Stay (Faraway, So Close!) von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 32: Ultra Violet (Light my way) --------------------------------------- Kapitel 32: Ultra Violet (Light my way) Oh, sugar, don't you cry. Oh, child, wipe the tears from your eyes. You know I need you to be strong And the day it is dark, as the night is long. Feel like trash, you make me feel clean. Itachi sah noch den Blitz durch das Flurfenster, als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete und Sasuke den Vortritt lies, als er den Donner vernahm und sah wie Sasukes schmale Gestalt zusammenzuckte. Itachi betätigte den Lichtschalter und legte dem Jungen dann eine Hand auf die Schulter. „Keine Angst. Hier drin ist alles sicher vor Blitz und Donner.“ „Ich weiß“, murmelte Sasuke leise und blickte über seine Schulter nach hinten. Er erinnerte sich an zahlreiche Unwetter, die er auf der Straße oder noch daheim miterlebt hatte. An einige erinnerte er sich mehr, an andere weniger. Tief in seinem Gehirn verankert war, dass es eine Gewitternacht war, als Kabuto sich das erste Mal an ihm verging und die Furcht auf der Straße vor dem Blitz und dem lauten Geräusch des Donners war ihm auch in die Knochen gebrannt. Sich von den Gedanken ablenken wollend, schaute er sich unauffällig in dem Zimmer um. Unter einem großen Fenster standen ein Schreibstich mit Computer, daneben ein volles Bücherregal, zwei kleine Schränkchen, dann ein Kleiderschrank und ein Spiegel an der Wand. Auf der anderen Seite waren zwei Sessel, ein kleiner Flachbildfernseher und ein Tischen. An der Wand hingen Regale, auf denen unter anderem auch einige Pokale standen. Ein Poster zierte noch die Wand über dem Fernseher und eine Akustikgitarre stand neben dem Gerät. Das Bett, das mit zwei Nachttischen an einer anderen Wand stand war beinahe riesig. Sasuke fragte sich, warum Itachi das alles zurück gelassen hat, als er damals auszog. Die Möbel schienen wirklich gute Qualität zu haben und sie wirkten nicht kindisch. Außerdem glaubte Sasuke an Dingen, wie an den Pokalen oder der Gitarre mussten doch Erinnerungen hängen. Was würde er dafür geben, seinen Plüschdrachen zurück zu bekommen oder eines der Bücher, die in seinem Regal gestanden hatten, sein Kissen, ohne das er zu den Zeiten nie hatte einschlafen können oder einfach irgendwas, weil es Seins war, ihm gehörte. Auch jetzt noch. Aber die meisten Möbel und Gegenstände waren verschwunden, als sie von dem Haus in die Wohnung gezogen waren und den Rest hatte er dann zurücklassen müssen, als er ging. „Im Gästebad sind immer frische Zahnbürsten. Möchtest du duschen?“ Sasuke schüttelte den Kopf. Mit Sicherheit nicht. Er würde nicht auch noch Itachis Eltern Geld kosten. Doch dann fiel ihm ein, dass er mit Itachi in einem Bett schlafen musste und vielleicht fühlte der sich besser, wenn Sasuke sauberer war. Deswegen zuckte Sasuke hilflos mit den Schultern und starrte auf den Boden. Er hörte Itachis leises Lachen. „Was denn nun?“ „Ich kann auf dem Boden schlafen“, wechselte Sasuke das Thema, doch im Grunde war es doch die Antwort auf die Frage. Wenn sie nicht in einem Bett schlafen würden, musste Sasuke nicht unbedingt sauber sein. Er stank ja nicht oder so, aber eben geduscht, rein. Und so, wenn er auf dem Boden schlief und eben nicht duschte, kostete er den Uchihas kein Geld. „Das ist Bullshit“, meinte Itachi, verschränkte die Arme vor der Brust, fragte dann aber milder: „Oder fürchtest du dich so sehr vor mir?“ „Ich… fürchte mich nicht“, murmelte Sasuke und scharrte mit dem Fuß auf dem Boden herum. „Na dann, lass uns Zähne putzen gehen, okay?