Schüleraustausch oder wie man böse Jungs um den Finger wickelt von Chibi_Isa (RikuXSora) ================================================================================ Kapitel 68: Wieder zu Hause --------------------------- Kapitel 65: Wieder zu Hause Rikus POV Der Abend gestern ging schließlich doch noch toll aus. Sora hat mich wieder ran gelassen und ich hab mich in vollen Zügen daran erfreut. Der Besuch des Schwimmbads am nächsten Tag war echt bombastisch. Obwohl Sora und ich weniger vom Schwimmbad gesehen haben, fand ich es echt toll. Wir haben schließlich den ganzen Tag gekuschelt, rum gemacht und geknutscht. Für mich, einfach nur perfekt. Meinetwegen hätten wir noch viel länger da bleiben können. Abends durften wir dann eine kleine Feier machen, weil es der letzte Tag in der Herberge war. Sora und ich haben so auch die Vorzüge des Gemeinschaftsraumes erprobt. Diesmal ohne Kamera. Nun sind wir auf der Heimfahrt, wir waren bereits im Museum. Es war ziemlich… na ja… einfach nur langweilig. Gut, aber kann ja nich immer alles toll sein. Jetzt kommen wir wieder auf dem Schulgelände an und Sora ist sichtlich besser gelaunt, als zu Beginn der Reise. Er scheint die Probleme mit seinem Vater vollkommen vergessen zu haben. „SOOOOORAAAAA!“, wird mein Freund sofort gerufen, als wir aus dem Bus steigen. Ich sehe mich um. Zach steht am Schultor und hat wohl extra auf uns gewartet. „Na, geh schon. Ich hol unser Gepäck“, erkläre ich Sora und er verabschiedet sich Freude strahlend. „Du bist viel zu nett zu ihm“, findet Axel, als wir unsere Koffer und Taschen holen. „Ach und wessen Koffer nimmst du gerade mit?“, frage ich, da er Roxas Sachen in der Hand hat. „Das is was anderes“, gibt Axel zurück und ich verdrehe die Augen. Von wegen, er is genauso wie ich. „WAS?! Das ist doch nicht dein Ernst. Jay hat versucht sich zu entschuldigen?“, kommen wir gerade zu Sora, Roxas und Zach, als mein Freund aus dem Staunen nicht mehr raus kommt. Aber wenn das wahr ist, was er sagt, dann is es ja klar. Wäre ich Jay, wäre ich noch nich mal auf die Idee gekommen mich zu entschuldigen. Ich meine, Zachs Vater hat sich zwar auch einiges geleistet, aber Jay hat Soras Bruder letztendlich doch nur ausgenutzt. „Ja, er kam am Mittwoch angekrochen und hat mich angefleht ihm noch eine Chance zu geben. Wie du dir denken kannst, hab ich abgelehnt“, erwidert Zach. „Gut, so. Ich an deiner Stelle würde mich jetzt eh erstmal darauf konzentrieren so viel Erfahrungen wie möglich zu machen“, erkläre ich. „Hörst du auf, ihn hier auf falsche Gedanken zu bringen!“, herrscht Sora mich an. „Das sagt der Richtige“, erwidere ich und wir müssen alle kichern, außer mein Freund. Er regt sich nur fürchterlich darüber auf. Ein paar Momente später laufen wir schließlich nach Hause. „Warum muss deine Mutter eigentlich heute arbeiten? Meine Tasche is so schwer“, jammere ich, da ich ja leider keinen Koffer zum Rollen habe. „Na, Riku, du hast doch genug Muckis“, antwortet Sora grinsend und kneift mir in den Arm. „Davon wird die Tasche auch nicht leichter“, kann ich nicht aufhören. „Was willst du?“, weiß Sora genau woher der Wind weht. „Einen Kuss?