Auf den Spuren von Drachen von abranka (DGxCW) ================================================================================ Kapitel 3: III. Die Hebriden ---------------------------- Auch der zweite Tag in Wales war äußerst spannend gewesen. Dieses Mal waren sie nahe an einen der großen Drachen herangekommen und Daphne hatte sich äußerst schwer damit getan, diese Eindrücke auf Papier festzuhalten. Die majestätische Ausstrahlung dieser Tiere war einfach unbeschreiblich. Dazu der durchdringende Blick auf den intelligenten Augen… Einfach Wahnsinn. Nun war sie sehr gespannt, wie sich die Schwarzen Hebriden präsentieren würden. Momentan wartete sie bereits in dem kleinen Empfangsraum ihrer Herberge am nördlichen Ende der Insel North Uist. Es gab hier zwar recht wenige Muggel, aber dennoch war es nicht ganz so einfach ihnen auszuweichen. Andererseits schienen die Muggel hier jedoch seltsame Menschen und Dinge gewöhnt zu sein. Wenigstens hatte Daphne diesen Eindruck gewonnen. Sie fragte sich allerdings, wie man es schaffte, hier die großen Drachen vor ihnen zu verbergen. Und es war ein großes Gebiet zu überwachen, konnte doch schon ein einzelner Schwarzer Hebride ein Gebiet zweihundertfünfzig Quadratkilometern für sich beanspruchen. Die Population musste doch ständig Konflikte austragen… Sie freute sich schon darauf, den MacFustys zu begegnen, die sich traditionell um die Pflege sowie den Schutz der sowie vor den Drachen kümmerte. Sie zwirbelte die Spitze ihres Pferdeschwanzes zwischen den Fingerspitzen und blickte aus dem Fenster. Die Landschaft hier war ebenso atemberaubend wie in Wales, jedoch zugleich sehr anders. Die Strände der Insel waren hell und von feinem Sand bedeckt, dahinter erhoben sich saftige Hügel, ganz anders als die schroffen Erhebungen von Wales. Faszinierend. „Hallo, Sie waren aber schnell fertig.“ Smithsonian Alexander betrat den Raum und gesellte sich zu Daphne. „Ach“, winkte sie ab. „Ich habe aus dem letzten Mal dazugelernt und mich auf diesen Ritt durch das Flohnetzwerk und den ganzen Ruß eingestellt.“ Sie grinste. „Offenbar lag ich richtig.“ „Sehr offenbar.“ Er lachte entwaffnend und ihr fielen die Grübchen auf, die sich beim Lachen auf seinen Wangen zeigten. Außerdem hatten seine Augen einen angenehmen Braunton. Sympathisch, ja, das war er. „Ich habe gehört, Sie schreiben einen Reisebericht.“ „Genau. Für die ‚Hexe auf Reisen’.“ „Geschieht denn genug Spannendes dafür?“ „Ich finde schon.“ Jetzt schenkte Daphne ihrem Gesprächspartner ihre volle Aufmerksamkeit. „Die Walisischen Grünlinge waren doch äußerst beeindruckend! Und Wales hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Auch die Hebriden haben doch eine einzigartige Landschaft!“ Sie wies aus dem Fenster. „Und ich bin mir sicher, dass auch diese Drachen hier vollkommen faszinierend sein werden.“ „Sicher.“ Smithsonian winkte ab. „Sie sind wohl nicht allzu weit herumgekommen, aber…“ „Na und? Selbst jemand, der schon die ganze Welt bereist hat, sollte die Augen offen haben für die ganzen Wunder, die seine Heimat für ihn bereithält!“, entgegnete Daphne hitzig. Smithsonians Worte erinnerten sie gerade unangenehm an die Tiraden, die ihre Chefin Wednesday gerne von sich gab, wenn sie sich auf Reisen im Vereinigten Königreich und Irland beschränken musste. „Entschuldigen Sie. Ich wollte Ihnen nicht auf die Füße treten“, lenkte der ältere Mann schließlich ein. „Es ist nur… Ich hatte anderes von dieser Reise erwartet. Mehr… Action und weniger wissenschaftliches Gelaber.