Driving home von AKIHIRO (Zoro ♥ Sanji? Ace ♥ Sanji?) ================================================================================ Kapitel 12: What are you driving at? ------------------------------------ 12 – What are you driving at? „Also dann, wir sehen uns Morgen.“ Ace schnippte den Zigarettenstummel von sich. Der kleine Funken erlosch sofort. „Genau. Komm gut nach Hause.“ Sanji tat es ihm gleich, schaffte es aber nicht, seine Kippe so weit wie der Schwarzhaarige zu werfen. Der Ältere zog ihn in seine Arme, und drückte ihn an seine Brust. Er hatte etwas getrunken, und war in diesem Zustand immer sehr auf Zärtlichkeiten aus. „Nicht so fest...“, lachte der Blonde. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen drehte Ace sich um, nicht ohne es sich nehmen zu lassen, Sanjis Hand zu tätscheln, und machte sich auf den Weg nach Hause. Sanji zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche seines Pullis, und stapfte die Treppen hoch zur Wohnung. Eigentlich wollte er sich nur eine Stunde mit Ace treffen. Einfach mit ihm reden, lachen. Doch wie es zu erwarten war, hatte er die Zeit vergessen, und blieb den gesamten Nachmittag mit ihm zusammen. Natürlich wusste Zoro nichts davon. Er hätte einen Riesenaufstand gemacht, wenn er gewusst hätte, dass er seinen Tag mit Ace verbracht hatte. Warum nur regte er sich überhaupt so auf? Ace wollte ganz sicher nichts von ihm, auch wenn Zoro dies immer wieder vermutete, und ihn warnte. Er war doch nur ein Freund. Und selbst wenn, Sanji hätte es nicht erwidert. Immerhin war er schon verliebt. Auch wenn es wohl eine eher einseitige Liebe war. Er schloss die Wohnung auf. Alles dunkel. Zeff war noch im Restaurant, so wie jeden Tag. Aber er war froh, allein zu sein. So konnte er in Ruhe lernen, oder nachsehen, wer grade an der Tür klingelte. Wer wollte ihn am späten Nachmittag besuchen? War es Ace, der doch noch keine Lust hatte, nach Hause zu gehen? „Marimo?“ Statt etwas zu sagen, schob er sich an Sanji vorbei in den Flur. „Ja, dir auch hallo.“ „Was willst du?“, fragte der Blonde irritiert. „Lernen“, meinte der Grünhaarige kurz angebunden, und schlüpfte aus seinen Schuhen. „Moment mal? Seit wann lernen wir heute?“ „Du sollst mir das Kapitel in Altjapanisch noch mal erklären.“ Er ging unbeirrt in Sanjis Zimmer, und ließ seinen Rucksack sinken. Dann gesellte er sich zu diesem auf den Boden. Nachdem er einen Moment perplex an der Tür gestanden hatte, folgte er dem Jüngeren in sein Zimmer, und sah ihn verwirrt an. Erst Recht, als dieser tatsächlich sein Buch und seine Unterlagen hervorholte. Wollte er allen Ernstes lernen? Sonst genügte es ihm doch, dies als Vorwand zu nutzen, und Sanji ins Bett zu zerren. Geschahen etwa noch Zeichen und Wunder? Mit einem Grinsen auf den Lippen setzte er sich neben Zoro, und holte nun auch sein Lehrbuch aus der Tasche. „Dieses Kapitel hier?“ Zoro nickte nur. „Okay...dieses Wort hier spricht man folgendermaßen aus: A-“ „Warst du mit Ace unterwegs?“ Einen kurzen Augenblick war Sanji nicht in der Lage, einen Ton von sich zu geben. Er schien sogar die Atmung für eine Sekunde eingestellt zu haben. Der Blonde sah den Grünhaarigen groß an, unfähig etwas zu erwidern. Was denn auch? Die Wahrheit sagen, und ihn verärgern? Wahrscheinlich würde er dann einfach gehen. Das wollte er aus unerfindlichen Gründen überhaupt nicht. Und wenn er log? Zoro schien es allerdings zu wissen, dass er den Tag mit Ace verbracht hatte. Seine Reaktion darauf mochte er sich gar nicht ausmalen. Hatte er sie gesehen? Lief er ihm nach? „Also ja.“ „...ja.