Gegen das Gesetz II von Saya_Takahashi ================================================================================ Kapitel 6: Das letzte Geheimnis ------------------------------- Sakura lag nachdenklich in dem Gästezimmer, dass zuvor noch Sasuke bewohnt hatte. Sie hatte ihm zwar gesagt, dass sie auch ebenso gut auf der Couch schlafen könnte, doch der sture Uchiha hatte davon nichts hören wollen. Er hatte sich demonstrativ aufs Sofa gesetzt, kaum dass sich Naruto und Hinata selbst zum Schlafen zurückgezogen hatten. Morgen – so ihr Plan – würden sie noch einmal in Ruhe über alles reden, ehe sich ihre Wege wieder trennen müssten. Sakura schnaufte leise und warf sich auf die andere Seite des gemütlichen Bettes. Die Decke noch höher ziehend sah sie auf die Mitternachtsstunde verkündende Uhr und holte abermals tief Luft. Was sollte sie nur tun … Immer und immer wieder schwirrte ihr diese Frage durch den Kopf. Sasuke wollte nach Maine zurück, und für Kenji war der sicherste Ort dort, wo Sasuke war. Aber sie? Sollte sie wirklich zurück nach Amerika, weglaufen und die in Gefahr bringen, die sie liebte? Kenji wäre ohne sie besser dran, denn wer vermutete schon, dass sie ihn Sasuke mitgab? Dass er vielleicht in ein gutes Heim käme oder zu Pflegeeltern, die ihm einen anderen Namen und Liebe und Sicherheit geben würden? Aber könnte sie das? Wäre sie wirklich in der Lage, sich von ihrem Kenji zu trennen? Ihn wieder im Stich zulassen, ihn alleine zu lassen irgendwo in Amerika? Aber hatte sie denn wirklich eine Wahl? Sie selbst würde von Kabuto irgendwann gefunden werden können, aber ein kleines Baby? Und würde er nicht auch Sasuke in Frieden lassen, wenn sie sich von ihm fernhielt? So viele Fragen, die Sakura keinen Schlaf finden ließen. Sie grübelte und grübelte, aber am Ende war es für Nichts, denn es gab nur einen Weg. Sie stand auf, sah zu ihrem kleinen Sohn, der friedlich schlummerte, und hauchte ihm ein Küsschen auf die Stirn. Sie zog sich ihre Sachen über, kritzelte ein paar Zeilen, legte das Papier auf ihren Kopfkissen und betrat auf Zehenspitzen das Wohnzimmer. Sasuke würde sich um Kenji kümmern, da war sie sich sicher. Sie verlangte viel, aber er würde es tun. Sie aber musste gehen. Sie durfte gar nicht anders. „Denk nicht einmal daran …“ Wie ein kalter Luftzug durchschnitt Sasukes Stimme die Stille. Er schaltete eine kleine Lampe an, und als Sakura sich ertappt umwandte, sah sie ihn sitzend im Sessel. „Ich wollte nur …“, flüsterte sie heiser zurück, doch deutete er knapp auf die Couch und Sakura gehorchte. „Ich …“ „Ich weiß, was du wolltest. Und es hat keinen Sinn, Sakura. Aber wenn du mir so wenig vertraust …“ „Ich vertraue dir!“, unterbrach Sakura den Uchiha, der erschöpfter aussah, als er sich gab. „Aber … aber …“ Sakura faltete die Hände ineinander, lehnte sich matt zurück und fuhr sich übers Gesicht. „Ich weiß nicht weiter, Sasuke. Ich wollte nicht weglaufen, aber wenn ich hier bleibe – wenn ich bei dir und Kenji bleibe, dann seid ihr in noch größerer Gefahr! Ich wollte nur verhindern …“ „Der einzige Weg etwas zu verhindern, wäre mir endlich die ganze Wahrheit zu sagen, Sakura!“ Sasuke wurde lauter, doch zügelte er sich rasch wieder und schüttelte dabei wütend den Kopf. „Was für Daten wollte Kabuto von dir? Wieso ist er überhaupt aufgetaucht und woher wusste er von dem Jungen? Ich will es endlich wissen, Sakura!“ „Ich …“ Sakura öffnete den Mund, doch dann senkte sie ihre Augen und sah betreten zu Boden. „Umso weniger du weißt, umso besser – sicherer – ist es für …“ „Schluss damit, Sakura!“, brauste Sasuke auf. „Glaubst du, Kabuto interessiert es wirklich noch, was du mir sagst? Ich stehe jetzt zwischen dir und ihm, Sakura, und sobald er die Möglichkeit bekommt, wird er versuchen mich aus dem Weg zu räumen! Ich habe dich damals nicht im Stich gelassen, und das werde ich auch heute nicht tun, aber ich will wissen, warum!“ „Ich könnte mit ihm … handeln, ich könnte …“ „Merkst du es nicht?