kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 32: Wie man Sorgen überschminkt --------------------------------------- Kapitel 32 Wie man Sorgen überschminkt Kanon starrte lustlos sein Spiegelbild an. Seitdem er vor 10 Minuten zu Aoi gemeint hatte, er würde sich für den Abend frisch machen gehen, hatte er es gerade mal geschafft sich die Haare zu kämmen. Er hatte keine Lust sich jetzt zu stylen und wegzugehen. Eigentlich wollte er nur denken und analysieren. Er wurde aus Aoi einfach nicht schlau! In diesem einen Moment schienen sie sich so furchtbar nah gewesen zu sein. Nicht nur körperlich! Kanon hatte etwas im Blick des Älteren gesehen. Oder war es nur seine eigene Verliebtheit gewesen, die sich in Aois Augen reflektiert hatte? Schlug sein eigenes Herz inzwischen so laut, dass er sich nur einbildete, es würde mit dem des Gitarristen im Einklang schlagen? Aber hatte sich diese Umarmung doch nicht eingebildet! Ebensowenig wie die fadenscheinige Begründung für diesen Körperkontakt! Wieso benahm sich dann der Ältere so als wäre es wirklich nicht mehr? Nur eine Einbildung. Kanon seufzte schwer. Er bereute es einen Moment, Aoi zu dem Abend eingeladen zu haben. Wenn nicht, hätte er wenigstens mit seinen Freunden sprechen können. Noch ein paar Vorschläge gesammelt, wie man dieser Ratlosigkeit entfliehen konnte. Kanon wusste allerdings, dass dann immer noch Shou und Saga dabei gewesen wären. Und wahrscheinlich wär er wieder zu stolz, um zuzugeben, dass er verliebt war. Außerdem wollte er den Abend immer noch mit Aoi verbringen. Er wollte den Älteren bei sich haben. Egal wie sehr das seine ganze Gefühlswelt auf den Kopf stellte. Sein Blick wanderte von seinem Spiegelbild herab aufs Waschbecken. Kanon konnte sich gerade nicht selbst in die Augen schauen. Er wünschte, er hätte den Mut einfach zurück zu Aoi zu gehen. Ihn zu fragen, was das sollte. Er wünschte, er hätte den Mut zu fragen, ob das für den Älteren nur ein Spiel war. Den Mut, die Vollendung des Moments einzufordern. Den Mut, auf seinen ersehnten Kuss zu bestehen. Er wünschte, er hätte diesen Mut. Natürlich hatte er ihn nicht. Und woher sollte er ihn auch so plötzlich nehmen? Nein, wahrscheinlicher war es, dass sie so lange umeinander herumschleichen würden, bis Aoi irgendwann das Interesse verlor. So würde es enden. Kanons Blick fiel auf die Tasche mit seinen Stylingutensilien neben dem Waschbecken. Er zögerte einen Moment, griff dann aber doch danach, um ein paar Sachen daraus hervorzuziehen. Ob die Schminke seine Gedanken unter sich begraben konnte? Verbergen konnte, dass er kurz davor war, Tränen der Verzweiflung zu weinen? Er hoffte es. Es musste nicht die ganze Welt wissen, dass er Probleme hatte. Probleme mit dem Mann, der den ganzen Abend bei ihm sein würde, aber doch nicht nah genug. Also trug er das Make-up auf. Er versuchte es nicht anders zu machen als sonst. Sich nicht zu überschminken, denn auch das würde wahrscheinlich Fragen der anderen mit sich ziehen. Mit jedem Handgriff wurde er unsicherer. Er versteckte sich hinter einer Fassade. Sogar vor seinen besten Freunden. Würde es ihm wirklich besser gehen, wenn ihn niemand in einer unbemerkten Sekunde fragte, was los war? Wenn alle dachten, es ginge ihm gut? Wollte er seine besten Freunde überhaupt täuschen? Sein Gedankengang endete damit, dass er sein Gesicht wusch und das Make-up im Abwasserkanal verschwand. Nur damit Kanon in den Spiegel blicken und die teilweise verlaufene Schminke betrachten konnte. Ja, es gab diese Augenblicke. In denen seine Fassade, seine Fassung verschwamm. Und in letzter Zeit waren diese Augenblicke meistens gewesen, wenn er mit Aoi zusammen gewesen war. „Kanon? Bist du noch da drin?“ Der Angesprochene bekam einen Schrecken, als er Aois Stimme aus dem Wohnzimmer hörte. Natürlich war er noch im Bad! Und er war keinen Schritt weiter als vorher. Mit der Ausnahme, dass er sein Gesicht jetzt erstmal noch richtig waschen durfte. „Ich brauch noch kurz!