Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 27: Broken Heart ------------------------ Und noch einmal schaffe ich es, in alter Regelmäßigkeit ein Kapitel on zu stellen. Mal sehen, wie lange das noch so bleiben wird. XD Ich möchte wie immer meiner lieben Beta für die Korrektur und allen Kommischreibern zum letzten Kapitel danken! Besonders daran ist mir aufgefallen, dass es eine Frage gibt, die einige von euch beschäftigt hat: Kann Harry Parsel? Die Antwort ist einfach: Nein. In dieser FF ist er nicht der Junge, der lebt, das heißt, seine Verbindung zu Voldemort ist nicht so, wie wir es gewohnt sind, was wiederum bedeutet, dass er ein „normaler Mensch“ ohne die Fähigkeit Parsel zu sprechen ist. Ich hoffe, dass diese Sache nun um einiges klarer ist. ^^ Ansonsten wünsche ich euch allen eine wundervolle Woche! Bis bald, eure Ayako _____________________________________ Broken Heart Der dunkle Lord besaß tatsächlich viele interessante Bücher – zum größten Teil schwarzmagischen Ursprungs und demnach Literatur, an die Harry in Hogwarts niemals herankommen würde. Neugierig lief er an den Regalen entlang und ließ seinen Blick über die Buchtitel gleiten, während er die ganze Zeit die Augen ihres Besitzers auf sich spürte. Bisher blieb er noch an der Tür stehen und beobachtete ihn schweigend. Worauf er wohl wartete? Dass er ein Buch herauszog? Darauf konnte er lange warten. Er war klug genug, um sich sicher nicht an dem Besitz eines dunklen Lords zu vergreifen. Wer wusste schon, was das für Folgen haben würde? Außerdem gab es auch ohne einer interessanten Lektüre genug, worüber er nachdenken musste. Felice, die ganz offensichtlich irgendetwas vor ihm verbarg. Regulus' seltsamer Ratschlag, er solle nach Frankreich kommen. Lucius, der offensichtlich wusste, dass er ein Tempus Amicus war. Seine Eltern, die versuchten, alles wieder gut zu machen. Mira, die ihm weiterhin im Traum erschien und solch merkwürdigen Andeutungen machte. Sein Dasein als Tempus Amicus. Und schließlich der dunkle Lord selbst. Apropos dunkler Lord. „Draco hat mir erzählt, dass man normalerweise nur den öffentlichen Teil Eures Anwesens betreten kann“, sagte Harry und warf ihm einen Blick zu. „Er meinte, wenn man sich einem anderen Teil nähert, wird man automatisch von einem Zauber abgehalten, weiterzugehen.“ Voldemort nickte langsam, während er versuchte, seinen Gedankengang zu durchschauen. „Das ist korrekt.“ „Aber trotzdem bin ich hier in Eurer Bibliothek“, fuhr er nachdenklich fort. „Von der ich bezweifle, dass sie zum öffentlichen Bereich gehört.“ „Das ist richtig“, bestätigte er. „Du befindest dich nun in einem Teil des Hauses, den nur meine vertrauenswürdigsten Anhänger betreten dürfen.“ Für einen kurzen Moment erstarrte Harry, ehe er sich vollkommen zu ihm umdrehte und spöttisch seine Augenbrauen hob. „Ich gehöre also in die Kategorie 'vertrauenswürdiger Anhänger'?“ „Oh nein“, meinte er munter und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. „Diese Kategorie hat zwar bis hierher Zutritt, doch das restliche Haus ist ihnen verschlossen. Du dürftest jedoch bei genauerer Untersuchung feststellen können, dass es nur eine handvoll Räume gibt, die du nicht betreten kannst.“ Das kam überraschend. Erstaunt blinzelte Harry und sah den dunklen Lord verwirrt an. Er hatte Zutritt zu fast allen Räumen? Aber er war doch noch nicht einmal ein Todesser! Er könnte ihn jederzeit an Dumbledore verraten! Wieso...? „Ich habe es dir erst vor kurzem gesagt, Harry“, sagte Voldemort sanft. „Du bist in diesem Haus immer willkommen. Egal, für welche Seite du dich auch entscheiden magst oder was in der nahen Zukunft geschehen wird.