Stay (Faraway, So Close!) von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 10: Elevation --------------------- Kapitel 10: Elevation Won't you tell me something true I believe in you Den Namen Sasuke hatte er in den letzten Monaten oft gehört, denn seine Freunde Konan und Pein hatte mit dem Gedanken gespielt ihr Kind so zu nennen, doch am Ende hatten sie ihn doch Yahiko genannt. Wahrscheinlich auf Peins Wünsche hin, denn die Frau hatte fast täglich von dem Namen Sasuke geschwärmt und daher wusste Itachi auch, was dieser bedeutete. Er war eine Hommage an Sasuke Sarutobi, eine bekannte Ninja-Figur in japanischen Kinderbüchern zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Itachi hatte diese Erzählung schon damals erstaunlich gefunden, doch jetzt wo dieser scheinbar so schwache, hilfsbedürftige Jugendliche vor ihm saß, fand er es nur noch erstaunlicher, was dieser Name bedeutete. Er fragte sich, welcher von seinen Eltern dafür gewesen war, ihn so zu nennen. Ihm diesen schönen Namen zu geben. Ja, er fand ihn schön. Vater, Mutter oder beide? Und was war jetzt mit diesen Eltern? Lebten sie noch? Und wenn ja, warum ließen sie zu, dass ihr Sohn auf der Straße lebte? Welche liebenden Eltern ließen so was schon zu? Itachi rührte abwesend in der Soße und schüttelte den Kopf. Sasuke war doch fast noch ein Kind! Ein Kind, das jetzt in seiner Obhut war. Jetzt, wo dieser obdachlose Junge auch für ihn einen Namen hatte, fühlte Itachi Sich ihm gleich viel verpflichteter, aber gleichzeitig merkte er auch, dass er es vielleicht wirklich schaffen konnte, dem Jungen zu helfen. Ganz in seinen Gedanken versunken, merkte Itachi nicht, wie in Sasukes Augen wieder ein unsicherer Glanz aufleuchtete. Er verschränkte die Hände unsicher in seinem Schoß und blickte auf den Boden, als er sich daran erinnerte, was er für ein hirnloser Idiot war. Er hätte verdammt noch mal warten sollen, bis Itachi Uchiha ihn von selber nach seinem Namen fragte und ihn nicht einfach wie ein Depp in den Raum werfen dürfen. Immer mehr in sich zusammensackend, als wäre irgendeine unsichtbare Last auf seinen Schultern, fragte er sich, wie er es hatte hinbekommen können, diesen netten Mann mit nur einem dummen Satz, so schweigsam zu machen. So ein Mist konnte auch nur ihm passieren. Vielleicht hatte seine Mutter Recht damit gehabt, wenn sie sagte, er sei ein dämlicher Bengel und total unfähig für alles mögliche, als er mit vierzehn lieber weiter hatte zur Schule gehen wollen, als diesen Drecksjob zu machen, den sie für ihn ausgesucht hatte. Hatte im Endeffekt auch nicht viel genützt, denn zwei Wochen nach den vernichtenden Worten seiner Erzeugerin war er abgehauen. Nach einiger Zeit schüttete Itachi die Nudeln ab und stellte sie dann mit dem Topf auf die Spüle, ehe er zwei Teller aus dem Hängeschrank nahm und mit der Teigspeise und der frischen Bolognesesoße auffüllte, ehe er sich umdrehte, um die Teller auf den Tisch abzustellen, doch dann fiel ihm auf, sie zusammengesunken Sasuke dort saß. Was war nun schon wieder los? Was glaubte der Junge wieder falsch gemacht zu haben? Itachi hatte ihm doch keineswegs das Gefühl gegeben, etwas nicht richtig getan zu haben. Er hatte doch nichts getan, um den Vertrauensbeweis, den Sasuke ihm erbracht hatte, zu brechen, also… Verdammt! Er hatte nichts gesagt, hatte nur geschwiegen, vielleicht war es das, was Sasuke dazu brachte sich schlecht zu fühlen. Wohlmöglich fürchtete dieser unsichere Jugendliche nun, er wäre sauer oder verstimmt, weil der Andere einfach so seinen Namen in den Raum geschmissen hatte. Aber es war genau das Gegenteil. Itachi war ihm dankbar für dieses Vertrauen. „Sasuke.