“ „Dann sollten Sie bei dem wissenschaftlichen Gelaber dringend einmal zuhören. Dann bekommen Sie nämlich ganz viel Spannung.“ Zur ihrer Rettung kam gerade Dean herein und winkte ihr zu. Daphne stand auf. „Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss noch etwas mit meinem Fotografen besprechen.“ Bebend vor Zorn über so viel Ignoranz und Arroganz marschierte sie zu Dean hinüber. „Hossa, verbrenn mich nicht mit deinem flammenden Blick.“ Daphne seufzte. „Kann man Dummheit und Ignoranz nicht abschaffen?“ „Ich glaube, das dürfte schwierig sein, weil das wenigstens die Hälfte der Menschheit das Leben kosten würde.“ Wider Willen musste Daphne lachen und so langsam verrauchte ihr Zorn. Nicht jeder konnte die Dinge so sehen wie sie. Und vielleicht war das eine Lektion, die sie lernen musste. Und möglicherweise war das etwas, das sie in ihrem Artikel auch ansprechen sollte. Leonard MacFusty, Mitte vierzig und Mitglied des MacFusty-Clans, erwartete sie auf dem Sitz der Familie. „Willkommen, willkommen“, begrüßte er die Reisegruppe jovial. Er trug eine knappe Kurzhaarfrisur und einige Brandnarben überzogen seine kräftigen Hände und sein Kinn. Diese hatte man offenbar mit magischer Hilfe nicht vollständig beseitigen können. Er führte die Gruppe durch den Familiensitz und erzählte ihnen allerlei Anekdoten über die Familie und ihr Verhältnis zu den Drachen. Er berichtete von Urgroßvater Ted, der einmal auf einem Hebriden geritten war und dann in den Tod stürzte, von Großtante Evania und dem Hebridenbaby und von seinem Vater Xavier, der den großen Hebridenzwischenfall nur mit viel Mühe, Glück und unter dem Preis seines rechten Armes verhindern konnte. Daphne machte sich einige Notizen, bis Leonard ihr nach einer kurzen Nachfrage anbot, ihr ein Exemplar des offiziellen MacFusty-Buchs über die Familie und die Drachen zu schenken. Natürlich hoffte er darauf, dass ihr Bericht seine Familie gut darstellen und ihr einiges an neuem Prestige bringen würde. Daphne war auch nicht abgeneigt, weil ihr die Familie und ihr Einsatz für die Drachen wirklich sympathisch waren. Noch während sie durch die Ahnengalerie schritten und MacFusty ihnen immer mehr über die Geschichte und die Traditionen seiner Familie erzählte, trat auf einmal einen hochgewachsene Frau mittleren Alters aus einer Seitentür herein und eilte zu dem Hausherren. Anhand der aktuellen Familienporträts, die sie in der Eingangshalle hatten bewundern können, identifizierte Daphne die Dame sofort als Melinda MacFusty, Ehefrau von Leonardo MacFusty. Neugierig sah sie zu, wie Mrs. MacFusty heftig auf ihren Ehemann einredete, dessen Augen sich weiteten und er zu ihr – oder vielmehr zu Charlie Weasley, der nur einen halben Meter neben ihr stand, herüber kam. „Mr. Weasley, wir brauchen Ihre Hilfe. Sie sind doch Drachenhüter und können fliegen?“ „Natürlich. Was ist passiert?“ „Ein Zwischenfall. Und wir brauchen… noch zwei Leute. Zwei allein sind zu wenig.“ MacFustys Blick huschte über die Reisegruppe. „Wen würden Sie empfehlen?“ „Mr. Alexander“, mischte sich Daphne ein, die alles gehört hatte. Charlie und MacFusty sahen sie verblüfft an. „Hey, er wollte mehr Action und das, was Sie da sagen, klingt nach mehr Action.“ MacFusty musste lachen. „Sie sind clever, Miss Greengrass.” Er hatte sich ihren Namen vermutlich nur gemerkt, weil sie die Reporterin in der Gruppe war. „Und die Nummer vier. Wunderbar.