Time Changed Everything von Riafya (HP/LV) ================================================================================ Kapitel 3: Red Eyes ------------------- Hallo, alle zusammen! Für alle, die nicht im WM-Fieber sind (oder zwischen zwei Spielen mal eine Pause brauchen) gibt es heute wieder ein Kapitel dieser Fanfiction hier! Kommt es eigentlich nur mir so vor oder ist sie dieses Jahr ziemlich seltsam? Na ja, wie dem auch sei, wir sind hier nicht, um über Fußball zu reden, sondern über Harry Potter. Vielen Dank an die lieben Kommischreiber und Leser des letzten Kapitels!!! Ihr seid toll. Ich möchte euch auch nicht lange vom Lesen abhalten, deshalb merke ich noch an, dass ich immer noch nach Pairings suche..... wobei langsam das eine oder andere vor meinem inneren Auge zu erscheinen beginnt. Also noch könnt ihr mich umstimmen. ^.~ Wann das nächste Kapitel kommt, weiß ich noch nicht, allerdings werde ich mich bemühen, wieder so schnell zu sein. Allerdings solltet ihr euch nicht daran gewöhnen (meine Leser von Sommerregen können davon sicher ein Lied singen.... ^^“). Ich wünsche euch allen eine schöne Woche! Bis bald, eure Ayako ___________________________________________________ Red Eyes Liebe Felice, da wir beschlossen haben, in jeden Brief etwas persönliches hinein zu schreiben, um uns besser kennen zu lernen, möchte ich dir heute von den roten Augen erzählen. Ich weiß nicht, woher ich sie kenne oder wem sie gehören. Ich weiß nur, dass sie immer da waren und wahrscheinlich auch immer da sein werden. Jede Nacht, wenn ich schlafe, sind sie da und beobachten mich. Wenn ich sie sehe, ist es, als wenn die Welt doch nicht so finster wäre, wie es immer aussieht. So, als gäbe es doch irgendwo einen Sinn. Wenn ich an sie denke, habe ich das Gefühl, alles schaffen zu können und dass mir nichts passieren kann. Hört sich das verrückt an? Ich denke schon. Vielleicht bin ich ja verrückt. Vielleicht ist irgendetwas in mir kaputt gegangen, nachdem meine Eltern gestorben sind. Andererseits waren die Augen schon da, als sie noch lebten. Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der sie nicht da waren.... Wem sie wohl gehören? Ich kenne niemanden mit roten Augen. Einmal habe ich mit meiner Mutter darüber gesprochen, meiner richtigen Mutter. Lily. Nicht Narcissa. Sie kannte jemanden mit roten Augen. Ich habe es an ihrer Reaktion gesehen. Sie war vollkommen außer sich und hat mich angeschrien, mit niemanden darüber zu sprechen. Das heißt, diese Person kann niemand allzu Gutes sein, oder? Ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief. Bis bald, Harry ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ //Ich kannte niemanden mit roten Augen.// Aber nun hatte er die Person gefunden. Es waren genau dieselben Augen, er hätte sie unter tausenden erkannt. Sie strahlten in einem dunklen Rot, das beinahe Blut glich. Hinter ihnen konnte man einen starken Willen und eine außergewöhnliche Persönlichkeit erkennen, die sich nicht so schnell von irgendetwas unterkriegen lassen würde. Im Moment musterten sie ihn wachsam und mit einer gewissen Überraschung, er war es sicher nicht gewohnt, dass jemand seinen Blick erwiderte. Plötzlich glaubte Harry jedoch, so etwas wie Erkennen in ihnen aufblitzen zu sehen und im nächsten Moment verzogen sich die Lippen des dunklen Lords zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, wie auch die restlichen Malfoys ihre Köpfe senkten – sogar Abraxas, den er noch nie demütig erlebt hatte – als er sich erhob und sich ihm langsam näherte. Vielleicht wäre es besser, es ihnen nach zu tun. Es war sicher keine gute