Gegen das Gesetz II von Saya_Takahashi ================================================================================ Kapitel 1: Näher, als sie ahnte ------------------------------- „Oh Naruto“, schimpfte Hinata milde und eilte in die Küche, als das laute Klingeln des Backofens durch die ganze Wohnung schallte. „Du wolltest doch auf den Kuchen aufpassen!“ „Kuchen?“, fragte eben jener, der seiner Freundin nachtrottete und sich irritiert am blonden Schopf kratzte. „Stimmt, hab ich …“ „Vergessen, schon gut“, beendete die junge Frau den Satz, seufzte müde und holte den recht braungebrannten Kuchen aus dem Ofen. „Er wird noch gehen“, bemerkte sie zu sich selbst, stellte ihn auf den Tisch und seufzte ein weiteres Mal. „Sieht doch gut aus“, grinste Naruto, ließ sich schon vor dem Kuchen nieder und schmatzte erwartend. „Jetzt muss nur noch Sasuke auftauchen. Der lässt sich ganz schön Zeit.“ „Sein Flieger ist doch erst vor einer halben Stunde gelandet.“ Hinata schüttelte amüsiert den Kopf und holte Geschirr aus dem Schrank, ehe sie Tee aufbrühte und sich selbst an den Tisch setzte. „Übrigens rief vorhin das Krankenhaus an. Heute Abend muss ich doch zum Dienst.“ „Doch? Aber ich dachte, es wäre alles klar gegangen?“ „Komplikationen“, murmelte Hinata, die es selbst deprimierte, den Abend nicht mit Naruto und seinem besten Freund aus alten Tagen verbringen zu können. Erst einmal, seit sie ein Paar waren, war sie dem stattlichen Wahlamerikaner begegnet, der sie sehr beeindruckt hatte. Als großgewachsen, muskulös und äußerst geheimnisvoll hatte sie ihn in Erinnerung. Schweigsam zudem, aber dennoch höflich und mit einem schwarzen Humor, der es meistens auf ihren Naruto absah. „Dann bist du die ganze Nacht weg?“ Naruto zog ein quengliges Gesicht, doch wusste er, dass er Hinata damit auch nicht aufhalten konnte. Sie war mit ganzem Herzen Ärztin, und es passierte nicht selten, dass sie ihn deswegen versetzen musste. Er nahm es gelassen – meistens zumindest – denn auch er hatte einen zeitaufwendigen Job bei der Regierung, der ihn zudem des Öfteren ins Ausland brachte. Umso mehr nutzen die beiden – Hinata, wie auch Naruto – die wenigen Tagen, an denen sie ungestört zusammen sein konnten. „Ich versuche, nicht zu spät nach Hause zu kommen“, erwiderte die junge Ärztin nun, als das Telefon klingelte und sie eilig ins Wohnzimmer lief. „Für dich“, rief sie dann ihren Freund, übergab Naruto den Hörer und ging zurück in die Küche, nicht ahnend, was man ihm in dieser Minute sagen würde … Sasuke hatte es schwer, sich in Tokio zurecht zu finden. Es war viele Jahre her, dass er das letzte Mal hier gewesen war, und er erinnerte sich kaum noch an die vielen Straßen und Gassen, die seinem Weg kreuzten. Schließlich wurde es ihm zuviel; er winkte ein Taxi heran und nannte die Adresse, zu der er wollte. „Da waren sie schon richtig“, sagte der Taxifahrer, der Sasukes Koffer ins Auto lud. „Ist gar nicht mehr weit. Wir brauchen keine zehn Minuten.“ „Hmm“, brummte Sasuke, stieg ein und blickte stetig nach draußen, auch als das Taxi los fuhr und der Mann ihn in ein Gespräch wickeln wollte. „Sie sind wohl nicht von hier?“, fragte er neugierig. „Woher kommen sie denn? Okinawa vielleicht? Hab da mal ne Weile gelebt, ist auch ziemlich unübersichtlich dort. Das ganze Straßennetz müsste einmal ausgebessert werden, vor allem wenn man aufs Land fährt. Sind sie vom Land?“ „Nein“, antwortete Sasuke knapp. „Nicht? Dann vielleicht von Übersee?“ Sasuke knurrte bejahend, so dass der Fahrer verstehend nickte und auch nicht weiter nachfragte. Oft hatte er Ausländer in seinem Wagen, und auch wenn sie wie Japaner aussahen – sobald sie einmal in der Ferne gewesen waren, war es auch mit ihrem Anstand dahin. Innerlich schüttelte er über diese Unhöflichkeit den Kopf, während er äußerlich weiter lächelte und zehn Minuten später seinen Fahrgast erleichtert aussteigen ließ. „Viel Spaß in Tokio“, wünschte er, ehe er den Motor startete und davon fuhr. „Hmm“, machte Sasuke lediglich, wohl wissend, dass er keinen Spaß haben würde. „Du hattest dich verlaufen?“, rief Naruto lachend, als er Sasuke gegenüber saß und dabei den Kuchen hinunterschlang, den Hinata zuvor gebacken hatte. „Man, das ist ja echt peinlich!“ „Aber Naruto“, beschwichtigte Hinata sogleich. „Sei doch nicht unmöglich.“ „Wie lang warst du nicht mehr hier?“, quasselte Naruto schon weiter. „Vier, fünf Jahre?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern und nahm eine Gabel voll Kuchen, um seinem Freund nicht antworten zu müssen. „Ja, ich glaube schon“, grübelte der Blonde. „Und ich muss sagen, dass ich es eigentlich in nächster Zeit auch nicht erwartet hätte, dich hier mal sitzen zu haben. Du hast noch gar nicht gesagt, warum du nach Japan gekommen bist.