Engel von AkiProductions ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Wenn ich heute so zurückblicke, muss ich ehrlich gestehen: Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich nie an eine höhere Macht, die angeblich für uns alle verantwortlich ist und uns liebt, so wie wir sind, geglaubt. Zu viel hatte einfach dagegen gesprochen. Man hatte mich Zeit meines Lebens gemieden, beschimpft, als Hexe bezeichnet. Meine Eltern waren mit mir überfordert gewesen, hatten mich loswerden wollen, einfach fort geschickt. Ich hatte 4 Jahre in unendlicher Einsamkeit verbracht. So etwas prägt. Dich, mich, jeden Menschen. Manche Leute, die einfach keinen Ausweg mehr sehen, suchen in ihrer Verzweiflung die Erlösung im Tod; andere, die vielleicht noch einen winzigen Rest Kampfgeist besitzen, ziehen sich dennoch zurück, verkriechen und verstecken sich hinter einer Maske, die über die Jahre hinweg dicker, härter und immer undurchdringlicher wird, bis sie irgendwann zu einem schier unzerstörbaren „Schutzschild“ geworden ist, an dem alles abprallt. Und dann gibt es noch die, denen wie durch Zufall eine sagenhaft sanfte, wunderbare, unglaubliche Rettung widerfährt. So erging es mir. Meine Maske wurde auf eine unendlich geduldige, liebevolle Weise Stück für Stück von mir genommen. Dieses Kunststück vollführte ein Mann, der durch Deine Augen hindurch direkt in Dein Herz sehen kann. Er hat mir gezeigt, was „Leben“ wirklich bedeutet: Genießen! Jedem Tag einen Sinn geben, ganz so, als wäre es Dein letzter. Wie oft hatte ich genau das in Büchern gelesen oder in Filmen gesehen, aber nie den Sinn verstanden? Jetzt allerdings hatte sich für mich eine neue Welt aufgetan, das Leben machte plötzlich wieder Spaß. Doch wenn Du denkst, dass ich in dieser Situation angefangen habe, an einen Gott zu glauben, irrst Du Dich. Nein. Dazu kam es anders… Engel ----- Schicksalsschläge. Wer kennt sie nicht? Sie treffen Dich unvorbereitet, hart wie ein Schlag in die Magengegend. Wenn Du durch sie am Boden bist und nicht weißt, wie es weitergehen soll, ist es schwer, neuen Mut zu fassen, sich zusammenzureißen und erneut aufzustehen. So erging es auch mir an jenem Tag… Dank Yusei verstand ich mich wieder gut mit meinen Eltern. Mit meiner Mutter konnte ich reden, wie mit einer guten Freundin, mein Vater hatte die Rolle meines stetigen, treuen, liebenswürdigen Wegbegleiters eingenommen. Zwar war er noch oft unterwegs (sein Beruf als Senator ließ anderes einfach nicht zu), doch selbst dann war er immer irgendwie da. Sein tröstendes Lächeln, sein aufmunternder Blick, alles, was er war, trug ich in mir, tief in meinem Herzen, pflegte es und war mir seiner Präsenz in jeder Minute bewusst. Wie oft hörte man nicht in den Nachrichten von Unfällen, die zahlreichen Menschen das Leben kosteten? Wie oft sah man nicht im Fernsehen erschütterte Angehörige, denen das Unbegreifen ins Gesicht geschrieben stand? Und wie oft war man dankbar, dass es keinen aus der eigenen Familie, oder gar einen selbst getroffen hatte? Selten. Viel zu selten. Bis das Unfassbare dann geschieht. Als der Anruf kam, ging meine Mutter ans Telefon. Es war ein ganz normaler Freitagnachmittag, die Sonne schien, die Straßen unserer Wohngegend wurden hin und wieder von lachenden Passanten überquert. Und doch wurde mir plötzlich übel, ein Schauer lief mir über den Rücken, jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht. Als ich meine Mutter unten im Wohnzimmer in den Hörer schluchzen hörte, wusste ich seltsamerweise sofort, was geschehen war. Das sind die Momente im Leben, in denen man realisiert, wie schnell es doch vorbei sein kann. Mein Blick wanderte zur Uhr. Vaters Maschine war vor etwa 2 Minuten gelandet. Oder hätte es vielmehr tun sollen. An die nächsten Stunden erinnere ich mich nur bruchstückhaft. Die Fahrt zum Flughafen, das Warten darauf, endlich die Landebahn betreten zu dürfen, die mitleidigen Blicke der anderen Gäste, mit denen sie die verwitwete Senatorenfrau und die halbverwaiste