Schweinehunde unter sich von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 22: Cal riss entsetzt die Augen auf. -------------------------------------------- In der Krankenstation der U.S.S. Dragonfly NCC 0815-A war die Situation gerade ziemlich angespannt. Doktor Gina Intrupper kämpfte mit allen ihr möglichen Mitteln um das Leben ihres Patienten, musste dann aber allzubald einsehen, dass es keine andere Möglichkeit gab, als diesen Schritt zu machen. Leroy Jehtro Gibbs war bei Bewusstsein, die meisten Splitter des Geschosses, das ihn erwischt hatte, waren entfernt worden – und dennoch war diese eine Sache etwas, an der auch die modernste Technik nichts ändern konnte. Sie schaute Gibbs an, schüttelte den Kopf und er – realisierend, dass es keinen anderen Ausweg gab, nickte ihr zu. Sie griff nach dem Hypospray. „Es tut mir leid.“ „Ich verstehe sie.“, murmelte der Chefermittler. Erneut schaute sie ihn an, sah, wie er ihr ermunternd zulächelte: „Keine Sorge, Sie werden nichts spüren.“ Damit presste sie ihm das Hypospray in den Nacken, Gibbs schloss die Augen und erschlaffte. Vor der Tür der Krankenstation hatten sich Ziva, Tony, Abby und Agatha positioniert und warteten auf Neuigkeiten. Als die Tür sich öffnete, und Gina den Ort des Geschehens verließ, schaute sie Agatha an und schüttelte den Kopf. „Ich konnte ihn nicht retten.“, sagte sie und schaute zu Tony herüber: „Ich weiß nicht – vielleicht wollen Sie …“ Der Halbitaliener nickte, ging gefassten Schrittes in die Krankenstation und trat vor das Bett von Gibbs. Es sah aus, als ob er nur schliefe. „Vielleicht werde ich eines Tages auch so aussehen. , schoss es dem Halbitaliener durch den Kopf, als der Chefermittler plötzlich die Augen aufschlug und knurrte zischend: „Wenn Du auch nur einen Ton sagst…“ „Nun stellen Sie sich nicht so an, Special Agent Gibbs“, ertönte die Stimme Agathas aus dem Türrahmen. Damit trat sie auf ihn zu, lächelte sanft und sagte: „Zeigen Sie doch mal. Mut zur Lücke!“ Wütend zeigte ihr der Angesprochene die Zähne – inklusive der schönen Lücke, die deutlich zu sehen war. Gina tauchte neben der hübschen XO auf und seufzte: „Ich wünschte, es hätte eine Möglichkeit gegeben, alle Zähne zu erhalten, aber dieser kleine Teufel hat wohl einen so starken Schlag mitbekommen, dass er nicht mehr zu retten war. Aber – die Hauptsache ist, dass Sie im Großen und Ganzen über den Berg sind, Gibbs.“ „Ich finde, es steht ihm ganz ausgezeichnet.“, lächelte Agatha und verstummte, als der Chefermittler ihr einen wirklich wütenden Blick zuwarf. Tony schluckte: „Und es tut seiner Autorität keinen Abbruch.“ Nun schenkte die Ermittlerlegende seinem Stellvertreter einen nicht minder bösen Blick, rappelte sich dann auf und wollte gerade von der Krankenliege hüpfen – auch wenn Gibbs nicht hüpfte – doch Gina legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Wollen Sie wirklich so raus? Ich meine – ich könnte ihnen einen künstlichen Zahn einsetzen, ohne das man merken würde, dass er künstlich wäre.“ „Wäre das nicht ein Verstoß gegen ihre Regeln?“, fragte der Special Agent mit einer leicht zischelnden Stimme, die auf die Zahnlücke zurückzuführen war. Gina blickte kurz zu Boden. Sicher – formal, dogmatisch und logisch betrachtet und bedacht, war dieser Eingriff nicht nur chirurgischer Natur, sondern auch Temporaler. Schließlich war sie sich sicher, in den Akten von Leroy Jethro Gibbs nichts über irgendwelche Zahnimplantate gelesen zu haben – andererseits musste man sagen, dass diese Zeitlinie inzwischen so durcheinander war, dass der Tod von Captain Stone beinahe schon der Zerstörung der Kelvin im Film „Star Trek (2009)“ gleichkam, in dem ein romulanisches Schiff aus der Zukunft in die Vergangenheit reiste und damit die Zeitlinie nachhaltig veränderte. Sie hatte sich schlau gemacht und war aus dem Lachen nicht mehr herausgekommen, als sie sie Inhaltsangabe gelesen hatte. Aber – man musste den Autoren eines lassen: Kreativ waren sie. Ob man dies auch über den potentiellen Autor dieser Zeitlinie sagen würde, müssten Leser bestimmen – wenngleich ihr der Gedanke ein wenig unheimlich war, dass sie eigentlich keinen freien Willen hatte, sondern von jemandem ausgedacht wurde, der am 11. März im Jahr 2012 um 3:26 am Computer sitzen würde um diese Zeilen niederzuschreiben. Die Ärztin schüttelte den Kopf. So ein Blödsinn. Sie sollte sich lieber auf Gibbs konzentrieren und die Frage beantworten. Also zuckte sie mit den Schultern und sagte: „Nun ja – rein theoretisch haben sie recht, aber, in ihren Unterlagen ist nie die Rede davon, dass sie eine Zahnlücke haben.“ „Wird denn etwas von Zahnimplantaten in den Akten stehen?“ „Eigentlich nicht.“, schüttelte die Ärztin den Kopf, „Aber …“ In diesem Moment ging das Schiff auf Alarmstufe Gelb. „Wir reden später darüber.“, zischelte Gibbs, war auf den Beinen und bedachte die Ärztin mit seinem speziell-patentierten „Lass mich in Ruhe, oder trag die Konsequenzen“-Blick, ehe er zu Agatha nickte: „Auf die Brücke, Commander.“ Die Brücke der Dragonfly war momentan in reger Betriebsamkeit. Die taktische Offizierin rief dem Navigator einige Fakten zu, der wiederrum antwortete und kurz einen Blick zu seiner Schwester an der Wissenschaftskonsole warf. „Bericht!“, erscholl die Stimme Agatha Silverbirds, nachdem sich die Turbolifttür hinter ihr, Gibbs und Ziva geschlossen hatte. Als Erste wandte sich Alexandra Strange an die hübsche XO: „Wir haben das Xindi-Schiff gefunden und sind auf Verfolgungskurs.“ „Ja“, meldete in diesem Moment Jill – Zeugnis eines perfekten Zusammenspiels – „Leider haben sie uns bemerkt und sind auf direktem Kollisionskurs.“ „Zustand der Schilde?“, wollte die rothaarige XO wissen und Jill warf einen Blick auf die Anzeigen: „Schilde sind aktiviert, Waffen ebenfalls. Sie haben uns im Visier.“ Agatha musste nicht lange überlegen. Im Zweifelsfall galt es, die Sicherheit des Schiffes und der Zeitlinie über das Wohl des eigenen Freundes zu stellen. „Schilde hochfahren“, befahl sie, „Phaser und Photonentorpedos bereit machen. Wenn Sie uns angreifen, Verteidigungsmuster Alpha Bravo.“ „Alpha Bravo“, nickte Jill, „Verstanden.“ Damit gab sie einige Befehle ein und warf wieder einen Blick auf ihre Konsole: „Das Schiff ist auf 5000 Kilometer herangekommen und hat uns immer noch angepeilt.“ Agatha schluckte. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, ihren Freund töten zu müssen und Ziva schien das zu spüren. Plötzlich war sie neben ihr, legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter und nickte ihr zu. „Manchmal“, sprach sie in einer sehr sanften Stimme, „scheinen die Aufgaben, die uns auferlegt wurden, viel zu mächtig, um für eine einzige Person gedacht zu sein. Aber“, sie schaute der XO in die Augen und schüttelte sachte den Kopf, „sie sind es nicht. Du wirst deinen Weg gehen, Agatha.“ Die hübsche Rothaarige nickte und in diesem Moment bebte das Schiff. „Xindi feuern!“, schrie Jill und Agatha wirbelte herum. Sie hauchte nur zwei Worte: „Feuer erwidern.“ Jills Finger schwebte kurz über der Konsole, dann betätigte er einen Knopf. Die U.S.S. Dragonfly und das Xindi-Schiff flogen aufeinander zu und der Austausch von „Höflichkeiten“ war kurz, aber für das Xindi-Schiff heftig. Das Föderationsraumschiff schlingerte zwar getroffen, schaffte es aber, sich nach ein paar Sekunden zu stabilisieren. Das konnte man von dem Raumschiff der Aliens nicht behaupten. Kurz wand es sich noch im Todeskampf, dann explodierte es lautlos und verging in einem Sternenmeer. Auf die Brücke der Dragonfly legte sich Stille, wie ein Leichentuch. Der erste Offizier, Agatha, starrte kurz, wie benommen, auf das Schauspiel, welches der Bildschirm anzeigte, schluckte dann hart und wandte sich an Jill. „Scann nach Überlebenden.“, sagte sie. Die taktische Offizierin kam der Aufgabe nach, schüttelte nach ein paar Sekunden den Kopf und sagte: „Tut mir leid. Keine Rettungskapseln, keine Lebenszeichen.“ „Transporterraum an Commander Silverbird?“, erklang in dem Moment die Stimme des Transporterchefs. Die XO schluckte kurz, betätigte dann ihren Kommunikator: „Ja, Silverbird hier?“ „Ich habe jemanden auf der Transporterplattform, der Dir gerne ‚Hallo’ sagen würde.“ Ziva betrat den Transporterraum als Letzte und konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verwehren. Agatha stand auf der Plattform, den Kopf des Captains in den Schoß gebettet und lächelte ihn an: „Du, Liebster, siehst ziemlich durch den Wolf gedreht aus.“ Das stimmte. Der Captain erinnerte sie gerade an sie selbst, als sie sich das erste Mal, nach der Sache in Somalia, im Spiegel betrachtet hatte. Blutergüsse auf den Wangen, zwei blaue Augen, verkrustetes Blut auf der Lippe – kurzum, es war ein Bild einer Person, die gerade einen ziemlichen Kampf hinter sich hatte. Und dennoch lächelte der Captain. „Ich… ich weiß auch nicht, was ich sagen soll.“, lächelte er, „Ich… hatte offenbar Glück.“ „Offenbar“, erwiderte Gibbs und schaute den Offizier fragend an: „Wo wir gerade von ‚Glück haben’ reden – wo ist Traceless?