Ein neues gemeinsames Leben? von Reita_Seme (UruhaXRei UruhaXTora) ================================================================================ Prolog: My new life ------------------- „Akira! Nun komm endlich, du musst zur Schule!“ Meine Mutter stand am unteren Ende der Treppe und schrie wie jeden Morgen, dass ich doch endlich schneller machen solle. Jeden Morgen dasselbe Theater, seit 2 Jahren ist es Alltag für mich. Vor 2 Jahren hat sich unsere Beziehung drastisch verschlechtert. Zum einem Teil bin ich daran schuld, da ich nicht regelmäßig zur Schule gehe und nur noch schlechte Noten bekomme. Aber HEY, ich bin immer versetzt worden und das soll schon etwas heißen. Hauptsächlich ist aber meine Mutter schuld. Sie sitzt nur noch unten im Wohnzimmer, mit einer Flasche Bier in der Hand und schaut irgendwelche Talk- Shows. Sie vegetiert vor sich hin. Damals, als mein Vater noch keinen Autounfall hatte und wir noch Geld und ein Haus besaßen, war meine Mutter ganz anders. Eine schöne, schlanke Frau, die sich sogar zum Frühstück schminkte und Kleider trug. Man würde sie nicht wiedererkennen wenn man sie seitdem nicht mehr gesehen hätte. Ich schäme mich für sie, ich gebe es zu. Heute ist mein erster Schultag an meiner neuen Schule, um genau zu sein ist es die dritte Schule in zwei Jahren. Jedes Mal dasselbe, meine Mutter verliebt sich in einen neuen Typen und wir ziehen zu ihm. Es ist ja vollkommen egal das sie sich gerade mal zwei Wochen kennen oder das sich der eigene Sohn schonwieder an eine neue Schule gewöhnen muss, hauptsache sie können zusammen den ganzen Tag vor sich hinvegetieren. Nicht, dass ich die Schulwechsel schlimm finden würde, ganz im Gegenteil, ich freu mich schon immer auf den nächsten. Ich wurde nicht besonders gern gesehen an meinen alten Schulen, ich wusste nie was meine Mitschüler gegen mich hatten aber sie sahen mich immer als potenzielles Mobbing – Opfer. Täglich wurde ich beklaut, beschimpft, getreten und ausgelacht, jedes Mal habe ich geheult und es über mich ergehen lassen. Doch diesmal habe ich mir geschworen, dass an dieser Schule in Tokyo alles anders wird. Der nette, höfliche Akira ist „Geschichte“. Ich lass das nicht mehr mit mir machen. Ich suche mir nicht mehr krampfhaft Freunde die ich dann doch nicht finde. Ich hatte nie wirklich Freunde, da es für mich unmöglich war herauszufinden ob ihre freundlichen Gesten ernst gemeint waren oder sie mich doch nur wieder verarschen wollten (meistens war es das letztere). Aber das ist vorbei, das habe ich mir geschworen. Es gab keinen besseren Zeitpunkt für einen vollständigen Imagewechsel. Die langweiligen schwarzen Haaren und vor allem die Klamotten mussten verändert werden. Es hat Wochen gedauert bis ich zufrieden war aber es hat sich gelohnt. „Akira! Ich komm gleich hoch und dann zerre ich dich zu dieser beschissenen Schule!“ „Ja! Ich komme gleich!“ Um das Bild abzurunden, zupfe ich die nochmal die Haaren und Klamotten zu Recht, soviel Zeit muss sein. Ein letzter Blick in den Spiegel. Meine Augen wanderten über meinen ganzen Körper, von den Füßen bis hin zum Gesicht. Mit den Fingern strich ich über mein Kinn, über die Wangenknochen bis hin zur Nase. Ja, meine Nase. Ich hasse sie. Sie ist zwar nichts besonderes, sieht aus wie eine einfache gewöhnliche Nase, die jeder andere auch hat aber das hässliche an ihr war, das sich über den Nasenrücken eine langgezogene Narbe zieht. Sie war damals viel breiter und tiefer. Mittlerweile ist sie nur noch hauchdünn aber die Erinnerung, wie diese zustande gekommen ist, verfolgt mich immer noch. Tränen traten mir in den Augen. Akira! Jetzt nicht! Reiß dich zusammen, sonst verläuft noch dein Kajal, dann kannst du nochmal von vorne anfangen und du kommst sicher zu spät zur Schule. Mir kam eine Idee, ich sah mich im ganzen Zimmer um und wühlte in jeder Schublade. Irgendwo muss es doch sein. „Ach da bist du! Ich wusste doch das du mal zu gebrauchen bist!“ Wieder stellte ich mich vorm Spiegel, legte das Stück Stoff über meine Nase und band es hinter den Ohren zu. Erneut beäugte ich mich. Bisschen übertrieben aber trotzdem gut. So lass ich es. Zufrieden mit mir selbst wollte ich nun nach unten gehen, nicht das meine Mutter noch ein Herzinfarkt bekommt. Doch prompt sprang meine Zimmertür auf und der neue Lover meiner Mutter stand im Türrahmen, hinter ihm meine Mutter. „Sag mal wo- Akira? Wie siehst du denn aus? Willst am Bahnhof anschaffen gehen oder was?“, der kleine alte Mann fing an zu glucksen und das Gesicht lief rot an vor Lachen. Er ist immer bedacht darauf das alles seine Ordnung hat, alles muss perfekt bei ihm sein, genauso wie ich nun perfekt sein muss. Wenn er auf die Straße geht trägt er grundsätzlich einen Anzug, damit auch alle Leute dachten, dass er ein hohes Tier ist. Im tatsächlichen Leben hat er nie ein Job länger als 3 Monate gehabt. Er war ein wirklich widerlicher Mann. Seine Blicke sprachen Bände und so wie er mich manchmal anguckt, könnte man behaupten, dass er ein bisschen pädophil ist. „Ich wollte doch gerade runterkommen, macht doch nicht immer solchen Stress am frühen Morgen“, provokant ging ich an den beiden vorbei und bekam nebenbei noch eine Ohrfeige von meiner Mutter – auch nichts besonderes mehr -, die irgendwas von „So gehst du mir nicht aus den Haus“ laberte. Ich ging einfach weiter, ohne noch ein Kommentar abzugeben, nach unten und schulterte meine Schultasche, die unten an der Haustür stand. Ein flüchtigen Blick zum Spiegel und dann ging ich los zu meiner neuen Schule. Heute fängt mein neues Leben an! An einer neuen Schule, in einer neuen Stadt und mit einen neuen Namen: Reita! Kapitel 1: Fahrräder und Punks vertragen sich nicht --------------------------------------------------- „Aus dem Weg da vorne!“ Der ahnungslose unbeteiligte Passant, der sich zu seinem Unglück grade auf dem Gehweg befand, machte unsanfte Bekanntschaft mit einem Fahrradlenker, der ihn streifte. „Verzeihung!“ Der Junge auf dem Fahrrad wandte sich zu dem verdatterten Mittvierziger um, der völlig die Orientierung verloren zu haben schien, radelte aber unbeirrt weiter. „Noch fünf Minuten bis zur Stunde.“ Wie sollte er das noch rechtzeitig schaffen? Das war ihm echt noch nie passiert. Leicht in Panik, zuckten die braunen Augen von links nach rechts, als suchten sie eine Abkürzung. Uruha hatte heute Morgen zum ersten Mal in seinem Leben verschlafen und prompt die letzte Bahn verpasst, weshalb er sich jetzt durch den Stoßverkehr Tokyos kämpfen musste. Warum nur bedachte das Schicksal ihn immer mit solchen Aktionen, und das alles auch noch so früh morgens. Die braun-blonden haare flatterten im Fahrtwind, während sich zwischen den Fußgängern hindurch schlängelte. Er durfte einfach nicht zu spät sein. Das ging einfach mal überhaupt nicht, schon gar nicht bei ihrem Klassenlehrer, der für seine Strenge bekannt war. Wie ein Geistesgestörter erreichte er schweratmend den Park und konnte endlich einen etwas verlasseneren Weg wählen. Der Park war früh morgens fast immer leer, da alle nur so schnell wie möglich zur Arbeit wollten und keine Zeit hatten zwischen ihrem zweiten Kaffee und der Fahrt mit der Bahn noch eine kurze Pause hier einzulegen. Manchmal hasste er die Großstadt echt und wünschte sich draußen auf einem der Dörfer zu leben, wo es nicht so viel Trubel gab. Andererseits müsste er dann zum Shoppen wirklich ewig lange mit dem Zug fahren. Sein Blick hellte sich auf als er in einiger Entfernung zwischen den Häusern endlich das Schulgebäude ausmachen konnte. Vielleicht würde er es doch noch schaffen. Dann konnte er sich das Nachsitzen sparen und würde nachmittags doch noch mit seinen Freunden zum Shoppen gehen können. KRACH Der steinharte gepflasterte Parkweg holte ihn wieder in die Realität zurück. Ächzend stemmte er sich auf die Arme. Was war passiert? Sein Rad lag schräg neben ihm etwas lädiert am Boden. Kurz wurde ihm schwindelig, als er versuchte sich wieder aufzurichten. Wer oder was hatte ihn da vom Rad gefegt? Uruha konnte ein Stöhnen hinter sich vernehmen und quälte sich in eine sitzende Position. „Sag mal hast du keine Augen im Kopf?“ Als er sich umdrehte erblickte er einen Jungen ungefähr in seinem Alter soweit er das sagen konnte. Merkwürdiger Kerl, fand er. Was fiel diesem Punk eigentlich ein hier auf dem Weg rumzulungern und dann nicht mal aufzupassen. Wütend funkelte er den anderen an, der sich von dem Zusammenstoß noch nicht ganz erholt hatte. „Ist auch egal, tut mir Leid, aber ich muss weiter.“ Er lies den anderen einfach am Boden sitzen, schwang sich auf sein Rad, das zum Glück noch funktionstüchtig war, und war auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Ein paar rote Ampeln später, hechtete der Zuspätkommer dann endlich durch die Klassenzimmertüre. Zum Glück war der Lehrer noch nicht da. Völlig entnervt lies der Braunhaarige sich auf seinen Platz fallen und knallte die Schultasche gleich daneben. „Was ist denn mit dir los? Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, Uru-chan?“ Grinsend sah ihm sein bester Freund entgegen, der lässig über seinem Stuhl lehnte. Tora war ein ganz spezieller Fall, normalerweise ziemlich besitzergreifend und unnahbar, aber er mochte ihn irgendwie. Er und Miyavi waren seine beiden besten Freunde, obwohl ihn eigentlich alle anhimmelten und er dutzende Freunde haben könnte, war es grade mit diesen beiden etwas Besonderes. „Nein, alles in Ordnung. Bin nur etwas spät hochgekommen, aber das kennst du ja.“ Sonst war Tora meistens derjenige, der irgendwann noch der ersten halben Stunde plötzlich das Klassenzimmer stürmte, bevor ihn der Lehrer dann prompt vor die Tür stellte. Warum er immer so spät aufkreuzte wusste niemand, aber Uruha konnte sich denken, dass sein Freund es einfach nicht durchhielt, wenn er den Abend vorher immer bis weit in die Nacht noch irgendwo mit irgendwelchen Leuten unterwegs war. Meistens war Uruha selbst auch mit dabei, aber verzog sich meistens noch vor Mitternacht, um morgens überhaupt die Augen auf zu kriegen. Schmollend wandte Tora sich ab und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Das Türknallen kündigte die Ankunft des Lehrers an, der einen Stapel Bücher geräuschvoll auf den Tisch prallen lies. „So ich hoffe jetzt sind alle wach…“ Die ersten lagen mit den Köpfen nämlich schon wieder auf der Bank, bevor der Unterricht überhaupt angefangen hatte und das würde sich die Stunde auch nicht ändern. An dieses Bild hatte man sich längst gewöhnt. „Bevor wir mit dem Unterricht anfangen, möchte ich euch einen neuen Mitschüler von euch vorstellen. Er ist grade neu hergezogen, also seid bitte alle besonders nett zu ihm.“ Das erklärte warum der Lehrer so spät gewesen war. Der Lehrer öffnete die Klassenzimmertür und schien mit jemandem zu sprechen. Einige Sekunden passierte gar nichts, doch dann betrat der Neue endlich den Raum. Uruha wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. Das konnte doch nicht wahr sein! Mit großen Augen beobachtete er die Gestalt, die sich durch die Tür schleppte. Das war doch dieser Junge von heute morgen, den er über den Haufen geradelt hatte. Wenn das rauskommen würde, wär er geliefert. Nicht das der auch noch eine Entschuldigung erwartet, obwohl er doch nicht aufgepasst hat. Tu einfach so als wenn du ihn nicht kennen würdest. Schnell schaute möglichst desinteressiert aus dem Fenster und versuchte sich ja nichts anmerken zu lassen. Solange er keine Aufmerksamkeit erregte, würde auch nichts weiter passieren. „Stellst du dich bitte der Klasse vor?“, fragte der Lehrer und wandte sich an den Neuen. Der schien ihm aber gar nicht richtig zugehört zu haben, da eine Weile Ruhe herrschte, bevor eine gelangweilte stimme so viel wie: „Reita“, murmelte. Uruhas Augen blitzten kurz zu dem Blonden hinüber. Was war denn das bitte für ein Name? Und auch den Lehrer schien es zu wundern, denn er stockte kurz und blickte den Neuen irritiert an. „Moment! In meinen Aufzeichnungen steht du heißt Suzuki Akira.“ Völlig verwirrt stammelte er noch irgendetwas und wies diesen Reita, oder wie auch immer der komische Kerl jetzt hieß, an sich auf den freien Platz neben ihn zu setzen. Moment! NEBEN ihn? „Achja, unser Schülersprecher Takashima wird dir nachher noch die schule zeigen und falls du Fragen hast kannst du dich an ihn wenden.“ Uruha hatte Mühe nicht vom Stuhl zu rutschen. Verdammt! Mit einem gezwungenen lächeln auf den Lippen winkte er Reita zu sich rüber. Warum musste er auch ausgerechnet Schülersprecher sein? Hilfesuchend wollte er sich an Tora wenden, der aber schon im allgemeinen Unterrichtskoma lag und nur noch leise schnarchende Geräusche von sich gab. Der hat nichts mitbekommen, oder? Immer das gleiche, wenn man diesen Typen braucht ist er nicht da oder er schläft. Dieser Tag konnte gar nichts mehr besser werden. Reita schien sich zum Glück nicht so sehr für ihn zu interessieren und lies sich auf den Platz neben ihn fallen. Die ganze Stunde über herrschte eisernes Schweigen in der hinteren Reihe. Uruha hatte die Nase gestrichen voll und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Dieser Kerl neben ihm machte ihn nervös, aber warum? Unbemerkt, wie Uru es schien, musterte er Akira. Komischer Kerl. Was soll eigentlich dieses Stück Stoff in sein Gesicht? Ist er denn so hässlich ohne das Teil? Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf Uruhas Gesicht ohne zu bemerken, dass er längst beim spannern erwischt wurde. „Ist irgendwas?“ „Hm. Nein. Nein. Ich- Egal.“ Mit einer leichten Rötung um die Nase wendete Uruha sich von der peinlichen Situation ab. Gleich nach dem Klingeln zerrte er den blonden Punk mit nach draußen in den Gang. Immer noch so aufgesetzt lächelnd quasselte Uruha ununterbrochen von der Geschichte der schule, dem Schulhaus, den einzelnen Klassenzimmern und Räumen, und was halt alles noch wichtig war. Dabei redete er ohne Punkt und Komma, als wenn er einen Wettbewerb gewinnen wollte, wie schnell er Reita ab gefrühstückt haben würde. Einige Male setzte der Blonde zum Reden an, kam aber nicht über das erste Wort hinaus, bevor Uruha auch schon weiterquasselte wie ein kaputtes Tonband. Uruha hatte ein sehr gut durchdachten Plan: Wenn der Neue nicht zu Wort kommt, dann muss er sich auch nicht für heut Morgen entschuldigen. Je schneller er den Neuen los war umso besser. Wo war Tora wenn man ihn mal brauchte? Sonst wuselte der doch immer um ihn herum. Sein Freund kam dann tatsächlich auch um die Ecke geschossen. „Uru-chan!“ Fröhlich winkte er ihm zu, bemerkte dann auch endlich den Störenfried neben ihm. „Hey…wer bist du denn? Ach warte, der Neue. Sag mal kennen wir uns nicht?“ Tora kniff die Augen zusammen und ging einmal um Reita herum. „Sagte der Lehrer nicht Suzuki? Woher kommst du eigentlich?“ Reita zog eine Augenbraue hoch und musterte Tora so wie er ihn gemustert hatte. „Das geht dich gar nichts an.“ Uruha sah zwischen den beiden hin und her. Das wird gleich Ärger geben, wenn Tora einmal in Fahrt kommt ist er nicht mehr zu stoppen. Tora blickte den Neuen überrascht an und wollte schon zur Antwort ansetzen. „Jetzt reicht es aber! Komm lass uns weiter.“ Je schneller er ihm alles gezeigt hatte desto schneller wäre er ihn wieder los, und er hatte im Moment keine Zeit für dieses Kindergetue. Tora blieb fassungslos zurück und sah den beiden argwöhnisch nach. „Was sollte das denn? Magst du den Kerl etwa Uruha?“ Warum würde er sonst mit diesem Kerl alleine sein wollen und ihn hier so stehen lassen? Uruha zog sein lästiges Anhängsel derweil zur letzten Sehenswürdigkeit: dem Sportplatz. „So da wären wir denn. Also wenn du noch Fragen hast kannst du dich gerne an mich wenden.