“ Nun nickte Sasuke und folgte Itachi wieder aus dem Zimmer heraus, eine Tür weiter ins Gästebad, wo Itachi aus einem Hängeschrank zwei eingepackte Zahnbürsten und eine Tube Zahnpasta nahm. Er reichte Sasuke eine Zahnbürste, packte seine aus, tat sich selbst schnell etwas auf und gab dann an Sasuke weiter, der es ihm gleich tat. Nebeneinander am Waschbecken stehend, putzen sie die Zähne, stellten die Zahnbürste für den nächsten morgen in einen der Becher und gingen dann wieder in Itachis ehemaliges Schlafzimmer. Dieser machte sich an seinem alten Kleiderschrank zu schaffen und zog zwei T-Shirts heraus. „Viel ist hier nicht mehr, das meiste davon hab ich mitgenommen“, meinte Itachi nebenbei, gab Sasuke ein T-Shirt und ging dann mit dem anderen hinaus. Er wollte Sasuke nicht in Verlegenheit bringen, sich vor ihm ausziehen zu müssen oder sich selbst vor demjenigen auszuziehen. Als er dann, wieder im Gästebad, das Shirt übergezogen hat, die Shorts anließ und fast den ganzen Rest der Kleidung in der Hand hielt, ging er hinein ins Zimmer. Dort stand Sasuke, ebenfalls mit den Anziehsachen in der Hand und nur in Boxershorts und dem frischen T-Shirt. Er nahm die Kleidung von Sasuke an sich und legte sie samt seiner auf den Schreibtisch. Erst dann setzte er sich in einen der zwei Sessel und schaute Sasuke wohlwollend an. „Ist das für dich in Ordnung mit dem einen Bett?“, fragte er, als Sasuke auch saß und die Hände im Schoß verschränkt hielt. Der Junge nickte nur schlicht und starrte zu Boden. „Angesichts der Dinge…“, fing Itachi an, merkte aber dass er völlig falsch ansetzte und fuhr anders fort: „Ich will das du weißt, dass ich dich nicht unsittlich anfassen werde, egal ob wir das Bett teilen oder nicht. Ich werde nichts tun.“ Sasuke bemerkte, wie sehr Itachi das Wort Nichts betonte und er glaubte ihm, ja doch, er glaubte ihm aus vollstem Herzen, aber er schämte sich und er wollte nicht mit Itachi in diesem Bett schlafen. Er wollte sogar auf dem Boden schlafen, in eine dicke Decke gekuschelt; das würde schon gehen, vor allem da hier wirklich Teppichboden war. „Bist du müde?“ „Nicht wirklich“, bekannte Sasuke sich der Wahrheit und starrte weiterhin auf den Boden, hoffte Itachi nicht verärgert zu haben. „Na dann, fernsehen fällt wegen dem Gewitter weg“, hörte Sasuke Itachis Stimme, bevor es abermals donnerte. Es herrschte Stille zwischen den Beiden, doch Itachi war sich bewusst, dass er diese Stille brechen wollte. Er musste sogar, damit Sasuke sich besser fühlte, vielleicht sogar wohl fühlte; bei ihm, in seinem alten Zimmer, in dem er sich die meiste Zeit wohl gefühlt hatte, als er jung gewesen war. Das hier war immer sein Reich gewesen, selbst als er auf dem Internat war. Auf sein Zimmer hatte er sich immer gefreut. Auf dieses Nachhausekommen. Seine Mutter wieder sehen, ihr Essen, die Gespräche, die sie so gerne mit ihm führte, die gut gemeinten Ratschläge. Auf seinen Vater hatte er sich auch gefreut. Auch sein Vater bedeutete für ihn Nachhausekommen. Sein Vater war eben sein Vater und er war ein toller Mann, hatte immer für seine Familie gesorgt, hatte ihn Heim geholt, als es auf dem Internat zu schlimm geworden war und hatte seinen Sohn versucht aufzubauen, hatte ihn von Drogen ferngehalten, die Itachi damals so fasziniert hatten. Sein Vater war da gewesen, als er seinen ersten Alkoholrausch hatte, holte ihn von der Party damals ab, brachte ihn ins Bett, kümmerte sich und verschwieg es, auf Itachis Bitten des nächstens morgens hin, der Mutter die mit ihren Freundinnen in Urlaub gewesen war. Sein Vater würde so viel für ihn tun und nachdem Sasuke von seinem Vater ein wenig erzählt hatte, ein paar Tage zuvor, glaubte Itachi, er war genauso ein Mann. Ein Mann, der für seinen Sohn die Welt bewegen würde; Jemand, der Welpen töten würde und alten Damen die Kehle zertreten, um den Sohn zu beschützen. Für Itachi würde Fugaku – und für Sasuke würde der in Itachis Gedanken namenlose Vater – Städte plündern und niederbrennen, mit einem Holzbötchen über alle sieben Meere fahren und auf alle Felder der Welt Salz streuen. „Als was hat dein Vater gearbeitet?“, fragte Itachi, er wollte diesen Mann kennen lernen und Sasuke Dinge zu fragen, war das einzige was er tun konnte, denn dieser Mann war tot. Schon zu lange und er konnte all diese Dinge nicht mehr tun um sein Kind zu beschützen. Itachi glaubte, das brachte diesen Mann, wo auch immer er jetzt war, ein zweites Mal um. „Er… war Professor an der Universität.