“, frage ich mal an. „Dafür musst du doch nicht extra jammern“, flüstert Sora noch, ehe er seine Lippen auf meine legt. Mhmmmm, egal, wie lange wir zusammen sind, davon kann ich nie genug kriegen. Unsere Lippen fallen pausenlos aufeinander, ich lasse meine Tasche fallen, schlinge meine Arme um ihn und ziehe ihn so noch näher an mich. Ich lecke über seine Lippen, verlange um Einlass, den er mir sofort gewährt. Keinen Moment später spielen unsere Zungen schon miteinander. „Sora, Riku, kommt ihr endlich?“, hören Roxas rufen, lösen uns und schauen uns um. Die anderen stehen schon an der nächsten Straßenecke. „Wenns sein muss“, murmelt Sora, nimmt meine Hand und ich meine Tasche, ehe wir den anderen nachlaufen. Axel und Roxas verabschieden sich an der Kreuzung, an der sie abbiegen müssen und Shingo und Jake trennen sich an Jakes Gartentor von uns. „Ist Papa eigentlich zu Hause?“, will Sora wissen, als Jake die Tür aufschließt. „Nein“, antwortet Jake nur. Ich weiß ja nicht, aber irgendwas kommt mir daran merkwürdig vor, ich kann nur nicht sagen, was es ist. Vielleicht weil es Freitagnachmittag ist und sein Dad da eigentlich immer daheim war. Gut, ich will mal den Teufel nicht an die Wand malen. „Wann gibt’s Essen?“, fragt Sora dann. Das gibt’s doch jetzt echt nicht. Er hat gefrühstückt, zu Mittag gegessen und sein Lunchpaket hatte er auch noch. Was passt alles in diesen kleinen Menschen?! „Mama hat gemeint, wir sollen Nudeln mit Tomatensoße machen oder was bestellen“, antwortet Zach. „Machst du das Essen? Wir müssen noch auspacken“, handelt Sora. „Ja, in Ordnung. Ich rufe euch dann“, ist Zach sofort einverstanden und ich bin wieder überrascht. Würde der normalerweise so schnell nachgeben? Nein, eigentlich nicht. Wir gehen unterdessen in Soras Zimmer. Auf dem Weg dorthin fallen mir einige Kartons auf, die bei der Schlafzimmertür von Soras Eltern stehen. Sollte das etwa wirklich bedeuten, dass sein Dad ausgezogen ist? Aber nein, Zach hätte das gesagt, wenn es so wäre, oder? Und wenn es doch wahr ist? Das wäre ein Schock für Sora. Er würde sich für alles die Schuld geben. „Riku, von wem träumst du denn schon wieder?“, will mein Freund plötzlich wissen und wedelt wie wild mit der Hand vor meinem Gesicht rum. „Von dir natürlich“, gebe ich zurück, ziehe ihn zu mir und befördere uns beide aufs Bett. „Rikuuuuuu, wir wollten doch eigentlich auspacken und das Essen dauert auch nicht allzu lange“, erklärt er. „Lang genug für mich“, antworte ich grinsend und lege meine Lippen an seinen Hals. Ich küsse daran entlang, lecke darüber und sauge schließlich daran. „Rikuuuuuu, komm, bitte, lass uns wenigstens erst auspacken“, bittet Sora. „Du bist echt nervig manchmal“, finde ich. „Nö, du weißt doch, erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, ist Sora wortgewandt und ich stehe schweren Herzens auf. Er ist wirklich unnachgiebig, während wir unsere Tasche beziehungsweise unseren Koffer ausleeren. Als wir damit dann fertig sind, ruft Zach uns zum Essen. Ich wusste, dass ich vor dem Essen nicht auf meine Kosten kommen würde. „Und? Jetzt erzählt mal. Wie wars?“, fragt Soras Bruder, als wir essen. „Cool. Wir waren mit Shingo und Jake alleine auf einem Stock. Wir haben nen Spieleabend gemacht und zwei Tage waren wir im Wald und haben da gezeltet. Donnerstag waren wir in nem Schwimmbad und heute auf dem Heimweg in nem Museum“, klärt Sora ihn auf. „Was war hier so?“ „Das Übliche“, antwortet Zach. Oh, schon wieder so was. Das Übliche, was soll das denn heißen? „Reden Mama und Papa wieder miteinander?