Operation Reita von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Der neue Agent ------------------------- „Was soll das heißen ich bekomme einen neuen PR-Agenten? Schon wieder, wieso?“ knurrte Reita seinen Boss an. „Du hast deinen letzten PR-Agenten krankenhausreif geschlagen. Ich glaube nicht das der gute Mann sich erweichen lässt dich weiter zu vertreten. Und das ist auch schlecht für unsere Agentur“ erwiderte Kai, der Agenturchef seufzend. „Ja, und wieso hab ich ihn verprügelt? Seine Moralvorstellungen sind wirklich nicht weit her, begrabscht da einfach irgendeinen armen Kerl. Das geht mal gar nicht. Wenn wir mal ehrlich sind ist die Chance das dieses Arschloch für schlechte PR sorgt größer, als das ich das tue. Herrgott ich verlasse an Off-Days noch nicht mal meine Wohnung“ hielt Reita dagegen und knurrte vor sich hin. Kai war für ihn so was wie ein Bruder, auch wenn er der Chef der Agentur ‚Cold Zone’ war, bei der er seinen Vertrag hatte. Er war Basser für verschiedene Bands – je nachdem welche ihn wollte, und das waren nicht wenige – ebenso wie Model für eine Rockzeitschrift. Und er hasste nichts so sehr wie PR-Agenten. Diejenigen die er verschlissen hatte, waren seiner Meinung nach allesamt Idioten gewesen. Bei dem Gedanken einem neuen Idioten ausgeliefert zu sein bekam er das kalte Grauen. „Das ist mir schon klar Reita, aber du hättest ihn nicht gleich ins Krankenhaus befördern müssen“ „Eigentlich hatte ich vorgehabt ihn zu strangulieren“ kam es trocken zurück und er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Okay, und was ist das für ein Trottel, mit dem ich mich jetzt rumschlagen muss?“ „Er wird dir gefallen“ grinste ihm Kai entgegen und Reita hob die Augenbrauen. Wenn so ein Satz schon kam, dann verhieß das meistens nichts gutes. „Wie kommst du auf die Idee?“ murrte Reita und zündete sich eine Zigarette an. „Weil ich ihn auf Herz und Nieren geprüft habe. Er hat genau deine Wellenlänge und wird deine Art ertragen“ gab Kai gut gelaunt von sich. In diesem Moment flog auch schon scheppernd die Türe auf und Reita fuhr erschrocken zusammen ehe er sich umdrehte und den Typen mit offenem Mund anstarrte. Der Kerl war eine Art laufender Meter, mit stark blond gebleichten Haaren, schwarzem Make up um die Augen, einen Stapel Papierkram unter dem linken Arm, einem Laptop unter dem Rechten und eine Zigarette im Mundwinkel. „Ich bin zu spät, sorry Kai“ nuschelte es und lud das ganze Zeug einfach auf dessen Schreibtisch ab ehe er die Zigarette aus dem Mund nahm und ein Grinsen zu Stande brachte. „Aber das macht doch nichts“ flötete Kai zurück. Während die Beiden über irgendwas quatschten das Reita nicht verstand da nur Fachausdrücke flogen musterte er den kleinen genauer. Schwarze Hose die zerrissen und neu zusammengenäht war um etwas Haut sehen zu lassen, ein langärmliges schwarzes Shirt mit Sicherheitsnadeln, Buttons und Ketten und weiße Creepers. Um den Hals trug der Zwerg ein Nietenhalsband und soviel Reita unter den Haaren erkennen konnte waren seine Ohren ziemlich zugepierct. „Also, das ist Ruki, dein neuer PR-Agent“ grinste Kai ihm entgegen und Reita starrte ihn mit noch immer offenem Mund an. „Ich glaube er ist von dir begeistert. So genau kann ich das gerade nicht feststellen“ grinste Kai besagten Ruki an und der zuckte mit den Schultern. „Für mich sieht es eher so aus als wäre er kurz davor zu kollabieren“ Reita musste sich eingestehen das der Kleine ziemlich schlau war. Er stand tatsächlich kurz vor einem Kollaps. Aber nicht weil er gerade von Kai bevormundet wurde wie ein 