Schweinehunde unter sich von CaptainCalvinCat ================================================================================ Kapitel 12: Getroffen ging Ari zu Boden. ---------------------------------------- Getroffen ging Ari zu Boden. Das Lächeln, das der Mann, der sich selbst Cal nannte, aufgesetzt hatte, ließ Leroy Jethro Gibbs kalt. Dieser Mann hatte sich einfach – ohne auf Backup zu warten – auf seinen Feind gestürzt und war mit ihm aus dem Fenster gefallen. Ein solcher Plan hätte ‚Cal’ bei ihm eine Kopfnuss eingebracht. Aber – die Mission des jungen Mannes schien, nach dem Grinsen Cals und Agathas zu schließen, erfolgreich gewesen zu sein. „Ich hab ihn selber in der Arrestzelle abgeliefert und – alles ist in bester Butter.“, erklärte der Mann gerade, als ein leises Sirren, beinahe wie von einem Moskito zu hören war, das langsam immer lauter wurde, bis Cal aufschrie und nach hinten fiel. Nicht schon wieder! , schoss es Gibbs durch den Kopf und er sah, statt des jungen Mannes plötzlich die mit weit-aufgerissenen Augen daliegende Caitlynn Todd, deren Kopf ein großes Loch aufwies. „Cal!“, hörte er Agathas entsetzte Stimme, riss sich in die Realität zurück, war bei ihr und gab ihr einen Stoß, der sie zu Boden gehen ließ, ehe er in dem bestem Kommandotonfall, den er gerade aufbringen konnte, ein raues „Alle auf den Boden und in Deckung“ bellte. Die eisblauen Augen Leroy Jethro Gibbs schlossen sich kurz, als er einen Schritt nach hinten machte und sich an der Kante des Labortisches, auf dem Abby oft ihre forensischen Experimente veranstaltete, festhielt. Die Reaktionen darauf waren vielschichtig – von Tim kam ein besorgtes „Boss?“, während Ziva, Abby und Tony ein lautes „Gibbs!“ ausstießen, selbst vom gerade die Forensik betretenden Ducky kam ein besorgtes „Jethro, geht es Dir gut?“ Kurz schüttelte er den Kopf, um wieder klar zu werden. Verdammt, was war eigentlich passiert? Er schaute in die Runde, nickte nur und schaute dann die Buchstabenkombination auf dem Bildschirm unverwandt an. Ducky folgte seinem Blick. „Oh je.“, machte er und schien plötzlich um Jahre gealtert, „Kate.“ „Nein.“, machte Tony plötzlich in einem sehr bestimmenden Tonfall, „Es kann nicht sein. Ari ist tot. Du hast ihn umgebracht, Ziva. Und das war nicht erst gestern, ich meine…“ Er lächelte sein DiNozzo-Lächeln, dass diesesmal allerdings eher gezwungen, denn wirklich ehrlich und charmant wirkte, „Es liegen fünf Jahre zwischen den beiden Ereignissen. Es kann nicht Ari sein.“ „Einer meiner Vorfahren“, hörte der Italiener plötzlich Duckys Stimme, „hatte einen Leitspruch. Wenn man alles Unwahrscheinliche ausschliest, muss das was übrig bleibt, und sei es noch so unwahrscheinlich die wahrheit sein.“ McGee schaute ihn lächelnd an: „Du warst mit Sherlock Holmes verwandt, Ducky?“ „Nein, Timothy, aber mit seinem geistigen Vater. Sir Arthur Conan Doyle. Du hast mir doch mal eines dieser Mangas ausgeliehen. Der Charakter, der dort die Hauptrolle innehat, ist ein glühender Verfechter dieses, wie ich sagen möchte, großartigen Schriftstellers.“ „Ducky!“, machte Gibbs und schaute ihn aus seinen Augen an. Der Schotte nickte. Auch jetzt, fünf Jahre nach den Ereignissen, die sie Kate gekostet hatten, war der Terrorist ein wunder Punkt in der Seele Leroy Jethro Gibbs. Auch, wenn er ihn lieber vor Gericht gesehen hätte, so war der Tod, der Ari durch die Hand seiner Halbschwester wiederfahren war, so etwas wie „ausgleichende Gerechtigkeit“ gewesen. Und der Fakt, dass dieser Tod offenbar so leicht zu überlisten war, dass er jetzt, fünf Jahre später wieder zumindest namentlich auftauchte, brachte das Blut Gibbs zum Kochen. „Abby“, sagte er, ohne die Stimme großartig zu erheben, „Ich möchte, dass du Dich in die Sicherheitskameras aus Zivas Nachbarschaft einklinkst – um 14.00 Uhr hat es auf sie und Tony einen Anschlag gegeben.“ „Jawohl, Gunny.“, salutierte Abby und machte sich daran, den von ihr erhaltenen Auftrag auszuführen. Gleichzeitig wandte sich Gibbs an McGee: „Du klinkst dich in die Überwachungskameras des Navy Yard ein. Der Schweinehund könnte sich hier einschleichen und ich will wissen, wem ich trauen kann, und wem nicht.“ Anschließend schaute der grauhaarige Chefermittler zu Tony und Ziva herüber: „Ihr geht nochmal alle Fallakten der letzten fünf Jahre durch – listet mir alle Schweinehunde auf, die gegen euch einen Groll haben.“ „LeFrey kann es nicht sein.“, fragte Tony, was Ziva dazu brachte, ihn verblüfft anzuschauen: „Wer?“ „Ein Waffenhändler, der … erm…“ Der Halbitaliener stockte und schaute sich – nur mit den Augen – suchend um, ehe er verblüfft lächelte: „Was … was ist mit euch?“ „Du hast gerade festgestellt, dass LeFrey es nicht sein kann.“, sagte Ziva und Tony schüttelte den Kopf: „Habe ich nicht.“ „Doch.“ „Nein!“ „DOCH!“ Tony hatte gerade den Mund geöffnet, um zu protestieren, doch er schloss ihn wieder,als er und Ziva eine Kopfnuss bekamen. „Konzentriert euch auf den Fall.“, sagte Gibbs nur und ging zur Tür. Ziva schaute zu Tony und streckte ihm die Zunge raus. Jeanne Benoit hätte nie geglaubt, dass das alles nochmal passierte. Seit 3 Jahren hatte sie ein ruhiges, friedliches Leben gelebt, es war ihr gelungen, den Verlust Tonys zu überwinden, es war ihr gelungen, die Trauer um ihren Vater in die Arbeit zu investieren und sie hatte es tatsächlich geschafft, noch besser und effizienter zu arbeiten als vorher. Natürlich war sie Ärztin geblieben – das war der Job, den sie lebte, liebte und atmete. Aber sie hätte nie gedacht, dass sie das alles nochmal einholen würde. Wie naiv das war, bemerkte sie, als die Tür aufging und zwei ziemlich verschrammte Gestalten hereingebracht wurden. Eine hübsche Rothaarige und ein junger Typ, der sich mehr um die Rothaarige, als seine eigene Gesundheit sorgte, was ihn die Architektur des Gebäudes mindestens einmal spüren ließ, als er gegen einen – aus seiner Sicht – extrem dämlich platzierten Pfeiler lief. Sie schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Es erinnerte sie an die beiden Junkies, die Tony seinerzeit in der Leichenhalle… Tony. Und plötzlich war alles wieder da. Das Herzrasen, das sie gespürt hatte, wann immer sie ihn sah. Die Wut, diese unmenschliche Wut, die sie empfunden hatte, als er ihr zugesagt hatte, das nichts von alldem real gewesen war und das er nur an ihren Vater herangewollt hatte. Die komplette Wut auf den NCIS und auf Madame Director Shepard, die die ganze Mission und das Alias Tony DiNardo für den Italiener aufgebaut hatte. Gut, Director Shepard war vor ein paar Jahren bei einem Hausbrand gestorben und aus dem Grund erinnerte sie das Auftreten der Beiden einerseits an die beiden Junkies und zum anderen an … „Damit wir es gleich klarstellen.“, sagte die Rothaarige in ihren zerfetzten Kleidern, „Mir geht es gut, sie müssen mich nicht untersuchen, geben Sie mir neue Klamotten, dann kann ich gehen.“ „Unterschreib ich.“, sekundierte der Mann neben ihr und beugte sich dann interessiert vor, um ihren Namen auf dem Brustschild zu lesen: „Doktor Benoit, Sie werden feststellen, dass es uns gut…“ Er stockte. „Benoit, woher kenn ich den Namen?“, fragte er sich laut und schaute sie kurz an. Dann zuckte er zusammen, denn die Rothaarige warf ihm einen Mörderblick zu: „Oy. Spaceman. Komm nicht auf dumme Gedanken.“ „Schon klar, Donna.“, grinste der Mann und schaute nun wieder sie, Jeanne an, „Ich… nun… ich komm gleich drauf. Auf jeden Fall geht es uns gold. Sie können uns dann wieder entlassen.“ Sprachs, drehte sich um und wollte gehen, doch er stockte und wandte sich an ‚Donna’: „Können wir doch, oder?“ „Wie kann Ari noch leben?“, fragte McGee einen wild auf seinen Computer einhackenden Tony DiNozzo, welcher ihn aus grünen, funkelnden Augen anschaute und ein genervtes „Frag mich was Leichteres“ murmelte, ehe er sich wieder seiner Aufgabe widmete. Dann hörte er, wie Ziva etwas fragte und musste kurz blinzeln, ehe er sie verblüfft anschaute. „Wer?“ „Na, der Rest meiner Familie. Admin, Arif… vergiss nicht Rebekka. Die sind doch alle hinter dir her.” Tonys grüne Augen bohrten sich in Zivas nussbraune und er hatte das dumme Gefühl, dass sie das, was sie da sagte, tatsächlich glaubte. Agatha wusch sich gerade die Hände. Sie warf einen Blick in diesen Krankenhausspiegel, hatte sich gerade ihrer zerfetzten Kleidung entledigt und betrachtete nun die Klamotten, die ein Lieferant vorbeigebracht hatte. Aus dem Paket entnahm sie zunächst einen kleinen Brief – er mochte nicht größer als DinA5 sein – der folgenden, knappen Text enthielt. Neue Kleidung nötig. Spesenkonten sind was Feines. Grüße K. Agatha grinste. Der gute Frank Krispy war in dieser Zeitebene Leiter der „Stelle für Ausrüstung Zeitorientierter Anpassung“. Offenbar hatte Vance ihn informiert, dass Cals und Agathas Kleidung nicht mehr dem vorzeigbaren Standard entsprach und daraufhin hatte Frank ihr und Cal neue Kleidung zukommen lassen, die wenig aufsehen erregen sollte. Ein hellblaues Langarmshirt rahmte ihren schönen Oberkörper ein, während ihre langen Beine in einer Blue Jeans steckten. Die Füße hatte sie in dunkle Socken gehüllt und trug dazu bequeme Schue, die einen leichten Absatz hatten. An und für sich war die Kleidung für diese Zeitebene angemessen und durchaus schick und – wenn sie das mal so sagen durfte, fand sie, dass sie in dieser Kleidung ziemlich gut aussah. „Schicker Fummel“, hörte sie plötzlich eine Stimme, die sie zusammenfahren ließ. In der Tür stand Cal, die Arme vor der Brust verschrenkt, sich in den Türrahmen lehnend und schaute sie von oben bis unten an. „Steht dir.“, sagte er mit einer gewissen Gelassenheit, löste sich von der Tür und trat auf sie zu. Noch bevor sie wusste, was wirklich los war, merkte sie, dass ihr kalt wurde. Das war nicht Cal. Jedenfalls nicht der, den sie liebte. Ein lüsternes Lächeln erschien auf den Lippen des Captains. „Ich verstehe dich ja, Agatha“, sagte er und sie merkte, wie es ihr fröstelte. Er nannte sie sonst nie „Gatha“. Gathy, Agatha-chan oder Agatha, aber „Gatha“ war neu. Das war nicht Cal. Und als er noch näher trat, in ihre Privatsphäre, tat sie das, was sie bei ihrem ersten Kennenlernen auch gemacht hatte. Sie zog ihr Knie an und versenkte es in seinem Unterleib. „Das… wirst Du bereuen.“, murmelte der Mann, der wie Cal aussah, und klappte nach hinten. „Das werden wir sehen.“, zischte Agatha und schaute ihn wütend an, ehe sie ihren Kommunikator hervorholte: „Silverbird an Cat?“ „Ja, Cat hier?“ Erleichtert atmete sie durch und drehte sich kurz um: „Wo bist du?“ „Im Männerwaschraum, wieso?“ „Dann war Traceless gerade hi…“ Damit drehte sie sich nochmal um – und stockte. Der andere Cal, der ja nur Traceless gewesen sein konnte, war weg. „Gathy?“, hörte sie ihren Captain, schüttelte den Kopf und räusperte sich: „Ich glaube, Traceless hat mich gerade besucht. Wir treffen uns am Ein…“ Sie stockte erneut, als sie etwas aus dem Kommunikator hörte. Schüsse. „Verdammt.“, murmelte sie und rannte los. Sie erreichte den anderen Waschraum rechtzeitig, um sich in den Anschlag einzumischen. Da stand, mit einer erhobenen-schallgedämpften Waffe ein Mann mit einer Clownsmaske auf dem Kopf und feuerte immer wieder auf eine Toilette. „STIRB!“, schrie der Typ und in dem Moment warf sich Agatha mit ihrem vollen Körpergewicht gegen den Mann. Sie war wohlgeformt, aß regelmäßig und viel und trieb viel Sport um ihren Körper in Form zu halten – also war sie zwar nicht wirklich schwer, aber flink und hatte die Gesetze der Physik auf ihrer Seite. Sie trieb ihren Körper mit voller Wucht seitlich gegen den Typen, was diesen aus dem Gleichgewicht brachte und verblüfft zur Seite taumeln ließ. Dann wirbelte er herum, zielte, doch da war sie schon ausser Schussbahn, wirbelte ebenfalls um die eigene Achse und durch die wild wehenden roten Haare hätte der Typ zornig funkelnde, grüne Augen erkennen können. Doch in dem Moment traf ihr Schuh seine Wange, riss ihn um und ließ ihn zu Boden taumeln. Seine Waffe schlidderte aus seiner Reichweite und Agatha kam zum Stehen, die Hände in Karate-Abwehrhaltung vor den Körper gebracht. Sie funkelte ihr Gegenüber an, der sie anstarrte, als käme sie vom Mars. „D… Du?“, machte er und rappelte sich hoch. Agathas Atem ging schneller, sie brachte sich wieder in Kampfbereitschaft und sah ihn aus zu Schlitzen verengten Augen an: „Wer bist du?“ „Gathy…“, brachte in dem Moment jemand aus der Toilette hervor und, als sich die Tür öffnete, taumelte ein ziemlich bleicher Cal heraus. Er sackte erschöpft in die Knie und wischte sich über die Stirn, ehe er einen Blick auf seine Hand warf. „Ich blute.“, stellte er fest und schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske: „T… Traceless.“ Weiter kam er nicht, denn seine Augen rollten nach oben und er sackte nach vorne. Agatha war jedoch schnell. Sie warf sich vor ihn, hielt ihn fest, sodass er nicht schon wieder mit dem Kopf auf die Fliesen schlug. Dann bettete sie ihn vorsichtig auf den Boden, schaute zu dem Typen mit der Clownsmaske, der sich aufrichtete und sich eben jener Maske entledigte. „Gathy, ich bins… Cal.“ Und gerade, als sie ihn verblüfft ansehen wollte, spürte sie einen heftigen Schlag auf den Kopf – dann gar nichts mehr. Tonys Finger hackten treffsicher auf die Buchstaben der Tastatur ein. Er seufzte und las sich die Liste derer, die ihn tot sehen wollten, durch. Da kam eine beachtliche Menge zusammen. Da war Francis Gironimo, den alle nur „Frankie, die Flunder“ nannten. Es war einer seiner ersten Fälle gewesen und so mit einer der leichtesten in seiner Laufbahn. Frankie hatte nie zu den sonderlich intelligenten Menschen auf Gottes weitem Erdenrund gehört und hatte, in seiner Eigenschaft als Mafia-Killer den chinesischen Buchhalter Sam Sung für den Diebstahl einer knappen Millionen Dollar bestraft. Leider mit einer Schusswaffe und leider mitten in einem vollbesetzten Zugabteiles eines Zuges, der von Baltimore nach Washington fahren sollte. Eine unüberschaubar große Anzahl von Zeugen hatte die Tat miterlebt und man war in den obersten Reihen des Geronimo-Klanes der Meinung, dass es die Familie billiger käme, Frankie für knapp 10 Jahre einzusperren, anstatt 25 Zeugen einzuschüchtern oder umzubringen. Zumal „die Flunder“ sowieso nur deshalb Killer war, weil er der Lieblingsneffe des Familienoberhauptes war. Man hatte ihm den Fall auf einem Silbertablett serviert und … Tony schüttelte den Kopf, als er las, dass „die Flunder“ vor ein paar Jahren im Gefängnis umgebracht worden war. Er konnte es also nicht sein. Wer sonst käme in Frage? Kurz ließ er seine Gedanken wandern, geriet ins Träumen. Ziva, die mit ihm durch den Abendhimmel tanzte, schoss ihm durch den Kopf. Allein die Vision dieser schönen Frau in einem blauen, rückenfreien Kleid, ließ seinen Verstand arbeiten und… Er blickte verdattert auf den Bildschirm. Im Dokument „Verdaechtigenliste.doc“ fanden sich neben einigen Gangstern, die er in den letzten Jahren hinter Gitter gebracht hatte, auch einige Namen, die ihm so gar nichts sagten. Wieso stand dort der Name „Admin“? Er kannte niemanden, der so hieß. Aber hatte nicht auch Ziva gerade von einem Menschen namens Admin geredet und einer Person namens Arif? Selbst dieser Name fand sich im Dokument. Verdammt, hatte sie ihn so unter Kontrolle, dass sie nur etwas sagen musste und er würde es aufschreiben? Oder was war hier los? Agaha öffnete ihre Augen und fühlte sich schwer. Sie blinzelte kurz und stellte fest, dass ihr Kopf auf etwas Weichem ruhte. Ihr Erinnerungsvermögen setzte ein und sie sah vor ihrem inneren Auge ihren blutenden, erschlafften Freund in ihrem Schoß. Schnell fuhr sie hoch. „CAL!“, schrie sie und hielt sich dann den schmerzenden Schädel, ehe sie protestierend mit den Zähnen knirschte. Sie konnte mit Sicherheit sagen, dass jemand an ihrem Bett saß, aber sie war nicht in der Lage, ihn zu erkennen. Blinzend versuchte die schöne XO ihren Blick scharfzustellen und es gelang nach einigen Versuchen auch. Tatsächlich, da saß Cal. Er hatte die Augen geschlossen und war im Stuhl in sich zusammengesagt und… hatte ein langes Messer an seiner Kehle. Agathas Blick folgte der Klinge bis zu einer Hand mit wohl manikürten, beinahe dolchartig-spitz zulaufenden Fingernägeln. Die Besitzerin dieser Hand hatte einen Arm, der zwar einiges an Muskelmasse hatte, aber immer noch feminin genug wirkte, um … Agatha schluckte. Die Person, die vor ihr stand, trug eine merkwürdige Variante der Sternenflottenuniform: High-Heels, einen kurzen Rock, der ihre schlanken, muskulösen Beine zeigte, ein bauchfreies, knappes Top, das nur das nötigste bedeckte. Die hübsche XO war, was Kleidung anging, selbst nie wirklich ein Kind von Traurigkeit, aber das schien ihr ein wenig zu gewagt. Und als sie das Gesicht der Frau sah, zog sie eine Grimasse. „Traceless, glaubst Du wirklich, dass Du mich diskreditieren kannst, indem du mich wie eine Schlampe durch die Gegend laufen lässt?“, fragte sie und machte Anstalten, aus dem Bett zu kommen. Ihr Gegenüber schenkte ihr einen verwunderten Blick. „Das ist ein schlechter Scherz, oder?“, fragte die Person und schaute sie an: „Ich soll Traceless sein? Dieser Waschlappen? Ich bin Agatha Silverbird, Kommandantin der I.S.S. Dragonfly – und jetzt sag mir nicht, dass Du aus einem Paralleluniversum stammst. Vermutlich noch aus dem ‚guten’, was?“ „Paralleluniversum?“, fragte Agatha und schaute ihr Gegenüber an: „Und könntest Du eventuell das Messer von Cals Kehle nehmen? Warum machst Du das überhaupt?“ Die andere Agatha zuckte mit den Schultern: „Erstens war mir langweilig und zweitens hatte er keinen Argoniesimulator bei sich. Ich meine, wenn ich schon Leute in die Vergangenheit schicke, damit sie Captain Stone töten, dann sollen sie das auch richtig machen und sich nicht mit dem NCIS anlegen und dann im Krankenhaus landen.“ Die XO der USS Dragonfly hatte das Gefühl, dass sie den Boden unter den Füßen verlöre und sah die Kommandantin der ISS Dragonfly ein wenig verdattert an: „Dein Cal sollte Captain Stone töten ?“ „Ja klar.“, sagte die Andere und ihre hübschen, grünen Augen funkelten in unstillbarem Hass auf, „Ich meine, der Typ war nicht einmal in der Lage, zu Verhindern, dass Ziva David dem NCIS beitritt. Das geht ja mal gar nicht.“ „Und wenn ich Dir jetzt sage, dass er da gar nich dein Cal ist, sondern meiner?“ „Dann würde ich Dich fragen, wie ich in dieses Univer…“ Weiter kam sie nicht, denn von jetzt auf gleich war die komplette Gestalt verschwunden. Agatha blinzelte und machte sich nun daran, aus ihrem Krankenbett zu entkommen. Nach einem erfolglosen Versuch gelang es ihr und sie eilte zu Cal, der immer noch bewusstlos im Stuhl hing. „hey, Schatz, wach auf, okay?“ Damit beugte sie sich vor und verpasste ihm zwei, drei sanfte Schläge auf die Wange, die schließlich Erfolg zeigten. Der Captain stöhnte schläfrig, ließ seinen Kopf nach vorne sinken und öffnete die Augen. Dann sah er sich um und betrachtete seine XO von oben bis unten. „Hübsch.“, murmelte er benommen, atmete einmal tief durch und lächelte, „Aber zieh dir lieber wieder die Klamotten von gerade an.“ ‚Typisch Cal’, schoss es Agatha durch den Kopf,’Er sollte sich lieber mehr um den Job kümmern, als darum, meine Formen auswendig zu lernen.’ „Das war ich nicht, das war eine Agatha aus einem Paralleluniversum.“, seufzte sie und Cal schüttelte den Kopf: „Ich meine nicht das Nichts aus Stoff, das die Andere trug. Ich meine das, was Krispy für uns gekauft hat.“ Damit stand er auf und sackte nach vorne. Agatha fing ihn auf und streichelte ihm sanft über das Gesicht, ihn dabei besorgt anblickend: „Cal!“ In diesem Moment bemerkte sie eine bläuliche Verfärbung seines Gesichts, knapp überhalb des rechten Wangenknochens. Ein Hämatom. „Ich bin okay, nur… nur ein wenig müde. Ich meine, das musst du dir vorstellen. Ich überrasche Traceless auf der Herrentoilette, wie er sich in mich verwandelt. Also greife ich ihn an, während er mit Dir telefoniert. Und plötzlich kommst Du um die Ecke und schlägst mich zusammen. Ich dachte erst, jetzt gibt es Tracy-boy doppelt. Aber dann taucht auch noch eine zweite Agatha auf und verpasst Dir einen Schlag auf den Kopf. Ich dachte, ich seh nicht richtig.“ Agathas Mund stand offen: „Schatz, du warst der Clown mit der Maske?“ „Ja klar“, sagte der Captain und schaute seine Freundin ein wenig verdattert an, „ich meine, die Anweisung war doch, die komplette Verkleidung anzulegen.“ Die hübsche XO grinste und schüttelte den Kopf. Dann schaute sie ihn an und sagte, mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen: „Meinst Du nicht auch, dass es eher sein kann, dass er sich vertan hat? Ich meine – er hat auch einen Kostümverleih. Da kann doch mal was durcheinander kommen.“ Nun war es am Captain, zu grinsen: „Wie gut, dass ich mich gegen den Clownsanzug entschieden habe. Ich bin nicht so der Freund davon, durch die Gegend zu laufen und zu fragen ‚Why so serious?’.“ „Wobei du einen verdammt guten Joker abgeben würdest, Puddin’.“, grinste Agatha und Cal zwinkerte ihr zu: „Danke, Harley.