kyoosha - learning by doing von ivy-company (AoixKanon) ================================================================================ Kapitel 16: Wie man Gerüchte verbreitet --------------------------------------- Kapitel 16 Wie man Gerüchte verbreitet Als sie wieder an der Seite der Bühne ankamen, war die Lautstärke fast ohrenbetäubend. „Da bekommt man richtig Lust selbst mal wieder ein Konzert zu geben, oder?“, fragte Tora, woraufhin Kanon kräftig nickte. Es fehlte ihm wirklich, selbst ein Bad im Scheinwerferlicht und im Fangeschrei zu nehmen. Vielleicht zeigten Reitas Methoden doch so langsam ihre Wirkung? Wobei eine innere Stimme in Kanon sich sträubte das zuzugeben. Was es auch war, er musste Teruki unbedingt noch einmal fragen, wann ihre nächste Probe anstand! Verwirrt sah er sich um. Wo war der Drummer überhaupt? Vielleicht wusste Tora ja Bescheid. Saga schien nämlich auch verschwunden zu sein. Bevor er allerdings nachfragen konnte, kamen ihn schon Gazette entgegengelaufen, angeführt von Kai und einem breitgrinsenden Reita. Der Bassist schien sich furchtbar auf den kleinen Soloauftritt mit Kai zu freuen. Er nahm sich nicht einmal mehr die Zeit bei Kanon und Tora stehen zu bleiben, sondern warf dem schwarzhaarigen Bassisten nur noch ein „Sieh zu und lerne“ entgegen, bevor er schnurstracks die Bühne betrat. Kanon schnaubte über die selbstgefällige Art, was von Tora nur mit einem weiteren Lachen beantwortet wurde. Das Schlimme daran war, dass Reita dieses Mal das Recht hatte so von sich eingenommen zu sein! Staunend sah Kanon dem Blonden dabei zu, wie er über die gesamte Bühne stolzierte und die Fans antrieb. Egal was für persönliche Probleme er mit Reita hatte. So ein Auftritt verlangte Respekt! Erst als ihm von hinten auf die Schulter getippt wurde, wandte er sich von der Show ab. „Wir gehen dann später wieder von der anderen Seite von der Bühne. Frag mich nicht, was dieses ganze Hin und Her soll. War Rukis Idee. Wartest du dann da?“, fragte Aoi, woraufhin Kanon lächelnd nickte. Sein Gegenüber erwiderte das Nicken und wollte gerade an ihm vorbei, als dem Bassisten etwas einfiel. „Viel Glück!“ Aoi schenkte ihm ein weiteres Lächeln, bevor er von Uruha auf die Bühne gezogen wurde. Teruki und Saga tauchten im Laufe der Zugabe auch wieder auf und sie warteten gemeinsam, bis sich die Band völlig erschöpft von der Bühne schleppte, um zu duschen. Es vergingen noch ein oder zwei Stunden, in denen sie im Backstageraum warteten und über das Konzert redeten, bis alle fertig waren. Anschließend machten sie sich auf den Heimweg. Aoi lächelte einfach nur glücklich vor sich hin – so schien es Kanon zumindest –, während Reita immer wieder davon anfing, wie geil das Konzert doch war. Als sie aber zu Hause ankamen, fiel Reita totmüde ins Bett und auch Aoi schien ziemlich fertig zu sein, weshalb sich Kanon in sein Zimmer verzog und somit die Couch freimachte. Die folgenden Tage vergingen nicht anders als die vorherigen mit dem Unterschied, dass das Hauptgesprächsthema das Konzert war und Reita ihn immer wieder auf diesen und jenen Schritt hinwies, den er dort gemacht hatte. Kanon ließ alles über sich ergehen, auch, weil er jetzt live gesehen hatte, dass Reita wirklich gut war. Besonders Ride with the Rockers hatte ihn beeindruckt. Ein Lied nur für Drums und Bass. Mit nur diesen beiden Musikern auf der Bühne. Das forderte eine Menge Selbstbewusstsein und auch Können. Nur