“ Reita schaute ihn immer noch so seltsam an. „Sag mal…kenn ich dich nicht?“ seit heute Morgen war ihm irgendwie komisch, seit er diesen Unfall gehabt hatte. Er konnte sich bloß nicht mehr so genau an den Typen erinnern, der ihn über den Haufen gefahren hatte. Woran dachte dieser Kerl nur grade? Hoffentlich nicht an diesen peinlichen Zwischenfall von heute Morgen. Eine bedrückende Stille breitete sich zwischen ihnen aus. „Na dann…ich geh dann mal. Die Schule ist eh bald aus. Die letzten beiden Stunden fallen heute aus.“ Er drehte sich von seinem Schützling weg. Grade wollte er sich erleichtert davonmachen, da hörte er eine knurrige Stimme hinter sich. „Sag mal…bist du nicht der Typ der mich heute Morgen umgekübelt hat?“ Uruha erstarrte und drehte sich langsam zu Reita um, der ihn böse anfunkelte. Das konnte doch nicht sein? Womit hatte er dieses Schicksal nur verdient? Jetzt hatte dieser Kerl ihn doch noch entlarvt und er konnte nichts dagegen tun. Entschuldigen oder es zugeben würde er es trotzdem niemals, sollte es ihm doch erst mal jemand beweisen, dass er das von heute Morgen war. „Ach Quatsch! Ich kenne dich gar nicht. Wenn du Ärger willst versuch es bei einem anderen.“ Doch Reita ließ sich so leicht nicht abwimmeln. Der Blonde klebte ihm wie eine lästige Fliege an den Hacken. Immer wieder nervte er ihn damit, dass er ihn angeblich angefahren hatte. Völlig entnervt suchte Uruha in der Kantine Schutz. Und tatsächlich verschwand Reita auf einmal hinter ihm. Verwirrt drehte er sich einmal um sich selbst, bevor er sich zu Tora an den Tisch setzte. Wo war er denn auf einmal hin? Und warum hatte er die Verfolgung hier aufgegeben? Naja das konnte ihm auch egal sein. „Na wo hast denn deinen neuen Lover gelassen? Wolltest ja ziemlich schnell wieder mit ihm alleine sein.“ Tora stocherte gefährlich in seinen Erbsen rum und guckte Uruha nicht an, trotzdem merkte man dass er ziemlich angesäuert war. „Mein Lover? Was meinst du?“ einige Sekunden verstrichen ohne dass jemand etwas sagte bis Tora plötzlich aufstand und wegging. „Viel Spaß dir noch! Sehen uns Morgen!“ Uruha war sprachlos. Er hatte Tora noch nie so eifersüchtig gesehen. Klar, Tora wollte immer was von ihm, aber so hat er noch nie auf einen anderen Kerl reagiert. „Irgendwie süß“, Uruha grinste. Reita blieb die ganze Stunde verschwunden, die er mit dem Mittag verbrachte. Erst später, als er das Schulgebäude verließ, fiel ihm der blonde gegelte Haarschopf wieder auf. Reita machte sich an seinem Fahrrad zu schaffen, das er heute Morgen so gedankenlos an den Fahrradständern abgestellt hatte. „Hey du! Lass mein Fahrrad zufrieden!“ Uruha stürmte hastig zu seinem Fahrrad hin und packte Reita an der Schulter. „Sag mal, was tust du da? Lass deine Finder von meinem Fahrrad!!“ Leicht irritiert guckte Reita zu den Braunhaarigen auf und schlug seine Hand von der Schulter weg. „Dein Fahrrad? Bisschen kaputt oder? Sieht so aus als hättest du vor geraumer Zeit jemanden übergekasselt. Seltsam, irgendwie passt das alles zusammen!“ Uruha wusste nicht was er dazu sagen sollte. Ihm fiel einfach keine Ausrede mehr ein. Sollte er es einfach zugeben? Sollte der beliebteste Schüler an der Schule sich bei einem Neuen entschuldigen, der auch noch so komisch aussah. Nein, niemals. Diese Genugtuung würde er diesem Kerl nicht geben. „Weißt du was?! Ich bin so ein Typen, wie dir keine Rechenschaft schuldig. Also tu mir ein Gefallen und lass deine Griffel von meinen Fahrrad!“ Langsam stand Reita aus seiner Hockposition auf und stand nun ganz dicht vor Uruha. Nur wenige Zentimeter trennten beide voneinander. Uruha bekam plötzlich ein seltsames Gefühl im Magen als er den Atem seinem Gegenüber spüren konnte. „Hey! Kann ich dir helfen Uru- Chan?“ Tora kam langsam auf die beiden zugeschlendert, immer den Neuen im Auge habend. Uruha sah ein wenig eingeschüchtert aus, da der Blonde immer noch so ruhig auf ihn hinabsah. „Nein, du musst ihn nicht helfen. Ich glaub heute passiert hier eh nicht mehr viel. Bisschen nervös der Kleine.“ Reita strich Uruha sanft über die Wange und grinste leicht als er diesen erröten sah. Doch dann dreht dieser sich um und ging Richtung Bus, der mittlerweile schon die Schüler einsteigen ließ. „Alles okay Ruha?“ Tora sah den Kleineren prüfend an, denn sonst war es gar nicht die Art von ihm, so eine Anmache ohne Reaktion zu belassen. „Ja ist alles gut. Lass uns in den Bus einsteigen, sonst fährt der noch ohne uns los.“ Uruha ging voraus und ein leicht verwirrter Tora ging ihm brav hinterher in den Bus und beide setzten sich in der Mitte nebeneinander. Die Fahrt verlief relativ ruhig, so ruhig wie es in einen Schulbus gerade sein kann. Toras Haltestelle wurde angesagt und dieser verließ, nachdem er sich von Uruha verabschiedet hat, den Bus und winkte kurz dem Bus nochmal hinterher. Uruha war die ganze Zeit in seinen Gedanken versunken. Wie konnte er nur so da stehen und nichts machen. Er hätte seine Hand wegschlagen müssen oder ihn wenigstens mal die Meinung sagen sollen. Aber nein, er stand nur so da und hat die Berührung genossen. Genossen? Ruha strich sich leicht über die Wange, an der der Typ ihn vorhin berührt hatte. Die nächste Haltestelle wurde angesagt. Zeit für Uruha auszusteigen. Immer noch in Gedanken bemerkte er nicht einmal wie sich jemand zu ihm gesellte. „Rauchst du Barbie?“ Wie bitte? Der Blonde schaute ihn wieder mit dieser Ruhe in den Augen an. „Was machst DU denn hier?“ „Hier wohnen? Ich schätze mal wie du auch. Rauchst du nun oder nicht?“ „Nein ich rauche nicht. Hast du mich eben eigentlich Barbie genannt?“ „Dann nicht. So ich muss hier rein, bis morgen Barbie.“ Akira zwinkerte den gegenüber leicht zu und verschwand in Richtung eines Wohnblocks. „Hey!!! Hör auf mich so zu nennen.“ rief Ruha ihm vergeblich hinterher doch keinerlei Reaktion kam von ihm zurück. Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Den Kerl würde er sich noch vorknöpfen. Niemand gab ihm einen solch albernen Spitznamen und kam damit ungeschoren davon. Ja genau, er würde sich was richtig Fieses ausdenken. So in seinen Racheplänen vertieft bemerkte er gar nicht, dass er schon vor seiner eigenen Haustüre stand, die nur ein paar Blocks von seiner Haltestelle entfernt war. Seine Eltern hatten, wie schon erwähnt, eine Menge Kohle und geizten auch nicht mit dem Geld. Sie liebten es mit ihren Hab und Gut zu protzen. Das Haus besaß mehrere Etagen, wovon das Dachgeschoss allein für ihn reserviert war und schon einer eigenen Wohnung glich. Vielleicht würde sein Vater ihm auch irgendwann ein Auto schenken, damit er nicht mehr unschuldige Passanten mit diesem rostigen alten Drahtesel umfahren konnte. Dann hätte er jetzt auch nicht diese Nervensäge am Hals. Warum dachte er eigentlich immer über diesen komischen Neuen nach? Vielleicht einfach nur, weil er ihn dermaßen aufregte? Den ganzen Tag hatte er ihm versaut und Tora war auch irgendwie komisch seit dieser Reita ständig bei ihm war. Und diese Sachen die er gesagt hatte, warum verwirrten die ihn so? Er und schüchtern? Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? So eine billige Anmache zog nicht bei ihm, nein niemals. Uruha bekommt so schnell niemand klein und schon gar nicht dieser Kerl. Entschlossen öffnete Uruha die Tür, als ihm auch schon die Stimme seiner Mutter entgegenwehte. „Schatz? Bist du da? Genau pünktlich zum Essen mein Guter!“ Mutter und Vater waren wohl schon in der Küche und hatten noch auf ihn gewartet. Achtlos warf er Schuhe und Tasche einfach in den Flur, das räumt nachher sowieso Rosi, die Putzfrau weg. Für heute würde er sich keine weiteren Gedanken mehr um die Schule und gewissen Leute machen. Seine freie Zeit gehörte ihm ganz allein. „Ja Mama, ihr hättet wirklich nicht warten brauchen“, flötete er fröhlich und setzte sich an den Tisch. So ließ er sich das Leben gefallen, ohne dass ihm wer dazwischenfunkte. Kapitel 2: Vergessene Feinde ---------------------------- Mit dröhnender Musik in den Ohren war Reita mittlerweile schon eine gute Stunde unterwegs. Seine Mutter mochte es abgelegen zu wohnen, wo auch ja keine Bahn oder schon gar kein Bus fuhr. Es ist ja egal das ihr eigener Sohn allein um zur Schule zu kommen schon mehr als zwei Stunden braucht. Angenervt schlenderte er durch ein unbeleuchteten Park und beobachtete nicht weit entfernt ein paar Jugendliche die sich eine hinter die Binde kippten. Mitten in der Menge erkannte er eine nicht allzu unbekannte Person. Groß, kurze, schwarze Haare und eine unsympathische Ausstrahlung. Wie hieß er noch gleich? Ja Richtig, Tora nannte der Typ sich. Die Blicke von Reita und Tora trafen sich. Woher kannte er den Kerl nur? Sein Gesicht kam ihn schon in der Schule so bekannt vor, aber er wusste einfach nicht wo er ihn hinstecken sollte. War er vielleicht einer aus der alten Schule? Nein, niemals. Und auch wenn, er würde ihn sowieso nicht mehr erkennen, er hatte überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit sein früheren Ich. Der Blonde zuckte leicht zusammen als er bemerkte, dass er stehengeblieben war und sein Blickpartner dieses sehr amüsant fand wie er ihn musterte. Wie vom Blitz getroffen lief er schnell weiter ohne den grinsenden Blick Toras zu bemerken. Diese Augen und dieses fiese Grinsen hatte er schon mal irgendwo gesehen. Wer ist der Typ? Ihm wird es schon noch einfallen. Zehn Minuten vom Park entfernt kam er dann endlich Zuhause an. Er öffnete leise die Tür, um schnell unbemerkt in sein Zimmer zu gelangen. Aber dieses Glück war ihn nicht vergönnt. Er spürte während er seine Schuhe auszog schon die Anwesenheit einer Person und guckte über seine Schulter nach hinten. Der neue Freund seiner Mutter. Ein sehr „liebevoller“ Mann. „Die bist also wirklich in diesem Outfit zur Schule gegangen? Interessiert es dich denn gar nicht wie wir jetzt dastehen? Du siehst aus wie so ein Penner von der Straße!!! Und nimm dieses Ding aus deinen Gesicht wenn ich mit dir rede!!!“ Im Laufe seines Redeschwalls kam er immer näher an Akira ran, sodass nur noch wenige Zentimeter zwischen den beiden waren und er die lüsternen Blicke seines Gegenübers wahrnehmen konnte. Hakikes Statur verursachte beim Blonden doch eine leichte Regung von Angst, zwar war er übergewichtig dafür aber auch ziemlich stark. Plötzlich hob Hakike seine Hände in Richtung Reitas Gesicht und löste gewollt sanft das Band hinter sein Gesicht. Akira war vollkommen überfordert mit dieser Situation. Was macht er da? „So siehst du doch schon viel hübscher aus, oder findest du nicht?“ ein streicheln über Reitas Wange. Geschockt von dieser Berührung stieß er Hakike von sich weg, welcher mit dem Kopf an der nächsten Wand prallte und zusammensank. Dann kam auch schon die Mutter rein und lief zu ihrem neuen Freund um ihn zu fragen was passiert war. Natürlich bekam Akira die ganze Schuld aufgeladen, wie sollte es auch anders sein. Seine Mutter interessierte sich schon lange nicht mehr für die Wahrheit. Sie wollte die Blicke, die Hakike ihrem Sohn zuwarf einfach nicht richtig deuten und schon gar nicht wollte sie glauben, dass er andere Neigungen hat. Alles war gut so wie es war, solange man nur gut weggucken kann. „Du glaubst ihm?! Warum sollte ich so etwas ohne Grund machen?“ Akira war vollkommen außer Fassung. Seine Mutter schaute ihn mit einem undefinierbaren Blick an, er zeigte eine tiefe Abneigung gegenüber ihrem Sohn. „Warum du so etwas ohne Grund tust weiß ich auch nicht! Du bist wie ausgewechselt seitdem dein Vater gestorben ist! Ich weiß nicht was ich dir angetan habe, dass du so zu meinem neuen Lebenspartnern bist. Fühlst du dich eingeschüchtert weil ich jetzt andere Männer als dein Vater habe? Glaub mir Akira, dein Vater war nicht so toll wie du ihn in Erinnerung hast. Er hatte viele andere Frauen, und seinen eigenen Sohn hat er auch nie geliebt.“ seine Mutter machte eine kurze Pause und fuhr dann ohne ihre Lautstärke zu verändern fort. Den glasigen Blick von Akira ignorierte sie gekonnt. „Du warst kein Wunschkind Akira. Eigentlich sollte ich dich abtreiben lassen, doch ich hab es einfach nicht übers Herz gebracht. Doch im Nachhinein wäre es vielleicht doch besser gewesen, dann würde dein Vater sogar noch leben.“ Akira taumelte ungehalten nach hinten und stieß gegen die Haustür. Ist das wahr? Wäre sein Vater noch am Leben wenn er nicht existieren würde? Plötzlich brach die Fassade des Blonden in sich zusammen und konnte die Tränen nicht mehr für sich behalten. Unbemerkte Tränen rannen über seine Wange während die Mutter wieder anfing zu reden. „Wenn du nicht mit mein jetzigen Leben zurechtkommst, mein Sohn, dann kannst du gerne gehen. Keiner wird dich aufhalten. Nimm deine Sachen und geh einfach.“ Akiras Mutter stand mit ihren neuen Lebensgefährten auf, stützte ihn auf den Weg bis hin zur Wohnstube und ließ ihren zerstörten Sohn im Flur zurück. Die Tränen suchten hemmungslos ihren Weg über Reitas Wangen. Er fing am ganzen Körper an zu zittern und auf einmal war alles wieder wie früher. Ein Schluchzen kam über seine Lippen als er an damals zurückdachte. Er wurde an den anderen Schulen täglich fertig gemacht genauso wie Zuhause. Es war auch nie einfach mit den neuen Lebensgefährten seiner Mutter. Einige waren Trinker, die anderen ohne Grund aggressiv. Nie konnte er jemanden etwas recht machen, wurde nur immer runtergemacht. So wie er jetzt im Flur stand, stand er damals jeden Tag. Seine Mutter interessierte das schon lange nicht mehr. Ohne zu wissen was er tat schnappte er sich, immer noch aufgelöst, seine Jacke und Schuhe und verließ das Haus. Es war mittlerweile später Nachmittag, doch zu dieser Jahreszeit wird es noch länger hell bleiben. Wieder im Park angekommen setzte Akira sich auf eine Bank und beobachtete die Enten auf dem Teich. Was sollte er denn jetzt tun? Sollte er den Wunsch seiner Mutter erfüllen und endlich aus ihrem Leben verschwinden? Aber er hatte ja nicht einmal Geld, geschweige denn das Durchhaltevermögen auf der Straße zu leben. Reitas Atem ging anhaltend unregelmäßig, die Tränen sind bereits an der Wange getrocknet. Er musste miserabel aussehen. Total verheult und ohne… „Moment mal!“ wild suchte er in seinem Gesicht herum und fand nicht das gesuchte Stück Stoff. In allen Überfluss bemerkte er auch wieder die Person von vorhin im Park und diese bewegte sich grinsend auf ihn zu. Scheiße! Was sollte er jetzt tun? Einfach weglaufen? Boah, wie doof würde das denn bitte aussehen. „Na Neuer! Was führt dich denn hier her?“ Reita antwortete nicht, schaute einfach in die entgegengesetzte Richtung in der sich Tora hingesetzt hatte. „Sag bloß du bist schüchtern wenn du das Teil nicht in dein Gesicht hast?! Lass mich dich doch mal sehen, siehst bestimmt richtig scheiße aus!“ Mit einem Griff am Kinn zwang Tora Akira in seine Richtung zu gucken und setzte plötzlich einen unklaren Blick auf. Akira war sich schon bewusst wie er nun aussehen mochte. Rote angeschwollene Augen vom Heulen und eine fette Narbe quer über der Nase aber so schlimm das Tora sprachlos wurde konnte es nun wirklich nicht sein. Tora war immer noch still und schien zu überlegen. Mittlerweile wurde es dem Blonden dann doch zu blöd. Was guckte dieser Typ ihn einfach nur so an und sagt nichts? Er riss sich los und wollte schon abhauen bis Tora ein Laut von sich gab. „Ein Moment mal. Akira war dein Name, oder? Akira Suzuki? Genau, jetzt weiß ich woher ich dich kenne!“ Tora stand auf und ging mit einem grinsenden Gesichtsausdruck auf Akira zu und musterte ihn nochmal gründlich um sich vollkommen sicher zu sein. „Hast dich ganz schön verändert. Vom größten Verlierer zum Möchtegern Macho, oder wie soll man das verstehen?