Verräterische Fotos von Yurii-chan (Daiken - Taito - Takari - und die beiden anderen...) ================================================================================ Kapitel 2: Nachts im Kaufhaus ----------------------------- ++++Kapitel 2++++ Nachts im Kaufhaus „Klasse, wirklich klasse.“ gab Yamato zynisch von sich und schlug Tai zur Untermalung seiner Worte auf den Hinterkopf. „Hey! Wofür war das denn?“ jammerte dieser. „Weil wir wegen dir hier festsitzen.“ Und das wortwörtlich. Nie im Leben hätte Yamato gedacht, dass er mal über Nacht in einem Einkaufszentrum eingesperrt sein würde, aber anscheinend musste er in Begleitung von Taichi mit allem rechnen. Seufzend stellte sich Ken unweit von den beiden neben Daisuke. „Sorry.“ sagte dieser zu seinem Freund mit gesenktem Haupt. „Schon gut. Wir sollten uns besser überlegen, wie wir hier wieder raus kommen.“ aufmunternd lächelte der Schwarzhaarige Daisuke an. Selbst wenn er wollte, könnte er seinem brünetten Wirbelwind nicht böse sein, zumal zumindest dieses Mal Daisuke nicht die alleinige Schuld trug. ‚Wie sollen wir nur hier raus kommen?‘ Sie waren schließlich zu acht, da musste es doch auch möglich sein, einen Weg zu finden, um hier wieder raus zu kommen. Erleichtert lächelte der junge Goggleboy zurück. Das blieb von Taichi natürlich nicht unbemerkt. „Wieso kannst du nicht so lieb zu mir sein wie Ken-kun es zu Daisuke ist?“ fragte er seinen Yama während er sich den Hinterkopf hielt. „Weil du das eben nicht verdient hast. Und nun hör endlich auf rum zu jammern, denn sonst zwingst du mich dazu dir noch mal eine zu knallen.“ „Sei doch ehrlich, du hast gerade Bock gehabt, aber weil wir nun nicht so einfach Heim können, bist du frustriert, ne?“ feixte Taichi, doch schnell bekam er erneut eins auf den Hinterkopf. „Heeey! Ich habe nicht gejammert!“ Stirnrunzelnd beobachtete Iori die beiden – hatte er eben richtig gehört? „Bock gehabt?“ hakte er nach. „Weißt du, wovon Taichi-san spricht?“ Er stand zusammen mit dem älteren Brillenträger noch bei der Bank und das Ganze hier leuchtete ihm noch nicht so richtig ein. Was war denn jetzt schon wieder zwischen Taichi und Yamato los? Jou hatte da durchaus eine Ahnung, doch solange er sich nicht sicher war, behielt er diese Vermutung für sich und lächelte den jüngeren an. „Nein, aber du weißt ja wie die beiden sind. Das ist sicher nur wieder einer ihrer Scherze.“ Nachdem sich Hikari derweil davon überzeugt hatte, dass es Takeru wieder gut ging richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Bruder. „Das hätte wirklich nicht sein müssen, Nii-chan.“ mahnte sie ihn. „Mhhh, das sagst du. Aber sag mal, warum habt ihr Wohnungen fotografiert, hm?“ „Ok, da du es jetzt eh schon weißt… Takeru und ich wollen nach der Schule zusammenziehen und deswegen haben wir uns schon auf Wohnungssuche begeben.“ erklärte sie. Sie ahnte bereits, dass sich ihr großer Bruder mit dieser Antwort nicht beruhigen lassen würde, dass dieser viel eher kurz davor stand erneut die Beherrschung zu verlieren. An Tagen wie diesen musste sie Takeru zustimmen, dass Tai definitiv einen Schwesternkomplex hat. „Aber bis zu deinem Abschluss sind es noch ganze vier Monate!“ erwiderte der Brünette ihr mit einem jammernden Unterton in der Stimme. „NUR noch vier! – Du glaubst ja nicht, wie schnell die guten vergriffen sind.“ Während die beiden Geschwister weiter über die Zeit diskutierten, gingen Daisuke und Ken zu Jou und Iori, um zumindest mit ihnen über ihre Möglichkeiten zu reden, wie sie hier wieder raus kommen könnten. „Hat jemand eine Idee?