“ Es fühlte sich toll an, diesen Namen auszusprechen. „Sieh mich an, Junge.“ Zögerlich, aber dennoch artig, folgte Sasuke dem was der Ältere gesagt hatte und blickte ihn aus unsicheren Augen an. Itachi lächelte ein selten zuversichtliches Lächeln, aber er wusste, dass dieser Teenager es jetzt brauchte. „Ich danke dir, dass du mir verraten hast, wie du heißt. Das bedeutet mir einiges, glaub mir. Du brauchst dich also vor mir nicht zu grämen, hörst du?“ Itachi lächelte noch breiter, obwohl er das gar nicht von sich kannte und sagte mit freundlicher Stimme: „Außerdem finde ich deinen Namen sehr schön.“ Durch die netten Worte des Älteren spürte Sasuke wie sich seine Wangen vor Verlegenheit erhitzten. Und sofort war es ihm peinlich, dass ihm etwas peinlich war, weswegen er fürchtete schon wie eine überreife Tomate auszusehen. Aus diesem Grund senkte er seinen Blick wieder zu Boden und murmelte ein schüchternes: „Danke.“ Aber es war ernst gemeint. Und dieser Dank war nicht nur dafür, dass Itachi Uchiha seinen Namen schön fand, sondern für alles andere auch, was dieser Mann schon für ihn getan hatte. Besonders aber dafür sorgte, dass Sasuke sich gut fühlte. Ja, dafür war er besonders dankbar, denn so lange schon, hatte er sich nicht mehr umsorgt gefühlt. Oder gar beschützt. Noch nicht mal gewollt hatte er sich in den letzten Jahren, seit dem Tod seines Vaters, irgendwo gefühlt. Doch hier, bei Itachi Uchiha tat er dies. Vielleicht war es anmaßend, dies zu denken, aber er glaubte, der Ältere hatte ihn wohlmöglich, aus welchem unsinnigen Grund auch immer, gerne hier. Sonst hätte er heute morgen in dem Zettel doch nicht geschrieben, dass er bleiben solle, oder? Itachis Lächeln ebbte nicht ab bei dem schüchternen Dank des Jungen, doch er schüttelte erneut den Kopf, als er bemerkte, dass Sasuke wieder auf den Tisch blickte und nicht mehr zu ihm. Ohne große Worte schob er deswegen den Teller näher, sodass er genau vor dessen Nase stand, ehe er sich seinen eigenen nahm und sich auf einen anderen, freien Stuhl setzte und, nachdem er dem Jüngeren einen guten Appetit gewünscht hatte, zu essen anfing. Er musste einige Sekunden warten, bis sein Gegenüber den Kopf hob und unsicher nach der Gabel griff. „Iss, Sasuke. Es ist genügend da“, sagte Itachi schnell, da er merkte, das der Junge wieder zögerte und dass sollte er nicht. Nicht bei solch alltäglichen und lebensnotwendigen Dingen wie der Nahrungsaufnahme. Auf Itachi hörend, drehte der Jüngere nun ein paar Spagetti auf seiner Gabel und führte sie dann samt etwas Soße zu seinem Mund. Mal wieder war das Straßenkind davon überwältigt, wie das Essen schmeckte. Er wusste nicht, ob es so war, weil er so lange nichts Warmes und Vernünftiges mehr gegessen hatte, außer der Suppe gestern – die auch schon großartig gewesen war – oder weil Itachi einfach ein brillanter Koch war. Nachdem Itachi sich schon einige Nudeln zu Gemüte geführt hatte, befand er es für gut, ein Gespräch mit Sasuke anzufangen, damit es nicht so wirkte als dürfe er beim Essen nicht reden oder so etwas und weil er es selber wollte. Er wollte mit Sasuke reden. Irgendwie hatte er das schon bei ihrem ersten Treffen gewollt. „Wer hat deinen Namen eigentlich ausgesucht? Mama oder Papa?