“ In diesem Moment hörte Ziva das pneumatische Zischen einer Tür und sah, wie die Ärztin den Raum betrat. Offenbar musste Agatha sie gerufen haben, als sie den Zustand des Captain gesehen hatte. Cal sah sie und seine Gesichtszüge verrutschten. Er wurde plötzlich sehr, sehr ernst, wuchtete sich in die Stehende und trat auf Gina zu. Dann sah er ihr in die Augen und streichelte sanft über ihre Wange: „Es… es tut mir leid. Ich habe ihn nicht retten können.“ Agatha räusperte sich und trat auf ihn zu: „Willst Du damit sagen, dass…“ „Ja“, nickte Cal, „Traceless ist tot.“ Wenn es Sätze gibt, bei denen man sich nicht einhundert Prozentig sicher ist, ob sie zutreffen, dann sind es Sätze, wie „Traceless ist tot“. Das schien auch Gina zu wissen, denn ihre erste Amtshandlung war, den Captain leicht mißtrauisch zu beäugen. „Du willst mir sagen, dass mein Bruder tot ist?“ Cal nickte. „Und er ist durch deine Hand gefallen?“, bohrte die Ärztin nach und der Captain wiegte abwägend den Kopf hin und her: „Nun - so ganz kann man das nicht sagen. Ich habe es nur nicht geschafft, ihn zu retten, bevor es schlimm werden konnte.“ „Soso“, legte sich ein mißtrauisch-verschmitztes Lächeln auf die Lippen der schönen, blonden Ärztin, „Und das soll ich dir glauben? Ich soll dir glauben, dass mein Bruder, der es bis jetzt immer geschafft hat, sich aus der Affäre zu ziehen, durch die Hände meines Ex-Freundes stirbt?“ „Rein vom geschichtlichen Standpunkt her gibt es doch kaum etwas Besseres, oder?“, fragte der Captain und schaute sie an: „Ich meine, wir beide, in einem epischen Kampf auf Leben und Tod, auf einem Raumschiff, dass der Vernichtung geweiht ist? Das ist der Stoff, aus dem Action-Szenen geschnitzt sind.“ „Geschnitzt waren , Cal.“, korrigierte Agatha ihn, „Die Mädels aus dieser Zeitebene würden sagen: ‚Das ist so 90er Jahre.’.“ Der Captain warf ihr einen nicht-unbedingt-amüsierten Blick zu, ließ sich dann auf der Transporterplattform nieder und begann, zu erzählen. Also, das müsst ihr euch so vorstellen. Nachdem mich Traceless ausgeknocked hatte, wusste ich einige Zeit lang nicht, wo ich war, wann ich war oder wieso ich überhaupt war. Aber so langsam, aber sicher kam ich zu mir. Über mir flackerten helle Lichter und ich fragte mich, ob das ein innenarchitektonischer Scherz war oder ob man mich wirklich an die Asgard vertickt hatte. Dann beugte sich das Wesen in mein Blickfeld. Ich sag euch – Traceless hat sich noch nicht mal die Mühe gemacht, eine andere Gestalt anzunehmen. Er sah immer noch aus wie „der unglaubliche Hulk“, und damit meine ich nicht die CGI-Muskelmasse, sondern den schlecht-geschminkten Bodybuilder mit dem fürchterlichen Toupet. Er knurrte, riss die Arme hoch, nur um sie im nächsten Moment, selbst ein wenig in die Hocke gehend, nach unten zu bringen und das Knurren in ein lautes Brüllen zu steigern. Doch da war ich schon weg, sodass Tracys Brüllen eher so klang: „Roaaaaaaaaaaaaaarrrrrrrrrrrrrrrrschloch! Der ist einfach abgehauen, ja wo gibt es denn sowas?“ Ich kann euch sagen, wo es das gibt. In Calvin Cats kleiner privaten Welt gibt es das. Ich bin gerannt, gerannt, gelaufen, gejoggt – aber entweder ist dieses kleine Xindi-Schiff, was die Komprimierung von Räumen angeht, besser, als jede TARDIS, oder aber ich bin auf einem Laufband gejoggt, denn – ich hatte das Gefühl, auf der Stelle zu laufen. Ich bin also gelaufen und – ich sage euch – ich musste einen verdammt guten Tag gehabt haben, denn meine Kondition ließ mich mal ausnahmsweise nicht im Stich. Und dann stand plötzlich wieder Hulk-Tracy hinter mir, machte wieder seine „Ich brüll gleich“-Pose und ich schaute ihn an: „Ja, ich weiß Roooorschach.“ Das hat ihn wieder ein wenig durcheinandergebracht, also konnte ich angreifen. Ich hab ihm Kinnhaken gegeben und Schläge und hab getreten, gekratzt, gebissen, gespuckt – im Zweifelsfall ist alles, was mich von meinem Gegner trennen kann, als Waffe geeignet. Ich begab mich also in die Verteidigungshaltung und tänzelte um Traceless herum – da nimmt der Typ eine Eisenstange und rammt sie mir in die Seite. Zu dem Moment war mir glasklar, dass dies keine besonders kluge Entscheidung war. Aber gottlob bin ich neben meinem Schwert zu liegen gekommen, nehm das Ding also und verwickle Tracy-Boy in einen Nahkampf. Ich wirbele herum, kann ihn ein paar mal Treffen – und dann beginnt das Schiff zu Beben. Nun hab ich keine Ahnung, wieso, aber Tracy taumelt nach hinten und kracht gegen einen Generatorenkasten, der ihn aufs schönste kurzschließt. Und so konnte ich entkommen. Gibbs betrachtete den Captain mit einem mehr als mißtrauischen Blick, ehe er sich räusperte, kurz zu Ziva blickte, in deren Augen Unglauben und pures Amüsement miteinander wetteiferfunkelten. „Unglaublich.“, machte sie dann, was Cal dazu brachte, sich noch mehr aufzuplustern, eine nahezu heldenhafte Pose einzunehmen, oder das was er dafür hielt und versucht-bemüht-charmant zu lächeln: „Man tut was man kann.“ „Ich glaube“, lächelte Agatha, „Ziva wollte eher sagen, dass sie dir kein Wort glaubt. So geht es übrigens auch mir. Komm, sei ehrlich. Traceless hat dich auf dem Xindischiff durch die Mangel gedreht, dich dann auf die Dragonfly gebeamt, um – keine Ahnung, vielleicht um deine Schmach zu erhöhen – und hat sich dann selbst weggebeamt, bevor das Ding in die Luft geflogen ist.“ „Klingt auf jeden Fall glaubwürdiger.“, nickte Gibbs und zog dann seine Pistole, um auf Cal anzulegen. „Es gibt allerdings noch“, damit hob er die Waffe und zielte auf des Captains Kopf, „eine weitere Möglichkeit.“ Er spannte den Hahn und funkelte den Kommandanten über den Lauf seiner Waffe an: „Nehmen Sie die Hände hoch, Traceless.“ Der Captain - oder wer auch immer es war – schaute Gibbs verdattert an, deutete auf sich und hob fragend eine Augenbraue: „Erm – come again? Ich soll Traceless sein?“ Eigentlich war die Überlegung Gibbs eine vollkommen logische, vollkommen zu verstehende Sache gewesen. Nach dem, was er über Buzz ‚Traceless’ Intrupper gelesen hatte, war dieser Mann zu allem fähig – auch dazu, die Rolle des Captains einzunehmen, während der echte Captain in der Explosion vergangen war. Aber irgendwie tat sich Agatha schwer, dies wirklich glauben zu können. Warum eigentlich? War es, weil sie den Captain liebte und sich nicht vorstellen wollte, dass man ihn umgebracht und durch Traceless ersetzt hatte? War es, weil sie wusste, was dies alles für weitreichende Konsequenzen hätte? Innerlich fühlte sie, wie sie begann, zu verzweifeln. Es hatte schon einen Grund, warum Captains eher selten auf Aussenmissionen gingen – und auf einen dieser Gründe legte Gibbs gerade an. Und was, wenn Gibbs recht hatte? Was bedeutete dies? Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass die Sache dann sehr, sehr traurig werden würde. Schließlich kannte sie den Captain gefühlt ihr ganzes Leben lang, erinnerte sich mit Grausen an diesen einen, schrecklich langen Tag, an dessen Ende sie gezwungen war, den Captain anscheinend zu töten, um ihre Loyalität diesen Ausserirdischen gegenüber zu beweisen. Das Gute war, dass sie und er Vorkehrungen getroffen hatten, um diese Exikution real aussehen zu lassen, ohne, dass sie wirklich real war. Sie und Cal hatten so häufig dem Tod ins Antlitz geblickt, ihn so häufig an sich vorbeihuschen sehen, dass sie jetzt, ob der Situation nicht anders konnte, als sich zu fragen, was da wirklich passiert war. Was wären die Konsequenzen? Sie schüttelte den Kopf. Darüber konnte man sich später noch Gedanken machen, jetzt galt es, herauszufinden, ob Cal wirklich Cal war, oder Traceless. Sie beugte sich vor, legte ihm die Hand auf die Schulter und wollte gerade das Codewort flüstern, als ihr einfiel, dass es auch Traceless bekannt war. Das würde bedeuten, dass der Verbrecher in der Maskerade des Captain, nichts desto trotz, gespielt bewusstlos zu Boden sinken würde und damit wäre nichts gewo… „SG-1“, sagte in diesem Moment Ziva und schaute den „Captain“ an und Agatha fragte sich, was sie damit tatsächlich ausdrücken wollte. Verblüfft blickte sie die hübsche Israeli an und hob fragend eine Augenbraue. Ziva erwiderte ihren Blick – sah die Rothaarige tatsächlich sowas wie die Bitte um Vergebung in den Augen der Special Agentin? Wofür? Und gerade, als ihr einfiel, wofür sich die Frau entschuldigen wollen würde, hatte Ziva den Captain am Kragen gepackt und sah ihm tief in die Augen: „SG 1 wird sterben, wenn wir nichts tun. Was sagst Du dazu?“ Natürlich war dieser Schritt ein kalkuliertes Risiko und das wusste Ziva. Aber sie war sich sicher, dass jeder, der in einem Kampf sein Leben gelassen hatte, ihr auf ewig zürnen würde, wenn sie nicht wenigstens versuchte , diese vier Leben zu retten. Und je nach dem, wie Cal auf diese Mitteilung reagierte, konnte sie erahnen, ob er diese Reaktion schauspielerte oder ernst meinte. Was wiederrum bedeutete, dass man Traceless überführt hätte. Wohlgemerkt, wenn es funktionierte. Kurz zeigte sich Verwirrung im Blick des „Captains“. Fragte er sich nun, wie er am Besten darauf reagieren sollte? Fragte er sich nun, was die Anderen von ihm erwarteten? Gibbs Räuspern riss sie aus ihren Gedanken und sie wandte sich an ihren Chef: „SG-1, die Leute von Homeworld Security… sie sind auf dem Weg nach Dakara und werden, zumindest sagen es die Föderationsakten, sterben.