Kryptonit von Ur (Jeder Held hat eine Schwäche) ================================================================================ Kapitel 29: Warnung ------------------- Und hier ist noch mal Chris' Innenleben für euch :) Nächstes Mal gibt es dann wieder Anjo ;) Viel Spaß mit dem Kapitel und einen guten Start ins Wochenende wünsche ich euch! Liebe Grüße, __________________________ Auf das Konzert am Wochenende freue ich mich ziemlich, vor allem, da Anjo sich mir gegenüber endlich wieder normal verhält. Jetzt, da ich meinen Heldenstatus bei ihm verloren habe, geht er sogar sehr viel freizügiger mit mir um. Er macht Scherze und knufft mich ab und an und hat überhaupt kein Problem mehr damit mich dauerhaft direkt anzusehen, wenn wir uns unterhalten. Ich muss mich wirklich erst daran gewöhnen, aber es ist ein angenehmer, neuer Anjo. Es ist schön zu sehen, dass er viel mehr lacht als früher. Und auch seine Meinung sagt. Einfach so. Selbst wenn es eine andere ist als die von Sina und mir. Das alles hilft mir nicht gerade mich weniger zu ihm hingezogen zu fühlen – und ich muss es wohl hinnehmen. Denn genau das fühle ich momentan. Anjo ist nicht mehr einfach nur der kleine hilflose Welpe. Er ist ein toller Mensch, der durchaus Sexualität besitzt und nicht auf ewig zu unschuldig sein wird, um auch nur jemanden zu küssen. »Heute Abend spielen noch zwei andere Bands nach Felix und seinen Leuten«, erkläre ich Sina und Anjo, als wir uns auf dem Weg zur alten Fabrikhalle befinden, in der wieder einmal das Konzert stattfindet. Anjo will sich mit Lilli vorm Eingang treffen und Leon und Felix sind wahrscheinlich schon seit über einer Stunde hinter der Bühne und haben hundert Soundchecks hinter sich. Felix ist ein Perfektionist, was seine Musik angeht. »Hast du eine davon schon mal gehört?«, erkundigt Anjo sich bei mir. Er trägt ein kurzärmeliges Hemd und das Loch am Knie seiner Jeans ist merkwürdig, aber es steht ihm. Seit sein Vater das erste Geld überwiesen hat, läuft er auch in schwarzen Chucks herum und nicht mehr in seinen ausgelatschten Turnschuhen. »Ja, die eine«, gebe ich zurück und runzele die Stirn. Ich hab den Drummer mal gevögelt, aber das muss ich ja hier nicht zum Besten geben. »Die, von der du den Drummer gevögelt hast?«, erkundigt sich Sina amüsiert. Ich werfe ihr einen ungnädigen Blick zu, doch Anjo gluckst leise. Ich blinzele und betrachte ihn von der Seite. Anjo findet es amüsant, dass ich den Drummer von der Band, deren Name mir gerade nicht einfallen will, gevögelt habe? Ok… bedeutet das jetzt, dass er nicht mehr so richtig in mich verliebt ist? Der Gedanke gefällt mir wirklich überhaupt nicht. »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es mir besonders gefallen würde, mit so vielen verschiedenen Leuten Sex zu haben«, sagt Anjo nachdenklich. Er kann das Wort ›Sex‹ mittlerweile sagen ohne knallrot anzulaufen. Ein wenig erröten tut er trotzdem und das beruhigt mich irgendwie. So eine raketenartige Veränderung wäre auch gruselig. Vor allem, wenn ich überlege, dass ich Jahre dafür gebraucht habe. Allerdings ist Anjo sehr wahrscheinlich schon immer so gewesen und er hat nur die richtige Umgebung gebraucht, um sich zu entfalten. Mein Brustkorb fühlt sich angenehm warm an bei der Erinnerung daran, dass ich ein Teil dieser Umgebung bin, die ihm dabei geholfen hat. »Das ist eine gesunde Einstellung«, sagt Sina grinsend. Ich schnaube. »Als hättest du vor einiger Zeit nicht auch noch alles mit nach Hause genommen, was dir gefallen hat«, erinnere ich sie und schiebe meine Hände in die Hosentaschen. Sina lacht. »Na ja. Aber das auch nur, weil kein passender Kandidat für eine ernstzunehmende Beziehung in Sicht war«, meint sie. Anjo wirft ihr einen wissenden Blick zu. »Wie läuft’s denn mit dir und Fabian?