“ Was redet der Kerl da? Woher kannte er ihn? Reitas Gehirn begann zu arbeiten. Woher kannte er diese Augen denn bloß? Warum wollte es ihm verdammt nochmal nicht einfallen? Und dann machte es Klick. Reita wich ein Schritt zurück, doch Tora kam diesen ihn wieder entgegen. Das konnte nicht wahr sein, er hatte die Erinnerung bis jetzt erfolgreich verdrängt. Wieso holte sie ihn jetzt ein? Tora hatte sich wie er, ziemlich verändert. Damals hatte er noch längere hellbraune Haare und war kleiner als er, außerdem hatte er noch keinen Spitznamen deswegen hat er ihn auch nicht so schnell erkannt. Reita kam die Panik von damals wieder hoch, er erinnerte sich an seine alte Schule und an Tora. Tora hatte es sich damals zur Aufgabe gemacht das Leben von Akira zur Hölle zu machen. Er und seine „coole Gang“ genossen es jeden Tag ihn zu treten, seine Sachen ins Klo zu schmeißen oder ihn bis nach Hause zu jagen um ihn dann, falls sie ihn kriegten, zu verprügeln. Tora war der selbsternannte Anführer von den allen und er machte seine Sache sehr gut, keine Gelegenheit wurde ausgelassen um Akira niederzumachen. Das alles passierte vor drei Jahren bis sein Vater starb und sie endlich wegzogen. Reita war damals froh da wegzukommen, doch anscheinend sah man sich wirklich zweimal im Leben. Jetzt darf er nur nicht wieder wie früher Schwäche zeigen. Tora darf nicht sehen das er Angst vor ihm hat, denn das würde er wieder schamlos ausnutzen um ihn erneut fertig zu machen. Doch diesmal nicht, nicht an dieser Schule. Er wollte neu anfangen und das würde dieses Arschloch ihm nicht versauen. „Tja, manche Leute verändern sich halt zum Positiven. Eine wirkliche Schönheit bist du ja nicht geworden und jetzt rück mir nicht auf die Pelle!“ mit einen kräftigen Stoß vergrößerte Reita wieder den Abstand zwischen den beiden. Tora schwankte zurück und schaute Akira nur erstaunt an, fing darauf aber erneut an zu grinsen. „Ach Akira, tu doch nicht so. Wir beide hatten damals doch viel Spaß, oder nicht? Wenigstens hatten wir nie Langeweile. Du warst wirklich sehr unterhaltsam.“ „Weißt du was, Shinji? Damals warst du mir vielleicht überlegen, aber diese Zeiten sind vorbei. Also tu nicht so arrogant und geh mir aus den Weg.“ Akira rempelte Tora beim weggehen nochmal an, steckte sich eine Zigarette an und ging ohne über die Schulter zu schauen weiter. Tora stand wie angewurzelt da und schaute dahin wo eben noch Reita stand. Er zitterte am ganzen Körper und seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er war wütend, ziemlich wütend. „Du glaubst ich lass mir das von so einem Spinner wie dir gefallen? Du bist noch der gleiche Loser wie damals und jetzt glaubst du, du kannst hier auftauchen und mir mein Kerl wegnehmen? Verdammt bleib stehen!!!“ zum Ende seiner Sätze wurde Shinji immer lauter und fing sogar an zu schreien. Reita blieb stehen, immer noch mit einer Zigarette in der Hand. Sein Kerl? Hatte Akira das gerade richtig verstanden? Meint er etwa den kleinen Braunhaarigen, der ihm die Schule gezeigt hat? Tora hat schon den ganzen Tag so eifersüchtig geguckt und ist ihnen immer hinterhergeschlichen. Wäre das denn nicht die perfekte Rache für das alles was Tora ihm jemals angetan hatte? Ihm einfach seine Liebe wegzuschnappen? Eigentlich ist der Kleine gar nicht Reitas Typ, aber was macht man nicht alles nur um seinen damaligen Feind eins auszuwischen. „Meinst du den Süßen der mir die Schule gezeigt hat? Ich hatte zwar nicht vor was mit ihm anzufangen, aber wenn ich mal so darüber nachdenke, er war doch schon ziemlich nervös wenn ich bei ihm war. Hätte bestimmt Chancen bei ihm, meinst du nicht auch? Ich kenn ihn noch nicht so lange, aber das waren garantiert eindeutige Zeichen.“ Man sah Tora den Hass förmlich an. Er kam immer näher bis er vor Akira stand, ihm am Hals packte und ihn gegen einen Baum drückte. Akira kämpfte gegen die Atemnot an, doch Tora schaute ihm nur zu wie er rot anlief und keine Luft bekam. „Wage es nicht Uruha anzufassen. Ich werde dir jeden Knochen einzelnd brechen. Das sind keine leeren Versprechungen, du weißt dass ich das drauf habe.“ Und das war wirklich keine Lüge. Wenn Tora wütend ist, ist er einfach unberechenbar. Akira musste das am eigenen Leib erfahren. Es war zwar nur ein gebrochener Finger, aber diesen kalten Blick und diese Selbstverständlichkeit wird er nie mehr vergessen. Shinji ließ ihn los. Akira sank bis auf den Boden zusammen und fasste sich am Hals. „Ach Shinji, so hab ich dich ja noch nie gesehen. Die Barbie scheint ja was ganz besonderes zu sein. Wir werden ja sehen für wen er sich entscheidet und solange musst du uns einfach weiter eifersüchtig beobachten. „ Ein gezwungenes Grinsen brachte Akira noch zustande obwohl ihm gar nicht so gut dabei war. Tora würde das nicht so einfach an sich vorbei gehen lassen und so war es dann auch. Tora holte mit sein Bein aus und trat Akira damit so kräftig wie er konnte in den Bauch. Diesen ganzen Vorgang wiederholte er bis zu fünf Mal. Akira lag am Boden konnte sich kaum bewegen und verkrampfte sein ganzen Körper vor Schmerzen. Jeder einzelne Tritt von Tora zog sich durch sein ganzen Körper. Doch Tora ließ von ihm ab und entfernte sich einige Meter. War das eine Herausforderung? Akira schaffte es sich mit Mühe auf die Beine zu stellen und sich am Baum abzustützen. Er atmete einmal tief durch bis er Tora ansah. Der Gegenüber stand da, als wenn er Tag ein, Tag aus nichts anderes machen würde. Schon wieder diese kalten Augen und dieser Blick. Reita hatte sich noch niemals mit jemand geprügelt geschweige denn sich mit jemand angelegt. „Auf Leute eintreten die am Boden liegen ist nicht wirklich stark, oder was sagst du dazu?“ Warum hatte er das gesagt? Er war jetzt schon total am Ende und forderte Tora immer noch heraus. Akira versuchte sich immer noch mit Mühe auf den Beinen zu halten. Verdammt was ist das denn nur für ein Schmerz im Magen? „Jetzt liegst du doch nicht mehr, ne?“ Es ging einfach alles zu schnell, Akira bekam ein kräftigen Schlag am Kinn ab und noch mehrere im Gesicht. Er konnte selber nicht zuordnen wo sie hingingen. Irgendwann war es dann auch vorbei. Alles war schwarz um ihn herum. Die Stimme von Shinji war nur noch verzerrt wahrnehmbar. Sein ganzes Umfeld war nur noch wie durch ein Schleier zu sehen. Akira ging zu Boden. Sein ganzer Körper fühlte sich taub an, er schien zu brennen und sich zusammen zu ziehen, bei jedem Atemzug mehr. Das letzte was Akira noch annähernd wahrnehmen konnte war Toras Stimme, ganz nah an sein Ohr. „Das war eine kleine Kostprobe. Halt dich von Uruha fern, sonst gehen wir in die zweite Runde und dann wirst du ganz sicher nicht so gut wegkommen.“ ein erneuter Tritt in den Magen und alles um ihn herum verschwand. Reita blieb regungslos im Park am Teich liegen. Kapitel 3: Zwischen zwei Seiten ------------------------------- Kapitel 3 Als Reita aufwachte lag er immer noch da, wo er vorherigen Tag ohnmächtig zusammengesunken war, es war noch dunkel. Was war passiert? Tora war hier und sie haben sich gestritten. Aber was passierte danach? Was war das überhaupt für ein Schmerz in seiner Magengegend? Mit viel Mühe und Not schaffte Akira es sich gegen einen nahelegenden Baum zu lehnen und zog gequält sein T- Shirt hoch. Sein ganzer Oberkörper war überseht von blauen Flecken und Prellungen. Er strich sich mit einem Finger sachte rüber und zuckte bei jeden weiteren Zentimeter zusammen. „Scheiße! Dieses Arschloch!“ Akira biss die Zähne zusammen und stellte sich wieder auf seine Beine. Die Schmerzen taten höllisch weh. Ein Blick auf die Uhr verriet Reita das es mittlerweile 4 Uhr morgens war, also nur noch knapp dreieinhalb Stunden bis zur ersten Unterrichtsstunde. Er blieb noch eine Weile an den Baum gelehnt bis er entschloss doch nochmal nach Hause zu gehen und sich wenigstens noch abzuduschen. Außerdem hatte er ja noch nicht einmal sein Band dabei, und ohne dieses wird er bestimmt nicht in die Schule gehen. Der Weg bis nach Hause erwies sich schwerer als gedacht. Am vorherigen Tag ist er bis zum Park nur circa fünf Minuten gelaufen doch nun war er schon eine halbe Stunde unterwegs. „Wenn doch nicht alles so wehtun würde! Fuck!“ Akira stützte sich an einer Laterne ab, er sah schon sein Wohnblock. Zu Hause angekommen schwankte er ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab. Langsam streifte er alle Sachen von seinem Körper und stellte sich vorm Spiegel. „Stimmt ja, hab ganz vergessen wie hart Shinji doch zuschlagen und zutreten kann. Hätte ich doch einfach meine Klappe gehalten.“ Akiras Gesicht war vollgeschmiert mit Blut. Wo die Wunden aber tatsächlich waren konnte man kaum identifizieren. Die Dusche tat nicht wirklich gut. Jedes Mal wenn der Wasserstrahl eine Wunde erwischte zog ein Brennen durch Akiras Körper und er musste sich anstrengen nicht aufzuschreien. Tora scheint wirklich verliebt zu sein, schlich es Akira ins Gedächtnis. Ein Grund mehr es ihm richtig heimzuzahlen. Er konnte Tora wohl kaum körperlich das Wasser reichen aber jetzt im Aussehen umso mehr. Akira grinste. Nachdem er aus der Dusche ausgestiegen war, betrachtete er sich noch Mal im Spiegel. Sein Gesicht zierten zwei Platzwunden, eine an der Augenbraue und eine an der Lippe. Aber zum Glück kein blaues Auge oder sonstiges. Ein erneuter Blick verriet Reita das es um halb fünf war, in eineinhalb Stunden kam sein Bus und er brauchte mindestens eine Stunde bis dorthin. So schnell es ging lief er in sein Zimmer und zog sich ein schwarzes ärmelloses Shirt an und eine schwarze weite Hose. Außerdem schnappte er sich noch viele Armbänder und Ketten und band sie sich alle um. Mit Gel formte er seine Haare noch zu einem Iro zurecht. Auf den Weg zur Haustür fand er dann auch noch sein Band welches er sich sofort auf die Nase legte und es sich hinten im Nacken zusammenband. Die Schultasche lag immer noch in einer Ecke im Eingangsbereich. Bevor Reita sich zur Schule aufmachte wagte er doch noch ein Blick ins Wohnzimmer, dort lag seine Mutter. Auf dem Tisch standen ein Haufen Bierflaschen, ein übliches Bild. Um fünf war es mittlerweile, nur noch eine Stunde bis der Bus kommt. „Wie soll ich das denn schaffen? Ich brauch doch im normalen Zustand schon eine Stunde! Mist!“ Der zweite Schultag und schon keine Lust mehr. Unfreiwillig machte sich Akira dennoch auf den Weg zur Schule, wo er bestimmt auf den Verursacher dieser höllischen Schmerzen treffen würde. +++++ Wie auch gestern schon war Uruha geradeso noch pünktlich erschienen, nachdem er mit seinem Fahrrade drei Leute umgefahren hatte. Vielleicht sollte darüber nachdenken früher aufzustehen, dann würde er nicht immer so hetzen müssen. Schwer atmend stand er in der Klassenzimmertür und schaute zur Tafel. Der Lehrer war nirgends zu sehen. „Hey Uru! Ich hab mir Sorgen gemacht. Ist etwas passiert?“ Tora kam grinsend auf ihn zugelaufen. Was hatte der denn gefrühstückt, dass der so glücklich war? Gestern war sein bester Freund schließlich noch so schlecht drauf, wie sieben Tage Regenwetter. „Nichts. Was soll schon sein? Aber mich würde eher interessieren warum du so gut gelaunt bist.“ „Ach, darf man sich jetzt nicht mal über den schönen Tag freuen, Spielverderber?“ Tora grinste ihn nur frech an und zog ihn zu seinem Platz. „Und weil ich heute so guter Dinge bin, lad ich dich heuteAbend ins Kino ein. Kannst dir sogar aussuchen welchen Film wir gucken wollen, bin ich nicht ein Gentleman?“ Tora grinste von einem Ohr zum anderen. Irgendwie kam Uruha das alles recht merkwürdig vor, doch er wollte es sich auch nicht mit seinem Freund verscherzen. Sollte er doch froh sein, dass er mal so gute Laune hatte und nicht den ganzen Tag miesepetrig hinter ihm herdackelte. „Ok, warum eigentlich nicht. Wir haben echt schon verdammt lange nichts mehr unternommen. Wenn du bezahlst bin ich dabei!“ Tora war immer sehr bedürftig wenn es um Aufmerksamkeit ging. Er brauchte sie wie die Luft zum Atmen, so kam es ihm jedenfalls vor. Also war es für Uruha auch nicht verwunderlich das er sofort alle Kosten übernahm. Der Lehrer kam in die Klasse und es wurde still im Raum. Alle begaben sich wie üblich auf ihre Plätze um mit dem Unterricht zu beginnen, aber irgendetwas stimmte nicht. Uruha wusste noch nicht so genau was es war, das ihn störte, doch irgendein Detail entging ihm schon die ganze Zeit. Prüfend sah er sich in dem großen Raum um, konnte aber nicht feststellen was anders war, bis ihm plötzlich doch etwas ins Auge sprang. Ein freier Platz? Aber sie waren doch überbesetzt, seit dieser blonde Trottel hier bei ihm saß…Moment! Wo war dieser Kerl überhaupt? Eigentlich hätte er ihm auch auf dem Schulweg begegnen müssen, da Reita ja mit dem Bus zur Schule fuhr. Das sah diesem Typen ähnlich gleich am zweiten Tag zu spät zur Schule zu kommen. Wahrscheinlich lag er noch im Bett oder hatte irgendwo seinen Spaß, wer wusste das schon? IHM war das zumindest total egal! Wirklich hundertprozentig und er machte sich auch kein bisschen Sorgen um den anderen. Trotz allem beschlich ihn aber ein unbehagliches Gefühl, wenn er den leeren Stuhl betrachtete. Vielleicht war ihm ja auch was zugestoßen? Uruha konnte sich gar nicht auf den Unterricht konzentrieren, bis es dann endlich zur Pause klingelte, aber seine Gedanken wirbelten immer noch nur um eine Person. Was wenn wirklich etwas passiert war? Er als Klassen-und Schulsprecher sah es als seine Pflicht an sich um die Schüler zu kümmern, egal welche Idioten sich darunter befanden. Vielleicht wusste Tora ja was. „Du sag mal Tora, diesen Kerl von gestern hast du heute nicht gesehen oder? Ich meine ihr müsstet eigentlich in der gleichen Gegend wohnen.“ Sein Freund verzog augenblicklich das Gesicht. „Nee, den hab ich nicht gesehen, wäre mir aber auch egal wenn. Was interessiert mich denn dieser Schmarotzer? Der stört doch nur und verschmutzt die Gegend mit seiner bloßen Existenz.“ Doch er hörte seinem aufgebrachten Freund gar nicht mehr richtig zu. Sein Blick wanderte gerade aus dem Fenster. Dort unten auf dem Schulhof schleppte sich eine Gestalt voran, die anscheinend Probleme mit dem Laufen hatte. Dieses bescheuerte Band und diese wasserstoffblonden Haare würde er überall wieder erkennen. Tora blinzelte verwirrt als sein Freund wie von der Tarantel gestochen an ihm vorbeirannte. Man hörte nur noch die Tür klappen und schon war nichts mehr von Uruha zu sehen. Was fand der nur an diesem Looser? Manchmal waren Weiber echt schwer zu verstehen. Uruha stand inzwischen in der Eingangstür zur Schule und musterte den verspäteten Neuankömmling. Reita sah wirklich schrecklich aus, als hätte ihn dieses Mal ein Bus überfahren, statt eines Fahrrads. „Hey! Was hast du denn angestellt? Du bist zu spät!“ Er versuchte möglichst desinteressiert zu klingen. Dieser blonde Schnösel sollte sich nicht einbilden er würde wirklich was von ihm wollen, aber so angeschlagen konnte er einem fast leidtun. „Morgen Barbie. Was soll schon sein? Das Übliche eben.“ Uruha zog die Augenbrauen hoch. Das sollte er ihm abkaufen? „Du solltest dringend mal bei der Schulkrankenschwester vorbeigehen, siehst ja schlimm aus. So kannst du doch hier nicht auftauchen.“ Reita machte einen etwas zermatschten und weniger begeisterten Eindruck von dieser Idee. Alles was er von sich gab war ein unverständliches Murren bevor er an Uruha vorbeiging. „Hey jetzt warte doch mal!“ Schnell lief er dem blonden Punk hinterher, damit ihm nicht noch was passierte. Der Kerl hatte anscheinend ein Talent dafür, sich zu verletzen, egal wie das jetzt mal wieder passiert war. „Na gut wenn du nicht hören willst, dann ist mir das auch egal, aber Sport solltest du heute vielleicht ausfallen lassen.