Ein dunkles Märchen von abgemeldet (Die Braut des Prinzen) ================================================================================ Kapitel 16: Das Schnuppern nach Freiheit ---------------------------------------- Obwohl der Lord mir in meiner Kammer einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte, prickelte es an diesem späten Nachmittag freudig in meinen Füßen. Wegen des Eintreffens des Lords war ich wie ein kleines Kind aufgeregt gewesen und nun ging ich tatsächlich neben ihm durch die Gänge der Burg, um endlich in den Garten zu gelangen. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. Heute sollte es endlich soweit sein. Seit Tagen schon wartete ich auf diesen Moment. Heute würde ich endlich, wenn auch nur für eine Stunde, dieses Gemäuer verlassen können..... Sogar die Anwesenheit des Lord´s nahm ich für eine einzige Stunde in Freiheit gerne in Kauf. Das Knarren der Türe sagte mir, das es bald so weit sein sollte. Endlich würde ich wieder den Wind in meinen Haaren spüren. Endlich wieder den Geschmack von Freiheit auf meiner Zunge schmecken. Endlich wieder feuchtes Gras riechen. Ich zuckte zusammen, als der Lord seine kalte Hand auf meinen Arm legte und fest darüber strich. Zaghaft blickte ich ihn an und sah in seinen bohrenden Blick, dass er mich wie ein Adler bewachen würde. Aber das würde ich ertragen, denn ich wollte diese eine Stunde, die er mir gewehrte, genießen. Der kühle Wind wehte mir ins Gesicht. Wir waren der geöffneten Türe ganz nah. Am Liebsten wäre ich nun los gerannt und hätte mich ins Gras geworfen. Als wir über die Schwelle traten war es wie ein Schock. Aber ein freudiger Schock. Genüsslich schloss ich meine Augen, um diese Gerüche und Gefühle , die mich überkamen, in mich auf zu nehmen. Endlich spürte ich die späte Herbstsonne auf meiner Haut, roch den herben Geruch der Bäume, hörte das Plätschern des kleinen Baches, der durch diesen Burggarten führte. Ich öffnete wieder meine Augen und war von dem Anblick überwältigt der sich mir bot. Noch nie in meinem Leben hatte ich so etwas Schönes gesehen. Dieser Garten war das reinste Wunderland. Trotzdem der Herbst, der den Garten jetzt schon gezeichnet hatte, war dieser Garten atemberaubend. „Wie wäre es mit einem Spaziergang mein Engel“, fragte mich der Lord und lies schon bevor ich ihm antworten konnte seine Hand von meinem Arm herunter zu meiner Taille gleiten, welche er dann umschlang. Ich war so überwältigt, dass ich mich nicht wehrte und einfach mitreißen lies. Gemächlich schritt er mit mir durch den Garten. Er war wunderschön. Alles war so ungewöhnlich. Es war gerade zu perfekt. Etwas zu perfekt... Nirgends lag ein Blatt auf den Boden. Es war alles so ordentlich in einen Märchenwald verwandelt worden, doch war diese Schönheit auch nur durch den Willen des Lord´s entstanden. „Mein Engel“, drang die Stimme des Lord´s zu mir vor. Wir waren bei einem kleinen Bach angelangt und er hatte meine Hand ergriffen. Ich zog verwirrt die Augenbraue hoch. Was wollte er von mir? Esme würde mich jetzt ermahnen, dass er mich lediglich über den Bach heben wollte, damit mein Kleid nicht beschmutzt würde. „Denk daran, dass er entscheidet, wann du deine Kammern das nächste Mal verlassen kannst“, ermahnte mich meine Vernunft und lies mich von ihm über den Bach heben. Es war hier so, als hätte ich es mit meinen alten Kohlestiften gemalt. Dieser Garten konnte einen wirklich den