“ „Äh, Moment…“, protestierte Daphne, doch das ging bereits in geschäftiger Aktivität unter. „Mr. Alexander, kommen Sie bitte auch mit.“ MacFusty winkte dem Zauberer ihnen zu folgen und eilte davon. Smithsonian folgte ihm auf dem Fuße, Charlie auch. Letzterer blieb dann jedoch kurz stehen und fasste Daphne am Arm, um sie mitzuziehen. „Mitgefangen, mitgehangen, würde ich sagen“, flüsterte er ihr leise zu. „Scheint so. Halten Sie mir das nächste Mal den Mund zu, ja?“ Trotz des Lächelns von Charlie fühlte sich Daphne vollkommen unbehaglich. Zwischenfall auf MacFusty Manor konnte doch nur eins bedeuten: Es gab Ärger mit Drachen und darauf war sie nun wirklich nicht vorbereitet. MacFusty führte sie in einen Raum, der vor Ausrüstungsmaterial nur so strotzte. „Ziehen Sie einen feuerfesten Umhang über. Besser eine Nummer zu groß als zu klein. Größere Umhänge schützen mehr von Ihrem Körper. Und ziehen Sie feuerfeste Schuhe an.“ So wie MacFusty kommandierte, konnte sich Daphne gut vorstellen, dass in seiner Familie auch noch ein paar Generäle versteckt waren, von denen er noch nicht berichtet hatte. Fluchend über ihre Dummheit und ihre vorlaute Klappe griff sie einen Umhang und zog ihn sich über den Kopf. „Binde ihn fest zu“, erklärte ihr Charlie und zog ihr die Kapuze über den Kopf. Beklommen nickte sie. Dann waren die Schuhe an der Reihe. „Sie können doch alle mit einem Besen fliegen, oder?“, fragte MacFusty in diesem Augenblick, als wenn ihm diese Sache gerade erst eingefallen war. „Ja.“ Charlie nickte knapp. Daphne brachte noch nicht einmal einen Ton heraus und nickte nur stumm. Sie hatte sogar während ihrer Schulzeit mal kurz Quidditch als Jägerin im Slytherinteam gespielt, bis ihr das Imponiergehabe der Jungs – besonders von Draco Malfoy – einfach zu doof geworden war. „Quidditchspieler im Slytherinteam 1964“, tönte Smithsonian in diesem Augenblick. Er hatte seinen Umhang nachlässig zugebunden und schnappte sich jetzt einen Besen. MacFusty warf Charlie und Daphne einen langen Blick zu und zuckte dann mit den Schultern. Offenbar hatte er es häufiger mit sich selbst überschätzenden Idioten zu tun. Die Schuhe waren Daphne eine Nummer zu groß, aber da sie sie sehr eng geschnürt hatte, ging das schon. Sie stand mit zitternden Knien auf und ließ sich von MacFusty einen Besen geben. „Bleiben Sie zwischen mir und Weasley“, wies er sie an und sie hatte auch vor, genau das zu beherzigen. „Also“, sprach er dann deutlich lauter zu ihnen allen. „Nummer 15 ist auf dem Weg zur Isle of Skye, genauer gesagt hält er direkt auf Dunvegan Castle zu – und dort sind Muggel unterwegs! Wir müssen also Nummer 15 von seinem Vorhaben abbringen und das am besten noch, solange er über dem Meer unterwegs ist. Wir werden blaue Funken einsetzen, um ihn zurückzutreiben. Können Sie alle blaue Funken zaubern?“ Zur Bestätigung zuckten drei Bogen an blauen Funken durch den Raum. „Wunderbar. Zeit zu fliegen!“ MacFusty stieß die Tür zu einem großen Balkon auf, trat hinaus, schwang sich auf seinen Besen und war auch schon in der Luft. Daphne folgte ihm mit zittrigen Händen und weichen Knien. Auf was hatte sie sich hier nur eingelassen? Reporter sollten beobachten und sich nicht mitten im Geschehen befinden! Das war keine gute Idee! Überhaupt keine! Und dennoch stieß sie sich jetzt kraftvoll ab und folgte den anderen. Denn sie wusste auch, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. MacFusty führte ihre kleine Gruppe an. Links hinter ihm hielt sich Daphne, links von ihr war Charlie und irgendwo ganz rechts sauste Smithsonian entlang. Ihre Konzentration versuchte Daphne allein auf den Flug zu konzentrieren, aber so ganz konnte sie doch nicht verhindern, dass sie an das dachte, was vor ihnen lag. Einen Drachen zurücktreiben. Bei Merlin! „Keine Angst, du bist ja nicht alleine!