“ „Wie alt war er, als du geboren wurdest?“, fragte Itachi weiter. „Zweiundzwanzig.“ „Weltumreiser, Vater und Professor. Das ist echt gut.“ Itachi schaute zu Sasuke, sah wie der Junge nickte und hörte dann dessen Stimme, glaubte den Stolz zu vernehmen, den Sasuke für seinen Vater empfand. „Er… war ziemlich klug und er… hat Klassen übersprungen und schon früh angefangen… zu studieren. Mit Sechzehn. Als er dann fertig war, fand er sich zu jung um… um einfach an einer Uni zu unterrichten und er… wollte die Welt sehen, jobbte hier und da... Kurz bevor… bevor ich geboren wurde, nahm er… die Stelle an der Universität an. Er wollte… uns ein Haus bauen und wollte… das wir gut leben können.“ „Und hat er euch das Haus gebaut?“, fragte Itachi weiter nach, wollte Sasuke auf jeden Fall das Gefühl geben, angehört zu werden und es interessierte ihn wirklich. Sasuke interessierte ihn. „Ja. Ich war gerade im Kindergarten… da zogen wir da ein. Mein Vater hatte sich Geld geliehen… von seinen Eltern und na ja… er wollte halt dieses Haus und kurz vor Papas… Papas Tod hatte er alles zurückbezahlt. Jetzt… gehört das Haus meiner Mutter und… na ja.“ Sasuke sprach nicht weiter, erzählte nichts von der Wohnung, in die sie gezogen waren, nichts davon, dass seine Mutter ihm in gewisser Weise sein Erbe vorenthielt, obwohl sie genau wusste das so einiges ihm gehören sollte, nur eben nicht notariell in einem Testament festgelegt war. Sie wusste von dem Willen seines Vaters, davon, dass er nie gewollt hätte, dass sein Junge auf der Straße lebt, aber es war ihr wohl schlichtweg egal. Das einzige was ihm geblieben war, war die feine Kette um seinen Hals, die er nur bekommen hatte weil die Mutter seiner Mutter darauf bestanden hatte. Sie, die Großmutter, war die einzige gewesen, die noch ein wenig Sorge getragen hatte, das alles glatt lief, doch sie starb nur wenige Wochen nach seinem Vater und plötzlich hatte Sasuke niemanden mehr gehabt, denn die Eltern seines Vaters und dessen Schwester… die hatten sich zunächst nur sporadisch gemeldet und dann bald schon gar nicht mehr. Aber Sasuke verstand das, er war nicht wütend. Sie hatten ihren Sohn verloren, ihr Wunderkind, Papas und Mamas Liebling. „Es ist spät“, wechselte Itachi dann das Thema, merkte auch, dass Sasuke nicht weiter reden wollte und fügte an. „Lass und schlafen gehen, in Ordnung?“ Sasuke nickte, obwohl er immer noch nicht besonders müde war, aber er wollte Itachi auch nicht im Weg stehen. Also erhoben sich die beiden aus der sitzenden Position und gingen zum Bett. Itachi hatte zuvor extra zwei Decken bezogen, sodass jeder von ihnen eine hatte. Itachi schlug seine Decke zurück, legte sich auf den Rücken ins Bett und wartete, bis Sasuke es ihm gleich tat. Dieser jedoch blieb erstmal, mit der Decke über den Beinen, sitzen und schaute zu Itachi. „Ich werde dir nichts tun“, wiederholte Itachi noch einmal und Sasuke nickte. Itachi verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und blickte an die Decke, während Sasuke sich nun auch hinlegte. Der Student wandte seinen Kopf zur Seite und sah – da es, nachdem sie das große Licht gelöscht und die kleine Nachtischlampe angemacht hatten, nicht völlig dunkel war – wie Sasuke ganz nah am Rad des Bettes lag, die Decke um sich geschlungen und den Rücken zu Itachi gedreht. „Du fürchtest dich doch vor mir“, stellte Itachi nach wenigen Minuten fest, löste seinen Blick von Sasukes Rücken und starte auf den vielen Platz zwischen ihnen. Irgendwie tat das weh, merkte der Schwarzhaarige und fuhr sich durchs Gesicht, bevor er seine Hand wieder hinter den Kopf legte. Er hatte gehofft, Sasuke würde ihm mittlerweile ein wenig vertrauen, aber vielleicht war der Junge wirklich schon zu kaputt. Na so langer Zeit musste er doch wissen, dass er ihm nichts antat, nichts Böses tat, ihn nicht mal berührte, wenn er es nicht wollte, aber statt darauf zu vertrauen, rückte er so nah an den Bettrand, dass er