“ Wusste er überhaupt, was er ihm da gerade anbot? Ja, natürlich wusste er es. Das war ja auch der Grund dafür, dass er es ihm anbot. Es war etwas, das Harry in den letzten Jahren oft genug verloren hatte und wonach er sich immer sehnen würde. Etwas, das sie beide brauchten: Eine Heimat. Ein Zuhause. Einen Ort, an den sie immer zurückkehren konnten, egal, was passierte. Und gleichzeitig eine Person, die immer auf ihn warten würde. Weder Malfoy Manor, noch das Haus der Potters konnten ihm das bieten, so gerne seine beiden Mütter es auch hätten. Lily und James hatte ihm einfach zu sehr weh getan und sie hatten sich zu weit voneinander entfernt, um wieder zu der glücklichen Familie zu werden, die sich Lily so sehr herbeisehnte. Die Malfoys waren da schon besser geeignet, aber es ging nicht. So sehr sie es auch versuchen würden, es würde einfach nicht funktionieren. Irgendwie hatte dieser Gedanke etwas äußerst Ernüchterndes an sich. Doch der dunkle Lord konnte es ihm tatsächlich anbieten, was sie beide genau wussten. Wenn der Mann wirklich wollte, dass er sich in ihn verliebte, machte er gerade wirklich einen verdammt guten Job. Wenn er allerdings glaubte, dass es so leicht sein würde, hatte er sich gewaltig geschnitten! „Ich kann mir wirklich das ganze Haus ansehen?“, fragte Harry mit ehrlich wirkender Begeisterung. Ohne weiter auf seine Antwort zu achten, stürmte er an ihm vorbei und machte sich daran, das Haus zu erkunden. Severus hatte Recht gehabt, es war auf jeden Fall einen Besuch wert und wenn er seinen Blick aus den Fenstern schweifen ließ, stellte er fest, dass auch das restliche Grundstück nicht zu verachten war. Wie es hier wohl im Frühling aussah, wenn alles zum Leben erwachte? Oder gar im Hochsommer? Darüber hinaus hatte er selbst ebenfalls Recht gehabt, die privaten Räume waren wirklich um einiges einladender und somit war es kein Wunder, dass er sich am Ende seines Rundganges in das Haus verliebt hatte. Eine Tatsache, die dem dunklen Lord nicht entging, wenn Harry sein selbstgefälliges Grinsen richtig deutete. „Und? Gefällt dir mein Zuhause?“, fragte er mit einen neckenden Tonfall. „Sehr“, hauchte Harry, ohne weiter darauf einzugehen und öffnete eine weitere Tür. „Es ist einfach unglaublich.“ Ob es das Schicksal war, das dafür sorgte, dass seine Aufmerksamkeit von dem Inhalt des nächsten Raumes abgelenkt wurde? Wahrscheinlich, ansonsten hätte er nämlich den liebevollen Gesichtsausdruck des dunklen Lords gesehen, aus dem für einen Moment nichts als echte Zuneigung sprach. Jedoch sollte es noch lange dauern, bis er ihn tatsächlich zu Gesicht bekommen würde. An einem anderen Ort... In einer anderen Zeit... So jedoch sah er etwas, das er nur zu gut kannte: einen schwarzen Flügel. Was hatte hier ein schwarzer Flügel zu suchen? War der dunkle Lord etwa tatsächlich ein Pianist? Nein, das wäre zu viel des Zufalls. So sehr konnte die Realität auch wieder nicht mit seinen Träumen verworren sein – oder? Nun, es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. „Ihr spielt Klavier?“ Voldemort seufzte und als Harry sich zu ihm umdrehte, entdeckte er einen leicht traurige Regung in seinem Gesicht. „Ich habe es einmal getan, doch das ist lange her.“ „Warum habt Ihr aufgehört?“, fragte er stirnrunzelnd. „Warum hast du aufgehört, Cello zu spielen?“, stellte er die Gegenfrage. „Gute Frage“, murmelte er und wandte sich wieder dem Instrument zu. Langsam näherte er sich ihm und fuhr vorsichtig mit seiner Hand über das dunkle Holz. „Ich habe gerne gespielt“, gab er zu. „In der Musik muss man sich nicht hinter einer Maske verstecken. Es ist viel wichtiger, sein wahres Ich freizulassen, da man dadurch einen Klang erzeugen kann, der alle Zuhörer in seinen Bann ziehen wird. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb ich aufgehört habe.