Gegen das Gesetz II von Saya_Takahashi ================================================================================ Kapitel 7: Abschied ------------------- Sakura weinte leise vor sich hin, auch noch als sie ihren Sohn in sein Bettchen legte und ihm beim Einschlafen beobachtete. Sie fürchtete sich zurück in die Küche zu gehen; zu Sasuke, der nach ihrem Geständnis kein einziges Wort mehr gesagt hatte. Kenji dagegen lächelte. Auch wenn er die Traurigkeit seiner Mutter bemerkte – oder vielleicht auch genau aus diesem Grund – schmunzelte er fröhlich, als würde er sie aufmuntern wollen, sogar noch wie er langsam einnickte. Er wusste nichts von all den grausamen Dingen, dachte Sakura. Er konnte sich freuen, denn er wusste nicht, was um ihn herum geschah. Im Moment war er vermutlich der Glücklichste von ihnen … Langsam glitt Sakura mit ihrer kalten Hand über die rosigen Wangen des Jungen. Sie fuhr ihm vorsichtig durch die rabenschwarzen Haare, die er schon seit seiner Geburt gehabt hatte, genau wie die dunklen Augen, die von der Wahrheit erzählten, noch bevor es Sakura getan hatte. Es waren die Augen, die Kenji verrieten; verrieten, wessen Sohn er war. Itachis. Sakura war auf seltsame Weise erleichtert gewesen, als sie damals den Namen des Mannes fand, der der Vater ihres Sohnes war. Doch dann, als sie begriff, dass Itachi Uchiha Sasukes Bruder war – sein verstorbener Bruder – da war ihr das Herz stehen geblieben. Wie hätte sie das wissen können, hatte sie sich eingeredet. Sie konnte nichts dafür, niemand konnte etwas für irgendwas. Es war ein Fehler gewesen, vielleicht. Aber bereute sie? Nein. Hätte Itachi, würde er noch am Leben sein, bereuen? Das wusste Sakura nicht. Sie hatten sich nicht gut gekannt, nur an diesen einen Abend waren sie sich nah gekommen. Dennoch war passiert, was am Ende geschehen war. Sakura hatte es nie bereut. Und wenn Itachi, sagte sie sich, als sie Kenji ein Küsschen auf die Stirn hauchte, ja wenn Itachi nur ein bisschen wie sein Bruder gewesen war, dann hätte auch er nie bereut. Darin war sie sich sicher. Ganz sicher. ----------------------------------- Sakura fand keinen Schlaf mehr. Irgendwann stand sie auf, tapste leise ins Wohnzimmer und setzte sich Sasuke gegenüber, der scheinbar eingeschlafen war. Sie beobachtete ihn ganz genau und versuchte sich dabei das Gesicht seines Bruders in Erinnerung zu rufen. Es war allein der Gedanke, der sie nicht zur Ruhe kommen ließ; Sasukes Reaktion, seine Antwort auf ihr Geheimnis; auf den Zufall, der einfach unvorstellbar war. Der Morgen begann anzubrechen, als Sakura das erste Mal auf die Uhr sah. Es war fast um sieben, doch Sasuke hatte sich noch immer nicht gerührt. Die halbe Nacht hatte sie damit verbracht, ihm beim Schlafen zuzusehen, und auf eine eigenartige Weise hatte es sie beruhigt. „Schläft er noch?“, hörte Sakura etwas später Hinatas zarte Stimme flüstern. Sakura nickte, erhob sich leise und folgte ihr in die Küche. „Konntest du nicht schlafen?“, wollte die junge Ärztin wissen. „Doch, aber ich war früh auf. Hast du gut geschlafen?“ „Es ging“, sagte Hinata lächelnd und schenkte sich und Sakura Tee ein. „Tut mir leid.“ Sakura bedankte sich für den Tee und ließ sich an den Küchentisch fallen. „Dass ihr meinetwegen mit hineingezogen wurdet und wir euch jetzt zur Last fallen …“ „Schon gut. Sasukes Freunde sind auch unsere Freunde“, meinte Hinata gütig und schmunzelte. „Und Kenji ist das ruhigste Baby der Welt.“ „Stimmt“, gab Sakura zu und konnte den Stolz einer Mutter nicht verbergen. „Aus ihm wird bestimmt mal was …“, fügte sie mehr zu sich selbst hinzu. „Bestimmt. Er hat eine mutige Mama.