beinahe raus fiel und wandte ihm sofort den Rücken zu. „Das stimmt… so nicht“, hörte er Sasukes murmelnde Stimme. „Klar, hab ich Angst… das… hättest du auch… aber… ich…“ Itachis Augen weiteten sich. So hatte Sasuke noch nie mit ihm gesprochen. Das hättest du auch, hat er gesagt und Itachi nickte zu sich selber. Sasuke hatte Recht. Wenn all das, was diesem Jungen geschehen war, ihm geschehen wäre, dann hätte er so große Angst. Er hätte sich in die Hose gepinkelt vor Schiss, er hätte sich gar nicht erst da hingelegt, aber Sasuke war immer noch so tapfer. Itachi wollte sich entschuldigen; dafür dass er nicht verstand und dafür, dass er Sasuke in diese Situation gebracht hatte. Aber es kam nichts raus, keine Stimme, keine Worte, nichts. „Ich… ich versteh nicht… wie du… wie du mit jemanden wie mir… in… in einem Bett liegen kannst.“ Bevor Itachi den Mund aufmachen konnte, um etwas zu sagen, sprach Sasuke auch schon stotternd, leise und zögerlich weiter. „Ich ekle mich vor… mir selber und… du…“ Da verstummte der Junge und blieb ruhig am Bettrand liegen, aber Itachi verstand auch so. „Ich ekle mich aber nicht vor dir. Sasuke, sieh mich an, okay?“ Sasuke tat wie geheißen, er drehte sich um, lag nun mit dem Gesicht zu Itachi dort, hielt seinen Abstand aber immer noch ein, als der Ältere weiter sprach. „Ich hab dir gestern gesagt, dass du ein großartiger Junge bist und das habe ich genauso gemeint.“ Dieses Mal kam das Funkeln nicht und das musste Itachi hinnehmen. Es war einige Zeit lang still zwischen den beiden, ehe Itachi sich aufsetzte und seine Decke zurückschlug. Er schwang die Beine aus dem Bett und blickte mit freundlichen, aber traurigen Blick zu Sasuke. „Du wirst nicht schlafen können, wenn ich neben dir liege“, stellte er fest und fuhr sich durch die Haare, sah wie Sasuke betreten auf das Lacken blickte. „Ich geh einen Kaffee trinken, in Ordnung? Du kannst ruhig schlafen… ich… ach auch egal, schlaf einfach, okay?“ Itachi wollte noch einmal sagen, dass er ihm nichts antun würde, aber auch das änderte nichts. Sasuke fürchtete sich und Sasuke hatte ein kaum mehr vorhandenes Selbstwertgefühl, da konnte Itachi sagen, was er wollte. Er konnte tun, was er wollte und im Endeffekt würde er Sasuke doch nicht wieder in Ordnung bekommen. Würde der Junge länger bei ihm bleiben, würde es immer wieder Tage geben, die besser waren, als andere, aber es würde sich eben… einfach nichts ändern, egal wie sehr sie ich beide bemühten. Entmutigt ging Itachi zu Tür, öffnete sie und schloss sie hinter sich wieder, blieb kurz im Flur stehen, lauschte ein wenig und ging dann hinunter in die Küche. Verwundert stellte er fest, dass seine Mutter dort auf einem der vier gepolsterten Holzstühle am Tisch saß. Sie trank stark duftenden Tee aus einer großen Tasse. Itachi linste an die Uhr über der Arbeitsplatte. Es war schon beinahe halb eins am Morgen. Was tat seine Mutter dann hier? Hatte sie Streit mit seinem Vater? Das wäre ihm doch aufgefallen. Er hatte es den beiden immer angesehen, wenn sie stritten, egal wie sehr sie versuchten, es geheim zu halten. Itachi glaubte, so was konnten Kinder einfach und er hatte es eigentlich bis heute nicht verlernt, obwohl seine Eltern recht selten gestritten hatten. „Was tust du hier unten?“, fragte er seine Mutter deswegen, griff nach einer Tasse, stellte sie unter die teure Senseo, nahm ein Kaffeepad aus dem Schrank und legte es ein. An der Küchenzeile gelehnt wartete er darauf, dass der Kaffee durchlief, während seine Mutter ihm leise antwortete: „Ich schlafe in letzter Zeit schlecht und möchte deinen Vater nicht stören. Er arbeitet schwer im Moment.“ Sie verstummte kurz, blickte Itachi dann offen in die Augen. „Er macht deine Arbeit mit.“ „Na, dann beschwert er sich bestimmt auch täglich drüber, hab ich Recht?“, murrte Itachi, aufgrund der auf ihn anklagend wirkenden Stimme. Doch Mikoto schüttelte den Kopf und wies auf den Tisch. Itachi nahm gegenüber seiner Mutter Platz und schaute zunächst auf die Holzplatte, bevor er ihr in die Augen blickte. „Wie kommt’s?