“, rief Charlie in diesem Augenblick zu ihr hinüber. Dass man ihr die Angst ansah, war kein gutes Zeichen, aber Daphne war gleichzeitig auch überhaupt nicht danach, irgendetwas Großartiges darauf zu erwidern, das ihre Angst widerlegte. So zog sie nur eine Grimasse, die eigentlich ein Lächeln hatte werden sollen. „Da vorne!“, rief MacFusty schließlich und Daphne wusste nicht so genau, ob sie darüber erleichtert sein sollte. Sie verhielten ihre Besen und in knapp zehn Meter Entfernung konnten die den mächtigen Schwarzen Hebriden auf sie zufliegen sehen. „Bei Merlin…“, entfuhr es Daphne leise. Aus solcher Nähe sah dieser Drache noch weitaus bedrohlicher und beeindruckender aus, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Die schwarzen, rauen und scharfkantigen Schuppen, die funkelnden roten Augen und die spitze Kammlinie auf seinem Rücken trugen neben seiner Größe ihr Übriges dazu bei. Und dazu kam noch das Wissen, dass die Schwarzen Hebriden als recht angriffslustig und aggressiv galten… „Also, blaue Funken sprühen und direkt auf ihn zufliegen. Und denkt ja daran, rechtzeitig den Flammen auszuweichen. Die Besen sind feuerfest, um die braucht ihr euch keine Gedanken zu machen!“ Na super. Über dem Meer flambiert werden. Das waren ja großartig Aussichten. Für einen winzigen Augenblick zog es Daphne in Erwägung, den drei Herren diese Aufgabe zu überlassen, aber dann gab sie sich doch einen Ruck und lehnte sich nach vorne, damit der Besen beschleunigte. Sie war hier, also würde sie auch ihr Bestes geben! Das war doch das Mindeste. Im Nachhinein konnte sie sich nur noch daran erinnern, dass sie geflogen war und gezaubert hatte. Beides irgendwie gleichzeitig und dabei hatte sie versucht, nicht auf einmal in Flammen zu stehen – denn der Drache zeigte sich wie erwartet wenig begeistert über ihre Einmischung in sein Flugverhalten – oder mit einem ihrer Gefährten zusammenzustoßen. Rechts, links, links, rechts, Schraube, weiter Bogen, abtauschen, hochreißen… Alles schien irgendwann nur noch eine einzige fließende Bewegung zu sein und ihre gesamte Welt auszufüllen. Umso überraschender war es, als MacFusty irgendwann rief: „Er fliegt zurück! Wir haben es geschafft!“ Auf dem Rückweg, den sie antraten, nachdem sich MacFusty versichert hatte, dass der abenteuerlustige Drache heute keinen Unsinn mehr machen würde, konnte sich Daphne kaum noch auf dem Besen halten. Sogar dem vorher recht vorlauten und überheblichen Smithsonian Alexander hatte es die Sprache verschlagen und das war gut so, fand Daphne. Sein arrogantes Gehabe hätte sie jetzt schwerlich ertragen können. „Gut gemacht.“ Charlie hatte sich neben sie gesellt und lächelte ihr zu. Daphne winkte ab. „Das waren wir alle.“ „Sicher. Aber du warst dennoch gut.“ Er zögerte einen Moment. „Ich denke, nach so einem Erlebnis können wir uns duzen, oder nicht?“ „Doch, klar.“ Jetzt gelang ihr ein Lächeln, das nicht nur erleichtert wirkte. „Warum ist unser Held da drüben eigentlich so wortkarg?