“ fragte Daisuke. „Gewöhnlicher Weise sind doch Nachtwächter in solchen Einkaufszentren beschäftigt, oder?“ schlug Ken vor, doch schon schüttelte Jou verneinend den Kopf. „Gewöhnlicher Weise aber auch nur. Dieses hier ist übersät mit Überwachungskameras und Alarmanlagen.“ erklärte Jou. „Es ist eines der modernsten in ganz Japan. – Da ist es nicht mehr notwendig Nachtwächter zu beschäftigen.“ „Das heißt dann wohl, wenn wir den Alarm auslösen, dass dann die Polizei kommt.“ sagte Ken nachdenklich. „Was ist daran so schlimm?“ wollte Daisuke wissen. „Dann würden wir hier wieder raus kommen.“ „Und auf direktem Wege ins Gefängnis wandern. – Willst du etwa von deiner Mutter von dort abgeholt werden?“ erwiderte Ken und sah seinen Freund zweifeln an. „Nee, gewiss nicht.“ Niedergeschlagen ließ er sich auf der Bank nieder. „Aber was sollen wir denn dann machen? Bis morgen Früh warten?“ „Sieht so aus.“ Beim Anblick Daisukes hätte Ken ihn am liebsten in die Arme genommen, aber es gab hier ja noch Leute, die nicht wussten, dass sie ein Paar sind. Nur Taichi und Yamato wussten darüber Bescheid und das sollte vorerst auch so bleiben. Selbst diese beiden waren zwei zu viel für seinen Geschmack. „Sag mal, Daisuke-kun, warum bist du eigentlich auf Takeru losgegangen?“ fragte Iori und sah den Brünetten erwartend an. „Äh, weil…“ so recht wollte er das jetzt nicht laut aussprechen, denn er ahnte, dass der Grund seinen Freund möglicherweise bis absolut gar nicht gefallen könnte. Immerhin waren diese Fotos sehr… explizit. „Ach weißt du, an manchen Tagen würde ich ihm eben liebend gern seinen hübschen Hals umdrehen.“ Nichts verstehend blinzelte der jüngere ihn an. Dagegen stand Daisuke lachend auf und ging weiter lachend hinüber um die Fotos wieder einzusammeln, bevor noch jemand sie sehen konnte. Um dies zu gewährleisten stopfte er sie zu seinen in die Innentasche seiner Jacke, dort würde es niemand wagen ran zu gehen, mit Ausnahme Kens. Aber diesen wusste er von einem solchen Vorhaben abzubringen, vorausgesetzt natürlich, dass er sein Spiel nicht durchschauen würde und den Spieß umdreht. Besagter musterte Daisuke skeptisch. ‚Ihm ist wohl nicht klar, dass Hikari-chan sie wieder haben will.‘ Er seufzte. Warum passierte ihm immer in Daisukes Gesellschaft so etwas? Wenn er alleine irgendwo unterwegs war, passierte nie etwas erwähnenswertes, doch kaum, dass er mit dem brünetten Wuschelkopf irgendwo hin ging, passieren die kuriosesten Dinge. Allein das letzte Wochenende war Beweis genug gewesen. »Flashback« Eigentlich hatten sie nur Fußballspielen wollen, doch als Daisuke und Ken am Platz angekommen waren, war dieser abgesperrt. Ein großes Schild war kurz zuvor dort aufgestellt worden mit der Aufschrift „BETRETEN VERBOTEN“ – Nicht unbedingt schlimm, aber dennoch hatten sie nun ein Problem. „Und jetzt?“ fragte Ken, worauf Daisuke mit den Schultern zuckte. Woanders spielen wollte der Blauäugige nicht und wenn er sich so den Himmel besah, der sich mehr und mehr zuzog, verging ihm die Lust noch mehr. „Lass uns ein bisschen Bummeln gehen.“ schlug Daisuke vor. Gesagt getan. Und so schlenderten sie durch die belebten Straßen der Innenstadt und entdeckten nach einiger Zeit ein Werbeplakat eines Films, der derzeitig im Kino laufen sollte. Daisuke war hell auf begeistert und wollte gleich zum nächsten Kino, denn es war nun schon früher Abend geworden und er wollte sich den Film unbedingt sofort ansehen. Ken war durchaus auch interessiert und ließ sich dementsprechend nach einer kurzen Diskussion breitschlagen. Als sie dann an der Kasse standen, wurde ihnen erklärt, dass der