“, kommt Sora dann endlich auf das Thema zu sprechen, was ihn wohl mehr als alles andere beschäftigt. „Nein, nicht so richtig“, entgegnet Zach und Soras Blick wird sofort traurig. „Das heißt?“, will ich es genau wissen, als wir die Haustüre hören. „Hallo, Jungs. Na, wie war euer Ausflug? Ich hab euren Anruf vermisst“, erklärt Soras Mama, sofort, als sie in die Küche kommt. Doch Sora antwortet nicht. Er sitzt stumm auf seinem Stuhl und isst seinen Teller leer. „Sora, was ist denn los? Habt ihr euch gestritten?“, ist seine Mutter auf dem falschen Dampfer, als sie sich zu uns setzt. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Irgendwie sitze ich total zwischen den Stühlen. Einerseits möchte ich ihr sagen, dass Sora sich die größten Gedanken um die Beziehung seiner Eltern macht und andererseits sind das Soras Gedanken und ich weiß nicht, ob er sie unbedingt mitteilen möchte. „Sora? Hab ich dir was getan?“, will sie dann wissen, als Sora sein Besteck auf den Teller legt und seine Cola austrinkt. Jetzt wirft sie mir einen fragenden Blick zu, doch ich habe nur Augen für Sora. Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt verguckt habe, aber ich dachte, ihm wäre gerade eine Träne über die Wange gelaufen. „Papa… ist weg… stimmts?“, spricht Sora dann doch wieder und schaut sogar auf. Tatsächlich hat er Tränen in den Augen. „Nein, er nimmt sich nur eine Auszeit. Er ist bald wieder da“, versichert ihm seine Mutter, doch daran glaube noch nicht mal ich. „Mama, das kannst du nem Kleinkind erzählen. Seine Jacke ist nicht da, seine Schuhe fehlen, oben stehen Umzugskartons. Ich bin nicht blöd“, erwidert Sora trotzig, steht auf und will die Küche verlassen, doch ich halte ihn fest. „Bleib doch da. Deine Mutter hat das doch nicht böse gemeint“, versuche ich zu vermitteln. „LASS MICH IN RUHE!“, wird er laut und schubst mich mit einer solchen Wucht nach hinten, dass ich an den Tisch stoße. Keinen Moment später ist er schon weg. „Tut mir Leid. Ich kümmere mich um ihn. Er ist gleich wieder fit“, versichere ich Soras Mutter. „Das ist lieb, mein Junge, aber das muss wohl eher ich machen“, erklärt sie, steht auf, streicht mir durch die Haare und lässt mich dann mit Zach alleine. „Na toll“, seufze ich und lasse mich wieder auf meinen Stuhl fallen. „Sag, darf ich wissen, wie das passiert ist?“ Zach nickt. „Mama und Papa haben nicht mehr miteinander geredet. Am Mittwoch haben wir zu Abend gegessen und ganz plötzlich ohne Vorwarnung sagt er, er würde ausziehen. Er hätte eine Wohnung gemietet, in die er am Freitag, also heute, ziehen kann. Die Scheidung würde er auch einreichen. Das war alles. Mama hat noch nicht mal den Versuch unternommen ihn aufzuhalten. Sie hat ihn einfach gewähren lassen. Es war so verrückt, Riku“, findet Zach. Was? Es war so? Kein weiterer Streit? So glimpflich ist es verlaufen? Aber gleich die Scheidung? Das muss doch nicht sein. Soras Mutter kann doch gar nichts dafür, dass ihre beiden Söhne schwul sind. Wieder so eine Logik von Soras Dad, die niemand versteht. Und Moment mal, wo hat der Typ so schnell ne Wohnung her? Wer weiß, vielleicht hat er schon viel früher vorgehabt auszuziehen. Obwohl, ich kann es mir eigentlich gar nicht vorstellen. Vor Soras und Zachs Outing waren ihre Eltern doch ein Herz und eine Seele. „Und? Weißt du, wo er wohnt?