“ Zivas nussbraune Augen zeigten eine gehörige Portion Verwirrtheit, als sie einen Blick auf die Liste der möglichen Verdächtigen warf, die sie gerade eben getippt hatte. Es war einfach nur merkwürdig, dass sie Namen aufschrieb, die sie eigentlich nicht kannte. Sie erinnerte sich nicht daran, dass Michael Rivkin eine Schwester namens Rebekka gehabt hatte – und dennoch schrieb sie diesen Namen auf. Auch eine Frau namens Ilena war ihr nicht bekannt und dennoch tauchten die Namen Admin und Arif auf und sie hatte das Gefühl, dass diese Personen irgendwas mit einer Frau namens Ilena und mit ihr selbst zu tun hatten. Sie wusste nur partout nicht mehr, woher sie diese Namen kannte. Abby Sciuto schob mit einem Grinsen auf den Lippen das Skellett, dem sie eine graue Alienmaske aufgesetzt und das sie entsprechend ausstaffiert hatte, dorthin, wo es hingehörte. Es war faszinierend gewesen, zu sehen, wie der ach so tapfere Tony DiNozzo zurückzucken konnte, wenn er einem Alien gegenübestand. Sie musste erneut lächeln, es war… einfach nur schräg. Als sie die Tür schloss und wieder alleine mit dem Grey auf dem Monitor war, trat sie auf das ausdruckslose Gesicht zu, zog sich den Stuhl heran, setzte sich und lehnte sich zurück. Sie schaute das Wesen an. „Ich weiß, was Du sagen willst, H’lk.“, eröffnete sie den Monolog, „Es war schon unfair meinen Freunden gegenüber. Aber – meine Güte, wenn sie die Bedrohung durch euch nicht ernst nehmen, muss ich doch helfen. Oder, was meinst Du?“ „Ich meine, dass Du dich wieder an die Arbeit machen solltest.“, erklang plötzlich die Stimme von Ziva. Erschrocken fuhr Abby herum und schaute die Israelin an. „Hey“, machte sie, winkend und legte dann den Kopf schief. Sie hatte jetzt erst die Chance, Zivas Outfit zu begutachten. „Hm, Du ziehst Dich auch häufig um, oder?“, fragte sie und deutete auf den weißen Laborkittel, den die hübsche Frau aus Israel trug. Verblüfft schaute diese an sich herunter, sah dann zu Abby und zuckte mit den Schultern: „Also, Abigail, wir wissen, dass Ari hinter mir und meinem Partner her ist – ich brauche nochmal die Daten aus dem Fall von Damals.“ Die Laborgoth nickte dienstbeflissen: „Aber natürlich – schon klar. Ich meine, es wird …“ Sie machte eine kurze Pause, atmete tief durch und schaute Ziva dann wieder an: „Es wird schon hart. Der Fall hat uns alle mitgenommen.“ „Ich weiß. Es war ein herber Verlust, aber Gibbs braucht die Fakten heute. Schließlich wollen wir den Typen hinter Gitter bringen.“ Abby nickte, drehte sich um und schaute kurz zu dem Alien, das sie H’lk getauft hatte, „Tut mir leid, wir unterhalten uns gleich weiter, okay?“ Damit schaltete sie das Programm aus und machte sich daran, die Daten aus dem Fall, der sie Kate gekostet hatte, herauszukramen. „Ich versteh nur nicht, wie der Typ wiederkommen konnte. Ich meine – er ist tot. Mausetot.“, erklärte Abby dann und wandte sich kurz zu Ziva: „Und glaub mir, ich bin froh. Denn… nimms mir nicht übel, ich mochte Kate und…“ Weiter kam sie nicht, denn sie glaubte, dass sie träumte. Im Türrahmen stand nicht nur diese wirklich schräge Version von Ziva, sondern auch eine ungeduldig dreinblickende Caitlynn Todd. „Ich mag dich auch, Ziva, aber… ich würde es bevorzugen, wenn wir den Mörder von Tony endlich hinter Gitter bringen könnten.“ Abby blinzelte, schaute zu Ziva, die der Anwesenheit der Toten offenbar nicht viel Bedeutung beimaß. Stattdessen schaute sie zu Abby: „Du hast Kate gehört.“ Die Laborgoth schluckte, stand auf und ging auf Kate zu, welche sie ein wenig verblüfft anschaute und zurückschreckte, als Abby sie kurz an der Schulter berührte. „Geht es Dir gut?“, fragte die ‚Leiche’ und Abby musste zugeben, dass sie erstens für eine Halluzination furchtbar fest war und zweitens für eine Leiche viel zu gesprächig. „Wir wollen Ari endlich hinter Gitter bringen, nachdem wir 5 Jahre drauf verwendet haben, diesen Mistkerl zu stellen.“, erklärte Kate dann und Abby fühlte sich, wie vor den Kopf geschlagen. „J… ja klar.“, machte sie, „Ich… ich muss nur eben hoch, ins Büro. Ich brauche von Gibbs die nötige Freigabe.“ Damit wollte sie losgehen, doch Ziva schaute sie an: „Gibbs, ja? Das ist nicht witzig. Du weißt sehr gut, dass McGee seinen Posten beerbt hat, nachdem er damals bei der Bombenexplosion gestorben war.“ ‚Okay,’, sagte sich die Goth und schaute von der lebenden Toten zur Israelin und wieder zurück, ‚Entweder du bist gerade eingeschlafen und dieser Traum ist die gerechte Strafe für den Streich, den du den anderen gespielt hast, oder du wirst vollkommen verrückt.“ Kurz überlegte sie, denn ihr fiel eine dritte Lösung ein. Tony DiNozzo hatte sich in den Waschraum zurückgezogen. Sein Gesicht musste einfach mal mit kaltem Wasser Kontakt aufnehmen, damit er sich besser fokussieren konnte. Nachdem er sich eine Handvoll eiskalten nassen Wassers ins Gesicht gejagt hatte, stellte er fest, dass hierbei wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken war, denn die Kälte war nicht in der Lage die Taubheit, die seine Gedanken befallen hatte, aus seinem Kopf zu verbannen. Im Gegenteil – er hatte sogar das Gefühl, dass dieser Zustand zunähme. Verdammt , dachte er sich, Du bist schon ein Special Agent. Nicht mal in der Lage, dich für fünf Minuten zu konzentrieren… Das Geräusch einer sich öffnenden Tür ließ ihn zusammenzucken. Kurz schaute er in den Spiegel, um zu sehen, wer dort in den Waschraum kam und staunte nicht schlecht. Dann umspielte ein ironisches Lächeln seine Lippen, als er sich umdrehte, und in seine eigenen, grünen Augen blickte. „Traceless“, sagte er in diesem beinahe-Plauderton, den er über die Jahre kultiviert hatte, „Endlich verwendest Du mal das Gesicht einer Person, die Stil hat.“ Die Reaktion des Verbrechers war nicht in der Lage, ihn zu überraschen – allerdings erstaunte sie ihn. In einer schnellen Bewegung hatte der Mann, der mit seinem Gesicht unterwegs war, die Waffe gezogen und bellte: „Bundesagent, Hände hoch und auf den Boden!!!“ Der angesprochene Halbitaliener konnte nicht verhindern, dass er grinste. „Hey, das war gut. Das war beinahe echt!“ Sein Gegenüber schaute ihn aus zornig-funkelnden grünen Augen an: „Heben Sie die Hände und legen Sie sich auf den Boden! Das ist meine letzte Warnung, ich werde schießen!“ Tony musste lachen. Es erinnerte ihn wirklich sehr daran, wie er sprach, wie er sich bewegte oder wie er sonst war. Dieser Traceless war tatsächlich gut. „Du bist…“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment gellte ein lauter Schuss durch den Waschraum. Hinter ihm zersprang der Spiegel und Tony konnte fühlen, wie die Gesichtsmuskeln die Arbeit aufnahmen, um den Ausdruck zu ändern. Hatte er erst noch gelächelt, beinahe gegrinst, schaute er sein Gegenüber nun ernst an. „Okay, Traceless, du hast deinen Spaß gehabt, du hast mich in der Toilette erschreckt, das ist in Ordnung. Aber wenn Du jetzt anfängst, herumzuballern, werde ich ungemütlich, haben wir uns verstanden?“ Erneut hob der andere die Waffe, Tony warf sich aus dem Schussfeld, als die Waffe des Mannes, der wie er aussah, zwei große Löcher in das Spiegelbild stanzte. Zivas Kopf ruckte von ihrer Arbeit hoch, als ein Schuss aus dem Männerwaschraum kam. Hatte sie sich gerade verhört? Dann knallte es noch zwei Mal und dieses Mal war sie sich sicher, dass es auch die anderen vernommen hatten. „McGee!“, rief die hübsche Israelin, der Beamte nickte, holte seine Waffe aus der Schublade und folgte ihr Verdammt, wo bleibt die Verstärkung – hört das keiner?! , dachte er sich und warf einen Blick in den Spiegel. Und dann blinzelte er. Sein Ebenbild war fort. Dafür ging die Tür auf und Ziva, sowie zwei bewaffnete NCIS-Agenten kamen herein, um den Raum zu sichern. „Ihr kommt zu spät, Jungs.“, sagte Tony aus seiner Deckung und richtete sich auf: „Er ist weg.“ „Was war hier los?“, fragte McGee und schaute sich die drei sauber eingestanzten Löcher in der reflektierenden Oberfläche des Spiegels an: „Hast Du versucht, dich mit ner Neun Millimeter zu schminken, Tony?“ Der wütende Blick ließ ihn beinahe etwas zusammenzucken, doch dann trat der Angesprochene auf ihn zu und schüttelte den Kopf: „Ich hab keine Ahnung, Bambino. Ich habe absolut keine Ahnung.“ McGee saß ein paar Minuten später alleine im Bullpen. So ganz traf „Allein“ nicht zu, es gab immer noch genügend Mitarbeiter die unter dem Milchglasdach arbeiteten, aber er war der Einzige aus seinem Team, der auf die Tastatur einhackte. Sein Auftrag war deutlich gewesen – er sollte prüfen und eruieren, von wo Ari sich in den NavyYard hätte schleichen können und wem Gibbs trauen konnte. Das war nicht unbedingt eine einfache Aufgabe, schließlich arbeiteten hier eine Menge Menschen. Und von denen allen wollte der Boss nun einen Vertrauensbeweis. Das war wirklich Arbeit. Aber – eine Arbeit die ihn irgendwie entspannte. Schließlich konnte er so seine Menschenkenntnisse weiter schärfen, was ihm für die Arbeit an seinem neuen Deep Six Buch zu Gute kam. Man hatte ihn gebeten, er möge nochmal eine Fortsetzung schreiben und da ihm dieser Nebenjob sogar noch Spaß machte, sah er da keine Probleme. Der Fall musste erst noch gefunden werden, aber er hatte bis zum 21. November Zeit, zumindest eine erste Konzeption zu schreiben – und das waren ja beinahe noch zwei Monate. Wenn ihn dann keine Schreibblockade behinderte, wäre der zum 21. schon in der Lage, die ersten beiden Kapitel vorzulegen. Neulich hatte er lachen müssen, als er in einem Interview las, dass Richard Castle die Bücher von Thom E. Gemcity auf dem Nachttisch stehen hatte. Vielleicht sollte er Castle einmal anrufen und fragen, was er von einem Joint Venture hielte – Heat in Washington , sozusagen. Vielleicht konnte er ja auch einmal ein paar Fragen an Kate Beckett stellen… wobei er schon sah, wie Beckett sich wunderbar mit den realen Vorbildern für die Charaktere aus Rock Hollow verstand. Oh ja – das würden einige sehr interessante Abende in der Bar werden, in der Ziva ihre Abende verbrachte. Er sah es schon richtig vor sich. Die langen Beine Kate Becketts wurden übereinander geschlagen und sie schaute Ziva David an. Diese trank gerade einen Schluck des von ihr georderten Cocktails und schüttelte lachend den Kopf: „Ich konnte es mir am Anfang absolut nicht vorstellen. Ich meine – der Mann sitzt vor der Schreibmaschine und überlegt ernsthaft, wie mein Körper ohne Unterwäsche aussieht und, wie dieser Typ, der Tony sein soll, dann diesen leidenschaftlich erkundet.“ Beckett stimmt ebenfalls in das Gelächter mit ein, trinkt ebenfalls einen Schluck und sagt dann: „Aber wenigstens schreibt er nicht, dass er derjenige ist, der mit Ihnen leidenschaftlichen Sex hat.“ „Da haben sie recht.“ Und gerade, als er das Lachen der beiden hübschen Frauen richtig hören konnte, glaubte er, eine Fata Morgana zu sehen. War da gerade Kate im Aufzug verschwunden? Also Seine, die süße Superheldin? Schnell war er auf den Beinen, wenngleich er sich dachte, dass das Blödsinn wäre und … stieß mit einer vollkommen aufgelösten Abby zusammen. „Tim, Tim, Tim, Tim, Tim, Tim“, machte sie und der Computerexperte hielt sie fest: „Abby, ich bin hier, was gibt es?“ „Hast Du sie auch gesehen?“, fragte die hübsche Goth und Tim schaute sie an: „Wen meinst du?“ „Kate!“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Der Computergeek nickte und schaute seine Partnerin an: „Ich glaube auch, dass ich sie gesehen habe.“ Damit seufzte er, griff zu seinem Handy und ließ es aufschnappen. Er wählte die Nummer von Gibbs. In diesem Moment öffnete sich die Aufzugtür. Als Cal und Agatha den Aufzug verlassen wollten, stieß eine attraktive Brünette mit der Rothaarigen zusammen. Kurz schauten sie sich an – Agatha hatte das Gefühl, sie schon einmal irgendwo gesehen zu haben – und dann ließ sie sie mit einem „Entschuldigung“ passieren. „Kommst du?“, fragte der Captain der Dragonfly ungeduldig und gerade, als er sich umdrehen wollte, stand plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen, Abby vor ihm. Cal machte einen Schritt zurück, streckte beide Hände aus und sagte schnell, und mit einem beinahe verängstigten Tonfall: „Ich bin ich, bitte, nicht schneiden.“ „Was?“, machte Abby, schüttelte dann den Kopf und schob den Captain weg, „Ich muss zum Aufzug. Ich glaube, ich habe gerade Kate…“ Weiter kam sie nicht, denn Agatha griff sie und drehte sie zu sich um, sodass sie ihr in die Augen sehen konnte: „Caitlynn ‚Kate’ Todd? Ein ehemaliges Teammitglied von Ihnen?“ „Ja“, sagte Abby, „Kate war bei uns, ehe Ziva dazustieß. Sie… ´“ Die hübsche Laborgoth stockte und schaute zu Boden, ehe Tim die Gelegenheit beim Schopf ergriff und sich einbrachte: „Sie starb vor knapp 5 Jahren. Erschossen, durch…“ Dann schaute er die beiden Offiziere an: „Hey, was macht Ihr eigentlich hier?“ Agatha seufzte tief. „Okay – Leute, das wird jetzt ein wenig kompliziert, aber… könntet Ihr bitte alle zusammentrommeln, die zum Team gehören? Gibbs, Ziva, Tony?“ „Klar.“, nickte der IT-Experte und tat wie ihm geheißen. Ein paar Minuten später saß Commander Agatha Silverbird im Büro des Directors, am Konferenztisch hatten sich die angeforderten Mitglieder des Major Response Teams versammelt, inklusive eines Sternenflottencaptains der ein wenig gelangweilt dreinblickte und einem dunkelhäutigen Sternenflottencaptains der genau das nicht tat, sondern mit voller Aufmerksamkeit das Gesicht der hübschen Rothaarigen studierte. Diese räusperte sich gerade und was sie nun sagte, ließ die Mitglieder von Gibbs Team ein wenig verblüfft dreinblicken. „Ist euch ‚Murphys Gesetz’ ein Begriff?“, fragte die Frau und McGee nickte: „Klar, was schiefgehen kann, geht schief.“ „Oder: Was passieren kann, wird passieren.“, sagte Abby und schaute dann in die Runde, ehe sie erklärend nachsetzte:, „Ihm wird beides mehr oder weniger nachgesagt.“ „Ja – ich meinte den zweiten Satz.“, sagte die Rothaarige und schaute wieder in die Runde: „Man kann auch sagen, dass dieser Satz die Begründung für die Theorie der Parallelen Realitäten ist, in der mit jeder Entscheidung eine unendliche Anzahl an alternativen Universen geschaffen wird.“ Cals Kopf ruckte hoch, er schaute zu Agatha und grinste: „Das heißt, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir sitzt und tatsächlich versteht, was für einen Quatsch Du da erzählst?“ Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf den Lippen der Commander: „Ein Jack-O’Neill-Zitat in den Raum zu feuern, hilft auch nicht weiter. Und ausserdem könnte es sogar sein, dass irgendwo da draußen eine Variante von Mir da sitzt, wo du stehst, und genau so unintelligent dreinblickt, wie Du es gerade tust, weil eine Variante von Dir diesen „Blödsinn“ von sich gibt.“ „Weiter bitte.“, sagte Gibbs und klang eine Spurweit ungeduldig, „Ich will wissen, warum meine Labortechnikerin und mein Computerexperte unabhängig von einander mir gesagt haben, dass sie eine Frau gesehen haben, die seit Jahren tot ist.“ „Und eine Ziva, die einen Laborkittel trug.“, ergänzte Abby und schaute die hübsche Israelin an: „Übrigens, stand dir sehr gut. Ich würde an deiner Stelle mal darüber nachdenken, mir nicht so einen zuzulegen.“ Damit wechselte sie kurz einen Blick mit Tony und lächelte Ziva anschließend an: „ich kenne zumindest einen, der von deiner Wandlungsfähigkeit begeistert sein würde.“ „Abs.“, machte Gibbs und klang noch genervter als vorher. Agatha räusperte sich. „Also, Leute, wir sollten uns wirklich konzentrieren.“, leitete sie ein und schaute zu Gibbs herüber: „Warum Ihre Leute ein totes Teammitglied gesehen haben, kann ich Ihnen erklären. Weil irgendwo in einer parallelen Realität damals eben nicht Kate gestorben ist, sondern …“ „Tony!“, schoss Abby dazwischen und schaute den Halb-Italiener an, „Laut dieser Ziva und dieser Kate hat Ari damals Dich erschossen.“ „Wie erbaulich.“, kommentierte der Mann und fuhr sich über den Hals, „Was bin ich froh, dass dies nur eine parallele Realität war.“ „Aber so real, wie diese hier.“, erklärte Cal, der sich aufgerichtet hatte, „Das haben wir an eurem Spiegel gesehen.“ Tony runzelte die Stirn: „Dann war das gar nicht euer Traceless?“ Kurz zuckte der Captain nachdenklich die Schultern, ehe er aufstand und seine Position neben Agatha einnahm: „Es könnte auch Traceless gewesen sein, klar – aber anhand der aktuellen Situation und dem vermehrten Auftauchen von Doppelgängern aus anderen Universen, tendiere ich eher dazu, dass es eine Art Parallel-DiNozzo war.“ „Und wie kommen sie darauf?“, fragte Ziva und schaute die Beiden an. Agatha seufzte: „Ich habe… naja, ich habe zwei Doppelgänger gesehen. Einen von Cal und einen von Mir.“ „Aber könnte das nicht auch Traceless gewesen sein?“, meldete nun Leon Zweifel an und Cal nickte: „Rein Theoretisch könnte es auch Tracy-Boy gewesen sein, aber… ich darf Sie mal an die Kirk-Berichte erinnern, wie die Kleiderordnung im Paralleluniversum aussieht? Knapp, Knapper, am Knappsten? Ich glaube nicht, dass Traceless so rumlaufen würde.“ „Kirk?“, schoss McGee dazwischen und schaute überrascht zu Cal und Agatha herüber. Der Captain der Dragonfly stoppte und nahm Blickkontakt zu McGee auf: „Ja, wieso?“ Kurz schien der Computerfreund zu überlegen, ob er etwas sagen sollte, doch dann schüttelte er den Kopf: „Nein, ist in Ordnung. Ich… ich hätte da nachher nur mal eine Frage.“ Kurz flammte etwas wie Mißtrauen in Captain Cats Blick auf, doch dieser Funken war so schnell verschwunden, wie er gekommen war. Dann schaute er wieder in die Runde. „Vermutlich bricht die Raum-Zeit-Barriere in sich zusammen.“ „Hm“, grinste DiNozzo, „Vielleicht hat Torchwood 1 ja wieder einmal ein Raum-Zeit-Barrieren-Aufhebungs-Dingsi gebaut.“ Dieser Satz brachte die anderen Mitglieder seines Teams dazu, ihn ein wenig verblüfft anzusehen. Dies merkend, räusperte er sich: „Was ist?“ „Du Heuchler.“, grinste Ziva, „Du hast doch immer gesagt, dass Du Science-Fiction-Shows nicht ausstehen kannst.“ „Hey, das habe ich nie gesagt. Ich kann nur nichts mit diesem Doctor What anfangen.“ „Doctor Who.“, korrigierte Cal grinsend, was Tony dazu brachte, mit den Schultern zu zucken: „Wie auch immer, aber es ist eines der berühmten W-Frageworte, oder?“ “Und das mit dem Raum-Zeit-Dingsi war auch in dieser Serie.”, sagte McGee und Tony rollte mit den Augen: „Ja, McTelevision, ich weiß. Aber…mir gefällt Torchwood einfach besser.“ „Doch nur weil dich Gwen ein wenig an Ziva erinnert.“, grinste der Computertechniker und verstummte, da ihn just in diesem Moment eine Kopfnuss getroffen hatte. Gibbs funkelte zu Cal und Agatha herüber: „Klartext bitte. Wie können diese Paralleluniversen sich mit unserem Universum übeschneiden.“ Der Captain zuckte mit den Schultern und schaute zu Agatha, die ebenfalls nur mit den Schultern zucken konnte: „Ich habe da eine Theorie, aber…“ „Aber was?“, fragte Gibbs und schaute die fragend an. Die hübsche Rothaarige zuckte erneut mit den Schultern: „Diese möchte ich lieber erstmal mit jemand anderem besprechen. Wenn Sie mich entschuldigen wollen.“ Damit griff sie zu ihrem Kommunikator und verließ den Raum. Cal schaute ihr hinterher, ließ seinen Blick über den schwingenden Hintern gleiten, als er das ermahnende Räuspern von Ziva hörte. Schnell, als habe er sich verbrannt, zuckte der Captain zusammen und schaute in die Runde: „Ja… äh… ich glaube, sie wird sich jetzt beraten.“ Kaum, dass sie das Büro Vances verlassen hatte, wandte sie sich an Cynthia: „Entschuldigung, aber – hätten Sie was dagegen, für mich bei jemandem anzurufen?“ Die hübsche Frau schaute die Rothaarige an und schüttelte den Kopf: „Ich bin nicht die Auskunft. Aber … wenn Sie wollen, nehmen Sie sich das Telefon und rufen Sie selbst an.“ Agatha seufzte, nahm den Hörer in die Hand und wählte die Vorwahl von Colorado Springs, ehe sie wartete. Das Freizeichen erklang. Die XO warf einen Blick auf die Uhr. Es war eigentlich kurz nach Feierabend, sie musste doch da sein. Kurz knackte es in der Leitung, dann hörte sie, wie jemand abnahm. „Samantha Carter hier?“ „Sam, hier ist Agatha, grüß Dich.