leider war das Reita wohl nach diesem Konzert noch deutlicher bewusst geworden, sodass dieser noch selbstsicherer war als schon zuvor. Wenn das überhaupt möglich war. Eine halbe Woche nach dem Konzert fand sich Kanon in An Cafes Proberaum wieder. Teruki hatte eine Probe angesetzt und auch wenn der Bassist momentan nicht zu Hause wohnte und auch mehr mit Gazette als mit seiner eigenen Band zu tun hatte, war er natürlich immer noch Teil dieser Band und musste sich so auch um seine eigenen Pflichten kümmern. Gedankenverloren saß er auf dem Sofa und zupfte auf seinem Bass, während er wartete, bis auch die Letzten, Teruki und Miku, eintrafen. Yuuki und Takuya waren dabei sich angeregt zu unterhalten. Wirklich UNTERHALTEN! Kanon konnte es kaum fassen, dass zwei Menschen in seiner Umgebung miteinander reden konnten und sich nicht stritten. Natürlich führte er auch genug normale Gespräche mit Aoi, aber mit Reita schien es fast unmöglich zu sein auf anständige Weise zu kommunizieren, wenn es nicht gerade um Musik, Filme oder Videospiele ging. Er hatte sich schon größtenteils mit dem ruppigen Umgangston abgefunden, sodass er sich an diese Harmonie erst wieder gewöhnen musste. Plötzlich wurde laut die Tür aufgeschlagen und Teruki betrat zielstrebig den Raum, dicht gefolgt von Miku, welcher aber eher vor sich hin schlurfte. „So Kinder, dann fangen wir gleich an. Wir sind spät dran!“, meinte ihr Drummer enthusiastisch, woraufhin Takuya ihn skeptisch musterte. „Und an wem liegt das bitte?“ „Ich wär rechtzeitig gewesen, wenn Miku nicht gemeint hätte, er müsse sich noch einen Tee kaufen und wir deshalb den Zug verpasst hätten!“ „Ich bin Sänger und Tee ist gut für den Hals!“, rechtfertigte sich der Blonde, während er das Mikro anschloss. Auch Takuya und Kanon machten sich bereit damit es endlich losgehen konnte. Yuuki stand schon hinter seinem Keyboard. „Es war ein Eistee, Miku!!“, erwiderte Teruki frustriert, als auch er sich an sein Schlagzeug setzte. Kanon versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Soviel zum Thema Harmonie. Die Probe verlief ziemlich reibungslos. Kanon genoss es mal wieder einige Lieder am Stück spielen zu können ohne ständig beobachtet und kritisiert zu werden. Er fühlte sich richtig befreit und konnte endlich die ganze angestaute Energie rauslassen, die sich seit dem Gazette-Live aufgebaut hatte. Gerade hatten sie „Escapism“ fertig gespielt, als er merkte, dass ihn die anderen verwundert anstarrten. „Was?“, fragte er völlig außer Atem. Wieso war er eigentlich so außer Atem? Und wieso stand er plötzlich bei Miku vorne? „Was war denn das gerade für eine Showeinlage?“, fragte ihn der Sänger grinsend, was den Bassisten noch mehr verwunderte. Aber da antwortete auch schon Teruki für ihn: „Also entweder er hat heute schon einen Liter Kaffee mit Red Bull getrunken oder Reitas Training trägt seine ersten Früchte.“ „Wow.“ Miku sah ihn anscheinend wirklich beeindruckt an. „Was denn? Würdet ihr nicht mal froh drüber sein, wenn euch nicht ständig jemand kritisiert?“, murrte Kanon. „Ich muss das doch ausnutzen, dass Reita nicht jeden meiner Schritte verfolgt.“ „Ich hab gar nicht damit gerechnet, dass das wirklich was bringt! Oder dass Reita wirklich so konsequent sein Training durchzieht.“ Miku legte das Mikro zur Seite, was der Schwarzhaarige mit erhobener Augenbraue beobachtete. Was kam denn jetzt? „Ja, erzähl mal! Was musst du denn so machen?