3-jähriger sondern, weil Ruki trotz seiner Körpergröße wirklich so aussah als könne er es mit ihm aufnehmen. „Du solltest deinen Mund schließen“ kam es von seinem Boss und Reita klappte ihn einfach mal zu nur um weiter durch die Gegend zu starren. „Ich glaube er braucht Zucker. Wir gehen essen“ stellte Ruki fest und Kai nickte nur. „Wenn du Probleme mit ihm hast, scheu dich nicht ihm einen Arschtritt zu verpassen“ kicherte er und Ruki grinste breit ehe er seinen Laptop wieder unter den Arm klemmte und mit der freien Hand Reita hinter sich herzog. Der ließ das auch einfach mit sich machen, zumindest bis in den Fahrstuhl. „Was zur Hölle bist du? Ein Zwerg? Ich will mit keinem Zwerg arbeiten“ motzte er und starrte Ruki finster an. So geschockt er auch eine zeitlang war, aber so schnell bekam er seine große Klappe wieder. Ruki starrte ebenso finster zu ihm hoch und bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust. „Hör mal zu du Nasentangafutzi. Ich bin vielleicht klein, aber das hindert mich nicht daran dir so dermaßen in den Arsch zu treten das du zwei Wochen nicht mehr laufen kannst. Verstanden? Du bewegst deinen Arsch jetzt zum Essen und danach zum Fotoshooting, sonst lernst du mich kennen“ knurrte er. Reita blinzelte überrascht und verzog dann das Gesicht. So hatte noch nie jemand mit ihm geredet und er hatte auch keine Lust sich das gefallen zu lassen. Eigentlich wollte er Ruki in den Schwitzkasten nehmen, aber der Kleine war ganz schön schnell und verdrehte ihm prompt den Arm auf den Rücken. Reita trat nach hinten aus und Ruki zischte wobei er ihn losließ und somit ein Gerangel im Aufzug veranstaltete. Der Größere wurde auch ein paar Mal getreten, und das nicht gerade sanft. Als der Aufzug endlich im Erdgeschoss ankam und sich die Türen öffneten waren Beide ziemlich zerzaust und kurzatmig. „Essen, jetzt“ knurrte Ruki und schliff Reita durch die Traube Menschen die eigentlich in den Fahrstuhl einsteigen wollten und sie seltsam musterten. „Ich glaub einfach nicht das du mich gebissen hast“ gab der Bassist von sich als sie in der Mensa saßen und Ruki verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hoffe es wird dich daran erinnern mich nicht noch einmal so anzupacken“ knurrte dieser und zupfte an seinen Haaren herum. „Es ist mein Job gute PR für dich zu veranstalten. Also tu mir einen Gefallen und tu was ich dir sage. Sonst muss ich härtere Geschütze auffahren“ Irgendwas sagte Reita das diese schweren Geschütze wahrscheinlich auch schwer waren. Er würde dem Zwerg auch noch zutrauen ihm mit einer Kettensäge hinterher zu rennen, wenn er ihn zu irgendwas bewegen wollte. „Was ist das noch mal für ein Shooting?“ fragte er mit vollem Mund nach und Ruki klappte prompt seinen Laptop auf und hämmerte in die Tasten. „Für die Cure. Das einzige was du tun musst ist dazustehen und so zu tun als würdest du mich nicht töten wollen. Das Shooting ist auf zwei Stunden angesetzt, danach hast du frei. Zumindest solange bis ich morgen vor deiner Türe stehe“ sprachs und starrte auf den Monitor. Während Reita aß beschloss er, dass er sich einfach mal in den Willen fügen würde um zu sehen was bei Rukis Aktionen raus kam. Außerdem wollte er ungern noch mal gebissen werden. „Du holst mich ab?“ kam die verwunderte Frage und Ruki hob den Kopf ehe er fragend eine Augenbraue hob. „Ja, wieso?