“ Reita konnte kaum noch richtig laufen, geschweige denn mit ihnen Sport machen. Oben im Klassenzimmer verzog Reita sich auf seinen Platz. Tora schien auf einmal nervös zu werden und seine gute Laune perlte von ihm ab, wie der aufkommende Regen von den Fensterscheiben des Klassenzimmers. Was war denn jetzt auf einmal wieder los? Hatte er irgendwie etwas nicht mitbekommen? Völlig ratlos sah Uruha von einem zum anderen und zuckte mit den Schultern. Beide ignorierten sich gekonnt. Vielleicht konnte er seinen Freund ja irgendwie aufheitern. Und er hatte da auch schon eine geniale urutastische Idee. „Naja, Kino heute geht klar. Wirklich nett von dir dass du mich mal einlädst. Wir machen uns mal wieder ein schönen Abend zu zweit.“ Ein Zwinkern von Seitens Uru. Das schien tatsächlich zu helfen. Toras Augen funkelten kurz und ein Grinsen zierte sein Gesicht. „Wirklich? Gut dann hol ich dich heute Abend ab.“ Eine Stunde später waren Tora und Uruha auf dem Weg zur Sporthalle. Reita schlurfte träge hinter ihnen her. Warum war der jetzt auch so komisch? Bevor sie im Klassenzimmer waren, hatte er ja schon nicht gut ausgesehen, aber seitdem glich er nur noch einem Häufchen Elend. Uruha sah sich dauernd nach ihm um, weil er erwartete das Rei jede Sekunde einfach zusammenbrechen würde. Aber nein, er machte sich trotzdem keine Sorgen. Nicht um so einen Kerl. Uru hat einfach keine Lust noch erste Hilfe leisten zu müssen. In der Umkleide ließen die drei sich erst mal auf die Bank fallen. Tora warf Reita einen wütenden Blick zu, als er sich neben seinen Uruha setzte. Was fiel dem Kerl überhaupt ein? Er hätte eh keine Chance. Reita würdigte ihn allerdings keines Blickes. Tora knirschte mit den Zähnen. Wie konnte er ihn ignorieren? Leider war sein Widersacher hier sicher vor ihm, solange sie nicht allein sein würden. Leise grummelnd zog er sich sein Oberteil über den Kopf. Uruha wartete bis alle anderen sich umgezogen hatten. Er war immer der Letzte, weil er sich nicht gerne vor anderen auszog. Er wusste auch nicht warum, es war ihm irgendwie unangenehm. Tora verdrehte genervt die Augen und verzog sich Richtung Sportraum. Wie man sich nur so anstellen konnte. Warum war sein alter „Schulfreund“ eigentlich noch da? Dieses Weichei traute sich bestimmt nicht zum Sport. Uruha atmete tief durch und schaute sich um. „Willst du dich nicht umziehen? Ich glaube der Lehrer würde dich entschuldigen. Das was man sieht, sieht schlimm aus.“ Reitas Oberarme zierte eine Unmenge blauer Flecken. Als der Lehrer ihn gefragt hatte woher de gekommen waren, hatte er behauptet, dass er die Treppe runtergefallen war. Irgendwie konnte sich Uruha das aber nicht vorstellen. Er kannte ihn zwar erst seit gestern, aber ihm erschien sein Nebenmann nicht so tollpatschig. Da konnte etwas nicht stimmen, aber solange Reita nicht mal mit der Sprache rausrückte konnte er nichts für ihn tun. Reita schaute ihn nur genervt an. „Bist wohl scharf drauf mich mal oben ohne zu sehen? Hab mir schon gedacht, dass du vom andern Ufer bist“, grinste er. „Was bitte? Spinnst du? Ich steh nicht auf Kerle und schon gar nicht auf dich!“ meckerte Uruha gleich los und wandte sich hochrot ab. Wie konnte dieser Punk es wagen? „Sei doch nicht gleich eingeschnappt, Barbie.“ Wütend funkelte er den Blonden an, während er sich, zusammen mit seinem Sportbeutel, in die Duschen verzog. Er konnte diese nervigen Anspielungen einfach nicht ab. Nachdem er sich umgezogen hatte, wollte er endlich zur Klasse gehen. So leise wie möglich schlich er aus dem Bad und wollte eigentlich durch die Tür verschwinden und den Blonden einfach hier sitzen lassen. Aber als Reita keinen blöden Kommentar ab lies, drehte er sich doch einmal zu ihm. Der Blonde stand mit dem Rücken zu ihm und schien ihn noch gar nicht bemerkt zu haben. Völlig geschockte betrachtete er die zahlreichen Blutergüsse die sich über Reitas gesamten Körper zogen. Das war doch niemals passiert, weil er eine Treppe runtergefallen war. „Wer hat das gemacht?“ Uruha hatte solche Verletzungen oft während seiner Zeit als Schülerschlichter gesehen. Er musste sich mit jemandem geprügelt haben oder eher, er wurde verprügelt. Reita zuckte zusammen, als hätte er ihm eine geknallt und drehte sich zu Uruha um. Seine Augen funkelten vor Zorn. „Das geht dich echt nichts an Barbie! Das ist ja wohl meine Sache oder?“ Er würde ihm eh nicht glauben, dass es Tora gewesen war, dafür war dieser Schnösel einfach zu gut mit diesem widerlichen Typen befreundet. Von vorne sah Reitas Oberkörper noch schlimmer aus als von hinten. Derjenige der ihn zusammengeschlagen hatte, war wohl besonders auf dessen Magenregion gezielt. „Aber so kannst du doch nicht rumlaufen. Das muss doch ärztlich behandelt werden.“ Wieso war der Kerl jetzt so wütend auf ihn? Es war schließlich nicht Uruhas Schuld und er brauchte seine Wut jetzt nicht an ihm auszulassen. Andererseits tat Reita ihm furchtbar leid. „Ich werde zum Lehrer gehen und dich entschuldigen und dann werden wir uns erst mal darum kümmern, dass du wieder halbwegs wie ein Mensch aussiehst, du sturer Esel!“ Uruha rauschte an ihm vorbei und verschwand. Reita hatte nur ein paar Sekunden um sich auszuruhen und sich sein Oberteil wieder überzuziehen, da stürmte der Braunhaarige auch schon wieder die Umkleide, bepackt mit einem kleinen weißen Koffer, auf dem ein rotes Kreuz abgebildet war. „Ab ins Krankenzimmer! Deine Sachen kannst solange hier stehen lassen.“ Uruha zerrte den Blonden eher dass er selber laufen durfte. „Beeil dich ein bisschen, ja?“ Er wollte es zwar nicht zugeben, aber er hatte sich furchtbar erschreckt als er das gesamte Ausmaß der Verletzungen gesehen hatte. An Reitas Stelle könnte er sich keinen Zentimeter mehr bewegen, geschweige denn zur Schule kommen und so zu tun, als wäre nichts. Er stieß die Tür zum Krankenzimmer auf, das sich gleich links neben dem eigentlichen Schuleingang befand. „Setz dich bitte. Ich wird mich darum kümmern, aber lass ja deine blöden Kommentare.“ Wer weiß was der Neue ihm heute vorwerfen würde? Vielleicht dass er diese Chance extra nutzte um ihn zu begrabschen. Ja, das würde gut zu diesem eingebildeten Kerl passen. „Also mach dich bitte oben rum frei und dann desinfizier ich erst mal die Wunden.“ Seine Wangen färbten sich leicht rosa als er darüber nachdachte was sie hier eigentlich machten? Was musste er auch den Samariter spielen und jetzt einen auf Krankenschwester machen. „Na los jetzt!“ Er ließ gar nicht erst zu, dass sein Patient widersprechen konnte, sondern klappte seinen Erste-Hilfe-Koffer auf und holte demonstrativ ein Wattetupfer und die Desinfektionslösung heraus. Reita ließ nur ein leises Grummeln hören und zog langsam sein Shirt wieder aus. Uruha betrachtete die vielen Verletzungen erneut und sie schienen immer schlimmer zu werden, jetzt da er sie von nahem betrachten konnte. Einige hatten sich wohl bereits entzündet. „Das könnte jetzt ziemlich brennen, dass Zeug fühlt sich nicht grade gut an, aber es muss sein. Aber du kannst sowas ja ab, oder?“ Er lächelte Reita aufmunternd an, der seinen Blick zur Seite wendete und so tat als würde ihm das alles nichts ausmachen. Verdammter Macho! Dass Männer immer so tun müssen, als seien sie unverwundbar und nichts könne sie erschüttern. Uruha konnte nur den Kopf über so ein Verhalten schütteln. Ich klinge schon wie eine Frau, dachte er betrübt und machte sich daran den Wattebausch mit etwas Desinfektionsmittel zu tränken. Er suchte sich eine besonders fies aussehende, in allen sieben Farben des Regenbogens schimmernde Wunde aus und tupfte vorsichtig mit dem Wattebausch darauf. Sofort zuckte Reita zusammen und lies ein schmerzhaftes Zischen hören. Das konnte noch ein langer Tag werden. Es dauerte die ganze Stunde bis er halbwegs alle Verletzungen versorgt hatte. „Das dürfte erst mal reichen, aber schon dich lieber ein bisschen. Also geh irgendwelchen komischen Treppen lieber aus dem Weg“, versuchte er ihn etwas aufzuheitern. Reita starrte ihn aber nur weiter an und murmelte sich ein „Danke“ zu Recht. Anscheinend war er heute nicht der gesprächige Typ, aber da konnte man wohl nichts machen. „Na komm wir verpassen sonst noch die letzte Stunde und das willst du doch bestimmt nicht.“ In der letzten Stunde für heute hatten sie Sozialkunde. Sie waren grade beim Thema „Gewalt in der Familie“ angelangt, als der Lehrer ihnen auch schon freudestrahlend etwas mitzuteilen hatte. Dieser Typ mochte es einfach Schüler zu quälen und Uruhas Gesicht verfinsterte sich bei dem schadenfrohen Grinsen gleich. „Ihr werdet bis nächste Woche ein Referat vorbereiten. Dazu bildet ihr bitte Dreiergruppen und das ganze nicht in Zeitlupe“, strahlte er die Klasse geradezu an, während er sich über seinen nicht-vorhandenen Bart strich. Ihr Lehrer hatte es nicht so mit der Haarpracht im Allgemeinen. Die drei Haare die noch auf seinem Kopf sprossen würden ihn sicher auch bald verlassen. Tora klebte praktisch sofort an Uruha und vertrieb den Rest der Klasse schon durch seinen Gesichtsausdruck. Er wollte mit Uruha alleine sein und ihn nicht mit irgendeinem Dritten teilen. Nach einer Weile hatten sich auch alle anderen in Dreiergruppen zusammengefunden, nur einer nicht. Reita saß mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl und starrte seine Mitschüler geradezu zu Tode. Uruha seufzte schwer und löste sich von Tora, der ihm nur perplex hinterher sah. Der braunhaarige baute sich vor Reitas Tisch auf und sah auf ihn herab. „Wenn du noch keine Gruppe hast kannst gerne bei uns mitmachen, Baka! Außer du bist zu Stolz mit uns zusammenzuarbeiten.“ Kapitel 4: Zusammenbruch ------------------------ Kapitel 4: Zusammenbruch Eigentlich hatte Reita überhaupt keine Lust in irgendeiner Gruppe mitzuarbeiten, geschweige denn in einer wo Tora Mitglied war. Doch letztendlich hatte er wohl eh keine Wahl, da sich alle schon zu einer dreier Gruppe zusammengefunden hatten, außerdem war dies eine perfekte Gelegenheit Tora noch mehr eifersüchtig zu machen. „Ja ist gut. Geht ja nicht anders.“ Akira seufzte und schaute zu einem recht verärgerten Tora rüber. „Ruha! Das ist doch wohl nicht dein ernst?! Was sollen wir mit dem in unserer Gruppe?!“ „Hast du nicht verstanden, dass wir eine Dreiergruppe bilden sollen? Reita ist der einzige den du noch nicht mit deinen Blicken vergrault hast!“ Kouyou verdrehte genervt die Augen und setzte sich wieder neben seinen blonden Sitznachbarn. Warum musste Tora auch immer nur so verdammt besitzergreifend sein?! Die Stunde verging mehr oder weniger schnell, dass Thema war zwar einigermaßen interessant aber trotzdem nicht so spektakulär um ein die ganze Stunde zu fesseln. Ruha erwischte sich öfters mal dabei wie er Akira von der Seite begutachtete. Er fragte sich die ganze Zeit, wer ihn wohl zusammengeschlagen hat? Akira wohnt noch nicht mal ganz zwei Tage in der neuen Stadt und schlägt sich schon mit irgendwelchen Personen. „Schmachtest du schonwieder, Kleines?“ Reita brachte ein gequältes Lächeln hervor. Die Schläge von Tora hatten es wirklich in sich. Er würde wohl noch einige Tage etwas davon haben. Uruha wandte sich lediglich von ihm ab und verfolgte wieder abwesend den Unterricht. Langsam wusste er, dass er auf diese blöden Kommentare keine Antwort geben musste. Endlich klingelte es. Alle packten ihre Sachen zusammen und stürmten aus dem Klassenzimmer, einschließlich Tora und Uruha. „Treffen wir uns heut Nachmittag bei mir?“ Tora kramte aus seiner Jackentasche eine Zigarette, zündete sich diese an und schaute zu Uruha rüber. „Ich wollte dich eigentlich heut Abend erst ins Kino einladen, oder hast du was Bestimmtes vor?“ Das Grinsen von Tora verriet natürlich gleich was er in Wirklichkeit meinte. „Nein Tora, ich dachte viel mehr daran das wir mit dem Projekt heute schon anfangen immerhin muss es nächste Woche fertig sein.“ „Ja nächste Woche. Es ist doch noch genug Zeit wenn wir am Wochenende anfangen.“ Tora konnte dieses Streben von Uruha nie verstehen, es musste doch nicht immer alles perfekt sein, und auf Schule hatte es nur wirklich keine Lust mehr. Es war immerhin erst der zweite Tag dieses Schuljahres, da arbeitet man noch nicht! „Ja dann fang du erst am Wochenende an! Ich mach dann mit den Neuen den Anfang und du machst den Rest!“ Aber diese Idee schien Tora dann auch nicht so ganz zu gefallen. Sein Uruha und dieser Trottel zusammen? Alleine? In Uruhas Zimmer? ALLEINE? „Du willst dich alleine mit dem Typen treffen? Du kennst den doch nicht einmal. Der könnte doch sonst was versuchen!“ „Tora…. nicht jeder ist wie du, okay? Und nun stell dich nicht so an. Willst du nun heut Nachmittag kommen oder nicht?“ Natürlich würde er kommen, das wusste Uruha. Shinji war viel zu eifersüchtig um ihn alleine mit einen anderen Typen zu lassen, den er noch nicht einmal kannte. Er war einfach zu leicht zu durchschauen. „Ja! Wann denn?“ „Wir haben es jetzt um halb drei, also so um vier Uhr?“ Tora gab sich mit der Antwort zufrieden und ging einige Schritte bis er bemerkte das Uru nicht mitkam. „Was los? Kommst nicht mit?“ „Ne lass mal, ich warte noch auf jemanden.“ „Tu was du nicht lassen kannst!“ Warum Tora immer so beleidigt war, wenn er mal ohne ihn etwas unternahm, wusste Uruha schon lange nicht mehr. Er war sogar mal eifersüchtig auf Uruhas Eltern, weil er mehr Zeit mit denen verbrachte als mit Tora. Er hat ihn knapp eine Woche ignoriert und andere beleidigt die Uruha zu nahe kamen. Wer soll schon manchmal diesen Kerl verstehen?! Nach zwanzig Minuten war von Reita immer noch nichts zu sehen. Bisschen Sorgen machte Uruha sich dann doch schon. ~Wo bleibt der Kerl denn nur? Vielleicht hat er auch einen anderen Ausgang genommen? Oder was ist wenn er doch durch die Schmerzen zusammengebrochen ist? ~ Auf einmal waren seine Gedanken wieder beim Sportunterricht. Reita sah sehr schlimm aus. Diese ganzen Prellungen und blauen Flecken. Kouyou erinnerte sich noch genau wie er über die Wunden gestrichen hat und Akira bei jeder Berührung zusammengezuckt ist. ~ Aber warum mach ich mir eigentlich Sorgen? Ich kenn den Typ doch gerade mal zwei Tage und mach mir schon Gedanken über den, was für eine Verschwendung der Zeit.~ Weitere zehn Minuten vergingen bis Ruha es nicht mehr aushielt. Er suchte die ganze Schule ab, jedes einzelne Stockwerk. Sogar in die einzelnen Klassenräume ging er um die Reinigungskraft zu fragen ob sie Akira gesehen haben könnte. Aber er war nicht da. „Haben Sie heute schon die Toiletten sauber gemacht?“ „Nein mein Junge. Ich bin gerade Mal eine halbe Stunde beim Putzen bei, wie soll ich das denn geschafft haben?“ „Hätte ja sein können das sie da schon waren und ihn dort nicht gesehen haben. Dann hätte ich mir den Weg sparen können. Aber trotzdem danke.“ Die Toilette, das war der einzige Ort wo er noch nicht nachgeschaut hat. So schnell er die Treppen nehmen konnte, raste er zum ersten Stockwerk in die Jungentoilette. Uruha sah sich um. Nichts zu sehen, nicht einmal in den Kabinen war jemand. Total ratlos ging er wieder Richtung Ausgang. ~ Das kann doch nicht sein! Es gibt hier nur zwei Ausgänge und die liegen beide nebeneinander. Wo verdammt ist der Kerl? ~ Dann kam Uruha eine Idee. Genau zwei Türen neben ihrem eigenen Klassenraum ist die Mädchentoilette, vielleicht hat der Blonde es nur bis dahin geschafft. Kurz vor dem Mädchenklo blieb er stehen. Was ist wenn er wirklich da drin war und es ihm wieder schlechter ging? Uruha war schon sprachlos beim ersten Mal verarzten. Hier hat er noch nicht einmal Verbandszeug. Zögernd ging er ins Bad und schon im Vorraum, bei den Waschbecken sah er ihn. Reita saß am Boden, Augen geschlossen mit schnellem Atem. „Hey? Ist alles Okay?