“, warf jetzt auch Yuuki ein und kam hinter seinem Keyboard vor, um sich neben den Sänger zu stellen. Beide starrten Kanon erwartungsvoll an. „Und stimmt es, dass Uruha vor den Konzerten immer was trinkt?“ Jetzt kam sogar Takuya von der anderen Seite zu ihm rüber. „Da gibt’s so Gerüchte! Vielleicht sollte ich das…“ „Wenn du dich vor einem unserer Konzerte besaufst, brauchst du deinen Fuß gar nicht erst auf die Bühne setzen!“, schaltete sich Teruki sofort ein und bekam von dem Gitarristen einen schuldbewussten Blick zugeworfen. Okay, das Thema war wohl erledigt. Ein anderes war immer noch das, dass da jetzt drei neugierige An Cafe-Member vor Kanon standen, die sich wohl nicht mit einem einfachen „Reita versucht halt, mich selbstbewusster zu machen“ abspeisen lassen würden. Als dann auch noch Teruki die Drumsticks zur Seite legte, wusste der Bassist, dass er einem ausführlichen Bericht nicht entgehen konnte. Also verbrachten sie die nächste halbe Stunde damit, dass sich die An Cafe-Member in Kanons Leben mit Reita und Aoi einmischten. Zum Einen wollten sie natürlich ganz genau von seinem Alltagsleben mit den Beiden hören und konnten nur mitleidig nicken, als Kanon erzählte, wie anstrengend sein „Trainer“ war. Hierbei ließ er allerdings gekonnt das kleine Detail aus, dass Reita so anstrengend war, weil er ständig dämliche Andeutungen machte. Und zum Anderen wollten die anderen natürlich wissen, wie Gazette denn probten und sich auf Konzerte vorbereiteten. „Es ist echt gemein, dass nur du und Teruki Backstagepässe bekommen habt! Ich wär auch gern auf’s Konzert gegangen“, warf Yuuki neidisch ein, als Kanon bei seiner Erzählung dann am gestrigen Tag angekommen war. Dem Bassisten gefiel der Neid seiner Kollegen irgendwie. Schließlich musste er sich ja auch oft genug von Reita fertig machen lassen. Da hatte er sich auch ein bisschen Extraaufmerksamkeit von seinen Freunden verdient. „Vielleicht hätte ich dich ja statt Teru mitnehmen sollen“, meinte er grinsend. „Der war eh das halbe Konzert verschollen.“ „Wieso sollte ich dir auch dabei zusehen, wie du die ganze Zeit Aoi anhimmelst? Irgendwann hab ich davon eben eine Pause gebraucht.“ Schlagartig verschwand das Lächeln aus Kanons Gesicht und er merkte, wie er rot wurde. Das konnte doch nicht wahr sein! Hatten sich etwa alle gegen ihn verschworen? Anscheinend schon, denn von Yuuki war ein bedeutungsschweres „Ohhh…“ zu hören, während Takuya und Teruki direkt loslachten. „Ist da etwa jemand verliebt?“, wollte Miku sofort wissen. Kanon wollte gerade mit seinem Protest beginnen, als Yuuki ihn direkt weiter bombardierte: „Steht Aoi denn auf Kerle?“ „Gerüchten zufolge schon“, meinte Takuya ganz sachlich, was Kanon doch stutzig werden ließ. „Woher kennst du denn Gerüchte über Aoi?“ Vor allem Gerüchte über dessen Sexualität? Gerüchte, die Kanon niemals gehört hatte?? „Von Shou.“ „Und was sind das für Gerüchte?“ „Gerüchte eben.“ Kanon wurde immer wütender. Dass man dem Gitarristen auch jede Information einzeln entlocken musste! Zu allem Überfluss mischte sich jetzt auch Teruki wieder ein. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „Nein, bin ich nicht!“, platze es dem Schwarzhaarigen jetzt heraus. „Ich bin mit Aoi nur befreundet!“ „Verständlich“, meinte Takuya trocken, woraufhin Kanon wieder den Jüngeren ins Visier nahm. „Was willst du denn jetzt schon wieder damit andeuten?“ „Nur, dass Aoi anscheinend genau so schrecklich wie Reita sein soll. Hab ich gehört.