Film bereits für die nächsten drei Tage restlos ausverkauft sei. – Das war auch nicht grad toll, aber das nächste noch weniger… Gerade, als Ken sich umdrehte, sah er Taichi und Yamato, die in genau diesen Film gingen. Daisuke, der dies auch bemerkt hatte, regte sich schrecklich darüber auf und ging dann grummelnd mit Ken zu sich nach Hause – es war immer noch besser, als weiter sinnlos durch die Gegend zu laufen. Im Hausflur kam ihnen gerade Jun, Daisukes große Schwester, entgegen. „Hey, ich geh zu Yumi. Mama und Papa sind nicht da. – Weißt doch, sie wollten auf diese komische Party der Nakamuras. – Jedenfalls gehe ich jetzt. – Mach bloß nichts kaputt!! Und sag ihnen ja nicht, dass ich überhaupt weg war, kapiert?“ Grinsend und total aufgetakelt lief sie an den beiden vorbei. „Ich wusste eigentlich gar nicht, dass meine Eltern überhaupt weg wollten.“ bemerkte der Brünette verwundert. Doch im nächsten Moment war Daisukes Laune wieder auf ihren Höhepunkt angelangt, denn das Ganze hieß ja, dass er mit Ken sturmfrei hatte. Kaum, dass die Wohnungstür wenig später ins Schloss gefallen war, hatte Daisuke nichts Besseres zu tun, als sich an Ken ran zumachen und ihn zu verführen. „Dai-chaaan! Was ist denn mit dir los?“ protestierte Ken während er von dem anderen gegen die Wand hinter sich gedrückt und zeitgleich von diesem am Ohrläppchen geknabbert wurde. „Ist das nicht offensichtlich?“ raunte er verführerisch in Kens Ohr. „Schon, aber können wir uns nicht wenigstens vorher die Schuhe ausziehen?“ „Also, ich glaube nicht, dass das nötig ist.“ lachte Daisuke und fuhr mit seiner Hand Kens Seite entlang und schob sie schnell unter den schwarzen Pullover, um über die zarte blasse Haut zu streicheln. Inzwischen knallrot keuchte Ken, als er die warme Hand auf seiner Haut spürte. ‚Warum nutzt er das immer wieder aus?‘ Dank diesen Berührungen schwand sein letzter Protest und er ließ sich in einen innigen Kuss fangen. Verlangend schlang er seine Arme um den Hals des Braunäugigen und öffnete bereitwillig seine Lippen einen Spalt, damit die flinke Zunge des anderen hinein huschen konnte. In dem Moment, als Daisuke sich an den Gürtel Kens zu schaffen machen wollte, stoppte er abrupt sein Tun und starrte entsetzt auf die Wohnungstür. Deutlich hörte er, wie die Tür aufgeschlossen wurde. So schnell es ging, löste er sich von seinem Freund. Dieser richtete berauscht und völlig neben sich stehend seine Kleidung und folgte dem Blick Daisukes. Seine Sinne waren noch wie vernebelt, sodass es etwas dauerte, bis die Geschehnisse in sein Bewusstsein drangen. Mit Schwung wurde die Tür aufgestoßen und zwei betrunkene Erwachsene standen nun vor den verdatterten Daisuke und benebelten Ken. „Hallöchen, mein Schaaatz!“ lallte Daisukes Mutter und schritt auf ihn zu und gab ihm einen dicken feuchten Schmatzer auf die Wange. „Was macht ihr denn so früh schon hier? Ich dachte, ich seid auf der Party.“ fragte Daisuke und wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis über die Wange. „Die wurde vorzeitig abgebrochen.“ erklärte Daisukes Vater etwas nüchterner als seine Frau und ließ seinen Sohn gleich seine Fahne riechen. Schlampig ließ er seine Schuhe im Flur liegen und schnappte sich seine Frau, die vor Schwanken kaum geradeaus gehen konnte. „Diese blöden Bullen!“ beschwerte sich diese gleich. „Wären die nicht, könnten wir jetzt noch … hicks … weiter feiern.“ „Toll. Geht lieber ins Bett.