“, rief er schnell, bevor er hektisch damit begann, die Reste seiner unüberlegten Waschaktion zu beseitigen. Er würde wohl noch ein bisschen länger brauchen als „kurz“. Seufzend nahm er ein feuchtes Tuch und begann, seine Augen von dem schwarzen Geschmiere zu befreien. Und dann? Wieder schminken? Es lassen und sich Aois fragenden Blick aussetzen, weil er so lange im Bad gewesen war und trotzdem aussah wie davor? Er wusste es nicht. Vielleicht sollte er einfach die Tür verriegeln und für immer in diesem Badezimmer bleiben und sich von Seife ernähren. Toilette und fließendes Wasser gab’s schließlich auch. Als hätte jemand seine Gedankengänge verfolgt, wurde die Badezimmertür mit einem Mal stürmisch aufgerissen. Der Gedankenleser war heute allerdings nicht Aoi, sondern Reita. Kanon war einen Moment sogar erleichtert, dass es der Blonde war, weil er nicht mehr so recht wusste, wie er sich gegenüber Aoi verhalten sollte. Als Reita dann allerdings die Tür wieder hinter sich schloss und sich wie ganz selbstverständlich neben Kanon vor den Spiegel platzierte, wurde der Schwarzhaarige doch ein bisschen sauer. Hatte man hier denn gar keine Privatsphäre? Zu allem Überfluss begutachtete ihn der Blonde auch noch mit hochgezogener Augenbraue. „Du bist aber noch nicht sehr weit gekommen.“ „Ich bin ja auch noch nicht fertig“, zischte Kanon böse zurück, um Reita klarzumachen, dass er ihn hier gerade störte. Und anscheinend hatte der Ältere den Wink tatsächlich verstanden. „Bist du etwa sauer, weil ich dich und Aoi vorhin gestört hab?“ Ein ziemlich dreckiges Grinsen breitete sich auf Reitas Gesicht aus, welches ihm Kanon am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. Allerdings wusste er auch, dass Reita nicht sein eigentliches Problem war. Naja, irgendwie schon, weil er den Moment wirklich gestört hatte. Aber eigentlich war Kanon vor allem auf sich selbst sauer. Also atmete er noch einmal tief durch und schminkte sich weiter ab. „Aoi und ich haben nichts gemacht, also kannst du uns auch gar nicht gestört haben.“ Er wusste, dass Reita sich nicht damit zufrieden geben würde. Schließlichen hatten er und Aoi sich halbnackt in den Armen gelegen. „Dann will ich besser nicht wissen, was ihr treibt, wenn ich deiner Ansicht nach störe.“ Das Grinsen des Blonden wurde noch breiter, während er ein paar seiner Stylingutensilien von der Ablage nahm, sie betrachtete und wieder zurücklegte. So ging das ein paar Mal, bis Kanon genervt seufzte. „Was machst du da eigentlich? Ich kann mich nicht schminken, wenn du ständig vor meinem Gesicht rumfuchtelst!“ „Ich guck was ich mir für Europa neu kaufen muss!“ Der Jüngere hielt für einen Moment in seinem Tun inne und betrachtete Reita im Spiegelbild, der gerade dabei war, seinen Kajal unter die Lupe zu nehmen. „Dir ist schon klar, dass ihr grade mal knapp 2 Wochen weg sein werdet?“ Der benahm sich ja fast so, als würden sie drei Monate auf Tour gehen. Und als würde es in Europa keine Kosmetik geben. „Ja und?“ Reita sah ihn ebenfalls durch den Spiegel an und sein Blick wirkte völlig verständnislos. „Wenn mir was ausgeht, dann haben die das in Europa bestimmt nicht.“ Kanon verdrehte die Augen und machte sich anschließend daran, seine Haare in die richtige Position zu bringen. Eigentlich schwachsinnig, weil er sich ja noch nicht umgezogen hatte, aber wirklich auftakeln würde er sich auch nicht. Schließlich ging er ja eigentlich nur mit seinen Freunden weg. Er betrachtete sein Spiegelbild und schüttelte dann leicht den Kopf. Wenn das wirklich sein Standpunkt war, dann hätte er sich jetzt beim Styling sicher nicht so viel Mühe gegeben. Sein Unterbewusstsein machte einfach was es wollte! „Rei, geh mal zur Seite. Ich muss da jetzt hin.