“ „Und genau daran können wir nichts ändern.“, sagte Agatha, was ihr eine hochgezogene Augenbraue von Ziva eintrug. Die Israeli trat auf die XO zu: „Ich darf Dich daran erinnern, dass sie deine Freunde sind? Und wenn sie schon nicht deine sind, dann sind sie wenigstens die, deines Freundes, oder?“ Kurz warf sie einen überprüfenden Blick in das Gesicht des Captains, wandte sich um und trat auf ihn zu, bis sie nur noch Milimeter trennten. Sie reckte ihren Kopf, um an sein Ohr kommen zu können, und wisperte ihm ins Ohr: „Sam wird sterben. Das hat sie nicht verdient.“ ‚Uff’, atmete Ziva tief durch, „Was bin ich froh, dass ich zwischendurch eine richtig schön-kalte Hündin sein kann.“ Und obwohl sie das Gefühl hatte, wieder ein Idiom verwechselt, oder das Wort einfach zu wörtlich genommen zu haben – „Bitch“ heißt schließlich auch „Hündin“ – lächelte sie, so eiskalt, wie es ihr möglich war, und trat wieder an den Captain heran, von dem sie in diesem Moment merkte, dass er schon sehr mit sich zu kämpfen hatte. „Das hat sie nicht verdient.“, hauchte sie wieder, „Sie hat Dir etliche Male das Leben gerettet, ihr seid gute Freunde und dennoch lässt Du sie elendig verrecken?“ Vielleicht war es zu sehr der „Star Trek (2009)“-Ansatz, Gefühle zu erwecken, aber, es schien zu klappen. Ein Zittern durchlief den Körper des Captain und sie sah, wie der die Kiefer aufeinanderbiss. „Vermutlich trifft sie gerade in diesem Moment eine Kugel und sie fällt zu Boden.“, zischte sie, trat einige Schritte zurück und schaute den Captain an, als wäre er ein Stück Dreck, „Sie schreit den Namen des Mannes, der sie retten könnte – deinen Namen – und du tust nichts. Hauptsache, die heilige erste Temporale Direktive bleibt unbeschädigt.“ „Sei still.“, wisperte Cal, in dessen Augen sie sehen konnte, dass die Tränenkanäle die Arbeit aufnahmen. Also legte sie noch einmal ein Brickett nach: „Und in Wirklichkeit bist du bigott. Du hast dich hier eingemischt – bei uns. Du könntest auch Sam retten. Aber du musst ja auf deine Freundin hören, da sie dich sonst ausknippst, nicht wahr? Du bist kein Captain, du bist kein Mann. Du bist ein Waschlappen.“ „HÖR AUF!“; brüllte Cal, trat auf sie zu, mit zum Schlag erhobener Faust und stockte, als er erkannte, was er da zu tun im Begriff war. Er ließ zuerst die Hand, dann den Kopf sinken, schluckte und sagte, mit bebender Stimme: „Agatha? Wir … wir werden jetzt nach Dakara fliegen, verstanden?“ „Aber, Cal…“, setzte die XO an, worauf hin der Captain ihr einen Blick zuwarf. Ziva sah nicht so ganz, was in diesem Blick geschrieben stand, sie sah nur, dass Tränen die Wangen des Captain herunterrannen und dass die XO wie vor den Kopf geschlagen da stand. Cal trat auf Agatha zu, strich ihr sanft über die Wange und hauchte: „Bitte, mach es so.“ Damit wandte er sich um und stürmte aus dem Transporterraum. Ziva blickte ihm nach, wandte sich dann an Agatha und atmete aus. „Es… es tut mir leid. Ich musste versuchen, ihn zu kriegen.“ Kurz schaute die XO sie an, als würde sie sie am liebsten in die Brigg werfen, dann konnte Ziva sehen, wie es hinter ihrer Stirn zu arbeiten begann, ehe sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen der Rothaarigen legte. Sie trat auf Ziva zu und nahm sie in die Arme: „Danke, Ziva. Großartige Idee.“ Auch sie wandte sich um, klopfte der Israeli noch einmal auf die Schulter und eilte dann davon. Sie spürte die verwirrten Blicke der Anderen in ihrem Rücken und drehte sich dann zu Gibbs um. Einzig McGee stand dort, die Arme vor der Brust verschränkt und lächelte sie an. „Clever.“, sagte er. Tony schaute sie an, warf dann einen Blick zu McGee und nickte: „Klar, logisch. Wenn man verstanden hat, was sie getan hat…“ „Eigentlich ist es ganz einfach.“, erwiderte Gibbs mit einem Schmunzeln und eigentlich war es ihr klar, dass er nach McGee, der auf dem Sci-Fi-Gebiet einfach zu Hause war, den psychologischen Aspekt ihrer Tat verstand. Tony blickte ihn an, Verständnislosigkeit im Blick: „Echt?“ „Klar“, nickte der Chefermittler, „Sie hat versucht eine so starke emotionale Reaktion hervorzurufen, die nur der Captain zeigen konnte. Traceless beispielsweise, könnte diese emotionale Bandbreite zwar ebenfalls bedienen, aber diesen beinahe-Gewaltausbruch Cals hätte Traceless nicht immitieren können.“ „Schließlich besteht immer die Gefahr, in solch emotionalen Sachen seine eigene Person durchscheinen zu lassen, oder aber komplett OOC zu gehen.“, klarifizierte McGee, was bei Tony eine Augenbraue hob: „OOC?“ „Out of character, Tony.“, lächelte Ziva, „Wenn jemand zum Beispiel schreiben würde, dass Deanna Troi nicht nur eine Romanze mit dem knapp 10 Jahre jüngeren Wesley Crusher hätte, sondern ihm im Moment höchster Extase Sachen um die Uhren schlüge, die einen gestandenen Piloten vor Scham erröten lassen würden, wäre das OOC.“ „Erstens schlägt man jemandem Sachen um die Ohren und zweitens ließe es einen gestandenen Seemann vor Scham erröten.“, korrigierte diesesmal nicht Tony, sondern Gibbs und lächelte sie dabei frech und mit der Zahnlücke an. Gina grinste ebenfalls: „Und Sie, Special Agent Zahnlücke kommen jetzt mit, ich werde ihnen ein Implantat einsetzen. Keine Sorge, sie werden nichts spüren.“ Gina Intrupper seufzte. „Mister Gibbs, wenn sie sich dieser OP nicht unterziehen wollen, ist das kein Problem, aber schieben Sie keine dringenden Besprechungen vor.“ Der grauhaarige Special Agent, der sich gerade auf der Krankenliege aufgesetzt hatte, als Ziva hereinkam, zuckte mit den Schultern: „Ich kann auch nichts dafür.“ Damit wandte er sich an die Israeli: „Was ist los, Special Agent David?“ Kurz schaute sie ihn an, beugte sich dann vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Special Agent nickte, wandte sich an Gina und fragte: „Wie lange wird das dauern?“ „Ich bin schnell. Einsetzen, festdrücken – sagen wir mal 10 Minuten.“ Ziva schüttelte den Kopf: „Das dauert zu lange. Timing ist besonders wichtig.“ „Wenn Sie darauf achten, nicht zu viel und nicht zu lange zu sprechen, Special Agent Zahnlücke, dann kann ich das in fünf Minuten machen.“, überlegte die Ärztin und Gibbs nickte: „Machen Sie es so.“ Gina schaute ihn verblüfft an: „Der Satz gehört zum Standardrepatoire aller Chefs, oder?“ „Wieso?“, fragte der Agent und Gina schüttelte den Kopf: „Vergessen Sies.“ Agatha Silverbird war gerade ziemlich zwigespalten. Die Pflicht und die Loyalität zu ihren Freunden und besonders zu ihrem Freund fochten gerade einen ziemlichen Kampf. Konnte sie diesen Bruch der obersten, der allerheiligsten temporalen Direktive unterstützen? Gut – man musste zugeben, dass es Momente gab, in denen die erste Direktive mit „ziemlich für die Tonne“ noch am Besten beschrieben war. Wie konnte man sich, guten Gewissens, zurücklehnen und sagen „ist nicht mein Problem, darf ich nicht eingreifen“, wenn aufgrund von politischen Schwierigkeiten oder ähnlichem Lebewesen litten? Ihr fielen zwei Kapitäne ein, beide hatten das Kommando über zwei Schiffe mit dem Namen „Enterprise“ und beiden war sie inzwischen schon einige Male begegnet. Jim Kirk nannte die „erste Direktive“ eine Richtlinie, implizierte damit, dass es kein Konzept war, an das man sich sklavisch zu halten hatte. Jean Luc Picard formulierte gegenüber des verstorbenen Admiral Doherty die Frage: „Wer sind wir, das wir die nächste Evolutionsstufe dieser Menschen bestimmen dürfen?“. Natürlich gab es Situationen, in denen die erste Direktive – oder „Generalbefehl 7“ nützlich war, verhinderte es doch, das man sich in Problematiken einmischte, deren Kultur und Daseinsgrund man nicht verstand. Und dennoch war auch hier durch die Kirk’sche Sichtweise, das die Direktive lediglich eine Richtlinie war und kein eisernes Gesetz, durchaus gegeben. Verhielt es sich bei der ersten Direktive anders? Mussten Ereignisse so stattfinden, wie die Geschichtsbücher sie kannten? Durfte man sich nicht einmischen – unter gar keinen Umständen -, weil man die Konsequenzen nicht absehen konnte? Dazu existierten immer wieder unterschiedliche Theorien und jede hatte ihre validen Momente. Kirk selbst hatte einen Zeitsprung gemacht, um die Erde vor ihrer Vernichtung zu bewahren. War die Erde in ihrer Gesamtheit wichtiger, als eine Person? Offenbar, denn Kirk hatte McCoy seinerzeit davon abgehalten, Edith Keeler vor einem heranrasenden LKW zu beschützen. Und was war mit ihr persönlich? Sie kannte die sechs Personen, deren Leben auf dem Spiel standen. Sie war sich bewusst, wer es war und war sich bewusst, dass der Tag, dessen Ende sie am Liebsten aufhalten würde, den Tod des gesamten SG-1 Teams sehen würde. Und sie mochte das Team, das verkomplizierte die Situation. In Agatha Silverbird fochten Gefühle einen Widerstreit. Dies spürte sie sogar körperlich, denn je näher sie mit dem Turbolift der Brücke kam, desto schneller ging ihr Atem. Sie konnte, mit einem einzigen Befehl, die Auslöschung des Teams verhindern, konnte sicherstellen, dass SG-1 überlebte. Und dann? Durfte sie es überhaupt? Waren Geburts- und Todesdaten in Stein gemeißelt? Was konnte, was durfte sie tun? Die Tür des Turbolifts glitt auf, sie betrat, äußerlich ruhig und mit gemessenen Schritten die Brücke und schaute sich um. Gesichter, Personen, erwarteten ihre Befehle. Sie hob die Stimme an. Jetzt, hier, konnte sie ihre Freunde und Helden retten. Verdammt – sie hätte sich nie so sehr an diese Menschen binden sollen. Damals, als sie das Team und die Zusammenarbeit mit Cal erlebt hatte – selbst dieses einfache Ansinnen durchzuboxen, war ein Akt für sich gewesen – hatte sie festgestellt, dass die Leute ihr tatsächlich sympathisch waren. Zwar waren sie nicht die überlebensgroßen Helden, zu denen die Geschichte sie stilisierte, aber – sie waren Helden. Und dann, als sie Luft holte, ansetzte um zu sprechen, bemerkte sie, dass sie nur verlieren konnte. Entweder sie bewahrte die Zeitlinie vor möglichen Änderungen, was bedeutete, dass sie ihre Freunde verlor, oder aber sie rettete diese, was nun wirklich zu unvorhersehbaren Komplikationen führen konnte. Eine schlechte Wahl. Sie seufzte, holte erneut tief Luft und gab endgültig den Befehl. Dann hörte sie, wie sich hinter ihr die Tür öffnete und Leroy Jethro Gibbs den Raum, in Begleitung von Ziva David, betrat. „Ist der Captain drin?