“ Und dann begann die Rothaarige, zu sprechen. Policeman Dave Speed war die blöden Witze leid. Er war einer der Jüngsten der Truppe, hatte blaue Augen, blonde Haare und wann immer er sich vorstellte, machten die Leute, die alt genug waren, diesen Film zu kennen, Gags, summten die Erkennungsmelodie oder dachten sich andere Gemeinheiten aus. Aber er hieß – verdammt nochmal – Dave Speed und er konnte nichts dafür, dass Anfang der Achtziger ein Film namens „Der Supercop“ mit Terrence Hill und Ernest Borgnine in den Hauptrollen in den Kinos gelaufen war. Der Film handelte von einem Polizisten, der - Überraschung, Überraschung – Dave Speed hieß.Und wann immer sich die Gelegenheit ergab, wurde er damit aufgezogen. So offenbar auch heute. Die Zentrale hatte ihn zum ehemaligen Fabrikgelände von „Mad Cow Middleton Inc“ geschickt, einer alten Firma, die sich früher auf Katzenfutter aus reinem Rindfleisch spezialisiert hatte. Als dann der Rinderwahnsinn in den Medien aufkam, verloren die Kunden schneller das Interesse an Mad-Cow-Katzenfutter, als man „Bovine spongiforme Encephalopathie“ sagen konnte. Seitdem ließ die Nachfrage nach Mad-Cow-Katzenfutter immer mehr nach, bis schließlich, in den frühen 2000ern die Geschäftsleitung keine andere Möglichkeit sah, als die Firma zu verkaufen. Auftritt „Middleton Inc“. Man beschloss, neue Märkte zu erschließen, sprich, sich weiterzuentwickeln. Die Rezeptur wurde verändert, das Rindfleisch wurde getestet und dennoch war die Nachfrage unwiderruflich weggebrochen. Man versuchte, sich noch etwas zu Halten, aber es gab keine Rettung mehr. Seit 2010 wurde der Betrieb endgültig abgewickelt. Der Polizist hielt seinen Wagen auf dem menschenleeren Parkplatz, schaltete die Scheinwerfer aus und den Wagen ab, ehe er ausstieg. Mit einem schnellen, geschulten Blick sah er sich um. Nichts. Was hatte er auch erwartet? Es war ja nicht so, als ob er zu diesen Menschen gehörte, die an Geister oder sonstiges glaubten. Nein - für ihn war einzig das Rationale das Wahre. Es gab weder Geister noch Sonstige Spukgestalten. Während er sich umblickte, fiel ihm auf, dass sein Wagen doch nicht der Einzige auf dem Parkplatz von MadCow war. Da stand tatsächlich noch ein weiteres Auto – ein japanischer Kleinwagen. Kurz neugierig geworden ging er auf das Gefährt zu und warf einen Blick hinein. Wer auch immer der Fahrzeughalter sein mochte, wer auch immer den Wagen fuhr, er hatte Schwierigkeiten, denn ein Blick auf das Amarturenbrett verriet ihm, dass die Batterie des Autos schon vor ein paar Stunden den Geist aufgegeben hatte. Seufzend schritt Speed zu seinem Auto zurück, holte die Maglite heraus und tat das, weswegen er hergekommen war. Er durchsuchte die Gebäude. Die Tür des Konferenzraums öffnete sich und mit einem zufriedenen Lächeln auf den hübschen, vollen Lippen betrat Agatha Silverbird das Zimmer. Sie blickte sich um und schaute dann zu Cal. Kurz zwinkerte sie ihm zu – äußerst vergnügt – ehe sie sich an die Anderen wandte. „Es ist so, wie ich vermutet hatte. Eine Koversion aller möglicher Paralleluniversen auf einen Punkt findet statt. Das Raum-Zeit-Gefüge bricht quasi zusammen, wenn Ihr so wollt.“ Damit verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken und ging auf einen gelangweilt dreinblickenden Cal zu. „Hilfst Du mir, Schatz?“, fragte sie und ehe der Captain fragen konnte, was los war, hatte sie ihn gegriffen und nach vorne gezogen. Dann deutete sie auf ihn: „Darf ich vorstellen. Calvin Nathan Cat, Kommandant der USS Dragonfly. Ein freundlicher, wenn auch nicht sonderlich schlauer Offizier, der mehr durch Zufall Captain wurde, denn durch wirkliches können.” „hey!“, machte Cal und stockte, als Agatha ihn am Arm griff und nach vorne zog. Dann legte sie beide Hände auf seine Schultern, drückte sie ein wenig zurecht, veränderte seine Positur und fuhr ihm dann durch die Haare. „Das ist Doktor Calvin Nathan Cat, Nobellpreisträger für angewandte Astrophysik.“ ‚Doktor’ Calvin Nathan Cat schaute seine XO ein wenig verdattert an und man konnte sehen, wie der Captain sich offenbar insgeheim fragte, ob Agatha nicht in Wirklichkeit Traceless war. Und wieder griff sie ihn, legte eine seiner Hände auf ihre Hüfte, die andere auf ihre Schulter und drückte ihn an sich: „Das ist Cal – der Liebhaber meines parallelen Gegenstücks.“ Sie schaute in die Runde, machte sich von Cal los, der sie inzwischen noch verdatterter anblickte und räusperte sich: „Habt ihr Fragen?“ „Ja, ich“, kam es von Cal, „Was soll diese Kostümshow ohne Kostüme? Ich glaub, die Leute wissen, was ein Paralleluniversum ist.“ Ziva räusperte sich. „Die Theorie ist natürlich bekannt.“, sagte sie, ehe sich ein leichtes, fast nicht zu bemerkendes Lächeln auf ihre Lippen schlich: „Aber die Demonstration war auf jeden Fall interessant. Allerdings habe ich tatsächlich eine Frage – wie ist diese Konversion auf einen Punkt geschehen?“ Nun zog Agatha eine Grimasse und schaute zu Boden: „Nun – ich glaube, dass wir da einen kleines, nicht unbeachtliches Scherplein zu dieser Situation beigetragen haben könnten.“ „Wir?“, schaute Cal sie fragend an und Agatha beugte sich vor, ehe sie ihm ins Ohr flüsterte: „Erinnerst Du dich an die Amnesia-Granate, die ich Tony dagelassen habe?“ „Ja?“ „Nun, sie hatte einen anderen Effekt.“ Plötzlich wurde der Captain ein wenig bleich, kratzte sich am Nacken und sagte: „Du … du meinst, dass Die Zeit zurückgespult wurde, das… hätte gar nicht so passeiren sollen?“ Agatha schüttelte den Kopf: „Nein, eigentlich nicht. Kannst Du mir erklären, wieso die Zeit zurückgedreht wurde?“ Cal schluckte: „Nun – erm… wenn ich ehrlich bin, kann ich mit diesen ganzen lateinischen Namen nix anfangen. Ob da nun Amnesia steht oder Temporala…“ Die hübsche XO schüttelte den Kopf: „Das Ganze hat die Zeitlinie natürlich ein wenig durcheinander gebracht.“ „Und… wieso?“, fragte Cal, woraufhin sich Agatha an Tony widmete: „Sie haben doch sicherlich Serien auf Video aufgenommen, oder?“ Der angesprochene Halbitaliener legte die Stirn in Falten: „Ja – aber warum fragen Sie?“ „Was passiert, wenn sie ein und die selbe Stelle immer wieder und wieder überspielen?“ „Naja, irgendwann könnte das Band den Geist aufgeben.“, erklärte der Angesprochene und schaute von Agatha zu Cal und dann wieder zurück: „Wollt Ihr mir sagen, dass genau das mit der Zeitlinie passiert ist?“ „Das wird es wohl sein.“, sagte Agatha und stockte, als Gibbs ein „Zu einfach“ murmelte. „Bitte?“, fragte sie und schaute den Mann mit den eisblauen Augen an. Dieser räusperte sich und stand auf. Er schaute ins Rund und sagte nur ein Wort: „Ari.“ Dabei breitete er die Arme aus, als wäre das alles, was er sagen müsse, damit die anderen die selbe Epiphanie bekämen, wie er. Tatsächlich schaute McGee ihn kurz verblüfft an, ehe er sich einen kleinen Notizblock nahm und begann, in ihn hereinzuscribblen. Gibbs schaute zu Cal, Eisblaue Kommandantenaugen trafen braune Möchtegernkommandantenaugen und erneut sagte Gibbs nur das eine Wort. Als Cal ihn verständnislos anblickte, rollte die Ermittlerlegende mit den Augen und verpasste dem Kommandanten der Dragonfly eine Kopfnuss. „Tut mir leid, ich spreche kein Gibbs.“, erklärte der Captain und schaute dann zu Vance: „Verstehen Sie ihn?“ Vance schaute kurz zu seinem besten Mann herüber und zuckte dann mit den Schultern. „Keine Ahnung. Aber es gefällt mir nicht.“ „Mir auch nicht.“, sagte Ziva und sah zu Tony, dann zu McGee, der immer noch schrieb und dann zu Abby, die ihren Blick erwiderte. Plötzlich sprang der Romancier auf. „Ich habs!“ „Na endlich.“, kam es grinsend von Gibbs. Der Gang vor Speed war dunkel. Was hatte er eigentlich erwartet? Helle Lichter? Die Firma war so gut wie abgewickelt, oder besser gesagt, war schon abgewickelt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bulldozer kamen und den ganzen Laden plattmachen würden. Dennoch hatte die Zentrale ihn hierher geschickt. Weswegen wusste Speed auch nicht, allerdings bezweifelte er, dass es etwas mit dem Auto zu tun hatte, das auf dem Parkplatz stand. Als sich die Tür hinter dem Polizisten schloss, hörte er einige Meter vor sich ein Geräusch. Schnell hatte Speed seine Taschenlampe gezückt und Sekundenbruchteile später flammte ein greller Lichtkegel auf, der die Dunkelheit des Raumes wie ein Schwert zerteilte. Dave Speed – der Supercop – war bereit für den Einsatz. Sie befanden sich im MTAC, hatten diverse Sitze eingenommen. Der Captain der Dragonfly hatte einen Platz ganz oben besetzt und zu Agatha geschaut: „Erinnert dich das nich auch an eine heimelige Kinoatmosphäre? Vorne der Film – vorzugsweise einer mit Untertiteln – meine Hand, die über deine Beine gleitet und…“ „Augen nach vorne, Soldat.“, sagte Agatha schelmisch grinsend, „Dafür haben wir nach Beendigung der Situation noch genug Zeit.“ „Zeit, hm?“, fragte der Captain, „Wie ironisch.“ McGee räusperte sich, schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren, die sich einen der hinteren Plätze gesichert hatten und sagte, mit einem leichten Lächeln: „Wenn ich um alle eure Aufmerksamkeit bitten dürfte?“ „Hoffentlich fängt er nicht wieder mit seinem Rocket-Man-Vortrag an.“, murmelte Abby, was ihm einen scharfen Blick McGees eintrug, ehe er sich zum Videoschirm umwandte. „Die richtige Zeitlinie ist uns bekannt. Wir leben in ihr.“, sagte er und ließ ein Foto vom NCIS-Major-Response-Team erscheinen, das seinerzeit auf irgendeiner Weihnachtsfeier gemacht wurde. „Dies ist unsere Zeitlinie.“, erklärte er und wandte sich dann an einen Techniker: „Wenn ich bitten dürfte?“ „Natürlich.“, sagte der Mann und ein weiteres Bild erschien. Es war ein Foto von einer anderen Weihnachtsfeier, die Jahre zuvor stattgefunden hatte, und auf dem Kate noch zu sehen war. „Von diesem Moment an nehmen wir an, dass es Möglich ist, Leute aus einer Zeitlinie zu extrahieren, ohne die Geschehnisse der Zeitlinie, die danach erfolgten, zu verändern. Nehmen wir an, dass jemand es geschafft hat, Ari Haswari vor seinem Tod in Gibbs Haus zu bewahren.“ Der Captain aus der hintersten Reihe schaute auf: „Ari Haswari ist tot? Seit wann das denn? Ich denk, der is Rennfahrer.“ „Cal“, flüsterte die XO, „Ich glaube, der heißt anders.“ McGee räusperte sich erneut und auch Gibbs drehte sich um und warf beiden Offizieren einen bösen Blick zu, der sie verstummen ließ. Dave Speed hieß nicht nur „Der Supercop“, weil er ein Namensdoppelgänger des Filmcharakters war – man nannte ihn auch deswegen so, weil er es geschafft hatte, in seinen 5 Jahren, die er nun schon Dienst auf den Straßen Washingtons tat, niemals ernsthaft verwundet zu werden. Dabei war er mitunter auf den gefährlichsten Pflastern dieser Stadt unterwegs, hatte es schon mit Drogendealern, Zuhältern und ähnlichen Persönlichkeiten zu tun gehabt und immer, wenn ihm jemand eine Kugel verpassen wollte, schaffte er es, diesen Jemand davon zu überzeugen, dass Gewalt keine Lösung wäre. Ja, Dave Speed war ein Supercop. Das half ihm in der gegenwärtigen Situation allerdings auch nicht, denn er ging – vorsichtig und Schritt für Schritt – mit einer Taschenlampe bewaffnet durch einen dunklen Korridor einer Art Bürogebäude. Mit wachen, blauen Augen, die wirklich eine gewisse Ähnlichkeit zu Terrence Hill hatten, schaute sich der Policeman um, ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen und widmete seine Aufmerksamkeit nun dem Namensschild, das an einer Tür angebracht war. Richard Grayson Senior. Speed musste lächeln. Mit den Graysons war er befreundet – den Sohn, Richard Junior, den alle nur „Dick“ nannten, kannte er aus der Highschool und als sie die ersten Batmancomics lasen, fand Dick es gar nicht lustig, dass dort ein Sidekick namens Robin auftauchte, der im Privatleben eben Dick Grayson hieß. Ricahrd Grayson Senior kannte die Batmanhefte offenbar nicht, oder – wenn er sie kannte – interessierte sich nicht dafür. Und dieser Richard Grayson Senior war Buchhalter bei MadCowMiddleton Inc. Interessant. Das hatte Speed wirklich nicht gewusst, denn, nachdem Dick sich unsterblich in eine Frau verliebt hatte, die – von allen möglichen Namen – ausgerechnet Barbara Gordon hieß, hatte er sich nach New York abgesetzt. Dick und Barbara Grayson führten dort ein beschauliches Leben als Investmentbanker – wobei das Leben inzwischen auch nicht mehr so beschaulich war, wie sich Speed denken konnte. Und als er so über seine Kindheit nachdachte, stellte er fest, dass der liebe Gott oder das Schicksal oder wer auch immer, die richtige Portion Humor hat, um die richtigen Leute in einer Nachbarschaft anzusiedeln. Dave Speed, Dick Grayson, Barbara Gordon, sie alle wohnten in einem Mehrfamilienhaus, zusammen mit einem Wissenschaftler namens Bruce Banner, einem Zeitungsreporter namens Clark Kent, einem Polizisten, der Hal Jordan hieß und einer Botschafterin, die auf den Namen Diana Prince hörte. Oft genug, wenn Dave in seinen Comics schmökerte, stellte er sich vor, wie sich Dick und Barbara aus ihren jeweiligen Kinderzimmern abseilten und dann Verbrechen bekämpften, wie sich Clark Kent die Brille abnahm und als Superman die Welt rettete und Diana Prince im tiefdekolletierten Büstier als Wonder Woman auf Verbrecherjagd ging. Aber natürlich war dem nie so. Der Clark Kent aus der Realität wurde bei einem Bericht über den Mord an einem Mann, den man „Frankie, die Flunder“ nannte, von der Mafia aufgesucht und „schlief bei den Fischen“, Botschafterin Prince arbeitete heute bei der UNO, Hal Jordan war sein Vorgesetzter und von Bruce Banner hatte man nie wieder etwas gehört, nachdem er einen Selbstversuch an sich… nein, nur Scherz. Bruce hatte es geschafft, in der letztjährigen Ölbohrplattformkrise einen kühlen Kopf zu bewahren und diverse Ideen vorzuschlagen, wie man mit der Krise umgehen konnte. Hauptberuflich war er inzwischen als Professor beim M.I.T. angestellt. Und das Superheldenhaus, indem sie alle gewohnt hatten? Es stand immer noch, allerdings wurde die Gegend immer unattraktiver und infolgedessen standen dort inzwischen etliche Wohnungen leer. Eigentlich schade, denn die lustigen Stunden, die Dave dort verbracht hatte, würde er vermutlich immer noch im Gedächtnis haben, wenn er starb. Was schneller passieren könnte, als gedacht, denn in diesem Moment riss ihn ein Geräusch aus den Gedanken, dass verdächtig nach einem Röcheln eines Sterbenden klang. Tony musste gegen seinen Willen grinsen. Diese Besprechung versprach so zu werden, wie jede, die McGoogle leitete. Und das bedeutete für den geneigten Standardzuhörer eines – gepflegte Langeweile. Man konnte McGee eines attestieren – er hatte wirklich die Gabe, aus den Fällen jedes, noch so kleinste Detail herauszukitzeln und zu präsentieren, allerdings hatte sich genau das als der größte Launekiller überhaupt erwiesen. Wer einmal einer Präsentation McGees über ein bestimmtes Thema – beispielsweise über die Cyberverbrechen, die das Land heimsuchten – zuhörte, stellte fest, wie schnell die Neugierde auf das, was der Mann einem sagen wollte, Langeweile wich. Lustigerweise war McGees Schreibstil flott und durchaus unterhaltend, wenngleich der Halbitaliener es dem Romancier nie auf die Nase binden würde. Doch die beiden Sternenflottenoffiziere versprachen eine gewisse Abwechslung, besonders als der Mann begann, zu kommentieren. „Wie ich schon sagte.“, fuhr McGee fort, „Wenn wir einmal in Betracht ziehen, dass jemand eventuell Ari Haswari vor seinem Tod bewahrt und in die Gegenwart geholt hat und gleichzeitig eine Zeit-Rückspul-Granate geworfen wird, könnte das das Raum-Zeit-Kontinuum schwächen. Und wenn dann auch noch mehrere Versuche unternommen werden, eine neue Zukunft zu erschaffen…“ „Eine neue Zukunft?“, fragte Gibbs und nun räusperte sich Cal: „Naja, ich meine… da versucht jemand, euch zumindest zu zeigen, dass ihr in Gefahr seid, oder?“ Der Korridor war und blieb Dunkel – abgesehen von dem hellen Lichtstrahl, den die Taschenlampe in die Dunkelheit entsandte. Speed spürte, wie sein Atem schneller ging. Er war eigentlich niemand, der sich schnell ängstigte, aber… irgendwie erschien ihm die Umgebung unheimlich. Hier stimmte etwas nicht, die ganze Gegend schien so surreal. Und dann hatte er plötzlich das Gefühl, dass er hinter sich jemanden atmen hörte. Schnell wirbelte er herum – doch da war niemand. Speeds Herz begann, auf Hochtouren zu arbeiten. Eigentlich wäre es am besten, wenn er Verstärkung rief… also glitt seine Hand zum Funkgerät und in diesem Moment erklang wieder dieses Stöhnen. Verdammt, da war jemand in Not. So schnell ihn seine Beine trugen, rannte er auf den Raum zu. Natürlich war dieser in Dunkelheit gehüllt, wenngleich er die Silhouette einer Gestalt erkennen konnte. Seine Taschenlampe flammte erneut auf , suchte ihr Ziel, fand es und… „Sagtet Ihr nicht, Ihr seid von einer Art „Sternenflotte“?, fragte McGee und schaute den Captain und seine XO neugierig an. Die beiden warfen sich einen Blick zu – konnte man es riskieren, ihm Bescheid zu sagen? Andererseits – im Zweifelsfall müsste Agatha halt nochmal ran. Schulternzuckend nickte Cal: „Ja, richtig.“ „Und habt Ihr da auch Raumschiffe?“ „Keine Sternenflotte ohne Raumschiffe.“, grinste Agatha und McGee nickte: „Hey, aber jetzt sagt mir nicht, dass eines eurer Schiffe Enterprise heißt.“ Cal schaute ihn überrascht an: „Wie – wie kommen Sie gerade auf Enterprise ?“ „Ich hätte auch Voyager oder Defiant sagen können.“ Agatha merkte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann. Nein, das konnte doch nicht sein… Der Captain reagierte dieses mal schneller, griff die Hand McGees und schnitt kurz hinein. Genervt rollte dieser mit den Augen und schaute die beiden Offiziere an: „Ich bin weder euer Traceless, noch ein Wechselbalg.“ „Aber, Sie kommen aus der Zukunft, hm?“, fragte Agatha und McGee schüttelte den Kopf: „Nö, ich komm aus der Gegenwart.“ „Aber woher wissen Sie dann etwas von den Schiffen Enterprise, Voyager und Defiant ?“ Cals Gesicht war eine einzige Maske des Unglaubens, als der Computerfachmann grinste. Er drehte den Monitor zu den beiden Offizieren der Sternenflotte um und rief eine Homepage auf. Youtube. Dann gab er etwas ein und Agathas Augen wurden untertassengroß, als sie vorlas: „Cal, da steht…“ „Ich kann es lesen, Agatha.“, sagte der Kommandant, und seine Stimme nahm eine Grabestiefe an, „ The battle of Wolf 359 .“ „Verdammt, das war eine…“, setzte er dann an und hielt sich die Hand vor den Mund, als sei ihm plötzlich übel geworden. McGee konnte sehen, dass in seinen Augen tränen schillerten. Offenbar war seine XO diese Reaktion vertraut, denn sie legte eine Hand auf seine Schulter und ließ es zu, dass er sie umarmte und sein Gesicht in ihrer Halsbeuge barg. Beruhigend streichelte sie ihm über den Rücken und schaute dann McGee an. „Es war unser Elfter September.“, sagte sie knapp und ließ dann wieder, in einer beruhigenden Geste, ihre Hand über Cals Rücken gleiten: „Ist ja gut, Cal. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Erneut nahm sie Blickkontakt mit dem Computerspezialisten auf: „Wir waren da. An Bord der U.S.S. Saratoga . Damals entkamen wir nur knapp dem Tod.“ „Sagten Sie, ‚ U.S.S. Saratoga “, echote McGee, „Soll das heißen, Sie waren mit Benjamin Sisko auf einem Schiff?“ „Woher kennen Sie Captain Sisko?“, fragte die hübsche XO und schaute ihn überrascht an, als sie seine Antwort erhielt: „Sie wissen, was eine Fernsehserie ist? Nun – es gibt die Abenteuer der Captains Kirk, Picard, Sisko, Janeway und Archer auf DVD.“ „ Was ?“, entfuhr es Cal und er riss sich von Agatha los, um McGee anzufunkeln: „Soll das heißen, dass die Leben und Leiden unserer Kollegen im Fernsehn bestaunt werden und zu Cola und Pommes konsumiert werden können?“ Agatha wollte ihm gerade wieder beruhigend die Hand auf die Schulter legen, doch Cal schüttelte sie ab. Offenbar war er gerade wütend, was Agatha durchaus verstehen konnte: „Wissen Sie, was für Probleme und was für unsägliches Leid… ach was frag ich da? Vermutlich haben es pubertäre Kiddies heutzutage nötig, sich Nacktbilder einer Person anzuschauen, die einen verdammt tragischen Charakter hat. Sie wurde einst von den Borg assimiliert und musste nun…“ „Seven of Nine.“, nickte McGee und Cal funkelte ihn erneut an. Man konnte deutlich merken, dass er am Liebsten den Computerexperten erwürgt hätte, doch Agatha war schneller. Sie griff den Captain und hielt ihn fest: „Sachte, Cal. Er kann nicht wissen, wie es ist, von Borg assimiliert zu werden. Er kann nicht wissen, dass man danach Jahrelang unter Albträumen leidet und wenn man das nicht, wie wir, gemeinsam durchsteht, daran einfach zerbrechen kann.“ Der Computerexperte schaltete schnell youtube aus und schaute zu Cal herüber: „Hören Sie, ich weiß, es mag nicht einfach für sie sein – aber… glauben Sie mir, wenn ich sage, dass es mir leid tut. Ich konnte nicht wissen, dass all die Geschichten von Gene Roddenberry und seinen Epigonen einer wahren Quelle entsprungen sind.“ „Ist okay.“, sagte Cal eine Spur zu knapp und seine XO küsste ihn auf die Wange, ehe sie zu McGee blickte: „Sie können mir wohl nicht sagen, wo genau man an die Informationen kommen kann? Ein Gene Roddenberry ist mir zumindest nicht geläufig.“ Der IT-Experte schluckte. Das war ja fast schon zu hart, dass die eigene Schöpfung über ihren Schöpfer nicht bescheid wusste. Er beschloss aber, das Thema nicht zu erörtern.“ Speeds eisblaue Augen waren entsetzensgeweitet. Was er dort sah war… er konnte es nicht beschreiben. Jemand hatte einen Toten aufgehängt – soviel konnte er schon sagen. Aber die Art und Weise, wie dieser jemand gestorben war… Man hatte seinen Körper in eine Körperhaltung gebracht, die nicht natürlich war. Es erinnerte den Polizisten an das Zeichen, das gemeinhin als „Klammer zu“ bezeichnet wurde. Oder an ein umgedrehtes C. Aber das war noch nicht das Schlimmste. Das erblickte er, wenn er in das leblose Gesicht des Toten blickte und das Nichts ausser bloßem Horror und Angst verriet. Wer auch immer ihn auf dem Gewissen hatte… es war keine nette Person gewesen. Und dann hörte er es wieder hinter sich, das Atmen. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen fuhr er herum und sah dieses Ding auf sich zukommen. Es war groß, grün, verdammt schlecht gelaunt und Speed wusste auf elementarer Ebene, dass es nichts bringen würde, seine Waffe zu ziehen und zu schießen. Ebenso würde der Versuch, zu fliehen, nicht von Erfolg gekrönt sein. Also blieb er ruhig stehen, schaute das Biest an und grinste. „Hey, Bruce Banner. Lange nicht gesehen. Was macht das Leben als Hulk?“ Das Wesen stockte und schaute ihn verwirrt an. Vielleicht könnte Speed doch fliehen? Doch dann machte das Biest einen Schritt nach vorne und der Polizist spürte einen sengenden Schmerz in seiner Brust. Erneut war er sich Bewusst, was passiert war. Das Wesen hatte ihn getötet. „Das ist echt nicht zu glauben.“, murmelte Cal und grinste über beide Ohren. Agatha, die mit vor der Brust verschränkten Armen im Raum auf und abtigerte, stoppte, und schaute ihren Freund an. „Was?“ „Wie bekloppt manche Leute sind.“, führte der Captain weiter aus und stand auf. Er ging auf Agatha zu, schaute ihr in die Augen und ergriff ihre Hände. Dann legte er eine auf seine Hüfte, die ander e auf seine Schulter, legte seine Hände nur um ihre Hüfte und behielt den Blickkontakt bei. „So.“ Die XO stutzte. „Und nun?“ „Ja, das wüsste ich auch gerne mal. Aber Animehentaigirlsaresweet1808 ist der Meinung, dass allein das die Frau dazu bringt, zu seufzen: ‚Nimm mich, Du Hengst.’“, erklärte der Captain und zuckte mit den Schultern: „Frag mich nicht. Es ist faszinierend, was manche Leute für Gedankengänge haben. Hier, ich zeig dir das mal.“ Damit nahm er sie bei der Hand und ging zu Tim McGees Schreibtisch. Er deutete auf den Computer. „Lies es dir durch, das … das ist echt der … wie sagt man hier? Der Burner?“, lachte Cal, stemmte die Hände in die Hüften und ging nun selbst, wie ein Tiger auf und ab. Er stoppte, schaute Agatha an und schüttelte den Kopf: „Ich meine, als ob ein Sternenflottenoffizier, wenn das Schiff unter Beschuss ist, nicht etwas anderes zu tun hat, als gleich die nächste Offizierin zu … Du verstehst?“ Seine XO grinste: „Sagt der richtige.“ „Was meinst du?“ „Terra Nova X?“, fragte sie mit einem süßen Lächeln und ihr Lächeln wurde noch breiter, als sie sah, wie Cal errötete. „Hey!“, sagte er, und man konnte seiner Stimme anhören, dass er sich rechtfertigen wollte, „Damals dachte ich, der Planet geht unter. Ich dachte wirklich, wir gehen drauf. Und Du warst dem Kuss ja auch nicht abgeneigt.“ Sie zuckte mit den Schultern: „Ja, aber überrascht, wenn man plötzlich 70 Kilo Cal im Arm hat, die einem die Luft mit den Lippen abschnüren.“ Der Captain schaute sie an, verschränkte die Arme und man konnte ihm ansehen, dass er gerade ein wenig beleidigt war. Leroy Jethro Gibbs warf brütend einen Blick auf den sogenannten „Zeitstrahl“, den McGee und Abby mit vielen Fäden, einem dicken Garn und einer Menge Post-It-Streifen gebastelt hatten. Gerade betrachtete er den gelben Minizettel, auf das Datum von Kates Tod stand. Von eben jenem Zettel lief ein straff gespannter Faden zu einem, einen knappen Meter entfernten Post-It, auf dem das heutige Datum stand, sodass das ganze Bild ihn an ein D, das auf dem Bauch lag erinnerte. Abby und Tim blickten sich an, sahen eigentlich recht zuversichtlich aus, doch Gibbs gerunzelte Stirn brachte den Computergeek dazu, seine Meinung über die Verständlichkeit des Modells zu revidieren. „Es ist eigentlich ganz einfach…“, setzte McGee an, was durch ein „Komplett logisch“ seitens Abby sekundiert wurde. Der leitende Senior Special Agent warf einen Blick auf den Faden, der sich von Kates Todesdatum zum heutigen Tag bog und nickte. „Natürlich. Jemand hat Ari eingefroren und nun wieder aufgetaut, nachdem Ziva ihm in den Kopf geschossen hatte?“, fragte er und schaute von Abby zu McGee. Dieser schaute seinen Chef ein wenig ratlos an: „Nun, wie man diesen Punkt erklären soll, weiß ich auch noch nicht, aber ich bin mir sicher, es wird dafür eine logische Erklärung geben. Wir sind hier nicht bei Star…“ Er stockte und schaute kurz nach oben – dorthin, wo er durch rasche Kombinationsgabe die Position seines Computers und damit der beiden Sternenflottenoffiziere ausgemacht hatte. „…trek“, sagte er und schaute zu Abby: „Wie konnte ich so blind sein?“ Damit lief er los. Die hübsche XO warf einen Blick auf McGees Computer, als der Inhaber des Rechners auf sie zugeprescht kam. „Commander.“, sagte er und Agatha schaute ihn an: „Das ist nicht deren Ernst, oder?“ Tim stoppte, schaute sie an und blinzelte verdattert: „Was ist wessen Ernst?“ Die Angesprochene deutete auf den Bildschirm: „Deanna Troi ist eine der nettesten und fürsorglichsten Frauen, die ich kenne. Sie hatte uns damals durch eine emotionale Krise geholfen und…“ Cal, der auf Zivas Platz saß, und sich offenbar auch über eine Internetseite scrollte, lachte kurz auf, warf einen Blick zu seiner Freundin und rollte mit den Augen: „Du hast noch gar nichts gelesen. Erinnerst Du dich an Jadzia? Ich hab ja immer gesagt, dass sie mehr zu Julian passen würde, als zu Worf, aber das Leute eine… Da wollen Leute Jadzia mit Kira…“ Er stoppte und schüttelte den Kopf. Dann stand er auf und schaute McGee an: „Die Menschen in Deiner Zeit haben echt n Schuss, Tim. Aber n extrem Großen.“ Damit deutete er auf den Bildschirm von Zivas Arbeitsplatz. „Ernsthaft. Bankenkrise? Leute, Ihr wisst doch gar nicht, wie gut ihr es habt. Ich meine… nat… natürlich das Leben ist hier nicht perfekt, aber ihr müsst keine Angst haben, dass die, die eigentlich eure Freunde sein wollen, plötzlich mit biologischen Implantaten versehen auf euch zugestakst kommen, wie Zombies in drittklassigen Schockern, und euch assimilieren wollen.“ „Nein.“, sagte McGee und seine Stimme nahm einen sehr ernsten Klang an, „Dafür weiß man hier nie, ob sich nicht einer in die Luft sprengt, weil er… Ihr habt ja schon einmal was vom Elften September gehört. Meint Ihr im Ernst, dass es uns hier gut geht?“ Der Captain schaute den Computerexperten an und zuckte mit den Schultern: „Ich sehe hier nirgendwo Menschen, die sich darum sorgen müssen, dass sie von den Borg assimiliert werden, Agent McGee.“ „Und ich sehe in Ihrer Zukunft niemanden, der Angst davor haben muss, dass er im Zuge des „heiligen Krieges“ getötet wird, oder dass er verhungern muss, Captain Cat.“ Mittlerweile hatte sich die Stimmlage des Agenten nach „bedrohlich“ gewandelt und er war auf den Mann aus der Zukunft zugetreten, so dass sich ihre Nasen beinahe berühren konnten. „Hehe.“, grinste Agatha, „Wenn das jetzt ne Fanfiction wäre, die könnte auch in eine ganz andere Richtung gehen.“ McGee runzelte überlegend die Stirn, Cal blickte an ihm vorbei zu Agatha: „Was meinst Du, Schatz?“ „Ich glaube, sie spielt auf Slash-Fanfics an, Captain.“, sagte McGee erklärend und der Captain runzelte nun seinerseits die Stirn. War der Gesichtsausdruck des Special Agents allerdings nachdenklich gewesen, konnte man bei Cal bloßes Unverständnis erkennen. „Slash-Fanfics?“, fragte er und Agatha rollte mit den Augen: „Hey, Du hast gerade von Kira und Jadzia gesprochen. DAS ist Slash.“ Der Kommandant der Dragonfly warf einen Blick zu McGee, dann zu Agatha und zuckte mit den Schultern: „Wir sind doch aber keine Frauen.“ „Das geht auch mit Männern.“, erläuterte eine um die Ecke kommende Ziva und schaute zwischen ihm und McGee hin und her – ein wissendes Lächeln auf den Lippen. Der Special Agent schaute seine Kollegin an: „Und woher weißt Du das?“ „Ich lese auch im Internet, McGee. Manche Sachen sind wirklich schräg.“, sagte die hübsche Frau mit einem amüsierten Funkeln in den Augen, als die Stimme von Gibbs durch den Bullpen schallte: „Schräg ist eigentlich eher, dass McGee plötzlich abgehauen ist, ohne uns zu sagen, wo er hinwollte.“ Der Angesprochene merkte, wie das Blut in sein Gesicht schoss. Erüberlegte kurz und nickte dann: „Tschuldige, Boss, wir haben uns gerade ein wenig verzettelt.“ Damit wandte er sich an Agatha. Sie schien immer noch die Vernünftigere der beiden Offiziere zu sein, und eventuell konnte sie ihm ja tatsächlich helfen. „Ich wollte nur wissen, in wiefern die Geschichte der Sternenflotte, mit all ihrer Technologie, ein Abbild eurer Realität ist.“, sagte er und Agatha atmete tief durch: „Nun… also… nach dem was ich so bei diesem Wiki-Dingsda gelesen habe, ist das alles eigentlich recht akkurat. Wir haben Phaser, Photonentorpedos, Quantentorpedos, wir können Knochen heilen, ohne, dass wir sie schienen müssen, Schnitte sind auch kein Problem und…“ „Und wie sieht es mit Beamen aus?“, fragte McGee und diesesmal schaltete Cal sich ein: „Klar gibt’s den Transporter. Wieso fragen Sie, Special Agent McGee?“ Kurz schaute der Romancier den Captain an, lächelte dann und schaute zu Gibbs: „Ich glaube, ich habe rausgefunden, wie Ari in unsere Zeit gebracht wurde. Man hat ihn einfach rausgebeamt.“ Die Labortechnikerin Abigail Sciuto quietschte beinahe vor Vergnügen. Soviele Leute hatten sich ja noch nie für ihr Labor interessiert. Da war natürlich das komplette Team um Gibbs, der Director und diese beiden schrägen Vögel, die sich mehr oder weniger alle in das Labor gequetscht hatten. Erneut hatte Tim vor ihnen die Erklärposition angenommen. Auha, das konnte was werden. Während McGee Luft holte, um erzählen zu können, was ihm durch den Kopf ging, betrachtete Abby den jungen Mann, der zu der hübschen Rothaarigen gehörte. Allein schon der Fakt, dass eine wirkliche Rothaarige mitgekommen war, faszinierte sie, denn sie konnte erkennen, dass diese Färbung Natur war. Früher waren solche Frauen auf dem Scheiterhaufen gelandet, weil man sie für Hexen hielt und heute wurden sie wieder verfolgt. Wenn auch nur von Leroy Jethro Gibbs – und „verfolgen“ war da auch ein falsch gewählter Ausdruck. McGee erklärte in diesem Moment in unglaublich vielen, unglaublich gebildet-klingenden Worten den Sachverhalt, den sie sowieso alle kannten, was ihm mindestens ein mal ein „Zur Sache, Elfenkönig“ von Gibbs eintrug. Sie musste lächeln. McGee war mal wieder in seinem Element und eigentlich machte es ihr gar nicht wenig Spaß ihm zuzuhören, wenn er sich nicht immer wieder wiederholen würde. Aber ein Teil von ihr konnte nicht anders, als bewundert zu ihm zu blicken. Es war einfach nur interessant, zu hören, was er wieder wusste – wenngleich die meisten Fakten, wie schon ausgeführt alte Hüte waren. Und gerade, als es spannend wurde, hörte Abby einen Schrei und ein lautes Zischen. Ihr Blick wandte sich vom „Elfenkönig“ ab, wobei sie sehen konnte, dass auch er erschrocken war und in einer anmutigen Bewegung hatten die kompletten Anwesenden NCIS-Agenten ihre Waffen gezogen und sie auf die Geräuschquelle gerichtet. Das laute „BUNDESAGENTEN“ war ein perfekter Chor und es machte Abby stolz, zu sehen, wie dieses Team funktionierte. Wie eine einzige, gut geölte Maschine. „Hey, ruhig Blut, ich bins nur.“, sagte das leise, verschüchtert klingende Stimmchen des Mannes, den sie als Cal kennengelernt hatte und der eine merkwürdige Waffe auf ihren „Alien-Dummy“ gerichtet hatte. Dann blickte er offenbar in die Augen der Rothaarigen, denn diese schüttelte nur lächelnd den Kopf, als er sagte: „Ich hab mich nur erschrocken, als ich … dieses Ding sah.“ „Das ist kein Ding, das ist H’lk von M’lm’c, er ist ein Grauer und… das ist ja mal ne coole Waffe. Darf ich sie mal sehen?“ Und schneller, als Cal eine Einverständniserklärung hätte abgeben können, hatte Abby ihm die Waffe abgenommen und betrachtete sie interessiert. „Das… das ist eigenltich…“, setzte Cal an und schluckte, als die hübsche Laborgoth den Phaser so hielt, dass die Mündung auf ihn deutete. Nun muss man dazu wissen, dass Cal zwar bevorzugterweise einen der Phaser verwandte, die Kirk und Co benutzten – sprich den, der noch aussah wie eine Pistole – allerdings nahm er doch meistens, gezwungener Maßen, das Standardmodell mit, das eben nicht wirklich nach Waffe aussah. Und wenn Abby nicht mitbekommen hätte, dass er ihren Alien abgeschossen hatte, wär ihr auch nicht bewusst geworden, was der Sternenflottenoffizier da in der Hand hielt. So aber betrachtete sie es und hielt die Waffe unwissentlich so, dass sie, wenn sie losgehen würde, den Captain träfe. Man konnte dem Gesichtsausdruck Cals den Gedanken „Hoffentlich hab ich das Ding auf Stufe 1 gelassen“ deutlich ablesen. „Abs.“, machte Gibbs und die hübsche Frau seufzte: „Natürlich, kein Problem.“ Damit gab sie dem Offizier das Gerät wieder, was dieser erleichtert seufzend an sich nahm und in den Halfter steckte. Dann schaute er sie an und als sie seinen Blick mißtrauisch erwiderte und offenbar kurz zu einem der Skalpelle blickte, sagte der Captain rasch und mit einer Stimme, die beinahe eine Spur zu hoch war: „Sie brauchen mich nicht zu schneiden, ich bin immer noch kein Formwandler.“ „Captain.“, sagte Gibbs nur und schaute ihn durchdringend an. „Tschuldigung, Boss.“, machte der Angesprochene, beinahe schon reflexhaft und merkte erst dann, was er gerade getan hatte. „Junge, das ist ein wenig merkwürdig.“, stellte er fest. Abby grinste, legte ihm einen Arm um die Schulter und sagte: „Das ist noch gar nichts. Warte mal ab, bis Gibbsman wirklich wütend wird.“ Damit zwinkerte sie ihm zu und lächelte: „Das willst Du gar nicht mitbekommen.“ Anschließend ließ sie den Captain wieder los, der eine Spur schneller als Notwendig zu Agatha ging und mit ihr einen besorgt-verwirrten Blick austauschte. Die hübsche Rothaarige lächelte nur wissend und schaute dann zu McGee. Dieser nickte und fuhr fort. „Also – meine Überlegung sieht wie folgt aus. Vielleicht hat jemand in der Vergangenheit Ari, bevor er dein Haus betreten hat, Boss, weggebeamt und wird ihn dann, wenn er seine Arbeit erledigt hat, wieder zurückschicken, damit er von Ziva erschossen werden kann.“ Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?“ „Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“ „Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“ Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flachulme verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“ „Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“ Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“ „Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“ Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“ Das Schlimmste daran, wenn man mit diesem komischen Strahl betäubt wurde, war, dass die Kopfschmerzen danach mindestens mit dem eines Katers einer durchzechten Nacht konkurrieren konnten. Man war Licht- und Geräuschempfindlich, empfand Übelkeit und hatte auch noch so etwas wie einen kurzen Gedächtnisverlust. Dann allerdings kam die komplette Episode wieder und Ari Haswari erinnerte sich daran, wie er auf dem Dach gelegen und die Frau erschossen hatte, die ihn an Angelina Jolie erinnerte. Und dann hatte man ihn wieder betäubt. Es war eine Art Ritual, dass er in einem leerstehenden Haus zu sich kam und anschließend durch die Straßen Washingtons wankte. Nicht unbedingt ein schönes Ritual, aber immerhin hatte man ihn nicht getötet, selbst, wenn er das nicht verstand. Er war doch ein Zeuge, ein Mitwisser und er selbst hätte ein solches Risiko damals auf jeden Fall eliminiert. Aber offenbar waren seine Auftraggeber einerseits schlau genug, ihn nie so ganz genau wissen zu lassen, wer ihm da Befehle erteilte, zum anderen dumm genug, ihn überhaupt am Leben zu lassen. Vielleicht gab es nicht genügend gute Scharfschützen, die man verwenden konnte. Ari Haswari lehnte an der Hauswand, fuhr sich ein paar Mal über das Gesicht, um klar im Kopf zu werden, ehe er seiner Umgebung einen genauen Blick schenkte. Dieses mal hatte man ihn anscheinend in ein leerstehendes Bürogebäude verfrachtet, denn als er nach draußen torkelte, sah er den Parkplatz vor sich, auf dem zwei Autos standen. Das eine Vehikel konnte er nicht so ganz zuordnen, dafür erkannte er im anderen ein Polizeiauto. Allerdings bezweifelte er, dass man ihn hier zu sich kommen lassen würde, wenn es gefährlich wäre. Vermutlich hatte man sich des Insassen des Autos schon schnell und unkompliziert entledigt? Er streckte sich und bemerkte eine weitere Nebenwirkung der Betäubung. Die Knochen schmerzten fürchterlich. Es fühlte sich ein wenig an, als würde er die Anfangsphase einer Erkältung erleben und fragte sich, ob das wirklich so hundertprozentig mit der Betäubung zu tun hatte. Wenn man den kühlen Septembertag in einem nicht-geheizten Raum verbrachte, konnte es doch durchaus sein, dass man sich eine Erkältung zuzog. Kurz schaute er sich wieder um. Washington im Jahr 2011. Das war – wenn seine Auftraggeber ihn nicht angelogen hatten – sein momentaner Aufenthaltsort und das Datum. Vorausgesetzt, seine Auftraggeber hatten ihn nicht angelogen, worin er allerdings keinen wirklichen Sinn sah. Im Gegenteil, es sprachen diverse Fakten für die Theorie, dass er knappe 5 Jahre in die Zukunft katapultiert worden war. Plötzlich waren komplette Staaten nicht mehr solvent. Allein die Vorstellung, dass es soetwas wie eine „Kapitalismusblase“ gab, die irgendwann platzen würde, war noch vor fünf Jahren nicht wirklich vorstellbar. Griechenland war früher noch ein solventer Staat und der Präsident der USA war auch noch jemand anders. Es war faszinierend, zu sehen, was sich in knapp 5 Jahren so alles tat. Sein Handy meldete sich und der Attentäter ließ es aufschnappen. Eine SMS blinkte ihn an. Kurz überflog er die Zeilen, ehe er die Augen aufriss. Nein – das war doch nicht möglich. Ein leises, böses Lächeln stahl sich auf die Lippen des Mannes und er ging zum Auto, das man ihm dort wohl stehen gelassen hatte. Erneut meldete sich sein Handy und als er las, was dort stand, lächelte er noch mehr. Er durfte sein Gegenüber nicht mit einem Schuss aus seinem Scharfschützengewehr eliminieren, sondern sollte ihm unter die Augen treten. Das war natürlich ein reizender Gedanke – sollte das Opfer doch sehen, wer ihn umbrachte. Wem sollte er es erzählen? Schnell fuhr er los, um Leroy Jethro Gibbs zu ermorden. Wenn die Fahrweise etwas über den eigentlichen Charakter einer Person aussagte, dann war Ari eigentlich ein sehr ruhiger, planvoll-vorgehender Zeitgenosse. Er fuhr vorausschauend und defensiv, ließ sich nicht in irgendwelche Geschwindigkeitswettkämpfe ein und versuchte, die Fahrmanöver derjenigen, die sich mit ihm zusammen auf einer Straße befanden, vorherzusehen und entsprechend zu reagieren. Es gab Momente, in denen es ihm gelang – beispielsweise wenn er vor sich einen babyblauen Prius sah, der schlich und trödelte, konnte er ungefähr eruieren, wie lange sich ein möglicher Stau an dieser Stelle hielte. Eigentlich war sowas immer ganz interessant zu beobachten und Ari mochte diese Zeit, die er sich in einem Stau nehmen konnte, um seine Mitmenschen zu analysieren. Die hübsche Blonde, die den grau-metallic farbenen Wagen neben ihm fuhr schaute beispielsweise konzentriert auf ihr Navigationsgerät und dann zwischendurch auf die Fahrbahn. So lag der Verdacht nah, dass sie von ausserhalb kam und zum ersten Mal in D.C. weilte. Ein Blick auf das Nummernschild bestätigte den Israeli in seinem Glauben, denn das Kennzeichen stammte aus Nevada. Zwar war die Beantwortung der Frage, was diese Frau nun in D.C: tat nicht unspannend – und wenn er Zeit gehabt hätte, würde er ihr auch sicher nachgehen - aber ein Blick nach vorne verriet ihm, das seine Ausfahrt nahte und so verließ er den Highway, ohne mehr über die hübsche Frau zu erfahren. Als er die Schranke zum Navy Yard vor sich sah, überlegte er, dass sein Plan nicht unbedingt durch Ausgereiftheit glänzte, allerdings verflüchtigte der Gedanke sich schnell wieder, dann als er vor der Schranke stand, wurde diese geöffnet, ein leicht überfordernd wirkender junger Offizier kam auf ihn zu, quasselte irgendwas und winkte ihn dann durch. Gerade, als der Israeli das Fahrzeug zum stehen brachte, bemerkte er kurzzeitig ein alles umfassendes, gleißendes Licht ehe er feststellte, dass dies lediglich die Sonne war, die durch die Windschutzscheibe fiel. Dem konnte er leicht abhilfe schaffen. Er setzte eine Sonnenbrille auf, verließ den Wagen und ging los. Planvolles Handeln war gefragt und er überlegte sich, ob er auf einen von Gibbs Untergebenen warten sollte, ihn schnappen und dann, wenn der Mann das Gebäude verließ einfach, schnell und unkompliziert einen tödlichen Schuss abfeuern? Nein, das war erstens zu einfach und zweitens verdammt unlogisch. Ohne die Informationen, wo sich Gibbs befand, tat sich da gar nix. Und in diesem Moment klingelte sein Handy. Der Anacostia Riverwalk Trail war eine Art Promenade, die sich entlang „D.C.s vergessenen Flusses“ erstreckte. Es war schon fast zu einfach und für Ari eine Enttäuschung, zu sehen wie Gibbs und dieser andere Typ, den er erledigen sollte, in der Öffentlichkeit standen, auf die Fluten des Flusses blickten und ihrer Umgebung keine Bedeutung beimaßen. So, als interessierte sie das alles nicht, standen sie da und unterhielten sich über irgendwas, was Ari aufgrund der Entfernung nicht verstand. Allerdings vermutete der Israeli, dass es Belanglosigkeiten waren – irgendwelche Small Talk Themen, wie Wetter, Gesundheit, Politik. Die Walther PPK, die er bei sich trug, verbarg er erst einmal und näherte sich den beiden Zielobjekten. Sie waren noch knappe 50 Meter entfernt und bemerkten seine Anwesenheit immer noch nicht. Es war faszinierend, wie wenig man von seiner Umgebung mitbekommen konnte, wenn man sich auf etwas anderes konzentrierte, aber – so funktionierte das Unterbewusstsein. Betriebswirtschaftler und Psychologen sprechen dabei vom 16-Bit-Bewusstsein. Hierbei handelt es sich nicht um den Zustand, den das Bewusstsein nach 16 Bit hat, sondern, dass das Bewusstsein von allen nur einen Bruchteil wahrnimmt. Beim weitaus mehr wahrnehmenden Unterbewusstsein spricht man vom sogenannten „Autopilot“, der sämtliche Reize wahrnimmt und auch abspeichert, aber nur die für das Bewusstsein relevante Daten an selbiges weiterleitet. Gibbs und der Typ schienen von dem Blick auf den Fluss und den Park so eingenommen zu sein, dass sie gar nicht mitbekamen, dass sich ihr Mörder näherte. Er war noch 30 Meter entfernt, hörte nun die beinahe schon melancholische Stimme Gibbs sagen „… er war mein Freund – und ich habe ihn nicht retten können“, hob seine Schusswaffe, zielte auf den Rücken des Mannes und drückte ab. Der Schuss gellte auf, Gibbs wurde zuerst nach vorne geschleudert und sackte dann in die Knie. Der Typ war neben ihm, schaute wie gelähmt an und jetzt, da sich Ari schneller bewegte, war er auch binnen Sekunden an seinem Ziel. „Gibbs, sagen Sie doch was.