“, langsam ging Uru auf ihn zu und kniete sich vor ihm. Er sah schlimm aus, leichenblass und er schien stark zu schwitzen, sein ganzes Gesicht war voll mit Schweißperlen und die Sachen waren angefeuchtet. Mit einer Hand strich Kouyou über seine Wange. Er war eisig kalt. ~ Wie kriege ich ihn denn jetzt nach Hause? De ist doch viel zu schwer um ihn zu tragen! ~ „Reita? Kannst du gehen, oder dich wenigstens bei mir abstützen? Ich bring dich zu mir nach Hause.“ Es kam keine Reaktion. Er schien zu schlafen oder in Ohnmacht gefallen zu sein. „Na toll, danke dir! Hab dann aber ganz sicher was gut!“, Kouyou nahm seine ganze Kraft zusammen und schafft es den Blonden unter die Schulter zu greifen und ihm bis zum Bus zu schleppen. Zwischendurch musste er drei Pausen einlegen aber Akira war leichter als er zuerst gedacht hatte. „Um vier kommt erst der nächste Bus. Tora wird bestimmt sauer sein das ich zu spät komme. Solche Scheiße!“ „Soll ich Ihnen helfen?“, der Busfahrer schaute Uruha einige Sekunden zu, wie dieser sich abquälte Reita in den Bus hochzuhieven. Die Kräfte schienen doch langsam nachzulassen. „Ja das wäre nett von Ihnen. Er wird nach einiger Zeit doch zu schwer.“, Uruha bekam auch nur ein gequältes Lächeln zustande. Seine ganze Schulter und Rücken schien gerade so als wenn diese gerade dabei sind zu zerbrechen. „Ich weiß ja nicht wo du mit ihm hinmöchtest, aber ich glaube der Junge braucht einen Arzt, oder was sagst du?“ „Nein ist alles okay. Mein Bruder hat nur ein wenig zu viel getrunken, dass geht wieder Weg, so wie immer!“. Ja er hatte gelogen, aber ist doch egal. Reita wollte bestimmt nicht zu einem Arzt, er braucht bestimmt einfach nur Ruhe. Weitere zehn Minuten Busfahrt lagen hinter dem Beiden. Der Busfahrer half Ruha wieder dabei Reita aus dem Bus zu tragen. Jetzt war es auch nicht mehr weit zu Uruhas Haus. Von weiten konnte man schon Tora stehen sehen, wie er genervt hin und her auf der Türschwelle ging. Kouyous Eltern kamen immer erst spät, so gegen acht Uhr nach Hause. Als Ruha in Toras Sicht kam, blieb dieser auf der Stelle stehen. „Was hast du denn gemacht?“, ohne zu zögern lief Tora zu ihm hin und nahm ihm den Blonden ab. „Danke! Meine Schulter tut schon übelst weh. Nach einiger Zeit wurde er ganz schon schwer muss ich ja mal sagen.“, demonstrativ bewegte Uruha seine Schulter um diese zu entlasten. „Warum schleppst du den Trottel quer durch die Stadt?! Bist du bekloppt!“ „Ich hab ihn ohnmächtig auf der Toilette gefunden! Was sollte ich denn tun, ihn da alleine lassen?“ „Ja natürlich! Guck dich doch mal an! Du bist doch niemals stark genug dafür ihn so lange zu tragen! Hättest auch ein Notarzt oder so rufen können!“ „Ich bin aber stark genug! ich hab es nämlich alleine bis hierher geschafft! Bin ich nicht gut?“, Uruha versuchte die Stimmung wieder ein wenig aufzulockern, Tora schien doch ziemlich sauer zu sein. Shinji konnte seinem Lächeln sowieso noch nie wiederstehen, und die gewünschte Reaktion ließ auch nicht lange auf sich warten; er lächelte zurück. „Ja okay, ist ja schon gut. Und was willst du nun mit ihm machen? Sollten wir ihn nicht nach Hause bringen?“ „Ich weiß nicht wo er wohnt, deswegen bleibt er erst mal bei mir bis er aufwacht.“ „Und was ist mit dem Kino heut Abend? Zwanzig Uhr geht´s los!“ „Müssen wir sehen Tora, wenn er dann noch nicht aufgewacht ist, müssen wir das leider verschieben.“ Mit den Satz war Toras Laune wie schon so oft auf den Tiefpunkt. An liebsten würde er jetzt Reita, den er über seine Schulter gelegt hat, in die nächstgelegene Mülltonne stopfen. Nur wegen ihm konnte er nun nicht mit seinen Uruha ins Kino gehen. Das war bestimmt mit Absicht. Das hat der Kerl doch alles geplant, aber nicht mit ihm, das wird er alles, Stück für Stück wiederbekommen. Oben, in Ruhas Zimmer angekommen, legte Tora den Blonden erst mal aufs Bett und setzt sich zu verschnaufen an den Schreibtisch. „Boah! Und diesen Kerl hast du bis hier her geschliffen? Respekt Uru, das ist echt eine Leistung!“ „Ich weiß! Bin halt Superman!“, mit ein Grinsen was über beide Ohren reichte, setzte Uruha sich neben Rei aufs Bett und fing an dessen Hemd aufzuknöpfen. Tora betrachtete das mit hochgezogenen Augenbrauen. „Was gedenkst du denn bitte da zu tun?“ „Nach was sieht es denn wohl aus?! Ich will seine Wunden sauber machen. Der alte Verband ist schon total durchgeblutet.“ Erst jetzt bemerkte Shinji die Wunden an Reitas Oberkörper, ihm war natürlich sofort klar, dass dies sein Werk waren. Es war alles ihn seinen Augen zu sehen, aber Reue gehörte nicht dazu. Das einzige was er zustande brachte war ein fieses Grinsen. „Wurde wohl heftig zusammengeschlagen der Gute. Na ja, hast du auch solch ein Hunger wie ich? Ich schau mal was ihr so im Kühlschrank habt.“, mit diesen Worten war Tora schon aus dem Zimmer verschwunden, Ruha sah ihm hinterher. ~Wie bitte? Wie kann man denn jetzt nur ans Essen denken? Kann er nicht wenigstens so tun als wenn wenig Mitgefühl hat? Aber bei ihm spielt bestimmt nur wieder die Eifersucht eine Rolle. ~ Kouyou beschäftigte sich aber nicht weiter damit, er nahm sich ein warmen, nassen Lappen und wusch sanft über den Oberkörper von Akira. Über jede einzelne Rippe und jeden Muskel zog er einzelnd mit den Lappen nach. Bei den Wunden tupfte er nur leicht rüber. An der Hüfte und den Bauch blieben seine Augen hängen. Reitas Oberkörper war trainiert, besonders die Bauchpartie gefiel Ruha . Ein Finger von Ruha wanderte leicht an der Seite von Reita lang, über den Bauchnabel bis hin zum Hüftknochen. Uruha musste gestehen das ihm, das was er sah sehr gut gefiel. Wenn Rei nur nicht so ein komischer Typ wär, dann wär er doch ganz süß. Eine Regung von Reitas Körper ließ Ruha zurückschrecken. Was wär wenn er schon wach ist und er ihn die ganze Zeit beobachtet hat? So ein Glück wie Ruha hat, kann das ja nur so sein. Schüchtern hob der braun- blonde seinen Blick und sah direkt in ein Paar dunkelbraune Augen. „Kannst ruhig weiter machen, fing grad an zu genießen.“, und das hatte Ruha nicht erwartet, auf Reitas Gesicht war ein ehrlich gemeintes Lächeln zu sehen. Kein Grinsen und keine dumme Bemerkung kamen danach, als wenn er es wirklich ernst meinte. Kouyous Kopf nahm einen gesunden Rotton an. „Ich war grad dabei deine Wunden sauber zu machen, es ist nicht das wonach es aussah.“ „Ist egal wie du es nennen willst, aber mach weiter. Bitte.“ „Ja okay. Schaffst du es dich aufzusetzen? Würde nämlich dein Rücken noch gerne angucken…. Also sauber machen mein ich. Nicht angucken.“ Schwerfällig setzte Rei sich auf. Jede einzelne Bewegung schien wehzutun, aber die Berührung von Urus Hand und den warmen Lappen schien alles zu betäuben. „Wo bin ich eigentlich hier? Und wie kam ich hier her?“ „Du bist bei mir Zuhause in mein Zimmer und ich hab dich hierher getragen.“ „Du hast mich getragen? Du? Wie ging das denn?“ „Warum glauben eigentlich alle, dass ich so schwach bin? Es hat anscheint geklappt, denn du bist ja hier! Na ja Tora hat noch ein Stück geholfen, aber sonst hab ich dich alleine hierher geschleppt.“ Im Raum war Stille. Reita musste erst mal überlegen was Ruha alles gesagt hatte. „Tora hat mich getragen?“ „Ja aber nur ein kleines Stückchen! Sonst hab ich dich ganze Arbeit gehabt!“ Tora hatte Akira also getragen. Warum tut der sowas, er ist ja wohl der letzte der das Recht hat ihn zu helfen. Immerhin war dieser ganz alleine daran schuld, dass es ihm jetzt so dreckig ging. „Danke, für deine Hilfe.“, Uruha antwortete nicht, es kam ihn so vor als wenn es gar nicht nötig wäre. Er machte einfach weiter die Wunden sauber, bis Tora reinkam mit zwei Teller Pizzen. Tora sah Akira nur misstrauisch an und setzte sich, ohne ein Wort zu sagen wieder am Schreibtisch. „Dann können wir heute doch noch ins Kino.“, Tora grinste und sprach weiter an Rei gewandt, “Wann haust du denn ab? Ist schon um sechs und um sieben Uhr müssen wir los!“ „ Tora! Bleibst du jetzt bitte mal ganz ruhig. Erst mal geht Reita nirgendswo hin! Denkst du er kann sich in diesen Zustand überhaupt fortbewegen?“ „Das ist mir doch egal in welchen Zustand der ist. Du hast gesagt wir gehen heut Abend ins Kino, und das lass ich mir bestimmt nicht von ein Kerl versauen der nichts Besseres zu tun hat als sich mit Stärkeren anzulegen! Und anscheinend auch noch verloren hat!“ „Was hast du für ein Problem Tora?“, Ruha schien schon reichlich genervt. Das Tora nicht einfach mal seine Klappe halten konnte. Immer musste dieser solch ein Stress machen. Man sieht doch wohl dass es dem Blonden nicht so gut geht. Warum muss man dann immer noch dagegen sprechen nur um sein Willen zu bekommen! „Mein Problem? Ich habe kein Problem. Ich wollte lediglich wissen wann diese Klette endlich abhaut! Du störst, merkst du das nicht?!“ Reita hatte das ganze Gespräch über seine Augen geschlossen gehalten und genoss es wie die Hände von Ruha über sein Rücken strichen. Ruha schien angefangen zu haben ihn leicht zu massieren. „Ich glaub du bist der einzige der hier stört, Shinji! Bevor du ins Zimmer kamst war es eine richtig schöne Stimmung hier!“, wieder ein ehrliches Lächeln von seitens Akira, der immer noch seine Augen geschlossen hält. Kouyou wurde wieder rot um die Nase rum. Tora merkte natürlich sofort was der Blonde meinte. Uruha schien es zu gefallen ihm zu berühren und Reita gefiel es auch offensichtlich. In Tora brodelte schonwieder die Wut hoch. ~Der will mir also Kouyou wegnehmen. Okay Akira, ich hab dein Plan verstanden. Du willst dich rächen. Zu dem Spiel gehören aber immer noch zwei Personen. ~ „Du wirst noch sehen was du davon hast, Akira. Ach nein, Reita nennst du dich ja jetzt. Du kannst nicht gewinnen und das weißt du!“ Mit den Worten verließ Tora wütend das Zimmer. Schon war es wieder Still im Raum. ~ Was meinte Tora mit; “ Reita nennst du dich ja jetzt. Du kannst nicht gewinnen und das weißt du!“? Kennen die beiden sich? ~ Akira schien das alles nicht zu interessieren, allein sein Lächeln hat sich in ein vielsagendes Grinsen verwandelt, sonst war keine Regung zu erkennen. Kouyou ging darauf auch erst mal nicht ein, er wollte grade die Stimmung zwischen den beiden nicht verderben. Stimmung? Uruha hielt inne und starrte auf den Rücken von Reita, seine Hände lagen ruhig auf dessen Schulter. ~ Was machst du hier überhaupt Kouyou?! Du kannst den Kerl nicht ausstehen. Erst einmal sieht er komisch aus mit diesen Band im Gesicht und außerdem sind seine Anmachen total schmierig. Er raucht und er prügelt sich mit anderen Leuten. So ein Typen willst du doch gar nicht, also warum berührst du ihn so?! Verarzte ihn doch einfach zu Ende und schick ihn dann nach Hause! ~ „Ist alles Okay?“, Uruha hat gar nicht gemerkt das Reita sich gedreht hat und nur seine Arme um sein Hals lagen anstatt auf der Schulter. „Ich … ähm… ja alles okay. Ich denke ich bin gleich fertig dann kannst du gehen.“ Ruckartig stand Kouyou auf und holte Desinfektionsmittel und ein paar Mullbinden, und brachte das zu Ende was er eigentlich gleich anfangen wollte. Reita sagte kein Wort aber man sah ihm deutlich an das er ihm nicht glaubte. Er ließ sich einfach seine Verletzungen von Uruha verbinden, der auch schon nach fünf Minuten fertig war. Rekordzeit muss man dazu sagen. „So ich bin fertig. Ich denke wir fangen dann morgen an mit den Projekt, ist heute alles ein bisschen schief gelaufen. Aber Morgen treffen wir uns dann wirklich um vier bei mir, okay?“ Ohne auf eine Antwort zu warten stand Uruha wie gestochen auf, warf Reita sein Hemd zu und stand schon in einer offenen Tür. „Willst mich aber auf einmal schnell loswerden. Hab ich irgendwas Falsches gesagt oder gemacht?“ Nach der ungewollten Massage von Ruha ging es Reita schon ein wenig besser, deswegen was das Aufstehen auch diesmal nicht so eine Qual wie sonst. Als er neben Uruha ankam blieb er dicht bei ihm stehen und wartete auf eine Antwort. „Nein, hast du nicht. Aber Tora wollte mit mir ins Kino gehen und vielleicht schaffen wir das noch.“ Das Uruha das nicht erst meinte, dass wusste Akira auf Anhieb, denn er wich seinen Blick gekonnt aus. Aber Rei wusste natürlich wie er ihn wieder verlegen machen konnte. Er beugte sich vor und flüsterte Uruha mit seiner tiefen Stimme ins Ohr. „Danke, dass du dich heute so um mich gekümmert hast. Deine Hände bewirken wahre Wunder.“ Alle Nackenhaare von Uruha stellten sich sofort auf und der ganze Körper kribbelte wie schon so oft, wenn Reita ihm zu nahe kam. „Ähm… bitte... kein Problem“, und schon war Uruha nach unten verschwunden und hielt die Haustür auf. Reita ging brav raus und drehte sich auch nicht mehr um. Kouyous Puls schlug heftig gegen sein Hals. Wann war er das letzte Mal so nervös in Nähe eines anderen Mannes? Ohne darüber nachzudenken schrieb er eine SMS. „Hey! Tut mir leid dass ich heute so war. Lass uns einen schönen Abend, nur zu zweit, verbringen.“ Darauf wurde die SMS abgeschickt und Uruha stürmte schon nach oben um sich ein sexy Outfit rauszusuchen. Tora würde sowieso nie Nein zu einer Verabredung sagen. Kapitel 5: Past To Present -------------------------- Kapitel 5: Past to present Heute war kein Tag wie jeder andere, heute war der letzte Tag im Schuljahr. Die Sommerferien standen wieder an. Für viele Schüler war es der schönste Tag im Jahr, sechs Wochen frei und dazu noch ein gutes Zeugnis den stolzen Eltern zeigen. Natürlich gab es auch Schüler die nicht so gut waren und wiedermal ein schlechtes Zeugnis mit nach Hause brachten. Einer der Schüler war der zwölfjährige Akira, der gerade auf dem Weg nach Hause war. Das schlechte Gewissen nagte an ihm, noch nie hatte er eine Zwei auf dem Zeugnis gehabt und dieses Jahr waren es sogar zwei Zweien. Sein Magen schien sich zu überschlagen, im war schlecht und seine Hände waren feucht vor Angst. Er kannte den neuen Mann seiner Mutter, er war ein pflichtbewusster Mann, der viel Wert auf Ordnung und gute Noten lag. Akira war der Hoffnung, dass er heute gute Laune hätte, denn eigentlich verstanden sich die beiden doch ganz gut. Doch als Akira die Haustür aufschloss, überkam ihm schon ein ungutes Gefühl. Irgendwas stimmte hier nicht; auf den Boden lag der Aktenkoffer von seinem Stiefvater und darüber war achtlos das Jackett geworfen worden. Er war ein sehr ordentlicher Mensch, der das nie so liegenlassen würde. Auf einmal hörte er in der ersten Etage Stimmen; sein Stiefvater, seine Mutter und noch einen anderen Mann. Mit immer noch schweißnassen Händen ging er die Treppe langsam hinauf um auch keinen Lärm zu machen. Er ging bis zum Schlafzimmer der Eltern und lauschte an der Tür immer noch mit dem Zeugnis in der Hand. „Wie kannst du mir das nur antun, in meinem eigenen Haus! Wir sind seit 5 Jahren verheiratet und dann betrügst du mich?!“ Das Schreien war ohrenbetäubend, sein Stiefvater war außer sich. Außerdem konnte man hören, wie sich eine Person hecktisch bewegte, wahrscheinlich seine Sachen zusammensuchte. „Ach komm Kazuke, als wenn es zwischen uns noch gut laufen würde! Dir war doch wohl klar, wenn du mir nicht das gibst was ich brauche, dass ich es mir woanders hohle!“ „Das hätte ich mir an deiner Stelle sehr gut überlegt! Du hast nichts ohne mich, weder Geld noch ein Schlafplatz! Aber ich wusste schon immer, dass du nicht so weit denken kannst!“ „Etwas anderes hat mich hier auch nie gehalten! Dachtest du, dass ich mein Leben lang mit so einem Mann wie dir zusammen sein möchte?“ Ein Schlag war zu hören und gleichzeitig zerbrach etwas. Jemand fing an zu winseln und zu schluchzen. „Denkst du, du kannst einfach so mit mir reden? Du vergisst wohl, dass ich es war der dich und deinen Sohn aufgenommen hat! Es hat dir bei mir an nichts gefehlt!