“, fragte er und deutete auf die Tür zum Büro. Jill schaute von ihrer Konsole auf, nickte und schaute dann zu Agatha. Die XO wusste, das dies wirklich die Feuertaufe, der Charaktertest war. Hier gab es keine einfachen Entscheidungen, hier galt es zu der gerade getroffenen Entscheidung zu stehen. „Ihr habt eure Befehle.“, sagte sie und nickte Gibbs zu, „Ich bin sicher, sie können eintreten.“ Die Tür glitt hinter Gibbs und Ziva zu und die hübsche Israeli sah sich erst einmal um, ehe sie sich auf den Mann konzentrierte, der, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor dem großen Panoramafenster stand und nachdenklich nach draußen blickte. „Cal?“, fragte sie und trat näher: „Es… es tut mir leid, dass ich dich so drängen musste.“ Zuerst reagierte der Kommandant des Föderationsraumschiffes nicht, starrte immer noch nach draußen, ehe er den Kopf senkte und die Hände vors Gesicht brachte. Ziva wandte sich um, schaute fragend zu Gibbs, der würdevoll nickte, dann legte sie dem Captain eine Hand auf die Schulter. Der Offizier zuckte zusammen, wirbelte herum und schaute sie an. In diesem Moment konnte sie sehen, wie die Tränen sein Gesicht herabliefen. „Was ist richtig?“, fragte er mit bebender, brechender Stimme, „Was ist ethisch korrekt?“ Damit schaute er ihr in die Augen und wenn der Captain genau hinschauen würde, er würde erkennen, dass sie für den Bruchteil einer Millisekunde geschockt war. „Cat!“, bellte der Chef ihres Teams und sie sah, wie der Angesprochene erst zusammenzuckte und sich dann ihm zuwandte. „Sie verstehen das nicht.“, sagte der Kommandant leise, „Ich … Das Wohl von vielen…“ Kurz schluckte er und trat dann auf Gibbs zu: „Habe ich das Recht, nur weil die Vier meine Freunde sind und ich von Zweien gehört habe, ihr Leben über das von Milliarden zu stellen? Was sind sechs Leben im Vergleich zur kosmischen Ordnung?“ Gibbs nickte. Er konnte die Zweifel des Kommandanten verstehen. Wahrlich – was waren sechs Leben im Vergleich zur kosmischen Ordnung? Nichts. Andererseits, gerade weil sie nichts waren, hatten sie vielleicht keinen allzugroßen „impact“ auf die Fortsetzung der Zeitlinie? Und hatte die Crew die Zeitlinie nicht sowieso schon genug durcheinandergebracht? Was machten da schon sechs weitere Eingriffe aus? Der Supervising Special Agent räusperte sich. „Deine Entscheidung, Cal. Dein Fall, deine Führung. Aber… vielleicht nimmst Du einen guten Rat an?“ Der Kopf des Captains ruckte zu ihm herum. „Ja.“, sagte Cal dann, „Ja, bitte!“ Er flehte förmlich und Gibbs hob eine Augenbraue, während Ziva am Captain vorbei zu ihm, zu Gibbs, trat und ihn nickend ansah. „Semper Fi, nicht wahr?“, fragte sie und Gibbs nickte. „Semper fi. Ewig treu.“ Damit schaute er zum Captain: „Sie sind deine Freunde, nicht wahr? Und sie sind beim Militär?“ Der Offizier schaute ihn kurz, wie abwesend, an, ehe er nickte: „Ja, Gibbs. Sie sind Militär. Air Force.“ „Dachte ich mir“, lächelte der Agent eines seiner sehr seltenen Lächeln, ehe er auf Cal zutrat und ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter gab: „Es gibt noch einen Spruch, eine Leitlinie. Never leave a man behind – lasse niemals jemanden zurück.“ Der Captain schien kurz nachzugrübeln, dann schloss er die Augen, holte tief Luft und ließ sich auf dem Boden nieder. Ein Zucken durchfuhr seinen Körper. „Cal?“, fragte die Israeli und merkte, wie sich Besorgnis in ihr breitmachte. Hatten sie sich geirrt? Metamorphierte vor ihren Augen jetzt Traceless in eine neue Form? Der Captain hob seinen Kopf und sie konnte erkennen, dass er lächelte. Dann zwinkerte er ihr zu, sprang, wie von einer Sprungfeder abgeschossen, auf die Beine und lachte: „Ha! Das ist die Idee!“ Er trat auf Gibbs zu, klopfte ihm gut gelaunt auf die Schulter und sagte: „Danke!“ Die Verwirrung, die auf Gibbs Gesicht nur allzu sichtbar war, dauerte nur Millisekunden an, dann lächelte er: „Semper Fi, Captain?“ „Semper Fi, Gibbs.“ Die Türen des Bereitschaftsraumes glitten auseinander und der Captain betrat die Brücke. Agatha schaute ihn an, erwartete einen gebrochenen Mann vorzufinden, doch stattdessen sah sie ein Grinsen, das sie schon Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Sie konnte sich ein ebenso wildes wie frohes Lächeln nicht verkneifen, ging auf den Captain zu und schaute ihn an. „Steuermann“, sagte der Offizier in diesem Moment, „Kurs auf Dakara. Ich will keine Widerreden hören – heute treten wir der Raum-Zeit-Kontinuität mal so richtig in den Arsch.“ Er wandte sich an Jill: „Wenn wir im Orbit sind, Waffen bereit machen, die Schilde so spät wie möglich heben, ich will vorher noch unsere Leute hochbeamen können. Und ja, Jill, ich sagte „Unsere Leute“. Sie sind meine Freunde, meine Familie und ich werde den Teufel tun und verdammt sein, wenn ich tatsächlich…“ Er stockte, schaute zu der sich grinsend räuspernden Agatha und rollte mit den Augen: „Sag mir nicht, dass Du das alles schon befohlen hast.“ Sie beugte sich vor, stahl ihm einen Kuss, ehe sie nickte: „Schon. Aber diese inspirierende Rede tut ziemlich gut.“ „Kurs berechnet“, meldete in diesem Moment Alexander Strange von seiner Station aus und Cal holte tief Luft: „Warp 9, Energie.“ Damit sprang die Dragonfly in den Warptransit und strebte dem Planeten Dakara entgegen – allen Regeln und Bestimmungen zum Trotz. Der Captain hatte dem Schiff eine neue Bestimmung gegeben – die Bestimmung seine Freunde, Teile seiner großen Familie, zu retten. Wenig später Die Atmosphäre auf der Brücke glich der Vorbereitung auf die Jagd. Gibbs kannte das Gefühl nur zu gut, hatte er im Corps doch oft genug genau diese Ruhe vor dem Sturm gespürt. Jeder auf der Brücke kam seiner Arbeit nach, die Zahnräder griffen ineinander wie in einer gut geöltem Maschinerie. Der Special Agent atmete tief durch, blickte sich um und fand schließlich den fragenden Blick Agathas. „Commander“, sagte er in einer Förmlichkeit, die er über die Jahre hinweg zwar kultiviert und perfektioniert, jedoch selten wirklich genutzt hatte, „kann ich irgendwie helfen?“ Die grünen Augen der XO weiteten sich, sie schien kurz zu überlegen, welche Aufgabe sie ihm anvertrauen könne, ehe sie nickte. „Ja. Es wäre uns eine Ehre, wenn Sie uns den letzten Schliff geben würden.“ Matthies war eigentlich sofort gefallen, als sie durch aus dem Jumper gestiegen waren. Kurz hatten sie noch Gelegenheit die Katzenhelme der Jaffa zu sehen, ehe die Soldaten das Feuer eröffneten. Dabei hatte ein Schuss auch Matthies getroffen und ihn leblos zu Boden gehen lassen. Dann waren sie auseinandergestoben – unter dem Feuer der Jaffa – und hatten sich in den unterschiedlichen Ruinen versteckt, um einen taktischen Vorteil zu erlangen. Die Situation ließ Daniel schwer schlucken. Dakara – der Heimatplanet der Jaffa – stand unter schwerem Feuer. Hier, wo vor vier Jahren noch der Beginn der Jaffa-Republik gefeiert wurde, wo sich der hohe Rat konstituiert hatte, wo der Glauben der Jaffa gefestigt wurde – hier waren eben jene Jaffa wieder dabei, mit ihren Taten alles zu vernichten, wofür ihre Vorgänger einst gekämpft hatten. Daniel hätte es verstehen können, wenn dies Jahrzehnte später passiert wäre, oder Jahrhunderte, aber… Näherkommende, stampfende Schritte verkündetem dem Archäologen, dass seine Angreifer in der Nähe waren. Das orangene Feuer ihrer Stabwaffen drang durch die Wände ein, riss Löcher in die Bausubstanz und sagte – zischte – Daniel nur eines zu. „Wir sind bald da – wir werden dich erledigen.