“, fragte er. Itachi wusste, dass sein Vater, wie er zuvor gedacht hatte, Städte niederbrennen würde und noch so viel mehr um seinen Sohn zu beschützen, aber die Arbeit, die Kanzlei, hatte sein Vater immer so wichtig genommen und er hat immer gewollt, das Itachi die Kanzlei genauso wichtig nahm, schließlich würde sie irgendwann mal ihm gehören, doch das wollte Itachi gar nicht. Er hat sich nur bisher nicht getraut seinem Vater das zu beichten und wusste auch nicht, wie er es je machen sollte. „Er liebt dich, du Dummkopf. Hast du immer noch nicht verstanden, wie wichtig du ihm bist? Ich dachte, die Zeiten in denen er dein Feind war, wären vorbei.“ Itachi lachte leise auf und schüttelte den Kopf. „Er war nie mein Feind. Feinde will man tot sehen und es gibt nur einen Menschen, den ich so sehr hasse…“ „W- was redest du da?“, hörte er die geschockte Stimme seiner Mutter und war selber ähnlich geschockt über seine Worte. Was, zum Teufel, sagte er da? Und warum wusste er, dass es die Wahrheit war? Dass er genau das fühlte. Es gab nur einen Menschen, denn er so sehr hasste, dass er ihn tot sehen wollte und das war dieses Schwein, das Sasuke all das Leid zugefügt hatte. Er hat es vorher nicht realisiert, hat nur die Sorge um Sasuke gesehen, aber nicht den ganzen Hass, der in ihm brodelte. Itachi löste die feste Umklammerung seiner Hände um die warme Kaffeetasse und lehnte sich ein wenig im Stuhl zurück. „Fuck, ich kann dir den ganzen verdammten Scheiß nicht erzählen, Mama.“ Itachi bemerkte geschockt, wie er gerade geflucht hatte, wollte sich schon entschuldigen, wusste aber dass es sinnlos war. Seine Mutter wusste, dass er nur so fluchte, wenn ihn wirklich etwas belastete, denn in eine Zeit seiner Jugend hatte er eine Menge geflucht und eine Menge hatte ihn belastet. „Du kannst mir alles erzählen“, sagte sie und wollte über den Tisch nach seiner Hand greifen, doch er zog sie unauffällig weg. Er wollte keinen Trost, er wollte sich nicht einlullen lassen, das war Sasukes Vergangenheit, keine Geschichte, es war geschehen und er konnte es nicht einfach zu erzählen, nachdem nun schon Kakashi Bescheid wusste und auch Shizune und Iruka zum Teil. „Wenn es dich so kaputt macht, solltest du es mir sogar erzählen. Deswegen bin ich da, deswegen bin ich deine Mutter.“ „Lass es“, murrte er und blickte zur Seite. Er wollte ihr so gerne seine Sorgen klagen, ihr seine Entmutigung zeigen und ein paar gute Ratschläge bekommen, die sie immer so gerne verteilt hatte. „Hat es… hat es mit ihm zu tun, Itachi? Oder mit deinem Vater?“ „Er hat damit nichts zu tun“, sagte Itachi und meinte seinen Vater. „Also geht es um Sasuke?“ „Ja.“ „Warum ist er bei dir?“ Itachi seufzte. „Weil er meine Hilfe braucht.“ „Wobei? Warum bist du derjenige, dessen Hilfe er braucht? Warum geht er nicht zum Jugendamt?“ „Das ist so eine lange Geschichte“, sagte er, weil er wusste, dass es die meisten Menschen abschreckte. „Ich hab Zeit, mein Junge. An Schlaf ist bei mir vor zwei Uhr selten zu denken.“ Itachi schüttelte schief grinsend den Kopf und sah, wie seine Mutter zur Teekanne griff und sich neu eingoss. Der Student blickte seiner Mutter in die Augen und die lächelte ihm auffordernd zu. Und deswegen erzählt Itachi; erzählte von dem Tag, als er Sasuke kennen gelernt hatte, von dem Tag, an dem der Junge vor den Stufen seiner Wohnung saß, er erzählte von den ersten Tagen, von Sasuke Zurückhaltung, der Scheu und davon, wie er dann abgehauen ist und wie er ihn wieder aufgelesen hat. Itachi erzählte von den Tagen danach, von Kakashis Wissen von dem Abend bei Shizune und wie sie Sasuke in dieser Gosse gefunden hatten, er erzählte von Kakashis Hilfe am nächsten Abend und von Sasukes Vergangenheit und erzählte sogar von dem Funkeln am gestrigen Abend und von Sasukes Intelligenz. Und als er fertig war, hielt seine Mutter doch seine Hand und streichelte mit dem Daumen beruhigend über die blasse Haut, denn ruhig war Itachi nicht gewesen. Er war zuvor in der Küche auf und ab getigert, hatte geraucht und kalten Kaffee getrunken, hatte seine Haare zerzaust und hatte sich kraftlos hingesetzt. Das alles ungefähr, übertrieben gesagt, ein dutzend Mal, aber es kam Itachi vor, als habe er es so oft getan. „Ich hab ihm, verdammt noch mal nichts angetan, aber er hat Angst vor mir und er denkt, ich ekle mich vor ihm. Er kann nicht mal in einem Bett mit mir schlafen, egal wie viel Platz zwischen uns ist“, klage Itachi seiner Mutter und nahm noch einen Schluck kalten Kaffee. „Er hat sehr leiden müssen.