Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 7: Wine Is An Accessory ------------------------------- Massenausbruch aus Askaban – geplant oder Zufall? Ein Artikel von Rita Krimmkorn Die Nordsee, eine beinahe unüberwindbare Masse von eiskalten Wasser. In diesem Teil des Meeres herrschen selbst im Sommer arktische Temperaturen, was vielleicht auch von den Dementoren herrühren könnte, den unerschöpflichen Bewachern des größten Zauberergefängnis in ganz Europa. Bisher galt Askaban, ihre Festung, als unüberwindbar und vollkommen ausbruchssicher. Wie also konnte geschehen, was geschehen ist? Wie unser Zaubereiminister Cornelius Fudge soeben bestätigte, kam es letzte Nacht zwischen 0.00 Uhr und 3.00 Uhr zu einem Massenausbruch aus Askaban. Offenbar wurden die Mauern mit Hilfe von schwarzmagischen Flüchen gesprengt und mehrere der gefährlichsten Insassen konnten entkommen. Die genaueren Umstände sind noch unklar, doch eine Spezialeinheit der Auroren widmet sich im Moment einer genaueren Untersuchung des Falles. Dennoch stellt sich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Warum haben die Dementoren nicht dagegen angekämpft? Wer steckt dahinter? Könnte an den Gerüchten, dass der dunkle Lord zurückgekehrt ist tatsächlich etwas dran sein? Oder steckt der gesuchte Verbrecher Sirius Black dahinter, der bereits seit elf Jahren den greifenden Armen der Justiz trotzt? Die magische Bevölkerung wird dazu aufgefordert, augenblicklich das Zaubereiministerium zu verständigen, wenn sie einen der Ausgebrochenen sehen sollte. Jedoch warnt der Minister davor, ihnen selbst entgegenzutreten. „Das Beste ist es“, so sagt er während der Pressekonferenz, „wenn Sie sich von ihnen fern halten. Wir reden hier von Mördern, Folterern und gemeingefährlichen, schwarzen Hexen und Zauberern. Den Kampf mit ihnen sollte man den dafür ausgebildeten Auroren überlassen.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ //Soviel zu seinen Methoden. Diplomatie ist wohl ein Fremdwort für ihn.// Innerlich stöhnend, blickte Harry von dem Tagespropheten auf und erwiderte ruhig Nevilles forschenden Blick. „Nun... das hört sich... schlecht an.“ Hermione, die – wie immer – neben ihm saß, schnaubte. „Schlecht? Harry, das ist nicht schlecht, das ist schrecklich! Die Hälfte davon sind Todesser! Gemeingefährliche Leute, die allesamt hinter Du-weißt-schon-wem stehen!“ Er beschloss, nicht weiter auf sie einzugehen. Das würde ihm zumindest viele Nerven sparen. Sie waren bei Neville Zuhause. Harry wusste, dass Voldemort nicht sonderlich begeistert sein würde, wenn er es erfuhr – und er würde es erfahren, da machte er sich keine Illusionen – allerdings war das nur ein weiterer Grund dafür, es zu tun. Der Kerl sollte ihn in Ruhe lassen! Oder ihm zumindest erklären, warum er gerade ihn verfolgte. Es war Neville gewesen, der ihn eingeladen hatte. Offenbar wollte er etwas Wichtiges mit ihm besprechen, wobei Harry nicht wusste, was er damit meinte. Nun, mit etwas Glück würde er bald klüger sein. „Sind bei euch auch Todesser?“, fragte sein Freund besorgt. „Hat Voldemort euch welche aufgedrückt?“ Die Wahrheit war – ja. Jedoch hatte er noch nicht so viel von ihnen mitbekommen, da sie allesamt erschöpft waren und sich erst einmal erholen mussten. Es handelte sich dabei um Narcissas ältere Schwester Bellatrix Lestrange, sowie ihr Ehemann und dessen Bruder. Darüber hinaus hatten sie von einer Ratte gesprochen namens Wurmschwanz, doch den konnte er beim besten Willen nicht einordnen, hatte er noch nie etwas vom ihm gehört. //Vielleicht ist das auch besser so.// „Ich kann es euch nicht sagen“, antwortete er ausweichend. „Tut mir Leid.