Engel Dollz Schule von Gucky (Geschichten und Gedichte über unsere Engel) ================================================================================ Kapitel 1: VanaVanille - Engel der Poesie (Geschichte) ------------------------------------------------------ "Gerrak! Machst du etwa schon wieder Pause?" Die wütende Stimme liess Gerrak aufhorchen. "Nein Chef" erwiderte er und stand behäbig von dem am Boden liegenden Baumstamm auf, um auszusehen als würde er arbeiten. Doch sein Chef war nirgendwo zu sehen - vermutlich hatte er nur aus dem fehlenden Lärm geschlossen, dass Gerrak sich mal wieder mit anderem als seiner Arbeit beschäftigte. Brummelnd steckte sich Gerrak den Bleistiftstummel und den Notizblock hinters Ohr, damit sein Chef ihn ihm nicht wieder wegnehmen konnte. Hinter Gerraks Ohr war viel Platz, denn der Teil zwischen den Ohren nahm nicht allzu viel Raum in Anspruch. Oder zumindest behauptete das sein Chef, und der kannte viele Trolle, also musste es wohl stimmen. Nachdenklich bewegte Gerrak seinen kräftigen Körper zum nächsten markierten Baum, lehnte sich dagegen und begann ihn umzustossen. Zwischen den Bäumen hindurch drang jetzt wieder das Geräusch der Säge, mit der ein anderer Troll die umgestossenen Bäume zerlegte. Ob es wohl andere Wesen als Trolle überhaupt mit seinem Chef aushielten? Bei der ständigen Hetzerei wurde ja sogar er manchmal nervös. Nach einigem Schieben und Stossen lag der Baum endlich am Boden, und Gerrak wollte sich schon draufsetzen und seinen Block wieder hervornehmen. Gerade rechtzeitig sah er noch, dass sein Chef zwischen den Bäumen hervorkam. "Gerrak du Faulpelz! Scher dich endlich zum Wagen und hilf aufladen!" keifte der Zwerg. Er reichte Gerrak knapp bis übers Knie, aber Gerrak fand ihn trotzdem recht beeindruckend, wie er mit seiner Axt herumwedelte und dabei geschickt vermied, dass sie sich in seinem meterlangen Bart verhedderte. Und er war schliesslich der Chef, also trollte sich Gerrak, und begann die zersägten Baumstücke auf den bereitstehenden Wagen zu laden. Er war einer der kräftigsten Trolle seines Chefs, deswegen ging es immer am schnellsten wenn er mithalf. Begleitet vom Krachen und Knacken der aufeinanderfallenden Holzstücke summte Gerrak das Gedicht vor sich hin, das er vor der Störung seines Chefs auf seinem zerknitterten Block notiert hatte. "Alle Vögel, klein und gross haben Platz auf meinem Schoss. Sie zwitschern und sie singen dann damit sie jeder hören kann." Das Gedicht war den Vögeln gewidmet, die sich immer zu ihm gesellten wenn er Pause machte und sein Brot ass. Sie sassen dann zwar nicht auf seinem Schoss, sondern eher auf seinen breiten Schultern, doch ihm war kein Wort eingefallen das sich auf 'Schulter' reimte. Und auf seinem Schoss wäre auf jeden Fall auch genug Platz für Vögel; das ging also auch, wie Gerrak fand. Ausserdem ging es darum, dass es sich richtig anfühlte, und dass die Wörter aneinanderpassten. So wie die Holzstücke, die er jetzt - immer drei auf einmal - auf den Wagen schichtete. Ein Ende des Holzstücks musste immer zum Ende des nächsten Holzstücks passen, nur dann sah es gut aus. Und so war das auch mit Wörtern, die Enden mussten zusammenpassen, damit die Wörter in der Mitte schön hüpften. Das mochte Gerrak am meisten an seinen Gedichten, dass sie auf und ab hüpften und zum Schluss zusammenpassten, wenn man sie aufsagte. Und als er so die Baumstücke passgenau schichtete, fiel ihm plötzlich ein neuer Reim ein. Er liess die paar Klötze fallen und griff nach seinem Notizblock. "Das Holz das in den Wagen fällt und dann das Haus zusammenhält, war grade eben noch ein Bau.." Doch weiter kam er nicht, denn plötzlich riss ihm jemand das Papier aus den Händen. "Zum Donnerwetter nochmal, hab ich dir nicht gesagt, du sollst mit diesem nutzlosen Gekritzel aufhören und deinen faulen Arsch zum Arbeiten benutzen!" Gerrak sah seinen Chef nur verständnislos an und versuchte sich vorzustellen, wie er mit seiner