Idee, einem dunklen Lord nicht den nötigen Respekt entgegenzubringen. Andererseits hatte er nicht vor, sich diesem Mann einfach unterzuordnen, wobei er zugeben musste, dass er anders war, als er es sich vorgestellt hatte. Voldemort war jung oder sah zumindest so aus. Er konnte nicht älter als Lucius sein, aber Harry wusste, dass das unmöglich war. Sein Gesicht hatte markante, aristokratische Züge, die ihm eine gewisse Eleganz verliehen. Dennoch wurde die Aufmerksamkeit immer sofort auf seine Augen gezogen, wobei er sich sicher war, dass es nur die wenigstens überlebt hatten, dort hineinzuschauen. Seine Haut war blass und wirkte beinahe kränklich, doch dies erschuf nur einen natürlichen Kontrast zu seinen schwarzen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Er war etwa einen Kopf größer als Harry und kleiner als Lucius, was eine gewisse Ironie hatte, doch er war klug genug, diesen Gedanken für sich zu behalten. Sein Körper wirkte schwach, so als hätte er eine lange Krankheit hinter sich, dennoch lief er hoch erhobenen Hauptes und so elegant, dass er damit beinahe sogar Narcissa Konkurrenz machte. Doch am beeindruckensten war seine Ausstrahlung. Dieser Mann sprach von Macht und Stärke. Der perfekte Politiker und Anführer. Harry war überzeugt, dass er, sobald er wieder in Höchstform war – und das war er im Moment sicher nicht, sonst würde er nicht so kränklich aussehen – jeden Menschen von seiner Sache überzeugen konnte und klinge sie noch so verrückt. Einen Schritt vor ihm kam der dunkle Lord zum Stillstand. Bestimmt griff er mit seiner Hand nach Harrys Kinn und drehte damit seinen Kopf, um ihn ausgiebig mustern zu können. Obwohl sie kalt war, begann augenblicklich die Stelle zu brennen, an der er ihn berührte und es kostete Harry alle Willenskraft, sich nicht von ihm loszureißen. „Ein Adoptivsohn“, flüsterte Voldemort. Er hatte eine tiefe, angenehme Stimme, die unwillkürlich kalte Schauer über seinen Rücken jagte. „Ich hatte gar nicht gewusst, dass du über eine solche soziale Kompetenz verfügst, Lucius. Wer sind deine richtigen Eltern, Harvey?“, fragte er Harry sanft. Sofort spürte Harry, wie sich seine ganze Familie anspannte. Offensichtlich hatten sie gehofft, dass diese Frage niemals aufkommen würde oder zumindest nicht so schnell. Am Liebsten hätte er nun die Nase gerümpft. Ihnen hätte klar sein müssen, dass so etwas passieren würde. Immerhin redeten sie hier mit einen intelligenten, überaus mächtigen, schwarzen Magier und nicht mit irgendeinen normalen Bürger. Dennoch konnte er es nicht verhindern, dass sich sein Kopf Hilfe suchend zu Lucius umdrehen wollte, aber der Griff des dunklen Lords verfestigte sich sofort und warnte ihn davor, auch nur daran zu denken, nun den Blick abzuwenden. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bevor er wusste, was das sollte. //Er ist ein Legilimentiker!//, dachte er entsetzt und bewundernd zugleich. //Er liest meine Gedanken!// Somit war eine Lüge keine Option mehr, obwohl es Lucius wahrscheinlich lieber gewesen wäre. „Lily und James Potter, Mylord“, antwortete er deshalb ruhig. „Sie starben, als ich fünf war.“ „Tatsächlich? Wie?“ Harry schluckte und wünschte verzweifelt, sich von diesen roten Augen lösen zu können. Er wollte nicht daran denken. Es war einfach zu unrealistisch, zu schmerzvoll. Obwohl es lächerlich klang, hatte er immer noch das Gefühl, dass sie ihn im Stich gelassen hatten. //Und das haben sie auch. Aber immerhin habe ich den besten Ersatz bekommen, den man sich wünschen kann.