“ Nichts geschah. Der Jüngere machte weder den Eindruck, als wollte er gleich aufspringen, noch als wolle er laut werden und Sanji anschreien. Es war viel schlimmer. Er warf dem Blonden einen Blick zu, der ihn mitten in die Brust traf. Keine Wut war darin zu erkennen, sondern, viel schlimmer, eine große Spur Enttäuschung. „Also machen wir jetzt weiter?“ „Willst du nichts sagen?“ „Wozu?“ „...zu meiner Antwort, zum Beispiel?“ Sein Ton klang etwas zu schnippisch, das fiel ihm selbst auf. „Was soll ich denn sagen?“ „Dass du mich hasst? Oder wütend bist? Oder was auch immer du jetzt fühlst?“ Zoro sah von seinem Buch auf. Die grünen Augen bohrten sich weiter in seinen Brustkorb, gefährlich nahe an sein Herz, wie es schien. „Ist das nicht völlig egal? Dir ist doch auch egal, dass du dich mit ihm triffst, und ob ich es weiß oder nicht.“ Sanji öffnete den Mund, wollte etwas zu seiner Verteidigung sagen, blieb aber stumm. Er wollte etwas erwidern wie „Stimmt doch gar nicht!“, aber egal, wie er den Satz in Gedanken auch anders formulierte, welche Betonung er auch wählte, es blieb doch immer eine Lüge. „Ich hätte es dir sicher gesagt“, murmelte der Ältere dann doch. Zoro lächelte bitter. „Natürlich.“ Sanji biss sich auf die Unterlippe, dass es schmerzte. Auf einmal wäre ihm ein von Trieben gesteuerter Zoro doch viel lieber gewesen. Dieser sah ihn jedoch nur weiter enttäuscht an, sodass er das Gefühl bekam, jemand quetschte sein Herz mit der Faust zusammen. Er mochte es nicht, wenn der Jüngere so ernst war. Wenn er ihm das Gefühl gab, er hätte ihn verletzt. Es war ihm doch im Grunde egal? Vielleicht wollte er ja nicht, dass Sanji mit anderen schlief, vermutete aber, er hätte es mit Ace getan? „Wir...hatten nichts miteinander.“ „Was meinst du?“ „Ich...habe nicht mit ihm geschlafen, wenn du das denkst.“ „Das tue ich nicht. Du würdest so etwas nicht tun.“ „Richtig!“ „Aber er.“ Die sonst so gefährlich blitzenden, grünen Augen klebten auf den Seiten des Buches. Wich er seinem Blick aus? „Das würde ich aber zu verhindern wissen“, gab er fast trotzig von sich. „Ach, meinst du, du könntest ihn aufhalten?“ „Ganz sicher sogar.“ Dann plötzlich wieder dieses Aufblitzen in seinen Augen, als er Sanji ansah. Er hatte diesen Blick jedes Mal, wenn er Lust auf ihn hatte. Aber jetzt, in diesem Moment, machte es ihm Angst. Ehe er es sich versah, packte Zoro seine Handgelenke, und drückte ihn zu Boden. „Was zur Hölle wird das...?“ „Ich teste, ob du dich wehren kannst.“ Seine Stimme klang rau. Sanji sah ihn groß an. Was hatte er vor? Seine schmalen Gelenke konnte Zoro mit einer Hand mühelos greifen und fixieren. Dass er so viel Kraft hatte, ließ Sanji erschauern. War er ihm ausgeliefert? Nein, so einfach würde er es ihm nicht machen. In einem unbedachten Moment konnte Sanji mit seinem Bein ausholen, und zielte auf seinen Rippenbogen. Doch ein kräftiger Arm blockte seinen Tritt, und drückte nun sein schlankes Bein zu Boden. Das andere wurde von Zoros Beinen niedergehalten, und somit war der Blonde völlig bewegungsunfähig. Es kribbelte ihn am gesamten Körper, als er spürte, wie er keinen Muskel mehr bewegen konnte, und wie der starre Blick Zoros auf ihm ruhte. „Was hast du vor...?“ Auf den schlanken Beinen Sanjis sitzend, schob er ihm mit der freien Hand sein Hemd nach oben. Seine Finger streiften seine Haut, und wieder bekam er eine Gänsehaut. Zoro beugte sich nach vorne, und biss ihm in die Brustwarzen. Sanji keuchte auf, zuckte zusammen, soweit es ihm möglich war. „Willst du dich nicht wehren?“ „Muss ich das denn?“ Zoros Blick veränderte sich. Er wurde wütend. Der Griff um seine Handgelenke wurde fester, schmerzte ihn. „Und wenn ich dich jetzt nehme? Dir einfach deine verdammte Hose runterziehe, und ihn dir reinstecke?