Kehrseite Holzstücke schichten sollte. Doch dann bemerkte er, dass der Zwerg begonnen hatte, seinen Notizblock zu zerreissen. "Nein Chef! Die Lady hat doch gesagt ich soll das machen!" versuchte er ihn zu beschwichtigen. "Die Lady?" der Zwerg sah verblüfft hoch und hörte einen Moment mit seinem Zerstörungswerk auf. "Welche Lady?" "Na, die Lady in Grün" erklärte Gerrak, erleichtert, dass sein Chef die letzten Zeilen verschonte. "Sie kam vor ein paar Tagen zu mir als ich Pause hatte, und sagte ich soll mein Talent nicht an dumme Zwerge und das Töten von Bäumen verschwenden, sondern die Sachen aufschreiben die mir einfallen. Aber ich kann ja nicht einfach aufhören mit Arbeiten, also mache ich es in der Pause. Aber grade ist mir so ein guter Reim eingefallen." Er kratzte sich verlegen am Kopf, doch besagter Zwerg hörte längst nicht mehr zu. "Was bildet die sich denn ein!" kreischte er. Die Teile, die nicht von Bart verdeckt wurden, waren dunkelrot angelaufen - ein beeindruckender Farbwechsel, wie Gerrak fand. "Mir ist es scheissegal wer diese Lady ist, aber du bist mein Troll, und ICH sage was du zu tun hast! Also mach dich gefälligst wieder an die Arbeit!" fauchte er, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte davon, "wenn ich die erwische.." in seinen Bart knurrend. Gerrak zuckte nur die Schultern. In seiner Wut hatte sein Chef den Notizblock fallengelassen und ihn anscheinend vergessen. Seine Gedichte waren also fürs erste sicher. Aber Gerrak nahm sich vor, in Zukunft besser darauf aufzupassen. Denn mit den Gedichten aufzuhören kam nicht in Frage. Dafür mochte er das Hüpfen und Zusammenpassen zu sehr, und das warme Gefühl, wenn ihm ein Reim -richtig- vorkam, weil einfach stimmte was drinstand. Und schliesslich war die Lady in Grün sanft aber bestimmt gewesen, hatte ihm eingeschärft, sein Talent ja nicht zu vergeuden. Und sie hatte Flügel und wunderschön weiches Haar gehabt. Und so einem Wesen schlug man nichts ab, da konnte sein Chef toben wie er wollte. Aber erstmal machte sich Gerrak trotzdem pflichtschuldig daran, die restlichen Baumstücke auf den Wagen zu heben. Den Reim würde er gleich danach aufschreiben, darauf freute er sich schon. Und etwas abseits, versteckt im Grün der Bäume, stand VanaVanille, die dem Schauspiel lächelnd zugesehen hatte. Jetzt machte sie sich wieder auf den Weg nach Hause; um Gerrak musste sie sich keine Sorgen machen. Der einzige poesiebegabte Troll aller Welten würde nicht aufhören zu dichten. Denn Poesie schert sich nicht um das, was sich zwischen den Ohren eines Wesens befindet. Manchmal reicht es, ein grosses Herz und einen Bleistiftstummel zu besitzen. Und wer könnte das besser wissen als VanaVanille, der Engel der Poesie. Kapitel 2: -Karina- - Engel des Lichtscheins (Geschichte) --------------------------------------------------------- "Schlaf gut mein Schatz", sagte die Mutter noch, dann löschte sie das Licht im Kinderzimmer und machte die Tür zu. Doch Simon schlief nicht. Er lag still in seinem Rennauto-Bett, die Bettdecke bis zur Nasenspitze hochgezogen, und starrte angestrengt in sein dunkles Zimmer. Dort lauerten Monster im Dunkeln, er wusste es ganz genau. Sie versteckten sich tagsüber unterm Bett und hinter dem Schrank, doch wenn Mama nachts das Licht löschte, dann kamen sie hervor. Ob sie ihn heute fressen würden? Er verkroch sich etwas tiefer unter die Decke, doch die Augen mussten frei bleiben, das war wichtig. Denn nach und nach gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit, dann konnte er schemenhaft die Umrisse der Monster sehen. Und was man sah konnte einen nicht fressen. Früher hatte neben seinem Bett ein Nachtlicht gebrannt. Es war ein Mond mit ein paar Wolken, die man in die Steckdose stecken konnte, und dann verbreuteten sie ein wohliges Leuchten. Nicht so hell, dass es blendete. Aber es tauchte das Bett und den Fussboden darum herum in ein mattes Licht, sodass die Monster ihn nicht erreichen konnten. Mit diesem