“ Wieder log er, wieder für ihn. Warum? Neville war sein bester Freund. Hatte er nicht selbst zu Remus gesagt, dass er auf seiner Seite war? //Das kannst du nicht und das weißt du. Er wird es niemals zulassen.// Er war der dunkle Lord. Doch konnte es ihm nicht egal sein, was dieser... Idiot wollte oder nicht? Er war kein Todesser! Er war keines seiner Spielzeuge! Und er würde auch niemals zu so etwas mutieren! Zumindest nicht, solange er sich noch dagegen wehren konnte. //Er will dich nicht als Spielzeug. Das hat er selbst gesagt.// Aber als was wollte er ihn dann? „Harry? Bist du noch da?“ Verdutzt blickte er auf und bemerkte, dass Neville ihn besorgt ansah, während Hermione wie immer die Augen verdrehte. „Ähm ja... Entschuldige, ich war...“ „...in Gedanken versunken. Wie so oft“, meinte er grinsend. Doch im nächsten Moment war er wieder Ernst. „Stimmt es, was Narcissa erzählt hat? Dass du die ersten fünf Jahre deines Lebens in einem Krankenhaus warst?“ Bevor er irgendwie darauf reagieren konnte, hörten sie eine Stimme „Was?!“ rufen. Überrascht drehten sie sich um und Harrys Augen weiteten sich. Oh nein. //Oh doch. Offenbar hast du heute keinen Glückstag.// Remus stand in der Tür, gemeinsam mit Mrs. Longbottom, auch bekannt als Nevilles Großmutter. Beide sahen entgeistert zwischen ihm und seinen Freund hin und her. Stimmt ja, er hatte ganz vergessen, dass Mrs. Longbottom seine richtigen Eltern und somit auch ihn gekannt hatte. „Wer erzählt einen solchen Unsinn?“, fragte sie sogleich. „Sind diese Malfoys jetzt vollkommen verrückt geworden?“ „Es ist die Wahrheit!“, entgegnete Harry gelassen, aber nachdrücklich. „Das ist etwas, was oft in unserer Familie vorkommt. Du hast die Erklärung ja selbst gehört, als du neben Neville auf der Haupttribüne gesessen hast!“ „In dem Moment hatte ich es für eine Seifenoper gehalten, um Regulus zu beruhigen. Aber das hier sind deine besten Freunde, Harry!“ „Darüber bin ich mir durchaus bewusst, Augusta. Vielen Dank.“ Mrs. Longbottom betrachtete ihn kurz mit zusammengekniffenden Augen, bevor sie mit den Schultern zuckte. „Es ist deine Entscheidung. Auch wenn ich es traurig finde, dass sie so ausfällt, Harvey Malfoy.“ „Was willst du eigentlich hier?“, fragte Neville, der offenbar einen nahenden Sturm witterte. „Das ist mein Zimmer, falls du es vergessen haben solltest.“ Nun, es wäre unmöglich, das nicht zu bemerken. Nevilles Zimmer war so offensichtlich das eines Gryffindors, dass Harry manchmal glaubte, hinterher nur noch die Farben rot und gelb erkennen zu können. Außerdem hingen überall Poster von berühmten Quidditchspielern und sein neuer Feuerblitz – ein Geburtstagsgeschenk – stand elegant auf einem Podest, das Neville sicher allein für diesen Zweck errichtet hatte. Wie konnte man nur so sehr von einem Sport besessen sein? Kein Wunder, dass seine Noten nicht besser wurden. „Ich wollte zu Harvey“, beantwortete Augusta die Frage ihres Enkels. „Remus hier möchte nämlich gerne mit ihm sprechen.“ Hermione rutschte bei diesen Worten unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und warf Harry einen Blick zu, den er nicht deuten konnte. Was wusste sie über Remus? Was hatte Dumbledore ihr und Neville erzählt? Es konnte nicht die Wahrheit sein, höchstens die halbe Wahrheit. Wenn die Beiden hundertprozentig wüssten, dass er nicht der richtige Sohn der Malfoys war, würden sie anders handeln. //Außer, wenn Dumbledore ihnen gesagt hat, wie sie sich verhalten müssen.// Aber selbst dann würde er es irgendwie merken, oder? „Aber wir unterhalten uns gerade“, warf Neville ein. „Hat das nicht bis später...“ „Schon gut, Neville“, unterbrach ihn Harry und er erhob sich. „Wölfe soll man nicht warten lassen. Sie können beißen.