Atem rauben, doch ich hatte gehofft, dass es sich für mich berauschender anfühlen würde. Doch ich trauerte im Inneren um die Mauern, die diese kleine Traumwelt vom Rest der Welt ein sperrten. Ich trauerte darum, dass er nichts mit den Wäldern, die mir so vertraut waren gemein hatte. Ich trauerte darum, dass ich mich immer noch nicht frei fühlen konnte. „.....Genauso wie dieser kleinen Bach. Ich habe ihn vor einigen Monaten eigens anlegen lassen. Genauso wie den ganzen Garten, den du hier sehen kannst. Alles hier geschah nur auf meinen Wunsch. Ich hoffe es gefällt dir mein Engel“, hörte ich die stolze Stimme des Lord´s zu mir vordringen. Er wollte mich wohl damit beeindrucken, dass er die Natur so austrickste, dass sie sich seinem Willen beugte. Diese Erkenntnis trübte meine Freude über die Pracht und Kunstfertigkeit, mit der der Garten angelegt war. Es war eine Schande. Nicht nur die Leibeigenen sollten sich seinem Willen beugen, selbst die Natur sollte sich nach seinen Vorstellungen formen lassen. All das hier war nur dafür geschaffen worden dem Lord zu gefallen. Was würde nur mit diesem wunderschönen Garten geschehen, wenn er das Interesse daran verlor? Würde er diesen Garten zerstören oder würde er ihn endlich frei gedeihen lassen? Ich warf ihm einen vorsichtigen Seitenblick zu. Er verlangte wahrscheinlich nach einer Antwort.... Was sollte ich nur sagen? „Es ist sehr beeindruckend“, stimmte ich nach einigem Überlegen zu. Esme wäre für diese passende Antwort stolz auf mich gewesen, wenn sie hier wäre, um es zu hören. Doch das war sie nicht. Ich war mit diesem Monster allein und unterhielt mich über die Flora seines Gartens. „Nicht so sehr wie du mein Engel“, sagte der Lord mit rauer Stimme und ehe ich mich versah, hatte er mich schon in seine Arme gezogen. Seine grünen Augen funkelten bedrohlich und seine Fingernägel gruben sich tief in mein Fleisch. Ich brach in kaltem Schweiß aus. Wie sehr ich ihn doch verabscheute. Sein Körper war so sehr an meinen gepresst, dass mir fast die Luft weg blieb. „Du lässt mein Kalkül erweichen. Nur bei dir kann ich endlich meinem Verlangen nach Wärme nachgeben“, stöhnte er, während er mich noch fester an sich drückte. Es war so widerlich. Und ich konnte nichts gegen ihn tun? Ich legte meine Ellbogen auf seine Brust, um etwas Abstand zwischen uns beiden zu bringen, doch er presste sich nur noch intensiver an mich. „Ich werde dir alles geben was du verlangst. Aber versuche dich mir nie zu entreißen“, knurrte er in einer Mischung aus Lust und Wut. Ihn zu verärgern war wirklich nicht das sicherste in meiner Position. „DU gehörst allein mir. Sag es“, befahl er mir und sah mir tief in die Augen. Unter seinem intensiven Blick hatte ich keine andere Wahl, als zu schlucken. Er lies keine Gelegenheit aus, seine Macht über mich zur Schau zu stellen. Er war wirklich krank. Aber dieser Wahnsinnige war in seinem Zorn grausam und unberechenbar. Abei war es für mich ein Drahtseilakt mir diesen nicht zu zuziehen. Was sollte ich also anderes tun, als mich seinem Willen zu beugen? „Ja, Ich gehöre euch“, flüsterte ich am ganzen Körper zittern, doch ignorierte er diese Antwort meines Körpers, als er mir seine Lippen lüstern und besitzergreifend auf meine drückte. Ich ertrug es. Ich wehrte mich nicht gegen ihn, lies ihn seinem Willen. Es war sicherer ihn gewähren zu lassen, als mich zu wehren. „Ja, Du gehörst ganz allein mir“, knurrte