“, schrie der Typ, mit Panik in der Stimme und wandte sich dann zu dem am Boden liegenden. Man konnte deutlich sehen, wie ihn das mitnahm, wie sein Atem schneller ging, wie er versuchte, eine Möglichkeit zu finden. „Rennen Sie, Cat.“, keuchte der Ältere und Cal wollte sich gerade aufrichten, als er hinter sich die Schritte Aris hörte, die gerade verebbten. Auf dem Absatz drehte er sich um und keuchte entsetzt auf. „Bye bye, time to die.“, sagte der Israeli, nahm jetzt ihn ins Visier. Der Mann, den Gibbs „Cat“ genannt hatte, hob beide Hände und versuchte, rückwärts gehend zu entkommen, ehe er an das Geländer stieß. Kurz schloss er die Augen, schüttelte den Kopf, ehe er zu Ari blickte, die Hände erneut hob und die Augenbrauen ebenfalls, während er „Hey“ sagte. Dann ließ er die rechte Hand sinken, deutete mit der linken auf seinen Mörder-in-spe und sagte: „Sie werden sich doch wohl nicht die Gelegenheit versauen wollen, etwas über Ihre Zukunft zu erfahren?“ „Zukunft?“, fragte Ari und der „Cat“ genannte lächelte eine Spur verschwörerisch: „Ja, die Zukunft. Ich kann Ihnen sagen, wie Ihr weiteres Leben aussehen wird.“ „Das weiß ich schon.“, meinte der Israeli, „Ich werde vermutlich angeklagt, weil ich einen Bundesbeamten ins Jenseits befördert habe.“ „Cat“ schüttelte hektisch den Kopf und begann, schneller zu sprechen. Die auf ihn gerichtete Waffe machte ihm offenbar wirklich Angst. „Hö… Hören Sie, ich… ich kann Ihnen helfen. Ja – ich… ich komm aus der Zukunft und kann sie … hier rausholen. In Nullkommanichts. Wenn Sie uns gehen lassen.“ „Cat“, knurrte der angeschossene Grauhaarige, „Sie elender Verräter.“ „Hören Sie nicht auf Gibbs.“, sagte der Mann und schaute Ari in die Augen, „Hören Sie auf mich. Es … es ist eine ganz einfache Sache. Ich muss nur…“ Er hob seine linke Hand, versuchte offenbar etwas aus einem Halfter zu ziehen – aber Ari war schneller. Der Schuss heulte auf und der Mann schrie. Aus seiner Schulter sickerte Blut und die Waffe, die Cat hatte ziehen wollen, fiel nutzlos zu Boden. Gehetzt blickte der Getroffene sich um. „Verdammt“, konnte man ihn murmeln hören, „Wo bleiben…“ Weiter kam er nicht, denn ein weiterer Treffer, dieses mal in die Hüfte, ließ ihn schmerzerfüllt aufschreien. „Ich bin rein zufälligerweise auf Jethros Seite, Mister Cat.“, sagte Ari in einem charmenten Plauderton, ehe er die Brust des Mannes ins Visier nahm, „Und wissen Sie was? Mich interessiert meine Zukunft nicht. Ich kann sie neu schreiben.“ Damit schaute er den Mann an, den Gibbs Cat genannt hatte, und ergötzte sich an dem Ausdruck der Panik in den Augen des Mannes – „Nein, tun Sie das bitte nicht!“, flehte Cat - , ehe er ihn erlöste. „Das ist nicht f…“, brachte der Typ noch hervor, ehe er getroffen zusammenzuckte. Die Kugel traf die Brust, ließ Blut spritzen und den Mann rückwärts gegen das Gitter taumeln, ehe er daran mit leeren, blicklosen Augen herunterrutschte. Dann wandte sich Ari Gibbs zu, zuckte mit den Schultern und zielte auf ihn: „Tja, Jethro – es scheint so, als habe ich meine Aufgabe erledigt. Man sieht sich, irgendwann mal.“ Er drehte sich um und überließ Gibbs kurz dem Anschein, als würde er tatsächlich gehen und ihn hier liegen lassen. Keine zwei Meter später drehte er sich um, kam wieder zurück und richtete seine Waffe auf den Kopf des Älteren. „Tut mir leid, ich…“, er atmete theatralisch durch, „… ich kann dich einfach nicht am Leben lassen, Jethro. Ich meine – ich kenn dich. Du jagst mich und das kann ich nicht zulassen. Nicht jetzt, wo ich die tatsächliche Chance habe, aus der Sache rauszukommen.“ Er stockte, als er hinter sich Schritte hörte, die schnell näher kamen und schaute über die Schulter, die Waffe immer noch auf den am Boden liegenden Gibbs gerichtet. „Keinen Schritt näher, DiNozzo, oder Ihr Boss war einmal.“, sagte er langsam, deutlich verständlich und mit einer Spur Schärfe in der Stimme. Der angesprochene Halbitaliener nickte, blieb stehen und schaute mit einem Ausdruck der absoluten Hilflosigkeit zu Gibbs herüber. Was er dort sah, schien ihm nicht zu gefallen, denn, obwohl der Israeli gedroht hatte, seinen Boss zu erschießen, schien es DiNozzo zu bevorzugen, den großen Helden zu spielen. Seine eigene Schuld. Ohne auch nur den Hauch von Anstrengung oder Mühe im Gesicht – ohne überhaupt hinzusehen, was er tat – richtete er die Waffe auf den Agenten und drückte ab. Dieser krachte getroffen gegen eine Wand, rutschte an ihr herunter und verunstaltete sie mit Blutspuren. Lächelnd schaute Ari zu dem wie festgewachsenen stehenden McGee, der einfach nur auf den leblosen Körper seines Teamkameraden blickte und nicht einmal die Zeit hatte, zu reagieren, ehe er getroffen zu Boden ging. Verzückt lachte der Israeli auf: „Ahhh, wie sie sich doch alle für ihren Boss opfern.“ Dann schaute er wieder zu Gibbs, dessen Blick inzwischen leicht glasig geworden war, aber immer noch genug Schärfe zeigte, die Ari wissen ließ, dass sein Gegenüber noch nicht tot war. „Wo ist Ziva?“, erkundigte er sich mit höflichem Desinteresse und zuckte zusammen, als ihn plötzlich ein leises Platschen irritierte, das aus dem künstlichen Wasserfall kam und ihn dann etwas mit erhöhter Geschwindigkeit traf. Er wurde gegen das Geländer geworfen, krachte dagegen und keuchte einmal kurz auf, ehe er sich umdrehte. Den drahtigen Körper in Kampfhaltung gespannt und mit einem unmenschlich-wütenden Funkeln in den Augen stand Ziva David vor ihm, wirbelte um die eigene Achse und trat ihm die Waffe aus der Hand. „Hm!“, machte der Terrorist, lächelte und begab sich in eine Angriffshaltung: „Ich könnte jetzt fair sein, und dir eine Möglichkeit bieten, dich zu Verteidigen. Oder ich mach einfach das hier.“ Damit warf er sich zur Seite, griff die Waffe, zielte – nicht auf Ziva, sondern auf den künstlichen Wasserfall, aus dem sich Ziva auf ihn geworfen hatte. Er feuerte einen Schuss dorthin und hörte das überrascht-schmerzhafte Aufstöhnen einer Frau, die aus der Deckung taumelte, und dann, mit einem blutenden Loch in der Brust, vornüber in das Wasser des Anacostia-Rivers fiel. Die feuerroten Haare fächerten sich auf und wirkte, wie eine exotische Wasserpflanze. Ari hatte keine Zeit, sich an der Schönheit dieses Bildes zu erfreuen, in diesem Moment traf ihn der Stiefel Zivas und er hörte das Geräusch brechender Knochen. Die Frau hatte ihm den Kiefer zertrümmert. „Okay“, dachte er sich, „Schluss mit lustig.“ Er brachte seine Waffe nach vorne und drückte ab. Ein Mal, zwei Mal. Ziva wurde getroffen – Bauch, Brust – egal, sie taumelte zurück und wankte nach vorne, ihn wütend im Blick haltend. So war es eigentlich immer mit ihr gewesen – sie wollte ihm beweisen, was sie konnte. In einem Faustkampf waren sich beide Halbgeschwister ebenbürtig, dessen war sich Ari bewusst. Deswegen hatte er eine Pistole. Wieder gellten zwei Schüsse auf, dieses mal in beide Beine, die plötzlich nicht mehr in der Lage schienen, das Gewicht Zivas zu halten. Sie brach in die Knie, schaute mit unversöhnlichem Hass zu ihm auf, der plötzlich über ihr stand und ihr die Waffe gegen die Stirn drückte. Kurz überprüfte er, wieviele Kugeln er noch hatte, ehe er sich an sie wandte und so, als ob er über das Wetter plaudere, höflich nachfragte: „Noch irgendwelche letzten Worte?“ Nachdem er nachgeladen hatte, richtete er seine Waffe auf den Kopf des Älteren, ehe er lächelte. Nein, er würde Gibbs nicht in den Kopf schießen. Das wäre viel zu einfach. Er hatte Kate diese Gnade zukommen lassen, er hatte Ziva diese Gnade zukommen lassen, auch wenn letztere sie nicht verdient hatte, doch nicht Gibbs. Nicht diesem Mann, der ein genauso eiskalter Bastard war, wie sein eigener Vater. Stattdessen nahm er die Brust des Grauhaarigen aufs Korn. Ein Treffer dort – an der richtigen Stelle – und Gibbs würde leiden. Er lächelte: „Grüße an Caitlyn, wenn Du sie siehst. Was ich aber bezweifele. Sie dürfte im Himmel sein – wir sehen uns in der Hölle wieder“ Der Schuss hallte laut über die Ebene und wie in einem schlechten Anime-Klischee wirbelte ein plötzlich aufziehender Wind Blätter auf, die vor Ari herumtanzten und schreckten einige schnatternde Enten hoch, die davonflogen. Dann wurde es laut in Aris Gehörgängen – er wusste, dass man ihn wieder betäubte aber… es war egal. Das Ziel war erfüllt worden, Leroy Jethro Gibbs war… tot? Da stimmte was nicht. Seine Beine gaben schon nach und er bemerkte, wie die Starrheit aus Gibbs Blick wich, ja sogar eine gewissse Neugierde in seinen Augen zu sehen war. In dem Moment, indem der Israeli zu Boden ging, bemerkte er, dass sich plötzlich das gesamte Areal veränderte, Dunkel wurde. „Das muss eine Einbildung sein.“, schoss es ihm durch den Kopf, ehe die Dunkelheit sich seiner Sinne bemächtigte. Und je dichter die Dunkelheit um seine Sinne wurde, umso verwirrender wurde das, was er sah. Der Typ, den er erschossen hatte, flackerte und löste sich auf, ebenso wie es der tote Gibbs oder die tote Ziva taten. Das Letzte, was er bemerkte, war, wie eine Person mit einem wehenden Mantel – einem Engel gleich – auf ihn zukam, den Kopf schüttelte und mit italienischem Dialekt murmelte: „Wir müssen definitiv einmal über die Sicherheitsprotokolle reden.“ Dann umfing die Dunkelheit ihn komplett. Die Nase tat weh, als sie den Kopf aufrichtete. Sie hatte sich, ohne Rücksicht darauf, das es schmerzen würde, nach vorne fallen lassen müssen, und ihre Nase dankte es ihr absolut nicht. Klar war es schmerzhaft, aber besser als das, was ihrem Avatar in der anderen Simulation wiederfahren war – zumal die Nase mit einem Hautregnerator sicherlich sehr gut heilen würde. Agatha Silverbird rappelte sich hoch und schaute sich um. Das Holodeck der USS Dragonfly NCC 0815-A war ein schwarzer Raum in den Maßen 6 Mal 8 Metern, in dem, in regelmäßigen Abständen, kleine gelbe Linien den Boden in kleine rechteckige Flächen unterteilten. Diese Gerätschaft war immer wieder ein Quell der Freizeitgestaltung, so konnte man sich auf die Malediven begeben und dort schnorcheln, ohne dass man das Schiff verlassen muste, oder sich beispielsweise der unheimlichen Romantik eines Gothic Novels hingeben. Agatha wusste, dass Kathryn Janeway gerade Letzteres gerne tat, während sie die erstere Variante bevorzugte – das heißt, wenn sie nicht mit ihrem Captain Kriminalfälle als Ran Mori und Shinichi Kudo löste. À prospos Cal: Dieser lehnte, mit offenen Augen und starrem Blick an der Wand. Sie schüttelte amüsiert den Kopf – der Captain musste mit seinen schauspielerischen Nicht-Fähigkeiten immer wieder angeben. Das Drehbuch, dass sie mit Vance erstellt hatten, sah eigentlich vor, dass Cal sich auf Ari werfen und dann von ihm einfach erschossen werden würde. Aber nein, Der Captain brauchte seinen Verräter-Moment, seinen großen Monolog, der ihn zu einem zwielichtigen Charakter machen würde – wenn die Mitspieler eben jenen Captain nicht schon als größtenteils inkompetenten Volltrottel kennengelernt hätten. Man musste allerdings dem Angreifer – Ari – einiges zugute Halten. Dass er die Position von ihr, Agatha, erraten würde, hätten die beiden Sternenflottenoffiziere nicht geglaubt und auch, wenn Gibbs sie mehrfach darauf hingewiesen hatte, den Mann nicht zu unterschätzen, war es etwas, was sich zumindest Cal nicht vorstellen konnte. Aber – er hatte sie überrascht. Agatha ging vor dem starr-dreinblickenden Captain in die Hocke, rollte mit den Augen und sagte: „Steh endlich auf.“ „Kann nicht, ich bin tot.“, sagte er mit schlaffem Kiefer und immer noch starren Augen, was Agatha zum Lächeln brachte. „Dann wirst du das auch nicht fühlen.“, sagte sie und verpasste ihm eine Kopfnuss. „AU!“, machte der Captain, fuhr hoch. Seine XO schaute ihn amüsiert lächelnd an: „Ich denke, Du bist tot?“ „Du doch auch.“, sagte ihr Freund, zog sie zu sich heran und schaute ihr in die Augen: „Ich hab noch nie eine sexiere Leiche gesehen.“ „Mein Gott, das Geturtel ist ja peinlich. Wie alt seid ihr? 14?“, fragte eine sich aufrichtende Ziva und schaute zu den beiden Sternenflottenoffizieren: „Ich meine, wenn Ihr allein sein wollt, geht doch in euer Quartier.“ Damit ging sie zu Tony, schaute ihn an und ging ebenfalls vor ihm in die Hocke. Der Agent hatte die Augen geschlossen und Ziva lächelte. Sanft fuhr sie mit dem Zeigefinger über seine Schläfe, die Halsschlagader entlang, bis zum Hemdkragen. Der Puls war stark und wurde stärker, je länger ihre Hand dort verweilte. Sie konnte sehen, wie seine Lippen ein Lächeln formten, dann schaute er sie aus diesen grasgrünen Augen an und stand auf. „Hey, ich glaube, ich bin tot und werde gerade von einer Valkyre abgeholt, hm?“ Sie schüttelte lächelnd den Kopf: „Der war gut, DiNozzo.“ „Ich weiß.“, machte er und nahm sie dann in den Arm: „Ich finde, die Beiden da drüben haben eine gute Herangehensweise. Würde ich auch gerne mit dir machen, aber – nur eine Frage. Warum hast Du nicht versucht, mich zu beschützen, als Ari mich erschoss?“ Ziva zuckte mit den Schultern: „Vielleicht, weil es nicht echt war. Ich meine – wir haben zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr geschwebt.“ Tony wollte gerade Luft holen, um sie zu korrigieren, denn nach seiner Auffassung musste man korrekter weise „Wir sind zu keiner Zeit ernsthaft in Gefahr geschwebt“ sagen, aber er wusste es nicht. Es wäre sowieso besser gewesen, zu sagen „Wir waren zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr.“ Er schaute Ziva an und musste gegen seinen Willen lächeln. Es war schon faszinierend – sie konnte Menschen mit einer Büroklammer umbringen, war in der Lage, jemanden auf 15 verschiedene Arten und Weisen auszuschalten, konnte ihn mit einem ihrer Blicke aus der Fassung bringen – aber sie scheiterte an etwas so simplem wie amerikanischen Idiomen. Das war schon extrem merkwürdig. Und á prospos „Blick“ – just in dem Moment, in dem er diesen Gedankengang vervollständigt hatte, schaute sie ihn mit diesem Blick an, den er das letzte Mal vor ein paar Stunden gesehen hatte – das hatte dazu geführt, dass sie einer Aktivität nachgegangen waren, bei der man traditionell auf Kleidung verzichtete. Oh ja – sie war schon eine süße Assassine. „Boss?“, riss ihn die Stimme McGees aus den Gedanken und er verfluchte ihn dafür. Doch als er bemerkte, weswegen die McGoogle geschrieen hatte, wurde ihm heiß und kalt. Leroy Jethro Gibbs lehnte an der Wand, mit einem leeren Blick und … „So tot, wie ein toter Mann nur tot sein kann.“, murmelte Captain Cat und Tony hasste auch ihn dafür. Nein, das konnte nicht sein. Warum? Warum hier? Warum jetzt? Sie hatten doch noch soviel zu tun. Vorsichtig ging er auf den Leichnam seines väterlichen Freundes zu, beugte sich vor, um nach seinem Puls zu tasten und … Fand seine Hand in einem schraubstockähnlichen Griff wieder. „Hab ich Dir erlaubt, mich anzufassen, DiNozzo?“, erkundigte sich sein Chef höflich und ließ ihn dann wieder los. Tony erinnerte sich daran, wie er ihn heute schon einmal hereingelegt hatte – heute? Oder war es doch in dieser anderen Zeitlinie, die Commander Silverbird dadurch geschaffen hatte, dass sie eine Temporalgranate gezündet hatte? „Ha ha ha“, machte der Halbitaliener und er ließ keinen Zweifel daran, dass er es absolut nicht so meinte, wie er es sagte: „Wie witzig, Boss.“ Und dabei war es eigentlich ein guter Plan gewesen. NCIS-Hauptquartier – vor knapp einer Stunde. Kurz legte sich nachdenkliches Schweigen über den Raum, ehe sich Cal räusperte: „Und… worauf begründet sich Ihre Theorie?“ „Nun, wir sind noch hier, die Zeit auch noch und der Boss auch noch. Also wird die Zeit wohl so gelaufen sein, wie sie verlaufen sollte – mit eben einem kleinen Ausflug für Ari in das Jahr 2011.“ „Aber könnte es nicht auch sein, dass einfach so jemand den Modus Operandi eures Terroristen immitiert?“, meldete Agatha Bedenken an und McGee zuckte mit den Schultern: „Das könnte natürlich auch sein, aber wir dürfen nicht vergessen, dass euer Verbrecher uns den Tipp gegeben hat.“ Cal machte eine abfällige Handbewegung: „Also ob man sich auf diese Flachulme verlassen könne. Der Typ hat eine komplette Konferenz gesprengt – wortwörtlich. Gut… ich sags mal so, der Knallkopp ist jetzt kein Fantomas, der pestverseuchte Ratten auf einem Luxusliner loslassen würde, aber… wenn der euch Hinweise gibt, ist doch eigentlich Vorsicht geboten, oder?“ „Prinzipiell würde ich Ihnen zustimmen, Captain Cat“, meldete sich nun Vance zu Wort und schaute den Offizier an, „Allerdings habe ich in Zusammenarbeit mit McGee eines gelernt – er irrt sich so gut wie selten. Das heißt – wenn er meint, dass es so sein könnte, dann wird es aller Wahrscheinlichkeit auch so sein. Und hatten Sie nicht die Vermutung in den Raum gestellt, dass diese Konvergenz deshalb auftritt, weil einerseits Sie Mist gebaut hatten und noch ein anderer Faktor in Frage kommt?“ Der Captain zuckte mit den Schultern: „Selbst wenn Ari hinter der Sache stecken würde, wie können wir ihn fangen?“ „Wir geben ihm das, was er will.“, erklang die ruhige, gefasste Stimme von Gibbs und seine eisblauen Augen trafen sich mit den braunen des Captains, der den Chefermittler fragend anblickte: „Und was wäre das?“ Gibbs Antwort war so simpel, wie erschütternd: „Mich.“ Die Reaktion des Teams war ebenso simpel. Alle sahen ihn mit einem derart erschrockenen Gesichtsausdruck an, als habe er sich angeschlichen und laut Buh gerufen. Oder als habe er sie beim Auspacken der Weihnachtsgeschenke ertappt. Abby war die Erste, die ihre Sprache wiederfand. Das tat sie sehr deutlich: „Gibbs, das ist nicht witzig und das werde ich nicht zulassen.“ Und um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren, trat sie auf ihn zu, nahm seine Hand und hielt sie fest. McGee und Tony nickten bekräftigend und Ziva ergriff seine andere Hand. Dann begann sie, diese zu verdrehen, was Gibbs zu einem überraschten Schmerzenslaut hinriss, ehe Ziva mit gespielter Ernsthaftigkeit sagte: „Ich breche Dir die Hand, wenn Du dich von Ari töten lässt.“ Die nächste Reaktion des Chefs ließ sie zuerst Ziva und dann Gibbs verblüfft anblicken. Er lachte. Lauthals. Und dann sagte er, lachend: „Schon gut, ich ergebe mich.“ Als Ziva ihn losließ, richtete er zuerst sich auf und dann sein Jackett, ehe er in die Runde blickte: „Ich habe auch gar nicht vor, wirklich mich zu opfern.“ „Und wen dann?“ Gibbs blickte zu Cal herüber, der überrascht auf sich deutete: „Erm? Ich soll mich opfern? Das halt ich aber für eine blöde Idee.“ „Beim ersten Mal, als sie hier waren“, sagte der Agent und fixierte den Captain aus eisblauen Augen heraus, „hat Ari auch auf Sie geschossen.“ „Das stimmt.“, sagte McGee und Tony schaute ebenfalls zum Captain: „Haben wir uns ein paar Feinde gemacht, hm?“ Agatha machte einen abfälligen Laut: „Ihr habt ja keine Ahnung. Ich sag mal so – nicht nur ein Paar. Einmal hat er versehentlich eine der heiligen Glasskulpturen einer Zivilisation…“ Der Captain räusperte sich, schaute Agatha an und warf ihr einen finsteren Blick zu. „Danke, Schatz.“, sagte er – ein wenig zickig -, was Agatha mit einem süßen Lächeln und einem Kussmund erwiderte. Cal rollte mit den Augen und schaute dann zu Gibbs: „Ja, er hat auf mich geschossen. Das wird schon seine Gründe haben, aber… welche. Vielleicht sollten wir erstmal rausfinden, wer mich killen will, ehe wir uns Gedanken darüber machen, wie wir den Killer schnappen?“ Gibbs schaute ihn an, zuckte dann mit den Schultern und seine ganze Körperhaltung schien zu sagen: „Machen Sie, was Sie wollen.“ Dann wandte er sich an sein Team. „Ari ist auch hinter mir her.“, sagte er knapp und McGee nickte: „Natürlich. Und es gibt eine Möglichkeit, wie wir ihn fangen können, Boss.