“ „Arbeit“, sagte Sasuke und tat desinteressiert. „Alles sehr stressig.“ „Stimmt“, grinste Naruto sofort. „Du bist ja jetzt Abteilungsleiter, da sind die Pflichten weit gefächert.“ „Ist denn schon entschieden, ob du es bleiben wirst, oder steht es noch aus, wen sie langfristig für die Stelle einsetzen werden?“, mischte sich auch Hinata in das Gespräch. „Ist noch nicht raus“, sagte Sasuke gleichgültig. „Mir wäre es nur recht, wenn es ein anderer täte. Es ist ätzend, was man alles an Formularen vor sich hat. Zu etwas anderem komme ich kaum noch.“ „Dafür verdienst du doch bestimmt das Doppelte, oder?“, fragte Naruto neugierig. „Tzz, und muss das Dreifache erledigen.“ „Ist schon scheiße“, gab der Blonde zu und ließ sich gegen seine Lehne fallen, um den vollen Bauch zu reiben, der vom ganzen Kuchen drückte. „Was sich der idiotische Hemming auch hat umbringen müssen. Selbstmord in seiner Position …“ „Naruto!“, sagte Hinata vorwurfsvoll, wandte sich dann aber wieder an Sasuke. „Hat die Obduktion denn noch etwas ergeben? Ist es hundertprozentig sicher, dass es auch wirklich Selbstmord gewesen ist?“ Sasuke nickte, auch wenn er skeptisch wirkte. „Ja, keine Zweifel. Die haben wochenlang seine Leiche untersucht, und der Bericht ist vor ein paar Tagen offiziell bestätigt worden.“ „Schon komisch, wenn man es genau nimmt“, murmelte Naruto nachdenklich. „Ich meine, Leute wie wir, die werden umgebracht, aber die bringen sich nicht selbst um, oder?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern, währenddessen Hinata ganz blass wurde. „Sag doch so was nicht“, meinte sie leise. „Entschuldige. Es ist nur ungewöhnlich, das mein ich. Aber wer weiß schon, was in dem seinen Schädel vor sich ging.“ „Hmm“, machte Sasuke, wie er es so oft. Und doch wusste er es besser … Gar nicht so weit entfernt wartete Sakura auf ihren Bus, der sie nach einer anstrengenden Nachmittagsschicht nach Hause bringen sollte. Immer wieder blickte sie auf die Uhr und zählte die Minuten, die vergehen würden, ehe sie ihren kleinen Jungen auf die Arme nehmen konnte. „Der hat wohl Verspätung“, sagte eine männliche Stimme, und als Sakura aufschreckte, spürte sie schon etwas in ihren Rücken. „Lauf jetzt ja nicht weg“, sagte der Mann, der sie zu den Sitzplätzen abseits der wartenden Menschenmasse zog. „Keine Sorge, Sakura, ich will nur mit dir reden.“ „Du hast mir dein Wort gegeben, das du mich in Frieden lässt!“, zischte die junge Mutter, die selbst noch fast ein Kind war. „Tu ich auch. Ich will nur nicht, dass du mir noch mal Schwierigkeiten machst. Darüber waren wir uns doch einig, oder? Dein Wort gegen meines.“ „Was redest du da, Kabuto?“ Sakura drehte sich einfach um und ignorierte die Waffe, die im Verborgenen auf sie zielte. „Ich weiß nicht, was du …“ „Ich rede von deinem FBI-Freund! Aber scheinbar weißt du es noch gar nicht?“ Kabuto lachte amüsiert, als Sakuras Gesicht immer erschrockener wurde. „Du hast wirklich keine Ahnung?“ „Was ist mit ihm?“, wollte sie atemlos wissen, und es war ihre Brust, die sich schmerzhaft zusammenzog. „Du hast gesagt, dass deine Leute ihn in Ruhe lassen, Kabuto!“ „Sofern er uns nicht in die Quere kommt, Mäuschen! Aber dein kleiner Lover ist in Tokio aufgekreuzt. Weiß er, dass du hier bist?“ Sakura schüttelte – nicht in der Lage auch nur einen klaren Gedanken zu fassen – den Kopf. Wortlos starrte sie Kabuto an, und auch als der Bus hielt und die Menschen einstiegen, blieb sie steinern stehen und brachte keinen Ton zustande. „Hmm, er scheint dich noch immer zu suchen. Es ist rührend, dass er dich noch nicht aufgegeben hat, findest du nicht, Sakura?“ „Er … er ist nicht auf der Suche nach mir“, erwiderte Sakura mit trockener Kehle. „Er kann gar nicht wissen, dass ich hier bin und …“ „Erzähl das deinem Bengel“, unterbrach Kabuto kalt und erhob sich. „Ich wollte dir nur klar machen, dass wir dich nicht vergessen haben. Wenn du und der Uchiha uns noch ein weiteres Mal in den Weg kommt, dann sag ich dir …“ Kabuto schüttelte ungehalten den Kopf. „Das war’s dann, Mäuschen, verstanden? Einmal hast du dich freikaufen können, aber noch mal … soviel kannst nicht mal du besorgen, um das zu überleben.“ Dann ging Kabuto, und es waren stille Tränen, die Sakura die Wangen hinab liefen. Sie wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte; was Sasukes Auftauchen in Tokio für sie bedeuten sollte, und ob sie es schaffen würde, ihm fernzubleiben. Sie wusste auch nicht, wie nah sie ihm längst war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)