“ „Weil du es nicht ertragen konntest, dass die Welt deine innersten Geheimnisse erfuhr?“, hakte der dunkle Lord nach. Harry löste seine Hand wieder von dem Flügel und drehte sich zu ihm um. „Warum habt Ihr also aufgehört zu spielen, Mylord?“, fragte er abermals. Es interessierte ihn tatsächlich. Obwohl er noch lieber wissen wollte, warum er überhaupt damit angefangen hatte, zu spielen. Ob seine Eltern ihn dazu gedrängt hatten? Doch irgendwie glaubte er nicht, dass der dunkle Lord jemand war, der zwei liebende Eltern gehabt hatte, die sich um ihn kümmerten. Dann wäre es nicht überraschend gewesen, dass er ein Schwarzmagier war. Und hatte er ihm nicht genau das erzählt? Als er nach Hogwarts gekommen war, hatte er es nicht gewusst. Das hatte er ihm selbst gesagt. Doch warum...? „Ich habe aufgehört zu spielen“, unterbrach Voldemort seinen Gedankengang, „als die einzige Person gestorben ist, die mir jemals zugehört hat.“ Das war wie ein Schlag ins Gesicht, besonders, da Harry alles erwartet hätte, nur nicht so etwas. //Toll gemacht, Harry//, kommentiere auch sofort sein Verstand. //Du hast einen dunklen Lord dazu gebracht, sich an ein äußerst negatives Erlebnis zu erinnern. Da hättest du ja gleich fragen können, wer diese ganzen Menschen sind, von denen Mira gesprochen hat. Menschen, die er geliebt haben soll, aber die ihm nichts als Trauer und Enttäuschung beschert haben.// Ob sie miteinander zusammenhingen? Sicher. //Aber warum erzählt er mir das?//, fragte er sich selbst. //Weil er dein Vertrauen will//, wurde ihm geantwortet. //Und er offenbar gemerkt hat, dass dies nur möglich ist, wenn er dir zuerst das seine gibt.// Er schien es wirklich ernst zu meinen. //Er will einen Krieg gewinnen. Natürlich meint er es ernst.// Er war wirklich taktlos. Da vertraute der dunkle Lord ihm tatsächlich einmal etwas Persönliches an, was darüber hinaus schmerzvoll sein musste und er dachte darüber nach, inwiefern er ihn damit zu manipulieren versuchte. Zu seiner Verteidigung hatte er zu sagen, dass sein Misstrauen überaus gerechtfertigt war. Darüber hinaus sah Voldemort äußerst gefasst aus, was bedeutete, dass dieses Erlebnis für ihn nichts Weltuntergangsähnliches mehr an sich hatte. Vielmehr schien er damit beschäftigt zu sein, ihn zu beobachten, wahrscheinlich, um herauszufinden, was in seinem Kopf vor sich ging. Gut, dass er eine besorgte Empathin als Freundin hatte und zusätzlich große Fortschritte in Okklumentik gemacht hatte. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass der dunkle Lord doch noch Trauer empfand, wäre es sicher nicht sehr erbauend, wenn derjenige, dem er davon erzählte, nur darüber nachdachte, was er damit bezwecken könnte. „Das“, brach er schließlich die Stille, „ist ein wirklich guter Grund.“ Voldemort lächelte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Ah, Hermione“, sagte Mrs. Longbottom und lächelte das Mädchen an. „Was für eine erfreuliche Überraschung. Was führt dich her?“ Die Gryffindor sah sie durch gerötete Augen an und fragte sich unwillkürlich, ob das ein Witz sein sollte. Es war offensichtlich, dass sie geweint hatte. Niemand würde in einer solchen Situation... //Sie ist eine Hexe//, sagte ihr Verstand. //Was erwartest du?// Stimmt. Eine Hexe. Aus einer alten Familie. Die Longbottoms mochten zwar um einiges leichter zu ertragen sein, als die Malfoys, aber im Endeffekt nahmen sie sich nichts. Warum musste sie nur aus einer Muggelfamilie stammen? Käme sie aus einer magischen Familie, wäre vieles einfacher. Oder? „Ist Neville Zuhause?“ Ihre Stimme zitterte. „Er ist in seinem Zimmer“, erwiderte Mrs. Longbottom und endlich nahm ihr Gesicht einen besorgten Ausdruck an. „Ist alles in Ordnung, mein Kind?