“ befahl Daisuke ihnen und wie durch ein Wunder gehorchten die beiden und schwankten in ihr Schlafzimmer, lachten dabei wie kleine Kinder. Ken, der das stumm verfolgt hatte, erlebte gewissermaßen ein Déjà-vu. Vor ein paar Monaten hatte er seine Mutter auch mal betrunken erlebt – was bei ihr schon an ein Wunder grenzte – und sie hatte sich sehr ähnlich wie Daisukes Mutter verhalten gehabt. – Nur bestand da ein kleiner Unterschied, denn seine Mutter hatte sich von ihm nichts sagen lassen. Genervt stöhnend schloss Daisuke die bis eben offen stehende Wohnungstür und schob mit dem Fuß die Schuhe seiner Eltern zur Seite. „Komm, lass uns in die Küche gehen und was essen.“ Damit war ihr Sturmfrei zwar dahin, aber das hatte Daisuke trotzdem nicht davon abgehalten, mit Ken in seinem Zimmer etwa zwei Stunden später, da weiter zu machen, wo sie kurz zuvor aufgehört hatten. »Flashback End« Das war für Ken wirklich eine seltsame Begegnung gewesen. Er war sich sicher, dass wenn Daisukes Eltern nur halbwegs nüchtern gewesen wären, hätten sie bemerkt, was nur wenige Sekunden vor ihrem Eintreffen zwischen ihm und ihren Sohn abgelaufen war. ‚Wie sie wohl reagiert hätten?‘ Er wusste nicht warum, aber es lastete doch sehr auf ihm, dass er mit Daisuke ein Geheimnis aus ihrer Beziehung machte. Dabei war er selbst es gewesen, der es so wollte. Mit diesen Gedanken beobachtete er Taichi und Yamato. Die beiden blafften sich aus Herzenslust gegenseitig an. Es war zugegebener Maßen schon eine seltsame Beziehung, die Taichi und Yamato miteinander hatten, aber irgendwie schienen sie glücklich miteinander zu sein, obwohl sie nach ganzen drei Jahren es noch immer geheim hielten. ‚So lange könnte ich nie durchhalten.‘ dachte sich Ken traurig. „Alles ok mit dir?“ fragte Daisuke besorgt und legte seine Hand auf Kens Schulter. „Ja, mach dir keine Sorgen.“ Leicht lächelte er ihn an. Nach etlichen weiteren Minuten, in denen sich Taichi mit Yamato und auch mit seiner kleinen Schwester gezankt hatte, hatten sie sich einiger Maßen wieder beruhigt und sich entschlossen, sich aufzuteilen um nach einen nutzbaren Ausgang zu suchen. So ging Jou mit Iori, Daisuke mit Ken, Hikari mit Yamato und Tai mit Takeru. Es war vielleicht nicht grade die beste Idee gewesen, den armen Takeru mit Taichi suchen zu schicken, aber nach einer Runde Schere-Stein-Papier war es eben beschlossen und Taichi hatte seinen Willen bekommen. Schelmisch grinste Tai vor sich hin und ergötzte sich förmlich an den Angstzuständen Takerus. Zudem war er derjenige, der die Taschenlampe hatte. Der Blonde dagegen hielt immer mindestens einen Meter Sicherheitsabstand zum Brünetten und behielt ihn genau im Auge. In seinem Kopf hallte immerzu derselbe Gedanke ‚Ich will nicht Sterben. Ich will nicht sterben. Ich will nicht sterben.‘ Sie waren gerade in ein Treppenhaus gegangen, als plötzlich hinter ihnen geräuschvoll ein Mülleimer um fiel. Vor Schreck hatte Taichi seine Taschenlampe fallen lassen und ist Takeru auf die Arme gesprungen. Er hatte bei dieser Stille nicht damit gerechnet, dass ein so lautes Geräusch ertönen könnte und seine Fantasie hatte ihm einen Streich gespielt, sodass er dachte, dass es nicht ein umfallender Mülleimer war, sondern dass absurder Weise ein Mörder hinter ihnen stand. Takeru hingegen ist völlig ruhig geblieben, was hauptsächlich daran lag, dass er gesehen hatte wie der Mülleimer umgefallen war. „Hast du etwa Angst?“ „Nein, ich doch nicht!!“ stritt Taichi ab und stand wieder auf eigenen Beinen. So ganz stimmte das aber nicht, denn da nun die Taschenlampe dank der Bekanntschaft mit dem Boden ausgegangen war und es so dunkel um sie herum war, war ihm ganz schön unwohl. Takeru sammelte die Taschenlampe wieder ein und schaffte es sie wieder an zu schalten. „Wollen wir weiter?