«, will er wissen. Sina strahlt ihn an, als hätte er sie gerade offiziell zum wunderbarsten Menschen unter der Sonne gewählt. »Sehr gut. Wir wollen Sonntag zusammen kochen und ich hab ihm angeboten, den ersten Star Wars mit ihm anzugucken«, erzählt sie gut gelaunt, während wir um die nächste Ecke biegen und am Ende der schmalen Straße die große Halle auftauchen sehen. Es stehen schon mehrere Leute davor und überall sieht man grinsende Gesichter, Zigaretten und Bierflaschen. »Du schaust dir Star Wars an?«, frage ich ungläubig und lasse meinen Blick über die vielen Leute schweifen. »Was tut man nicht alles«, meint Sina zwinkernd und streckt mir die Zunge heraus. Diesmal bemerke ich ihn vor Anjo und mein Gesichtsausdruck verfinstert sich garantiert um ein Vielfaches. Benni. Na toll. Was macht der immer hier? Er hat wieder nicht seine Kumpels aus der Schule dabei, wie beim letzten Konzert. Zumindest nicht die, die damals versucht haben, Anjo zu verprügeln. Als ich ihn grimmig anstarre, bemerkt er mich und auch seine Miene sieht nicht so aus, als würde er sich freuen, mich zu sehen. Doch dann schweifen seine Augen hinüber zu Anjo und sein Gesicht scheint beinahe aufzuleuchten. Ich könnte bei dem Anblick kotzen. Auch Anjo hat ihn jetzt bemerkt und ich sehe aus dem Augenwinkel das unsichere Lächeln, das er Benni zuwirft. Vielleicht sollte ich zu Benni hingehen und ihm lieber sofort eins auf die Schnauze geben, bevor er die Gelegenheit hat, Anjo mal wieder wie Dreck zu behandeln. Aber dann… »Hey.« Na toll. Er hat ihn gegrüßt. Gerade als ich dachte, dass wir es schaffen, an ihm vorbei zu gehen. Auch Anjo sieht ziemlich verwirrt aus, bleibt aber stehen. »Ich komm gleich nach«, sagt er zu uns. Sina lächelt ihn an und wirft Benni einen nachdenklichen Blick zu, dann zieht sie mich hinter sich her in Richtung Eingang, wo wir Lillis pinke Haarmähne entdecken. »Anjo unterhält sich noch kurz mit Benni«, informiert Sina sie und Lilli sieht überrascht, aber nicht wütend aus. Ich bin offensichtlich der einzige hier, der wütend auf Benni ist. »Ah, gut. Die letzten Tage in der Schule hat er Anjo komplett ignoriert und der sah richtig geknickt deswegen aus«, erklärt sie und meine Hände in den Hosentaschen ballen sich zu Fäusten. Na toll. In der Schule, wenn alle dabei sind, ist Anjo ihm peinlich. Und dann, wenn niemand Wichtiges hinsieht, dann kann er sich an ihn ranwerfen, oder was? Wir gehen mit Lilli schon mal nach drinnen und besorgen ein paar Getränke an der Bar – ich kaufe für Anjo seine obligatorische Cola – und als er uns schließlich folgt, findet er uns ziemlich schnell und strahlt, als ich ihm seine Cola hinhalte. »Danke«, sagt er und nimmt einen Schluck. Ich will fragen, was Benni von ihm wollte, aber dann klinge ich womöglich wie ein aggressiver Kampfhund. Gott sei Dank übernimmt Lilli diese Frage für mich. »Und, was hat er gesagt?«, will sie interessiert wissen und Sina wendet ihre Augen ebenfalls gespannt Anjo zu. Er lächelt ein wenig verlegen. »Er meinte nur, dass ich mir nichts draus machen soll, dass er in der Schule so abweisend ist… und so«, meint er. Aha. Und das soll’s gewesen sein? Wieso kann Anjo nicht nachtragender sein? Sina und Lilli belassen es dabei, während ich stumm vor mich hin köchele und Benni nicht aus den Augen lasse, als er ebenfalls die Halle betritt und sich ein Bier besorgt. Seine braunen Augen kleben an Anjo, als wäre der Knirps ein Magnet, von dem er