“ Hör endlich auf damit! Deine Briefe nerven! Wann verstehst du es endlich? Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! „Ja“, flüsterte sie mit erstickter Stimme. „Es ist alles in Ordnung.“ Du tust mir nicht gut. Du wirst mich zerstören. Ich will dich nie wieder sehen! Ein weiterer Schwall Tränen wollte aus ihren Augen ausbrechen, doch sie konnte sie geradeso zurückhalten. Stattdessen fragte sie: „Kann ich zu ihm?“ „Natürlich“, antwortete Mrs. Longbottom ohne zu zögern. „Soll ich dir etwas bringen? Etwas zu trinken oder möchtest du vielleicht etwas essen?“ „Nicht nötig, mir geht es wirklich gut.“ Nevilles Großmutter glaubte ihr nicht. Sie ließ sie trotzdem gehen. Du bedeutest mir nichts. War Neville wirklich die richtige Wahl, um etwas Ablenkung zu bekommen oder gar Trost zu finden? Wäre Harry dafür nicht die bessere Adresse gewesen? Ja, wäre er. Harry war nicht so ein Trampeltier wie ihr gemeinsamer Freund. Natürlich versuchte er immer, sein bestes zu geben, aber in Sachen Emotionen hatte er noch viel zu lernen. Genauso wie in Sachen Liebe. Liebe... Du bedeutest mir nichts. Schmerzerfüllt schloss sie ihre Augen, während sie gegen einen weiteren Tränenschwall ankämpfte. Hatte sie in den letzten Tagen überhaupt etwas anderes getan, als zu weinen? Kein Wunder, dass ihre Eltern sie aus dem Haus geworfen hatten. „Geh einen deiner Freunde besuchen und erzähl ihnen, was mit dir los ist!“, hatte ihr Vater entnervt gesagt. „Wir können dir auch nicht helfen, wenn du deinen Mund nicht aufkriegst.“ Manche mochten dies als grausam bezeichnen, doch sie wusste, dass er Recht hatte. Es half ihr nicht, in ihrem Elternhaus festzusitzen und in Selbstmitleid zu versinken. Sie musste etwas tun. Aber Harry wäre trotzdem die bessere Wahl gewesen. Warum war sie also hier? „Weil Harry auch so schon selbst genug durchmacht“, flüsterte sie, als sie in Nevilles Stockwerk ankam. Es gab Tage, an denen hasste sie Harry. Er war besser als sie, beliebter als sie, einfach vollkommener als sie. Selbst für Neville war er wichtiger als sie. Doch das waren nur kurze Augenblicke der Eifersucht, die sich stets schnell wieder legten. Denn im Grunde liebte sie Harry genauso sehr, wie alle anderen. Er war ein großartiger Mensch und Freund. Man konnte sich immer auf ihn verlassen. Und er hatte das alles einfach nicht verdient. Wie kam es, dass er nach all diesen schrecklichen Erlebnissen im letzten Jahr immer noch lachen konnte? Wie konnte er immer noch so wie früher sein? Gut, er hatte einen Monat lang kein Wort gesprochen, aber trotzdem. Woher nahm er nur diese Kraft? Kein Wunder, dass sowohl Voldemort als auch Dumbledore versuchten, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Die Tür zu Nevilles Zimmer war offen und wie immer, wenn nicht Harry zu Besuch kam, drang daraus viel zu laute Musik hervor. Musik, die jedes Elternteil als „Krach“ bezeichnet hätte. Sie würde nie verstehen, warum Augusta Longbottom sie dennoch billigte. Ihr bester Freund lag mit dem Bauch auf dem Bett und schrieb in ein schwarzes Notizbuch, dass sie nie zuvor gesehen hatte. Während er es mit Worten füllte, schien er alles andere um sich herum zu vergessen und für einen Moment überkam sie der Wunsch, es ihm aus der Hand zu schlagen. Doch das war lächerlich. Es war gut, dass Neville endlich etwas vernünftiges tat und schrieb. Sicher war es eine Hausaufgabe. „Neville?“ Er hörte sie nicht. Also räusperte sie sich und versuchte es noch einmal etwas lauter. „Neville?“ Wieder keine Reaktion. Es musste an dieser grauenvollen Musik liegen. Eilig hob sie ihren Zauberstab und stellte sie damit aus. Doch auch dadurch erreichte sie es nicht, dass Neville sich von dem Buch löste. „Neville!