“ Auf einmal ging die Tür auf und ein jüngerer Mann kam zum Vorschein, der von seinem Stiefvater am Kragen raus gezerrt wurde. „Verschwinde endlich, du hast hier deine Arbeit geleistet!“ Das ließ der junge Mann sich nicht zweimal sagen und verschwand schnellstens die Treppe runter und war aus der Haustür verschwunden. Nun konnte Akira auch sehen was hinter der Tür geschah; seine Mutter lag am Boden und hielt sich die Wange. Neben ihr lag eine zerbrochene Vase die sie wohl mit runter gerissen hatte. Sein Stiefvater sah ziemlich sauer aus, hatte eine Bierflasche in der Hand und stand genau vor Akira, der nur ein Schritt zurückgewichen war als die Tür aufsprang. „Was willst du denn hier? Musst du nicht in der Schule sein?“ mit einem undefinierbaren Blick hatte er Akira fixiert, als wenn sich die ganze Aggression nun auf Akira konzentrierte. „Ähm… Ich… Heute war doch Zeugnisausgabe. Also … Ähm … Hatten wir heute früher frei.“ „Und dann dachtest du, du konntest uns einfach mal belauschen?!“ „Nein… Ich … Es tut mir Leid… Ich weiß das macht man nicht. Ich hab nur so laute Stimmen gehört….“ Akira sah nach unten auf den Boden und hielt nervös das Zeugnis in beiden Händen. Der Mann ging auf Akira zu und riss diesem das Blatt Papier aus der Hand. Er brauchte nicht einmal eine Minute bis sich seine Laune noch deutlich verschlechterte, falls dieses überhaupt noch möglich war. „Zwei zweien? Wie kamst du denn dazu? Hast im Unterricht gepennt oder was? Das du mir so ein Wisch überhaupt zeigst ist schon eine Frechheit! „ Der Mann wurde immer lauter, bis die letzen Worte nur noch geschrien wurden und Akira das Zeugnis ins Gesicht geschlagen wurde. So nah wie sein Stiefvater nun stand, konnte der schwarzhaarige genau riechen, dass das Bier in seiner Hand nicht das erste alkoholische Getränk an diesem Tag war. „Lass meinen Sohn in Ruhe, du hast kein Recht ihn auf irgendeine Weise zu belehren!“ Seine Mutter versuchte sich wieder auf die Beine zu stellen. Es sah eher unbeholfen als selbstbewusst aus. „Wer soll das denn sonst tun? Eine Frau die mit ihrem Leben nicht zu Recht kommt seid ihr Mann gestorben ist? Eine Frau die weder arbeiten geht, noch einen Tag nüchtern bleiben kann? Dein Sohn wird eines Tages genau so werden wie du, wenn man ihm nicht zeigt wie es richtig gemacht wird!“ Mit einem Mal war Akiras Mutter so schnell bei ihnen und verpasste ihrem Mann eine saftige Ohrfeige. „Wer hier wohl nicht nüchtern bleiben kann!“ Dann ging alles zu schnell, sein Stiefvater griff seine Mutter an den Hals und drückte sie gegen den naheliegenden Schrank, bis sie hinunter sank. Dann ging er auf sie zu und zog sie an den Haaren ein Stück nach oben, um ihr ins Gesicht zu schauen. In dem Moment ging Akira dazwischen und zog am Arm seines Stiefvaters um ihn von seiner Mutter loszureißen. „Lass meine Mutter in Ruhe! Tu ihr doch nicht weh!“ „Lass los Akira! Du hast damit nichts zu tun!“ Nach einigen missglückten Versuchen Akira von sich los zu bekommen, machte sich der Alkohol von seinem Stiefvater bemerkbar. Er handelte aus Reflex. Seine Hand holte aus und traf den schwarzhaarigen direkt ins Gesicht. Einzig allein das klirren von Glasscherben war zu hören. Akiras Griff lockerte sich und er fiel zu Boden. Im ganzen Raum war es ruhig. Erst dann realisierte sein Stiefvater was er getan hatte. Er hatte Akira mit der Bierflasche ins Gesicht geschlagen. Die Mutter saß noch geschockt am Boden und schaute ihren Sohn an, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag. Auf den Teppich waren einzelne Blutflecken und in der Nähe des Kopfes eine ganze Lache voll Blut. Seine Mutter sprang auf und lief zu ihrem Sohn, drehte ihn sachte um, um ihn nicht noch mehr wehzutun. Das ganze Gesicht ihres Sohnes war verschmiert mit Blut, es war unmöglich auszumachen wo die Wunden waren. Akira war noch lange Zeit bei Bewusstsein, bis er aufgeregte Stimmen hörte und er auf eine Trage gelegt wurde. Dann nahmen alle Töne einen dumpfen Klang an und er schlief ein. ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Mit stockendem Atem wachte Reita auf und sah sich panisch in seinem eigenen Zimmer um. Sein Herz raste. Diesen Traum hatte er schon eine Ewigkeit nicht mehr gehabt, umso realer kam er ihm diesmal vor. Den Tag vor sechs Jahren wird er wohl nie vergessen können. Den Tag, an dem ihm sein damaliger Stiefvater diese Narbe auf seinem Nasenrücken verpasst hat. Seinen damaligen Stiefvater hat er nach diesem Tag nie wieder gesehen. Seine Mutter sprach auch nicht über ihn. Akira hatte die Vermutung, dass er ins Gefängnis gekommen war, wegen schwerer Körperverletzung an Minderjährigen. Aber genau sagen konnte er es nicht. Er hatte schon die Hoffnung, dass er den Tag endlich vergessen hätte. Doch die Erinnerungen würde er wohl nie vergessen können. Der Traum kam ihm einfach zu echt vor, als wenn er diesen Tag jede Nacht aufs Neue wieder durchmachen müsste. Der Blonde erinnerte sich nur noch daran wie er, nach zwei Wochen künstlichen Komas, im Krankenhaus wieder aufgewacht war. Dieses Brennen von den Schnittwunden konnte er immer noch spüren wenn er daran zurückdachte. Seine Mutter schlief neben ihm und hatte seine Hand in den eigenen Händen. Nach diesen Tag suchte seine Mutter das erste Mal einen Psychiater auf und veränderte sich zu der Frau die sie heute war. Aber Reita versuchte sich nicht mehr an den Tag zu erinnern, dass hat er früher getan und es bringt einfach nichts. Vergessen ist einfach besser als sich damit zu beschäftigen. Mit vollkommen durchnässten Sachen setzte er sich in seinem Bett auf und legte den Kopf in die Hände. Die Kopfschmerzen waren einfach unerträglich und seine Narbe im Gesicht brannte noch dazu. Trotzdem stand er schwerfällig auf und verließ sein Zimmer in Richtung Küche um sich ein Glas Wasser zu holen. Nach dem Besuch bei Uruha ist Reita direkt nach Hause gegangen. Seine Mutter und ihr Aktueller waren nicht da, er wusste nicht wo sie waren aber anscheinend waren diese immer noch unterwegs. Reita war ganz froh das er den beiden noch nicht begegnet war, denn seit den Streit war Funkstille zwischen ihnen. Wie die beiden wohl reagieren, wenn sie Akira wieder sehen. Wird seine Mutter glücklich sein, dass ihr Sohn sie doch nicht verlassen hat? Akira musste bei den Gedanken grinsen. „Das wird wohl kaum passieren.“ Auf einmal musste er an den Besuch bei Uruha denken, an die sanfte Massage und wie Kouyou ihn berührt hatte. Warum er ihn dann so blitzartig rausgeschmissen hatte, war ihm immer noch ein Rätsel. Er hatte weder etwas Falsches gesagt noch hatte er ihn ungewollt berührt und die Ausrede, dass er doch noch mit Tora ins Kino wolle, kam einfach zu unerwartet. So schnell konnte er doch nicht seine Meinung geändert haben. Aber wer soll schon diese Frauen verstehen? Draußen war es mittlerweile ziemlich dunkel und ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es schon kurz nach halb elf Uhr war, die perfekte Zeit um noch einmal rauzugehen und eine an der frischen Luft zu rauchen. Gleich darauf zog Reita sich auch schon an, zündete sich eine Zigarette an und verließ das Haus in Richtung Park. +++++++++++++++++ Uruha machte sich zu Hause hastig fertig um Tora noch pünktlich um acht Uhr vor dem Kino zu treffen. Perfekt geschminkt hatte er sich heute Morgen schon, nur das Outfit musste aufreißender werden. So schnell es ging suchte er sich eine weiße Bluse und eine enge schwarze Hose raus. Über die Bluse zog Uruha dann eine schwarze ärmellose Weste und das Outfit war komplett. Schnell raste er durch das Haus zur Eingangstür, zog sich seine Stiefel an und machte sich dann auch schon auf den Weg zur Bushaltestelle. Viertel vor acht Uhr kam Kouyou dann auch vorm Kino an, vor dem Shinji bereits wartete. „Hey na Kleines. Schön das es doch noch geklappt hat, hat der Spinner dich wohl doch nicht mehr solange aufgehalten!“ Tora legte sein Arm um Uruhas Schulter und beide gingen gemeinsam in die Eingangshalle. „Na ja ich dachte, du hast dich so auf diesen Abend gefreut, das wollte ich dir dann auch nicht verderben.“ Es war gelogen, er wollte einzig allein von Reita weg, weil seine pure Anwesenheit ihn total nervös gemacht hatte. Tora und dieser Kinobesuch sind einfach eine willkommene Ablenkung. Eine wirkliche Auswahl an Filmen hatte das Kino zu der Zeit nicht zu bieten, also entschieden die beiden sich für einen Actionfilm ohne verständliche Handlung. Aber das war auch nicht wichtig, Uruha würde sowieso den ganzen Film abgelenkt sein. Was war nur los mit ihm? Warum hatte er so das Bedürfnis die Haut von den Blonden zu berühren? Jede einzelne Fingerkuppe hat gekribbelt und gebrannt. Das letzte Mal hatte er dieses Gefühl bei Shiro, seinen Ex-Freund. Er hätte nie gedacht, dass er dieses seltsame Gefühl noch einmal bei jemand erleben würde wie Reita. Er war so anders als Shiro. Dieser hatte Geld und immer die teuersten Sachen an. Er war charmant und sah unheimlich toll aus. Reita dagegen sah eher ungepflegt aus, prügelte sich mit Typen, trug Punkklamotten, machte einen total schmierig an und dazu rauchte er auch noch. Demzufolge war er kein Vorzeigefreund und nicht vergleichbar mit seinem Vorgänger. Uruha wusste einfach nicht was er an Reita fand, er wusste nur das ihm in seiner Nähe unheimlich heiß wurde. „Weißt du eigentlich, dass du heute Abend richtig sexy aussiehst? Gefällt mir richtig gut.“ „Danke, hab ich nur mal schnell übergeworfen.“ Und dieses Mal war das noch nicht einmal gelogen. Der Film war ziemlich langweilig, wie erwartet hatte der Film weder Handlung noch wirklich spannende Szenen. Während des Films hat Kouyou immer wieder die Nähe des Schwarzhaarigen gesucht. Zuerst war es nur ein Kopf der sich auf dessen Schulter gelegt hat und in der Mitte des Films suchte dann Uruhas Hand die von Tora. Shinji war total perplex über diese Annäherung, er hatte sie sich immer erhofft doch wirklich dran geglaubt hatte er nicht mehr. Er konnte den ganzen Film nur noch vor sich her lächeln, vom Film bekam er nicht wirklich etwas mit. So hatte er sich den Abend mit Kouyou vorgestellt, dass die beiden sich näher kamen. Er war seit der zehnten Klasse schon in ihn verknallt, doch nie hat Uruha ihn überhaupt als etwas anderes beachtet, als seinen besten Freund. Das Tora mehr wollte, als nur Freundschaft, ignorierte Kouyou gekonnt. Für ihn kam es nie in Frage eine Freundschaft für eine Beziehung aufzugeben, für Shinji vollkommen unverständlich. Eine Beziehung war doch etwas viel schöneres als nur Freundschaft, diese war doch viel intensiver. Klar, es kann auch wieder in die Brüche gehen aber man kann doch danach immer noch befreundet bleiben. Die gleiche Meinung vertrat Uruha aber nicht, dieser hatte sich lieber andere Männer gesucht und Tora konnte nur zuschauen wie sein Traummann andere Kerle küsste. Aber vielleicht hatte Kouyou jetzt doch bemerkt, dass er etwas für den anderen empfindet. Am Ende des Filmes saßen die beiden noch lange im Saal, Hand in Hand, und sahen sich den Abspann an bis es dann, nach fünf Minuten hell wurde. Sie rührten sich lange nicht, beide waren sichtlich überfordert mit der Situation. Uruha wusste nicht wie er Tora erklären sollte warum er seine Hand hielt und Tora wusste nicht ob diese Annäherung wirklich etwas Seitens Uruha bedeutete. Der Brünette löste als erster die Hand von der anderen. „Wollen wir los? Es ist schon um elf. Ich muss um zwölf immer zu Hause sein.“ Keine klare Aussage vom Brünetten; hatte es nun etwas zu bedeuten oder nicht? „Ja. Lass uns gehen.“ Ihr Weg führte sie in Richtung des Busses. Den ganzen Weg sagte niemand etwas, bis sie an der Haltestelle ankamen und sie noch 15 Minuten warten mussten. Man konnte sich jetzt unmöglich eine viertel Stunde anschweigen, dachte Uruha sich. „Wie fandest du den Film?“ „Nicht besonders. Hab mir aber auch nicht viel darunter vorgestellt.“ Tora kramte eine Zigarette aus seiner Jackentasche und steckte sich diese zwischen den Lippen, was Uruha interessiert beobachtete. ~Hat Tora schon immer so sinnliche Lippen gehabt? ~ „Und wie fandest du den Film?“ „Ich.. Na ja … um ehrlich zu sein hab ich vom Film nicht so viel mitbekommen.“ Tora schaute Uruha von der Seite an. Sollte er ihn danach fragen? Schon wieder war Stille, erdrückende Stille. Die auch, bis der Bus ankam, anhielt. Sogar die ganze Zeit im Bus sagte niemand etwas. Bis sie an Toras Haltestelle hielten, doch dieser bewegte sich nicht. „Tora? Musst du nicht aussteigen?“ „Ich bring dich noch nach Hause.“ „Das musst du doch nicht, dann bist du noch länger unterwegs.“ „Ich möchte das aber tun.“ Diese lästige Stimmung machte Tora noch vollkommen irre. Es war doch nicht schlimm, dass der Brünette seine Hand gehalten hat; Warum also stellen die beiden sich so an? Nach dem Aussteigen überwand Tora letztendlich seine Blockade und fragte frei raus. Was sollte schon passieren außer, dass er wieder eine Abfuhr bekommen könnte? „Uruha?“ „Mhm?“ „Hat es etwas zu bedeuten das du im Kino so anhänglich warst?“ Er antwortete nicht und Tora traute sich auch nicht noch einmal nachzufragen. Irgendwann blieb Kouyou stehen. „Was würdest du denn sagen?“ „Wie? Das frag ich dich doch? Du weißt doch das ich gerne mehr mit dir haben würde als Freundschaft.“ „Ich weiß nicht genau was ich will. Ich mag dich, aber was passiert dann mit unserer Freundschaft? Außerdem mag ich -…… Ach egal, lass uns weiter gehen.“ Tora stand immer noch an derselben Stelle und schaute Uruha hinterher. Er konnte sich schon denken wie der Satz weiterging aber wirklich verstehen konnte er es nicht. Seit zwei Jahren dackelte er nun dem Brünetten hinterher, in der Hoffnung, dass er ihn doch mal ernst nehmen würde. Aber es ist immer dasselbe, Tora steht hinten an und ist der Notnagel. Darauf hatte er keine Lust mehr. Er drehte einfach um und ging in die gleiche Richtung zurück von der er kam. „Shinji?“, fragend drehte Uruha sich um, da Tora ihn immer noch nicht eingeholt hatte. Er sah wie der schwarzhaarige sich mit jedem Schritt von ihm entfernte. Sowas hatte Tora noch nie vorher gemacht, ihn einfach in Dunkeln zurückgelassen, noch nicht einmal wenn er richtig sauer war. „HEY TORA!!! Warte doch mal!“, so schnell er konnte ist Uruha den schwarzhaarigen hinterher gehetzt und stützte sich nun an dessen Schulter ab. Shinji blieb zwar stehen, rauchte aber gemütlich weiter ohne den Brünetten zu beachten. „Was ist denn los? Warum haust du ab?“ „Weil ich darauf keine Lust mehr habe, Kouyou. Jedes Mal wenn ich denke, jetzt kommen wir uns näher hast du wieder was Neues. Ich bin immer nur interessant wenn du nichts Besseres findest. Jedes Mal muss ich mir dein Gejammer anhören wenn eine deiner Beziehungen in die Brüche geht. Aber das du mir auch etwas bedeutest interessiert dich nicht und das du mir damit wehtust, interessiert dich noch weniger.“ Shinji´s Stimme war den ganzen Wortschwall ruhig geblieben, ruhig und sachlich. Er konnte noch nie Gefühle in dieser Art zeigen. Uruha wusste nicht was er sagen sollte, er wusste natürlich das Tora auf ihn stand aber das er ihm damit wehtat, hat er nie mitbekommen. „Ich wusste nicht, dass ich dir damit wehtue… ich weiß im Moment einfach nicht was ich möchte. Und bei Akira hat schlagartig alles gekribbelt als –„ „Boah! Hör auf! Ich will das gar nicht hören was du bei so einem Idioten spürst! Da wird mir ja ganz schlecht!“, provozierend schüttelte Tora sich noch, bevor er weitersprach. „Kannst du dich bitte irgendwann entscheiden was du möchtest? Denn ich glaub, dass ich die Freundschaft auch nicht mehr lange aushalten werde. Wenn wir so weitermachen wie bisher wirst du mich verlieren. Also sag endlich ob du es versuchen möchtest, sonst halte ich es nicht mehr aus!“ „Willst du mich jetzt erpressen?