“ Sanjis Wangen wurden erst bleich, dann rot. „Das hast du schon so oft getan. Was hindert dich daran, es jetzt zu tun?“ „Verstehst du gar nicht, worum es mir hier geht?“ „Keine Ahnung...aber merkst du nicht, wie albern du dich aufführst?“ „Albern?“ Er kniff ihm etwas zu fest in die Brustwarze, und Sanji keuchte vor Schmerz auf. „Du verdammte Kugelalge... Was ist dein Problem? Dass ich mich mit ihm getroffen habe? Verbietest du mir demnächst, meine anderen Freunde auch zu treffen?“ „Nur die, die dich flachlegen wollen.“ „Was laberst du für einen Mist?!“ Es klang nicht halb so energisch, wie es sein sollte. „Verdammt, bist du zu blöd, um es zu kapieren? Ace steht auf dich. Er will dich.“ „Das...ist nicht wahr...“ Er wich dem Blick des Jüngeren aus. „Ach ja? Was macht dich so sicher? Wenn er dich umarmt, als wolle er dich nicht mehr loslassen? Wenn er deine Knie streichelt? Deine Hand nehmen will? Wenn er-“ „Sei still! Beobachtest du uns?“ „Das ist im Moment egal.“ „Du verfluchter Bastard.“ „Es macht mir nichts aus, wenn du mich beleidigst. Nur, wenn du dich anfassen lässt, und es mit einem Lächeln hinnimmst.“ Die klaren, blauen Augen fixierten den Mann über sich. Was sagte er da? Seine Worte klangen in seinem Kopf nach, wie ein unnatürlich deutliches Echo. „Zoro...“ Seine Stimme klang brüchig. „Hm...“ Der Grünhaarige ließ von ihm ab. Zwar hatte er den Griff um seine Hände gelöst, aber dennoch hatte er das Gefühl, er wurde weiterhin zu Boden gedrückt. Zoro nahm seine Bücher vom Tisch, und steckte sie achtlos zurück in seine Tasche. Der Ältere rappelte sich auf, schnappte ihn an einem seiner Ärmel. „Geh nicht, ja?“ Der andere sah ihn an. Seine Miene schien wie versteinert, nur seine Augen verrieten, wie es in seinem Innern aussah. „Zoro...ich...ich liebe dich.“ „Ich weiß.“ Seine Finger griffen den dünnen Stoff fester, nicht bereit, ihn loszulassen. Er sollte nicht gehen. Nicht jetzt, wo er so wütend auf ihn war. Oder was war es? Und doch klammerte er sich an seine Worte. Er wusste, dass er ihn liebte. Das war mehr, als er jemals gesagt hatte. Sonst war er ihm aus dem Weg gegangen, oder hatte es überspielt. Kam er ihm endlich näher? „Zoro...“ Er legte seine Hand auf die des Jüngeren. „Bleib hier.“ Der Rucksack sank wieder zu Boden, das Lehrbuch rutschte zur Hälfte heraus. Starke Arme zogen ihn an sich, drängten ihn wieder nach unten. Doch es war anders. Anders als die brutale Art zuvor, und auch anders, als alle anderen Male, als er ihn umarmt hatte. Seine Lippen lagen fest auf seinen, pressten sie auf seine Zähne. Er bekam kaum Luft. Erst als Zoro seinen Mund mit seiner Zunge öffnete, in ihn eindrang, als ginge es um sein Leben. Sanjis Hände fanden den Weg zu Zoros Gesicht, legten sich auf seine Wangen. Er schob es ein Stück von sich, sah ihm in die raubtierhaften Augen, die in diesem Moment wirkten, als sähen sie durch ihn hindurch. „Zoro. Schlaf mit mir. Jetzt.“ Als hätte er überhaupt noch etwas sagen müssen. Und doch, es war so anders. Wie ein mechanischer Ablauf, etliche Male schon durchgeführt, ohne das Feuer, welches ihn sonst zu verbrennen schien. Sicher, er kam. Sogar zwei Mal. Aber doch war es, als wäre es nicht sein Körper, der sich vor Verzückung wandte. Eher so, als sähe er zwei fremden Menschen dabei zu. Sie bemühten sich nicht, danach ins Bett zu gehen. Zoro zog Sanji an sich, seinen Rücken an seine Brust gelehnt. Der heiße Atem kitzelte seinen Nacken. Doch ihm war kalt. Als wäre jegliche Wärme aus dem Raum, aus ihren Körpern gewichen. Und es machte ihm Angst. Solange, bis