“, schrie sie nun beinahe. Erschocken zuckte er zusammen und wandte seinen Kopf um. Er musste mehrmals blinzeln, ehe er verstand, was er da sah. Daraufhin setzte er sich auf und musterte sie verdutzt. „Hermione... was...“ „Ah, wie schön, dass du mich endlich bemerkst“, entgegnete sie beleidigt und verschränkte die Arme, während sich wieder Tränen in ihren Augen sammelten. „Wie oft muss man dich eigentlich ansprechen, bevor du bemerkst, dass jemand da ist?“ „En... Entschuldige“, sagte er und stand eilig auf. „Ich... was ist geschehen? Du siehst schrecklich aus.“ Mehrere Sekunden starrte sie ihn einfach nur an, ehe sie mit dem Kopf schüttelte. „Weißt du was, vergiss es. Ich gehe doch lieber zu Harry.“ „Was? Aber...“ Eilig wirbelte sie herum und ging wieder auf seine Zimmertür zu. „Es war eine dumme Idee. Achte einfach nicht weiter auf mich. Tu so, als wäre ich gar nicht erst hier gewesen.“ „Aber Hermione!“, rief er ihr noch hinterher, doch sie hörte ihn schon gar nicht mehr. Wie hatte sie auch nur für eine Minute glauben können, hier die Lösung für ihr Problem zu finden? Sie musste verrückt gewesen sein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Obwohl es noch viele Fragen gab, auf die er keine Antwort hatte, kehre Harry gemeinsam mit Regulus zu seinen biologischen Eltern zurück. Narcissa, Draco und der dunkle Lord waren alles andere als begeistert über diese Entscheidung gewesen, doch der Rest hatte sie schweigend hingenommen. Nicht, dass ihnen etwas anderes übrig geblieben wäre. Er hätte es so oder so getan. Sobald sie also in Godric's Hollow ankamen, fragte Regulus Lily, die in der Küche stand und sich offensichtlich ums Abendessen kümmerte, wo Felice wäre. „Wir müssen nach Frankreich zurückkehren“, erklärte er. „Es wird höchste Zeit.“ Lily nickte verstehend, während sich in Harry Enttäuschung ausbreitete. Es wäre schön gewesen, sie noch eine Weile hier zu haben, zumindest hatte er so jemanden, der ihn weder bemutterte noch sauer auf ihn war, weil er sich partout nicht dem dunklen Lord anschließen wollte. Er hatte nicht gewusst, wie anstrengend Luna eigentlich sein konnte. „Ich habe sie in ihr Bett geschickt“, erklärte Lily den Beiden. „Sie hat plötzlich einen schlimmen Husten bekommen und ich glaube auch etwas Fieber. Am besten bringst du sie morgen direkt zu einem Heiler.“ Regulus runzelte besorgt die Stirn. „Ja, das werde ich tun.“ „Sie ist schon wieder krank?“, fragte auch Harry beunruhigt nach. „Aber sie war doch erst vor kurzem solange krank...“ „Wahrscheinlich liegt es daran“, meinte der Ältere. „Ihre Immunabwehr ist noch nicht vollständig wiederhergestellt, weshalb sie noch anfällig gegenüber Krankheiten ist. Ich glaube nicht, dass wir uns darüber allzu viele Sorgen machen müssen.“ Zwar konnte Harry das nicht so recht glauben, doch er nickte trotzdem langsam. „Ich werde sie holen gehen.“ Die beiden Erwachsenen nickten, ehe sie damit begannen, darüber zu diskutieren, ob Sirius hierbleiben sollte oder nicht. Felice war bereits dabei, ihre Sachen zusammenzusuchen, als er die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Dabei half ihr Luna, die wahrscheinlich die ganze Zeit bei ihr gewesen war. Beide Mädchen drehten sich sofort zu ihm um, als er den Raum betrat und musterten ihn mit demselben einheitlichen Grinsen. „Na?“, fragte Luna. „Wie war es bei deinem Liebsten?“ „Er ist nicht mein Liebster“, entgegnete Harry und errötete unwillkürlich. „Natürlich nicht“, neckte sie, während Felice sich kopfschüttelnd wieder ihren Habseligkeiten zu wandte. „Aber nun raus mit der Sprache! Wie war es? Wie sieht sein Haus aus? War er nett zu dir? Habt ihr euch eigentlich schon geküsst?“ „Warst du nicht eigentlich wütend auf mich?