“, meinte sie schließlich und deutete auf Smithsonian, der bisher weiterhin geschwiegen hatte. „Könnte damit zusammenhängen, dass du ihm zweimal den Hals gerettet hast und ihm das auf sein männliches Ego geschlagen hat.“ „So?“ Daphne erinnerte sich daran überhaupt nicht. Aber all das, was vorhin geschehen war, war in ihrem Kopf nur noch ein verschwommener Film. Daher zuckte sie nur mit den Schultern und beließ es dabei. „Deine Haare sind angesengt.“ „So?“ Sie mochte es zwar nicht, sich zu wiederholen, aber etwas anderes fiel ihr dazu nicht ein. „Dann werde ich sie eben etwas kürzen. Die Welt geht davon ja nicht unter.“ Jetzt musste Charlie lachen. Daphne quittierte das nur mit einem kurzen Seitenblick und konzentrierte sich dann lieber darauf, auf ihrem Besen zu bleiben und nicht doch noch einen Freiflug Richtung Boden zu bekommen. Sie wurden in den Gästezimmern von MacFusty Manor untergebracht und auch gleich zum Abendessen eingeladen. Und da MacFusty darauf bestand, keinen Unterschied zu den anderen Mitgliedern ihrer Reisegruppe zu machen, wurden auch diese kurzerhand umquartiert. So saß Daphne jetzt auf einem riesigen Himmelbett, cremte sich ihre müden Beine ein und versuchte, den Kopf stillzuhalten, damit Dean die verbrannten Haarspitzen möglichst gerade abschneiden konnte. „Bei Merlin, du auf einem Besen gegen einen Drachen! Das kann ich mir immer noch nicht vorstellen!“ Das waren die zwei Sätze, die er seit zwei Stunden wiederholte und Daphne konnte ihm das absolut nicht übel nehmen. Ihr ging es ja absolut genauso. Sie hatte ihm zwar so gut und genau wie möglich geschildert, was geschehen war und dass sie irgendwie gar nicht mehr hatte aussteigen können, doch es fiel ihm noch immer schwer zu glauben. „Du glaubst nicht, wie froh ich bin, hier zu sitzen.“ Sie seufzte leise. „Und ich freue mich auf das Essen! Ich habe einen Bärenhunger!“ Dean lachte. „Und wenn ich hier fertig bin, wirst du dich mit Sicherheit auf einen Friseur freuen.“ Daraufhin entfuhr Daphne ein tiefer Seufzer. „Weißt du, was Wednesday zu mir gesagt hat, als sie mir den Auftrag gegeben hat? Dass ich mir meine Haare abschneiden lassen sollte. Ich schätze, das sollte ich ernsthaft in Erwägung ziehen.“ Da sie nahezu den gesamten Nachmittag unterwegs gewesen waren, wurde ein recht frühes Abendessen für die wackeren Helden und den Rest der Reisegruppe sowie des MacFusty-Clans gereicht. Jedenfalls für den Teil des Clans, der nicht gerade in Sachen Drachenbetreuung sowie -überwachung auf den Inseln unterwegs war. Das bedeutete, dass neben Leonard und Melinda MacFusty ihnen auch Leonards Eltern Darwinia und Alwin MacFusty sowie deren sechsjährige Großnichte Leonida Gesellschaft leisteten. Merlin sei es gedankt, besaßen Zaubererreisetaschen eine nicht zu unterschätzende Größe, sodass jeder etwas Passendes für die Gelegenheit zum Anziehen dabei hatte. Auch wenn sich der eine oder andere nach den letzten Tagen in den robusten Jeans und Umhängen in dem feinen Zwirn nicht so recht wohlzufühlen schien. Daphne fühlte sich jedenfalls so und überlegte gerade, ob sie diesen Eindruck nur auf einige Mitglieder ihrer Reisegruppe übertrug oder ob sie diese Sache gerade wirklich beobachtete. Sie zupfte an den Trägern ihres Kleides und ließ dann schließlich verlegen die Finger sinken. Was auch immer sie tat, es würde nicht dafür sorgen, dass ihr behaglicher wurde. Wenigstens sahen ihre Haare heute einmal nicht katastrophal aus, da sie sie schlichtweg hochgesteckt hatte. Sie würde sich in dem nächsten größeren Ort, den sie besuchten, auf jeden Fall einen Friseur suchen müssen. Dann war dieses Problem endlich behoben und konnte sie nicht mehr nerven. „Du siehst bezaubernd aus.