki? Hey, ich werde dir auch nichts tun, versprochen“, höre ich Kai dumpf durch die Tür sagen. Schniefend stehe ich auf und öffne die Tür und lasse mich in seine Arme fallen. „Ich kann nicht mehr, Kai. Ich schaff das alles nicht mehr. Ich hasse mich zur Zeit abgrundtief und Kai, ich habe so Angst, Angst vor mir selbst“, gebe ich laut schluchzend zu. Beruhigend streicht er mir immer wieder über den Rücken. Mir ist so schrecklich schlecht und es fällt mir sehr schwer zu atmen. Ich kann mich kaum beruhigen und scheinbar weiß Kai auch nicht mehr weiter. Die letzte Zeit hat mich Uruha immer wieder aufgefangen, wenn es mir nicht so gut ging. Aber er hat mich schon wieder in die Höhle des Löwen geführt, obwohl er genau weiß, dass ich mit solchen Partys nicht zurecht komme. Ich wehre mich noch nicht einmal, als Rui mich mit sanften Druck von Kai wegzieht und mich vorsichtig in den Arm nimmt. „Weine ruhig, wenn es dir hilft. Wir werden dich nicht dafür verurteilen“, versichert mir Rui, während er mir ganz sanft über den Rücken streicht. Und jetzt heule ich erst recht, schluchze immer wieder laut auf. Meine Knie sind so schrecklich am zittern, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Warum tue ich nur allen so schrecklich weh? „Komm, wir setzen uns am Besten etwas hin, bevor du gar nicht mehr stehen kannst“, meint Rui ganz ruhig. Ob er Byou auch so getröstet hatte? Immerhin war dieser ziemlich tief unten und mich hätte es nicht gewundert, wenn er sich umgebracht hätte. Mein Schluchzen wird leiser, als wir uns auf dem Sofa niedergelassen haben und Kai eine Decke über uns geworfen hatte. Vielleicht sollte ich doch in Therapie gehen. Schließlich möchte ich leben, oder? Erschöpft lehne ich mich an Rui, der mich jedoch wieder ganz vorsichtig von sich schiebt. „Schlaf am Besten etwas. Kai hat bestimmt Schlafmittel da und ich denke, dass du den Schlaf bitter nötig hast. Du solltest dich nicht unterkriegen lassen, egal was kommt. Und lass dir helfen, du bist kein schlechter Mensch“, stellt er lächelnd fest und tätschelt mir den Kopf. Obwohl er um einige Jahre jünger ist als ich, ist er manchmal so schrecklich, so schrecklich erwachsen und ich verstehe Byou langsam, warum er weiterlebt. Ich bedanke mich leise und lasse mir von Kai ein Glas Wasser und eine kleine, weiße Tablette in die Hand drücken. „Ich meld dich für ein paar Tage krank, okay? Und in der Zeit versuchst du dich etwas auszuruhen und Kraft zu schöpfen, ja? Wir reden dann über alles, wenn du so weit bist“, meint Kai. Seufzend nehme ich die Tablette zusammen mit dem Wasser ein und umarme beide noch einmal kurz, ehe ich ins Bett gehe und kurz darauf einschlafe. Ich erschrecke mich fast zu Tode, als mich etwas im Gesicht ableckt. Ich kann meinen Augen kaum trauen, als ich in das erfreute Gesicht von Koron gucke. Erst jetzt fallen mir die Wadenwickel auf und wie schrecklich warm es ist. Außerdem kleben Kais Sachen so schrecklich an meinem Körper. Vorsichtig rappe ich mich auf, entferne die Wickel und verlasse das Bett. Scheinbar habe ich den ganzen Tag verschlafen, wie es scheint. Vielleicht ist Kai ja schon wieder daheim? Vorsichtig nehme ich Koron in meine Arme und gehe in die Küche, wo Kai gerade am Arbeiten ist. „Wie geht es dir Ru-chan? Nimm am Besten gleich etwas gegen das Fieber, damit es schnell wieder runter geht. Willst du etwas essen? Ich habe dir etwas mitgebracht“, erkundigt sich Kai. „Mir geht es ganz gut, danke. Ich warte noch etwas mit dem Essen, trotzdem danke“, antworte ich lächelnd. Zufrieden kraule ich Koron hinter den Ohren, ob ich schnell wieder gesund werde? „War der Manager nicht sauer?