“, versuchte Harry das Thema zu wechseln. Ohne Erfolg. „Kurz war ich es“, gab sie zu. „Doch jetzt geht es um dein Liebesleben und sobald wir uns damit beschäftigen, muss ich als deine Freundin jeden Groll vergessen, um dich glücklich zu machen.“ Sie drehte sich Beifall heischend zu Felice um, die tatsächlich äußerst ungesund aussah. Ihr Gesicht war viel zu blass, ihr Blick zu abwesend und waren das Schweißperlen auf ihrer Stirn? „Die Beiden werden sich gegenseitig glücklich machen, nicht wahr Fel?“ „Das können nur die beiden sagen“, meinte sie und schwang einmal ihren Zauberstab, um das Packen zu beschleunigen. „Deine Eltern haben übrigens gerade beschlossen, dass Sirius hierbleiben soll. Oh, und Hermione Granger ist soeben angekommen.“ Sie runzelte die Stirn. „Mach dich auf viele Tränen gefasst.“ „Oh, was ist mit ihr?“, fragte Harry. „Liebeskummer“, sagte sie nur. „Was?“, rief Luna verdutzt. „Hermione hat ein Liebesleben?“ „Ein äußerst schmerzvolles“, bestätigte Felice seufzend, bevor sie einen heftigen Hustenanfall bekam. Harry beobachtete das mit einem dumpfen Gefühl im Magen. „Das hört sich nicht gut an“, bemerkte er. Hustend winkte sie ab und griff nach ihrem Gepäck. „Mach dir keine Sorgen“, sagte sie mit einem leichten Lächeln. „Das wird eine ganz gewöhnliche Erkältung sein. Nichts weiter. Bis bald, Luna.“ Munter verließ sie den Raum, während Harry sich zu Luna umdrehte, deren Gesichtsausdruck ihm gar nicht gefiel. Einem inneren Impuls folgend, setzte er ihr nach. „Felice“, sagte er. Sie blieb stehen und drehte sich fragend zu ihm um. „Du sagst mir, wenn etwas ist, oder?“ „Harry“, entgegnete sie lächelnd. „Habe ich dich jemals angelogen?“ „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“ Einen Moment sah sie ihn schweigend an, ehe ihr Blick weich wurde. Das Gepäck auf dem Boden stehen lassend, ging sie auf ihn zu und umarmte ihn. „Wir werden uns wiedersehen“, flüsterte sie ihm ins Ohr. „Egal, was auch passiert, das werden wir tun. Es ist ja nicht so, als ob ich plötzlich im Sterben liegen würde.“ Sie drückte ihm ein Küsschen auf die Wange, dann löste sie sich von ihm und sah ihm liebevoll in die Augen. „Narcissa hat Recht, du bist viel zu gut für diese Welt. Hör auf, dich ständig um andere zu sorgen und beginne endlich, an dich selbst zu denken. Es ist vollkommen in Ordnung, egoistisch zu sein.“ Damit drehte sie sich um und ging. Es war das letzte Mal in seiner Zeit als Hogwartsschüler, dass er etwas von ihr hören sollte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Felice hatte Recht gehabt, Hermione war mehr als aufgelöst, als sie schließlich in seinen Zimmer saß. Darüber hinaus sah sie furchtbar aus. Geschwollene Augen, tiefe Augenringe, eine viel zu rote Nase – alles in allem das Bild vollkommener Verzweiflung und Trauer. Was war nur mit ihr geschehen? Sie saßen zusammen auf seiner Fensterbank, während Luna sich zu Remus verzogen hatte. Die beiden schienen sich wirklich außerordentlich gut zu verstehen. Wahrscheinlich, da sie dasselbe, liebevolle Temperament besaßen. Oder weil Remus ihr aufmerksam zuhörte, wenn sie von irgendwelchen Dingen erzählte, die es eigentlich gar nicht gab? Andererseits woher sollte er wissen, dass es sie wirklich nicht gab? Luna war eine Seherin. Sie konnte Dinge sehen, die dem Rest der Welt verborgen blieben. Von ihren Emotionen erschöpft hatte Hermione ihren Kopf an Harrys Schulter gelehnt und starrte mit leerem Blick an die gegenüberliegende Wand. Da er nicht wusste, was er sonst tun sollte, hatte er vorsichtig einen Arm um ihre Schulter gelegt und fuhr ihr sanft durchs Haar. Ihn selbst hatte das immer beruhigt, also würde es sicher auch bei ihr funktionieren. Oder? „Entschuldige bitte“, murmelte sie. „Ich wollte eigentlich zu Neville, doch er... er ist einfach nicht der Typ, bei dem man sich ausweinen kann. Nicht mit so etwas.