“ deutlich konnte er die Erleichterung in Tais Gesicht sehen. ‚Er hat wohl Angst im Dunkeln.‘ dachte er sich schelmisch. Zur gleichen Zeit, am anderen Ende des Einkaufszentrums, suchten Yamato und Hikari ebenfalls nach einem Ausgang. Beiden war äußerst unwohl beim Gedanken, dass Takeru in diesem Moment womöglich von Taichi umgebracht werden könnte. „Wir hätten das niemals zulassen dürfen.“ Verwundert sah der Blonde darauf Hikari an. „Wir können eben nicht immer auf Takeru aufpassen.“ antwortete er und blieb stehen. „Was suchst du denn da eigentlich die ganze Zeit in deiner Handtasche?“ „Eigentlich meine Wasserflasche, aber mir ist aufgefallen, dass die Fotos gar nicht drin sind.“ „Ich dachte, die hast du wieder eingepackt.“ „Und ich dachte, weil sie nirgends zu sehen waren, dass Takeru sie wieder in meine Handtasche getan hatte.“ Ratlos sah sie den älteren an. „Aber wer hat sie denn dann?“ „Wieder abgeschlossen.“ Enttäuscht seufzte Daisuke. Das war hier nun schon die achte Tür und immer das gleiche Ergebnis. „Vielleicht haben wir im Untergeschoss mehr Glück.“ „Hmm, vielleicht.“ Er setzte sich in Bewegung und folgte Ken, der den Weg mit einer Taschenlampe beleuchtete, die er von Hikari bekommen hatte. Es war dem Brünetten ein Rätsel, wie viel sie in ihre Handtasche hinein stopfen konnte – dabei war die pinke heute verhältnismäßig klein. „Sag mal, hast du eigentlich vor Hikari-chan ihre Fotos wieder zu geben?“ fragte Ken, als sein Freund ihn eingeholt hatte. „Irgendwann.“ erwiderte der Goggleboy und kratzte sich verlegen an der Schläfe. „Du weißt, dass sie sauer sein wird, wenn sie bemerkt, dass du ihre Fotos hast? – Überhaupt, warum bist du eigentlich auch auf Takeru-kun los gegangen?“ wollte der Schwarzhaarige wissen. Einmal leuchtete er die Weggabelung im Untergeschoss aus ehe er sich zu Daisuke umdrehte. Dieser stand noch auf der letzten Treppenstufe und zog eine Grimasse. „Na ja… wegen den Fotos eben.“ Ungläubig sah Ken ihn an. „Und was genau waren es für Fotos?“ „Das ist doch jetzt egal!“ Entschlossen, den wahren Grund für sich zu behalten, stampfte er an Ken vorbei. „Wenn du meinst.“ meinte Ken leicht säuerlich und folgte Daisuke gemächlich. Er wollte jetzt nicht streiten und ließ deswegen die Sache auf sich beruhen. Er seufzte kaum hörbar. Am liebsten wäre er jetzt nicht mehr hier, sondern wie noch vor ein paar Stunden gedacht bei Daisuke zu Hause. Normalerweise würden sie jetzt zusammen in seinem Zimmer sein und ihre Zweisamkeit genießen. Ok, hier waren sie momentan auch allein miteinander, aber es war nicht ganz dasselbe. „Du Taichi-san? Hast du eben auch den Schatten gesehen?“ fragte Takeru den älteren neben sich mit einer gespielten Angst in der Stimme. „Was für einen Schatten?“ fragte dieser unsicher nach. „Na da drüben!“ Takeru zeigte gerade aus. Taichi folgte mit den Augen der Richtung, konnte aber nichts Ungewöhnliches sehen. Sie standen hier nur im großen Hauptgang des Einkaufszentrums, weit und breit gab es nichts Besonderes zu sehen. An den Seiten waren die Geschäfte und in der Mitte des Ganges befanden sich hin und wieder ein paar Bänke und Zimmerpflanzen. – Was sollte er da auch sehen? „Wo da?“ hakte er ungeduldig nach, doch seine Frage wurde ihm unlieb schnell beantwortet, denn nun sah auch er einen Schatten. Der Angstschweiß stand ihm im Gesicht und seine Augen hatten sich ungesund stark geweitet. – Hatte er da eben etwas blitzen sehen – eine Messerklinge etwa? „Alles ok mit dir?