Schicksalstraum von Gil-Estel ================================================================================ Kapitel 1: Schicksalstraum -------------------------- Schicksalstraum Mit einem überraschten Schrei kam ich unsanft auf dem erdigen Boden im Park auf. Dadurch wurde ich erfolgreich aus meinen Tagträumen gerissen. Sofort wollte ich meinem Gegenüber die Meinung sagen, auch wenn mir insgeheim bewusst war, dass ich Schuld daran bin. Als ich aufsah, blieben mir allerdings meine beleidigenden Worte im Hals stecken. Dort stand er und hielt mir seine Hand hin. Mein heimlicher Schwarm. Ich spürte wie sich meine Wangen vor Verlegenheit erhitzten. Mein Herz schlug vor Aufregung doppelt so schnell. Hastig wischte ich mir meine verschwitzte Hand an meiner Hose ab und ergriff seine dargebotene Hand. Mit einem Ruck hatte er mich auf meine Füße gezogen. „Es tut mir leid, ich hab nicht aufgepasst!“, sprach er entschuldigend mit einem entwaffnenden Grinsen. „Schon gut.“, brachte ich mühsam heraus. Er hielt immer noch meine Hand, als er sich mit der anderen durch die Haare fuhr. Wenn ich mir nicht sicher gewesen wäre, dass ich es mir einbilde würde ich behaupten, dass er nervös war. Aber das war Schwachsinn. Ich sollte den Moment genießen. Denn ich könnte noch Tage so zusammen mit ihm stehen und ihm in seine strahlenden Augen sehen. Ich hätte beinahe vor Verzückung geseufzt, wenn er mich nicht zum wiederholten Mal aus meinen Tagträumen gerissen hätte. Er fragte mich etwas. Ich registrierte seine Worte, aber ich konnte in diesem Augenblick nicht den Sinn seiner Frage verstehen. In dem Moment, als seine Worte endlich in meinem Gehirn ankamen und verarbeitet wurden, dachte ich, ich hätte mich verhört. Seine Worte hallten in meinem Kopf wie ein Echo nach. „Würdest du mit mir heute auf den Jahrmarkt gehen?“ Mein Herz würde am liebsten vor Freude und Glück platzen, als ich schließlich ein „Ja.“ zustande brachte und ihm ein umwerfendes Lächeln schenkte. Erleichtert aufatmend beugte er sich leicht zu mir runter und stoppte vor meinem Ohr. Sein warmer Atem kitzelte auf meiner Haut. Ich konnte mir gerade so ein Kichern verkneifen und konzentrierte mich lieber wieder auf meinen Schwarm. „Wir treffen uns in einer Stunde vor dem Riesenrad!“, flüsterte er mir leise ins Ohr. Als er sich aufrichtete streifte er mit seinen Lippen meine Wange, was mich fast schon belämmert grinsen ließ. Ich nickte schnell, als mich sein fragender Blick streifte. Lächelnd ließ er meine Hand los und ging aus dem Park raus. Ich starrte auf meine Hand, die er zuvor noch hielt. In dem Moment beschloss ich, dass ich mich kindisch verhalten durfte. Nachdem ich ihn nicht mehr sah, sprang ich laut jubelnd in die Luft. Sobald ich wieder auf dem Boden ankam, drehte ich mich einmal um die eigene Achse und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Schließlich musste ich mir noch etwas anderes anziehen. *** Leicht keuchend kam ich vor dem Riesenrad zum Stehen und schaute mich gleich nach meiner Verabredung um. Ich war etwas spät dran, da ich vor Aufregung in den falschen Bus gestiegen bin. Aber ich hoffte, dass er auf mich gewartet hatte. Hoffnungsvoll blickte ich mich auf dem Platz um. Überall standen Pärchen Händchen haltend herum und schenkten sich verliebte Blicke. Nur ihn sah ich nicht. Es wäre ja auch zu viel verlangt gewesen, wenn ich einmal Glück hätte. Enttäuscht wollte ich mich zum Gehen umwenden, als meine rechte Hand von hinten gepackt