“ Da könnte sie Recht haben. In Sachen Liebe war Neville ein unverbesserliches Trampeltier. Nicht, dass er es böse meinen würde, er hatte nur einfach nicht das richtige Gespür dafür, wie man mit verliebten Menschen umgehen sollte. Wenn man also bei allen anderen Dingen sofort zu ihm kommen und bei ihm Hilfe erwarten konnte, sollte man ihm bei diesem speziellen Thema lieber fern bleiben. „Es tut mir Leid, dass ich ausgerechnet dich damit behelligen muss“, fuhr sie fort und begann wieder zu weinen. „Ich weiß, dass wir beide eigentlich keine so guten Freunde sind, wie immer alle behaupten“, da hatte sie Recht, „und du hast auch so schon genug um die Ohren, aber ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll.“ „Ist schon in Ordnung, Hermione“, entgegnete er, während er sich innerlich fragte, warum sie nicht einfach ihre Familie damit quälte. War sie dafür nicht eigentlich da? „Willst du mir sagen, was passiert ist?“ Sie nickte und nahm das Taschentuch entgegen, dass er ihr kurzerhand reichte. „Es... gibt da einen Jungen“, begann sie langsam und vermied es, ihn auch nur aus den Augenwinkeln anzusehen. „Dessen Namen ich lieber nicht nennen würde.“, fügte sie hinzu. Harry nickte nur. Ihm sollte es recht sein. „Er ist auch ein Hogwartsschüler. Wir haben uns öfters getroffen, ein, zweimal sogar außerhalb von Hogwarts und regelmäßig Briefe geschrieben. Irgendwann... hatte ich mich in ihn verliebt.“ „Das hört sich doch gut an“, sagte er, nachdem sie mehrere Minuten geschwiegen hatte. Sie schüttelte allerdings mit dem Kopf. „Er hat mir vor ein paar Tagen einen Brief geschrieben. Meine Briefe nerven, er will nichts mit mir zu tun haben und ich bedeute ihm nichts.“ Schluchzend vergrub sie ihren Kopf in seiner Schulter. „Warum tut er nur so etwas, Harry? Bin ich wirklich so schlimm?“ Innerlich seufzend zog er sie in eine freundschaftliche Umarmung und strich ihr sanft über den Rücken. „Ich weiß nicht, warum er es getan hat“, bekannte er. „Ich weiß nur, dass das nicht fair von ihm ist. Jemanden so etwas mit einem Brief mitzuteilen ist feige und egoistisch. So ein Volltrottel hat dich überhaupt nicht verdient, Hermione.“ Sie schaute durch verweinte Augen zu ihm auf. „Meinst du wirklich?“ Er nickte lächelnd. „Natürlich! Du bist eine wunderbare, selbstständige, intelligente, junge Dame. Auch wenn es im Moment wahrscheinlich unmöglich erscheint, so bin ich mir doch sicher, dass du irgendwann jemanden finden wirst, der dich so liebt, wie du es verdienst. Du musst nur die Augen offen halten. Diesem Idioten wird es noch Leid tun, dass er dich so abgewiesen hat.“ Unwillkürlich lachte sie auf. „Ja... ja, du hast Recht.“ Seufzend lehnte sie sich wieder an ihn und schloss die Augen. „Danke.“ „Keine Ursache“, entgegnete er lächelnd. „Ich helfe gerne.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lieber Harry, ist Hermione bei dir gewesen? Sie war ziemlich aufgelöst, als ich sie zuletzt gesehen habe und ich habe das Gefühl, mich mal wieder wie ein Vollidiot verhalten zu haben... meinst du, sie ist sehr sauer? Was ist eigentlich mit ihr los? Da sie zu dir gegangen ist, nehme ich einfach mal an, es ist Liebeskummer? Obwohl, wir reden hier von Hermione... kann sie wirklich Liebeskummer haben? Bisher dachte ich eigentlich, sie wäre asexuell. Okay, das war jetzt vielleicht unangebracht... sag ihr also bitte nicht, dass ich das geschrieben habe, okay? Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung? Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen. Liebe Grüße, Neville Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)