er eingeschlafen war. Sanji wusste, wenn er aufwachen würde, wäre Zoro nicht mehr da. Dass dies ihr letztes gemeinsames Mal gewesen war. Morgen würden sich ihre Wege wieder trennen. Natürlich sahen sie sich jeden Tag, aber sie würden sich nicht mehr treffen. Keine Blicke austauschen, wohl nicht einmal mehr miteinander sprechen. Es war vorbei. Ohne ein Wort zu sagen, hatte sich Zoro aus seinem Leben verabschiedet. Ohne etwas zu sagen? Nicht ganz. Aber es war nicht das, was Sanji gehofft hatte, zu hören. Mit Tränen in den Augenwinkeln wachte er langsam auf. Sein Herz war ihm schwer. Warum hatte er immer geglaubt, dass Zoro ihm wehgetan hatte? Er war es, der den Grünhaarigen derart verletzt hatte. Warum verstand er erst jetzt, nach all dieser Zeit, was er ihm hatte mitteilen wollen? Als hätte er erst jetzt richtig zugehört. Ob es schon zu spät war, zu klären, was damals passiert war? Würde Zoro ihm zuhören wollen? Zoro, der letzte Nacht in seinem Bett gelegen hatte. Sein Herz schlug auf einmal schneller, und er drehte sich zur Seite. Niemand da. Weder der Grünhaarige, noch Ace lagen neben ihm. Sollte er nicht froh darüber sein? Nicht jetzt. Er wollte nicht allein sein. Aus dem Zimmer nebenan hörte er Geräusche. Das Rascheln von Kleidung. Schnell zog er seinen Yukata über, und kam auf den Flur. Er stand vor Zoros Tür. Vorsichtig schob er sie auf, als würde ihn etwas anspringen, wenn er sie zu schnell öffnete. Da stand er. Zoro, in einem feinen Anzug. Noch hatte er das Sakko nicht angezogen, er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine schwarze Weste. Die Krawatte hing noch ungebunden um seinen Hals. Sanji konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Es dauerte eine unbestimmte Weile, bevor ihn der Jüngere wahrnahm. Dann sah er auf. Den Blick seiner grünen Augen konnte er nicht definieren. „Du bist wach“, stellte er nur fest. „Ja, ich...“ „Du solltest dich anziehen. Die ersten Gäste kommen bald.“ Es versetzte ihm einem Stich. Gefährlich nah neben seinem Herzen. Oder hatte er ihn schon getroffen? „Soll ich...deine Krawatte binden?“ Seine Stimme zitterte deutlich. „Nein, schon gut. Ich frage Robin.“ Dann wandte er seinen Blick ab. „Ja, okay...also, bis später, hm?“ „Ja.“ Als wären seine Gliedmaßen taub, ging er zurück in sein Zimmer. War das wirklich Zoro? Sein Zoro, den er kannte, den er so liebte? Nein, das konnte er nicht sein. Zoro war weder scharf darauf, einen Anzug zu tragen, noch würde er es ausschlagen, sich von Sanji berühren zu lassen. Oder hatte er ihn einfach verloren? Er hatte es sich mit letzter Nacht kaputt gemacht, so schien es. Aber das war jetzt egal. Jetzt hieß es, sich zu waschen, seinen Anzug anzuziehen, und ein Lächeln aufzusetzen. Das Brautpaar hatte es mehr als verdient. Es ging hier nicht um ihn, ganz gleich, ob er jetzt mit den Geistern seiner Vergangenheit kämpfen musste. Sanji ignorierte den pochenden Schmerz in seiner Brust, der ihm fast die Luft abschnürte, und schritt aus der Pension, hinein in das blendende Sonnenlicht. Der Vormittag ging an ihm vorbei, als wäre er in Trance. Er bewegte sich fast wie automatisch, ohne dass er es selbst steuerte. Und doch entging ihm nichts. Jeden der Gäste begrüßte er, doch bald hatte er vergessen, wie vielen Menschen er heute begegnet war. So viele kamen, und wollten sehen, wie Luffy und Nami heirateten. Wie beliebt sie doch waren. Sogar sein eigener Onkel, Zeff, kam mit zwei befreundeten Köchen aus dem Restaurant. Menschen, denen er noch nie begegnet war, oder die er wieder vergessen hatte, begrüßten ihn wie einen alten, engen Freund. Sanji achtete nur darauf, sein