“ Erneut wanderten die Blicke des Teams um Gibbs zu Captain Cat, der erneut zurückblickte und dabei zu gleichen Teilen Verwirrung, Genervtheit und Überraschung ausstrahlte. „Was’n nun schon wieder?“, fragte er und schaute zu Agatha: „Verstehst Du das?“ Kurz überlegte die Rothaarige, dann nickte sie grinsend. „Japp, und ich glaube, die Idee könnte klappen.“ Agatha konnte sehen, wie der Captain erleichtert aufatmete, als er im Shuttlehangar der Dragonfly stand. „Okay, lasst mich unseren Plan nochmal rekapitulieren.“, sagte er und blickte von Agatha zu Ziva, die – beide in schwarze Fliegeruniformen gekleidet – Haltung angenommen hatten. Cal tigerte auf und ab: „Gibbs möchte, dass ihr da gleich runterfliegt, Ari in den Transporterpuffer des Shuttles beamt und ihn dann an die Dragonfly weiterleitet, sehe ich das richtig?“ „Ja, Cal.“, lächelte Agatha, die immer noch stolz und stramm stand. Der Captain drehte sich um, schaute sie an und bemerkte ihre sehr aufrechte Haltung. „Was wird das, Du stehst doch sonst immer so, wie es dir gefällt?“ Die XO schaute zu Ziva: „Siehst Du, ich sag dir doch, dass man hier nicht Haltung annehmen muss.“ „Es ist einfach ein Zeichen des Respekts.“, sagte die Israelin, „Zumindest haben wir bei solchen Einsätzen beim Mossad immer still gestanden.“ „Ja, aber ihr seid hier nicht beim Mossad.“, meinte der Captain und salutierte ihr dennoch zu, ehe er zu Agatha ging: „Schatz, pass auf dich auf.“ „Mir wird nichts passieren. Ich bin eine gute Pilotin und Ziva hat einen hohen IQ. Sie wird die Shuttlesteuerung sehr schnell lernen, da mach dir keine Sorgen.“ „Ich würde mich allerdings sicherer fühlen, wenn ich mit kommen könnte.“, flüsterte Cal und Agatha rollte mit den Augen: „Calvin Nathan Cat, Du bist nicht der Nabel der Welt. Und du bist kein Gary Stu, der alles kann. Pretty much the contrary, I might add. Und Du weißt auch, dass ich sicher wiederkommen werde.“ Sie lächelte ihm zu, tippte ihm sanft auf die Nasenspitze und ging dann an ihm vorbei. Der Captain seufzte. Es war keine schwierige Angelegenheit – ganz und gar nicht. Das Shuttle flog hoch genug über der Erde, um von Ortungsmöglichkeiten möglichst für ein Flugzeug gehalten zu werden, gleichzeitig aber auch tief genug, um die Stelle, zu der Ari gelenkt werden sollte, zu erfassen. Ziva schüttelte den Kopf, als sie sah, wie einfach der Wagen des Terroristen auf den Navy-Yard-Parkplatz fuhr. „Da müssen wir wohl nochmal mit der Sicherheit reden.“, sagte sie und Agatha schüttele den Kopf: „Vance hat den Wachmann informiert, dass er die Person, die dem Foto, das er ihm gegeben hatte, ähnlich sieht, sofort durchlassen sollte.“ Die hübsche Israelin drehte den Kopf und betrachtete das konzentrierte Profil Agathas: „Und wie wurde er darauf aufmerksam gemacht, wo sich Gibbs befindet?“ „Das ist eigentlich eine ganz einfache Sache.“, leitete Agatha ein und wendete das Raumschiff nun, sodass es wieder auf die Dragonfly zuschoss, „Wir haben beobachtet, wieviele Handys sich in den Zeiten der Anschläge in eurer Nähe befanden – und anschließend haben wir versucht, herauszubekommen wem diese Handys zuzuordnen sind. Danach haben wir noch einen Blick in die Handyspeicher geworfen und – voilá.“ „Das hätten wir auch gekonnt.“, lächelte Ziva und Agatha nickte: „Japp, haben Sie auch. Was meinen Sie, wer die Arbeit gemacht hat. Abby.“ Damit räusperte sie sich und öffnete einen Kommunikationskanal zur Dragonfly: „This is Shuttle Oos , requesting landing clearance.“ Anschließend schaute sie zu Ziva, die sie anblickte: „Da wollte ich Ihre Technik aus der Zukunft mal loben…“ Agatha zwinkerte ihr zu: „Dazu haben Sie noch genug Gelegenheit.“ Sie landeten und Ziva schaute die Commander an: „Was meinen Sie, Commander?“ Die hübsche Frau schenkte ihr ein Lächeln, zuckte mit den Schultern und sagte dann : „Wissen Sie, Agatha reicht völlig.“ In diesem Moment öffnete sich die Heckklappe des Shuttles und eine blonde Frau stand, mit vor der Brust verschränkten Armen in Empfangsbereitschaft. Sie trug eine blaue Uniform, einen Arztkoffer und einen Doktorkittel. „Soll ich Sie auch noch einscannen?“ Die XO nickte und setzte sich dann in Bewegung. Ziva folgte ihr und die hübsche Blonde schloss, mit wehendem Doktorkittel auf. Sie griff nach einem Ding, einer Gerätschaft, die Ziva zuerst an eine Art Zigarettenschachtel und dann, als es aufgeklappt wurde, an einen Taschenrechner erinnerte. „Keine Sorge“, lächelte ihr die Blonde zu, „Es ist ein einfacher, nicht-invasiver Scan. Wird nicht wehtun.“ Nach zwei Sekunden steckte die Frau das Ding wieder weg und klopfte auf die Brosche, die – wie Ziva inzwischen wusste – ein Kommunikator, also eine Art Handy, war. „Intrupper an Cat? Ich habe die letzten Daten für den Transfer. Welches Holodeck soll für euch reserviert sein und welches für unseren anderen Gast?“ „Holodeck 1 nehmen wir.“, erklang Cals körperlose Stimme und die Frau nickte: „Gut, werde es einleiten.“ Sie gingen durch ein ziemliches Labyrinth an Korridoren und Gängen, die alle beängstigend gleich aussahen. Agatha musste etwas gemerkt haben und lächelte Ziva beruhigend zu: „Keine Sorge – Ich erklär euch gleich, was los ist.“ Damit stoppten sie vor einem großen Schott. Die hübsche Rothaarige räusperte sich: „Computer – Eintritt.“ Das Schott glitt beiseite und Ziva glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. „Wie können… wie können wir wieder auf der Erde sein?“, fragte die hübsche Israelin und Agatha lächelte ihr zu: „Das ist nicht die Erde. Das ist ein Holodeck und es … ich erkläre es euch gleich.“ Damit betrat sie den Raum und man konnte vom Gländer, das daran hindern sollte, sofort in den Anacostia zu fallen, einen leicht genervten Cal hören. „Ich darf nochmal festhalten, dass ich das alles für eine verdammt blöde Idee halte?“ „Ja.“, sagte Agatha, mit einer gewissen Härte in der Stimme. Der Captain fuhr erschrocken herum und schaute sie dann an: „Wird aber nicht viel bringen, oder?“ Ziva betrachtete den Captain kurz von oben bis unten, tippte dann nachdenklich an die Stirn, wiegte abwägend mit dem Kopf, ehe sie zu Agatha blickte: „Ich weiß nicht, was meinst Du?“ „Naja, ich meine, so rein theoretisch…“ Kurz spiegelte sich Hoffnung in Cals Gesicht wieder, er schien zu denken „Ja, bitte, sagt, dass ich das nicht muss, ich …“ Beide Frauen sagten wie aus einem Mund „Nö“ und Cals Gesichtszüge verrutschten. Dann trat er auf Agatha zu: „Hör mal, ich möchte nicht erschossen werden.“ „Schatz, Du wirst nicht erschossen. Die Drohne, die hier Aris Platz einnehmen wird, ist mit Betäubungswaffen ausgestattet, die uns für die kurze Zeit von einer halben Minute ausknocken werden. Das reicht, damit wir dort hinfallen können, wo wir es müssen.“ Der Captain seufzte. „Wer kam nochmal auf diese bekloppte Idee?“ „Das dürfte ich gewesen sein, Cat.“, erklang die Stimme von Gibbs hinter ihm und Cal drehte sich um. Der Chefermittler schenkte seiner Umgebung einen Blick und nickte: „Sieht ziemlich echt aus, nicht wahr?“ „Es ist so echt, wie Sie es wollen, Agent Gibbs.“, erklärte Agatha: „Aber keine Sorge – es gibt sowas wie Sicherheitsvorrichtungen.“ „Die nicht immer funktionieren.“, murmelte Cal leise und schaute Gibbs dann an: „Hm? Haben Sie was gesagt?“ „Die nicht immer funktionieren?“, echote Ziva und Agatha schüttelte den Kopf: „Naja, es gibt hier und da Fälle, in denen… aber das Ding ist zu 99% sicher.“ „Sagte man von der Schwebebahn in Wuppertal auch.“, versetzte Cal und drehte sich um, die Konversation verlassend. Verblüfft sah Agatha ihm nach, dann zu Ziva und Gibbs: „Entschuldigen Sie mich bitte? „Natürlich.“ Dann trat der Special Agent zur Seite und sah, wie Agatha auf Cal zuging. Dann schaute er zu Ziva, die sich umschaute. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen und sie swandte sich zu Gibbs um: „Sowas könnten wir im Hauptquartier gebrauchen. Trainingsmissionen, Ermittlungen – das würde damit unglaublich vereinfacht.“ „Stimmt.“, sagte Gibbs und schaute sie dann an: „Es tut mir leid, wenn wir jetzt wieder gegen Ari…“ „Das muss es nicht, Gibbs.“, sagte die hübsche Frau und in ihrer Stimme lag eine gewisse Härte, „Mein Halbbruder hat auch versucht, mich zu töten, erinnerst Du dich? Er hat versucht die Menschen zu verletzen, die ich lie…“ Sie brach ab, schüttelte den Kopf, warf kurz einen Blick zu Boden und dann wieder zu Gibbs: „Es muss dir nicht leid tun. Wenn, dann tut es mir leid, dass ich nicht eher habe einsehen wollen, was er für ein Mistkerl ist.“ Der Special Agent atmete aus: „Die Wahrheit zu erkennen, ist nie einfach.“ Ein paar Minuten später standen sie an den Positionen, die sie hatten einnehmen müssen. Agatha und Ziva hatten unter dem künstlichen Wasserfall Position bezogen, McGee und Tony warteten in einem Versteck darauf, herauskommen zu können und Gibbs und Cal lehnten „lässig“ am Geländer. „Programm starten.“, sagte der Captain und atmete dann tief durch. „Wissen Sie, Special Agent Gibbs? Ich steh eigentlich nicht so auf Open Air. Bin mehr so der Raumschifftyp.“ „Sie reden viel.“, stellte der Agent fest und Cal schaute ihn an: „Sie dafür weniger.“ Und schon wieder verpasste Gibbs ihm eine Kopfnuss. „Hey, was … sagen sie mal was soll das eigentlich immer?“ Der Special Agent schaute, mit nachdenklich verengten blauen Augen auf den Fluss: „Ein Schlag ins Gesicht ist eine Beleidigung. Ein Schlag auf den Hinterkopf ist ein Weckruf.“ „Ah!“, machte Cal und drehte sich mit dem Rücken zum Fluss, sich ans Geländer lehnend. Kurz schwiegen sie. Gibbs hatte eigentlich die Hoffnung, dass es so weitergehen würde, aber Cal holte tief Luft und drehte sich dann zu ihm um. „Wissen Sie, ich glaube, dass sie hinter all ihrer grummligen Fassade eigentlich ein ganz netter Typ sein können.“, sagte er und wartete darauf, dass Gibbs etwas sagte. Natürlich tat er das nicht – warum sollte er? Er hatte Jahre daran gearbeitet, sich einen Ruf zu erwerben, da würde er das nicht mit einer Unterhaltung mit einem Typen, der meinte , ihn durchschaut zu haben, einreißen lassen. Er hörte ein Seufzen und warf dann einen Blick zu seinem „Partner“ bei dieser Mission. Hinter ihm steckte mehr, als man auf den ersten Blick erkennen konnte, dessen war sich Gibbs sicher. Nicht, dass er ihn für jemanden hielt, der, wie Columbo, seine wahre Kompetenz hinter einer Maske aus Idiotie versteckte, aber – er hatte sicherlich irgendwelche verborgenen Talente. Um das festzustellen, muss man jemanden nicht unbedingt mögen, es ist einfach eine Tatsache. Jeder ist mehr, als das bloße Auge zu sehen vermochte. „Captain?“, erklang die Stimme eines Mannes aus dem Kommunikator, „Die Holodecks synchronisieren sich gleich.“ „Verstanden.“, sagte Cal und schaute zu Gibbs: „Showtime.“ Dann wandte er sich um, schaute, zusammen mit Gibbs auf den Anacostia und schüttelte den Kopf: „Macht es eigentlich Spaß, immer wieder die Lockente zu spielen?“ Nachdenklich blickte der Ältere auf den Fluß. „Spaß kann man nicht sagen. Aber einer muss den Job machen.“ Das dieser Satz auf Unverständnis seitens des Captains treffen würde, war Gibbs klar, doch er hatte eigentlich gehofft, dass dem nicht so sein würde. Aber Cal blickte ihn an, nickte und sagte: „Ah, klar, logisch, natürlich.“ Kurz pausierte er, blickte dann Gibbs an und fragte: „Moment mal – wie bitte?“ Gibbs ließ sich nichts anmerken, obwohl er innerlich am Liebsten geseufzt hätte. “Regel Nummer 48: Lasse niemals andere etwas machen, was Du nicht auch zu tun bereit wärest.“, erklärte er ruhig und sah, wie der Captain erneut nickte. „Verstanden.“, sagte der Offizier und schaute sich kurz um, ehe er erneut seine Aufmerksamkeit dem Bundesbeamten widmete. „Wieviele Regeln haben Sie denn?“ „51“, erklärte Gibbs knapp und machte damit eigentlich klar, dass er keine Lust auf eine großartige Unterhaltung hatte. „Mhm.“, ließ sich Cal vernehmen, lehnte sich dann wieder an die Brüstung und schaute auf die ruhigen Wasser des Anacostia herunter. „Ab heute wohl 52.“ Nun war es an Gibbs, verblüfft zu schauen. „Welche Regel wollen Sie mir denn beibringen?“, fragte er und Cal grinste: „When starfleet’s involved, fasten your seatbelt and – boy – be in for a ride.“ Dann schaute der Captain den Agenten an und lächelte schief: „Oder?“ „Stimmt.“, sagte Gibbs und musste ebenfalls lachen, „Die Regel ist zutreffend.“ Plötzlich hörte Jethro einen Knall – er wusste natürlich, dass es ein Schuss war – und bemerkte ein Taubheitsgefühl, dass sich von seinem Rücken durch den kompletten Körper ausbreitete. Kurz wurde es dunkel um ihn und als er wieder zu sich kam, war Ari ein paar Meter von ihm entfernt. Es war natürlich nicht wirklich Ari, das hatte Cal ihnen erklärt, es war eine Drohne, die hier, in diesem Holodeck die Teammitglieder angriff und kurzzeitig betäubte, damit ihr „Tod“ im anderen Holodeck realistischer wirkte. Er konnte sich nicht helfen, und dachte, dass dies der blühendste Blödsinn war, den er je gehört hatte.Aber – der Schweinehund Ari bemerkte im anderen Holodeck offenbar nicht, dass er nur auf Puppen aus Photonen und Kraftfeldern schoss. Der Computer errechnete, anhand von biologischen Werten, die die blonde Ärztin – Gina, wie sich Gibbs in Erinnerung rief – gesammelt hatte, wie lange Ari benötigen würde, um sie wirklich zu töten und spielte dem Mann im anderen Holodeck anhand der Daten den Tod von Cal, Tony, McGee, Agatha, letztenendes sogar Ziva und ihm, Leroy Jethro Gibbs, vor – anschließend würde eine EM-Entladung den Assassinen betäuben. Das war zumindest der Plan. Cal schritt auf Gibbs zu, schaute ihn an und grinste vergnügt. „Naja, hat doch Spaß gemacht, oder?“ Der andere lächelte leicht: „Ja. Wenn man bedenkt, dass Sie ursprünglich nicht mitmachen wollten.“ „Hey, ich habe dafür…“ „Intrupper an Cat?“, unterbrach die Stimme aus seinem Kommunikator die Rechtfertigung des Captains und er betätigte die Brosche: „Ja, Cat hier?“ „Könntest Du mal bitte in die Krankenstation kommen? Ich möchte dir etwas zeigen.“ Verblüfft schaute Cal zu seiner XO, zuckte dann mit den Schultern und wandte sich an Gibbs: „Wir schauen uns euer Verhör gleich auf jeden Fall an. Das lass ich mir nicht entgehen. Der große Gibbs in Aktion? Hey, da bin ich dabei, dat is prima.“ „Cal brich nicht in Karnevalslieder aus, geh lieber zu Gina.“, sagte Agatha augenrollend und als der Captain losrannte, schaute sie ihm hinterher und zuckte dann mit den Schultern: „Entschuldigung. Er ist immer so euphorisch, wenn ein Auftrag fast erledigt wurde.“ „Wir sind aber noch nicht fertig.“, sagte Gibbs und Agatha schaute ihn verblüfft an: „Ich dachte, das Verhör wär nur noch Markulatur.“ Tony trat näher und antwortete: „Nein, das nicht. Wir haben zwar ein paar Punkte, wegen denen wir Ari hinter Gitter bringen können, aber uns ist noch immer nicht klar, wer ihm den Auftrag gegeben hat, uns umzubringen. Oder wer Captain Stone getötet hat. Ich hab das Gefühl, da hängt er auch mit drin.“ „Dazu müssten wir noch einmal Abby befragen.“, sagte Ziva, die sich ebenfalls zu Tony und Gibbs begeben hatte, ehe sie den Grünäugigen anschaute: „Übrigens – toller Tod, den Du da gestorben bist.“ „Nicht jeder kann mit so einer katzenhaften Eleganz gegen Ari kämpfen.“, schnappte Tony und Ziva nickte: „Stimmt wohl. Ich hab gesehen, wie Du gegen Turner gekämpft hast, das war ein Trauerspiel.“ „Er hat mich überrascht.“ „Klar.“, sagte Ziva mit einem Tonfall, der deutlich machte, dass sie dem Halbitaliener nicht ein Wort glaubte. „Also – wenn ihr euch prügeln wollt, wir haben auch tolle Trainingsdojos.“, sagte Agatha und verstummte aprubt, als sie die bösen Blicke von Ziva und Tony wahrnahm. Schnell murmelte sie ein „Bin schon still“ und fragte sich, was Gina von Cal wollte. Die Sicherheitskameras, die in der Krankenstation angebracht waren, verzeichneten zu dem Zeitpunkt, als Cal den Raum betrat, das Folgende. Der Captain trat ein, blickte sich suchend um, rief einmal nach Gina und betrat ihr Büro, wo er erschrocken stehenblieb und in eine Ecke des Büros blickte, die von keiner Kamera erfasst werden konnte. Ari fragte sich, seit wann er wieder bei Bewusstsein war. Der Israeli konnte sich daran erinnern, Gibbs getötet zu haben und dann wieder betäubt worden zu sein. Und auch dieses Mal hatte er einen Kater – Kopfschmerzen, die einfach nicht von dieser Welt waren. Bleischwere Augen, die am Liebsten immer wieder zugefallen wären und ein Bewusstsein, dass sich am Liebsten auch wieder in die dunkelsten Stellen seiner Selbst geflüchtet hätte. Um ihn herum war es dunkel. Er spürte einen Druck gegen seinen Rücken, einen Druck einer Stuhllehne. Weiterhin bemerkte er, dass seine Hände in Handschellen steckten, die mit dem Stuhl, auf dem er saß verbunden waren, so dass er nicht aufstehen konnte. Es erinnerte ihn an sein Training beim Mossad.Damals war er in der Nacht eingeschlafen und an einen geheimen Ort gebracht worden, aus dem er fliehen sollte. Der Raum musste eine Lampe haben, denn plötzlich wurde es ein wenig heller.Schnell bemerkte er, dass man ihm einen Stoffsack über den Kopf gezogen hatte. Wie damals, beim Training. Jemand griff ihn und entfernte den Stoffbeutel, der ihn beim Sehen behindert hatte. Grelles Licht fiel in seine Augen und er musste erst einmal blinzeln. Dann, als sein Blick wieder schärfer wurde, stellte er fest, dass er in einem der Verhörräume des NCIS war. Er konnte in den Einwegspiegel blicken, sah sich selbst – erstaunlicherweise hatte er keine Verletzungen, keine Hautabschürfungen, was nach den Prügeln, die er von Ziva bezogen hatte, ein Wunder war. Erneut blinzelte der Israeli und wäre beinahe zusammengezuckt. Direkt hinter ihm stand eine schwarz-gekleidete Gestalt, in einer Art Panzerrüstung mit einer Art Helm, der ein schwarz-gefärbtes Schutzvisier hatte. „Name?“, sagte die Gestalt und die Stimme klang mechanisch verzerrt. Beinahe unheimlich, aber er hatte schon schlimmeres und jede erdenkliche Folter erlebt. Also schwieg der Israeli und schaute die Gestalt herausfordernd an. Eine Zeit lang war nichts zu hören, ausser des mechanisch klingenden Atmens der Gestalt, das ihn irgendwie an Darth Vader erinnerte. Eigentlich erinnerte ihn die komplette Figur an den dunklen Sith-Lord, beziehungsweise an eine Kostümsymbiose zwischen Batman und Darth Vader. „Name?“, wiederholte die Person mit ihrer mechanisch-verzerrten Stimme und Ari hatte das Gefühl, dass sie ihn direkt ansah. Erneut schwieg Ari, erwiderte den imaginären Blickkontakt und sagte nichts. „Es ist sinnlos, Widerstand zu leisten.“, sagte die Gestalt und ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht des Israeli. Das hatte doch nun sehr stark nach Darth Vader geklingen. Erneut breitete sich Stille aus, dann beschloss Ari, seine Chance zu nutzen. Er fokussierte die Gestalt und sagte: „Ich wusste nicht, dass der NCIS mit solchen Methoden arbeitet.“ Der Satz war nicht laut gesprochen worden, aber in der Stille des Raumes explodierte er, wie eine Bombe. Die Gestalt blickte ihn an, atmete, sagte nichts. Dann ging sie, langsam, als wäre der Anzug 10 Kilo zu schwer für sie, zu dem Stuhl, den normalerweise Gibbs besetzte und setzte sich. Obwohl der Anzug zu schwer wirkte, schienen die Bewegungen lässig. Die Gestalt griff nach der Versiegelung, die den Helm mit dem restlichen Anzug verband, öffnete sie und mit einem lauten Zischen entwich komprimierte Atmosphäre. „Weswegen bin ich hier?“, fragte Ari und schaute die Gestalt an, „Ich bin ein freier Bürger Israels.“ „Das waren Sie eventuell.“, sagte das Wesen, immer noch mit verzerrter Stimme, „Aber dann beschlossen Sie, Menschen zu ermorden. Unter anderem auch …“ Damit nahm die Person den Helm ab. Zuerst erschien der Mund, der sich leicht ironisch kräuselte. „…Mich.“, sagte der Mann, dessen Stimme nun nicht mehr verzerrt, sondern eindeutig zu erkennen war. In dem Moment, in dem Ari die Stimme hörte, musste er lächeln. Dann nahm der Mann den Helm ab und eisblaue Augen fixierten ihn mit einem amüsierten Funkeln. „Ich wusste doch, dass Sie nicht totzukriegen sind, Gibbs.“, sagte Ari und der Special Agent ließ den Hauch eines Lächelns über sein Gesicht huschen. „Dann nehm ich mal an, dass die Anderen auch nicht tot sind, und hinter dem Spiegel stehen?“ Tony schaute zu Ziva und lächelte: „Er hätte es anders machen sollen.“ Verblüfft erwiderte die hübsche Frau sein Lächeln mit einem Blick, der eindeutig sagte, dass sie nicht so ganz verstand, worauf er hinauswollte. „Gibbs.“, erklärte er daher und schaute ihr in die Augen: „Er hatte es schon richtig gemacht, er hatte sich hinter Ari positioniert. Aber dann kam der Fehler. Er hätte ihn mit dem Kopf auf den Tisch knallen müssen.“ Tony demonstrierte es, in dem er einen imaginären Ari am Genick griff und seinen genau so imaginären Kopf in eine nicht minder imaginäre Tischplatte trieb. Dann nahm er selbst die Position ein, fuhr sich ein paar mal über die Lippen und sagte:“ No, No, no, never start with the head. The victim gets all fuzzy. He can’t feel the next…“ Ziva blinzelte und schaute Tony an: “Was wird das?