“ „Aber ich will ihm nur helfen“, sagte Itachi und stützte seinen Kopf auf die freie Hand. Es war einige Zeit lang Stille, bis seine Mutter sie brach und leise anmerkte: „Du hast dich sehr verändert in den letzten Tagen, mein Junge. Letzten Monat warst du noch… so unnahbar, selbst für mich und heute… du bist ein guter Kerl, Itachi und ich glaube, das weiß Sasuke auch. Ich schätze, wenn es jemanden gibt, dem er vertraut, dann dir.“ Sie löste ihre andere Hand von der Teetasse und strich ihrem Sohn über die wirren schwarzen Haare, während sie mit der anderen weiterhin seine blasse Hand hielt. ~~ Der winzige Körper drückte sich gegen die kalten Fliesen der Badezimmerwand. Kein Licht drang in das winzige Räumchen. Es gab keine Fenster, unter der Tür kam kein Strahl durch und das Schlüsselloch war abgeklebt. Ein Wimmern drang an seine Ohren und erst nachher bemerkte er, dass es sein eigenes war. Genauso wie das leise Schluchzen und die Tränen auf den geröteten Kinderwangen. Ihm war kalt, seine nackten Arme berührten die Wand und seine nackten Beine die Fliesen des Bodens. Das Unterhemd und die Unterhose, in denen er geschlafen hatte, wärmten den Elfjährigen nicht. Er wünschte sich eine Decke und sein warmes Bett zurück und vor Allem wünschte er sich seinen Plüschdrachen Freddy. Der kleine Junge zog sich am Waschbecken hoch und ging zur Tür. Er umklammerte die Klinke, heulte und jammerte und schrie, wie das Kind, dass er war: „Bitte, Mama! Mama!!! Ich bin gut, bitte, bitte! Ich will hier raus, bitte, Mama!“ E sackte weinend an der Tür zusammen, umklammerte seine Beine und wimmerte: „Mami… es ist so so dunkel, bitte Mami…“ Er heulte weiter, schniefte und schrie und trommelte gegen die Tür, wann immer seine Angst zu groß wurde und seinen ganzen, kleinen Körper einnahm. Er wollte gerade wieder die Klinke umfassen und erneut nach seiner Mama rufen, als die Tür brutal aufgerissen wurde, beinahe aus den Angeln fiel. Grob umfasste die große Hand des Mannes den dünnen Oberarm des Kindes und riss ihn aus dem Bad, sodass der Kleine nur vor sich her stolperte. „Halt deine Fresse, du dreckiges Balg! Hast du noch nicht genug?! Ich kann dich auch die ganze Woche darin einsperren und nicht nur ein paar Stunden, du miese, dreckige Ratte!“ „Bitte… bitte nicht“, bettelte der Junge, fürchtete sich vor der Dunkelheit und schniefte unterdrückt auf. Er wurde durch den Flur gezogen und auf die Fliesen in der Küche nieder geschmissen. Dort saß seine Mutter am Küchentisch, rauchte und starrte hinunter auf den Boden. Sie hörten, wie der brutale Mann hinaus ging und aus dem Wohnzimmer rief: „Gibt dem Drecksbalg was zu fressen, verdammte Scheiße und dann soll der mir ein Bier bringen.“ Der kleine Junge spürte, wie sich ein zierlicher Körper neben ihm nieder lies, ihn ein wenig anhob und ihm ein Stück ungetoastetes Toast in die Hand drückte. „Iss“, wurde er angewiesen. „Und beeil dich.“ Aber er spürte die warme Hand seiner Mutter auf dem kalten Rücken und tat, was sie sagte. Er schlang das weiche Toastbrot hinunter, hustete, weil es so trocken war und spürte dann schon, wie er von seiner Mutter am Handgelenk hochgezogen wurde. Das tat weh und deswegen sagte er es auch: „Mama… aua…“ Sie nahm ihn nicht war, zog ihm zum Kühlschrank, drückte ihm eine Flasche Bier in die Hand und schlug ihn viel zu heftig auf den Po, damit er hin machte und das Bier dorthin brachte, wo es gewollt wurde. Dem Jungen schossen wieder Tränen in die Augen und er rieb sich, ins Wohnzimmer tapsend, den schmerzenden Hintern, bevor er, am Sofa angekommen, das Bier reichte und sofort Schmerz an der Wange spürte. Seine Unterlippe bebte, als er mit unschuldigen Kinderaugen hochblickte und wimmerte: „W- w- warum…?