Lächeln nicht zu verlieren. Niemand sollte sehen, was er in diesem Moment wirklich fühlte. Er war froh, als endlich die eigentliche Zeremonie stattfand. Als er endlich seine wackeligen Beine entlasten konnte. Er saß in der ersten Reihe, als wäre er ein Verwandter der beiden. Natürlich fühlte er sich geehrt. Doch nur, wenn er darauf achtete, seinen Sitznachbarn zu ignorieren. Ace. Er verbot es sich, im Raum nach Zoro Ausschau zu halten. Aber es war sinnlos. Der Grünhaarige stand direkt vor seiner Nase, er war der Trauzeuge Luffys. Doch er konzentrierte sich auf Nami, ihr prächtiges, weißes Kleid, ihre hochgesteckten Haare, in dem ein graziler, weißer Schmuck befestigt worden war. Sie waren glücklich in diesem Moment, wieso konnte er es nicht auch sein? Vergessen, was war, was nie wieder sein würde. Vergessen, was er fühlte. Wie von allein liefen ihm die Tränen über die Wangen. Glücklicherweise fiel er damit nicht auf, denn der Großteil der Gäste zückte ein Taschentuch, oder kniff die Augen zusammen. Überall im Raum sah man, wie sich eilig und möglichst unauffällig die Nase geputzt und die Tränen weggewischt wurden. So, wie er alles andere um sich herum auch ausblendete, nahm Sanji die Worte des Priesters kaum wahr. Es war, als spräche der große Mann durch eine Wand. Aber was er auch sagte, es schien die anderen Gäste weiter zu Tränen zu rühren. Entweder das, oder die Tatsache, dass der Priester eine perfekt gestylte Tolle aus blauen Haaren trug. War das normal? Egal, solange weder Nami noch Luffy sich daran störten. Die beiden warfen sich die gesamte Zeit über verstohlene Blicke zu, und die Rothaarige versteckte ihr Grinsen hinter dem üppigen Brautstrauß. Es war einfach schön mitanzusehen, wie sie sich für sich selbst freuten. Dementsprechend innig fiel ihr erster Kuss als Mann und Frau aus. Sie nahmen sich fest in den Arm, Luffy schien seine Braut sogar nie mehr loslassen zu wollen, und strahlte über das ganze Gesicht. Und endlich konnte auch Sanji lächeln. Ja, er freute sich für ihr Glück. Eines, das wohl nicht für ihn bestimmt war. Aber es sollte ihm heute egal sein. Es stand ihm nicht zu, Trübsal zu blasen, und den Trauerkloß auf ihrer Hochzeit zu spielen. Und so bemühte er sich, das ernstgemeinte Lächeln aufrecht zu erhalten. Besonders dann, als er dem Brautpaar nach der Zeremonie gratulierte. Er umarmte beide, und wünschte ihnen alles Gute. Immer weiter darauf achtend, nicht in die Nähe von Ace oder Zoro zu kommen. Doch es gelang ihm nicht gut. Immer wieder sah er in die Richtung des einen, da beide nicht allzu weit entfernt von ihm an einem langen Tisch saßen, an dem sie aßen. Die Bezeichnung „Gelage“ traf als Beschreibung des Essens am besten zu. Sogar der Blonde rang sich dazu durch, die Speisen auf seinem Teller anzurühren. Er nahm nicht viel zu sich, aber immerhin etwas. „Sanji?“ Die Stimme, so dicht an seinem Ohr, ließ ihn zusammenzucken. „Ja?“ Er drehte den Kopf zur Seite. Seit wann saß denn Ace neben ihm? Und wieso waren alle Teller wieder abgeräumt? „Möchtest du lieber Wein, Sake oder einen Kaffee?“, fragte ihn der Sommersprossige lächelnd. „W-Wein-...rot...“, murmelte der Blonde, und wich schnell seinem Blick aus. Er sah auf seine silberne Taschenuhr, die sich in seiner Westentasche befand. Er hatte offenbar jegliches Zeitgefühl verloren, wenn er es nicht mal bemerkt hatte, dass es bereits früher Abend war. „Geht's dir nicht gut?“ Mit einem angestrengten Lächeln sah er den Schwarzhaarigen an. „Alles bestens. Wirklich.“ Ace hob eine Augenbraue. „So, so.“ Eine Hand legte sich auf seine Schulter, streichelte sie unbemerkt. „Lass das...bitte.