er zwischen den Kuss und drückte dann wieder hart seine Lippen auf die meinen. Es lief mir eiskalt dem Rücken hinab, als diese Worte in meinen Ohren wieder halten. ER kontrollierte alles. ER tyrannisierte alles. ER beherrschte alles. Natur Diener Leibeigene Bauern Und auch mich. Ich fürchtete mich schon so sehr vor ihm, dass ich mich schon fast selbst verlor. Ich fügte mich ihm. Ich gab ihm die „falsche“ Liebe, die er von mir verlangte, doch nur von dem Gedanken an ihm wurde mir schon schlecht. Aber am meisten ekelte ich mich vor mir selbst, da ich mich verbog und ihn gewähren lies. Aber was sollte ich auch anderes tun? Ich musste vorsichtig sein, dass stimmte, aber wie war ich nur auf dem Gedanken gekommen aufgeben zu wollen und ihn über mich siegen zu lassen? Dann musste ich eben es noch einmal versuchen mir meine Freiheit zu erkämpfen. ICH würde NICHT wie dieser Garten sein. Ich würde es schaffen auszubrechen. Dann würde ich wieder frei sein. „Lasst uns wieder ins Schloss zurückkehren, mein Engel. Die Sonne geht schon unter“, unterbrach der Lord endlich den Kuss keuchend. Auch ich musste nach der Luft ringen, die er mir entzogen hatte. Mir war es gar nicht aufgefallen, dass die Sonne sich gerade auf den Weg machte, die Erde zu berühren. „Dürfte ich nur für einen Augenblick hier verweilen“, bat ich hoffnungsvoll und sah ihn mit großen Augen an. Er lächelte mich an. „Natürlich.“ Ich wartete, doch er stand immer noch an meiner Seite und hielt mich mit einer Hand umschlugen. Meine Worte waren wohl doch nicht so bedächtig gewesen wie ich es gewollt hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe, nicht sicher ob ich meinem Wunsch Luft machen sollte. Was wenn er sich weigerte. Aber hatte er nicht gesagt, er würde mir jeden Wunsch erfüllen.... Ich atmete tief durch. „Allein“, sagte ich zögerlich und sein Gesicht gefror zu einer eisigen Maske. Ich konnte in seinen Augen die Ablehnung gegen diese Bitte bereits sehen bevor er auch den Mund öffnete. „Natürlich werde ich mich nicht euren wachsamen Augen entziehen“, zog ich mich geschickt aus der Affäre und seine Miene weichte wieder etwas auf, auch wenn seine Augen mich immer noch scharf musterten. „Wenn es eurer Wunsch ist“, knurrte er widerwillig und lehnte sich galant an einen Baum, während ich zaghaft zum kleinen Bach tapste. Er war klar, so unwirklich klar und rein. Dieser Bach gehörte genauso wenig hierher wie ich. Er war nur hier weil der Lord es so wollte. Und er musste sich den Willen des Lord´s fügen so wie ich es tat. Ich beobachtete den Lord aus den Augenwinkeln. Ungeduldig tippte er sich gegen die Nase. Ich sollte mich wohl besser beeilen, bevor sein Zorn wieder überhand gewann. Ich zog eilig meine Schuhe aus, worauf ein Keuchen vom Baum aus zu hören war. Als meine Füße endlich das kühle Wasser des Baches berührten, war es als würde es mich wie der köstlichste Wein berauschen. So stand ich einfach nur in diesem Bach und sah in die untergehende Herbstsonne. Der Bach ähnelte mir so sehr, dabei war er kein Mensch. Beide waren wir der Laune des Lord´s schutzlos ausgeliefert. Beide waren wir hier fremd. Und beide wollten wir endlich frei fließen. Aber als ich die letzten Sonnenstrahlen des Tages auf meiner Haut spürte, wusste ich, dass ich es eines Tages endlich schaffen würde alldem zu entkommen. Diesem Garten. Diesem Schloss Diesem Lord. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)