“ Sasuke fuhr sich durch die schwarzen Haare und wirkte fassungslos. „Gott, wenn du wieder mit ihm dealst, wenn du ihm etwas gibst und er dir dagegen verspricht, uns alle in Ruhe zu lassen … Kaufst du es ihm wirklich noch ab? So wird es nie ein Ende nehmen, Sakura, weder für dich noch für deinen Sohn. Ihr werdet euch euer ganzes Leben vor ihm verstecken müssen, in Bruchbuden hausen und was weiß ich! Und wenn euch der Schimmel nicht umbringt, dann tun es irgendwann Kabutos Männer!“ „Hör doch … auf“, wisperte Sakura und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Es muss nicht so kommen, es könnte auch …“ „Besser werden?“ Sasuke lachte kalt, dann beugte er sich nach vorn zu dem Mädchen, dass nur mit Mühe die Tränen zurückhalten konnte. „Es wird nie besser werden, Sakura. Nicht bevor Kabuto das bekommen hat, was er verdient. Und jetzt sag mir, was das für Daten sind und warum er auftauchte!“ Sakura zögerte und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht, sie durfte nicht! Und doch – Sasuke hatte Recht. Es würde nie ein Ende finden. „Es … es war nicht Peddington“, sagte sie zögernd. „Es war … es war Hemming selbst.“ ------------------------------------- Wortlos blickte Sasuke die junge Frau an, unsicher ob er ihr glauben konnte. Hemming, ein Verräter? Wie hatte er das zu verstehen? Aus welchem gottverdammten Grund hätte der General – der ihm doch eigentlich ein Vorbild gewesen war – gegen sein eigenes Land … Sasuke schüttelte stumm den Kopf. Er lehnte sich zurück und blickte an die dunkle Zimmerdecke. Sakura konnte er nicht ansehen. Er wollte nicht wissen, ob sie wirklich die Wahrheit sagte. „Es tut mir leid“, hörte er sie flüstern, so dass er das Gefühl bekam, ihm müsste es leid tun. Doch er war entsetzt. Er war einfach nur entsetzt. „Auf meinem Computer sind seine Mails“, sagte Sakura nun, doch sie klang, als würde ihr jedes Wort große Schmerzen abverlangen. „Ich habe es durch Zufall herausgefunden, als ich mich damals aus den FBI Akten austrug. Hemming wusste nicht, dass ich es wusste. Aber Kabuto fand es heraus. Er redete mir ein, dass Hemming mich und Kenji … dass er uns irgendwann wegschaffen lassen wollte, heimlich, damit du nichts … nichts dagegen tun kannst …“ Sakura schluckte und presste die Hand auf den Mund, als sie an die bestialischen Worte des Yakuza dachte, an die furchtbaren Bilder, die er ihr in den Kopf gesetzt hatte. „Ich habe Kenji genommen und bin abgehauen. Dann wollte ich dich warnen, doch Hemming … Er hat uns ausfindig gemacht und … und es mir erklärt.“ „Erklärt?“, fragte Sasuke irritiert und senkte den Kopf, um Sakura anzusehen. „Was meinst du mit ‚Erklärt’?“ „Er spielte ein Doppelspiel“, erwiderte Sakura und lächelte traurig. „Er wollte Kabuto hinter Gittern bringen, und er dachte, dass er es nur könnte, wenn er sich als Doppelagent ausgibt. Er glaubte so gewinnen zu können, aber … wer gewinnt schon gegen die Yakuza?“ Sakuras Stimme war immer höher geworden, und unmerkliche Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Niemand, oder Sasuke? Niemand kann gegen sie gewinnen!“ „Sie fanden es heraus …“ Sasuke verstand allmählich. „Sie fanden heraus, dass Hemming in Wahrheit nur das Ziel hatte, sie zu schlagen.“ „Und das ist meine Schuld.“ Sakura konnte die Tränen nicht zurückhalten, zog die Beine dicht an ihren Körper und schüttelte sich heftig. „Hätte er mich nicht zurückholen wollen, mich aufklären und … dann wäre es niemals soweit gekommen! Wenn ich nur nicht … Wenn ich ihm nur vertraut hätte, wenn ich schlauer gewesen wäre und nicht blind vor Angst und …“ Sakura weinte immer mehr und krallte sich in ihrer Jacke fest. Dann hörte sie aber das leise Weinen aus dem Gästezimmer, wischte sich hastig über die Augen und ging hinüber zu Kenji, der wach geworden war und nun nach seiner Flasche verlangte. „Schon gut, Spätzchen“, murmelte sie, nahm ihm auf die Arme und trug ihn in die Küche. „Ist gleich soweit.“ „Du solltest dir nicht die Schuld dafür geben, Sakura“, sagte Sasuke, der hinter ihr in der Tür auftauchte und sie dabei beobachtete, wie sie Kenji fest an sich hielt und nebenbei die Flasche aufwärmte. „Hemming kannte die Konsequenzen … Er war ein Idiot, wenn er dachte, es auf eigene Faust regeln zu können und …“ „War er nicht“, unterbrach ihn Sakura, doch passte sie dabei nicht auf und kam unters heiße Wasser. „Verdammt …“ „Gibt her.