“ Remus zuckte zusammen, als hätte er ihn geschlagen. Gut so. Zwar war es unfair, seine ganze Wut an ihm auszulassen, aber leider war momentan niemand anderes da. Eigentlich wusste er nicht einmal, warum genau er wütend war. Lag es an Remus selbst, der glaubte, nach elf Jahren wieder auftauchen zu können und alles sei wie früher? Oder war es Regulus, durch den seine Freunde an Informationen gelangt waren, die sie niemals hätten erhalten sollen? Draco war ein Einzelkind, das wusste er auch selber! Musste dieser Typ es unbedingt öffentlich machen? Allerdings machte ihm das alles nicht so sehr zu schaffen, wie der dunkle Lord. Warum hatte dieser Mann eine solche Macht über ihn? Es war schon schlimm genug, dass er von ihm besessen war, aber musste das auch ihn betreffen? Andererseits war er – Harry – auch nur ein Mensch und es würde niemanden kalt lassen, wenn jemand mit so viel Macht wie der dunkle Lord an ihm ein Interesse entwickelt hätte. Das erklärte jedoch nicht, warum er bereits seit seiner frühesten Kindheit von dessen Augen träumte. Um ungestört mit Remus sprechen zu können – er glaubte, dass es keine gute Idee wäre, wenn Neville und Hermione noch mehr hörten, was sie zum Nachdenken bringen könnte – liefen sie schweigend in den Garten. Es war ein schöner Fleck Erden, nicht so groß und protzig wie die Ländereien der Malfoys, aber dafür gemütlich und voller wunderschöner Blüten. Es war ein Garten von Weißmagiern, voller Wärme und Farbe. Schwarzmagier könnten so etwas niemals erschaffen. Deshalb war Felice oft glücklich, mit weißer Magie gesegnet zu sein. Zwar könnte sie auch mit schwarzer Magie wundervolle Dinge erschaffen, aber niemals so einzigartige Pflanzen wie ihren Lavendel. „Blüten sind nichts für sie“, hatte sie ihm damals erklärt. „Zierfplanzen oder Kletterpflanzen auf jeden Fall, aber sobald auch nur eine Blüte dabei ist, wird es kritisch. Natürlich können auch Blumen bei ihnen überleben, euer Garten ist der beste Beweis. Aber sie werden niemals so schön sein, wie bei einem weißmagischen Haushalt.“ Wenn man daran dachte, wirkte es gar nicht mehr so weit hergeholt, dass Dumbledore behauptete, dass weiße Magie die einzig gute Magie auf dieser Welt war. Das änderte jedoch nichts daran, dass seine Reden genauso unsinnig waren, wie die Liebesromane, die überall in Augustas Bücherregalen standen. Als sie sich weit genug vom Haus entfernt hatten, blieb Harry stehen und sah den Werwolf abwartend an. Er hätte ihm nicht erlauben sollen, ihm zu schreiben. So hatte er wahrscheinlich Hoffnung geschöpft, ihn doch noch „zur Vernunft“ zu bringen und war deshalb hierher gekommen. //Oder Dumbledore hat ihn geschickt.// Würde es einen Unterschied machen? //Ja. Denn wenn er von selbst hier ist, heißt es, dass du ihm wirklich wichtig bist.// Wollte er ihm wichtig sein? Harry konnte es nicht sagen. Momentan war alles zu verwirrend. Er brauchte dringend Urlaub! Glücklicherweise würde er bald in Frankreich sein. Dort würde er sicher etwas Klarheit finden. Die meisten Dinge wurde offensichtlich, wenn man sie mit etwas Abstand betrachten konnte. „Ich...“, begann Remus und gewann damit sofort seine ganze Aufmerksamkeit. Heute wirkte er beinahe noch unsicherer als das letzte Mal. Ob es an seinem Kommentar mit den Wölfen lag? „Ich wollte dir noch etwas geben.“ Misstrauisch beobachtete Harry, wie er etwas zögernd hinter seinem Rücken hervorholte und im nächsten Augenblick hielt er ein Päckchen in seinen Händen. „Ich weiß, dass dein Geburtstag bereits bei unserem letzten Treffen war, aber trotzdem: Alles Gute.