Nachtlicht hatte er immer beruhigt schlafen können. Doch vor einigen Tagen war es kaputtgegangen. "Durchgebrannt", hatte Papa gesagt. Und: "Nicht verwunderlich, es brennt ja seit bald sechs Jahren fast ununterbrochen." Und Mama hatte gesagt er sei ja nun ein grosser Junge, da brauche er das Nachtlicht auch nicht mehr. Simon hatte genickt, er ging schliesslich nun zur Schule und würde bald acht werden. Da war man ein grosser Junge, und brauchte keine Angst vor Monstern zu haben. Doch da war es heller Tag gewesen. Jetzt hingegen war es Nacht, es war dunkel, und Simon fühlte sich klein und hilflos, den Monstern in seinem Zimmer ohne Licht ausgeliefert. Da! Ein Kratzen und Schaben vom Schrank her. Sie kamen. Und plötzlich hörte er hinter sich eine Bewegung, die ihn auffahren liess. Zitternd drückte er sich gegen die Wand, als eine Gestalt sich auf den Rand von seinem Bett setzte. Würde er jetzt gefressen? Doch dann begann die Gestalt zu sprechen, und ihre Stimme klang garnicht garstig, sondern beruhigend und lieb - fast wie die von Mama. Simon war so erleichtert, dass er erst garnicht verstand was die Gestalt sagte, doch dann streckte ihm die Gestalt ihre Hand hin, die er trotz der Dunkelheit genau sehen konnte. "Ich bin Karina" sagte die warme Stimme, "du brauchst keine Angst zu haben. Schau, es ist immer überall ein bisschen Licht, manchmal sieht man es nur nicht gleich." Und wirklich, überall in seinem Zimmer leuchteten Stellen auf, wo ein bisschen Licht hereinkam. Unter der Zimmertür schien Licht vom Flur durch, und zwischen den Ritzen des Fensterladens kam etwas Mondlicht hinein. Das Licht sammelte sich irgendwie in Karinas Hand, die warm leuchtete, wie früher das Nachtlicht. "Hier, nimm" sagte sie, "es ist dein Licht. Wenn du es immer bei dir hast, dann schützt es dich. Und ich werde das Licht beschützen, damit es nie ausgeht. Versprochen." Simon konnte das Lächeln in dieser Stimme beinahe hören, und als er die Hände nach dem Licht ausstreckte fühlte er, dass er selbst auch lächelte, weil das Licht sich warm und kuschelig in seinem ganzen Körper ausbreitete. Das war wirklich praktisch, wenn das Licht in ihm drin war, dann brauchte er kein extra Nachtlicht. Und wenn Karina dafür sorgte, dass es nie ausging, dann würde es auch nicht durchbrennen wie das Nachtlicht. Jetzt konnte er sich beruhigt wieder ins Bett legen, und die Monster würden ihm nichts tun können. Als Karina sich erhob sah er, dass sie riesige Flügel hatte. "Du bist ja ein Engel!" staunte er. "Ja, ich bin der Engel des Lichtscheins. Aber psst" sie legte zwinkernd einen Finger an die Lippen, "das bleibt unser Geheimnis, ja?" "Ich sags keinem!" versprach er, ebenfalls zwinkernd. Und dann sah er zu, wie Karina in den Schatten verschwand bis er wieder alleine war. Doch jetzt hatte Simon keine Angst mehr vor den Monstern in der Dunkelheit. Das Licht war in ihm und beschützte ihn, und Karina passte auf, dass es niemals ausgehen konnte. Der Engel des Lichtscheins. Kapitel 3: VanaVanille - Engel der Poesie (Gedicht) --------------------------------------------------- Poesie ist wenn ein Reim die Fantasie küsst. Wenn die Wörter zu Worten fliessen, wenn Gedanken und Ideen spriessen. Wenn man sich zu fühlen wagt, und das in Worten dann auch sagt, die das Gefühlte rüberbringen, dass die Seelen im Gleichtakt klingen. Nicht immer funktioniert dieser Effekt, nicht jedes Gedicht ist gleich perfekt. Nicht jedem liegt das schöne Schreiben, und mag mans auch noch so gerne leiden. Auch Morgenstern und Goethe, hatten ihre lieben Nöte, wenn der Reim mal nicht so wollte, wie er verdammichnochmal sollte, Wenn das Gefühl nicht ganz präzis sich zum Ausdruck bringen liess, der Darsteller nicht zur Rolle passte, man sich verzweifelt an den Kopf nur fasste. Doch es ist ein Weg, da wo ein Wille, auch wenn man denkt man schafft es nie, das Zauberwort heisst VanaVanille, unser Engel der Poesie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)