“ Der Archäologe klammerte sich an sein Gewehr, merkte, wie er schwitzte und fühlte sich gleichzeitig so voller Adrenalin und voller Angst wie seit Jahren nicht mehr. Sollten die Jaffa doch kommen, er würde ihnen einen sehr unangenehmen Empfang bereiten. Damit schwang er den Lauf seiner Waffe herum und richtete ihn auf die Tür aus. Wer immer da gleich durchkam, würde sein blaues Wunder erleben. Ziva David spürte die Nervösität, die auf der Brücke singend vibrierte, merkte, wie sie in den energetischen Fluss hineingezogen wurde und hatte das Gefühl, sie würde ersticken. „Kommandant an Navigation.“, erklang die Stimme Cals und er schien sehr unentspannt zu sein. Irgendwie konnte die Israeli es dem Briten nicht verdenken, als er weitersprach: „Wie lange dauert es noch, bis wir ins Dakara-System eindringen werden?“ Alexander Strange warf einen Blick auf seine Konsole, drehte sich dann zum Captain um und sagte: „Knappe 2 Stunden.“ Cal ließ sich in den Sessel fallen, atmete tief durch und Ziva hatte das Gefühl, dass Enttäuschung, Wut, Sorge und Panik aus ihm herausbrechen wollten. Als ihre Konzentration wieder auf den Navigator lenkte, sah sie, wie er seinen Kommandanten bedauernd anlächelte: „Tut mir leid, Sir. Wir fliegen schon mit allem, was drin ist.“ Vermutlich wussten sie alle, was hier los war und weswegen der Captain sich so beeilen wollte – und, man musste es der Crew zugute halten, dass sie offenbar keine Meuterei versuchten, um die Zeitlinie zu bewahren. Oder – müsste man sie eigentlich darauf hinweisen, das es ihre Pflicht wäre? Die hübsche Israeli hatte keine Ahnung. Weder hatte sie sich bisher damit befassen müssen, noch hätte sie es je. Aber - Die Situation war da und sie musste überlegen. Der Grundsatz des Vulkaniers Spock war seit Jeher: „Das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder des Einzelnen.“ Nichtsdestotrotz war sie gewillt, just hier nicht näher… Eine Reaktion des Captains ließ sie den Kopf heben. Cal rollte mit den Augen und hieb auf seinen Kommunikator: „Cat an Middlegate. Wir brauche mehr Power.“ „Ich kann Dir nicht mehr geben, Cal.“, erklang die Stimme des Chefingenieurs Sebastian ‚Scotty’ Middlegate, und sie glaubte ihm, „Wir sind schon auf Maximum-Warp und es dauert eben, bis wir da sind.“ Die Antwort auf diese sehr realistische Situationseinschätzung war ein gebrülltes „Zwei Stunden sind genau zwei Stunden zu viel !“ seitens des Captains. Eigentlich hatte der Kommandant des Föderationsschiffes recht. In diesen Zwei Stunden, die sie nach Dakara benötigten, könnten all die, die der Captain zu retten suchte, ihr Leben verlieren. Sie erinnerte sich an ihre Zeit beim Mossad, damals, vor einer gefühlten Ewigkeit, als sie und ihr Team bei einem Auftrag Nahe Kabul in einen Hinterhalt der Taliban geraten war und sie sich verteidigen mussten. Anfangs ging es noch gut, aber dann, je leerer ihre Munitionsvorräte wurden, desto mehr Gegner stürmten auf sie ein. Sie hatte an diesem Tag beinahe ihr komplettes Team verloren, auch ihr eigenes Leben. Beinahe nebulös erinnerte sie sich daran, von einem Kolben getroffen worden und gefangen genommen worden zu sein. Damals hatte sie sich befreien können, war entkommen und durch die Wüste geflohen. Was aber, wenn die Mitglieder des Stargate Kommandos nicht soviel Glück hatten? Sie mussten, so schnell es ging, nach Dakara. Dennoch würde ein nervliches Wrack als Captain niemandem helfen. Sie trat also auf den Kommandanten und seine XO zu und betrachtete die angespannten und komplett übermüdeten Gesichtszüge beider. „Wie lange habt ihr geschlafen?“, fragte sie und Cals Kopf ruckte hoch: „Gute Frage. Wenn du die Ohnmacht durch Gewalteinwirkung nicht mitzählst, komm ich auf 3 Tage?“ „Mach vier draus.“, murmelte Agatha und schaute zuerst den Captain und dann Ziva an: „Zumindest bei mir.“ „Dann solltet Ihr ins Bett gehen und schlafen.“, schlug die Israeli vor. Der Captain wuchtete sich in die Stehende und jetzt sah sie, dass er tatsächlich Ringe unter den Augen hatte. Wieso hatte sie es früher nicht gesehen? „Schlafen kann ich“, murmelte der Captain, „wenn wir SG 1 gerettet haben.“ Ziva nickte: „Kann ich verstehen, Cal. Die Crew kann von einer unausgeschlafenen und übernächtigten Führungsspitze allerdings nicht profitieren.“ Damit legte sie eine Hand auf seine Brust und schaute ihm tief in die Augen: „Und das weißt du auch, oder?“ Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen des Kommandanten. Es war ein grund-ehrliches, nicht arrogantes und überhebliches Lächlen, das er ihr schenkte: „Danke.“ Dann klopfte er ihr auf die Schulter: „Gratulation, du hast gerade eben den XO ehrenhalber bekommen.“ Er schaute zu Agatha, zwinkerte ihr zu und nickte: „Komm Schatz, wir gehen schlafen.“ „Und wer kommandiert das Schiff?“, fragte selbige, was Cal zu einem leichten Lächeln veranlasste: „Wer schon. Ziva und Gibbs. Und jetzt komm, bevor wir hier im Stuhl einschlafen.“ Die Tür des Captainsquartieres glitt auf und auf sehr unsicheren Beinen taumelten XO und Kommandant hinein. Ohne Zeit auf Abschminken (Agatha) oder andere Sachen zu verwenden, sanken die Beiden in ihr Bett. Cal schaute sie an und Agatha hatte das Gefühl, dass er in ihren Augen versinken würde. „Cal“, murmelte sie und lächelte: „Du weißt, dass Ziva gerade das richtige getan hat, oder?“ Die Frage blieb für ein paar Sekunden unbeantwortet, denn der Captain schien über sie nachzudenken, ehe er langsam, bedächtig, dann immer schneller nickte: „Ja – sie ist… sie… ist gut.“ Ein leises Lächeln legte sich über die Züge der Rothaarigen: „Du bist sowas von groggy.“ „Du auch“, grinste er, streckte seine Hand nach ihrer Wange aus und fuhr sanft über ihr Gesicht: „Wir sollten wirklich schlafen. Ich bin soo müde.“ Sie nickte: „Ja, wir haben zwei Stunden, die wir wirklich nutzen können.“ Und kaum, dass sie dies gesagt hatte, merkte sie, dass es ein Fehler gewesen war, denn Cals Gesichtszüge verrutschten förmlich. Nicht, wie bei einem Gründer, es war nur, dass sie das Gefühl hatte, als seien ihm gerade wieder seine Kameraden auf Dakara eingefallen. Und sie sah, dass sich Tränen in diesen braunen Augen bildeten. „Ich hab sie im Stich gelassen.“, schluckte er und schaute sie an: „Oder?“ Kurz holte sie Luft, streckte ihre Hand nach seiner Wange aus und strich sanft über die Tränen, fühlte ihre Nässe, ehe sie lächelte und den Kopf schüttelte: „Wenn Du sie im Stich gelassen hättest, wären wir jetzt nicht auf dem Weg zu ihnen.“ „Wir wissen nicht, ob wir noch rechtzeitig kommen.“ Die XO spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte. Natürlich hatte der Captain recht und die Frage, die es immer noch zu beantworten galt, war: „Durfte man die Zeitlinie überhaupt verändern?“ Cal hatte diese Frage für sich beantwortet und die Crew schien damit ebenfalls ihren Frieden gemacht zu haben: Ja, man durfte. Sanft zog sie ihn zu sich, schaute ihm in die braunen Augen und küsste ihn, ehe sie ihre Augen schloss, als sie merkte, wie die Tränen sie trafen. „Schatz“, sagte sie: „Wir tun das Richtige. Wir tun das, was möglich ist.“ Sie wollte die Augen wieder öffnen, merkte aber nur, wie sie so schwer waren, dass sie sich gar nicht mehr öffnen ließen. Der Kopf des Captains auf ihrer Schulter schien sich ebenfalls nicht mehr zu bewegen. Sie hörte, wie er atmete und ein „Wir hätten uns gar nicht einmischen dürfen, Agatha“, hauchte. „Ja“, atmete sie, „Aber… nun haben wir die Verantwortung, also müssen wir was tun.“ Angestrengt lauschte sie, ob der Captain noch etwas sagen wollte, aber… sie hörte nur das leise, gleichmäßige Atmen ihres Freundes, ehe sie sich ebenfalls dem Schlaf und der Müdigkeit ergab. Ziva hatte nicht das Gefühl, dass sie tatsächlich schneller flogen, aber aus dem Maschinenraum war vor knapp 5 Minuten die Meldung gekommen, dass man den Warpkern für 10 Minuten überlasten könne, was bedeutete, dass die Dragonfly noch einen kleinen Extraschub bekommen würde. Weiterhin bedeutete dies, dass das Schiff schon in einer knappen Stunde im Dakara-Sektor – oder sagte man System? Vermutlich beides. – eintreffen würde.Gibbs hatte gar nicht lange überlegen müssen, gab den Befehl und nach zwei Minuten meldete der Chefingenieur, dass sie bereit wären. Erneut erteilte Gibbs einen Befehl und die Dragonfly sprang mehrere Sätze nach vorne. Nach einer knappen Stunde hatten sie den Dakara-Raum erreicht. Das Schiff fiel unter Warp und Gibbs sprang auf die Beine. „Jill, scann den Sektor nach – wonach ihr auch immer scannt. Alex, halte die Dragonfly ruhig und versuche, uns so nah wie möglich an unser Ziel heranzubringen. Dann deaktiviere den Antrieb. Ich will die Dragonfly knapp ausserhalb der Gefahrenzone wissen.