“ Das kam... unerwartet. Wenn er ehrlich sein sollte, hätte er nicht damit gerechnet, ein Geschenk zu erhalten. Mit einen Blick auf Remus, der ihn erwartungsvoll beobachtete, öffnete er es. Heraus kam ein silberner Stoff, der sich angenehm auf seiner Haut anfühlte und seltsam durchschimmernd wirkte. Er wusste sofort, um was es sich handelte: Ein Tarnumhang und ein ziemlich guter noch dazu. Wo hatte Remus den her? Er musste ein Vermögen wert sein! Nicht einmal die Malfoys konnten sich einen leisten! „Er hat deinem Vater gehört“, erklärte Remus. „Es ist ein Familienerbstück, das seit Jahrzehnten von Vater zu Sohn weitergereicht wird. Bevor er starb, hat er mich gebeten, ihn aufzubewahren, sollte ihm jemals etwas zustoßen und ihn dir zu geben, sobald du alt genug wärst. Ich hoffe... er wird dir nützlich sein.“ Er wusste nicht, was er darauf sagen sollte, also starrte er ihn einfach nur sprachlos an. Warum besaß die Familie Potter eine solche Kostbarkeit? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Er wusste, dass der dunkle Lord da war. Das ganze Haus schien von seiner Anwesenheit zu sprechen und er wunderte sich zum tausendsten Mal, wie der Mann ihn bei der Quidditchweltmeisterschaft hatte überraschen können. Offenbar war er zu sehr in seine Gedanken versunken gewesen. Seufzend blieb er auf dem Boden sitzen, auf den er gefallen war, nachdem er Flohpulver benutzt hatte. Er hasste dieses Transportmittel! Jedes Mal fiel er auf seinen Hintern! Im Moment war er in Lucius' Arbeitszimmer. Dabei hatte er doch in die Eingangshalle kommen wollen! Gut, dass Draco ihn nicht gesehen hatte, er liebte es, ihn wegen so etwas aufzuziehen. „Ist alles in Ordnung?“, hörte er plötzlich eine amüsierte Stimme sagen und er blickte auf. Narcissa stand in der Tür – wahrscheinlich hatte sein sein Ankommen gehört – und musterte ihn belustigt. Harry konnte es ihr nachfühlen. Er musste vollkommen mit Asche beschmutzt sein und seine Haltung... erinnerte sicher an ein Baby. Gut, dass sie ihn so sah und nicht Lucius – oder gar der dunkle Lord. Eilig sprang er auf – bevor er wirklich noch hierher kommen könnte – und lächelte. „Natürlich, Narcissa. Nur meine üblichen Transportprobleme.“ Kopfschüttelnd holte sie ihren Zauberstab hervor. „Komm, so bist du kaum salonfähig.“ „Salonfähig?“, wiederholte er, während sie ihn säuberte. „Ja. Bellatrix ist endlich aufgewacht und brennt darauf, dich kennen zu lernen. Außerdem besteht der dunkle Lord auf deine Anwesenheit.“ Sie warf ihm einen intensiven Blick zu. „Sollte ich mir Sorgen machen?“ Harry wusste, was sie meinte. Dass der dunkle Lord ihn verfolgte. Dass er von ihm besessen war. Dass Harry sich ihm widersetzte, da er trotz allem weiterhin zu Neville hielt. Es war ein gefährliches Spiel, das er da spielte. Trotzdem schüttelte er mit dem Kopf. „Nein, Narcissa. Das musst du nicht.“ Natürlich würde sie es trotzdem tun. Kurz darauf fand er sich an der Tür zur Lounge wieder, wo sich die restliche Familie bereits versammelt hatte. Lucius und Draco saßen nebeneinander auf einem Sofa und versuchten, so elegant wie möglich zu wirken. Ihnen gegenüber, mit dem Profil zur Tür, saß der dunkle Lord, welcher sich sofort zu ihm umwandte und aufmerksam musterte. Harry achtete jedoch nicht auf ihn, sondern betrachtete stattdessen die Frau, die zu seinen Knien saß und offensichtlich tatsächlich sein Schoßhündchen war. //Das erklärt, warum er nicht Draco nimmt.