nicht lassen kann. Nicht, dass ich das nicht irgendwie nachvollziehen könnte. Aber dieser Vollidiot hat überhaupt kein Recht, Anjo auch nur ansatzweise nahe zu sein. Er hat ihm das Leben zur Hölle gemacht und versucht jetzt so zu tun, als wäre das alles nicht gewesen. Wenn Anjo meine Gedanken hören könnte, dann würde er sagen, dass Benni ihn vor diesem Messer gerettet und sich vorher ja schließlich schon entschuldigt hätte. Aber mir reicht das nicht. Auch wenn meine Meinung dabei selbstverständlich nicht zählt. Also halte ich den Mund und bin erleichtert, als Felix und seine drei Bandmitglieder endlich die Bühne betreten und anfangen zu spielen. Meine Laune bessert sich langsam und nach dem siebten Bier – »Sag mal Chris, seit wann trinkst du auf Konzerten so viel?« – merke ich zum ersten Mal ein wenig Alkohol im Blut. Nicht viel, denn ich vertrage einfach zu viel, um von Bier tatsächlich betrunken zu werden. Daran Schuld sind wohl meine Größe, die breite Statur und mein beständiges Sportlerdasein. Ganz zu schweigen von dem Training, das ich mit Alkohol in all den Jahren gesammelt habe. Aber immerhin steigert es meine Laune ein wenig und Anjos Strahlen und die gut gelaunten Blicke, die er mir zuwirft, heitern mich noch ein wenig mehr auf. Wahrscheinlich liegt es am Alkohol, dass mir jedes Mal ein wenig wärmer wird, wenn Anjo aus Versehen meinen Arm streift. Ok, was soll’s. Der Knirps bringt mich langsam aber sicher um den Verstand. Vor mir selbst kann ich es ja zugeben. Es ist vermutlich eine Untertreibung, wenn ich sage, dass Benni Anjo mit den Augen auffrisst. Aber Anjo würde sehr wahrscheinlich nichts davon sehen, selbst wenn ich es ihm unter die Nase reibe. Obwohl ich mich bei ihm für mein blödes Verhalten entschuldigt habe, macht mich der Gedanke, dass dieser Depp ihn geküsst hat, immer noch richtig wütend. Und Sina hatte Recht. Ich bin zum Teil auch wütend, weil es für mich irgendwie selbstverständlich war, dass er mich anhimmelt. Dass er zu mir aufschaut, in mich verknallt ist. Manchmal bin ich halt ein arroganter Vollidiot und vielleicht hat ein Teil meines Gehirns irgendwie erwartet, dass Anjo darauf wartet, seinen ersten Kuss von mir zu bekommen. Vielleicht hat er das ja sogar und Benni hat ihn einfach überrumpelt. Das macht mich gleich noch wütender auf diesen hirnverbrannten Trottel. Und kann der eigentlich seine Hose nicht hoch ziehen? Es sieht aus, als würde er jeden Moment nur noch in Boxershorts dastehen. »Chris?«, reißt mich eine Stimme aus meinem mentalen Amoklauf und mein Arm kribbelt leicht, als ich Anjos Hand auf meinem Oberarm spüre. Seine Berührungen sind immer vorsichtig, als hätte er doch noch ein wenig… Angst? Respekt? …davor, mich anzufassen. Das muss er wirklich nicht haben. Ich bin bei weitem nicht so zerbrechlich wie er. Wobei ich natürlich zugeben muss, dass er vor ein paar Monaten noch sehr viel zerbrechlicher war als heute. »Hm?«, gebe ich zurück und nehme einen sehr großen Schluck von meinem achten Bier. Anjo mustert mich besorgt. »Du siehst echt sauer aus, ist alles ok?«, will er wissen. Wieso kann der Knirps in meinem Gesicht lesen wie in einem Buch? Das gehört verboten! »Ja, sicher. Alles gut.