“ Sasuke ging auf sie zu und machte ein finsteres Gesicht, doch nahm er den Kleinen kurzerhand auf den Arm. Er hielt ihn zwar leicht von sich, als würde er Angst haben, angespuckt zu werden, doch hörte er gleich darauf Sakuras leises Lachen. „Er mag dich“, sagte sie, und obwohl ihre Stimme noch immer heiser war, klang sie nicht mehr so zittrig. „Was meinst du damit? Hemming hat gegen die Regeln …“ „Ich meine, dass er genügend Informationen sammeln konnte, bevor Kabutos Killer ihn …“ „Er hatte Informationen? Was für welche?“ Sasuke verzog das Gesicht, doch nicht wegen dem Thema, über das sie redeten, sondern weil der kleine Junge damit begonnen hatte, an seinen hoch stehenden Haaren zu ziehen. „Lass das sein, du Wurm“, brummte er, doch erhielt er lediglich das kindliche Kichern des Jungen zurück, der offenbar seinen Spaß hatte. „Er hatte Beweise gefunden, die einige der Yakuza Mitglieder für immer ins Gefängnis bringen würden. Allerdings waren es kleine Fische, doch er hoffte, dass sie gegen … den großen Fisch aussagen würden.“ „Kabuto?“ Sakura nickte. „Ja, und seinem Partner, über den bisher niemand etwas weiß. Kabuto wacht über das ganze Internet und die Netzwerke des Untergrunds, sein Partner dagegen übernimmt das … das Praktische. Er hat Sai engagiert.“ Sie prüfte nebenbei die Temperatur der Milch, ehe sie sich an den Tisch setzte und Kenji entgegennahm. „Hemming war für sie eine erhebliche Gefahr, also machten sie kurzen Prozess, gleich nachdem sie bescheid wussten. Später fanden sie auch heraus, dass Hemming mehrmals bei mir gewesen war …“ „Also tauchte Kabuto wieder auf?“ Sakura nickte abermals. „Er wollte … Kenji erschießen, wenn ich nicht reden würde … Er wollte wissen, ob der General mir jemals …“ Sie holte tief Luft und gab Kenji die Flasche, die er sofort zum Mund führte und hastig zu trinken begann. „Ich sagte ihm, dass wenn er Kenji etwas tun sollte, oder dir oder … dann würde ich alle Informationen an das FBI weiterleiten.“ „Hemming hatte sie dir gegeben?“, fragte Sasuke atemlos. „Du hast sie?“ „Ja“, gestand Sakura. „Ich habe sie alle. Und Kabuto … er sagte, er würde sie bekommen, und er würde mich und Kenji trotzdem töten, und er …“ Sakura musste sich unterbrechen, als ihr die Stimme versagte. Es war grausam daran zurückzudenken, als Kabuto und sein Killer in ihrer Wohnung aufgetaucht waren und alles durchwühlten. „Ich habe ihm gesagt ‚Nur zu. Erschieß deinen eigenen Sohn’. Es hat gewirkt“, lächelte Sakura traurig. „Er ist gegangen.“ „Aber willst du damit sagen …“ Sasuke überlegte verwirrt. „Du meinst, du hast es nur gesagt, damit er euch nichts tut? Kenji ist nicht …“ Sakura schüttelte abwesend den Kopf. „Nein, Kenji ist nicht Kabutos Sohn.“ „Und wer ist es dann?“ Sakura erzitterte, ehe sie ihm das letzte Geheimnis verriet, dass sie noch hatte. „Ich wusste nicht, wie er hieß oder wer er war“, gestand sie. „In einer Bar, weißt du? Er war betrunken, weil er einen …Einsatz hatte und nicht … nicht wollte. Er war sehr … er war ein sehr netter Mensch gewesen, auch wenn wir uns nur einmal getroffen haben und da …“ „Gewesen?“, hakte Sasuke nach. „Ja. Gewesen. Er lebt nicht mehr. Das wusste ich … auch nicht. Seit der Nacht habe ich ihn nie wieder gesehen und erst, als ich im Netzwerk des FBI war …“ „Er gehörte auch zum FBI?“ „Nein, ich fand ein Foto von ihm und seinen Namen. Durch Zufall … nur durch Zufall, Sasuke, und …“ Sakura schaffte es kaum noch, einen vernünftigen Satz zu bilden. Ihr Herz raste, und es raste immer mehr, als sie entschuldigend zu Sasuke blickte, der bisher kein Wort verstanden hatte. Es war ihr letztes Geheimnis. Und heute, in dieser Nacht, würde sie es preisgeben müssen. Vielleicht machte es keinen Unterschied, vielleicht veränderte es auch alles. Vielleicht würde Sasuke sie zu hassen beginnen und fortschicken … „Von wem redest du, Sakura?“, drängte Sasuke, doch noch im gleichen Moment, wie er Sakura in die müden Augen sah, wie sie den Mund öffnete, da wusste er es. „Itachi“, flüsterte sie weinend. „Kenjis Vater war dein Bruder, Sasuke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)