“ Mit runter hängenden Schultern und gesenkten Blick sah Uruha auf den Boden, ein Stein wurde gerade besonders interessant. Tora antwortete nicht darauf. Er hatte das Gefühl das er das auch nicht müsse, Uruha hat schon verstanden, dass er es ziemlich ernst meinte. Doch so wie Uruha da nun stand, konnte er es auch nicht lassen. Er zog Kouyou an sich und umarmte ihn, dieser nahm das auch gerne an und klammerte sich sofort an seinen besten Freund. Lange Zeit verharrten sie so, bis Kouyou sein Kopf hob um in Toras Gesicht sehen zu können. In Tora fing es an zu lodern, noch nie waren ihre Lippen so dicht beieinander. Sie hatten sich zwar schon so oft umarmt, doch noch nie hatte Uruha ihn dabei so angesehen. Als Uruha dann auch noch die letzten Zentimeter überwand, war Toras Beherrschung vollkommen weg. Die Lippen der Brünetten waren so weich und sinnlich, genauso wie er sie sich immer vorgestellt hatte. Vorsichtig löste Shinji die Umarmung und führte eine Hand zur Uruhas Taille, die andere zum Nacken und zog ihn näher zu sich. Dieser Moment sollte niemals zu Ende gehen. Doch Uruha löste sich nach viel zu kurzer Zeit von seinem besten Freund. „Gib mir bitte noch ein bisschen Zeit. Ich werde mich schon bald entscheiden. Ich verspreche es dir.“ Immer noch total benebelt von dem Kribbeln auf den Lippen, nickte Shinji. „Ja, ist okay.“ „Danke!“, mit einem letzten flüchtigen Kuss auf die Lippen verließ der Brünette den Schwarzhaarigen für diesen Abend und ging zu sich nach Hause. Wiedermal hatte er es geschafft Tora zu beruhigen, es war doch zu einfach Männer zu beeinflussen. Kapitel 6: Missachtete Prioritäten ---------------------------------- Kapitel 6 „Ich hab langsam wirklich keine Lust mehr auf diesen Kram. Hört endlich auf damit euch zu streiten!“ Giftete Ruha wütend los, als Rei und Tora sich zum hundertsten Mal an diesem, Tag in die Wolle bekamen. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Sie saßen jetzt schon vier geschlagene Stunden seit Schulende hier herum und kamen einfach nicht weiter. Was wohl nicht weiter verwunderlich war, wenn einer arbeitete und zwei ihre männlichen Minderwertigkeitskomplexe ausleben mussten. „Aber er hat doch angefangen, was soll ich denn da machen?“ Tora war seit ihrem Kinobesuch noch eine Ecke anhänglicher geworden, was Reita offenbar gar nicht zu passen schien. Ständig ließen die beiden irgendwelche Kommentare hören und stürzten sich dann wie zwei Gockel auf einander, die sich um ein Huhn stritten. Und zu Uruhas großem Entsetzen, war er wohl dieses Huhn. Er legte seinen Stift beiseite und sah auf die Uhr. „Naja ist eh schon spät und wir können es ja immer noch morgen zu Ende machen. Wollt ihr beide nicht mal langsam gehen?“ Tora und Rei sahen das genervte Hühnchen nur perplex an und wandten ihren Blick ebenfalls zur Uhr. „Woah…ich müsste schon längst zu Hause sein und mich für heute Abend fertig machen.“ Tora wirkte auf einmal völlig verstört und war schon dabei sich die Jacke überzuziehen. „Tut mir Leid Schönheit, aber ich muss noch ein bisschen was erledigen. Bekomme ich noch einen Abschiedskuss?“ Eher widerwillig ließ Ruha sich von seinem „Freund“ einen Kuss auf die Lippen drücken, bevor dieser grinsend den Rückzug antrat, mit den Abschiedsworten; Bis heut Abend, Schönheit!“ Reita guckte als hätte man ihm eben eine runtergehauen. War das gerade ein Kuss? Der Brünette lief augenblicklich rot an und schaute betreten zu Boden, der auf einmal furchtbar interessant zu sein schien. „Ähm…und was ist mir dir, Akira? ...Willst du nicht auch langsam gehen?“ Der Blonde Punk sah ihn nur mit hochgezogener Augenbraue an. „Wir wollten doch heute aufs Kirschblütenfest gehen, du Trottel. Ich dachte eigentlich deshalb hast du diesen Störenfried da rausgeworfen.“ Ruha überlegte einige Sekunden lang, bevor es ihm wieder einfiel. Stimmt, heute war das Kirschblütenfest in der Stadt und Reita hatte ihn heute Morgen in der Schule gefragt, ob sie zusammen hingehen wollen. Eine Wiedergutmachung nachdem er ihn am Vorabend so sang- und klanglos vor die Tür gesetzt hatte. Zum Glück hatte Tora davon nichts mitbekommen, sonst hätte das wieder Tote gegeben. „Ah…ja genau. Es ist ja schon recht spät. Wollen wir uns dann mal auf den Weg machen? Ich liebe solche Feste einfach.“ Frohlockte der Brünette. Wie konnte er das Fest nur wieder vergessen? Blitzschnell suchte er ein paar Sachen aus seinem Schrank damit er auch ausgehfein war. Er konnte ja schlecht in diesen Klamotten auf ein Fest gehen. Da es draußen um diese Jahreszeit auch am Abend noch angenehm warm war, zog er sich ein knappes Oberteil drüber. Zur Not konnte er ja noch eine dünne Jacke mitnehmen…und außerdem…-Er warf einen Blick auf Reita-…hatte er ja im Notfall noch was zum Warmhalten. Ab und an musste man die Männer einfach etwas ausnutzen, wenn sie sich schon so anboten. „Nun komm endlich oder willst du den ganzen Tag da sitzen?“ Ungeduldig klopfte Ruha mit den Fingern gegen den Türrahmen, bis sich der werte Herr auch endlich mal erhoben hatte und ihm durch den Flur folgte. In der Stadt war wirklich eine Menge los und so zogen die Beiden durch die hell erleuchteten Straßen und sahen sich das farbenfrohe Fest an. Uruhas Aufmerksamkeit blieb recht schnell an einem Glückspielstand hängen. Vor diesem befand sich ein großes Becken in dem bunte Goldfische vor sich hinschwammen. Die kleinen schwarzen Augen glubschten die Besucher an, die versuchten mit kleinen Papiernetzen einen der fische aus dem Wasser zu befördern. Wer einen Fisch damit fangen konnte, gewann einen Preis. „Mist verdammt…warum klappt dieser Mist nicht“, fluchte Uruha, nachdem ihm schon ein Dutzend der kleinen Papiernetze gerissen waren. „Ich will auch so was Tolles gewinnen … Menno …“ Hoffnungsvolle Augen wandten sich an Reita, der völlig genervt neben ihm am Wasserbecken stand und ihn vollkommen zu ignorieren schien. „Hier jetzt zeig mal was du kannst! Dann gibt es auch eine schöne Belohnung.“ Voller Eifer drückte Uruha dem Blonden eines der Papiernetze in die Hand und wartete voller Spannung ab. Akira seufzte nur einmal völlig genervt und wandte sich den Goldfischen zu, die ängstlich zu ihm hochglubschten. Ruha konnte gar nicht so schnell gucken, da hatte er schon einen Beutel mit Goldfisch und ein riesiges Plüschtier im Arm. „Du hast ja ein Talent. Warum hast du mir nicht schon vorher geholfen, hm? Das war doch einsame Spitze wie du dem das Becken da leergemacht hast.“ Reita gab nur ein zustimmendes Murmeln von sich und schaute dann wieder weg. Ihm war das Ganze eher Schnuppe schließlich hatte er heute etwas anderes geplant, als Fische zu angeln. „Sag mal…wollen wir uns nicht ein Plätzchen suchen von dem aus wir das Feuerwerk besser sehen können? Hier ist es viel zu hell dafür.“ Sein Objekt der Begierde ahnte noch nichts, aber schließlich hatte er Rei einen Gefallen versprochen, wenn er ihm so einen dämlichen Fisch angeln würde. Und das hatte er immerhin gemacht. „Ja, ok. Wie wär es vom Park aus? Da hab ich das letztes Jahr schon gesehen. Ist echt eine super Aussicht und die Menschenmassen erdrücken einen da nicht so.“ Mit einem undurchsichtigen Lächeln ließ sich Reita von dem Brünetten durch die Menschenmenge bis hin zum Park ziehen. Einige Leute saßen schon auf großen Decken auf dem Rasen und genossen den Anblick des nächtlichen Himmels. Die Sterne funkelten am klaren glänzenden Nachthimmel wie tausend kleine Lichter. Das waren wirklich perfekte Voraussetzungen für ein Feuerwerk. „Hier ist es. Hier kommt meistens keiner her, da hier wirklich nichts beleuchtet ist. Uruha schob ein paar Buschzweige beiseite und ein verschlungener Pfand offenbarte sich, der einen kleinen Hügel heraufführte. „Hier war ich letztes Jahr auch mit Tora drauf. Es ist echt toll wenn man oben ankommt.“ Bei dem Namen „Tora“ hörte er ein unwilliges Knurren hinter sich. Vielleicht sollte er seinen besten Freund nicht mehr vor Akira erwähnen. Zum Glück war der Weg recht kurz bis sie auf der Hügelkuppe angekommen waren, wo sich schon ein paar andere Leute versammelt hatten. Das meiste waren irgendwelche Halbstarke, die sich bereits volllaufen gelassen hatten. Ruha lies sich etwas entfernt davon ins Gras fallen. „Ist echt ein toller Platz hier. Wenigstens ab und zu hast du mal ein paar gute Ideen, Barbie.“ Der Blonde konnte es auch einfach nicht sein lassen und musste wieder anfangen zu sticheln. Dafür erntete er nur einen wütenden Blick und etwas das wie ein beleidigtes Zischen klang. Erst mal war damit Ruhe zwischen den Beiden eingekehrt. Die Stille hing wie ein Schleier zwischen ihnen und wurde langsam regelrecht unangenehm. Warum sagte Reita denn nichts? Sonst war dieser Typ mit dem komischen Band im Gesicht doch auch nicht auf den Mund gefallen. Ruha wurde zusehends unruhiger und wollte grade etwas sagen, als er die dunkle Stimme seiner Begleitung vernahm. „Sag mal, Barbie….was ist da eigentlich zwischen dir und diesem Tora?“ Ruha drehte sich perplex zu dem Blonden um und merkte wie nahe dieser ihm gekommen war. Reita hatte sich näher zu ihm gebeugt und schaute ihn aus unergründlichen Augen an. Auch wenn man so etwas wie Eifersucht kurz in ihnen aufblitzen sehen konnte. „Ähm…nichts…was soll da denn schon sein? Wir sind halt gute Freunde und kennen uns schon ewig.“ Reita schaute ihn wieder mit diesem das-glaubst-du-doch-nicht-echt-Blick an. „Ich glaube der hat aber was anderes als Freundschaft im Sinne, mein Hübscher. Oder was war das vorhin?“ Was war denn jetzt auf einmal los? Warum löcherten ihn ständig alle damit, wie es um seine Gefühle stand? Schnell senkte er den Blick und versuchte möglichst normal zu wirken. „Das geht dich doch eigentlich nichts an, oder?“ Leider klang Uruhas Stimme nicht halb so fest wie sie eigentlich klingen sollte. Plötzlich spürte er Reitas Hände an seiner Taille, die ihn zu sich nach hinten zogen. Das verbesserte die Situation kein Stück. „Was machst du da?“ Uruha verkrampfte sich augenblicklich. „Ich dachte, dir ist kalt, so wie deine Stimme schon zittert.“ ~Oh Gott reiß dich jetzt bloß zusammen, Uruha altes Haus. Was ist denn jetzt schonwieder los mit mir? Warum wird mir auf einmal so warm? So warm war es doch heute Abend gar nicht. ~ Reita lehnte sich mit den Rücken gegen einen Baum. Uruha saß zwischen dessen Beinen in völlig unbequemer Position. „Entspann dich doch mal. Passiert schon nichts schlimmes, kannst dich also ruhig anlehnen.“ Eine Hand vom Blonden übte einen leichten Druck an Uruhas Schulter aus und zog ihn mit sanfter Gewalt zu sich an die Brust. Die Sitzposition des Brünetten hatte sich auf jeden Fall schon mal verbessert, doch diese Hitze wollte einfach nicht so recht verschwinden. Es kehrte wieder Stille ein, doch diesmal war es keine erdrückende. Sie saßen einfach nur da, Reita hatte die Arme um Kouyou geschlungen und den Kopf auf dessen Schulter gelegt. Uruha erwischte sich sogar einmal dabei, wie er die Augen zumachte und bloß die Nähe des anderen genoss. Er konnte genau den Herzschlag des Blonden spüren, genauso wie dessen Atem an seinem Ohr. Er musste zugeben, es war ein sehr angenehmes Gefühl. Einfach Mal von jemanden in die Arme genommen zu werden, ohne das Hintergedanken im Spiel waren. Reita ging es nicht viel anders, er war noch nie einer Person vorher so nahe gekommen. Seine Hände strichen sanft über Uruhas Bauch bis zur Brust und wieder zurück. Das Kribbeln von Reitas Fingerkuppeln war kaum noch zu verachten. Uruhas Gedanken hatten sich in der Zwischenzeit vollkommen verabschiedet. Die Augen waren schon einigen Minuten geschlossen und sein Körper hatte sich schon längst vollkommen entspannt und gab sich den Streicheleinheiten des Blonden hin. „Das Feuerwerk geht los.“ Der Körper des Brünetten erschauerte augenblicklich als Akiras Lippen sein Ohr streiften. Jetzt erst wurde ihm klar wie nahe sie sich waren und wie sie wohl zusammen aussehen; Wie ein verliebtes Paar. Wollte er das? Das Feuerwerk war wunderschön. Der ganze Himmel wurde hell erleuchtet von den massenhaften Raketen. Ein einziges Lichtermeer, mit unzähligen Farben. Uruha hat schon immer Feuerwerke geliebt. Die Stimmung die dadurch verbreitet wurde war einfach einmalig. Die Leute vergaßen einfach für einen kleinen Moment ihre Sorgen und manchmal auch ihre Prinzipien. In den Moment, als er das dachte, drehte sich Uruha in der Umarmung von Akira und bettete sein Kopf in dessen Halsbeuge. Jetzt wanderten Uruhas Finger über Reitas Brust zu dessen Bauch. Der Herzschlag des Blonden verdoppelte sich ungewollt. Er war vollkommen überrumpelt von Kouyous Tun. Eben war der Brünette noch so schüchtern und wollte sich nicht einmal umarmen lassen, und jetzt ergreift er die Initiative? Akira konnte nicht anders, er lehnte sich zu den Brünetten und ihre Lippen trafen sich. Ihm war es im Moment ziemlich egal was Kouyou dazu sagen würde, ob er ihn wegdrückt oder ihn sogar eine Ohrfeige geben könnte. Das verlangen dessen Lippen zu spüren wurde einfach zu groß. Das Feuerwerk dauerte insgesamt eine halbe Stunde, doch die Hälfte davon bekamen die beiden gar nicht mit. Auch, dass das Feuerwerk seit etwa fünf Minuten vorbei war und dass schon alle Leute weg waren bekamen sie nicht mit. Uruha wusste schon seit den ersten Kuss nicht mehr was er tat, er wusste nur, dass er nicht aufhören wollte. Seine Hände verschränkten sich hinter Akiras Nacken und zogen ihn runter, sodass Kouyou auf den Bode lag und Reita sich über ihn beugte. Die Hände des Brünetten fanden ihren Weg unter dem Shirt des Blonden und wanderten jeden einzelnen Muskel an dessen Rücken entlang. Das Keuchen konnte Akira kaum unterdrücken, und schon gar nicht, dass es ihm gefiel. Reita zog das Shirt von Uruha nun etwas höher und küsste seinen Bauch, verfing sich im Bauchnabel und küsste sich seinen Weg weiter zur Hüfte. Die Hose zog er eine Handbreit runter. Kouyou hatte seine Augen ein Schlitz weit geöffnet, sah aber nur alles vollkommen vernebelt. Dass er nun auch ziemlich erregt war konnte wohl selbst Reita da unten nicht übersehen. Seine Hände verfingen sich in den Haaren des Blonden und zogen ihn nach oben, sodass sich ihre Lippen wieder trafen. Erst als ihre Erregungen sich berührten und Uruha aufkeuchen musste, fasste Uruha wieder einen klaren Gedanken. Was tat er denn da? Und vor allem mit wem? Seit wann machte er mit irgendwelchen Typen auf einer Lichtung rum, die er gerade mal eine Woche kannte? So einer war er nicht! Wie gestochen, löste sich Uruha von Akira. Das sie ziemlich erregt waren, konnte niemand verstecken. Der Atem der beiden ging immer noch schwer und das Herz pochte bei beidem gegen die Brust. Sie sahen sich verträumt an, was gerade passiert ist schienen beide erst jetzt zu realisieren. Wie sollte man jetzt anfangen, nachdem was eben passiert war? Einfach weiter machen und es beiseiteschieben? Reita fing sich als erstes wieder. Wie, als wenn nichts gewesen wär, stand er auf und reichte Uruha eine Hand um ihm hoch zu helfen. „Wolltest du heut Abend nicht noch irgendwo hin, Barbie?“ Kouyou hatte sich noch nicht wirklich gefangen. Klares denken war auch nicht möglich. Er spürte nur die warme Hand von Akira in seiner eigenen. „Was ist?“ „Du bist voll verpeilt, oder? Tora sagte vorhin; Dann bis heut Abend. Wolltet ihr euch noch treffen?“ „Ach ja! Nein, heute feiert ein sehr guter Freund seinen Geburtstag. Das hab ich total vergessen, wie blöd!“ „Kein Wunder, hattest ja auch anderweitig zu tun.“ Ein Grinsen konnte sich der Blonde an der Stelle nicht verkneifen, doch der Brünette reagierte nicht. „Es ist schon ein Uhr. Saga wird total enttäuscht sein wenn ich nicht mehr aufkreuze. Ich mach mich mal auf den Weg zur Feier.