“ Sanjis Stimme klang unsicher. „Wollen wir an die frische Luft?“ „Lässt du mich dann los?“ Ohne ein Wort zu sagen, ließ er von ihm ab. „Ich will rauchen“, meinte der Blonde nur. Ace nickte. Zusammen mit den Gläsern Wein, die ihnen gebracht wurden, gingen die beiden auf die Terrasse der Pension. Viele der Gäste standen hier, redeten, rauchten, lachten, tranken und genossen die angenehme Abendluft. Ohne aufzusehen folgte er Ace. Dieser ging ein Stück weiter, offenbar wollte er ungestört sein. Er hätte wieder gehen sollen, dachte er kurzzeitig, aber dann setzte er sich schon auf das warme Holz der Terrasse, und entspannte. Die frische Luft tat ihm tatsächlich gut. Die Zeremonie und auch das Essen hatten in der Pension stattgefunden, in der sich so viele Leute aufhielten, und die Luft schnell aufbrauchten. Ace schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, und lächelte ihn an, während er ihm ein Feuerzeug entgegenhielt. Es war die Marke, die sie beide immer rauchten, und doch schmeckte es ihm grade ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er sie sofort wieder ausgedrückt. „Du bist irgendwie abwesend. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, hakte der Ältere nach. „Ja, sagte ich doch.“ Seine Zickigkeit hatte er zumindest schon mal wieder. „Hm. Zoro hat dich den ganzen Tag schon ignoriert.“ Schmerzhaft stach ihn plötzlich der Rauch in den Lungen. „Was...?“, röchelte der Blonde nur. „Naja, was ich eben meine. Er sieht dich nicht an, spricht nicht mit dir...“ Sanjis Herz raste, sein Atem wurde schneller. „Und wenn schon? Ist doch egal.“ Ein feines Lächeln stahl sich auf Ace' Gesicht. „Es ist wie damals, als Schluss zwischen euch war.“ „...“ Mit großen Augen starrte er Luffys Bruder an. „Was...was sagst du da...?“ Es war kaum mehr als ein Flüstern. „So wie früher. Er ignoriert dich, und du bist geistig nicht anwesend.“ „Du...hast es gewusst?“ „Sicher hab ich das...“ Ace lächelte matt, und nahm einen tiefen Zug von der Zigarette. „Und trotzdem hast du dich an mich rangemacht?“ Seine Stimme zitterte. „Wenn du es so nennen willst? Immerhin sollte er sich deiner nicht zu sicher sein...“ „...tard...“ „Hm?“ „Du Bastard! Du dämlicher Penner!“ Durch das plötzliche Schreien überschlug sich seine Stimme um ein Haar. Es war ihm egal. Er fühlte sich schlagartig kein bisschen mehr müde oder ausgelaugt. Nur wütend. In einer blitzschnellen Bewegung stürzte er sich auf Ace, der ihn jedoch mit Leichtigkeit abwehren konnte. Er schnappte sich die Handgelenke Sanjis, und sah ihm in die Augen. „Und wenn schon...du hast dich doch immer wieder mit mir getroffen?“ „Ich...ich dachte, du wärst nur ein Freund...“ Ace lachte leise auf, zog den Blonden dichter an sich heran. „Ein Freund? Einer, der dich ständig sehen will? Dich überall berührt? Dich küssen will? Mit dir schlafen will?“ Die Schamesröte stieg ihm ins Gesicht. Ihm fehlten die Worte. „Sag nicht, dass du es nicht gemerkt hast, Sanji... Die ganze Zeit, wenn wir zusammen waren...“ Der Ältere löste den Griff um eines seiner Handgelenke, und strich mit der freien Hand eine wirre Strähne aus Sanjis Gesicht. Er starrte ihm weiter ins Gesicht, noch immer unfähig auch nur einen Ton von sich zu geben. Was sollte er dazu auch sagen? Er war wütend, dass er es immer gewusst hatte. Er war wütend auf sich selbst. Warum war er nur so fürchterlich dumm gewesen? Es war doch immer alles so offensichtlich gewesen. Doch er hatte sich geweigert, es einzusehen. Und jetzt war es zu spät. Einen Moment war er unachtsam. Schon hatte Ace seine Arme um seinen schlanken Körper geschlungen, und zog ihn fest an sich. „Lass es!