wurde. Verblüfft wurde ich von ihm, der mich mit lachenden Augen anschaute, zur Kasse des Riesenrades gezogen. Es machte sich ein selten gespürtes Glücksgefühl in meinem Körper breit, während ich ihn verliebt beobachtete, wie er mit dem Kassierer redete. Ich wandte meinen Blick dem Riesenrad zu und bemerkte erstaunt, dass sich niemand in den Gondeln befand. Es kam mir komisch vor, aber ich vergas es sofort als er leise und mit sanfter Stimme meinen Namen sagte. Fragend schaute ich ihm in die Augen und könnte glatt in ihnen versinken. Als Antwort erhielt ich nur einen amüsierten Blick. Da er immer noch meine Hand hielt, zog er mich sanft aber bestimmt in eine der Gondeln und setzte sich mir gegenüber. Verwundert sah ich zu, wie ein Mitarbeiter des Riesenrades den Eingang mit einer Kette absperrte. Er hatte wohl meinen Blick richtig gedeutet, denn er antwortete mir sogleich. „Lass dich überraschen.“, bat er mich sachte. Ich nickte und genoss die Aussicht, da sich zur selben Zeit, als er mir antwortete, das Riesenrad in Bewegung setzte. Langsam stieg unsere Gondel höher und höher und ich blickte fasziniert auf das bunte Treiben unter mir. Als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, stoppte sie in ihrer Bewegung und wir kamen leicht schaukelnd zum Stehen. „Von hier hat man den besten Blick.“, murmelte er verlegen. „Auf was?“, fragte ich erstaunt. Er schaute auf die Uhr und zählte von zehn abwärts. Ich konnte ihn nur erstaunt ansehen. Mein Herz schlug plötzlich schneller, als würde etwas Besonderes bevorstehen. Kaum das er bis null gezählte hatte, erwachte ich aus meiner Verwunderung. Von draußen hörte man am Anfang nur Zischlaute, die von zahlreichen lauten Knallern gefolgt wurden. Kaum hatte ich mich erschrocken zum Fenster der Gondel gedreht, wurde der Himmel schon von bunten Lichtern und Formen erfüllt. Das Feuerwerk war gigantisch und ließ mich verzückt aufseufzen. An meiner linken Hand, die noch auf den Polstern ruhte, spürte ich eine kaum wahrnehmbare Berührung. Fast schon wiederwillig wandte ich mich um und bemerkte, dass er sich neben mich gesetzt hatte und seine Hand auf meiner ruhte. Gebannt schaute ich in seine dunklen Augen, in denen sich das Feuerwerk spiegelte. Plötzlich war ich froh, mich von dem faszinierenden Spektakel des Feuerwerkes abgewandt zu haben. Nervös schluckte mein Gegenüber und holte tief Luft. Unerwartet meldete sich meine Aufregung wieder vollkommen zurück. Eine zarte Röte bedeckte meine Wangen, das wusste ich einfach. Mein Atem beschleunigte sich. Ich befeuchtete fahrig meine Lippen, als ich bemerkte, dass er sich zu mir runter beugte. Sein Gesicht kam dem meinigen immer näher. Unsere Lippen trennten nur noch ein paar winzige Zentimeter, als ich meine Augen erwartungsvoll schloss. Ich konnte seinen warmen Atem schon auf meinen Lippen spüren, wie er sie federleicht streifte. Unerwartet hörte ich nur noch einen lauten Knall, bevor um mich herum alles in Dunkelheit versank. *** Das nächste was ich erblickte, war die blau gestrichene Decke in meinem Zimmer. Ich lag eingewühlt in meiner Bettdecke auf dem kühlen Zimmerboden und starrte fassungslos nach oben. Mein Atem ging stockend und meine Wangen waren heiß. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wollte nicht denken. Wollte mich nicht der Realität stellen. Aber es kreisten immer dieselben Worte in meinem Kopf. Nur ein Traum. Es war nur ein Traum! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)