// Der dunkle Lord hob eine Augenbraue und Harry verfluchte sich sofort selbst. Er sollte aufpassen, woran er dachte, sonst würde dieser Mann noch alles über ihn erfahren. Warum noch mal hatte er sich geweigert mit N... Okklumentikstunden zu nehmen? Ach ja, Dumbledore. Der Mann wurde ihm von Tag zu Tag unsympathischer. „Sirius Black hat sie getötet“, flüsterte er schließlich und senkte den Blick, so dass er nicht mehr in diese Augen blicken musste. Diesmal wurde er nicht abgehalten. „Wer hätte das gedacht“, meinte der Mann munter und zog seine Hand zurück. Harry atmete erleichtert aus, konnte jedoch nicht leugnen, dass sein Kinn sich plötzlich seltsam kalt anfühlte. „Ein Potter im Hause Malfoy. Wessen Idee war das? Narcissas?“ „So ist es, Mylord“, entgegnete diese lächelnd und legte Harry von hinten die Hände auf die Schultern, wie um ihm mental Kraft zu geben. „Wie Ihr wisst, waren ich und Lily in Hogwarts Freundinnen. Ich konnte nicht zulassen, dass ihr einziger Sohn bei der ihr verhassten Schwester aufwächst.“ „Und Dumbledore hat das einfach so zugelassen?“, wollte Voldemort interessiert wissen. „Er musste es“, erwiderte Narcissa nur. Der Griff auf seiner Schulter verstärkte sich. „Stellt sein Hiersein irgendein Problem dar?“ Kam es ihm nur so vor oder wurde der Raum gerade um einiges kälter? Natürlich hatte sie soeben die Frage gestellt, die sie alle beschäftigte und es würde Harry nicht wundern, wenn er sie mit „ja“ beantworten würde. Warum sollte der dunkle Lord einen Potter im Hause seiner Anhänger dulden? Seine Familie war weißmagisch, durch und durch. Die Wahrscheinlichkeit, dass er hinter Dumbledore stand, war einfach zu groß. //Aber er hat deine Gedanken gelesen//, sagte sein Verstand. //Er weiß, dass du ihn nicht magst, vielleicht sogar, dass du ihn fürchtest.// „Ein Problem?“, wiederholte Voldemort amüsiert und fing wieder Harrys Augen mit den seinen ein. „Im Gegenteil, liebste Narcissa. Warum sollte ich dir einen Sohn entreißen, den du ohnehin nicht mehr hergeben wirst?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ //Warum sollte er es nicht tun?//, dachte Harry am nächsten Morgen, während er sich auf den Weg in die Bibliothek machte. Es war etwa neun Uhr morgens und die anderen Bewohner des Manors hatten sich bereits zum größten Teil verabschiedet. Lucius und Abraxas waren ins Ministerium gegangen, um zu arbeiten und Draco war Blaise besuchen. So durfte nur noch Narcissa irgendwo im Haus oder im Garten sein, sowie der dunkle Lord. Wobei er diesen nicht treffen wollte. Er war verwirrt. Mehr als das. Was ging nur im Kopf dieses Mannes vor? Warum ließ er ihm am Leben? Und weshalb fühlte er sich von ihm so angezogen? Harry war nicht umsonst ein Genie, er wusste natürlich, dass die Reaktionen seines Körpers keinen Falls normal waren und sicher nicht von der Ausstrahlung des Anderen herrührten, denn dann hätte er Angst oder Furcht empfunden. Es musste also etwas anderes sein. Vielleicht... sexuelle Anziehung? Nicht unmöglich, aber dennoch unvorstellbar. //Und selbst wenn, es wird sich ohnehin nie etwas daraus entwickeln.// Am Abend zuvor hatten sie noch gemeinsam zu Abend gegessen, bevor Harry und Draco in ihre Zimmer zurückgekehrt waren, während sich die Erwachsenen noch etwas unterhielten. Ihm war es ganz recht gewesen. Mit einem Legilimentiker in einem Raum zu sein war.... anstrengend. Man musste andauernd aufpassen, was man dachte. Ob Lucius wusste, dass der dunkle Lord diese Fähigkeit hatte? Sicher, oder? Andererseits redete er hier von Lucius.... da konnte er sich nicht sicher sein. Seufzend öffnete er die Tür zur Bibliothek. Es war ein großer, lichtdurchfluteter Raum, an dessen Wände sich die Bücherregale reihten und bis an