« Außer, dass ich nicht übel Lust hätte, dich jetzt auf der Stelle zu schnappen und vor Bennis Augen zu küssen, um ihm zu signalisieren, dass er sich verpissen soll. Gott sei Dank lenken mich Felix und Konsorten ab, als sie nach dem letzten Lied verschwitzt, aber bestens gelaunt und jeder mit einem Getränk in der Hand bei uns auftauchen, um sich mit uns zusammen die nächste Band anzuhören. Die, von der ich den Drummer gevögelt habe. Wenn ich ihn mir jetzt so ansehe, gefällt er mir nicht mehr so wirklich. Aber gut, das ist ja auch schon über ein Jahr her. Sina muss das natürlich zum Besten geben. Felix sieht sehr amüsiert aus. »Wer hätte gedacht, dass du auf blond stehst. Ich dachte, du hättest so ein Ding für brünett«, sagt er amüsiert. Wenn er wüsste, dass er der zweite in der Brünetten-Reihe ist, dann würde er keine Witze darüber reißen. Nach Jakob und Felix steht jetzt Anjo auf der Liste. »Ich suche mir meine Opfer doch nicht nach der Haarfarbe aus«, gebe ich zurück. Das stimmt. Welcher Idiot würde sich schon nach so einer unsinnigen Präferenz Leute fürs Bett suchen? Oder gar für Beziehungen. Blödsinn wäre das. »Sag mal, ist das da nicht Benni, der dich anstarrt, als würde er dich gern mit nach Hause nehmen?«, erkundigt sich Felix in diesem Moment bei Anjo. Der dreht sich um und ich folge ihren Blicken hinüber zum Übeltäter, der nun natürlich angestrengt woanders hinsieht. Trottel. Jeder Blinde kann sehen, dass er rot anläuft und Anjo wahrscheinlich in Gedanken schon mindestens drei Mal gevögelt hat. »Ja, das ist er. Aber ich glaube nicht, dass er mich mit nach Hause nehmen will. Er hat doch was gegen Schwule«, erklärt Anjo unsicher lächelnd. »Klar«, knurre ich durch die Zähne, »deswegen hat er dich auch geknutscht.« Felix’ Augenbrauen wandern in die Höhe und ich ignoriere Sina ungnädigen Blick. Jetzt besteht Felix darauf, die komplette Geschichte zu hören, und er scheint ziemlich überrascht von der neuesten Entwicklung der Dinge zu sein. Ich kann’s ihm nicht verübeln. Ich hab immerhin mein Auto deswegen abgewürgt. Als Anjo aufs Klo geht, dreht Felix sich zu mir um. »Ich hoffe, dass Benni ihn nicht verarscht. Anjo glaubt ein bisschen zu sehr ans Gute im Menschen, was?« Leon brummt zustimmend und sieht mit gerunzelter Stirn und verschränkten Armen zu Benni hinüber. »Das hoffe ich auch für ihn. Sonst ist sein kurzes, mickriges Leben schneller vorbei, als er ›Schwule sind scheiße‹ rufen kann«, versichere ich meinem besten Freund. Der schmunzelt. »Vielleicht sollte man ihn darauf aufmerksam machen. So… als Warnung. Wäre ja unfair, wenn er von fünf aggressiven Furien niedergemetzelt wird«, sagt Felix und sieht in die Runde. Lilli, Sina und Leon sehen ebenfalls nicht so aus, als wären sie erpicht darauf, dass Anjo noch mehr von diesem Deppen wehgetan wird. »Wäre fair«, gebe ich zu. Wir reden nicht weiter darüber, sondern setzen uns beinahe alle gleichzeitig in Bewegung. Benni steht neben einer Traube von Kumpels, und Felix winkt ihn ein Stück von den anderen weg. Er sieht uns bemüht miesepetrig an, als hätten wir ihm ein persönliches Leid zugefügt. Noch nicht, Arschloch, denke ich mir im Stillen. »Hallo«, sagt Felix lächelnd. Er könnte gut einen Psychopathen in einer Krimiserie spielen. Sein Lächeln kann so zuckrig sein, dass es gruselig wird. Wahnsinn. »Wir wollten kurz mit dir reden«, sagt Sina freundlich. »Über Anjo«, erklärt Lilli. »Und wie sich die Dinge bei euch so… entwickelt haben«, meint Felix in einem ausgelassenen Plauderton. Leon brummt nur zustimmend. Aber ich muss zugeben, er sieht einigermaßen bedrohlich aus, wie er da steht und Benni mit verschränkten Armen ansieht. Benni hebt die Augenbrauen. »Und was geht euch das an?« Er wird knallrot. Mir ist klar, dass er weiß, dass Anjo die Sache von dem Kuss erzählt hat. Scheint ihm nicht besonders gut in den Kram zu passen. »Das geht uns in sofern etwas an«, Herrgott, Felix kann sich selbst in solchen Situationen noch gewählt ausdrücken, »als dass wir Anjo echt mögen. Und dass er aus einem ziemlich dunklen Dreckloch gekrochen kam, als wir ihn kennen gelernt haben, in das du ihn befördert hast.