“, zischte Sanji. Doch der Andere lächelte nur. „Jetzt bist du immerhin frei...“ Ehe er darüber nachdenken konnte, hielt Ace sein Gesicht etwas grob mit einer Hand fest, und drückte ihm seine Lippen auf. Wo er nur wenige Tage zuvor den Kuss erwidert hatte, sträubte sich jetzt alles in ihm dagegen. Er wollte nicht in seinen Armen liegen, ihn nicht küssen, auch nicht zärtlich berühren. „Hmnh..!“ Mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung löste er seinen Arm aus Ace' Griff, und drückte den Schwarzhaarigen grob von sich. Er atmete tief ein. „Spinnst du total?“, keuchte er. Doch der Ältere schmunzelte nur wieder, so wie er es immer tat. Warum kam er sich jedes Mal so siegessicher vor? Wut kochte in Sanji hoch. „Lass mich ja in Ruhe, klar?!“, sagte er endlich mit fester Stimme, und stand entschlossen auf. „Mal sehen, ob ich das kann.“ „Wenn du ein wahrer Freund bist, tust du es.“ Mit einem Mal war der Ausdruck auf Ace' Gesicht verschwunden. Er sah den Blonden ernst an. Stumm wandte sich der Jüngere ab, und ging eilig an den Leuten auf der Terrasse vorbei, in den großen Raum der Pension. Sein Herz schlug noch immer aufgeregt in der Brust. Nicht, weil ihn der Kuss verwirrte, oder etwas bedeutete. Nein, die Tatsache, dass Ace die ganze Zeit gewusst hatte, was zwischen ihm und Zoro war, und er dennoch nie aufgehört hatte, ihn zu umgarnen. Und er? Er selbst hatte immer wieder die Nähe des Schwarzhaarigen gesucht, ohne auf Zoros Gefühle Rücksicht zu nehmen. War am Ende Zoro sogar das Opfer? Nun, das sicher auch nicht. Keiner der drei war ganz ohne Schuld. Sanji richtete Kleidung und Haar, und ließ sich von einem der Kellner ein neues Glas Wein bringen. Jetzt musste er sich unbedingt beruhigen. Und wenn das seine sonst so innig geliebten Zigaretten nicht taten, dann sicher sein nicht minder geliebter Rotwein. Und zwar mehr als eine Flasche, wenn man all die am Abend geleerten Gläser zusammenrechnete. Mit leicht gerötetem Gesicht saß er an der Seite, und sah dem Brautpaar beim Tanzen zu. Er fühlte sich klar, auch wenn er genau wusste, dass er angetrunken war. Ihm war warm, das Sakko hatte er über den Stuhl gehängt. Er seufzte, und trank den letzten Schluss aus seinem Glas. Ein wenig enttäuscht sah er auf dessen Boden. Plötzlich stand jemand Großes vor ihm. Er vermutete einen der für den Abend eingestellten Kellner, und wollte sich von ihm nachschenken lassen, und hob den Kopf. Aber die Person vor ihm war ganz sicher kein Kellner. „Sollen wir tanzen?“ Diese Stimme ließ ihn zittrige Knie bekommen. Hatte Zoro jemals so mit ihm gesprochen? Diese wenigen Worte, so wohlklingend und verlockend. Sprach er tatsächlich mit ihm? Doch der Grünhaarige sah ihn weiter an, Sanji meinte sogar, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können. „Soll das ein Scherz sein?“, fragte der Blonde skeptisch. „Ganz sicher nicht. Aber ich werde kein zweites Mal fragen.“ Kurz sah sich der Blonde um, als würde er eine versteckte Kamera vermuten. Dann blickte er den Jüngeren an. Dieser reichte ihm seine Hand entgegen. War er betrunken, oder träumte er wieder? Er hoffte so sehr, dass es kein Traum war. Zögerlich legte er seine Hand in die des Muskulösen. Sie fühlte sich warm an. Schlagartig begann sich sein Puls zu beschleunigen. Das hier durfte kein Traum sein. Leicht schwankend erhob er sich, den Blick weiterhin Zoro zugewandt. Nicht, dass er plötzlich wieder verschwand. Der Jüngere zog ihn mit sich auf die Tanzfläche. Sanji konnte die Musik im Hintergrund kaum ausmachen. War das ein Walzer? Etwas Schnelles? Konnte er überhaupt tanzen, wenn er etwas getrunken