“ „Na ja, weil das eigentlich nicht deine Aufgabe ist. Du bist ja nicht mein Kindermädchen“ antwortete er und sah den Kleinen Fragend an. „Junge, ich bin für dich alles. PR-Agent, Kindermädchen, Chauffeur, Psychologe und wenn es sein muss auch noch deine Mutter. Gewöhn dich lieber dran“ Den unverständlichen Blick den Reita ihm zuwarf war zu entnehmen das er von nichts wusste. „Ich konnte Kai gerade noch ausreden bei dir einziehen zu müssen, also sei dankbar“ Das Kai sich für seine Karriere ins Zeug legte war Reita allgemein bekannt. Aber das er schon mit seinem PR-Agenten zusammenziehen sollte, übertraf dann doch seine Vorstellungen. Und tatsächlich war er Ruki dankbar das dieser es seinem Boss ausreden konnte. Wie er das geschafft hatte, wollte er lieber gar nicht wissen. „Guck nicht wie ein Teletubbie, sondern beweg dich“ murrte sein neuer Agent dann und klappte seinen Laptop zu ehe er sich erhob. Reita folgte ihm schweigend zu seinem Auto – einem VW Beatle in giftgrün – und ließ sich widerstrebend in dem Gefährt nieder. Wie konnte man nur so ein Auto fahren. „Wenn du jetzt was sagst kommst du hier nicht mehr lebend raus“ kam die Drohung von Fahrersitz und Reita schwieg gekonnt. Er glaubte Ruki aufs Wort das er hier nicht mehr lebend rauskommen würde. Wahrscheinlich wäre das letzte was er sah ein Baum. „Wir kommen nicht mehr pünktlich“ stellte Reita trocken fest als sie im Stau stecken blieben und blickte auf seine Uhr. „Doch tun wir“ kams neben ihm und er guckte den Kleinen zweifelnd an der mit einem verbissenen Gesichtsaudruck sein Lenkrad umklammerte. „Was hast du vor?“ „Festhalten“ war die einzige Antwort die er bekam ehe er einen Schrei des Entsetzens loswurde und sich an der Tür festkrallte, während Ruki mit Vollgas über den Bürgersteig fuhr. Er musste sich eingestehen das er verrückt war, aber dieser Agent übertraf bei weitem alles was er je erlebt hatte. Vielleicht war genau das der Grund warum Kai ihn für geeignet hielt mit Reita zusammen zu arbeiten. Aber darüber konnte er sich Gedanken machen wenn er nicht mehr um sein Leben fürchten musste. Er kniff die Augen zusammen und wartete nur darauf sein Leben auszuhauchen. Die Augen öffnete er erst wieder als der Wagen mit einem Ruck und quietschenden Reifen zum stehen kam. So stellte er auch fest das sie es wirklich auf die Minute genau vor das Fotostudio geschafft hatten. „Los jetzt, ab in die Maske“ sprach Ruki und stieg aus ehe er ums Auto hechtete und Reita aus dem Wagen zerrte um ihn zu verriegeln. Der Bassist wusste nicht ob er Ruki für seine Gestörtheit bewundern oder hassen sollte. Er entschied sich für Letzteres. „Du bist total krank“ meckerte er los und erntete nur ein Schulterzucken. Es war eigentlich klar gewesen das Ruki seine Einwände und seine Schimpftriaden ohne jeglichen Kommentar an sich abprallen ließ. Egal wie sehr Reita sich auch bemühte ihn einzuschätzen um ihn möglichst schnell los zu werden, es wollte einfach nicht funktionieren. Sie kannten sich jetzt nicht mal 3 Stunden und Ruki war ein einziges, laufendes Rätsel. Er war erleichtert als sich ihr Weg vor der Gaderobe trennte und er seine Ruhe vor Ruki hatte. Der Junge ging ihm jetzt schon gewaltig auf die Nerven. Außerdem schien er mit einer selten zu findenden Genauigkeit seine Akte studiert zu haben. Er wusste irgendwie alles. Zumindest das was in der Akte stand, einige persönlichen Dinge und Vorlieben hatte Reita lieber für sich behalten. Es musste auch nicht jeder alles über ihn wissen. Während er sich bepudern ließ dachte er darüber nach wieso Ruki eigentlich so war wie er nun mal war. Er schien mit jeder Kritik und Beleidigung zurecht zu kommen und tat alles mit einem Schulterzucken ab. Aber Reita bezweifelte das es auch nur einen Menschen auf dem Planeten gab dem das