Gay = Yay ... oder so ... von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 6: 5. Kapitel --------------------- „Aiji. Aiji. AIJI!! Guck mal. Guck mal, Aiji. Jetzt guck doch endlich!!!“ Wie verdammt schaffte der Blonde es eigentlich mich schon vor dem Aufwachen zum Wahnsinn zu treiben?? Wir hatten den gesamten gestrigen Tag am Strand verbracht, ich hatte Stundenlang mit Maya im Meer herumtoben müssen und war letztendlich fix und fertig ins Bett geplumpst. Ich hatte es verdient auszuschlafen. „Aiji!! Aiji! WACH AUF!!!“ Maya begann mich wild hin und her zu rütteln. Meine Nacht war wohl oder übel beendet. Grummelnd öffnete ich die Augen. Maya war putzmunter und als er es geschafft hatte mich aus meinen Träumen zu reißen ließ sich zurück auf seine Betthälfte fallen. Ein Blick auf den Radiowecker sagte mir, dass es noch viel zu früh war um überhaupt nur ans Wachsein zu denken. Kurz nach sechs an einem wunderbaren Ferientag. „Was gibt’s denn so Interessantes??“, fragte ich gähnend und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich grade aussah. Wenn unsere Fans mich jetzt sehen würden... Nein. Nicht drüber nachdenken. „Guck mal was ich kann.“ Begeistert verschränkte Maya seine Finger und begann eine Runde Daumencatchen gegen sich selbst. Meine geliebte rechte Augenbraue wanderte fast bis unter meinen Haaransatz. Vom IQ 70 abwärts galt ein Mensch als überdurchschnittlich blöd. Mein Bandkollege hatte angeblich einen IQ von 129, aber irgendwie schien er den nie zu nutzen. „Aiji, guck. Ich gewinne!!“ „Ganz toll“, seufzte ich, rollte mich auf den Bauch, drückte mein Gesicht in gespielter Verzweiflung in mein Kissen und stellte mir meine Standartfrage für solche Momente: Wie konnte ein einzelner Mensch so blöd sein?? „Aiji!! Nicht wieder einschlafen. Mir ist langweilig“, nörgelte Maya neben mir, krabbelte näher und piekste mir in die Seite. „Ngahh. Nicht.“ „Steh auf. Ich hab Hunger.“ Die Aussage wurde durch ein kräftiges Grummeln aus dem Inneren des Blonden unterstrichen. „Ich bin aber müde.“ „Dann trink halt Kaffee.“ Es folgte ein erneuter Piekser. „Was bist du denn heute so egoistisch??“ „Warum redest du immer so komisch??“ „Ich rede nicht komisch, du hast einfach einen viel zu kleinen Wortschatz“, keifte ich, schlug die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und verschwand mit einem lauten Türknallen im Bad. Mann. Das war ja nicht zum Aushalten. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie war ich kurz davor loszuheulen. Ich fühlte mich wie ein pubertierender Teenager, meine Gefühle befanden sich auf einer Berg- und Talfahrt. Warum musste ich mich in diesem Idioten verliebt haben und warum war das alles so verdammt kompliziert?? Warum konnte ich nicht einfach damit klarkommen schwul zu sein?? Andere schafften das doch auch. Tatsächlich spürte ich in diesem Moment etwas Warmes meine Wange herunterrollen. Ich blickte in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Meine Augen wirkten gerötete, obwohl ich noch gar nicht richtig angefangen hatte zu weinen. „Aiji?? Was machst du da drin??“ Maya klang besorgt. Ich wollte antworten, aber ich hatte Angst, dass ich irgendwie verheult klingen könnte. Zur Antwort drehte ich also einfach den Wasserhahn auf. Eigentlich war es nicht nötig sich zu waschen, oder gar zu duschen. Nach dem Frühstück würde es sowieso wieder ans Meer gehen. Aber ich war ein zivilisierter Mensch, ließ mich also zu einer Katzenwäsche herab. Meine Haare kämmte ich einfach irgendwie zu Recht und verließ das Bad nach einem prüfenden Blick in den Spiegel wieder. „Du hast aber lange gebraucht. Komm endlich. Ich hab Hunger“, plapperte Maya gleich los und hoppelte vom Bett zur Zimmertür. „Zieh dir erstmal was an.“ „Ich bin angezogen.“ „In Unterwäsche geht man nicht vor die Tür.“ Hatte dem eigentlich Irgendwer mal Irgendwas beigebracht?? Ich warf mir ein Shirt über und schlüpfte in eine Hose. Maya tat es mir gleich, wenn auch widerwillig. „Aiji??