“ „Aye“, meldete der Navigator und traf die notwendigen Vorbereitungen, während Jill ihre Finger über die taktische Konsole gleiten ließ. Um sie herum brannte die Welt. Sam Carter fühlte sich, als wäre sie die letzte Frau auf Erden. Nie war dieser Satz ein solches Klischee, nie war er so unwahr und nie war er so korrekt, wie just in diesem Augenblick. Sie war natürlich nicht die einzige Frau auf Erden, aber – so wie es schien, die einzige Frau auf dem Planeten. Wann und ob Vala gestorben war, hatte sie nicht mitbekommen, es waren so viele, die ihr Leben in dieser sinnlosen Geschichte ausgehaucht hatten. Die Jaffa, die ihr entgegenkamen, schleuderten grellorange Energiekugeln auf sie, denen sie durch einen geschickten Hechtsprung entgehen konnte. Dann riss sie ihre P-90 hoch, nahm Ziel und ließ die Waffe tödliche Projektile spucken. Es gelang ihr, ihre Gegner zurückzuhalten, aber sie vermutete, dass sie bald nicht mehr genügend Munition übrig hätte, um sich wirkungsvoll verteidigen zu können. Und wenn das geschah, konnte sie nur noch zum großen Computer laufen und versuchen, die auf Dakara stationierte Waffe zu aktivieren, die alles Leben auf dem Planeten auszulöschen in der Lage war. Den widererstarkten Goa’uld durfte dieses Gerät einfach nicht in die Hände fallen und auch, wenn sie Mitleid für eventuell Verschüttete, schwer Verletzte oder Leute empfand, die sich aus einem anderen Grund nicht mehr am Kampf beteiligen konnten, so musste sie diesen Schritt wagen und ihn gehen. Erneut riss sie ihre Waffe hoch, feuerte noch einige Salven auf die anrückende Jaffa-Streitmacht, bis sie merkte, dass ihr Gewehr nur noch klackte. In dem Moment, in dem sie das Geräusch realisierte, war sie sich auf elementarer Ebene darüber im Klaren, dass sie hier ihr leben lassen würde. Das Gewehr wurde nicht mehr mit Munition versorgt, war also nutzlos. Sie ließ es sinken, griff nach der im Tiefziehholster verborgenen Browning und feuerte noch einige Schüsse auf die Jaffa ab, ehe auch diese Waffe ohne Munition war. Fluchend wandte Sam sich um und rannte los, wie von Furien und Teufeln gehetzt. Grellorange Rotationselipsoide aus purer, aus vernichtender Energie zischten links und rechts an ihr vorbei, schlugen in Ruinen ein und badeten sie in Hitze und Staub. Sie erkannte, dass ihr keine andere Wahl blieb. Sie konnte nicht anhalten, sich umdrehen und mit den Jaffa reden – dazu waren sie viel zu sehr unter Bastets Einfluss. Bastet – eigentlich hätte es Sam klar sein müssen, als sie die „Katzengöttin“ vor ein paar Wochen zum ersten Mal seit langem wieder gesehen hatte und eigentlich war ihr seit diesem Zeitpunkt klar, dass der Weg der Machtergreifung der Goa’uld nur über Dakara ging. So schnell es ihr muskulös-athletisch-zierlicher Körper erlaubte, huschte sie zum Torbogen, hinter dem sich der große Computer verborgen hatte. Sie stoppte, gab die Kombination ein, die sie benötigte, um zur Maschine zu gelangen und fluchte in Gedanken. Es wäre sicherlich viel einfacher gewesen, wenn Daniel ebenfalls zugegen gewesen wäre – aber, sie wusste nicht, ob der Anthropologe überhaupt noch am Leben war. Bei diesen Gemetzeln um sie herum wagte sie, es zu bezweifeln. Und Jack? Was war mit dem General? Hatte er es geschafft? Wieso waren sie überhaupt alle zusammen auf den Planeten gegangen, obwohl sie eigentlich hätten wissen mussen, was… Eine Hand legte sich auf ihren Mund, eine andere um ihre Hüfte und der Besitzer beider Hände zog sie hinter eine Steinsäule. Zumindest schickte er sich an, denn Carter reagierte schnell und präzise. Sie biss zu, trat nach hinten aus und setzte all ihre Kraft ein, um sich aus der Umklammerung zu lösen, was ihr auch gelang. Der Inhaber beider Hände taumelte nach hinten, stöhnte laut und schmerzhaft auf und schaute Sam aus braunen Augen an. „Verdammt, Carter!“, raunte O’Neill und schüttelte seine linke Hand, die, in die Sam ihn gebissen hatte. Sie lächelte, leicht verlegen und legte den Kopf schief: „Entschuldigung, Sir. Ich dachte, Sie wären…“ „Kein Grund, um sich zu entschuldigen, Carter.“, sagte der General in seiner ihm eigenen rauhen Stimme, „Sie haben richtig gehandelt.“ „Ich weiß.“, lächelte sie und huschte dann zu ihm, in Deckung. Der General setzte seine militär-grüne Basecap ab, wedelte damit einmal in der Luft herum und suchte dann wieder Blickkontakt zu ihr. Braune Augen trafen Wasserblaue. „Daniel, T, Vala, Mitchell?“, fragte er. Die hübsche Colonel zuckte mit den Schultern. „Ich hab sie nicht mehr gesehen, seit wir uns getrennt haben.“ Sie konnte sehen, wie dieser ihr wohlbekannte Ernst sich in seinem Blick manifestierte. Wann immer sie sonst mit ihm unterwegs war, wann immer man sich traf, immer funkelte ein gewisses Grundamüsement in den Augen ihres Colonels, ihres Generals, ihres Jacks. Diesen anderen O’Neill kannte sie auch – aber diesen tödlichen Ernst, die Realisierung, dass es bald alles vorbei sein könnte, hatte sie bisher nur drei Mal in seinem Blick gesehen. Einmal, als sie noch ein junger Captain gewesen war, und sie die beiden, die Erde angreifenden Goa’uld-Pyramidenschiffe hatten stoppen wollen, war Daniel in einem Feuergefecht getroffen und anscheinend schwer verwundet worden. Sie hatte nur die schmerzvoll verzerrte Stimme des Anthropologen gehört, wie er in einer Mischung aus Schmerz, Angst und Opferbereitschaft den Colonel aufforderte, sich aus dem Schiff zurückzuziehen und als Jack dann in den Kommandosaal getreten war und gesagt hatte „Daniel kommt nicht mit“ - da hatte sie diesen Blick zum ersten Mal gesehen. Das zweite Mal hatte sie ihn gesehen, als sie beide in der Pyramide von Apophis gefangen waren, in die sie durch Superkräfte angetrieben, eingedrungen waren – und ihnen Mitten in der Aktion die Energie ausging. Jack und Sam waren damals von einem Kraftfeld getrennt gewesen und sie hatte ihn aufgefordert, sie zu verlassen, sich selbst zu retten. Und auch damals hatte er sie angesehen und sie wusste, dass er lieber sterben würde, als sie hier zurückzulassen. Das dritte Mal war es der Moment gewesen, in dem man ihn, Jack, eingefrohren hatte, damit sein Hirn von der Übermacht der Antiker-Informationen nicht schaden nahm. Und nun sah er sie wieder so an und sie wusste, dass der General vorhatte, den ultimativen Preis zu zahlen. „Carter“, setzte er an und sie wusste schon, bevor er auch nur weitersprechen musste, was er vorhatte. „Nein Sir.“, sagte sie, mit einer Entscheidung in der Stimme, die ihn überrascht den Blick heben ließ. Er echote: „Nein Sir?“ und in seiner Stimme schwang Verblüfftheit und Amüsement mit, als er fragte: „Steht auf meiner Uniform nicht irgendwo ‚General’?“ Gegen ihren Willen tauchte ein Lächeln auf ihren Lippen auf – eines jener schönen Carter-Lächeln, die ihr Gesicht auf 1000 Watt zu erhellen schien: „Nein Sir, auf Ihrer Uniform steht gar nichts.“ Nun zuckten auch seine Mundwinkel, ehe er seinen Blick in den Ihren bohrte: „Carter, ich will keine Diskussionen. Sie müssen mir sagen, wie ich den Computer einstellen kann, damit die Jaffa den Planeten nicht übernehmen können.“ „Sir, auf gar keinen Fall.“, sagte sie und schaute ihn an, die Augen zusammengekniffen und nicht bereit, auch nur einen Millimeter von ihrer Position abzuweichen. Jack erwiderte ihren Blick, funkelte sie an und sagte: „Carter, Sie müssen nicht auch noch sterben.“ In diesem Moment fühlte Carter, wie ihr Mund trocken wurde. Der Mann wollte sich tatsächlich opfern. Aber nicht, wenn Sie es verhindern konnte. Sie hatte schon genug Freunde für einen Tag verloren und auch, wenn Sie sich nicht sicher war, dass dies tatsächlich den Tatsachen entsprach, so befürchtete sie es doch. Ein Teil von ihr wollte auch sie nicht aufgeben – aber sie war Soldat. Sie war darauf gedrillt, im Zweifelsfall… „Carter, ich gehe jetzt.“, sagte der General und in dem Moment, in dem er dies tat, schlug sie zu. Die Faust traf die empfindliche Stelle am Kinn, Jack fiel zu Boden, wie ein nasser Sack. Während sie seinen bewusstlosen Körper an die Säule lehnte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Stirn und murmelte ein „Entschuldigung, Sir, aber ich muss das tun.“. Dann eilte sie zum großen Computer. Als sie das große Bedienelement, das aus unterschiedlichen Steinen bestand, die in der Höhe reguliert werden konnten und in einem größeren, altarähnlichen Stein fixiert waren, erreicht hatte, fiel ihr auf, dass Ruhe in der Luft über Dakara lag.. Keine hundertprozentig Stille, aber der Kampfeslärm ließ nach, verebbte, bis er schließlich komplett aufhörte. Die letzte Stabwaffenentladung verklang in der Ferne – und es ward Ruhe. Das war kein gutes Zeichen, denn entweder bedeutete dies, das alle Tau’ri und Teal’c, mit Ausnahme Sam selbst und Jack, gefallen waren – und dies wäre leider nur der zweitschlimmste Fall, oder aber – und dies war der schlimmste anzunehmende Fall – dass die Jaffa sich zuerst auf ihr Schiff zurückzogen und anschließend Angriffe auf den Tempel fliegen würden, „um die letzten Tau’ri aus ihren Löchern zu treiben“, wie Sam vermutete, dass Bastet gerade auf der Brücke ihres Ha’taks befehlen würde. Einen im letzten Moment ausgerufenen Waffenstillstand hielt sie für unwahrscheinlich. Und auch dass die Jaffa sich zurückzogen war eher undenkbar, denn sie hörte in der Ferne die erst leisen, dann sukzessive immer lauter werdenden, stampfenden Schritte ihrer, in Metallrüstungen gekleideten Gegner. Vielleicht konnte sie mit einer Art Zeitschaltung arbeiten und dem Computer sagen, dass er die Waffe erst aktivieren sollte, wenn sie an Bord der Hammond waren und einen Sprung aus dem System gemacht hatten? Und gerade, als sie sich in Gedanken dafür entschieden hatte, brach die Hölle erneut los. Stabwaffen fauchten, Jaffa-Hörner gaben Signale von sich – aber auf wen wurde da geschossen? Sie spitzte die Ohren und lächelte. Maschinengewehrfeuer. Irgendjemand hatte noch ausgehalten und deckte die Jaffa nun mit Salven aus der P-90 ein, aber – wer auch immer das sein mochte, er würde wenig Chance gegen eine Übermacht haben. Und doch… durch das eher wuchtige Zischen der Stabwaffen und dem vergleichsweise hohen Sirren der Waffe aus belgischer Fabrikation, hörte sie eine Art hohes Singen – noch höher als das, welches die P-90 von sich gab - und sie erinnerte sich daran, wo sie dieses Geräusch schon einmal gehört hatte. Sie lächelte. Sich „Phaser“ denkend, wirbelte sie herum, als sie Schritte wahrnahm. „Hey, hey!