“ fragte der Blonde ihn. Gerade in diesem Moment ging die Taschenlampe in seinen Händen aus. „Was ist denn jetzt schon wieder? Die hat wohl doch einen Sprung wegbekommen, als du sie fallen lassen hast. – Toll, die geht nicht mehr an!“ Erneut sah Tai den Schatten und schrie, als würde er gerade abgestochen werden, auf. Voller Panik rannte er los, weiter schreiend. Takeru blickte auf und sah den älteren gerade noch so in weiter Ferne weg rennen. Ein freches Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Völlig mit seiner Arbeit zufrieden machte er die Taschenlampe wieder an. „Rache ist doch etwas herrliches.“ sagte er selbst zufrieden und ging in die Richtung, in der der Brünette eben gerannt ist. Verwundert sahen Yamato und Hikari um sich. „Hast du den Schrei eben auch gehört?“ fragte der Blonde das Mädchen. Sie nickte. „Ja. Das klang irgendwie nach… Nii-chan.“ „Ich glaube auch. – Wir sollten vielleicht mal gucken gehen, was dahinten los ist.“ Wie die beiden, haben auch Jou und Iori den Schrei bemerkt. Auch sie sahen im großen Hauptgang um sich, konnten aber durch den Schall nicht so leicht ausmachen, aus welcher Richtung er gekommen war. Der Grund dafür war, dass sie für die Mitte eingeteilt wurden um nach einem Ausgang zu suchen. Sie waren zwar so wesentlich näher an dem Ursprung des Schreies, wussten ihn aber nicht so recht einzuordnen. „Hörst du das auch, Sempai?“ fragte Iori Jou nach einem Moment der Stille. Darauf hörte der blauhaarige genauer hin. Es hörte sich für ihn so an, als würde da ein Schrei immer lauter werden. „Ja…“ gab er wage von sich. Besagter Schrei erreichte binnen weniger Sekunden sein Maximum an Lautstärke und sauste mit Höchstgeschwindigkeit an ihnen vorbei – in Gestalt Taichis. Den beiden standen die Haare zu Berge und Jou ist seine Brille sogar verrutscht. Nun konnte auch Yamato den stetig lauter werdenden Schrei hören. ‚Er kommt wohl direkt auf uns zu.‘ dachte er sich. „Warte du hier, ja? Ich gehe schon mal voraus. – Wer weiß, was mit ihm los ist.“ „Ist gut.“ Eilig rannte er seinem Freund entgegen und hoffte, dass es nicht so schlimm war, wie es sich anhörte. ‚Oh man, meine Beine bringen mich bald um! – Ich hoffe für ihn, dass er einen triftigen Grund hat, dass er so am Schreien ist.‘ Mit großen Augen erspähte er seinen braunhaarigen Wuschelkopf, der mit rasantem Tempo ihm entgegen rannte. „Taichi!“ rief er. Doch der gerufene hatte seine Augen geschlossen und rannte blind weiter. „TAICHI! BLEIB STEHEN!“ brüllte Yamato panisch, weil er nicht mehr die Möglichkeit sah, auszuweichen. Dieses Mal hatte Taichi ihn wirklich gehört, doch statt sein Tempo zu drosseln und zum gewünschten Stehen zu kommen, sprang er dem Blonden in die Arme und beide fielen darauf um. Atemlos lagen sie aufeinander. Erst, als der erste Schock seitens Yamato überwunden war, verpasste dieser seinem Freund einen Schlag auf den Kopf. „Was ist denn mit dir los?“ fragte er ihn außer Atem. „Da… da war ein Schatten und, und da hat plötzlich eine Klinge geblitzt und die Taschenlampe… – Ich wollte nicht sterben und bin weg gerannt.“ erklärte Taichi mit weinerlicher Stimme und sah Yamato dementsprechend an. „Die Taschenlampe hat geblitzt?“ fragte Yamato ungläubig nach. „Nein. Die Klinge!“ korrigierte Tai und setzte sich auf Yamatos Beine. Wie ein kleines Kind wischte er sich die Tränen aus den Augenwinkeln mit dem Handrücken. „Und was ist denn dann mit der Taschenlampe gewesen?“ „Die ist ausgegangen und dein Bruder meinte, die ginge nicht mehr an.“ Nun war dem Blonden klar, was vorgefallen war. ‚Er wollte ihn nur verarschen… Aber er ist selbst schuld dran.‘, „Komm, wir gehen zu den Toiletten. Da kannst du dir deine Nase putzen.