“, fragte er dann mit der freundlichsten und vertrauenserweckenden Stimme, die er aufbringen konnte. Dennoch musste er sehen, dass Sasuke wieder den Kopf senkte, doch er flüsterte mit unheimlich leiser und unsicherer Stimme: „Mein Vater.“ Itachi nickte und entschloss sich dazu, nicht weiter zu fragen, auch wenn er gerne die Geschichte hinter dieser Namengebung gehört hätte, wenn es denn eine gab. Zu seinem eigenen Namen gab es keine großartige Geschichte. Seine Mutter hatte einfach gefunden, dass er sich gut und stimmig mit seinem Nachnamen anhörte und hatte so seinen Vater überredet über die Bedeutung hinwegzusehen, weil dieser am Anfang gar nicht darüber erfreut gewesen war, dass der Name seines Kindes Wiesel bedeutete. Aber er hatte sich in den Jahren wohl damit abgefunden. Als Itachi und Sasuke mit dem Mittagessen fertig waren, wobei der Jüngere seinen Teller nicht mal annähernd leer bekommen hatte, weil er es nicht gewohnt war so viel und regelmäßig zu Essen zu bekommen, stellte Itachi das Geschirr in die Spülmaschine und lehnte sich dann gegen die Küchenzeile, ehe er zu dem Jugendlichen sagte: „Ich muss noch ein bisschen Hausarbeit erledigen. Die Wäsche, saugen und die Fenster müssen auch mal wieder geputzt werden. Du kannst ja solange lesen oder…“ „Ich könnte ihnen helfen, Herr Uchiha“, schlug der Teenager mit zurückhaltender Stimme vor. Das war das Mindeste, was er tun konnte. Dennoch hoffte er sich nun nicht aufgedrängt zu haben. Vielleicht wäre es besser gewesen, vorzuschlagen, dass er jetzt gehen könnte oder einfach auf den Älteren hören und sich ruhig mit dem Buch beschäftigen, um nicht zu nerven. Doch all seine aufkommenden Sorgen wurden von Itachi fröhlicher Stimme durchbrochen. „Super, vier Hände schaffen mehr als zwei und Hausarbeit kann ich sowieso nicht besonders leiden.“ Sasuke folgte dem Mann ins Wohnzimmer, wo dieser sagte, er solle kurz hier warten. Nach seinen Worten ging Itachi durch den Flur in die Waschküche, wo er die saubere Wäsche der letzten Maschine in den Trockner schmiss und die Dreckige in die Waschmaschine, bevor er beide Geräte einschaltete und mit den passenden Putzmitteln, Schwämmen, Tüchern und einem Eimer, denn er im Badezimmer mit Wasser auffüllte, zurück ins Wohnzimmer ging und die Sachen auf der breiten Fensterbank abstellte. „Hast du schon mal Fenster geputzt?“, fragte er den Straßenjungen dann, woraufhin er ein Nicken und leise gemurmelte Worte erhielt. „Schon öfters.“ Das stimmte sogar. Nachdem sein Vater gestorben war, hatte er sich ob um die Ordnung und Sauberkeit des Hauses gekümmert, weil es seiner Mutter egal geworden war. Sie hatte sich genauso wenig um die Bude gesorgt, wie um ihn, hatte nur noch gesoffen, geraucht und sich mit ihrem besten Freund vergnügt oder vor dem PC gehockt und von dem reichhaltigen Erbe seines Vater jeglichen Müll gekauft, denn sie nicht gebraucht hatte. Er hingegen hatte schon damals kaum mehr Geld von ihr bekommen. Erst dann wenn die Lehrer oder die