“ „Dann solltest du nicht alles glauben, was du hörst“, knurrte Kanon zurück. „Ich hab euch doch erzählt wie freundlich Aoi ist.“ „Schon, aber Shou kennt ihn schon ein bisschen länger und er meint, dass Aoi ein richtiges Arschloch sein kann.“ „Und wenn Shou sagt, Reita ist in Wirklichkeit ein Außerirdischer, dann glaubst du ihm das auch oder wie?“ Wobei der Gedanke manchmal gar nicht so abwegig war. Takuya verschränkte daraufhin nur beleidigt die Arme. „Aber Shou weiß wirklich…“ „Und du glaubst ihm aufs Wort. Jaja…“ Kanon verdrehte die Augen. Er hatte keine Lust sich zu streiten, nur weil Takuya seinem neuen Freund mehr glaubte als ihm. Moment. Takuya glaubte Shou mehr als ihm selbst? Seinem eigenen Bandmitglied, mit dem er schon so einiges durchgemacht hatte? „Seit wann bist du eigentlich so eng mit Shou befreundet?“, fragte der Bassist neugierig. Er hatte in den letzten Tagen, in denen er nicht so viel Kontakt mit seinen Membern gehabt hatte, wohl einiges verpasst. „Seit Miyavis Geburtstagsparty hängen die beiden ständig aufeinander“, antwortete Miku stattdessen und wippte anzüglich mit den Augenbrauen. „Wehe du fängst schon wieder damit an!“, fuhr Takuya jetzt eher bittend als drohend auf und Kanon kam das plötzlich merkwürdig vertraut vor. Ihr Gitarrist hatte also auch mit solchen Anspielungen zu kämpfen! Es war dasselbe wie bei ihm und Aoi. Wieso interpretierten die anderen denn immer gleich überall etwas hinein? Er und Aoi waren genau so nur Freunde wie Takuya und Shou! Oder? Sofort hatte er Mitleid mit dem Jüngeren. Und als Miku dann unter den neckischen Blicken von Yuuki und Teruki weiterstichelte, schritt er ein. „Jetzt lasst den Kleinen doch.“ Klasse, jetzt gewöhnte er sich sogar noch Reitas Redeweisen an. Dabei konnte er es doch selbst nicht sonderlich leiden, wenn der Blonde ihn „Kleiner“ nannte. „Du gewöhnst dir schlechte Eigenschaften an“, murrte Takuya ihn sogar gleich noch an, obwohl er ihm gerade eben zur Hilfe gekommen war! Aber Kanon wollte keinen Streit anfangen, deshalb antwortete er nur ausweichend: „Wenn man Tag und Nacht mit denen zusammenhockt, kommt man da nicht drumrum.“ Und schon waren sie wieder beim eigentlichen Thema und der Bassist musste weiter von seinem Alltag erzählen. Irgendwann unterbrach Teruki jedoch die Erzählstunde damit sie weiter proben konnten. Kanon war das eigentlich nur Recht. Es war zwar schön mit seinen Freunden über die letzten zwei Wochen reden zu können, aber er war immer noch voller Energie, die er ausleben wollte. Bei der Probe durfte er dann feststellen, dass er wohl auch die anderen mit seiner Energie angesteckt hatte. Und so rannten Miku, Takuya und er wie wild durch den Proberaum, während Yuuki hinter seinem Keyboard mittanzte und Teruki das alles grinsend beobachtete. Nichtsdestotrotz war es der Leader, der das Spektakel nach fünf Liedern schon wieder beendete. „Was ist denn?“, fragte Takuya völlig aus der Puste und blieb abrupt stehen, als Teruki plötzlich mit Spielen aufhörte. Dies führte allerdings dazu, dass Miku hinten in den Jüngeren hineinlief, weshalb dieser fast hinfiel. Kanon musste Kichern. Er hatte diesen liebenswürdigen Chaotenhaufen wirklich vermisst! Allerdings wollte auch er gerne wissen, weshalb die Probe erneut unterbrochen wurde. Und weshalb Teruki gerade ihn jetzt so wissend angrinste. „Kanon hat Besuch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)