“ Sakura lächelte Hinata dankbar an, doch dann hörten die beiden das kaum merkliche Rascheln aus dem Wohnzimmer. „Ich bring ihm mal auch eine Tasse“, entschuldigte sich Sakura, schenkte noch einen Tee ein und ging zögernd zurück zu Sasuke, der sich verschlafen aufgerichtet hatte. „Du hättest lieber schlafen sollen“, brummte er, als sie ihm stumm den Tee reichte und sich angespannt neben ihn setzte. Doch es hatte keinen Sinn, sagte sie sich innerlich. Etwas hinauszuzögern, machte es nicht besser. Nicht in diesem Fall. „Sasuke, ich … Wenn ich könnte, dann würde ich mich … entschuldigen, und wenn ich es gewusst hätte, dann …“ Sakura brach ihren Satz ab, denn als sie Sasukes verhärtetes Gesicht sah, wusste sie, dass es so oder so keinen Sinn hatte. Er würde nicht antworten; er würde nichts dazu sagen, weil er es nicht konnte. „Tut mir leid“, flüsterte sie betreten und erhob sich. Sie wartete kurz, ob Sasuke doch zu einer Antwort ansetzen würde, aber es war vergeblich. Er starrte nur auf sein Glas und tat nichts. Er sagte kein Wort, und Sakura wusste nicht einmal, ob er überhaupt je etwas dazu sagen würde. ------------------------- „Ihr meldet euch, sobald ihr gelandet seid, verstanden?“ Naruto klopfte seinem Freund fest auf die Schulter, ehe er Hinatas Hand ergriff und zurücktrat. „Baut keine Scheiße, Leute. Und falls ihr Hilfe benötigt, ruft auf der Stelle an! Sakura?“ Sakura nickte mitgenommen, denn keine zehn Minuten zuvor hatte Naruto ihr seine Handynummer in die Tasche gesteckt und gemeint, sie könne ihn ebenso immer anrufen. Dann, als er zu Sasuke gegangen war, hatte Hinata es ihm gleich getan. „Wenn du einmal die Stimme einer Frau hören willst“, hatte sie gesagt und sanft gelächelt. „Oder wenn es dem Kleinen nicht gut geht, oder dir Sakura. Ruf mich an, versprochen? Zögere nicht.“ Sakura hatte genickt und sich die Tränen aus den Augenwinkeln gewischt. „Danke“, hatte sie nur sagen können, und doch soviel mehr zu sagen gehabt. Sie hatte weder Hinata noch Naruto gekannt, hatte beide in Gefahr gebracht, und doch waren sie herzliche Menschen gewesen, die geholfen haben, als sie gebraucht wurden. Solche Menschen kannte Sakura nicht viele. „Machts gut, Leute“, rief Naruto noch einmal, ehe er mit Hinata zurückblieb, als Sakura, Sasuke und der kleine Kenji durch die Absperrungen liefen. „Ruft ja an!“ „Machen wir“, rief Sakura zurück, nahm Kenji auf den Arm und blieb kurz stehen, um Hinata und Naruto zum Abschied zu winken. Vor allem der kleine Junge fand gefallen daran und wedelte eifrig mit seinen Händen. Es war ein trauriges Auf Wiedersehen für seine Mutter, und ein ebenso angespanntes für den Mann, den er irgendwann Brummbär rufen würde. Die drei gingen tiefer in den Flughafen, doch Kenji winkte immer weiter. „Ma!“, rief er dann, kurz bevor sie um eine Ecke biegen musste. Sakura blieb fragend stehen, und als sie sich noch einmal umwandte, sah sie Naruto, der noch immer winkte und dabei breit grinste. „Naruto“, flüsterte sie Kenji zu. „Merk dir seinen Namen, Spätzchen. Ich glaube, er ist ein ganz besonderer Mensch.“ „Na!“, lachte Kenji winkend, und Sakura musste sich über die Augen wischen, als auch sie noch einmal die Hand hob. „Na kommt, den Affen sehen wir vermutlich noch aus der Luft“, sagte plötzlich Sasuke, der sich jedoch ebenso zu einem Nicken hatte hinreißen lassen. Nun legte er seinen Arm um Sakuras Schultern und zog sie sanft mit sich. „Ich …“, setzte sie flüsternd an, um noch einmal zu versuchen mit ihm zu reden. Der Ort mochte unpassend sein, doch lastete die Stille vom Morgen zu sehr auf ihr, als das sie hätte Schweigen können. „Sasuke, wenn ich es gewusst hätte und mich getraut hätte, du musst mir glauben … ich hätte es dir eher gesagt und …“ „Schon gut“, gab Sasuke unerwartet zurück, und er klang dabei weder kalt noch abweisend. Er klang viel mehr, als meine er wirklich ein ‚schon gut’. „Bruu“, sagte Kenji da, der bei dem Wort zu sabbern begann. „Bruu Bruu!“ „Gewöhn dem Gör das ab, Sakura.“ Sasuke schüttelte grimmig den Kopf, doch grinste er unmerklich. „Das heißt Sasuke, du Wurm. Klar?“ „Bruuum!“ „Sasuke!“ „Brrruuuuuum“, rief Kenji strampelnd, dass Sakura ihn kaum halten konnte, obwohl auch sie kichern musste. Sie folgten dabei den anderen Leuten, die ebenfalls den Flug nach Maine nahmen, und es waren nicht wenige, die die drei beobachteten. Und alle dachten sie in jenem Moment das gleiche. Was für eine lustige junge Familie … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)