Nachbarn sich wieder beschwert hatten, in welchen alten und teilweise kaputten Klamotten er wieder rum lief, hatte sie ihm etwas zugesteckt. Sich selbst aus seinen Gedanken reißend griff er nach dem Glasreiniger, den Itachi zuvor zurückgestellt hatte, nachdem er ein anderes Fenster besprüht hatte, das er im Anschluss mit einem trockenen Tuch bearbeitete. Sasuke besprühte seines auch mit dem Putzmittel und tat es dem Älteren dann gleich, wobei er sich immer wieder auf die Zehenspitzen stellen musste und den Arm weit nach oben strecken, damit er bis ganz nach oben kam. Itachi Uchiha hatte es da wohl leichter, schließlich war er gut einen Kopf größer als er. Durch diese Anstrengung, die Sasuke immer wieder durch seinen geschwächten Körper jagte, der solch eine Art von Arbeit nicht mehr gewöhnt war, schmerzte bald schon sein Magen wieder und auch sein Anus, sodass er sich kurz bei Itachi abmeldete um auf die Toilette zu gehen und zu kontrollieren, ob die Wunde nicht wieder aufgegangen war. Das könnte dann nämlich unangenehm werden, wenn Itachi Uchiha plötzlich sehen würde, wie Sasukes Boxershort mit Blut besudelt war und außerdem würden dann Fragen aufkommen und die wollte Sasuke unbedingt verhindern. Mit Erleichterung stellte er fest, dass die Wunde nicht blutete, sondern nur schmerzte, aber er wusste, dass er aufpassen musste und ging so mit vorsichtigen Schritten zurück ins Wohnzimmer, ehe er sich wieder an die Arbeit machte. Mittlerweile waren beide schon am jeweils zweiten Fenster, doch das riesige Wohnzimmer hatte sechs Stück und so hatten sie noch eine Menge Arbeit vor sich, vor allem wenn der Ältere vorhatte auch die anderen Räume so zu reinigen. Je öfter Sasuke seinen Arm streckte um an die oberen Stellen des Fensters zu kommen, desto mehr schmerzte sein Bauch wieder, sodass er ein schmerzvolles aufkeuchen bald nicht mehr unterdrücken konnte, doch er hoffte, dass Itachi Uchiha es überhört hatte. Er wollte diesem Mann zum Dank für alles nun wenigstens dabei helfen zu putzen, wenn er schon nicht mehr tun konnte und dennoch in dessen Schuld stehen würde. Als Itachi das schmerzverzehrte Geräusch wahrnahm drehte er sich zu Sasuke um und sah, wie dieser die Zähne zusammenbiss, mit der Hand die Fensterbank umklammerte und mit der Anderen seinen höchstwahrscheinlich höllisch schmerzenden Bauch hielt. „Sasuke“, entfuhr es Itachi besorgt, bevor er seinen Lappen auf das Fensterbrett ablegte und näher an den Jugendlichen heran schritt. „Setz dich hin“, sagte er überflüssigerweise, da er den Jungen schon an der Schulter zum Sofa führte und dafür sorgte, dass der sich darauf niederließ. „Warum sagst du mir denn nicht Bescheid, wenn du Schmerzen hast?“, fragte er noch, ehe er auch schon, ohne die Antwort abzuwarten aus dem Wohnzimmer verschwand und nach kurzer Zeit mit einem Glas Wasser und einer Schmerztablette zurückkam. Beides drückte er seinem Schützling in die Hand und wartete, bis dieser die Pille geschluckt hatte. Da die Schmerztablette nicht sofort wirkte, hielt der Junge sich immer noch krampfhaft den Bauch, doch das hielt ihn nicht davon ab, sich zu entschuldigen. „Tut mir… Leid“, keuchte er unter Schmerzen. „Ich… ich helfe ihnen gleich weiter…“ „Ganz bestimmt nicht“, winkte Itachi ab und musste sich stark konzentrieren nicht aus der Haut zu fahren. Ja, es machte ihn wütend, dass Sasuke seine Schmerzen geheim hielt, bis es gar nicht mehr ging. „Du bleibst jetzt hier sitzten und erholst dich, hörst du? Wenn dir langweilig ist, lies oder so, aber gönne deinem Körper mal das, was er braucht und wenn es nur Erholung ist.