“, will ich wissen. „Nich so direkt. Wohl irgendwo in der Nähe vom Skatepark, wohin Sora immer geht. Er hat uns die Adresse nich gesagt, aber er hat nen Zettel damit verloren“, erklärt Zach. Dann ist doch alles klar. „Finde ich da alleine hin?“, frage ich und sein Blick wird sofort neugierig. „Du willst ihn doch nicht etwa besuchen? Er wird dich in Stücke reißen“, antwortet Zach. „Das lass mal meine Sorge sein. Komm ich jetzt alleine hin, oder nich?“, möchte ich wissen. „Ja, schon, wenn du den Skatepark kennst ist es kein Problem“, entgegnet Zach. „Aber bitte, mach das nicht. Ich hab das Gefühl, dass unsere Orientierung nicht der Hauptgrund für die Trennung ist“ „Geht’s auch ein bisschen genauer?“, frage ich. Ich hab das Gefühl…? Mann, wie doof ist das denn? „Nein, ich… Riku, ich weiß doch auch nicht. Er hat heute noch Sachen geholt, als Mama arbeiten war und auch ihr noch nicht da ward und er war nich allein. Ich meine, wenn es wegen uns gewesen wäre, wo hatte er dann so schnell ne Freundin her?“, will Zach wissen. Freundin? Nich allein? Also bitte, das is ja die Höhe. Hat der Idiot auch noch ne Neue. Er is ja schlimmer, als meine Mutter. „Keine Ahnung. Bist du dir sicher, dass es seine Freundin war?“, nehme ich Soras Dad jetzt auch noch in Schutz. Welches Ding hat mich denn jetzt geritten? „Riku, ganz blöd bin ich dann auch nicht. Sie haben zwar nichts in der Richtung gemacht und er hat sie mir auch nur als eine Freundin vorgestellt, aber ihre Blicke waren eindeutig. Außerdem hat er sie am Auto geküsst. Er dachte wohl, ich wäre schon wieder nach drinnen gegangen, aber ich habs gesehen“, klärt Zach mich nun vollkommen auf. Das is ja echt mal ne Bombe. Wenn das so ist, kann ich mir das Gespräch mit Soras Dad glatt sparen. Ich meine, gegen die Sache mit der Orientierung hätte ich noch was sagen können. Wir hätten ne neue Abmachung oder so was machen können, aber wenn er ne Neue hat, nützt mir das auch nichts mehr. „Riku… wie wird das jetzt? Ohne Papa?“, will Soras Bruder dann wissen und sieht mir fast weinerlich entgegen. Anscheinend hat er noch mit niemanden darüber geredet und es sieht auch so aus, als würde er seinen Vater nach all den Sachen, die er gemacht hat, immer noch lieben. „Du magst ihn immer noch, oder? Ganz gleich, dass er dich schon fast verstoßen hat“, bemerke ich und er nickt. „Ich meine… er bleibt doch mein Papa… Sora… er ist ein Mamakind… aber ich… Papa war immer nett zu mir… bis… du weißt schon…“, stammelt er und Tränen rennen ihm dabei über die Wangen. Na super, Sora heult wahrscheinlich oben und Zach hier unten. Warum weinen wir nich gleich alle zusammen? „Zach, nur weil dein Dad ausgezogen ist, geht die Welt doch nicht unter. Ihr könnte euch doch jederzeit sehen. Ich glaube kaum, dass deine Mutter dir den Kontakt mit ihm verbietet“, gebe ich zurück, setze mich neben ihn und nehme ihn in den Arm. „Mama… ist nich das Problem… Papa redet doch nich mehr mit mir“, erklärt Zach. Mist, daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Ich bin ja ehrlich gesagt froh, dass wir den Typen endlich los sind. „Ach, das renkt sich schon wieder ein. Wenn eure Orientierung nich der Hauptgrund für die Trennung war, hast du doch gute Karten. Lass es einfach mal ne Zeit auf sich beruhen und melde dich in nem Monat oder so bei deinem Dad. Du wirst sehen, er will bestimmt auch Kontakt mit dir. Du bist doch der Star hier, schon vergessen?