“ Es war mal wieder nicht auszuhalten mit ihm. Er … er trieb sie noch in den Wahnsinn. Das war doch wieder ein Filmzitat, oder? „Batman – the dark knight.“, erklärte Tony und die hübsche Israelin war geneigt, durch sämtliche Decken zu gehen, die das NCIS-Hauptquartier herzugeben in der Lage war. Sie verhörten da drin ihren Halbbruder, der versucht hatte, sie alle zu töten, der eine Freundin Tonys in den Kopf geschossen hatte, und er zitierte einen Film ? Sie wollte gerade eine genervte Antwort knurren, doch da fiel ihr was in diesen grünen Augen des Italieners auf. Es flackerte nur kurz, aber es war da. Wut. Zorn. Er würde am liebsten diese Batman-Verhörtaktik bei Ari anwenden und vermutlich hätte er nichts dagegen, es bis zum äußersten zu treiben. Ein Teil von ihr fand das durchaus interessant – schließlich war sie ja seinerzeit genau darauf gedrillt worden. Und wenn man ihr ein paar Stunden Zeit gäbe – und wenn die Person dort ein anderer Verdächtiger wäre… dann würde sie ihn schon zum Reden bringen. Dieser Teil von ihr wollte Tony zeigen, wie man es richtig machte und gleichzeitig schämte sich ein anderer Teil dafür. Dieser Teil, den sie während ihrer Zeit beim Mossad immer wieder zum Schweigen gebracht hatte, dieser Teil, der jetzt, in den letzten 5 Jahren immer mehr, sukzessive zum Leben erwacht war, verabscheute die Gewalt als bloßes Mittel zum Zweck. Dieser Teil ließ sie erkennen, dass es ihr eigener Bruder war, der dort saß. Erinnerungen an Somalia schossen ihr durch den Kopf. Damals hatte sie dort gesessen, war unter Drogen gesetzt, geschlagen, elektrogeschockt worden – immer wieder, immer wieder. Sie hatte nicht geredet. Und immer wieder wurde der Preis für ihr Training, für ihre innere Abwehr in Schmerzen, in Blut gezahlt. Es gab die Momente, in denen sie sich komplett zurückgezogen hatte, beinahe katatonisch darauf gewartet hatte, dass man sie abholte, mit ihr dieses Verhör durchziehen würde und sie dann wieder zurück in die Zelle brachte. Etliche Monate musste sie sich dieser Angriffe erwehren, etliche Monate hatte sie geschwiegen. Und sie war bereit gewesen, dafür zu sterben. Eli hatte sie extrem gut trainiert. Das war es auch, was Ari gerade durchmachte. Und sie wusste, dass man ihm mit Schmerz nur bedingt beikommen würde. „Sieh mal.“, sagte Tony, und riss sie aus den Gedanken. Im Verhörraum flog die Tür auf – sie wurde nicht vorsichtig geöffnet, sie flog auf, als habe man sie eingetreten und ein, in Sternenflottenuniform gekleideter Calvin Nathan Cat flog förmlich auf den Typen zu, war bei ihm und riss seinen Stuhl mit sich zu Boden. Dann rappelte sich der Captain auf, schaute hasserfüllt auf ihren Bruder und warf dann einen Blick zu Gibbs. „Gut, sie haben den Schweinehund gesehen, dann lassen Sie ihn durch mich eliminieren.“, sagte er, hart, wütend, mit stoßweise gehendem Atem. Das schien nicht so ganz zu dem leicht verpeilten Captain zu passen, den sie alle kennengelernt hatten. Wenn Gibbs verblüfft war, ließ er sich nichts anmerken, dafür warf Tony ihr einen Blick zu, der einerseits ein „Siehst Du, SO wird es gemacht“, anderer seits ein „Du meine Güte, was ist da denn los?“ beinhaltete. Gibbs war aufgestanden, schaute sein Gegenüber offenbar gleichgültig an und widmete sich dann dem Eindringling. „Regel 22.“, sagte er nur und Cal erwiderte seinen Blick: „Regel 52.“ Damit beugte er sich nach vorne und versuchte, den Israeli mitsamt Stuhl wieder in eine aufrichte Position zu bringen, was irgendwie scheiterte. Kurz schaute er zu Gibbs, dieser zuckte mit den Schultern und klappte sein Handy auf. Ziva zuckte zusammen, als ihr Handy sich meldete. Sie nahm es heraus, warf einen Blick aufs Display und lächelte. Natürlich, das war so typisch für Gibbs. Auf ihrem Display standen drei Wörter. Sie zeigte sie Tony. „Richtet ihn auf.“ Lächelnd wandte sich der Halbitaliener der blonden Technikerin zu: „Lassen sie veranlassen, dass Ari aufgerichtet wird.“ „Was ist mit Ihnen, Cat?“, fragte Gibbs und Cal, der es irgendwie geschafft hatte, dem Chefermittler und den sie beobachtenden Personen nur seine rechte Körperhälfte zuzuwenden, drehte sich nun vom Profil in die Frontalansicht. Tony merkte, wie seine Augen anstalten machten, aus den Höhlen treten zu wollen. Die rechte Körperhälfte war tadellos gekleidet und er sah normal aus. Doch die linke Seite… irgendjemand musste ihn ziemlich hart in die Mangel genommen haben. Im Gesicht fanden sich tiefe Schnitte, das Auge war nicht nur blau, es war tiefschwarz, die Haare waren eine einzige, wirre Masse und schon verkrustetes Blut war zu sehen. „Er…“, brachte der Mann hervor und deutete anklagend auf den am Boden liegenden, „Er hat… er hat … Seine Freunde waren auf dem Schiff. Sie haben erst Gina getötet, dann mich angegriffen und wollten verhindern, dass er zum Hauptquartier verlagert wird. Das war aber schon getan worden. Ich… ich habe gesehen, wie sie Agatha in die Krankenstation gelockt und dann umgebracht haben.“ Cals Augen schillerten vor Tränen und sein Körper machte erste Anzeichen, von einem Weinkrampf geschüttelt werden zu wollen. Dann verwandelte sich sein Gesicht in eine Zornesfratze, er wirbelte auf dem Absatz herum und trieb seinen Stiefel in die Eingeweide des Israelis. „Cat!“, sagte Gibbs mit einer Spur Schärfe in der Stimme, die den Captain nicht zu interessieren schien. Mit Tränen, die aus den Augen rannen, trat er noch einmal zu und noch einmal. „CAPTAIN CAT!“ schrie Gibbs nun und erneut erntete er keinen Erfolg. Dieses mal traf der Stiefel das Kinn des Terroristen. „Du Schweinehund!“, heulte Cal und wurde, gerade als er sich erneut auf den Mann stürzen wollte, von einer den Raum betretenden Ziva festgehalten. Sie wusste selbst nicht, wie sie es geschafft hatte, in der Kürze der Zeit zur Stelle zu sein, aber sie griff den Captain und das tat sie keine Sekunde zu früh, denn kaum, dass sie ihn berührt hatte, sackte der Mann zusammen, als habe man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten. Auf dem Boden spuckte Ari Blut, aber schaute nicht unzufrieden zur sehr emotionalen Reaktion des Captains. Er lächelte und Ziva merkte, wie ihr Blut kochte. Am Liebsten hätte sie ihn selbst… „ZIVA!“, riss sie die Stimme Gibbs’ aus den Gedanken und sie schaute ihn an. Dieser warf kurz einen Blick zum zusammengesackten Cal und sie nickte. „Natürlich. Ich bringe ihn raus.“ „Bring… bring mich raus.“, murmelte der Captain und ließ seinen Kopf kraftlos gegen die Schulter Zivas sinken, „Bring… mich in den Nebenraum.“ „Alice hinter den Spiegeln.“, dachte sich Tony, wie eigentlich immer, wenn er auf der anderen Seite des Einwegspiegels stand und dem Maestro beim Verhör zusah. In der Regel trank er einen Kaffee, aber sie waren eigentlich sofort von diesem Raumschiff herunterteleportiert worden und da hatte man natürlich keine Zeit, einen Kaffee zu bestellen. Warum der Captain, bevor er den Transport freigegeben hatte, Gibbs den Tipp gegeben hatte, sich einen Raumanzug anzuziehen und einen auf mysteriösen Fremden zu machen, entzog sich Tonys Erkenntnis. Allerdings offenbar nicht der von Gibbs. Gut – es war ihm eigentlich klar, dass sich nichts der Erkenntnis von Leroy Jethro Gibbs entziehen konnte, der von sich sagte, dass er eigentlich nur G-I-B-S geschrieben würde, das zweite B stünde lediglich für Bastard. Irgendwie bezweifelte er das. Dann wieder nicht, wenn er eine so erschütternde Szene wie diese sah. Der Captain verlor im Verhörraum die Kontrolle, Gibbs versuchte ihn zu ermahnen, doch nichts geschah. Und selbst, als Ziva sich Cal gegriffen hatte und dieser in ihren Armen kollabiert war, zeigte Leroy Jethro Gibbs keinerlei Gefühlsregung. Der Mann war kalt wie ein Eisberg. Es würde ihn nicht wundern, wenn Gibbs entweder wirklich dieser abgebrühte Hund war, für den ihn alle halten sollten – oder aber wenn seine Unnahbarkeit daran lag, dass er zuviel gesehen hatte, um es an sich heran zu lassen. Die Schrecken des Irak-Krieges, die emotionale Pain, nachdem seine Frau und seine Tochter umgebracht worden waren… das alles hing mit dem Mysterium Gibbs zusammen und er wollte es auch gar nicht knacken. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Ziva half einem sehr schwach und elend aussehenden Calvin Nathan Cat, den Raum zu betreten. „Sie sehen nicht gut aus.“, sagte DiNozzo und Cal warf nur kurz einen Blick zu ihm. Der Captain, den er in den letzten Stunden kennengelernt hatte, hätte vermutlich normalerweise einen Spruch wie „Ach wirklich, Captain Nuss?“ gesagt, aber in den Augen des Mannes stand absolute Leere. Er war in einem Zustand, in dem ihn wohl niemand erreichen könnte - ausser seiner Freundin. „Maggie, könnten Sie wohl kurz…“, setzte Tony an und die Frau – Maggie Poole – nickte: „Natürlich, kein Problem.“ Damit stand sie auf, verließ den Raum, sodass sich Cal auf den Stuhl sinken lassen konnte. Mit leeren Augen starrte er zu Ari herüber, der gerade von zwei NCIS-Agenten aufgerichtet wurde. „Ihr junger Freund hat sich nicht ganz unter Kontrolle.“, sagte der Assassine in diesem Moment und Gibbs zuckte mit den Schultern: „Caitlinn Todd.“ „Was ist mit ihr?“ ,fragte der Mann aus Israel, was Gibbs dazu veranlasste, drei Fotos der Toten auf den Tisch zu legen, „Sie kannten sie.“ „Erzählen Sie mir etwas Neues.“ „Sie haben sie getötet.“ Ari lächelte, spuckte kurz Blut aus und fokussierte Gibbs mit den Augen: „Dafür haben Sie keine Beweise.“ „Wir haben Munition gefunden.“ Der Attentäter nahm eine Haltung an, die ein wenig überlegen wirkte: „Das kann nun wirklich von jedem Gewehr stammen.“ „Lapua. Ihre Fingerabdrücke sind darauf.“, erläuterte Gibbs und Ari schaute ihn an: „Da will mir jemand etwas anhängen. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich es nicht war.“ „Und ich habe damals schon Ihren Vorgesetzten gesagt, dass ich das nicht glaube. Sie waren es, sie haben die nötigen Spuren seinerzeit hinterlassen und ich werde es beweisen.“, sagte Gibbs und wurde von Wort zu Wort eine Spur lauter. Stilles Amüsement funkelte in Aris Augen und er hätte die Arme vor der Brust verschränkt, wenn die Handschellen es erlaubt hätten. Es war klar, dass der Special Agent ihn nur aus der Reserve zu locken versuchte. Und wenn diejenigen, die ihn in diese Zeit teleportiert haben, nun alles daran setzen würden, ihn zu befreien, dann würde die Sache definitiv schnell zu Ende gehen. Was konnten schon Erdenwaffen gegen eine Technologie ausrichten, die Laserstrahlen verschießen konnte, die einen schlafen schickten? Ari war klar – wenn seine „Freunde“ ihn befreien würden, würden sich Gibbs und seine Freunde chancenlos vorfinden. Offenbar hatte man genau das gewusst und geplant. Der Captain schaute immer noch blicklos zu Ari herüber, murmelte Sätze, die keinen Sinn machten und Ziva war sich sicher, dass er über kurz oder lang komplett dem Wahnsinn anheim fallen würde. Er konnte sich ja schon nicht unter Kontrolle halten, wenn Agatha da war, aber immerhin hatte diese die Möglichkeit, ihn wenigstens ein wenig zu besänftigen. Wenn diese Kontrollinstanz fehlte… sie mochte sich gar nicht ausdenken, was dann war. Der Verlusst dieser Kontrollperson war an sich schon schlimm – aber dass es ausgerechnet Agatha sein musste, die sie als ruhige, verständige, kluge Frau kennengelernt hatte, und die ihr sympathisch war. Vor ihrem inneren Auge blitzte wieder die Bar auf, in der sie gesungen hatte. Sie sah drei Personen – zwei Männer, eine Frau. Die silber-roten Haare funkelten im Licht des einzigen Scheinwerfers, der nach der Explosion noch funktionierte und sie konnte sehen, wie einer der beiden Männer ihren Kopf in seinen Schoß bettete, die Hände hob und die nussbraunen Augen seine blutüberströmten Hände in Augenschein nahmen. Kurz blinzelte sie mit den Augen, hörte dann vor ihrem inneren Ohr einen Hustenkrampf und dann ein Wort. „River.“ Sie schüttelte den Kopf, fragte sich, was diese Vision zu bedeuten hatte, schaute dann zu Tony, der sie verblüfft anblickte und dann zu Gibbs, der gerade für seine Verhältnisse ziemlich laut geworden war. Dann öffnete sich hinter ihr die Tür und sie hörte den entsetzten Schrei Cals. Sie drehte sich um und sah in die grasgrünen Augen Agatha Silverbirds. Schnell war sie auf den Beinen und schaute zuerst zum Sternenflottenoffizier, in dessen Augen Panik irrlichterte und dann zu Agatha, die unverständlich dreinblickte. „Cal?“, fragte sie und schaute ihn an, „Du siehst ja furchtbar aus, was ist mit dir passiert?“ „Komm nicht näher!“, schrie der Captain und war auf den Beinen, um zu fliehen zu versuchen. Dabei kollidierte er versehentlich mit einer der Konsolen, ehe er an ihr herunterrutschte und dann versuchte, sich unter ihr zu verstecken. Die XO blickte ihn ratlos an. „Er hat uns gesagt, sie seien tot.“, sagte Ziva und Agatha blinzelte verdutzt: „Bitte was?“ „Ja – er hat…“ Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment spürte sie einen Schlag gegen den Rücken und fand sie sich in den Armen der Rothaarigen wieder. Tony wollte reagieren, aber da traf ihn die Faust des verwirrten Captain am Kinn und sackte in sich zusammen. „Ihr … ihr gehört alle dazu.“, heulte Cal und begab sich in eine leicht gebückte Haltung, den Kopf ein wenig eingezogen, sodass er ein schwereres Ziel abgab. Dann fixierte er Agatha, lächelte und zischte: „Oh, wie ihr da gerade standet, das war ja richtig femme-slash.“ Er verlieh diesen Worten eine gewisse Färbung, die Ziva nicht so ganz orten konnte, aber die Augen der hübschen XO weiteten sich: „Was…“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment schrie der Captain „MEIN SCHATZ IST TOT!“ und warf sich gegen die hübsche Rothaarige. Ziva konnte nicht anders reagieren, als sie tat, sie warf sich dazwischen und die ihn sie eingebläuten Reflexe traten in Aktion. Sie griff den auf sie zurasenden Captainskörper, verpasste seinem Kinn einen heftigen Schlag und zog ihm die Beine weg. Gleichzeitig griff sie nach seinem Phaser, richtete ihn zuerst auf den benommenen Cal und dann auf Agatha, in deren Augen ehrlicher Schock stand. „Cal.“, brachte die hübsche Rothaarige hervor, „Ich weiß nicht… ich lebe.“ Und Ziva hatte das Gefühl, dass sie es ernst meinte. Der Angesprochene rappelte sich auf, schaute Ziva mit wildem Blick an und schrie: „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“ Dann warf er sich auf sie. Sie schaffte es, sich der Attacke des wildgewordenen Offizieres zu erwehren, indem sie ihm erneut gegen das Kinn hieb. Cals Kopf zuckte getroffen zurück, und er ließ sie los. Sie blickte zu Agatha, die plötzlich von einem roten Energiestrahl getroffen zu Boden ging. „Verdammt“, schoss es Ziva durch den Kopf, „Er wollte mich nicht – er wollte den Phaser.“ Dann hörte sie ein Klackern, als Cal die Waffe wegwarf und in eine Verteidigungsposition ging. „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.“, sagte der Offizier, ließ seinen Nacken kreisen und schaute sie an: „Worauf wartest Du?“ Klang der Captain jetzt nicht sogar ein bischen ruhiger? Sie hatte keine Zeit, großartig darüber nachzudenken, denn plötzlich griff er an. Sie konnte die meisten seiner Attacken blocken, mit Ellbogen, Schenkeln, Treffern gegen Magengrube und Kinn, doch das schien ihn nur noch wütender zu machen. So langsam aber sicher machte ihn der Mann wütend. Er würde dafür sorgen, dass er nach Gitmo ging – egal, ob es das noch gab, oder nicht. Zur Not würde er ihn persönlich mit einem Paddelboot dort aussetzen. Gibbs fragte sich sowieso, warum er das ganze Theater eigentlich mitgespielt hatte. Vielleicht hatte er sich gedacht, dass zwei, oder drei Offiziere aus der Zukunft tatsächlich Ahnung hätten, wie man mit einem Terroristen umginge, doch dies war ein Trugschluss. Und auch er kam gegen die aalglatte Art des Mannes nicht mehr an. Dafür war es ein zu schwieriger, ein zu komplizierter Tag gewesen. Vielleicht sollte man die Sache doch abbrechen, und fortsetzen, wenn er wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wenn er… Das laute Klirren von Glasscherben irritierte ihn. Und ehe er merkte, was passiert war, war der 70 Kilo schwere Körper von Calvin Nathan Cat an ihm vorbeigeflogen, hatte sich auf dem Tisch abgerollt, Ari einen Schlag verpasst, die Waffe gegriffen und auf Ziva angelegt. Und natürlich gefeuert. Der rote Strahl hüllte die hübsche Frau in einen Kokon aus Energie und ließ sie dann in sich zusammenfallen. Gibbs hörte sich selbst, wie er innerlich ein lautes „NEIN“ schrie. Schnell ging er auf den zerbrochenen Spiegel zu, warf einen Blick in den Raum und stellte fest, dass Tony, Agatha und Ziva am Boden lagen. Agatha? Hatte Cal nicht gesagt, sie sei tot? Auf dem Absatz wirbelte er herum, sah, wie Cal seinen Phaser auf ihn gerichtet hatte und höhnisch fragte: „Was darfs sein? Bist Du für mich, oder gegen mich?“ Purer Reflex ergriff Besitz von Gibbs Körper - er hatte seine Pistole gezogen und schoss drei mal auf die Brust des Captains. Der Captain taumelte zurück, schaute ihn an, schüttelte den Kopf und sagte: „Dumme Idee.“ Und dann, als Cal auf ihn angelegt hatte, wusste er, dass der Mann, der da auf ihn zielte nicht Cal war. Erneut zuckte sein Finger und erneut wurde Traceless getroffen – doch in diesem Moment hörte er ein lautes, schrilles Pfeiffen und wusste, dass es aus war. Betäubt ging er zu Boden. Ari Haswari war ein wenig überrascht, als er mitbekam, was um ihn herum geschah. Die Schlägerei im Nachbarzimmer hatte er nicht mitbekommen, aber als dann der Typ durch das Fenster geflogen kam, konnte er sich nicht helfen und diese Situation zumindest mit dem Heben einer Augenbraue quittieren. Der Mann krachte auf den Verhörtisch, rollte sich ab und kam rechts hinter ihm zum Stehen. Und nun wurde es richtig merkwürdig, denn der Typ hob eine dieser seltsamen Waffen, die man genutzt hatte, um ihn schlafen zu schicken und feuerte. Es war eine Sache, seiner eigenen Halbschwester, nachdem sie ihn verraten hatte, eine Kugel in den Kopf zu jagen, aber es war eine andere Sache, jemandem, der sie mit diesem Laser ausser Gefecht setzte, nur dabei zuzusehen. So etwas machte keinen Spaß und wenn er es getan hätte, wär es in der Familie geblieben. Nun jedoch sah er, wie Ziva in einem Kokon aus roter Energie erstrahlte wie ein Diamant, dann einen Laut von sich gab, der nach einer Mischung aus überraschtem Keuchen, schläfrigem Stöhnen und Seufzen klang, ihre Augen nach oben verdreht wurden und der komplette Körper in sich zusammensackte. Wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, konnte man gerade eine extreme Überraschung in Ari Haswaris Gesicht ausmachen. Dann knallte es – laut, hässlich – und Ari wusste, was die Quelle des Geräusches war. Eine Pistole hatte sich zwei Mal in den Körper des Mannes, der ihn erst getreten hatte und nun offenbar umzubringen versuchte, entladen und der Assassine fragte sich, ob es für ihn nicht billiger käme, wenn der Mann jetzt tot wäre und er sich einfach nur des Verhörs durch Gibbs stellen müsste. Wobei sich da natürlich die Frage stellte, ob er ihn überhaupt zu diesem Zeitpunkt verhören würde, schließlich gab es genug, worum er sich kümmern müsste. Doch diese Überlegung wurde ihm abgenommen. Der Mann, der zwei mal angeschossen worden war, richtete seine Waffe auf Gibbs und feuerte. Auch der Grauhaarige erstarrte in der Bewegung und kollabierte. Dann wandte sich der Mann ihm, Ari Haswari, zu und hielt ihm die Waffe unter das Kinn. „Also, wie sieht es aus? Wollen Sie kooperieren, oder soll ich abdrücken?“, erkundigte sich der Mann höflich und schaute ihm in die Augen. „Sie können mir gar nichts.“, zischte der Israeli, „Diese Waffe betäubt ihre Opfer nur, sie tötet sie nicht.“ „Oh“, lächelte der Mann, den Gibbs vorher „Captain Cat“ genannt hatte, und bei dem sich der Attentäter fragte, von was er überhaupt Captain war, „Alles eine Einstellungssache. Diese Waffe kann nämlich auch töten. Und wenn ich Ihnen die Waffe nah an den Körper drücke, kann selbst eine leichte Betäubung für sie tödlich sein.“ Ari stellte nun seinerseits Blickkontakt her und hatte das Gefühl, dass sein Gegenüber die Wahrheit sagte. „Was halten Sie von einem Spiel.“, erkundigte sich der Captain und presste ihm die Mündung der Strahlenkanone stärker gegen den Adamsapfel, „Ich zähl bis drei und sie erzählen mir alles, was ich wissen möchte. Dann gewinnen Sie. Muss ich bis vier zählen, drücke ich ab, sie sterben und verlieren.“ „Und was ist mit ihren Freunden, die sie hier so wunderbar ausgeschaltet haben, ‚Captain’?“, fragte Ari und Cal lächelte: „Oh – wissen sie, ich muss Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen. Ich bin nicht Captain Cat.“ Damit griff er an seinen Halsansatz und zog sich eine lebensecht wirkende Gummimaske vom Kopf. Darunter war vernarbtes Gewebe zu erkennen, rötliche Haut, die sicherlich furchtbar jucken musste. „Nennen Sie mich… Traceless.“, erklärte er mit einem kurz über seine Lippen laufenden Lächeln, und mit der Nennung dieses Namens veränderte sich die Stimme. Klang sie vorher eigentlich recht normal, war sie nun nahezu kehlig. „Ich wollte Sie auch nicht lange aufhalten.