hatte? Doch die Frage erübrigte sich. Zoro nahm seine Hand, und legte ihm die andere auf die Hüfte. Ein wenig peinlich war es ihm schon, jetzt die Position der Frau einzunehmen. Aber darüber wollte er sich jetzt weder aufregen, noch den Kopf zerbrechen. Jetzt konnte er das Lächeln in Zoros Gesicht klar erkennen. Und es galt ihm, oder? Er sah niemanden hinter ihm an. Nur ihn. Von einem Moment auf den nächsten fühlte er sich, als wäre er mit ihm allein. Er hörte die Musik, den wohlbekannten Vier-Viertel-Takt. Seine Beine bewegten sich wie von allein, er bereute es nicht, Zoro die Führung überlassen zu haben. Seit wann konnte er überhaupt tanzen? Wenn er früher diesen Vorschlag gemacht hatte, stieß er auf taube Ohren. Oder ein abwertendes Knurren. Und jetzt? Er bewegte sich, als hätte er es schon immer gekonnt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die warme Hand, die seine hielt, der lockere und doch feste Griff auf seiner Taille. Seit wann war er so zärtlich? Die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich, wurden immer unklarer, und bald darauf dachte er gar nichts mehr. Er nahm nur ihren gemeinsamen Tanz wahr. Nur Zoro. Sein Lächeln. Die starken Arme und die breite Brust, die in dem weißen Hemd und der schwarzen Weste so unverschämt gut aussahen. Jetzt endlich konnte auch er ehrlich lächeln. Er musste sich nicht darauf konzentrieren, sich nicht anstrengen. Seine Mundwinkel wanderten nach oben, allein weil er den Jüngeren ansah. Sollte das hier ein Traum sein, war er realer als je zuvor. Nein, das konnte kein Traum sein. Es musste einfach wirklich so sein, dass der Griff an seiner Seite bestimmter wurde, und er den warmen Körper an seinem spürte. Wie lange hatten sie jetzt miteinander getanzt? Minuten? Stunden? Die Zeit war im Moment vollkommen irrelevant. Das Einzige, was zählte, war, dass er in Zoros Nähe sein durfte. Er hatte fast schon vergessen, wie ihn der Jüngere heute am Tage geschmäht hatte. Doch nur fast. Und sobald er daran dachte, wurde ihm das Herz schwer. Die Musik veränderte sich, und Zoros und seine Füße standen still. Waren sie noch immer auf der Tanzfläche? Nein, sie standen draußen, auf der hölzernen Terrasse. Über ihnen nur der Sternenhimmel. Die Luft war noch immer warm. Eine Hand legte sich auf sein Gesicht, strich ihm über die heißen Wangen. Sanji schloss die Augen, genoss die Berührung. Sollte er etwas sagen? Auch auf die Gefahr hin, die Stimmung zu ruinieren? Würde Zoro etwas sagen? Doch die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Zoros Hand wanderte in seinen Nacken, übte leichten Druck auf ihn aus, sodass er seinen Kopf nach vorn bewegte. Er spürte die Wärme von Zoros Gesicht. Sein Atem roch leicht nach Alkohol. Er wusste nicht, ob er es sich einbildete, aber er hatte das Gefühl, als würde Zoro seinen Namen sagen. Was es auch war, es ließ ihn eine Gänsehaut am gesamten Körper bekommen. Die Sekunden vergingen nur langsam. Der Kuss war wie eine Erleichterung. Seine Lippen, weicher als gedacht und heiß, schmeckten süß. Wie automatisch legte er seine Arme um Zoro, der ihn wiederum an sich drückte. Für diesen kleinen Moment war alles perfekt. Er hätte jetzt auch einfach leblos umfallen können, es wäre ihm recht gewesen. Und wenn auch nicht leblos, schloss Sanji die Augen. Sein Herzschlag beruhigte sich, und er entspannte sich vollends. Er schlief einfach ein. Wie gut, dass ihn zwei starke Arme hielten. Der Blitz schlägt ein. Zähl' die Sekunden bis der Donner grollt, und du weißt, wie weit das Gewitter noch von dir entfernt ist. Eins... Zwei... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)