// Kaum bemerkte sie, dass etwas die Aufmerksamkeit ihres Meisters erregt hatte, drehte auch sie sich zu ihm um. Bellatrix Lestranges Gesicht war gezeichnet von ihrer langen Gefangenschaft in Askaban. Ihre Augen waren von tiefen Augenringen untermalt und ihre Wangen kaum noch sichtbar. Ihr ganzer Körper wirkte, als hätte sie seit Jahren an Hunger gelitten und wenn nicht ihr intensiver Blick gewesen wäre, hätte er sie für eine Leiche halten können. Trotz all dieser Makel wusste Harry, dass sie normalerweise mit derselben einzigartigen Schönheit wie ihre Schwester gesegnet war, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Er war gespannt darauf, sie zu sehen, sobald sie sich erholt hatte. Neugierig tasteten ihre Augen seinen Körper ab, bevor etwas gieriges darin erschien. Harry schluckte. Wunderbar, noch eine Verrückte! War der dunkle Lord denn nicht genug? Narcissa, die einen Schritt hinter ihm stand, legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Harvey ist zurück, Mylord.“ //Als ob er das nicht gesehen hätte//, dachte er sarkastisch, hielt den Kommentar aber für sich. Gut, dass zumindest seine Gedanken zur Zeit geschützt waren. Ein Problem weniger auf seiner Liste. „Ah!“, rief Bellatrix, während sie aufsprang und sich ihm langsam zu nähern begann. „Das ist er also. Euer lieber Adoptivsohn.“ Wie ein Tiger seine Beute, begann sie ihn zu umkreisen. Kein Wunder, dass sie dem dunklen Lord zu Füßen lag. Die Beiden mussten sich gut verstehen, zumindest schienen sie auf dieselbe Art und Weise wahnsinnig zu sein. //Wobei der dunkle Lord dabei genial ist. Bei ihr muss es sich erst herausstellen.// „Und du musst die liebe Bellatrix sein“, entgegnete er und ahmte dabei perfekt ihren Tonfall nach. Daraufhin begann sie schallend zu lachen und sie legte zärtlich ihre Hand in seinen Nacken. „Sehr richtig, lieber Harvey. Sehr, sehr richtig.“ Sie streichelte kurz über seine Haut, bevor sie ein paar Schritte zurück sprang und ihn noch einmal von oben bis unten musterte. „Einen gut aussehenden Jungen habt ihr euch ausgesucht, Cissy. Und intelligent ist er auch, sagt ihr? Eine wirklich ausgezeichnete Wahl.“ Harry hob daraufhin nur seine Augenbraue. So wie sie klang, wirkte es fast, als wäre er ein Gegenstand, den Narcissa und Lucius nach langem Nachdenken erworben hatten. So schienen es auch die Anderen zu interpretieren, zumindest erhob sich nun auch Lucius, um sich beschützend vor ihm aufzubauen. „Harvey ist unser Sohn, Bellatrix“, erklärte er ihr kalt. „Und das wäre er auch, wenn er so hässlich wie eine Kröte und so dumm wie Goyle wäre.“ Alle – Draco, Narcissa und Harry eingeschlossen – starrten ihn verdutzt an. Es sah ihm überhaupt nicht ähnlich, Harry zu verteidigen oder so... leidenschaftlich über ihn zu sprechen. Zwar hatte er ihm gegenüber niemals eine Abneigung gehegt, aber er hatte bisher auch noch nie in irgendeiner Art und Weise gezeigt, dass er in ihm einen Sohn sah. Bellatrix erwiderte seinen Blick unbeeindruckt. „Ist das so? Nun, dann sehen wir es einfach als Glück, dass er ist, wie er ist. Denn so kommst sogar du dazu, ihn als dein Eigen anzusehen, lieber Lucius.“ Harry spürte, wie sich sein „Vater“ anspannte und bereit war, ihr eine heftige Antwort entgegen zu schleudern. Da dies aber keinesfalls die passende Unterhaltung für einen dunklen Lord war, legte er ihm beschwichtigend eine Hand auf seinen Ellenbogen. „Ist schon in Ordnung, Lucius“, flüsterte er. „Du weißt, dass sie Recht hat.“ Der Mann zuckte bei dieser Aussage zusammen und drehte sich zu ihm um. „Harvey...“ Doch anstatt auf ihn zu achten, wandte er sich an Bellatrix, die sie mit einem Ausdruck äußerster Zufriedenheit beobachtete. „Es freut mich jedenfalls sehr, dich endlich kennen zu lernen, liebste Tante.