die Decke reichten. In der Mitte standen mehrere gemütliche Lesesessel, in denen er oft stundenlang saß und erst wieder aufstand, wenn Narcissa ihn fand und zum Abendessen holte. Zufrieden schloss er die Augen und atmete den angenehmen Geruch der Bücher ein. Dies war mit Abstand sein Lieblingszimmer und nichts würde jemals etwas daran ändern. Auf einmal hörte er rechts neben sich ein leises Lachen. Eilig schnellten seinen Augen wieder auf und er wirbelte herum. Keine fünf Schritte von ihm entfernt stand der dunkle Lord und musterte ihn offenkundig amüsiert. Am Liebsten hätte Harry ihm jetzt ein unhöfliches „Was?“ entgegen geschleudert, allerdings war er sich nicht sicher, ob er das überleben würde. Deshalb beschränkte er sich darauf, seine Augenbrauen zu heben und ihn fragend anzusehen. „Wie es aussieht, hat Narcissa vergessen, dir Manieren beizubringen“, meinte Voldemort immer noch amüsiert. „Oder ignorierst du einfach ihre Anweisung, niemanden in die Augen zu schauen, der stärker ist, als man selbst?“ Sofort senkte er der den Blick. Zwar ging es ihm nicht um Respekt, aber dieser Mann war immer noch ein Legilimentiker. „Verzeiht bitte, Mylord“, sagte er unterwürfig. „Ich hatte nicht damit gerechnet, Euch hier anzutreffen und war für einen Moment zu überrascht, um an die Lektionen meiner Mutter zu denken.“ Er zögerte kurz, bevor er hinzufügte: „Ich will Euch nicht stören, deshalb gehe ich nun lieber.“ In Wahrheit wollte er nur weg. Er mochte es nicht, mit jemanden allein zu sein, den er nicht durchschauen konnte. Dann hatte er stets das Gefühl, dem anderen ausgeliefert zu sein, denn normalerweise konnte er nur aus jenen nicht schlau werden, die ausgezeichnete Legilimentiker waren und derer kannte er nun drei: Lord Voldemort, Albus Dumbledore und Severus Snape. Aus diesem Grund wollte er sich bereits umdrehen, als der dunkle Lord wieder sprach: „Du störst nicht, Harvey. Im Gegenteil, deine Ankunft kommt mir sehr gelegen.“ Unwillkürlich erstarrte er. Was meinte der Mann damit? Wollte er ihn am Ende etwa doch umbringen? Hier und jetzt? Wo keine Narcissa kommen und Einspruch erheben würde? „Tatsächlich?“ „Oh ja, ich muss zugeben, dass ich mich gerne mit dir unterhalten würde.“ Verblüfft ließ er seinen Blick wieder in das Gesicht des dunklen Lords schnellen, der ihn mit einem Ausdruck musterte, als wäre er ein interessantes Objekt, das es zu untersuchen galt. Was zum...? „Mach dir keine Sorgen, ich habe nicht vor, dir in irgendeiner Weise zu schaden. Wie ich bereits sagte, es gibt für mich keinen Grund, Narcissa einen Sohn zu nehmen.“ Kam es ihm nur so vor oder war er amüsiert? „Warum setzten wir uns nicht?“, fragte er freundlich, als Harry ihn nach gefühlten fünf Minuten immer noch sprachlos anstarrte. Was war hier eigentlich los? Warum war der dunkle Lord freundlich zu ihm? Warum wollte er sich mit ihm unterhalten? Warum war er noch nicht tot? Es konnte doch wohl kaum an Narcissa liegen, oder? Was versprach er sich davon, sich mit ihm zu befassen? Glaubte er, dass Harry sich ihm anschließen würde? War das sein Ziel? //Hoffentlich nicht.// Jedenfalls fand er sich kurz auf seinem Lieblingssessel wieder und hielt eine Tasse Tee in den Händen, während sich der dunkle Lord ihm gegenüber niedergelassen hatte und ihn eingehend musterte, während er an seiner eigenen Tasse nippte. Felice würde durchdrehen, wenn er ihr davon berichtete und seine anderen Freunde würden ihm nie im Leben glauben. Er konnte es selbst nicht. „Du gehst nach Hogwarts?“, fragte Voldemort schließlich. „In welches Haus?“ „Ravenclaw.“ „Wirklich? Dann musst du ein sehr intelligenter Schüler sein.