Senatorentochter bedachten. Mein Denkorgan hatte die Arbeit weitestgehend eingestellt. Jeder Aufforderung leistete ich wie ein Roboter Folge, jede Frage beantwortete ich mechanisch. Es fühlte sich an, als wäre ein Teil von mir mit meinem Vater zusammen gestorben. Wie groß dieser Teil letztlich war, würde wohl erst die Zeit zeigen. Doch eins wusste ich sofort: Dieselbe würde ich wohl nie wieder werden. In dem Moment hörte sich diese Aussage dramatischer an, als sie wirklich war; natürlich wirst Du nie wieder komplett Du selbst, wenn eine Person stirbt, die einen festen Platz in Deinem Herzen hat. Allerdings kommt es ganz auf Dich an, zu welchem Menschen Du Dich entwickelst. In meiner damaligen Position war es mit jedoch unmöglich, einen solchen Gedanke auch nur ansatzweise zu fassen. Meine Welt hatte ihren Drehvorgang plötzlich eingestellt, mein Universum war verschneit. Was sich bei mir allerdings in der Unfähigkeit zu Weinen äußerte, machte sich bei meiner Mutter in einem Ohnmachtsanfall bemerkbar. Ich erinnere mich noch gut daran, wie Ushio und Mikage mir mitteilten, dass Yusei bereits auf dem Weg zum Flughafen sei. Er war mein einziger Hoffnungsschimmer, die kleine Kerze, die in der schier endlosen dunklen Einsamkeit meines Herzens flackerte und sich standhaft gegen den immer stärker werdenden Wind wehrte, der sie erbarmungslos auspusten wollte. Was ich mir von Yuseis Anwesenheit erhoffte, wusste ich nicht. Vielleicht versprach ich mir, die Wärme und Geborgenheit zu erhalten, die ich so vermisste und nach der ich mich so bitterlich sehnte. Vielleicht suchte ich auch nur einen Grund weiterzuleben. Es stimmt schon. Ich bin stark. Ich bin eine Kriegerin. Aber so verwundet, wie ich es zu diesem Zeitpunkt war, kämpfte ich schon längst nicht mehr. Ich verblutete. Nicht sichtbar, nein. Tief in mir drin rissen alle Narben auf, die ich mit Hilfe meiner Freunde und Familie unter so großen Anstrengungen hatte verheilen lassen, ohne ständig in den offenen Wunden zu bohren. Doch ich tat mich schwer damit, die kleine Kerze endgültig auszupusten. Ich wollte nicht wieder in der Dunkelheit versinken. Nachdem Yusei den Flugplatz schließlich erreicht hatte, nahm er mich ohne ein Wort zu sagen in den Arm. Und endlich kamen sie: die erlösenden Tränen. Sie zu weinen tat unwahrscheinlich weh. Aber auf eine seltsame Weise waren sie wie Balsam für meine zerschundene Seele, wie eine Art bittere Medizin, die einem dennoch beim Gesundwerden half. Als ich plötzlich warme Tränen, die nicht die Meinen waren, meinen Nacken hinunterlaufen spürte, wusste ich, dass ich trotz allem nie alleine sein würde. Yusei war da. Er war es immer gewesen und würde es immer sein. In mir kam die Frage auf, wieso ich jemanden wie ihn als Freund verdient hatte. Um ehrlich zu sein, darauf habe ich bis heute keine Antwort gefunden, obwohl ich mich redlich um eine bemüht hatte… Einige Tage nach der Beerdigung meines Vaters kam mich Yusei besuchen. Das Gespräch, das wir führten, blieb mir bis Heute nur so gut in Erinnerung, weil es mich zu der gemacht hat, die ich jetzt bin. Er hatte mit einem sanften Lächeln auf den Lippen zu mir gesagt: „Aki, egal, was dir im Leben auch passiert: Versuch immer, zu dir selbst zurückzufinden! Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung. Dabei ist es irrelevant, wie weit du dich letztlich von dir entfernt hast- aber wenn du dich ganz verlierst, wird auch dein Mut mit dir sinken. Sei stark! Versuch es! Und wenn es nicht mehr geht, wenn du absolut keinen Ausweg mehr siehst… dann bin ich für dich da, wenn du mich rufst, halte deine Hand und begleite dich ein Stück des Weges, bis du wieder zu dir selbst erwachst. Und dann brauchst du mich nicht mehr. Und trotzdem bin ich selbst dann noch bei dir. Du bist niemals alleine, merk dir das!“ Und warum ich letztlich und trotz allem an Gott glaube? Weil ich in einem Buch gelesen habe: „Gute Freunde sind wie Engel.“ Und wer schickt Engel? Genau!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)