“ „Die Freude ist ganz meinerseits, liebster Neffe“, entgegnete sie mit einem kecken Knicks, bevor sie lachend herumwirbelte und zurück zu ihrem Meister tanzte. Dieser hatte die ganze Zeit an einem Getränk genippt und Draco zugehört, der ihm offenbar etwas über ihre Familie berichtete. Sein Bruder schien durch diese Aufmerksamkeit vollkommen aufzublühen und Harry war bereits überzeugt, dass der dunkle Lord in ihm einen neuen, loyalen Anhänger gefunden hatte. Aber es war nicht Draco, den er unbedingt haben wollte. Es war Harvey. //Das könnte noch zu einem Problem werden.// Dieses Mal setzte sich Bellatrix neben den dunklen Lord und klopfte auf den leeren Platz neben sich. „Komm her, Harvey! Unterhalten wir uns ein wenig.“ Er warf Narcissa einen kurzen Blick zu, die ihm ermutigend zunickte, bevor er ihrer Schwester auf das Sofa folgte. Kaum saß er, verdüsterte sich Dracos Gesicht, da Voldemort nun endlich die Person vor sich hatte, wegen der er hierher gekommen war. //Meinst du jetzt Bellatrix oder dich selbst?// „Harvey“, flüsterte er zur Begrüßung. „Mylord“, entgegnete er ruhig und neigte den Kopf. „Es ist eine Ehre, Euch wiederzusehen.“ „Und mir ist es eine Freude.“ Das glaubte er ihm aufs Wort. „Sag, in welchem Haus bist du? Slytherin? Du gehst doch nach Hogwarts, oder?“, fragte Bellatrix, sobald auch Narcissa und Lucius sich neben Draco gesetzt hatten. Harry war überrascht, dass sie es noch nicht wusste. Aber vielleicht hatte es sie einfach nicht interessiert. „Ravenclaw.“ „Ravenclaw?“, wiederholte sie verdutzt. „Nun... du bist intelligent, daran muss es wohl liegen. Auch wenn es selten ist, dass ein Black – adoptiert oder nicht – in ein anderes Haus außer Slytherin kommt. Immerhin ist es besser, als Gryffindor, wo mein elender Cousin unsere Familie in den Schmutz zog.“ „Tut mir Leid, Tante, aber ich bin kein Black“, entgegnete er kühl. „Wenn ich irgendetwas bin, dann ein Malfoy.“ Das war die Wahrheit. Walpurga, das ehemalige Oberhaupt der Familie Black, hatte ihn nie gemocht und sich deshalb geweigert, ihn in den Familienstammbaum aufzunehmen. Und das neue Oberhaupt – Sirius – war seit elf Jahren verschwunden. Von daher gehörte er zwar zu den Malfoys, aber nicht zur Familie Black. Bellatrix schien das jedoch nicht zu stören. „Was ist dein Lieblingsfach, Harvey? Behandeln dich die Lehrer gut? Kommst du mit dem Unterricht klar? Hast du eine Freundin?“ Geduldig beantwortete er all ihre Fragen, sich darüber bewusst, dass die Anderen jedem seiner Worte lauschten, selbst, als sie sich eigenen Gesprächen zuwandten. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ein paar Stunden später ergab sich endlich eine Gelegenheit, zu fliehen. „Nein, nein, nein!“, kreischte Bellatrix und warf mit der Weinflasche nach dem armen Dobby. „Das ist der falsche Wein! Bist du so dumm, dass du nicht einmal so etwas Einfaches auseinander halten kannst?“ „A...a...aber Ma'am...“, erwiderte der Hauself zitternd. „Das ist wirklich der einzige...“ „Mach dich nicht lächerlich! Meine Schwester hat gesagt, dass ihr im Besitz dieses Weins seid! Also hol gefälligst dich richtige Flasche!“ „A...aber...“ Seufzend stand Harry auf. „Ist schon in Ordnung, Dobby. Ich geh selbst nachsehen.“ Alle starrten ihn an. „A...aber Master Harvey, Sir...“ „Das ist kein Problem!“, versicherte er ihm lächelnd. „Ich müsste ohnehin mal ins Badezimmer.“ Aus den Augenwinkel sah er, wie der dunkle Lord ein Lächeln hinter seinem eigenen Weinglas versteckte. Interessanterweise war es immer noch so voll, wie vor einigen Stunden und seitdem schien er auch nicht einmal nachgefüllt zu haben. Offensichtlich benutze er Wein als Accessoire und nicht zum Trinken. „Harvey! Das ist Dienerarbeit!“, rief seine Tante empört. Mit den Schultern zuckend verließ er langsam den Raum und schloss hinter sich die Tür. Kaum hatte er sich auf diese Weise von den Anderen getrennt, schloss er erschöpft die Augen und ließ sich gegen eine Wand sinken. „Wann ist es nur so kompliziert geworden, in dieser Familie zu leben?