“, rief ein, beide Hände zum Himmel gereckter Cal, den Phaser in nicht-Agressiver-Weise in der Hand haltend, „Nicht schießen, ich bins!“ Die Colonel hob das Gewehr, zielte und schoss. Agatha Silverbird hatte zwar nur ein-einhalb Stunden Schlafen können, ehe das Schiff auf roten Alarm gegangen war, aber diese ein-einhalb Stunden hatten vollkommen ausgereicht, um ihre Reserven zu füllen. Im Gegensatz zum immer noch wie gerädert aussehenden Captain war sie momentan zwar keine Schönheit – das würde sie von sich in keiner Situation behaupten – aber wenigstens versuchte sie, nicht den Wunsch „Ich will weiterpennen“ auszustrahlen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt stand sie hinter Gibbs und Ziva, die immer noch die Position von Captain, beziehungsweise XO eingenommen hatten. „Was gibt es?“, fragte sie und rollte kurz mit den Augen, als Cal ein lautes Gähnen von sich gab: „Ich bin müde, zählt das?“ „Cal, wolltest Du Sam nun retten, oder nicht?“, fragte sie, was den Captain dazu veranlasste, zusammenzuzucken, als habe der Blitz in ihn eingeschlagen. Er wandte sich an Jill: „Du hast die Lady gehört – Bericht.“ Die taktische Offizierin warf einen kurzen, verwirrten Blick zu ihrem eigentlichen Kommandanten, ehe sie auf ihre Anzeigen blickte. „Goa’Uld-Ha’tak ist auf der anderen Seite des Planeten, um die Tempelruinen von Dakara tobt ein erbitterter Kampf. Ich empfange menschliche Lebenszeichen und habe damit begonnen einige Mitglieder an Bord zu holen.“ Damit schaute die den Kommandanten an und in ihren Augen schien sowas wie Schock zu stehen: „Cal – gerade ist ein Lebenszeichen auf dem Weg zum großen Computer um die Waffe zu aktivieren. Ich glaube, es ist Sam.“ Der Captain nickte, betätigte seinen Kommunikator: „Cat an Hazard Team? Wir finden uns im Transporterraum Gamma ein. Keine Zeit für lange Planungssessions, dieses mal. Schnappt euch eure Phasergewehre und haltet mir die Goa’s vom Leib, während ich Sam und wen wir noch so rausholen können, raushole.“ Er wollte losgehen, doch Agatha hatte noch etwas zu tun. Es war ihr so etwas wie ein Herzensbedürfnis, wenngleich sie nicht so ganz verstand, weswegen. Aber sie trat hinter den Captain, legte ihm, so sanft, wie es ihr möglich war, die Hand auf den Rücken und sah, wie der Effekt sofort eintrat. Der Captain wirkte wie elektrisiert, atmete tief ein und wandte sich zu ihr um. Ihre hypnotisch-grünen Augen waren nur Milimeter von seinen entfernt, gleiches galt für die sinnlichen Lippen. „Agatha, wenn Du vorhast, mich davon abzuhalten, ist das nur ver…hmpf!“ Der Protest des Captain verklang, als die XO ihn griff und ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss auf den Mund drückte. Als sie ihn losließ, blinzelte er sie einmal wie betäubt an, trat dann rückwärts auf den Turbolift zu und deutete hinter sich. „ich… ich bin dann… sowas von verliebt, Agatha.“ Damit krachte er gegen Jills Konsole, blinzelte und fand sich ins hier und jetzt zurück. Ein freches Grinsen lief über Agathas Gesicht und sie hauchte ein „For luck“. Der Captain nickte noch einmal, wandte sich um und wollte zum Turbolift gehen, als er Ziva und Gibbs dort stehen sah, die ihn beide ungeduldig anblickten. „Ich nehme an, ihr wollt mitkommen?“, fragte er, ehe er mit den Schultern zuckte und sich an Agatha wandte: „Du hast die Brücke… Liebling.“ Die XO sah dem Captain hinterher, lächelte über seinen letzten Satz und fragte sich, wieviele Star-Trek-Fanfiction-Autoren einen solchen Satz wohl in ihre Storys geschrieben haben. Dann straffte sie ihre Gestalt, wandte sich an Jill und nickte ihr zu. Es war für Ziva nicht notwendig, ihren Boss auf die Vorteile, McGee und Tony bei sich auf dieser Mission zu haben, hinzuweisen. Ehe der Turbolift sich auf den Weg zu Transporterraum Gamma machte, oder beziehungsweise zu dem Deck, auf dem sich Transporterraum Gamma befand, hatte der grauhaarige Agentenfuchs schon auf den Kommunikator gedrückt und die beiden Agenten zum entsprechenden Raum befehligt. Als sie ankamen, nahm Ziva sofort Blickkontakt zum Halbitaliener auf, trat zu ihm und lächelte ihm ermutigend zu. „Pass da unten auf dich auf, mein kleiner Pelzarsch.“, hauchte sie, was er mit einem „Ich werde Deinen im Auge behalten, Zivaaa“ konterte. „Soso?“, fragte sie und in die Aufregung vor dem Gefecht mischte sich eine Art sexuelle Verspieltheit, die sie einerseits ziemlich „out of place“ fand, andererseits allerdings feststellte, dass sie sich auf einmal besser konzentrierten konnte. Vielleicht war es tatsächlich so, dass diese Spannungen gelöst werden mussten? „Wir sind bereit.“, meldete die Transporterchief, eine Brünette, die Ziva noch nie gesehen hatte. Wie auch, schließlich waren sie ja auch NCIS-Agenten, kein Stammpersonal. Und in diesem Moment konnte sie nicht anders, als Grinsen. „Hab ich gerade echt einen ‚Ich bin X, kein Y’-Gedanken gehabt?“, schoss es ihr durch den Kopf, „Ich bin definitiv zu lange auf dem Schiff.“ Der „Ich bin X, kein Y“-Gedanke war hierbei natürlich eine Anspielung auf den legendären Satz des noch legendäreren Doctor Leonard Horatio ‚Pille’ (oder ‚Bones’) McCoy, der neben „Er ist tot, Jim“ den Satz „Ich bin Arzt, kein Historiker“ im Franchise zementierte. Auch andere Charaktere hatten sich diesen Satz zunutze gemacht. Und nun also auch sie. Faszinierend… Sie schloss die Augen. Noch ein Star-Trek-Satz. Was kam als nächstes? Kurz, bevor sie sich noch damit beschäftigen konnte, welches Klischee sie noch bedienen wollte, ohne es wirklich zu wollen, war sie dran, sich auf die Transporterplattform zu stellen. Sie trat, mit schussbereit gemachtem Phaser, flankiert von Tony , McGee und Gibbs da und kam sich vor, wie bei ‚Charlies Angels’, ehe sie sagte „Energie“. Und kurz bevor sie dematerialisierte, dachte sie: „Energie? Verdammt, der nächste Sa…“ Als McGee die Welt wieder wahrnahm, fand er sich einem großen, tempelähnlichen Gebäude gegenüber, vor dessen Eingang gerade eine hitzige Diskussion zwischen Sam Carter und General O’Neill stattzufinden schien. Und ehe sie etwas machen konnten, hatte die Colonel bewiesen, dass sie die schlagenderen Argumente hatte – nämlich eine harte Gerade gegen das Kinn ihres Chefs. McGee konnte sich ein leises Grinsen nicht verkneifen, was offenbar Gibbs gesehen haben musste, denn er blickte ihn an und sagte, nicht ohne einen gewissen Anflug von Humor in der Stimme: „Komm nicht auf die Idee, mich auch einmal so überzeugen zu wollen.“ „Wo rohe Kräfte sinnvoll walten“, murmelte in diesem Moment Cal neben ihm und rannte los. „Cap…“, setzte der IT-Fachmann an, als plötzlich neben ihm Erde hochspritzte und Jagdhörner erklangen. Die Reaktion seiner Mitstreiter war wie einstudiert, denn sie warfen sich auf den Boden und zogen ihre Waffen, eine Aktion, die er keine zwei Sekunden später wiederholte. Das Zielvisier des Phasergewehres ausgeklappt, konnte der Computerfachmann nun erkennen, dass dort eine Horde Jaffa auf sie zukamen, mit Feuerbereit gemachten Waffen, die Energiesalven von sich gaben. „Das sieht mir nicht nach einem Picknick aus.“, gab Gibbs von sich und begann, das Feuer auf die Feinde zu eröffnen. In der Pyramide rief ein, beide Hände zum Himmel gereckter Cal, den Phaser in nicht-Agressiver-Weise in der Hand haltend, „Nicht schießen, ich bins!“ Colonell Samantha Carter hob das Gewehr, zielte und schoss. Direkt hinter dem Captain fiel ein Jaffa zu Boden, den der Offizier entweder übersehen oder überhört hatte. Erschrocken wirbelte er herum, betrachtete die Person hinter sich und sprang einen Respektsmeter nach hinten, also auf sie zu. Erschrocken blickte er sie an: „Wo … wo kam der denn her?“ Sam sicherte ihre P-90, hob kurz den Kopf, zuckte mit den Schultern und vertiefte sich wieder in die Bedienung des Gerätes, ehe sie merkte, wie Wut in ihr empor stieg: „Verdammt, warum seid Ihr hier?“ „Wir versuchen, deinen hübschen Arsch zu retten.“, erwiderte der Captain und erneut ruckte ihr Kopf hoch. Die Augenbrauen gehoben betrachtete sie ihn und echote „Deinen hübschen Arsch? Cal, seit wann sagst Du sowas?“ Der Angesprochene zuckte die Schultern: „Vermutlich, seit ich sehr viel Zeit bei euch verbracht habe.