“ Den Jungen erstmal nicht mehr beachtend, blickte Itachi auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass es schon früher Abend war, sodass er den Putzkram einsammelte und entschied für heute erstmal Schluss zu machen. Im Moment war er sowieso viel zu geladen um sich da hinzustellen und über ein Fenster zu wischen, sodass er mit den Putzsachen in den Flur ging, den Kram in der Waschküche abstellte und dann einmal, weil er es nicht in sich halten konnte, mit voller Wucht auf die Oberseite des Trockners schlug, der dennoch nicht seinen Geist aufgab, sondern gemächlich vor sich weiter brummte, woraufhin Itachi seine Arme auf der Maschine verschränkte und den Kopf auf diesen bettete. Was war nur mit ihm los? So schnell fuhr er doch sonst nicht aus der Haut, aber es störte ihn, dass Sasuke sich wegen Schuldgefühlen oder sonst irgendwelchem Dreck, den er dachte, selber kaputt machte. Es reichte doch wohl, dass er so abgemagert war und auf der Straße lebte, da konnte er doch wenigstens auf die Symptome hören, die sein Körper ihm mitteilte. Als er sich dazu zwang sich zu beruhigen, fragte er sich, was ein Kind dazu bringen konnte so verschüchtert zu sein, so wenig auf sich selbst zu achten. Selbst er, in seinen schlimmsten Teenagerjahren hatte immer auf seinen Körper gehört, egal was für ein Rebell er hatte sein wollen. Doch Sasuke… auf Itachi schien es zwischenzeitlich als hätte er aufgehört auf sich zu achten, vielleicht weil er glaubte, dass es keinen Sinn hatte, aber das hatte es. Das hatte es. Itachi Hände schlossen sich zu Fäusten, als er sich entschloss, den Jungen nun wirklich einige Dinge zu seiner Vergangenheit fragen zu müssen. Es ging nicht anders. Itachi brauchte Antworten. Als er mit einem Gemütszustand zufrieden war, entschied Itachi zurück ins Wohnzimmer zu gehen, wo er sich neben den verschreckten Sasuke auf die Couch sinken lies. Ja, natürlich. Der Junge hatte wahrscheinlich gehört, wie er gegen den Trockner geschlagen hatte und fürchtete nun wohl, wie so oft schon, – das war Itachi aufgefallen – dass er ihn schlagen würde. „Sasuke“, setzte er an und merkte, durch ein zusammenzucken des schmalen Körpers, dass der Jugendliche ihm zuhörte. „Ich will dass du weißt, dass ich dir in keiner Weise wehtun will und auch nicht werde.“ Als Sasuke keine Reaktion von sich gab, seufzte Itachi kurz und meinte mit ernster Stimme: „Ich will dass du mir sagst, dass du verstehst, dass ich dir nicht wehtun werde.“ Er erntete jedoch nur ein Nicken des Jugendlichen und schüttelte den Kopf, bevor er eine Hand auf dessen Schulter legte und dann mit so viel Einfühlungsvermögen, wie er nur in seine Stimme legen konnte, sagte: „Was ist mit deinen Eltern?“ Als auch dieses mal wieder kaum eine Reaktion, außer einem Zusammenzucken des Jugendlichen kam, vertiefte Itachi seine Stimmfarbe und forderte: „Rede mit mir, Junge.