“, frage ich und wische ihm die Tränen weg. Das passt überhaupt nicht zu ihm, auch dass er gerade in meinen Armen liegt, ist total unwirklich. „Im Moment fühle ich mich, wie ein gefallener Stern“, entgegnet er und fährt sich durch die Haare. „Tut mir auch Leid, wenn ich dich damit belästige“ „Du bist doch blöd. Wir sind Freunde, oder nicht? Also bin ich auch für dich da“, kann ich das nun gar nicht verstehen. Ich dachte immer, dass er mich auch als Freund ansieht und jetzt so eine dumme Entschuldigung? Nee, das geht gar nich. Jetzt schaut er mir verwundert entgegen. „Tut mir Leid… ich bins nicht gewohnt, dass mich die Leute, als Person sehen… für die meisten bin ich doch nur Zach, der Star aus dem Basketballteam, beliebter Schüler und gut aussehend. Mit solchen Begriffen wie Freunden kann ich erstmal gar nichts anfangen“, erklärt er. „Dann mal ganz langsam für dich, sogar zum Mitschreiben“, erwidere ich. „Sora, Roxas, Axel, Jake, Shingo, Naminé, Kairi und ich, wir sind alle deine Freunde. Heißt also, wir mögen dich, so wie du bist. Du musst dich nicht verstellen, du musst nicht in irgendeiner Sache gut sein, um uns zu beeindrucken. Denn wir mögen deine Persönlichkeit und nicht deine Fähigkeiten und jetzt geh und wasch dich. Ich spül so lange“ „Danke… Riku“, murmelt Zach nur, ehe er mich noch mal umarmt und dann geht. Nun bin ich ganz alleine. Gut, das Essen für Soras Mama ist noch da, aber mit dem kann ich schlecht reden. Seufzend, räume ich den Tisch ab und fülle die übrigen Nudeln und Soße in eine Dose, damit man sie nachher in der Mikrowelle warm machen kann. Dann spüle ich ab und trockne die Sachen auch noch ab. Zach scheint im Bad verschollen zu sein, denn auch, nachdem ich noch draußen war, um eine zu rauchen ist er noch nicht wieder da. Schließlich gehe ich nach oben, wo ich Zachs Stimme vernehme. Er ist in seinem Zimmer und seine Mutter redet wohl mit ihm. Dann kann ich ja jetzt zu Sora. Irgendwie freue ich mich ja, dass ich wieder bei ihm sein kann, aber ich hab auch total Angst, dass ich nicht so für ihn da sein kann, wie ich wollte. Denn ich bin mir sicher, auch wenn Sora seinen Vater nicht so sehr mochte wie Zach, wird es dennoch ein Schock für ihn gewesen sein. Leider hab ich den Typen ja von Anfang an nicht leiden können, also tuts mir nicht gerade weh, wenn er jetzt weg is. Egal, Hauptsache, ich bin bei Sora und kann mit ihm reden. Aber nein, Fehlanzeige, Sora schläft bereits in seinem Bett. Mann und ich dachte, er wartet auf mich und möchte reden. „Riku? Bist du oben?“, höre ich ein Flüstern unten an der Treppe. „Ja“, gebe ich zurück. „Komm bitte wieder runter und lass Sora schlafen. Am Besten ziehst du heute ins Wohnzimmer“, entgegnet Soras Mum. Na, super, also so laut, dass ich ihn aufwecken würde, bin ich dann auch nicht. Aber gut, sie meint es nur gut mit Sora. Ich will mal nicht so sein. Leise nehme ich noch meine Schlafklamotten mit und gehe dann wieder nach unten, ehe wir die Treppe hoch lassen und Sora alleine ist. „Tut mir Leid, aber es hat so lange gedauert bis er ruhig war. Ich habe einfach Angst, dass er wieder anfängt, wenn er aufwacht“, erklärt mir Soras Mutter. „Ach, kein Problem. Aber warum war Sora denn laut? Ich dachte eher, er wäre traurig und würde heulen“, kann ich das, was sie sagt, gar nicht nachvollziehen. Sora und laut? Ja, vielleicht in fröhlicher Art, aber doch nicht aus Wut. „Ja, aber zuerst hat er sich furchtbar über seinen Vater aufgeregt. Was ihm einfiele mich aus solchen Gründen zu verlassen und so weiter und sofort. Du hättest ihn mal hören müssen“, erwidert sie, während wir die Treppe ins Erdgeschoss hinunter gehen. Gut, das kann ich nun doch verstehen. „Na ja, Sora wird schon wieder, aber wie geht es eigentlich dir?