“ schlug Yamato vor und schupste den schniefenden Taichi von sich runter. Gefügig nickte der Brünette, stand auf und ging mit Yamato mit. Nach wenigen Minuten waren sie bereits bei den Toiletten und Taichi schnaubte sich kräftig die Nase mit einigen Blättern Toilettenpapier, die er zu einem großen Knäuel geformt hatte. „Geht’s wieder?“ Der gefragte nickte und warf das zweckentfremdete Toilettenpapier in den Mülleimer. Der sich ihm bietende Anblick gefiel Yamato deutlich. Sein Freund stand hier direkt vor ihm und sah ihn noch leicht weinerlich an. Dieser Blick wirkte so dermaßen sexy auf den Blonden, sodass er sich beim besten Willen nicht mehr beherrschen konnte. „Was hast du, Yama?“ wollte Tai wissen, als er das leichte Grinsen auf den Lippen Yamatos bemerkte. Doch statt zu antworten ging er auf Taichi zu, legte seine Arme um dessen Taille und küsste ihn zärtlich. Aus diesem doch recht zaghaften Kuss entflammte schnell ein heißes Duell ihrer Zungen und ihre Hände begaben sich auf Wanderschaft, um den Körper des anderen zu erforschen. Zu diesem Zeitpunkt standen Daisuke und Ken vor einer großen Tür im Untergeschoss des Gebäudes. Direkt auf ihrer Augenhöhe war ein großes Schild an diese Tür angebracht. „Kontrollzentrum.“ las Daisuke laut vor. „Was meinst du, was da wohl drin ist?“ „Sicher keine Bäckerei.“ antwortete Ken sarkastisch. „Was glaubst du denn, was in einem Kontrollzentrum ist?“ „Äh, keine Ahnung.“ erwiderte er wahrheitsgetreu. Woher sollte er das auch wissen? Alles was ihn nicht interessierte, merkte er sich eh nicht, also wozu sollte er sich merken, was so in einem Kontrollzentrum war? „Du solltest wirklich mal einen Intelligenztest machen. – Hier befinden sich unter anderem Computer und sonstige Monitore drin. Die zeigen das an, was die Überwachungskameras gerade aufnehmen.“ „Cool. – Lass uns mal reingucken!“ sagte er grinsend und drückte die Türklinke runter. „Du glaubst doch nicht, dass die die Tür nicht abschließen…?“ doch nicht nur dass Daisuke das offensichtlich glaubte, wieder erwartend war die Tür wirklich nicht abgeschlossen und Ken sah entgeistert auf die offene Tür. ‚Nee jetzt.‘ Da Daisuke nun schon im Raum war, folgte er ihm nach ein paar Sekunden. „Du hast recht, Ken-chan.“ sagte Daisuke mit großen Augen. „Das ist ja so was von cool! – Guck mal! Da sind Jou-sempai und Iori-kun!“ hibbelig deutete er auf einen der schwarzweißen Bildschirmen hinter einem großen Schaltpult mit unzähligen Knöpfen und Schaltern, die unten, wie auch oben angebracht waren. Ein ungutes Gefühl breitete sich in Ken aus. Er sollte eigentlich nicht hier drin sein. Es war so falsch! Er hätte sich auf das Ganze hier niemals einlassen dürfen! „Und da ist Takeru und da ist Hikari-chan.“ verkündete Daisuke aufgeregt. „Lass uns gehen, Dai-chan.“ bat Ken ihn. „Und da sind Taichi und Yamato! – Hä? Wieso das denn?“ fragend drehte er sich zum Schwarzhaarigen um. „Bitte, mir ist ganz unwohl hier.“ Dass dem so war, konnte man ihm leicht ansehen. Verunsichert sah er stetig um sich, als würde er erwarten, dass gleich jemand ihn aus einer dunklen Ecke anfallen könnte. „Quatsch! Das bildest du dir nur ein.“ Langsam ging er auf Ken zu. „Hier ist niemand außer uns und in diesem Raum dürfte ja wohl kaum noch eine Kamera sein.“ Vorsichtig legte er seine Arme um seinen Freund. „Meinst du?“ fragte Ken noch verunsichert, erwiderte jedoch die Umarmung. „Ja.“ raunte Daisuke und küsste den Schwarzhaarigen Jungen, der darauf langsam die Augen schloss und den Kuss erwiderte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)