nichts ausmachte, weshalb er den Zwerg für den geborenen Schauspieler hielt. Nachdem er sich angezogen hatte und die Visagistin mit dem Make up zufrieden war trottete er ins Studio und sah sich nach dem Fotographen um der anscheinend eine hitzige Diskussion mit Ruki führte, der mehr als nur verstimmt aussah, weswegen er sich den Beiden näherte. „Das wird er definitiv nicht tun“ knurrte Ruki in einem Ton der sogar Reita einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Dieser Ton war nicht einfach nur mies gelaunt sondern wirklich aggressiv. „Dann werde ich ihn nicht mehr fotografieren. Weder für Cure noch für irgendwas anderes“ Reita stellte sich neben Ruki und sah die beiden Streithähne abwechselnd an. Er wusste nicht um was es ging, aber es schien etwas schwerwiegendes zu sein. „Dann machen sie das eben nicht. Ich finde innerhalb von zwei Stunden einen Fotographen der hundert Mal mehr Talent hat als sie“ knurrte Ruki wieder und funkelte den hochgewachsenen Mann an. „Um was geht’s denn?“ fragte der Bassist und blickte wieder fragend in die Runde. „Also ich möchte das du…“ „Nein, er wird es nicht abnehmen, Basta. Und jetzt raus hier“ fauchte Ruki und der Mann ging schimpfend zu seiner Ausrüstung um diese zusammen zu packen. „Klärst du mich vielleicht mal auf?“ Langsam aber sicher wurde Reita sauer. Er hasste es wenn über seinen Kopf hinweg entschieden wurde. „Es ging darum Fotos ohne dein Nasenband zu machen“ erwiderte Ruki ruhig und zündete sich eine Zigarette an ehe er seinen Laptop aufklappte und das Handy aus seiner Tasche wühlte. Dem Größeren war es unangenehm ohne Nasenband gesehen zu werden, weshalb er es nur zu Hause abnahm. Trotzdem betrachtete er Ruki interessiert und ging neben ihm in die Hocke, während der Kleine auf den Tasten hämmerte. Alle Agenten die er bisher hatte, hatten darauf beharrt das er dieses Ding langsam mal abnehmen musste, Kai auch. „Warum willst du das nicht?“ fragte er dann unvermittelt und Ruki schenkte ihm gnädigerweise einen Seitenblick ehe er mit den Schultern zuckte. „Du wirst schon irgendeinen Grund haben warum du das Ding trägst. Und solang das für dich okay ist, bleibt es auch so“ Das diese Antwort Reita verblüffte musste man nicht erwähnen. Er starrte Ruki einfach nur an und überlegte eine Weile. „Es ist mein Job deine Karriere am laufen zu halten, nicht dein Selbstwertgefühl zu untergraben, okay?“ Diese barsche Antwort sah dem Ruki den er vor ein paar Stunden kennen gelernt hatte schon ähnlicher, weswegen er grinsen musste. „Und wo willst du jetzt einen neuen Fotographen herkriegen?“ fragte er dann und blickte keine Sekunde später in Rukis grinsendes Gesicht. „Sagen wir es gibt da jemanden der mir noch einen Gefallen schuldet“ gab er unschuldig von sich ehe er eine Nummer aus seinem Laptop in sein Handy eintippte und sich entfernte während er anfing in sein Kommunikationsgerät zu reden. Reita warf verstohlen einen Blick auf den Monitor und ihm klappte zum wiederholten Mal an diesem Tag der Mund auf. ‚Kouyou Takashima’ stand da in dicken, schwarzen Lettern. Der berühmteste Fotograph in Japan, und auch der verrückteste. Von ihm abgelichtet zu werden, war so was ähnliches wie die Erscheinung der heiligen Maria für einen Christen. Als Ruki zurück kam starrte Reita ihn an und deutete auf den Monitor. „Das ist jetzt ein Witz“ „Nein, wie gesagt er schuldet mir noch was“ kam es gleichgültig von ihm und Reita fragte sich ob es überhaupt möglich sein konnte bei so etwas so cool und teilnahmslos zu bleiben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)