“ Kanon sah im Spiegelbild, wie Aoi mit diesen Worten das Bad betrat. „Du kannst auch noch 10 Minuten warten. Bis ich fertig bin. Oder der Kleine“, wurde ihm aber ebenso wirsch geantwortet. „Wir müssen in ner halben Stunde los und du kannst das auch noch machen, wenn wir weg sind.“ Was?? Stand er schon so lange im Bad? Erschrocken betrachtete Kanon sein Spiegelbild. Er sah nicht wirklich danach aus, als ob er sich schon so lange gestylt hätte. Doch entweder fiel es Aoi nicht auf oder er ignorierte die Tatsache einfach, denn anders als sein toller Mitbewohner hatte er kein blöden Kommentar auf Lager. Stattdessen schob der Gitarrist Reita ziemlich ruppig zur Seite und stellte sich dann auf dessen Platz neben Kanon. „Lass den Scheiß, Aoi! Ich hab’s genau so eilig wie ihr!“ Der Blonde quetschte sich wieder mit vor den Spiegel, sodass Aoi nun halb hinter Kanon stand. Dank des Größenunterschieds war das aber kein wirkliches Problem. Zumindest nicht für den Gitarristen. Kanon verwirrte diese körperliche Nähe nur. Natürlich empfand er sie immer noch als angenehm. Aber irgendwie war es ihm jetzt unangenehm, sie angenehm zu finden. Wie gesagt: Verwirrend. Doch auch das schien Aoi zu ignorieren. „Und was hast du heute noch vor? Ziehst du mit deinem geliebten Tora noch ein letztes Mal um die Häuser, bevor ihr euch so schrecklich lange nicht mehr gemeinsam abfüllen könnt?“ Reita schnaubte verächtlich, was wohl seine Antwort auf Aois zweite Frage sein sollte. „Ich komm mit euch mit.“ Sowohl Kanon als auch Aoi sahen den Blonden jetzt verwundert an, der in aller Seelenruhe begann seine Haare zu stylen. „Wer hat dich denn eingeladen?“, wollte Aoi jetzt von seinem Mitbewohner wissen. „Na, du! Gestern Abend.“ „Das weiß ich schon noch, du Idiot. Aber du hast gestern abgesagt.“ „Und jetz hab ich’s mir anders überlegt!“ „Das kannst du aber nicht einfach so entscheiden!“ „Und wieso nicht?“ Aoi Blick wanderte jetz demonstrativ zu Kanon, der nur irritiert zurückschaute, bis ihm endlich einfiel, was der Ältere wollte. Schließlich war es seine Band. Da hatte er anscheinend zu entscheiden. Er sah zu dem anderen Bassisten, der ihn jetzt ebenfalls fragend ansah. Es wär schon ziemlich gemein, Reita jetzt hier zu lassen und er wollte es sich mit dem Blonden nicht verscherzen. Außerdem bedeutete Reitas Anwesenheit zwangläufig, dass er weniger mit Aoi alleine sein würde. Und solange er sich noch nicht von der Schlafzimmerszene erholt hatte, kam Kanon das ganz gelegen. „Ich ruf mal an… und frag die anderen.“ Damit verschwand der Jüngste aus dem Bad. Gerade noch gerettet. Und so konnte er die Schuld auf die anderen schieben. Denn er wollte weder dass Reita wütend war, wenn er ihm absagte, noch dass Aoi sauer auf ihn war. So wie es aussah, war der Schwarzhaarige nämlich nicht sonderlich davon begeistert, dass Reita mitkommen würde. Und das würde er bestimmt. Warum sollte seine Band auch was dagegen haben? Einen Anruf und zehn Minuten später stand er mit einer Zusage und in neuer Kleidung wieder im Bad. Reita nickte ihm zufrieden zu, als er das Ergebnis des Telefonats verkündete, und zischte dann an ihm vorbei in sein eigenes Zimmer. Aoi stand immer noch vor dem Spiegel und bearbeitete seine Haare. Er sagte überhaupt nichts dazu, also schlich Kanon leise neben ihn und nahm ebenfalls seinen Kamm von der Ablage. Jetzt bekam er doch ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte er doch genau gesehen, dass Aoi nicht sonderlich begeistert von dem Plan Reita mitzunehmen gewesen war. Seine Stimmung besserte sich auch nicht, als sie da so nebeneinander standen, also nahm Kanon seinen Mut zusammen. „Bist du sauer?“ Aoi warf ihm durch den Spiegel einen kurzen Blick zu, bevor er sich wieder seinem eigenen Spiegelbild zuwandte und an seinen Haaren weiterzupfte. Eigentlich sahen sie fertig gestylt aus, aber er zupfte weiter. „Reita kann manchmal nur so furchtbar anstrengend sein.