“ „Dreckskind, bist zu blöd, die Flasche aufzumachen, Dummkopf!“, blaffte der böse Mann und zog das Kind am Arm auf das Sofa. „Wie soll ich das jetzt aufmachen, hä?!“ Sasuke schniefte leise, wollte aufstehen, um den Flaschenöffner zu holen, doch der Griff um seinen Arm war zu unnachgiebig und viel zu fest. Als der Mann ihn wieder anschrie, hob Sasuke seine freie Hand und drückte sie fest gegen sein Ohr, er wollte nichts hören und zum Glück wurde der böse Mann unterbrochen, als seine Mutter hineineilte und die Bierflasche öffnete. „Ria, du weißt, dass ich deinen Sohn jetzt bestrafen muss.“ „Ja, ja doch Kabuto. Ich weiß.“ „Dann geh schön hinaus und wärme unser Bett vor.“ „Ja, Kabuto.“ Als der kleine Junge seine Mutter hinausgehen sah, streckte er seine freie Hand nach vorne und rief mit zitternder Stimme: „Mama, Mama!! Bitte… bleib… bitte… Mama!“ Als sie aus dem Zimmer war, bebte seine Unterlippe stärker und die Tränen wurden mehr. „Mama…?“, machte er fragend und irritiert. Warum ging sie? Warum ließ seine Mama ihn jetzt alleine? Er wandte seinen Blick um und schaute den bösen, großen Mann an, dessen zweite Hand nun auch nach ihm griff und seine Unterhose hinunter zog. Der erste Donner grollte. „Sasuke… Scheiße… wach auf… Sasuke!“ Es waren Fetzen die er am Range seines Bewusstseins wahrnahm und plötzlich war wieder alles dunkel und Kabuto war fort, bevor Sasuke die schrecklichen Dinge sehen musste, die geschehen waren. ~~ Itachi wollte seiner Mutter gerade eine gute Nacht wünschen, als er das Wimmern durch die verschlossene Zimmertür hörte. Er warf ihr einen Blick zu und sah dann, dass ihre Hand schon nach der Klinke griff. Sie öffnete die Tür, trat hinein und machte das Nachttischlämpchen an, bevor sie sich zu Sasuke runterhockte. Itachi eilte neben sie und sah hilflos mit an, wie der Junge wimmerte und sich gequält hin und her rollte. Die Decke war beinahe komplett von dem Körper gerutscht und das Gesicht, mit salzigen Tränen auf den Wangen, war alles andere als entspannt. Itachi hielt es nicht mehr aus. Er packte Sasuke fest an den Schultern und rüttelte ihn. „Sasuke. Scheiße, wach auf, Sasuke!“, sagte er laut und merkte, wie der zierliche Körper sich beruhigte. Itachi setzte sich aufs Bett, ohne die Schultern des Kindes loszulassen. Der Junge wachte auf, kam zu sich und weinte. Es war nur ein kurzer Moment, in dem Sasuke sich irritiert umblickte, bevor er sich nach vorne lehnte und Itachis Oberkörper umklammerte. Er schniefte und drückte sein Gesicht gegen die warme Brust. Es war ihm nicht peinlich, für solche Gedanken und Gefühle war gar keine Zeit und kein Platz in seinem Gehirn oder in seinem Herzen. Er fühlte sich sicher dort, wo er jetzt war; fühlte sich sicher, so wie er sich an Itachi klammerte und das war im Moment das was zählte. Er spürte die Arme, Itachis Arme, die sich um seinen Rücken legten und festigte auch seine Umklammerung noch ein wenig, während er sich langsam beruhigte. Seine Atmung ging wieder langsamer und obwohl seine Tränen noch nicht versiegten, fühlte er sich schon viel besser. Sasuke spürte eine Hand an seinem Kopf, die sanft über die dortigen Haare strich. „Sh, alles gut“, hörte er die sanfte Frauenstimme und wünschte einen Moment, es wäre seine Mutter, die endlich dazu gelernt hatte und ihn wieder lieben und umsorgen wollte. Aber sie war es nicht. Ihre Stimme war viel kaputter und härter. „Es war nur ein Traum, Schätzchen. Alles ist in Ordnung, shh.“ Als es erneut donnerte und blitzte, drückte Sasuke sich noch enger an Itachi und murmelte leise: „Ich hab… wirklich Schiss vor Gewittern.“ „Das ist okay. Wirklich. Ich würde das Gewitter sofort beenden, wenn ich könnte.