“, kam es fragend vom Blonden „Mhmm??“ „Lass uns heute Abend irgendwo hingehen, ja? Also nur wir beide.“ Er klang irgendwie nervös, als er das fragte. Warum auch immer. „Von mir aus.“ „Yay!!“, freute der Größere sich und sprang mir überstürzt in die Arme. Ich konnte ihn nicht halten und fiel rücklings um. Gut, dass der Boden nicht gefliest war. „Du bist weich ~“, war der einzige Kommentar des auf mir Liegenden. Genüsslich schmiegte der Blonde sich an meinen Oberkörper und zog meinen Geruch ein, „Du riechst so schön nach... ... nach dir halt.“ Mir wurde warm, aber es war keine unangenehme Wärme. Abgesehen davon, dass mein Rücken tierisch schmerzte gefiel die Situation mir sogar. Vorsichtig schlang ich meine Arme um den Oberkörper des Anderen und schloss die Augen, genoss einfach das Gefühl so nah bei ihm zu sein. Maya. Mein Maya. Mein kleines Blondchen. Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und am liebsten wäre ich ewig so liegen geblieben, aber mein verdammtes Hetero-Hirn beschloss in diesem Moment sich zu melden und ließ alle Alarmglocken gleichzeitig losgehen. Hektisch stieß ich meinen besten Freund von mir und krabbelte ein Stück von ihm weg. „Aiji ...“, maulte der Blonde und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Was??“, maulte ich mindestens genauso trotzig zurück. „Du magst mich nicht.“ „Tu’ ich wohl. Nur nicht ... SO!“ Ich rappelte mich auf und marschierte zur Tür. Das Blondchen folgte mir schmollend. ... ... ... Einige Minuten später. ... ... ... Im Speisesaal war es ruhig, viel zu ruhig. So ruhig, dass ich die Kaugeräusche, die Maya verursachte während er schmollend sein Rosinenbrötchen futterte, hören konnte. Ich wollte das Schwiegen brechen, aber ich wusste nicht wie. Ich schmierte mir also ein Marmeladenbrötchen und wartete darauf, dass etwas passierte. Aber abgesehen davon, dass ein anscheinend Taub-Stummes Seniorenpaar hereinwackelte und sich am anderen Ende des Speisesaals einen Tisch suchte tat sich nicht viel. „Maya??“ Vorsichtig rutschte ich ein Stück näher an den Eingeschnappten heran. Maya rutschte kommentarlos ein Stück weg. Ich zog wieder nach, er wich wieder zurück. „Ach komm. Du hast doch gar keinen Grund beleidigt zu sein.“ „Wohl.“ „Und der wäre??“ „Du bist hetero.“ „Du sagst das, als wenn’s was Schlechtes wäre.“ „Ist es ja auch.“ „Deine Eltern sind auch hetero.“ „Ja, aber die dürfen das.“ „Maya, es ist von der Natur so vorgesehen das anderen Geschlecht zu lieben. Es ist normal und –“ Anscheinend war das Seniorenpaar doch nicht taub, denn während ich immer aufbrausender wurde blickten sie etwas schockiert zu uns herüber. Schnell senkte ich meine Stimme, während ich weiter sprach. „ ... und man kann sich nun mal nicht aussuchen wie man veranlagt ist.“ „Aber du hast mal gesagt, dass du mich hübsch findest.“ „Ja, du bist auch hübsch Maya. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich dich attraktiv finde.“ Maya senkte seinen Blick. Er wirkte irgendwie niedergeschlagen. Armer Kerl. Ich legte mein Brötchen beiseite, legte meinen Arm um ihn und drückte einen liebevollen Kuss auf seine Wange. Sofort wurde meine Geste mit einem strahlenden, wunderbaren Maya-Lächeln belohnt. „Mir geht’s gleich viel besser.“ Der Blonde zog mich kurz in seine Arme. „Lass uns heute wieder zum Strand gehen, ja? Dann können wir unseren abendlichen Ausflug planen“, schlug ich vor und wuschelte dem Blondschopf durch die Haare. „Yay ... ... ... Aiji??“ Maya sah mich mit großen Hundeaugen an. „Ich kenne diesem Blick irgendwoher“, brummte ich gespielt genervt. „Darf ich dich einkleiden? Bitteee ~“ „Keine Röcke.“ „Heißt das ‚Ja’??“ Ich verdrehte die Augen. „Von mir aus. Aber keine Röcke.“ Maya grinste. „Gut. Keine Röcke ... ...“ Verdammt. Ich hätte mehr einschränkende Bedingungen stellen sollen. Jetzt war es zu spät und irgendwie hatte ich Angst heute Abend als Mann unkenntlich gemacht zu werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)