“ Charlies Stimme ließ sie aufblicken. „Oh, danke.“ Sie lächelte den Drachenexperten strahlend an, was dafür sorgte, dass sich sein Lächeln noch mehr vertiefte. „Haare gerettet?“, erkundigte er sich mit einer kurzen Kopfbewegung hin zu ihrer Frisur. „Sobald ich bei einem Friseur war.“ Daphne schüttelte lachend den Kopf. „Aber die Welt ist davon nicht untergegangen.“ „Was erstaunlich ist für eine junge Frau.“ „Wieso?“ „Selbst meine Schwester Ginny, die mit unseren Brüdern Fred und George so einiges durchgemacht hat, wäre ausgeflippt, wenn es ihre Haare erwischt hätte“, erklärte Charlie. „Und sie ist wirklich mehr wie ein Junge denn wie ein Mädchen aufgewachsen. Ein kleines Püppchen wäre bei uns vermutlich vollkommen untergegangen.“ „Püppchen, mhm?“ Daphne zog eine Augenbraue hoch. „Nein, ich meinte nicht, dass du…“ Charlie brach ab und fuhr sich durch die Haare. „Schon klar“, erlöste sie ihn großmütig aus seiner Verlegenheit. Irgendwie gefiel es ihr, dass er in ihrer Gegenwart wohl ein klein wenig nervös war. Das bedeutete wohl, dass er sie mochte. „Wie bist du überhaupt dazu gekommen, dich mit Drachen zu befassen?“, erkundigte sich Daphne und brachte das Gespräch damit auf ein Thema, das sie sehr interessierte. Charlie wusste viel über Drachen und befasste sich mit vollen Herzen und voller Seele mit ihnen. Das war, wie Daphne fand, schon einiges, was sie über Charlie wusste, aber sie wollte gerne noch etwas mehr erfahren. Und außerdem fand sie die Drachen mittlerweile äußerst spannend, auch wenn sie ihnen nicht unbedingt noch einmal so nahe kommen wollte wie heute. Aufmerksam lauschte Daphne Charlies Schilderungen und spürte, dass es ihm mit seinen Worten gelang die gleiche Begeisterung für diese magischen Tiere in ihr zu wecken, die wohl auch er verspürte. Es war wirklich erstaunlich, dass er für diese Vorliebe die Möglichkeit hatte sausen lassen, als Sucher Profiquidditch zu betreiben. Und dennoch konnte sie es sehr gut verstehen. Dank ihrer guten Verbindungen hatte sie nach ihrem Hogwartsabschluss auch beim ‚Tagespropheten’ angefangen können, doch das war es einfach nicht, was sie tun wollte. Sie wollte reisen, darüber berichten und damit ihr Geld verdienen. Unwillkürlich musste sie lächeln. Eigentlich waren Charlie und sie sich doch ein wenig ähnlich. Als der erste Gang aufgetragen wurde – eine herrliche Kürbiscremesuppe, die bei Daphne jedoch nur wenig Begeisterung hervorrief, da sie seit Hogwarts Kürbisse über hatte –, fiel ihr auf, dass Charlies Ärmel hochgerutscht war und auf dem Unterarm eine große Brandnarbe enthüllte. Im ersten Augenblick erschrak sie über diesen Anblick. „Entschuldige.“ Charlies Lächeln wirkte, da er ihre Reaktion bemerkt hatte, schlagartig gequält und er wollte den Ärmel wieder hinunterschieben. „Nein. Mir tut es Leid.“ Impulsiv legte Daphne ihre Hand auf seine. „Es wäre naiv zu glauben, dass deine Arbeit mit den Drachen keine Spuren hinterlässt. Ich war nur überrascht.“ Diese Überraschung hatte jetzt offenkundig Charlie erreicht und das erste Mal erlebte Daphne, wie ein erwachsener Mann ihretwegen rot wurde. Danach gewann ihr Gespräch noch an Vertrautheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)