“ „Er ist ein Genie“, sagte eine Stimme und im nächsten Moment stand Narcissa hinter Harry und legte ihm beschützerisch die Hände auf die Schultern. „Seine Lehrer denken bereits seit seinem ersten Schultag darüber nach, ihn ein Jahr überspringen zu lassen, doch er hat sich stets geweigert. Er wird eines Tages großartig sein, Mylord“, fügte sie hinzu und funkelte ihn geradezu an. Voldemort erwiderte ihren Blick unbeeindruckt, doch Harry konnte sehen, dass sie sein Interesse an ihm gerade nur noch erhöht hatte. Natürlich wusste er, dass dies ihr Ziel gewesen war. Sie wollte ihn beschützten und dafür musste sie den dunklen Lord davon überzeugen, dass er ihm von Nutzen sein könnte. „Narcissa“, flüsterte Harry. „Übertreibe nicht.“ „Das tue ich nicht!“, rief sie und sah ihn voller mütterlicher Liebe an. „Ich habe dein Zeugnis gesehen. Ich habe gesehen, wie du sogar Lucius Dinge erklärst. Du bist mit einer wunderbaren Intelligenz gesegnet worden, Harry, und du weißt, wie du sie nutzt. Höre auf, immer so bescheiden zu sein. Zwar gilt das allgemein als eine Tugend, aber zu manchen Zeitpunkten ist es unangebracht.“ Elegant setzte sie sich auf einen Sessel direkt neben ihm und sah den dunklen Lord voller Misstrauen an. „Ihr wisst, dass ich eure untergebenste Dienerin bin. Einzig meine Schwester würde ich als treuer bezeichnen. Doch meine Loyalität gilt in erster Linie meiner Familie.“ „Darüber bin ich mir durchaus bewusst, liebste Narcissa. Solange Harvey zu deiner Familie gehört, wird er von niemanden etwas zu befürchten haben.“ Nun war Harry vollkommen verwirrt und seiner Mutter schien es nicht anders zu gehen. „Wie meint Ihr das, Mylord?“ „Genauso, wie ich es sage“, entgegnete er ruhig und fing wieder einmal Harrys Augen mit den seinen ein. „Ich schätze Intelligenz über alles. Außerdem hat mir Abraxas nur Gutes über dich erzählt. Ich werde dich unter meinen Schutz stellen.“ Narcissa atmete geräuschvoll ein, bevor sie sich begeistert zu ihrem Adoptivsohn umdrehte. „Das ist eine großartige Entwicklung, Harvey!“ Er war jedoch alles andere als überzeugt. Im Gegenteil, diese unerwartete Handlung machte ihn nur noch misstrauischer. „Was wollt Ihr dafür?“ Fragend hob Voldemort eine Augenbraue. „Ihr seid ein dunkler Lord. Intelligent, mächtig und manipulativ. Ihr würde niemals jemanden etwas geben, ohne etwas dafür zu erhalten.“ „Oh, mach dir darüber keine Gedanken, Harry“, wenn er nicht ein dunkler Lord wäre, würde Harry sagen, dass er seinen Namen beinahe liebevoll aussprach. Aber das war kaum möglich, oder? „Ich bin mir sicher, dass du mir alles, was ich dir geben kann, irgendwann doppelt zurückgeben wirst.“ „Ist das eine Drohung?“ Es klang zumindest so. „Keineswegs. Es ist ein Versprechen.“ Harry erwiderte seinen Blick ruhig, während seine Gedanken rasten. Was wollte dieser Mann von ihm? Glaubte er etwa, in ihm einen potentiellen Todesser gefunden zu haben? Dachte er, ihn beziehungsweise seinen Verstand benutzen zu können? //Hoffentlich nicht.// Er wollte kein Todesser werden. Er wollte später viel lieber in Bibliotheken sitzen und sich weiterbilden. Oder in Laboren experimentieren. Er war kein Politiker oder Kämpfer. Aber der dunkle Lord würde das sicherlich noch früh genug erkennen. Langsam begann er sich zu wünschen, er wäre doch zu N.... Eilig wandte er den Blick von den roten Augen ab. Dieser Kerl war immer noch ein Legilimentiker. Das durfte er niemals vergessen. Wenn er heraus fand, mit wem er befreundet war, würde Voldemort sein „Versprechen“ sicher sofort wieder zurückziehen. Oder er würde ihn gegen seinen besten Freund einsetzten. //Aber er wird es erfahren. Wenn Lucius es nicht tut, wird Draco es ihm erzählen. Außerdem ist das kein Geheimnis. Jeder weiß es!