Anders ist verrückt von Caro-kun ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel Zwei ----------------------- Alice war gerade dabei, sich Erdbeermarmelade auf das Brötchen zu schmieren, als ihre Mutter, die neben ihr am Kopfende der Tafel saß, plötzlich zu sprechen anfing: „Wir werden heute nach dem Mittagessen in die Stadt fahren. Ich muss ein paar Besorgungen erledigen und du brauchst neue Kleider und Schuhe!“ „Ist gut!“, nickte die Blonde und wandte sich dann an ihre Schwester, „Kommst du auch mit?“ Margaret lächelte: „Aber ja doch! Ich brauche auch ein paar verschiedene Sachen. Unter anderem neue Bücher!“ Sie zwinkerte ihr belustigt zu und Alice lachte. Da das Wetter es zuließ, fuhren sie in der offenen Kutsche. Alice saß ihrer Mutter schweigend gegenüber, neben sich Margaret. Die Fahrt von ihrem Anwesen, bis zum Marktplatz dauerte ungefähr zehn Minuten. Es waren viele Menschen unterwegs: Kinder, Frauen und Männer, mit Gehstock und Zylinder. Doch das war zu dieser Tageszeit nicht besonderes. Gemütlich schlenderte Alice hinter den anderen beiden her und beobachtete dabei die Leute, die aus den verschiedenen Geschäften kamen oder in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten. Gerade, als sie ihren Kopf zur linken Seite drehte, bemerkte sie es, ja, es sprang ihr geradezu ins Auge, während die anderen unbeteiligt daran vorübergingen. Eingezwängt zwischen zwei hohen Häusern stand dort ein kleines Geschäft. Von der Außenfassade her völlig unscheinbar, nichts anderes als langweiliger, beiger Sandstein. Es war das Schild über der Tür, was Alice‘ Aufmerksamkeit so fesselte. Es war bunt. Kunterbunt. Und mit weißer Farbe, waren große, ineinander verschlungene Buchstaben darauf gemalt: ~Wonderlandhats~ Ein Hutladen. Da erschien in dem Schaufenster neben dem Eingang plötzlich ein Mann. Verblüfft und gleichzeitig neugierig starrte Alice zu ihm herüber: Er stellte eine Leiter an den Rand des Fensters, stieg ein paar Sprossen auf ihr hinauf und machte sich dann daran, mit Hammer und Nagel das eine Ende einer Schmetterlingsgirlande in der oberen Ecke zu befestigen. Er trug gelbe Schuhe, und eine viel zu kurze schwarze Hose und bunte Ringelsocken. Das konnte die Blonde nun erst recht nicht glauben. Sie hatte noch nie in ihrem Leben bunte Socken gesehen! Die in den Geschäften waren entweder weiß oder schwarz. Ohne irgendwelche Muster. Ihr Blick wanderte weiter nach oben zu einem eher schäbigen braunen Jackett und blieb schließlich an den feuerroten Haaren des Hutmachers hängen, die von seinem Kopf wirr in alle Richtungen abstanden. „Alice!“, hörte sie da auf einmal Helens Stimme, „Hör auf zu trödeln und komm endlich!“ „Ja, Mutter!“, rief sie, während sie noch einen letzten Blick über die Schulter zurückwarf. ´Verrückt! `, dachte sie bei sich. +++ Vier Stunden später sank Alice erschöpft auf ihre Bettkante. Ihr taten zwar die Füße weh, aber dennoch war sie mit den Errungenschaften des heutigen Tages zumindest einigermaßen zufrieden: Sie hatte neue Kleider bekommen und zwei Paar Schuhe und Strümpfe, einfarbig weiß, wie jedes Mal. Langweilig, wie jedes Mal. Da hatten ihr die von diesem Hutmacher weitaus besser gefallen. Mit einem leisen Seufzen ließ sie sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Nur für einen Moment! Nur ein wenig … dösen … *°* Sie fand sich in einem Garten wieder. Stand inmitten der schönsten Rosenbüsche, an denen weiße und rote Blumen wuchsen. Die Weinroten mochte Alice am liebsten. Lächelnd beugte sie sich über eine von ihnen. Ganz kleine Tautropfen glitzerten noch auf den Blütenblättern. Plötzlich nahm sie aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung wahr. Sie drehte sich zur Seite und hielt vor Überraschung unwillkürlich den Atem an. Wirre, rote Haare. Da vorne lief dieser Mann von heute Nachmittag. Der Hutmacher! „Warten Sie!“, rief Alice, doch da war er schon hinter einer Hügelkuppe verschwunden. So schnell sie konnte rannte die Blonde ihm nach. Als sie allerdings völlig außer Atem auf der Anhöhe ankam und hinunterblickte, war er nirgendwo mehr zu sehen! Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. Nur ein großer See erstreckte sich vor ihr und ansonsten nichts anderes, als weite Grasflächen. Doch halt! Was war das? Erst jetzt bemerkte sie die Spiegelung auf der glatten Wasseroberfläche. Ganz langsam, und mit immer größer werdenden Augen, lief Alice darauf zu. Das war das Spiegelbild des Hutmachers! Im Profil. Die Arme vor der Brust verschränkt starrte es streng und unbeweglich geradeaus. Doch von ihm selbst keine Spur! Alice ging am Rand des Sees in die Hocke und beugte sich über das Wasser. Das Bild war immer noch ganz klar zu erkennen. Mit einem Mal verlor sie das Gleichgewicht und kippte nach vorne. Fiel genau durch die Spiegelung hindurch in das eiskalte Wasser. Alice drehte sich und wollte wieder an die Oberfläche schwimmen, doch ihre Arme waren bleischwer, sie sank immer weiter nach unten. Die Wellen, die durch ihren Sturz entstanden waren, glätteten sich, das Bild des Hutmachers setzte sich wieder zusammen und wurde kleiner … und kleiner … *°* Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)