“, sagte Traceless nun, mit einem Hauch von Spott in der Stimme, „Aber, wenn Sie mir noch kurz sagen könnten, wer Ihnen die Aufträge gibt, wäre ich Ihnen sehr verbunden.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Eigennutz.“, erklärte der Mann, stand auf und schaute zu Gibbs herüber: „Parallel universes – they make a mess out of things.“ „Parallele Universen?“, fragte der Attentäter und Traceless nickte: „Ja – es ist furchtbar. Wissen Sie, wie lange ich brauche, um ein Universum ins Chaos zu stürzen? Wie soll ich denn mit mehreren Universen arbeiten, eventuell noch mit Gegenstücken, die genau dieses Ziel, das ich habe, auch teilen, sich allerdings dabei durch Scharmützel aufhalten lassen, oder vielleicht sogar welche, die der Gerechtigkeit helfen. Gerechtigkeit.“ Er schüttelte sich. „Hilfe. Gerechtigkeit, Ordnung – das ist doch langweilig.“ Er warf einen Blick in den Raum, in dem die bewusstlosen Agenten lagen. Schnell stieg er durch die zerstörte Scheibe wieder in das Zimmer, legte die bewusstlose Ziva auf den Rücken, klopfte kurz ihre Tasche ab, fuhr ihr über die Beine, stoppte bei ihrem linken Fußfessel und nickte: „Aha, hier haben wir es.“ Damit zog er ein Jagdmesser aus einer verborgenen Scheide und stieg, lächelnd, wieder zurück in den Verhörraum. „Ihre Halbschwester ist ziemlich geschickt.“ Damit wandte er sich nochmal um, blickte in den Raum und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn Sie das jetzt nur sehen könnten. Das Chaos ist doch das Urelement. Da liegt jeder so, wie er gefallen ist. Und aus diesem Grund mussten die Sie , Mister Haswari ja auch durch dieses Szenario schicken. Computer sind zu berechenbar. Es ist fürchterlich.“ Er schaute nun zu ihm, und ging auf den Attentäter zu. Die Klinge durchtrennte die Kabelbinder, mit denen man Ari festgemacht hatte und als der Attentäter die Hände bewegte, um den Kreislauf wieder anzukurbeln, sprang der Andere lässig wieder in den Beobachtungsraum und schob der Ohnmächtigen das Messer wieder in die dafür vorgesehene Scheide. Dann kam er zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu Ari. „Also – ich mach es ganz knapp und Simpel. Cal hat gelogen, er hatte natürlich nie vor, Sie in irgendeiner Art und Weise aus dem Zeitfluss rauszuhalten. Er hätte sie, nachdem er sie gefangen genommen hätte, in die Vergangenheit gebracht, damit Sie dort den Tod, der sie geschichtlich ereilt hat, finden werden. Ich kann Ihnen etwas Anderes anbieten. Zwar müssen Sie sterben, aber – sie haben ja schon bemerkt, dass ich Heilungskräfte besitze. Ich könnte mich als Sie ausgeben und mich dann von ihrer schnuckligen Halbschwester erschießen lassen. Irgendwann wache ich auf, entkomme, nehme eine andere Gestalt an und Sie sind fein raus. Ich muss nur den Verantwortlichen finden. Ich muss nur denjenigen finden, der Sie einsetzen will.“ So langsam, aber sicher wurde die Geschichte unglaubwürdig. Dieser Mann war offenbar verrückt, wenn er glaubte, dass er ihm diese Story abkaufen würde. Er verschränkte die Arme. „Sie können mir ja viel erzählen.“, sagte er und zog den Kopf ein wenig zurück, die Augenbrauen gehoben und die Lippen aufeinander gepresst. Deutlicher konnte man Überraschung oder Mißtrauen nicht zeigen. Traceless lächelte. „Ich kann sie überzeugen.“ So sagte er und schon in der nächsten Sekunde unterlief sein Gesicht einer Metamorphose. Es wurde schmaler, die Narben verschwanden, die rötliche Haut ebenfalls und nach ein paar Sekunden saß ein weiterer Ari Haswari im Raum. Als der Ari, der Traceless war, sprach, hörte der Echte seine eigene Stimme. „Reicht das als Deomonstration meiner Fähigkeiten?“ Das Original lachte kurz auf, schaute seinen Doppelgänger an und nickte, ehe er beschloss, die Sache kurz, schmerzlos und genau auf den Punkt zu bringen. „Und warum wollen Sie mich retten?“ „Sagen wir so… ich mag Wildcards. Ich mag unberechenbare Personen, ich finde es sehr gut, wenn sich jemand nicht so verhält, wie er sich verhalten sollte. Und ich finde es sehr gut, wenn jemand für seine Überzeugungen einsteht.“, erklärte der andere Ari und schaute das Original an. „Oder wie sehe ich das?“ Ein leichter Hauch von Spott tauchte in seiner Stimme und Ari lächelte. „Und bevor ich mich – also Sie – rette, muss ich wissen, wer es für richtig hält, Raum und Zeit dadurch zu gefährden, dass er Sie auf dieses Team ansetzt und sie dafür aus Ihrer eigenen Zeit extrahiert.“ Der Israeli zuckte mit den Schultern. „Ich habe sie nie gesehen. Man betäubte mich immer, bevor ich irgendwas Genaueres erkennen konnte. Ich weiß nur, dass mein Kontakt einen Anzug trug. Mehr weiß ich auch nicht.“ „Sie scheinen zu übersehen, was ich Ihnen anbiete. Sie können in dieser Zeit bleiben, oder mit mir in die Zukunft kommen. Ich setze sie auf Risa aus, einem der tollsten Planeten der Geschichte. Oder wir beide machen uns auf, das Universum ins Chaos zu stürzen. Auf jeden Fall sind Sie frei, zu tun und zu lassen, was sie wollen.“ „Ich verstehe Sie schon, Traceless, ich kann Ihnen nur nicht sagen, was ich nicht weiß.“, erklärte der Attentäter und sein Gegenüber lehnte sich im Stuhl zurück. „hm.“, machte er, kaute nachdenklich auf der Unterlippe und nickte dann: „Ich glaube Ihnen. Aber – die müssen Sie doch irgendwie kontaktiert haben. Hat man Ihnen ein Handy gegeben?“ „Nein.“, log Ari und Traceless schaute ihn an: „Wirklich nicht?“ Der Attentäter wusste, dass er nun an einem kritischen Punkt angelangt war. Wenn er jetzt diese Trumpfkarte, das Handy, einfach so ausspielte, dann würde er ihn sicherlich genau so verraten, wie die, die jetzt nichts taten, um ihn zu befreien. Sowas musste geplant sein. „Wirklich nicht.“, erklärte er daher. Traceless zuckte mit den Schultern. „Und wie kontaktieren die Sie dann? Brieftaube? Würde ich zu gerne sehen.“, sagte er und lehnte sich zurück, den Anderen mit den Augen fixierend. „Wenn“, setzte Ari an und hob mahnend einen Zeigefinger, „ wenn ich Ihnen sage, wie die mich erreichen, lassen Sie sich an meiner Stelle von Ziva erschießen und versichern mir, dass ich meines Weges gehen kann?“ „Natürlich.“, sagte Traceless und schaute ihn mit ehrlicher Überraschung an: „Sagen Sie bloß, Sie zweifeln an meinem Wort. Das gilt in über 400 Sternensystemen.“ „Es gibt Millionen.“, erklärte Ari und lächelte: „Ich möchte, dass Sie mir Zeigen, was Sie können.“ Traceless deutete auf sein Gesicht: „Reicht das nicht?“ „Nein. Ich will Sehen, dass Sie mich genau so durch Raum und Zeit teleportieren können, wie die Anderen.“ Der Verbrecher lächelte: „Oh, aber natürlich, Mister Haswari. Ich meine, es gibt doch so was wie Ehre unter Dieben. Wo wollen Sie hin? Risa? Die Frauen dort sind sehr nett und sehr zuvorkommend. Man muss ihnen nur sagen, dass man Jamaharon will und man bekommt es.“ „Jamaharon?“, echote Ari und Traceless lächelte: „Sex. Wir sind in der Zukunft zwar soooo fortgeschritten, aber das umschreiben wir halt immer noch gerne. Und es klingt doch definitiv besser, als die Begriffe, die Ihr hier dafür habt.“ „Nein, ich weiß schon, wo ich hinmöchte. Wo, und wann.“, lächelte nun Ari und flüstere es Traceless ins Ohr. Dieser grinste: „Oh, das ist eine tolle Idee. Das lässt sich einrichten.“ Schnell metamorphierte er Aris Gesicht in das von Cal und klopfte auf seine Brosche. Dann hyperventilierte er ein paar Atemzüge und presste hervor: „Cat an Dragonfly. Notfalltransport. Zwei Personen zum Beamen.“ „Verstanden.“ Traceless Grinsen wurde breiter, er griff Aris Schulter und schaute ihn an: „Das wird lustig.“ Dann dematerialisierten sie. Vor knapp fünf Jahren Als Ari den Mann losließ, schaute er sich um und konnte nicht anders, als wenigstens ein wenig verblüfft zu sein. Tatsächlich. Nachdem der Mann, der sich Traceless nannte, mit ihm zu diesem anderen Ort teleportiert war, hatte er die Frau, die Traceless „Chief“ genannt hatte, mit einem Schuss aus seiner Waffe von den Beinen geholt, war dann um die Konsole getreten und hatte andere Koordinaten eingegeben. Dann waren sie hier gelandet. Hier – in einer Vorstadtsiedlung, die Ari nur allzu bekannt vorkam. Von hier hatten seine Auftraggeber ihn seinerzeit abgeholt und das erste Mal betäubt, hier hatte er ursprünglich die komplette Komödie um Leroy Jethro Gibbs beenden und ihn erledigen wollen. Er fragte sich zwar immer noch, woher die Anderen wussten, was er vorgehabt hatte, aber – sie hatten ihn von hier entführt und nun war er wieder dort, wo alles angefangen hatte. Aber – stimmte auch das Jahr? Gerade, als er sich davon überzeugen wollte, packte Traceless ihn und warf sich mit ihm in ein Gebüsch. Den Grund dafür erfuhr er in dem Moment, als er selbst an sich vorbeiging, zweifellos mit der Intention, Gibbs zu ermorden. Verdammt, sie waren tatsächlich in einer Art Zeitmaschine unterwegs. Als die merkwürdig maskierten Figuren sein anderes Ich schnappten, spürte er die schwere Hand Traceless auf der Schulter. „Nicht eingreifen.“, erklärte er und deutete auf den anderen Ari, der gerade im Griff seiner Häscher zusammensank und in einen Lieferwagen verfrachtet wurde. Der Israeli schüttelte in bloßer Verblüffung den Kopf: „Das überzeugt mich wirklich.“ Traceless grinste, als er sich aus dem Gebüsch schlug. „Was machen wir hier?“, fragte er und schaute sich um. Ari zuckte mit den Schultern: „Da vorne wohnt der Mann, mit dem ich noch eine Rechnung offen habe.“ „Gibbs?“ „Woher wissen Sie das?“ Traceless verschränkte die Arme vor der Brust: „Das ist doch nun geschichtlich überliefert. Auch, wie es ausgehen wird. Sie werden in das Haus einbrechen und versuchen, Gibbs von der Kellertreppe aus umzubringen.“ Der Israeli schaute ihn an und nickte beeindruckt. „Prinzipiell bin ich eher für die Idee, dass Sie sich durch den Keller schleichen und ihn versuchen, mit seiner eigenen Waffe zu erschießen.“ „Hm – das hat eine gewisse Ironie.“ „Stimmt.“, erklärte Traceless, „Und – wenn wir ehrlich sind: Wenn er sie sieht, wird er doch viel mehr Angst vor Ihnen haben, und das wollen sie doch.“ Ari lachte: „Angst? Ich bitte Sie. Ich weiß, dass ich ihm überlegen bin. Mit Angst machen hat es nichts zu tun. Er soll wissen, dass ich ihm überlegen bin. Darum geht es.“ „Überlegenheit, ja?“, fragte der andere Verbrecher, „Ich kann das nachvollziehen. Auch das Ding mit Iherer Schwester. Sehen Sie, meine Schwester ist Bordärztin an Bord des Schiffes, das auch noch die Nulpe kommandiert, die ich…“ Ari schaute ihn an: „Ich habe mich nicht an Ihrer Lebensgeschichte interessiert gezeigt, Mister Traceless.“ Der Mann mit den tausend Gesichtern nickte. „Ich verstehe.“ „Und ich werde da jetzt reingehen.“, sagte der Israeli und machte sich auf den Weg. Traceless sah ihm lächelnd hinterher: „Viel Glück, Mister Haswari.“ „Ich werde kein Glück brauchen.“, erklärte der Andere und verschwand aus dem Sichtfeld des Verbrechers. Traceless blickte noch einmal kurz dem Israeli hinterher, betätigte dann seinen Kommunikator und sagte, mit der Stimme Cals: „Cat an Dragonfly? Holen Sie mich hoch.“ „Verdammt.“, murmelte Samantha Carter und der hübsche Rotschopf Agatha Silverbirds fuhr zu ihr herum, „Was gibt es?“ „Wer auch immer die Typen sind, die hier ihre Basis aufgebaut haben, die Passwörter sind auf eine Art und Weise verschlüsselt, die ich erst einmal verstehen muss.“ Agatha seufzte. Es hätte eigentlich ganz einfach sein können. Sie wollte nur Cal von seiner 5-Jahres-Mission mit dem SGC abholen und just in diesem Moment hatte man dem SGC einen Tipp zukommen lassen, dass es in einem kleinen, schnuckligen Drei-Etagen-Haus offenbar eine Scheinfirma gab, die mit dem NID in Verbindung stand. Eigentlich wollte Agatha nicht mit, sie wollte auch Cal sofort mitnehmen – sollte das SG-1 doch die Aufgabe lösen. Wofür waren sie denn schließlich das Team? Jack O’Neill blickte durch die heruntergelassenen, roten Jalousinen des Hauses nach draußen, schob sie kurz hoch, und sagte, in seiner typischen Art: „Carter, Sie sollten sich beeilen. Wir bekommen Besuch.“ Cal trat ebenfalls ans Fenster und spähte hindurch. „Hm, gut bewaffneten Besuch. Sind das P90er?“ Der Colonel hob seinen Feldstecher an, blickte hindurch und nickte: „Japp. Das kann noch lustig werden.“ „Lustig nennt er das?“, fragte Agatha und Sam zuckte mit den Schultern, „Er ist immer so.“ „Er kann Sie hören , Carter.“, ließ sich Jack vernehmen und die hübsche Blonde rollte kurz mit den Augen, ehe sie lächelte: „Natürlich, Sir.“ Dann verrutschten ihre Gesichtzüge: „Verdammt! Die Blockade ist zu gut. Ich kann da nur ein paar Tricks versuchen.“ Sprachs und hackte auf die Tastatur ein. Von Außen drangen erste Schüsse an das Ohr der Eindringlinge. Cal und Jack schauten sich an: „Partytime.“ Der Colonel stürzte los, der Captain wollte ihm folgen, stoppte in der Tür und schaute zu Agatha: „Alles in Ordnung?“ Die Rothaarige rollte gespielt genervt mit den Augen: „Meine Güte, mach endlich, Du Held.“ Dann wandte sich die hübsche Frau an die Blonde, die am Computerterminal verschiedene Eingabemöglichkeiten ausprobierte. „Carter?“, erklang die Stimme Jacks aus ihrem Funkgerät, „Ein paar gute Neuigkeiten wären nicht verkehrt.“ „Tut mir leid, Sir. Die Verschlüsselung ist zu abstrakt.“ Damit warf sie einen Blick zu Agatha, die mit den Schultern zuckte: „Mich darfst Du nicht fragen. Ich kenn mich nur mit unserem Betriebssystem aus, aber das da ist ja…“ „Finsteres Mittelalter?“, bot Sam lächelnd an und deutete auf die Tür: „Dein Freund hat so reagiert, als er das erste Mal mit einem Computer arbeiten musste, der nicht sprachgesteuert war. Ihm dabei zuzusehen, wie er tippt, ist immer wieder eine Freude.“ Agatha grinste. „Japp, so ist er.“ Kaum, dass sie das gesagt hatte, kamen auch schon Daniel, Teal’c, Jack und Cal in den Raum gehetzt. „Es wird ein wenig eng hier.“, stellte Jack kurz fest und schaute dann zum Captain herüber: „Wär nicht verkehrt, einen von deinen Starfleettricks auszuspielen, Cal.“ Der Angesprochene schaute zu Agatha herüber, seine Augen wurden größer und er blickte den Colonel verdattert an: „Was? Erwartest Du von mir, dass ich jetzt mal eben den Phaser raushole und einen auf Actionheld mache?“ „Naja, du hast oft genug gesagt, dass du, wenn du die Chance bekommen würdest, beweisen könntest, was in Dir steckt.“, grinste Sam vom Computer her und Jack nickte: „Bitte, hier ist deine Chance.“ Der Captain schluckte. „Erm.. . naja, …“ Er schaute ein wenig hilflos zu Agatha, die mit den Augen rollte und ihm ein mitleidiges Lächeln schenkte. Dann griff sie in die Tasche ihrer Einsatzweste. „Bitte, eigentlich wollte ich es Dir noch nicht geben, aber…“ Damit legte sie einen kreisrunden Gegenstand in die Hand des Captains. „Was is n das?“, fragte er und schaute sie fragend an. „Ein Schildemitter. Befestige ihn dort an der Tür und wir sind für ein paar Minuten sicher.“ „Das trifft sich.“, sagte Sam, „Ich hab nämlich inzwischen das System entschlüsseln können. In ein paar Minuten kann eure Dragonfly uns rausbeamen.“ Der Captain betrachtete das Ding in seiner Hand und grinste: „Na, dann kann ich uns ja n paar Minuten kaufen.“ In dem Moment knallte es laut und hässlich und die Tür, in der Cal stand, hatte plötzlich eine rote Färbung bekommen. Der Captain schaute verblüfft auf das Loch in seiner Brust, taumelte und ließ den Generator fallen. Jack schnappte ihn sich, richtete sich auf, schoss auf denjenigen, der auf Cal geschossen hatte und aktivierte den Generator. Agatha war aufgesprungen, hatte sich zu Cal begeben und fing ihn auf, als er fiel. „Es tut… weh.“, stellte er fest und schaute in ihre Augen. Dann wich das Leben aus ihnen. Agatha Silverbird fuhr hoch und sah ihren Freund vor sich hocken. Er griff nach hier, hielt sie fest und sagte: „Hey, ruhig, ganz ruhig, du hattest einen schlechten Traum.“ Sie nickte und schaute sich um. „Hast Du tatsächlich Tony k.o. geschlagen?“ „Schatz, ich… es tut mir leid.“, sagte ihr Freund und Agatha hatte das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen weg zog. „Was tut dir leid?“, fragte sie und Cal machte eine allumfassende Geste, die der ganzen Situation galt, „Das hier.“ „Das hier?“, echote Agatha und merkte, wie in ihr leiser Inngrimm aufstieg, der sich, je mehr er sprach, nur noch verstärkte. „Schatz, ich… es … wie kann ich es dir erklären? Schau mal, Ari gehört nicht in diese Zeit. Ich… ich musste ihn hier rausschaffen.“ Die hübsche Rothaarige legte den Kopf schief, stand auf und schaute nun auf ihn herunter, da er immer noch kniete: „Soll das heißen, dass Du das alles abgezogen hast, damit du das Vertrauen von Ari gewinnen und ihn in die Vergangenheit schicken konntest, damit er dort erschossen werden konnte?“ „Ja, so ungefähr.“, erklärte der Captain und Agatha seufzte: „Dann bin ich ja mal gespannt, was Gibbs dazu sagen wird. Und du wirst es ihm erklären. Cal schluckte: „Könn… Können wir das nicht so deichseln, dass es für sie wirklich Traceless war? Ich meine, es macht doch keinen Unterschied.“ Die hübsche XO trat auf ihn zu, schaute ihm in die Augen und verpasste ihm dann eine schallende Ohrfeige: „Erstens sei ein Mann und steh zu deinen Taten, zweitens, es mag sein, dass es für die hier keinen Unterschied machen würde- für mich macht es jedoch einen. Himmelherrgott, ich habe schon Angst gehabt, dass Du verrückt geworden wärest.“ „Nicht mehr als sonst.“, sagte Cal und schaute sie ein wenig bedrückt an: „Ich meine nur… ich… können wir das nicht vergessen?“ „Nur, wenn Du mir ein Erdbeerparfait bringst.“ Cal blinzelte kurz und plötzlich schien es so, als sei alle Kraft aus ihm gewichen. Er sackte in sich zusammen und Agatha fing ihn auf, ehe er allzuhart aufschlug. Dann überlegte sie kurz und ließ ihn doch hart aufschlagen. Das Codewort, dass Gina ihm damals verpasst hatte, funktionierte also noch und das war gut so. Wenn der Captain tatsächlich die Sache so drehen wollte, dann… würde sie ihm dabei gerne zur Hand gehen. Wenngleich sie die Erinnerung daran, wie Traceless den Captain ausgeschaltet hatte, ein wenig frisierte. Leise lächelte sie in sich hinein. „Strafe muss sein.“, murmelte sie, ehe sie sich vorbeugte, und dem Captain die Instruktionen ins Ohr flüsterte. Binnen Sekunden hatte er das, was tatsächlich passiert war, vergessen. vor fünf Jahren Leise und vorsichtig schlich sich der Attentäter durch das Haus Gibbs. Wenn sich der Terminplan des grauhaarigen Special Agents nicht geändert hatte, war er just in diesem Moment immer noch im Hauptquartier und so würde er Zeit genug haben, seinen Plan auszuführen. Tatsächlich erschien ihm die Idee, sich Gibbs mit seinem eigenen Gewehr zu stellen, durchaus faszinierend. Warum nicht? Er schenkte seiner Umgebung einen kurzen, analytischen Blick. Die Wohnung als solche war zwar gemütlich, aber er hatte das Gefühl, dass Gibbs eigentlich permanent auf gepackten Kisten saß. Natürlich fand er eine Couch und als er ins Schlafzimmer blickte, ein Bett, aber – die Atmosphäre wirkte doch ziemlich kalt. Eigentlich nicht verwunderlich, wenn man beachtete, woher Gibbs kam. Schließlich war er ehemaliger Marine und von daher ständig im Einsatz. Jemand, der immer wieder von seinen Lieben geholt werden konnte, wurde in der Regel wenig sesshaft. Natürlich fand er ein Haus, eine schöne Gegend, aber – die Gemütlichkeit war doch ziemlich vernachlässigt worden. Das Haus erinnerte ihn an seine eigene Wohnung, in der er auch nie wirklich die Koffer ausgepackt hatte. Immer auf dem Sprung, immer auf Reisen. Gibbs war auch so ein Typ und so überraschte es ihn nicht, dass der einzige Ort, der Tatsächlich sowas wie eine gewisse Geborgenheit ausstrahlte, der Keller war. Er musste grinsen. Da stand tatsächlich ein Boot im Keller. Wie wollte der Mann es aus dem Keller bekommen? Aber – Hobbys brauchte der Mensch. So schaute er sich um. Erneut legte sich ein Lächeln auf die Lippen des Israelis, als er die Gläser voller Schrauben sah. Einmachgläser, ohne jeden Zweifel, die – vermutlich, wenn ihn sein Blick auf die Burbonflasche nicht trog, binnen Sekunden in Trinkgläser umgewandelt werden konnten. Es war einfach nur faszinierend. Gibbs war das berühmte Mysterium, umgeben von einem Rätsel, eingebettet in einen Widerspruch. Ari musste nicht einmal groß suchen – das war ein Minus für Gibbs. Das Gewehr – eine ‚Kate’, die Ironie war unverkennbar – so offen liegen zu lassen… da bettelte man doch darum, damit erledigt zu werden. Und wenn sich niemand anders anbot, dann musste er diesen Job tun. Ziva David konnte gar nicht glauben, was sie da sah. Ihr eigener Halbbruder, der Mann, dessen Kontrolloffizier sie war, hatte sie und den Mossad verraten. Hass quoll in ihr empor und sie fragte sich, wen sie mehr hasste. Ihn, weil er ihren guten Glauben ausgenutzt hatte? Ihren Vater, weil er Ari ausgebildet hatte und dennoch bereit war, ihn für eine gute Zusammenarbeit mit dem NCIS zu opfern? Oder doch sich, weil sie keine andere Wahl hatte, als diese Befehle auszuführen, die ihr Vater ihr gegeben hatte? Sie musste es tun, denn in diesem Moment hob Ari die Kate Gibbs und wollte ihn erschießen. „Vergib mir, Bruder.“, murmelte sie auf Hebräisch und feuerte. Getroffen ging Ari zu Boden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)