// Deshalb musste er es aber nicht an die große Glocke hängen. Vielleicht sollte er Felice wirklich bitten, so schnell wie möglich zu ihr zu kommen... So als hätte sie seine Gedanken gehört, fragte Narcissa: „Was hast du eigentlich für deine Ferien geplant? Möchtest du irgendwo hinfahren? Oder jemanden besuchen?“ Offenbar hatte sie beschlossen, die Anwesenheit des dunklen Lords einfach zu ignorieren, doch Harry bemerkte, wie dieser aufmerksam zuhörte, so als wolle er so viele Informationen wie nur möglich über ihn bekommen. Warum hatte er eigentlich so ein großes Interesse an ihm? Er konnte es sich nicht erklären. „Eigentlich wollte Felice für ein paar Wochen vorbeikommen“, begann er langsam. „Aber ich würde sie ehrlich gesagt lieber besuchen. Ich war lange nicht mehr in der Provence.“ „Sie kann doch eine oder zwei Wochen hierher kommen und du gehst dann zu ihr“, schlug Narcissa lächelnd vor. „Es wäre wirklich schön, sie wiederzusehen. Sie hat etwas... erfrischendes an sich. Außerdem wird ihr die englische Luft sicher gut tun.“ „Das ist eine gute Idee“, stimmte Harry nickend zu. „Ich werde sie in meinem nächsten Brief danach fragen.“ „Sehr schön“, meinte Narcissa lächelnd. „Es wird guttun, wieder jemand weibliches im Haus zu haben. Und sonst?“ „Meine Freunde haben mich eingeladen zu ihnen zu kommen oder etwas mit ihnen zu unternehmen. Das heißt, wenn du mich loswerden willst, brauchst du es nur zu sagen“, fügte er grinsend hinzu, was sie damit konterte, ihm in gespielter Verärgerung auf die Schulter zu schlagen. Jedoch nicht besonders fest. „Sei nicht albern, Harry. Ich bin immer froh, wenn du da bist. Wenn es nach mir ginge, würdest du die ganzen Ferien hierbleiben. Aber ich will dir nicht deine Freiheit nehmen und deshalb lasse ich dich gehen, wohin du willst.“ //Auch ins Moulin Rouge, um meine Unschuld zu verlieren?//, fragte Harry in Gedanken, wagte jedoch nicht, das auszusprechen. Es war immer noch ein dunkler Lord anwesend. Vorsichtig spähte er zu ihm hinüber und bemerkte, dass dieser immer noch seine Augen auf ihn gerichtet hatte und ihn intensiv beobachtete. Unwillkürlich stieg ihm die Röte ins Gesicht. Er hasste es, wenn man ihn beobachtete. Bei Dumbledore war es schon schlimm genug! Musste dieser Mann auch noch damit anfangen? Allerdings war Voldemorts Blick anders. Dumbledore war ihm gegenüber argwöhnisch und misstrauisch. Er jedoch schien neugierig und... fasziniert? „Nun, wie auch immer, ich muss jetzt in die Winkelgasse, ein Friseurtermin. Okay?“ Er wusste, dass Narcissa ihn meinte, dass sie sich Sorgen machte, dass er alleine nicht klar kam. Wenn er ehrlich sein sollte, machte er sich selber Sorgen. Dennoch nickte er und kurze Zeit später war er mit dem dunklen Lord allein. Dieser hatte sich währenddessen mit einem Buch versorgt und blätterte desinteressiert darin, wobei er seinen Blick immer wieder auf Harry gleiten ließ, der zusehends nervöser wurde. Am Liebsten würde er sofort flüchten, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass Voldemort ihn aufhalten würde. Aus diesem Grund stand er auf und ging auf ein Bücherregal zu, in dem er in den letzten Jahren nur selten gewühlt hatte. Kaum hatte er ein Buch gefunden, dass einigermaßen vielversprechend wirkte, ging er zurück in seinen Sessel und begann zu lesen. Nach zwei Seiten blickte er jedoch wieder auf und war nicht überrascht, auf zwei rote Augen zu treffen. „Gibt es irgendetwas, was ich für Euch tun kann, Mylord?