“ Und plötzlich schrillten in Sams Kopf alle Alarmsirenen, die zu schrillen in der Lage waren. Hier durfte sie kein Risiko eingehen, also entsicherte sie ihre Waffe erneut und legte auf den Captain an: „Tut mir leid, aber …“ Der Offizier nickte, hob erneut beide Hände, trat dann zum erschossenen Jaffa und ging neben ihm in die Knie. „Vorsicht, Cal“, sagte Sam. Obwohl sie nicht wusste, ob der Captain wirklich ihr Freund war, wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen. Dies schien der Offizier zu spüren, denn er blickte kurz zu ihr, nickte ihr, zwinkernd, zu und griff dann den Dolch des Jaffa. Er stand auf, trat von dem Toten zurück und brachte die Stichwaffe in ihre Sichthöhe, ehe er sich in den Finger stach. Und – Sam konnte nicht anders, als Lächeln – so war Cal, denn der stieß nicht nur die Waffe gegen seinen Finger, sondern auch einen Laut des Unmuts aus, ehe er leise fluchte und zu ihr blickte. „Reicht das?“, fragte er, den geschnittenen Finger hochhaltend. Die Colonel hob ihre P-90, zielte auf die Hand und schaltete die Taschenlampe, die am Gewehr montiert war, ein. Aus der Wunde, die der Captain zeigte, floss Blut. „Japp“, nickte sie, sicherte die Waffe, ehe sie sie sinken ließ. Als Cal neben sie trat, spürte sie die Wärme seines Körpers und schaute ihn über ihre Schulter hinweg an. „Als deine gute Freundin Sam gebe ich dir einen gut gemeinten Rat. Verschwinde. Ich werde gleich die Waffe aktivieren und dann möchte ich niemanden hier in der Nähe wissen.“ Der Captain legte neugierig den Kopf schief und schaute ihr in die Augen: „Und was ist mit Jack, der draußen liegt und pennt? Meinst Du nicht, dass er eine Chance haben sollte?“ „Schon, aber…“ „Nichts ‚aber’“, machte der Captain, griff ihre Hand und zog sie mit sich: „Wir gehen jetzt.“ Sie stemmte sich gegen den Offizier, riss sich los und schaute ihn an: „Cal, bist du…“ „JA!“, fuhr der Angesprochene herum, kam auf sie zu und blieb Millimeter vor ihr stehen, „JA! Komplett bekloppt. Ich will euch retten. Euch, meine Freunde. Ich pfeiffe auf die temporale erste Direktive, die sagt, dass Ihr heute sterben sollt und rette euch.“ Die Colonel taumelte, wie von einem Leberhaken getroffen, zurück, starrte ihren Freund wie hypnotisiert an, ehe sie die Waffe hob. „Cal, tut mir leid. Das kann ich nicht zulassen.“ „Bist du bescheuert?“ Die Frage des Offiziers der Sternenflotte schien eine Spur lauter gestellt, als es unbedingt nötig gewesen wäre, doch sie beeindruckte die Colonel nicht im Geringsten. Kopfschüttelnd schaute sie ihn an: „Nein – ganz im Gegenteil. Du weißt nicht, was passieren könnte, wenn wir das Raum-Zeit-Kontinuum zu sehr beschädigen.“ Sie trat auf ihn zu, ließ die Waffe sinken und streckte die Hand nach seinem Gesicht aus. Sanft fuhr sie über seine Wange und lächelte: „Cal – du bist… ein guter Kumpel. Ich würde mich freuen, weiter mit Dir reden zu können, aber… wir dürfen das Raum-Zeit-Kontinuum nicht verletzen. Und eigentlich müsstest Du es wissen. Das waren deine Worte, damals, als Daniel gestorben ist. Du hast …“ Der Captain trat einen Schritt zurück und schaute sie unverwandt an: „Damals war es etwas anderes. Ich wusste, dass er nicht stirbt. Ich wusste, wie die Zukunft aussieht.“ Sich niederlassend, schaute er sie an: „Und ich weiß es auch jetzt. Ihr werdet sterben. Es ist kein gnädiger Tod, ihr … sterbt in einer sinnlosen Schlacht.“ Erneut erhob er sich und trat auf die Colonel zu: „Bitte, lass mich dir helfen.“ „Da hättest Du eher kommen müssen. Matthies und King sind schon tot. Vala und Mitchell könnten es ebenfalls sein.“ „Die Vier kenne ich nicht. Aber ich kenne euch. Ich kenne Dich, Jack, Daniel und Teal’C. Ihr wart sowas wie meine Freunde, meine Familie.“ Leidenschaft ergriff ihn und er packte Sam: „Und ich lasse meine Familie nicht im Stich. Also komm mit, oder ich schlag dich k.o.“ Ein trauriges Lächeln erschien auf Sams Lippen: „Weißt Du eigentlich, dass Agatha mir einen Tipp gegeben hat, wie ich dich kontrollieren kann, wenn Du mir zu sehr auf die Pelle rücken solltest?“ Verständnislos hob der Captain den Kopf, schüttelte ihn und blinzelte. „Erm… warum sollte sie…, setzte er an und grausame Erkenntnis spiegelte sich Sekundenbruchteile später in seinem Gesicht wieder. „Nein, das wirst du nicht tun.“ Sie trat auf ihn zu, nahm ihn in die Arme und küsste ihn auf die Wange, ehe sie wisperte: „Erdbeerparfait, mein Bruder.“ Und schon sank der Captain in ihren Armen zusammen. Als Jack O’Neill wieder zu sich kam, tat ihm das Kinn weh. Um ihn herum war wieder die Hölle losgebrochen und der General war auf den Beinen, um sich zu verteidigen, bis er merkte, dass er ohne Munition dastand. Doch als er einige Meter von ihm entfernt Gibbs, Ziva, Tony und McGee sah, die anscheinend von ihrer Position gute Möglichkeiten hatten, sich gegen die Jaffa zu verteidigen, lächelte er. Sich umdrehend rannte er zum großen Computer. Er kam rechtzeitig um zu sehen, wie Cal in Sams Armen zusammenbrach und sie ihn auf den Boden legte. „Carter?“, fragte er. Sie hob ihren Blick und Jack war, als krampfe sich sein Magen zusammen. Er hatte noch bei ihr noch nie „Hoffnungslosigkeit“ im Blick gesehen, noch nie nackte Panik. Wut, Angst, Sorge, ja – aber nackte Panik, Hoffnungslosigkeit und Trauer? Keine Trauer um jemanden , sondern Traurigkeit, weil sie etwas wusste, das so aufwühlend war, dass es sie umtrieb? „Wir werden sterben, Jack.“, sagte sie und er konnte hören, wie sie versuchte, militärisch-cool-professionell zu wirken – und wie sie dabei scheiterte. Er trat auf sie zu, versuchte unbekümmert dreinzublicken: „Bitte?“ Dann traf ihn die Erkenntnis. Kurz warf er einen Blick auf den am Boden liegenden Captain, sah Sams wilden, verzweifelten Blick und das sie erkannte, was er gerade dachte – und ihr Nicken. „Wir sind so gut wie tot.“, erklärte sie, „Offenbar ist dies die Schlacht, bei der wir fallen werden.“ „Du meinst, dass es das ist? Der große Knall? Die große Nummer?“ Wenn diese Informationen zutrafen, dann sah er keinen großartigen Grund mehr, sich mit Formalien zu beschäftigen. Warum sollte er sie dann noch professionell Siezen? Sams eigentlich klaren, wasserblauen Augen, waren nun stumpf und dunkel, als sie nickte. „Dann sollten wir das tun, was wir am Besten können. Ich halt die Goa’Uld auf und Du machst – was immer Du machen musst.“ Wie betäubt nickte sie, als der General sich zum Captain umdrehte und auf den Kommunikator drückte. Gibbs fühlte sich wieder wie zu Militärzeiten und wusste, dass dies alles andere als wirklich gut war. Das letzte Mal, als eine Sache so einfach gewesen war, hatte in den vereinigten Staaten ein mexikanischer Drogenbaron Kelly und Shannon erschossen und Gibbs wollte verdammt sein, wenn sich etwas… Veränderte. Natürlich veränderte sich etwas. Die komplette Umgebung nämlich, denn irgend einer genial-kranken Kampftaktik zufolge hatte jemand die geniale Idee gehabt, sie wieder auf die Dragonfly zu beamen. Gibbs ließ das Gewehr sinken und blickte die Transporterchef an: „Warum werden wir zu etwas hinzugezogen, wenn wir nicht eingesetzt werden?“ „Das könnte ich auch fragen“, erklang neben ihm die Stimme des Mannes, den er als Alexander Munroe kennengelernt hatte. Auch er schien im Einsatz gewesen und plötzlich weggebeamt worden zu sein. Gleiches galt für sein Team, weswegen es gerade ein bischen eng im Transporterraum wurde. Und erneut veränderte sich die Umgebung, als das Schiff plötzlich auf Alarmstufe Rot sprang. So schnell die Beine ihn tragen konnten, war der Special Agent auf dem Weg zur Brücke der Dragonfly gewesen, als das Schiff in eine Art Schlingern geriet, aus dem es sich aber anscheinend schnell wieder befreien konnte. Verblüfft darüber schüttelte er den Kopf und ließ sich von der Turboliftkabine zur Brücke tragen. Als sich die Tür öffnete, verlor er keine Zeit, schaute in die Runde und fragte: „Welches militärische Genie hat den Rückzug von Dakara befohlen?“ Dann stockte er, denn er nahm die Umgebung nun richtig wahr. Die Stimmung, die mit „gedrückt“ noch am Besten umschrieben wäre, Agatha, die neben einem reg- und leblos daliegenden Cal kniete und Jill, die wie betäubt geradeaus starrte. Er hob den Blick zum Bildschirm und sah, dass sie auf Warp gesprungen waren. „Wo ist…“, setzte der Special Agent an, zu fragen, doch er schluckte hart, als er die Implikationen der Situation begriff. Auf der Krankenstation der Dragonfly ließen sich einige Mitglieder der beiden Einsatzteams diverse Schrammen richten, Murphy hielt Munroes Hand, als Gina ihr Schultergelenk wieder einrenkte und wie eine Soldatin trug die Frau es mit stoischer Gelassenheit, in der kurzzeitig Schmerz grellrot aufflammte und schnell wieder erlosch. Die Tür öffnete sich und ein matt wirkender Cal betrat den Raum, gefolgt von Agatha. Er blickte sich um, nickte den Mitgliedern der Teams dankbar zu und wandte sich dann an Gina. „Doc? Wo sind die Mitglieder von SG 1?“ Die Ärztin holte tief Luft, ehe sie nickte. „Natürlich – ich bring dich zu ihnen.“ Gina zerriss es innerlich. Wie konnte sie ihrem Freund begreiflich machen, was passiert war, wenn sie es selbst nicht wusste? Zwar konnte man die Mitglieder des Teams an Bord beamen, aber… Als sie das entsetzte Aufkeuchen des Captains hörte, wusste sie, dass es keiner weiteren Erklärung bedurfte. Sie beide betraten die Leichenhalle. Cal riss entsetzt die Augen auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)