“, erkundige ich mich. „Er war ziemlich erleichtert, um ehrlich zu sein. Er meinte auch, dass er schon so etwas geahnt hatte. Und er bittet dich, es nächste Mal einfach direkt zu ihm zu kommen. Ah und Uruha fragt, ob er dir sonst noch etwas aus deiner Wohnung vorbei bringen soll. Er hatte mir Koron und ein paar Klamotten von dir in die Hand gedrückt, da dir meine einfach zu groß sind“, erzählt mir Kai. Ich schüttele nur den Kopf und schließe die Augen. Warum habe ich überhaupt Fieber? Geht es mir wirklich so schlecht? „Hasst ihr mich jetzt?“, frage ich Kai traurig. Er guckt mich ganz perplex an. Ich versuche erst gar nicht die Tränen zu unterdrücken und senke den Kopf, drücke Koron fest an mich. Ich habe Angst meine Band zu verlieren. „Wie kommst du jetzt darauf Ruki? Bitte hör auf zu weinen, warum sollten wir dich hassen?“, fragt Kai verzweifelt. „Weil ich euch nur Ärger mache und so fies zu euch bin?“, antworte ich, immer von Schluchzern unterbrochen. „Warum sollten wir dich deshalb hassen? Du kannst doch nichts für deine bescheidene Vergangenheit und wir wissen alle, dass du eigentlich total nett bist. Und selbst die Jüngeren vom Label wissen, dass du absolut kein schlechter Mensch bist und sie machen sich alle um dich Sorgen. Besonders die letzte Zeit, da du kaum noch mit irgendwem redest und dich die meiste Zeit unter irgendwelchen Kapuzen versteckst. Schau mal, wir sind jetzt so lange in einer Band und du brauchst vor keinem von uns Angst zu haben. Wir können wirklich über alles reden und uns tut es auch weh, wenn du dich selbst so kaputt machst“, erklärt mir Kai in einem ruhigen Tonfall. Schluchzend schüttele ich den Kopf und lasse Koron auf den Boden, der auch direkt den Raum verlässt. Zögerlich stehe ich auf und gehe zu Kai, umarme ihn. Warum bin ich nur so eine schwache Person? Warum bin ich nicht so stark, wie Reita oder Uruha? Kai legt ganz vorsichtig seine Arme um mich und wiegt mich ein wenig hin und her. „Und jetzt hör auf zu weinen, ja? Magst du vielleicht duschen gehen? Oder lieber baden? Es ist zwar nicht so gut wegen dem Fieber, aber du bist total verspannt“, erkundigt sich Kai. „Ja, danke. Geht es Rui-chan wieder besser?“, frage ich besorgt nach. Egal wie unfair und gemein ich die letzte Zeit zu ihm war, verdient hat er es nicht. Rui ist viel zu nett und sozial, im Gegensatz zu mir. Kein Wunder, dass Byou so von ihm schwärmt. „Ihm geht es wieder ganz gut“, antwortet er mir. Plötzlich steht er auf, weshalb ich ihn ganz erschrocken loslasse. Perplex schaue ich ihm hinterher, als er das Essen aus der Plastiktüte nimmt und in die Mikrowelle stopft. Was hat er mir überhaupt mitgebracht? „Wenn wir dir irgendwie helfen können, dann sag es uns, ja? Wenn du nicht mit einen von uns über all das reden willst, dann kannst du auch zu Rui-chan oder Yasuno-chan gehen. Die beiden sind sowieso um einiges besser in so etwas, als wir“, meint Kai mit einem riesigen Lächeln im Gesicht. Nickend setze ich mich wieder an den Küchentisch und lege die ganzen Zettel zusammen. Hoffentlich ist der Manager wirklich nicht sauer auf mich. „Ich glaube, ich brauche einfach etwas Ruhe. Der Stress die letzte Zeit ist etwas zu viel und vielleicht zieht es mich deshalb so runter. Mir tut es Leid, dass ich euch da alle so mitziehe. Besonders tun mir aber die Jüngeren vom Label Leid, da sie wirklich nichts dafür können, dass ich mit meinem Leben nicht mehr klar komme. Deshalb wäre es wahrscheinlich wirklich das Beste, wenn ich einfach ein paar Tage daheim bleibe und mir eine Auszeit nehme. Ich möchte die Situation nicht noch schlimmer machen, als sie eh schon ist“, erkläre ich Kai. Kai schaut mich ganz nachdenklich und auch besorgt an. Lächelnd antwortet er: „Okay, ich werde noch einmal mit dem Manager reden. Möchtest du dann so lange bei mir bleiben? Dann kann ich dich etwas ablenken.“ Nickend lege ich die ganzen Zettel ans andere Tischende, damit diese nicht schmutzig werden. Hoffentlich schaffe es wirklich innerhalb von ein paar Tagen wieder belastbarer zu sein. Ich habe Angst davor zu verlieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)