“, fällt mir auf, dass daran noch keiner gedacht hat. Soras Mum ist doch die eigentlich Leidtragende. Sie könnte am ehesten rum sitzen und heulen, stattdessen muss sie sich um ihre Söhne kümmern. „Mir…? Riku… ich weiß nicht“, antwortet sie. „Schon gut, wenn du nicht reden willst. Kann ich verstehen, ich bin ja auch nur Soras Austauschschüler“, denke ich wohl falsch, denn sie winkt sofort ab. „So ein Unsinn. Du gehörst hier zur Familie, aber wie es mir geht, weiß ich wirklich nicht. Es ist so komisch, weil alles eigentlich seinen gewohnten Gang geht und ich diesen Schritt eigentlich schon lange habe kommen sehen. Soras und Zachs Outing war wohl nur noch der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat“, erklärt sie, als wir dann im Wohnzimmer sind. „Ich hol dir noch Bettzeug“ „Quatsch, nein, mir reicht die Decke hier völlig. Es ist doch Sommer“, halte ich sie auf. „Sicher?“, will sie wissen. „Ja, sicher. Mach dir nich so viele Umstände wegen mir“, gebe ich zurück. „Gut, dann lass ich dich erstmal allein. Ich bin in der Küche und spüle“, teilt sie mir mit. „Nicht nötig. Hab ich schon gemacht. Den Rest der Nudeln und der Soße hab ich in ne Dose, weil ich dachte, du willst auch was“, erkläre ich und sie lächelt. „Mensch, bist du ein Mustersohn“, findet sie und ich muss zugeben, meine Wangen werden tatsächlich warm. So ein Lob hatte ich von meiner Mutter lange nicht mehr gehört. Jetzt hab ich es zwar von der Mama meines Freundes gehört, aber trotzdem war es sehr schön. „Danke, jetzt werde ich noch ganz verlegen“, gebe ich zu und muss im selben Moment noch grinsen. Ich und verlegen? Das passt ja nun echt nicht. „Musst du nicht. Leistest du mir Gesellschaft beim Essen?“, fragt sie dann. Ich nicke und wir gehen in die Küche. Also ich muss schon sagen, nach diesem Abend weiß ich nun endlich, woher Sora seine Art hat. Seine Mutter sieht genauso unschuldig und brav aus, aber in Wirklichkeit hat sie sonst was im Kopf. Sie hat mich tatsächlich gefragt, wie oft Sora und ich schon miteinander geschlafen haben, was wir alles gemacht haben und ob wir uns in der Herberge zurückgehalten haben. Ich hab mich bei den Fragen so sehr an meiner Cola verschluckt, dass sie mir auf den Rücken hauen musste. Und mit den Antworten hab ich auch nicht rausgerückt, ihr Blick dabei hätte mich töten können. Aber dann war sie auch wieder ganz lieb und wir haben noch bis 23 Uhr geredet, ehe wir schlafen gegangen sind. Besser gesagt, sie schläft wahrscheinlich und ich liege auf dem blöden Sofa schon seit vier Stunden wach. Ich bin es einfach so was von gewöhnt, dass Sora bei mir ist, dass ich nicht einschlafen kann. Warum hab ich auch eingewilligt hier zu schlafen? Seufzend drehe ich mich wieder mal auf die andere Seite, als ich total zusammen zucke. Sora steht in der Tür. Oh mein Gott, ich hab weder die Treppe knarren hören, noch, dass sich die Tür geöffnet hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)