“ Sasuke wusste, dass er verdammt noch mal schon vorher hatte antworten sollen, dass er sich hätte entschuldigen sollen, für all die Probleme und Unannehmlichkeiten er dem Älteren bereitete, aber er konnte nicht. Er hatte seine Stimme einfach nicht gefunden und auch jetzt schien es ihm unendlich schwer, zu antworten. Heraus kam nur eine halbe Lüge, weil er es nicht besser wusste. Sich nicht anders zu helfen wusste. Denn er konnte nicht erzählen, was seine Mutter tat und was ihr bester Freund getan hatte. Er konnte einfach nicht. „Sie… sind tot.“ Fassungslos starrte Itachi den Jugendlichen an. Er machte so einen erbärmlichen Eindruck auf ihn. Die Haare ins Gesicht hängend, die Hände im Schoss vergraben und in dieser gebückten Sitzhaltung. Wie ein Häufchen Elend, schoss es Itachi durch den Kopf, obwohl er sich im nächsten Moment schon dafür schämte. Aber… hatte Sasuke denn niemanden der für ihn sorge trug? Dieser arme Kerl. „Was ist mit Verwandten? Es muss doch einen Ort geben wo du zu Hause bist.“ Itachi sah wie Sasuke, fast schon apathisch wirkend, den Kopf auf seine Frage hin schüttelte und wie seine Schultern zu Beben anfingen. „Es gibt niemanden.“ Und Zuhause war er auf der Straße. Sasuke hatte die Worte zwar nicht ausgesprochen, aber dennoch glaubte Itachi, dass es das war, was er gesagt hätte, wenn er mehr sagen würde und vielleicht brannten sich gerade deshalb diese Worte, diese unausgesprochenen Worte, so in sein Gedächtnis. „Wie… lange schon?“, setzte er an und erklärte seine Frage: „Wie lange lebst du schon auf der Straße?“ Seine Hand hatte die Schulter noch nicht losgelassen und immer wieder spürte Itachi so die Schauer, die durch den Körper des Jüngeren fuhren. Aber er weinte nicht. Er weinte nicht, obwohl Itachi, auch wenn er es nicht gerne zugab, zum heulen zu Mute war. „Weiß nicht. Ein Jahr“, murmelte der Jugendliche und sackte noch weiter in sich zusammen, woraufhin Itachi die Augen schloss und versuchte dieses Gefühl los zu werden. Es war kein Kloß im Hals, es war auch nicht der Pipi in den Augen, es war eher eine echte Traurigkeit im Herzen. Und wenn er schon diese Traurigkeit fühlte, was musste dann in dem Jungen vorgehen? Itachi wollte es sich gar nicht vorstellen und er wollte nicht mehr nachhaken, in keinen Wunden mehr bohren. Also stand er auf und ging in den Flur, wo sein Telefon den Platz gefunden hatte, ehe er die Nummer vom Pizzaservice wählt und eine Familienpizza Margherita bestellte, ehe er ins Wohnzimmer zurück ging, wo Sasuke immer noch so dasaß, wie er ihn zurückgelassen hatte. Leise seufzte er aus und legte ein aufmunterndes Lächeln auf, als er sich vor den Kleineren hinkniete und den Blickkontakt zu ihm suchte, welcher ihm auch nach kurzer Zeit geschenkt wurde. Weiterhin lächelt blickte er Sasuke an und sagte dabei: „Ich hab uns eine schöne riesige Pizza bestellt und dachte mir, ein ruhiger TV-Abend könnte dir gut tun, na was sagst du?“ Er erhob sich und trat, gefolgt der Blicke des Jugendlichen zum Schrank und öffnete eine der Glastüren, ehe er auf seine riesige DVD-Sammlung zeigte. „Ich hab genug Auswahl. Such dir was aus.