“ In einer anderen Situation würde jeder von ihnen drei über Itachis Worte lachen, aber nun, tat es keiner, denn sie alle drei wussten, dass er sogar das für Sasuke tun würde und es nur ließ, weil es nicht in seiner Macht stand. Und Mikoto wusste, dass Itachi nicht nur das Gewitter beenden wollte, sondern auch allem Schmerz Sasukes ein Ende setzen wollte, nur auch das konnte er nicht. „Ich hab… hatte auch Angst… im Dunkeln“, murmelte Sasuke gegen Itachis Brust und im Moment war es das natürlichste, über die Dinge zu sprechen, vor denen er sich fürchtete. „Ist es hell genug?“, fragte Itachi da auch schon und Sasuke nickte, lockerte die Umklammerung ein wenig, blieb aber weiterhin so sitzen, wie er saß und lies sich weiter von Itachi halten und von Mikoto streicheln. Sie blieben so, verharrten still und irgendwann drehte Sasuke seinen Kopf ein Stück und blickte an die Wand, die Schatten warf vom Licht der kleinen Lampe. „Mama hätte… mir helfen müssen“, sagte er dann irgendwann, wie das elfjährige Kind, dass er in seinem Traum gewesen war. „Warum… hat sie mir… nicht geholfen, Itachi?“ Itachi festigte seine Umarmung noch etwas und blickte ratlos gegen eine andere Wand, die beinahe gänzlich dunkel war, da das Licht der Nachttischlampe dort nicht drauf schien. „Ich weiß es nicht“, gab er entschuldigend zu und wünschte er wüsste etwas, was er sagen könnte; etwas, was Sasuke helfen würde. Itachi spürte Sasukes Kopfbewegung an seiner Brust, ein Nicken, und hörte dann dessen wieder so erwachsen klingende Stimme. „Das ist… schon in Ordnung. Danke.“ Itachi glaubte, Sasuke würde sich nun sofort von ihm lösen, jetzt wo er wieder völlig klar im Kopf war, jetzt wo er nicht mehr so eingenommen von dem schrecklichen Alptraum war, aber so war es nicht. Sasuke blieb weiter so sitzen, genoss es seinen Kopf gegen die starke Brust zu lehnen, sagte nur nach wenigen Minuten: „Ich bin echt… müde.“ „Dann lass uns schlafen gehen, in Ordnung?“ „Mh“, machte Sasuke nur zustimmend und sah, wie Mikoto Uchiha sich erhob. Er blickte sie traurig lächelnd an und als sie sich herunter beugte und ihm noch mal über die Stirn strich und eine gute Nacht wünschte, wünschte er sich, er hätte auch so eine Mutter wie sie war. Eine, die sich wirklich kümmerte, die sich sorgte und die ihr Kind so sehr liebte, dass sie für sein Glück und seine Sicherheit sterben würde und das würde Mikoto Uchiha ohne Zweifel für ihnen Sohn. Er blickte ihr nach und als sie hinaus war, lehnte er sich wieder gegen Itachis Brust. Doch schon nach wenigen Sekunden lösten sie sich voneinander und legten sich beide auf ihre Seiten des Bettes. Das Nachttischlämpchen ließ Itachi zunächst an. Er stellte erfreut fest, dass Sasuke dieses Mal nicht so weit von ihm fort gerutscht war, sondern gemütlich in der Mitte seiner Betthälfte lag, in die Decke gekuschelt und ihn ansah. Itachi deckte auch sich selber zu und hörte, als auch er dann richtig lag, Sasuke leise Stimme. „Du bist nicht… derjenige vor dem ich mich… fürchte.“ Er biss sich kurz auf die Lippe und sagte dann: „Du kannst das… Licht ruhig ausmachen…“ Itachi nickte, löschte das Licht und wusste, dass Sasuke ihm einen unheimlichen Vertrauensbeweis entgegenbrachte. Dieser Junge, dieses Kind, hatte Angst im Dunkeln, es hatte Angst vor Donner und Blitz und es hatte Angst vor Männern, aber es lag hier mit ihm in einem Bett, in einer Gewitternacht, im Dunkeln und das nahm Itachi all die Entmutigung, die zuvor in seinem Körper gewesen war. Seine Mutter hatte Recht gehabt. Wenn Sasuke einem Menschen auf dieser Welt vertraute, dann ihm und er würde nichts tun, niemals, um dieses Vertrauen zu zerbrechen, denn ihm lag eine Menge an diesem Jungen und auch wenn er sich nicht wie dessen Vater fühlte oder wie ein Ersatz für diesen, würde auch er für Sasuke Welpen töten und alten Damen die Kehle zertreten. Er würde für Sasuke Städte plündern und niederbrennen, mit einem Holzbötchen über alle sieben Meere fahren und auf alle Felder der Welt Salz streuen. to be continued by Jessa_ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)