“ Andererseits war es niemals einfach gewesen. Jetzt waren nur noch mehr Leute da, auf die man acht geben musste. Manchmal beneidete er Neville. Er musste nicht immer aufpassen, was er sagte oder fürchten, dass alles gegen ihn verwendet wurde. Er hatte eine Familie, die ihn liebte, weil er existierte. Harrys Familie war tot und Harveys interessierte sich nur für seine ausgezeichneten Leistungen. Entsetzt riss er seine Augen auf. Wo kam dieser Gedanke auf einmal her? Es war vollkommener Blödsinn! Zwar stimmte es, dass seine Leistungen und seine Intelligenz zum größten Teil dazu beitrugen, dass er von seiner Familie akzeptiert wurde, aber... Gab es wirklich ein aber? Kopfschüttelnd stand er auf und machte sich auf den Weg zum Weinkeller. Er sollte aufhören, sich so viele Gedanken zu machen. Melancholie passte nicht zu ihm. Schweigend schritt er durch die vielen Gänge und Räume des Manors, während es draußen immer dunkler wurde. Bald würde er in Frankreich sein, in der hellen, warmen Provence. Lavendelfelder, soweit das Auge reichte und irgendwo in der Ferne das Rauschen des Meeres. Seufzend stieg er die Treppe zum untersten Stockwerk des Hauses hinunter. Früher wurde dieser Ort für Gefangene und verbotene Magie benutzt, doch heute war hier nur noch ein Weinkeller und eine Abstellkammer. Missmutig lief er zwischen den unendlich wirkenden Weinregalen entlang, auf der Suche nach Bellatrix' gewünschten Getränk. Es war kein Wunder, dass Dobby die Flasche nicht gefunden hatte. Lucius' Sammlung war einfach zu groß und ungeordnet. Schließlich war er in der hintersten und dunkelsten Ecke angekommen, wo ironischerweise genau das war, was er suchte. //Das ist wieder mal typisch//, dachte er und holte die Flasche vorsichtig aus dem Regal. Er wollte gerade umdrehen und zurückgehen, als er bemerkte, dass dort noch etwas lag, was die Flasche offensichtlich verstecken hatte sollen. Verwirrt streckte er seine Hand danach aus und nahm den Gegenstand an sich. Es war ein Buch, nein, ein Kalender, wie ihn Schüler oft benutzten. Er hatte einen dunklen Einband und in einer Ecke konnte er die Initialen T.M. Riddle erkennen. Stirn runzelnd stellte er die Flasche wieder zurück und blätterte durch das Buch. Die Seiten waren vollkommen leer. //Warum versteckt Lucius hier unten ein leeres Notizbuch? Und wer ist T.M. Riddle?// Nachdenklich starrte er das Buch an. Das Beste wäre, wenn er es einfach zurücklegte und so tat, es niemals gesehen zu haben. Das war Lucius' Sache, nicht seine. Wenn er etwas damit zu tun haben sollte, würde er davon wissen. //Aber es ist nur ein harmloses Notizbuch.// Ein weiterer Grund, es einfach liegen zu lassen. Trotzdem brachte er es kurz darauf in sein Zimmer, wo er es sicher zwischen seinen eigenen Büchern versteckte. Danach ging er mit Bellatrix' Weinflasche zurück zu den Anderen. ____________________________________ Puh... ich habe in den letzten Tagen wirklich zu viel Death Note gelesen, zumindest habe ich jedes Mal, wenn ich „Notizbuch“ schrieb, unwillkürlich daran denken müssen, dass Ryuk jeden Moment um die Ecke kommen und Harvey „hi“ sagen könnte. XD Für alle, die DN nicht kennen: Keine Sorge, das hier wird kein Crossover, obwohl es sicher interessant wäre. Auf jeden Fall danke ich wie immer allen Lesern und ganz besonders den Kommischreibern!!! Ihr bringt mich jedes Mal dazu, mich sofort an ein neues Kapitel zu setzen! ^o^ Im nächsten sehen wir dann Felice wieder und vielleicht auch ein paar andere, interessante Persönlichkeiten. Bis dahin wünsche ich euch eine schöne Zeit! Eure Ayako Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)