“ „Aber meine Band auch. Es würde also sowieso kein ruhiger Abend werden“, versuchte Kanon zu erklären. Der Ältere sollte nicht sauer auf ihn sein. Nicht so kurz bevor Gazette nach Europa gingen. Trotzdem wollte er Reita auch nicht wieder ausladen. Aoi antwortete nicht mehr, sondern sprühte noch ein bisschen Haarspray auf seine Haare. Verdammt, jetzt bekam er wirklich noch schlechte Laune! Vielleicht wäre es ja doch besser, Reita einfach zu sagen, dass die anderen doch dagegen waren. Aber allein schon der Gedanke, die Zusage jetzt zurückzuziehen war lächerlich und kindisch. „Jetzt guck nicht so!“ Kanon sah bei Aois Worten auf und blickte dessen Spiegelbild an. Der Ältere richtete ein paar Strähnen, schien sich aber gar nicht richtig darauf zu konzentrieren, sondern lächelte Kanon leicht an. „Ich hab Rei ja gestern selbst angeboten mitzukommen. Ich hab nur Angst, dass er mich blamiert.“ Verwirrt sah Kanon Aoi dabei zu, wie er weiter an seinen schon perfekt sitzenden Haaren zupfte und sich dabei selbst kritisch beäugte. Vielleicht hatte Kanon die Zeichen falsch gedeutet. Bei geneuerer Betrachtung wirkte der Gitarrist gar nicht wirklich sauer. Eher angespannt. Nervös? „Willst du etwa einen guten Eindruck auf meine Freunde machen?“, hakte der Bassist grinsend nach, was Aoi kurz in seiner Bewegung stocken ließ. Eigentlich schon Antwort genug. „Ein guter erster Eindruck ist immer wichtig“, wich der ältere der Frage aus. „Aber meine Band kennt dich doch schon von Myv’s Geburtstag. Und abgeholt hast du mich ja auch mal.“ „Ich hoffe mal, sie nehmen den Geburtstag nicht als Referenz“, nuschelte Aoi so leise, dass Kanon nicht wusste, ob Aoi mit ihm oder mit sich selbst geredet hatte. Der Jüngere versuchte den Teil der Party, an den er sich erinnern konnte, in seinem Gedächtnis zu suchen. Er konnte jetzt nicht wirklich sagen, was für ein Eindruck seine Band von dem Älteren gehabt hatte. Er selbst hatte ihn als nett in Erinnerung, was wahrscheinlich auch daran lag, dass Aoi ihm das Leben gerettet hatte. Allerdings wirkte der Ältere in Gegenwart seiner Band schon ziemlich anders als sonst. Gemeiner. Irgendwie verständlich, dass er sich da um seinen Ruf sorgte. Weshalb es ihn überhaupt intressierte, was Kanons Band dachte, war noch einmal eine andere Frage. „Also mir gegenüber haben sie nie etwas Negatives gesagt. Ich glaub sie mögen dich.“ Aoi hatte sich nun Kanon zugewendet und den Jüngeren so hoffnungsvoll angeschaut, sodass es sich dieser nicht verkneifen konnte ein „Und nach heute Abend mögen sie dich sicher noch mehr!“ anzuhängen. Wieso tat er das eigentlich? Gerade hatte er sich noch alleine im Bad einschließen wollen, um Aoi und seinen Gefühlen aus dem Weg zu gehen und im nächsten Moment versuchte er den Älteren aufzuheitern und schmolz unter dessen Lächeln mal wieder dahin. Er erkannte sich selbst nicht wieder. „Vielleicht sollten wir mal los“, meinte Aoi und warf seinem Spiegelbild noch einen letzten prüfenden Blick zu. „Wir sollten nicht zu spät kommen, wenn wir schon über erste Eindrücke reden.“ „Schon so spät?“ Kanon sah in den Spiegel und versuchte mit ein paar hektischen Bewegungen seine Haare zu richten. Wenn sich Aoi so herausputzte, musste er sich selbst doch auch zumindest ein bisschen Mühe geben. „Naja, da hat vorhin irgendjemand eine halbe Ewigkeit das Bad besetzt.“ Aoi sah ihm schmunzelnd zu und drehte sich dann um. „Außerdem siehst du gut so aus“, warf er noch hinterher und verschwand dann aus dem Bad und ließ einen Kanon zurück, dessen Gesicht einen leichten Rotton angenommen hatte. ____ Sorry >_< diesmal is nich viel passiert... das nächste kapitel wird wieder anders! Schließlich is es zeit für die jungs, mal wieder rauszukommen xD Bis dann! ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)