« Ok. Dahin ist die gewählte Ausdrucksweise. Aber das Lächeln bleibt. »Und wenn du ihm jetzt die Hand reichst und dich ihm annäherst, dann kannst du das gern tun. Das wäre wirklich ein schöner Sinneswandel…« Ich verkneife mir ein Grummeln. »Aber wenn du ihn dann wieder zurück in sein Schneckenhaus trittst, dann–« »Werde ich dir dermaßen die Fresse polieren, dass man dein Gesicht nicht mehr von einem Pfund Hackfleisch unterscheiden kann, Freundchen!« »Chris…«, höre ich Sinas mahnende Stimme, aber ich achte nicht auf sie, drücke Lilli mein Bier in die Hand und packe Benni, der unweigerlich ein Stück zurückweicht, am Hemdkragen. Seine Freunde starren zu uns rüber, aber sie greifen nicht ein. Tolle Freunde hat er da. »Wenn du ihm noch einmal wehtust, sei es mit Worten oder Schlägen oder irgendetwas sonst… dann bring ich dich um.« Bennis braune Augen starren mich widerspenstig von unten herauf an. Er schluckt schwer, aber dann packt er meine Hand und schiebt sie weg. »Ich hab nicht vor ihm…«, zischt er und wird noch röter. »Ich werd ihm nicht mehr wehtun. Und dafür brauch ich keine Warnung von seinen fünf Bodyguards, klar? Das ist meine Entscheidung!« Und er wirft mir – und nur mir – einen letzten, sauren Blick zu und geht zurück zu seinen Kumpels. »Wow, Chris«, sagt Felix und tätschelt mir die Schulter. »Vor dir kann man echt Angst kriegen.« Ich werfe ihm einen Blick zu. Seine Mandelaugen jedenfalls haben keine Angst vor mir. »Kann ich kurz… mit dir reden?«, frage ich und muss mich arg bemühen, meinen Blutdruck unter Kontrolle zu halten. Felix sieht erstaunt aus. »Klar«, gibt er zurück und folgt mir aus der Halle in die angenehm kühle Luft des Abends hinaus. »Ok, ich mach’s kurz. Es ist… also… Anjo«, ich wedele umständlich mit meinen Händen in der Luft herum und spüre, wie mir ziemlich warm wird. Felix’ Mundwinkel zucken, aber er schweigt. »Es… nun ja. Es ist eventuell möglich, dass ich… also, weißt du. Ganz vielleicht habe ich…« Nun muss er doch schmunzeln. »Kurz, huh?«, sagt er amüsiert und bufft mich mit seiner Schulter leicht gegen den Oberarm. Ich gebe mir einen Ruck. »Ich fürchte, ich bin dabei, mich in den Knirps zu verknallen.« Wow. Ich hab’s gesagt. Fühlt sich komisch an und in meinen Ohren klingt es beinahe, als hätte es jemand anderes gesagt. Felix’ Schmunzeln verwandelt sich in ein Lächeln. »Dir ist klar, dass das ziemlich niedlich ist?«, will er wissen. Ich schnaube. »Das ist nicht niedlich, das ist eine Katastrophe«, sage ich matt. »Blödsinn. Er ist doch auch in dich verliebt. Und es ist… schön, dass er der erste ist, in den du dich verknallst.« Mein Brustkorb zieht sich zusammen. Klar. Felix weiß weder von Jakob noch von sich selbst. Dabei werd ich es belassen. »Ich würd ihm nur wehtun, Alter. Echt. So wie ich Benni da drinnen grad gedroht hab, könnt ich mir auch an die eigene Nase fassen. Selbst wenn ich mich in ihn verliebe, dann würd ich nicht mit ihm zusammen sein wollen. Ich bin kein Typ für feste Beziehungen und ich würde es versauen«, erkläre ich und fahre mir mit der Hand übers Gesicht. Felix mustert mich. »Also, weißt du… ich denke, das ist ein bisschen unfair«, antwortet er behutsam. »Du kannst doch Anjo diese Entscheidung nicht abnehmen. Ich glaube, du hältst ihn für viel zerbrechlicher, als er eigentlich ist.« Ich mustere Felix nachdenklich. Vielleicht hat er Recht. Aber trotzdem. Ich werd einen Teufel tun und dem Knirps wehtun. Ich hab schon genug Mist gebaut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)