“ Als der Film zu Ende war, spürte nicht nur Sasuke wie schläfrig er war, sondern auch Itachi gähnte hinter vorgehaltener Hand. Kein Wunder; die Straßenlaternen waren schon an, der Mond stand hoch am Himmel und dieser war dunkel. Sasuke erhob sich aus der gemütlichen Position, in die er sich nach einiger Zeit niedergelassen hatte, als er bemerkt, dass Itachi Uchiha da alles andere als etwas gegen gehabt hatte, wenn er die Füße ebenfalls aufs Sofa abstellte und seine Arme darum schlang. Wahrscheinlich hatte dieser sogar gewollt, dass er mutig genug war und sich breiter machte, aber das hatte er nicht getan. Mit einem traurigen Ausdruck im Gesicht schnappte er nach seinem Rucksack und fragte leise: „Kann… ich mich schnell im Bad umziehen gehen?“ „Umziehen?“ Itachi gähnte noch einmal. „Wozu denn? Wir gehen doch jetzt eh gleich schlafen.“ „Ja… deswegen“, murmelte Sasuke und scharrte verlegen mit dem Fuß auf den Boden. „Ich… will sie nicht länger stören.“ „Ah, jetzt verstehe ich“, meinte Itachi nur und grinste kopfschüttelnd. „Schau aus dem Fenster, Junge. Es gießt wie aus Eimern. Denkst du ich schmeiß dich bei dem Wetter raus? Vergiss es. Ich bezieh das Bettzeug jetzt noch schnell neu und dann kannst du dich auf die Couch legen und schlafen.“ Auf diese Worte hin war es Sasuke, der den Älteren verwundert anblickte. Egal wie nett der Uchiha zu ihm gewesen war, er hatte nicht geglaubt noch eine Nacht im Warmen verbringen zu dürfen und erneut fragte er sich, wie er das nur je wieder gut machen sollte, als Itachi sich erhob um aus dem Wohnzimmer zu verschwinden, nur um mit warmen Bettbezug, frisch aus dem Trockner, zurückzukommen. Während der Ältere anfing die Bettewäsche zu beziehen, stand Sasuke, immer noch mit dem Rucksack in der Hand, daneben und blickte verwundert auf das Tun, ehe er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Geh ruhig ins Bad Zähne putzen, Gesicht waschen, was weiß ich.“ Sasuke nickte nur, weil er nichts anderes zu tun oder sagen wusste und ging samt seinem Rucksack ins Badezimmer. Dort putzte er sich eilig die Zähne, um nicht so viel Wasser und Zahnpasta zu verschwenden, wenn der Uchiha ihn schon die zweite Nacht hier behalten würde. Noch schnell wusch er sich das Gesicht mit kalten Wasser und den Händen, ehe er nach einem T-Shirt aus seinem Rucksack griff, um sich damit das Gesicht abzutrocknen, weil er sich trotz allem nicht traute, einfach ein Handtuch zu nehmen, nachdem er mit seinem Blut vergangene Nacht das Andere wohl schon zerstört hatte. Als er dann fertig war und das Shirt und die Zahnbürste wieder in den Rucksack geräumt hatte, ging er wieder zurück ins Wohnzimmer, wo Itachi in einem Sessel hockte, während die Couch unheimlich einladend wirkte mit dem großen Kissen und der dicken Decke, dennoch traute er sich nicht, sich einfach so hinzulegen. Itachi Uchiha aber bemerkte wohl seinen zurückhaltenden Blick und sagte leicht schmunzelnd: „Leg dich schon hin. Ich lass die Jalousie etwas auf, damit es nicht ganz dunkel ist, in Ordnung?“ Sasuke tat wie geheißen, stellte seinen Rucksack neben der Couch hab, kuschelte sich seitlich in die dicke Decke und nickte leicht, ehe er sagte: „Ich danke ihnen, Herr Uchiha.“ „Gute Nacht, Sasuke“, sagte der jedoch nur, nachdem er die Jalousien der viele Fenster so weit zugezogen hatte, dass dennoch etwas Licht der Laterne in den Raum schien, lächelte noch einmal aufmunternd und verschwand dann aus dem Wohnzimmer, um sich und auch seinem kleinen Gast den wohlverdienten Schlaf zu gönnen. t o be continued... by Jess- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)