“, fragte er genervt. Dunkler Lord hin oder her, er hasste es, wenn man ihm beim Lesen störte. Anstatt auf seine Frage einzugehen, stellte er eine: „Wer ist Felice?“ //Das geht dich absolut nichts an.// „Eine gute Freundin, mit der ich in einem regelmäßigen Briefkontakt stehe.“ „Und sie lebt in der Provence?“ „Ihre Familie hat dort eine Villa, ja.“ Nachdenklich runzelte er die Stirn und es war Harry klar, dass er überlegte, aus welcher Familie sie stammen könnte. „Wie ist ihr Nachname?“, fragte Voldemort weiter. „Poulain“, entgegnete Harry schulterzuckend. „Felice Poulain.“ „Poulain“, wiederholte er leise und der Junge konnte nicht anders, als seine perfekte Aussprache zu bewundern. „Wer sind ihre Eltern?“ „Ich weiß es nicht, Mylord. Sie starben, als sie noch ein Kind war, weshalb sie nicht oft von ihnen redet.“ //Ich rede auch nicht oft über meine, deshalb frage ich nicht weiter nach.// „Verstehe“, sagte Voldemort langsam. „Lebt sie nun alleine in einem ihrer Familienhäuser?“ „Nein, Mylord. Sie ist das Mündel des französischen Zaubereiministers Delacour und lebt bei seiner Familie.“ „Es ist nicht einfach, das Mündel eines Zaubereiministers zu werden“, bemerkte er misstrauisch. „Ihr Vater war offenbar ein guter Freund von ihm“, meinte Harry ruhig. „Warum interessiert Euch das so sehr, Mylord?“ „Ich habe meine Gründe“, entgegnete er mit einem leichten Lächeln. „Sag mir, Harry, wer sind deine anderen Freunde, von denen ich nichts erfahren darf?“ Es war, als hätte man einen Sack voller Eiswürfel über seinen Körper ausgeschüttet. Warum? Warum jetzt schon? Warum hatten seine Gedanken immer wieder zu ihm gleiten müssen? Aber vielleicht hatte der dunkle Lord es ja beabsichtigt. Am Ende wusste er es bereits. Lucius hatte es ihm sicher erzählt. Oder Abraxas. Was sollte er jetzt tun? Er konnte nicht lügen. Aber durfte er die Wahrheit sagen? Er entschied sich für die Halbwahreit. „In meinem Haus ist Luna Lovegood eine gute Freundin, Mylord. Allerdings gibt es keinen Grund, weshalb Ihr das nicht erfahren solltet. Ansonsten gibt es keine.“ //In meinem Haus//, fügte er in Gedanken hinzu. Doch leider bewies der dunkle Lord ihm in diesem Moment, dass er tatsächlich ein Legilimentiker war. „Und außerhalb deines Hauses? Du denkst oft an einen gewissen N....“, er sagte es beiläufig, doch sein Blick war lauernd. Harry beschloss, zu schweigen. „Handelt es sich dabei um Neville Longbottom?“, hakte Voldemort mit einer sanften Stimme nach, aber Harry ließ sich davon nicht täuschen. Neville war der Auserwählte. Derjenige, der diesen Mann vor ihm besiegen sollte - auf welche Art und Weise auch immer. Voldemort musste ihn töten wollen, immerhin hatte er ihn bereits die ganzen letzten Jahre ausgeschaltet. //Ich frage mich, wie er das geschafft hat. Wo war der dunkle Lord eigentlich während dieser Zeit? Und wie ist er zurückgekommen?// Er hatte wirklich keine Erklärung dafür und ihn zu fragen, war unvorstellbar. Deshalb sah er dem dunklen Lord fest in die Augen, als er antwortete: „Ja, Mylord, es handelt sich um Neville.“ „Ich verstehe“, flüsterte er nickend, während sein Blick wieder über Harrys Körper glitt. „Das ist wirklich sehr... aufschlussreich.“ Harry schlug das Buch zu, in dem er eigentlich hatte lesen wollen und funkelte ihn an. „Neville ist mein Freund, Mylord“, sagte er leise, konnte aber einen wütenden Unterton nicht vermeiden. „Egal was passiert, ich werde mich niemals gegen ihn wenden. Also versucht es gar nicht erst.“ Voldemort hob seine Augenbrauen und lächelte. Harry wusste ganz genau, was diese Geste bedeuten sollte. Es hieß: „Wir werden sehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)