“ Unsicher warf er Reita einen entschuldigenden Blick zu. „Ich kann ihn wirklich nicht versetzen, aber wenn du willst kannst du…ähm…ja mit mir….hingehen.“ Warum war er nur auf einmal so nervös? Und warum bekam er dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf? Er….Reita…das Feuerwerk, einfach alles überforderte ihn grade etwas. Die Beiden hatten sich stumm auf den Weg, durch die dunklen Straßen gemacht. Zum Glück war die Feier nicht weit entfernt. Uruha würde diese Stille nämlich nicht mehr lange ertragen. „Du….? Was war vorn eigentlich los?“ Hörte man nur ein leises Murmeln. Kouyou senkte seinen Blick auf den Weg vor ihm, um Reita nicht ansehen zu müssen. Akira war dies ganz recht, da er auch unsicher auf den Boden sah. „Nur damit das klar ist, ich will nichts von dir. Das war vorhin nur meine sentimentale Phase. Warum ich das bei dir hatte, ist mir selber ein Rätsel.“ Uruha schaute Reita abwertend von der Seite an, dann wieder stur geradeaus. Von dem Blonden war nichts zu hören. Nur die Stille kehrte wieder ein und legte sich wie ein schwerer Teppich über Uruhas Gedanken. Warum sagte dieser Kerl nichts dazu? War es ihm denn völlig egal? Hatte er ihn vielleicht nur wieder ärgern wollen? Oder hatte er ihn wirklich gekränkt? Grade als der Brünette Reita zur Rede stellen wollte wurde er gegen die nächste Hauswand gedrückt. „Hey! Was soll das? Lass das gefälligst! Lass mich los!“ fiepste Uru nur völlig verunsichert. Was sollte das werden wenn es fertig ist? „Das glaubst du doch selbst nicht, Barbie. Gib schon zu, dass es dir gefallen hat. Aber das ist typisch für euch Frauen. Erst heiß machen und dann eiskalt in die Ecke werfen.“ Der Blonde sah ihn mit einem stechenden Blick an, der Uruha zum schaudern brachte. Als ob er genau in ihn hineinsehen könnte und erkannt hätte, was er denkt. Aber so leicht würde er sich jetzt nicht unterbuttern lassen und schon gar nicht von ihm. Wütend stieß Uruha den Blonden weg. „Was bildest du dir überhaupt ein? Ich hab auch keine Lust mit dir darüber zu diskutieren, auf was ich nun stehe. Denkst du, du bist der tollste? Kannst es wohl nicht ab wenn du mal abgewiesen wirst!“ Damit stapfte Uruha wutschnaubend an dem Blonden vorbei, drehte sich aber nach ein paar Metern wieder zu ihm um. „Kommst du jetzt mit, oder willst da weiter stehen wie ein beleidigtes Kleinkind?“ Manchmal konnte er schon eine ganz schön Zicke und Diva sein, wenn ihm was nicht passte. Und das, was Uruha an meisten erfreute; das Akira, dass erste Mal sprachlos war. Eine Premiere! Reita schlürfte den restlichen Weg nur neben Kouyou hinterher und sagte kein einziges Wort, ein wenig stolz machte das den Brünetten schon. Kapitel 7: Hahnenkampf ---------------------- „Bist du dir sicher, dass ich einfach in die Geburtstagsfeier von einem Fremden reinplatzen darf?“ Reita blieb vor der Eingangstür des Wohnblocks stehen die gerade zum Aufmachen gesummt hatte. „Seit wann interessiert es dich was andere Leute denken, und vor allem was du darfst und was nicht?!“ Mit schnellen Schritten schritt Uruha die Stufen zum vierten Stock hoch. Irgendwie fühlte er sich komisch bei dem Gedanken mit Reita als Begleitung bei Sagas Geburtstagsfeier aufzutauchen, aber er hatte ihn ja selber eingeladen. Er kannte seine Freunde zur Genüge, sie würden ihm peinliche Dinge über deren Beziehungsstatus fragen. Aber da lief ja noch nicht einmal was! Es war nur ein Kuss! Na ja, ein sehr langer Kuss… und vielleicht ein bisschen Gefummel aber sonst…. Mensch Uruha reiß dich zusammen, keiner weiß was zwischen uns vorgefallen ist. „Wie lange wollen wir denn noch hier stehen?! Dann hätte ich unten doch noch eine rauchen können! Oder haben die hier einen Balkon?“ Der Brünette schaute den Blonden nur ungläubig von der Seite an. „Ist das im Moment dein einziges Problem; wo du rauchen kannst?“ Reita zuckte nur mit den Schultern. „ Ja, na und? Über was soll ich mir denn noch Gedanken machen? Darüber wie du vorn an mein Gesicht geklammert hast? Gibt im Moment wichtigeres, ich hab nämlich nur noch drei Zigaretten!“ Wie konnte er so locker darüber reden? Unverständlich in Uruhas Augen. ~Arrogantes Arschloch, als wenn er ihn zuerst geküsst hätte… pah! ~ „Benimm dich einfach, okay?“ „Sprich ich soll nichts ausplaudern was heute passiert ist?“ Uruha verdrehte nur die Augen und drückte auf die Klingel. „Ja, das auch!“ Das Dröhnen der Musik und das laute Stimmengewirr waren sogar durch die geschlossene Tür deutlich zu hören. Ein Wunder das sich kein Nachbar beschwerte. Dann nach gefühlten Stunden machte Saga endlich die Tür auf. „Heeey Uru!! Ich dachte schon du kommst nicht mehr, hab dich vermisst!“ Saga war ein wenig kleiner als Reita, hatte hellbraune Haare und hatte schon gut einen weggetrunken. Das Lallen in seiner Stimme und die glasigen Augen waren auf jeden Fall nicht zu übersehen. „Hey Saga! Alles, alles Gute zum Geburtstag. Ja bin ein bisschen zu spät, weil ich mit Reita noch auf dem Kirschblütenfest war.“ Uruha nickte über seine Schulter in Richtung von Akira, nachdem er Saga umarmt hat. „Das ist übrigens Reita, hab ihn mitgebracht. Ich hoffe das stört dich nicht?“ Argwöhnisch schaute Saga über Uruhas Schulter und grinste leicht. „Ich hoffe Tora weiß über deine neue Errungenschaft Bescheid. Ich hab nämlich heute keine Lust auf Stress in meiner Wohnung.“ „Er ist keine Errungenschaft! Er ist nur neu in unserer Klasse und ich musste ihm die Schule zeigen und dann hab ich ihm heut einfach auch die Stadt …-„ „Ja ja, alles gut Uruha, musst dich nicht rechtfertigen. Kommt rein.“ Der Brünette war schon wieder kurz vorm Explodieren, war doch wiedermal klar dass alle das Falsche denken! ~Ich hätte ihn da lassen sollen wo er war; im Busch! ~ Beim Reingehen reichte Reita Saga noch die Hand um sich selber vorzustellen sowie ihm zu gratulieren, doch als er fertig damit war hatte er Uruha schon aus den Augen verloren. Wie konnten so viele Leute in so einer kleinen Wohnung unterkommen? Das grenzt doch ans Unmögliche! War hier irgendwo noch ein verstecktes Zimmer? Auf einmal war ihm klar warum Saga so ewig gebraucht hatte die Tür zu öffnen. Es waren gefühlte dreißig Leute in eine Zwei– Raum Wohnung gestopft, kaum ein Durchgang war mehr frei. Reita schaffte es trotzdem sich auf eine Couch hin durchzuquetschen und zwischen zwei Kerle zu zwängen. „Hey du! Dich kenn ich ja noch gar nicht, ein Wunder eigentlich, weil ich hier alle kenne! Woher kennst du Saga denn oder bist du in Begleitung hier?“ Der kleine Zwerg rechts von ihm hatte völlig wirre blonde Haare und schaute durch seine Ponny Reita mit großen Augen an. „Ich bin Begleiter.“ „Oh das ich ja schön! Ich kenn Saga schon ewig, bin mit ihm seit dem Kindergarten befreundet. Jetzt sind wir auf unterschiedlichen Schulen, aber das macht nichts. Wir sehen uns trotzdem immer noch sehr oft! Mit wem bist du denn hier?“ Akira zuckte kurz zusammen als er merkte, dass ihm eine Frage gestellt wurde. Er hatte schon längst auf Durchzug geschaltet. Der Kleine quasselt ihn einfach zu viel. Eindeutig falschen Platz gewählt! „Mit Uruha.“ „Echt? Uruha hat einen neuen Freund? Das wusste ich ja noch gar nicht. Dabei weiß ich hier so gut wie alles! Das freut…-„ „Du verstehst das falsch. Nur Begleitung, und mehr nicht! Kein Neuer!“ Reita war genervt. Warum musste er auch gleich an eine Quasselstrippe geraten, mit solchen konnte er nun wirklich nicht. „Ach so! Ich dachte schon, dass er es nach Shiro endlich mal wieder mit jemand anderem versucht. Der hat ihm damals nämlich sehr wehgetan, weißt du? Echt schade, eine neue Beziehung würde ihm echt gut tun. Aber ich glaub Tora würde das sowieso nicht zulassen. Ich bin übrigens Ruki.“ „Reita. Was war denn?“ Jetzt hatte der Kleine ihn doch neugierig gemacht. Was hat der alte Freund denn großes gemacht um der Barbie weh zu tun? „Weißt du, Shiro hat damals…-„ „Ich glaub das hat ihn nicht zu interessieren, Ruki!“ Wütend wurde Rei von der Seite am Arm gepackt und hochgezogen. „Hey Tora! Sorry, ich wusste nicht das er das nicht wissen soll.“ „Laber nicht über Sachen die dich nichts angehen! Hast du verstanden Ruki?!“ „Tut mir leid.“ Und schon war der Zwerg ruhig und fing ein neues Gespräch mit deren Nachbarn an. Shinji schleifte den Blonden durch die Menschenmasse hindurch bis zur Küche. Während des ganzen Gezerres versuchte der Blonde sich aus dessen Griff zu lösen, wobei er kläglich versagte und bestimmt auch noch fünf Leute anrempelte, die sich lautstark beschwerten. „LASS mich los du Freak!“ Endlich waren sie in der Küche angekommen und Reita freute sich über die neugewonnene Freiheit um sein Handgelenk als Tora ihn schon gegen die Wand drückte und mit seinem Unterarm die Kehle abschnürte. Hier war auf jeden Fall mehr Platz als im Wohnzimmer. Es waren vielleicht um die 7 Leute im Raum, die die beiden verblüfft anschauten und tuschelten. „Was machst DU hier!?!“ Toras Stimme war nur ein leises Zischen, aber seine Augen sprachen Bände. „Ich bin Uruhas Begleitung! Nun lass mich los! Ich bekomm keine Luft mehr!“ Die Stirn von Toras Stirn legten sich Falten. „Wie meinst du das; du bist seine Begleitung?“ „Na so wie ich das Sage! Lass mich jetzt los!“ Wie auf Befehl ließ Tora ihn los und schaute ihn fragend an. Reita war damit sein Hals zu ertasten ob auch nichts gebrochen sei und holte wieder genüsslich Luft. „Willst du mich verarschen? Sag mir jetzt warum du hier bist!“ „Bist du taub?! Uruha hat mich hierher geschleppt! Wir waren heute auf den Kirschblütenfest und er konnte sich danach nicht von mir trennen, deshalb bin ich hier!“ Das war Reitas Möglichkeit Tora so richtig eine reinzuwürgen. Er hatte Uruha eigentlich gesagt, dass er es nicht ausplaudern würde aber na ja, das war vorhin! Außerdem war Tora so schön in Rage das er nicht wiederstehen konnte, und bei so vielen Zeugen würde dieser eh nichts tun. „Wir saßen auf einer Lichtung; ich glaube da saßt ihr letztes Jahr auch; und na ja… Uruha hat sich an mich gekuschelt und wir haben uns geküsst. Man hat der Lippen, einfach köstlich! Versteh gar nicht warum du es nach so langer Zeit nicht geschafft hast ihn rumzukriegen, ist doch gar nicht so schwer.“ Herausfordernd leckte der Blonde sich über die Lippen und grinste Tora hinterhältig an. „Akira du legst dich wirklich mit dem Falschen an, ich hoffe das ist dir klar?! Mich interessiert es reichlich wenig wie viele Leute in diesem Raum sind!“ „Warum gleich wieder so aggressiv? Was kann ich denn dafür das er sich förmlich unter mich geräkelt hat und nicht aufhören wollte? Seine Haut ist richtig weich, vor allem an der Hüfte. Aber nach so langer Zeit müsstest du das eigentlich wissen.“ Tora ballte die Hände zu Fäusten und ging ein Schritt auf Reita zu, doch das blieb nicht unbemerkt. Zu ihnen gesellten sich drei weitere Typen, unter anderem auch Saga. „Tora? Gibt es hier ein Problem?“ Saga packte Tora an der Schulter, doch der würdigte diesen keines Blickes und starrte Reita einfach weiter hasserfüllt an. „Nein. Kein Problem, Saga!“ „Tora! Ich hab hier keine Lust auf Stress! Macht das ein anderes Mal, okay?“ Die anderen beiden Typen wollten gerade Saga helfen als dieser zur Seite geschubst wurde und Reita den ersten Schlag sitzen hatte. ~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~ „Hey Uru! Bist du auch endlich da?“ Glücklich darüber, dass Uruha es endlich geschafft hatte vom Blonden los zu kommen gesellte er sich zu seinen Schulkameraden auf den Balkon. Der Brünette musste bisschen alleine sein, sprich ohne Reita. Auf dumme Fragen seitens der anderen Gäste hatte er nun wirklich keine Lust heute, also lieber Abstand zu Reita nehmen. Vielleicht hätte er früher drüber nachdenken sollen ob er ihn überhaupt dabei haben will. Aber ehrlich gesagt wollte er das vorhin auch noch. „Na ihr Weiber! Was trinkt ihr da?“ Uruha schnuffelte an Aoi´s Glas, welches er auch gleich zum probieren bekam. Aoi war kleiner als Uruha und hatte schwarze Haare, die auf der einen Seite abrasiert waren und die andere Seite war wie ein Irokese hochgestylt. Er ist ein lustiger Genosse, immer für einen Witz zu haben, nimmt vieles nicht allzu persönlich und kann jemanden wunderbar aufmuntern. Genauso einen kann Uru jetzt gebrauchen. In der Runde saßen außerdem noch Hiroto; ein quirliger kleiner Kerl mit wirren, in alle Richtung stehenden Haaren, Shou; der blonde Schulter lange Haare hatte und genauso wie Uruha eine kleine Diva war und zuletzt noch Aoi´s kleiner Bruder Kanon, der seinen Bruder immer fleißig alles nacheifert. Ihre Frisur und der Klamottenstil waren einfach identisch. Aoi hat sich schon oft darüber aufgeregt, aber ein wenig scheint es ihn doch zu schmeicheln von ihm kopiert zu werden. „Boah, was ist das denn!?!“ Der Brünette rümpfte die Nase und drückte Aoi prompt sein Glas wieder in die Hand. „Das ist ja widerlich das Zeug!“ „Wieso widerlich? Das ist Wodka mit Rum.“ Aoi schaute ihn fragend an und nahm noch einen großen Schluck von dem Gebräu. „Wodka mit Rum? Hast es nichts mehr nötig zu dieser Stunde das Zeug zu strecken?“ „Ach Uruha, die Uhr ist schon zu spät um noch irgendetwas zu schmecken, meine Mund ist eh schon betäubt.“ „Außerdem ist keine Cola mehr da, deswegen mussten wir hierauf zurückweichen!“ Hiroto hob jeweils stolz eine halb ausgetrunkene Wodka -und Rumflasche und nickte zu einem Flaschenhaufen, der weitere zwei Wodka -und Rumflaschen darstellen sollten. Uruha hob nur eine Augenbraue und sah die Beiden total angeekelt an. „Ich trink das nicht Uru. Hier probier mal das, hat Saga mir vorhin gemixt, ist absolut lecker!“ Uruha nahm das nächste Glas in die Hand, diesmal aber das von Shou. Vielleicht konnte er sich von diesen mehr erhoffen. Und wirklich, es war richtig lecker, total fruchtig. „Hast noch mehr davon? Schmeckt klasse.“ „Ne, aber können uns das Glas teilen. Hab drei davon getrunken und bin schon bedient.“ Uruha nahm dankend das Schlabberwasser an, genau das richtige, mit Freunden zusammensitzen und was leckeres zum trinken. Geht es denn noch besser? Sie blödelten noch eine ganze Weile rum bis auf einmal das unverhoffte Thema aufkam; Reita. „Du sag mal Uru, wer war eigentlich der süße Typ den du vorhin mitgebracht hast? Hab euch zusammen kommen sehen.“ Shou war schon immer ein neugieriger Typ, aber nicht auf eine lästige Weise. Alles was Uruha ihm bis jetzt erzählt hatte ist auch zwischen den beiden geblieben. Eine sehr große Eigenschaft die Uruha so an dem anderen liebt. Ruha drehte sich zu Aoi, Kanon und Hiroto um, die damit beschäftigt waren ihre Gläser wieder aufzufüllen. Gar nicht mal so einfach wenn man mal bedenkt wie viel die intus haben. „Das ist Reita, er ist neu in unserer Klasse. Hab ihm die Schule gezeigt und ein wenig die Stadt.“ „Der sieht aber echt süß aus.“ „Süß? Er sieht total heruntergekommen aus. Und dieses Band, wer weiß was das verdeckt! Ein vollkommen unausstehlicher Typ!“ Shou lachte leise und lächelte Uruha an. Die beiden kannten sich jetzt schon fast vier Jahre, und so gut kannte er Uruha schon, dass er wusste, dass Uruha sich nicht freiwillig mit Leuten abgab die er nicht mag. Also musste da etwas dahinterstecken. „Und warum bringst du ihn dann mit zur Feier, wo er doch so unausstehlich ist?“ „Wir waren auf dem Kirschblütenfest und ich wollte nicht einfach so abhauen. Bin halt gut erzogen, weißt du?!“ Irgendwie unangenehm war es ihm dann doch mit Shou über den Blonden zu reden, nicht weil er ihm nicht vertraute, sondern weil er ihn meistens durchschaute. Keiner von den beiden sagte etwas, aber das Shou sich seinen Teil dachte, das war Uruha durchaus bewusst und so wollte er das dann doch nicht stehen lassen. „Okay, er ist nicht unausstehlich, aber trotzdem läuft da nichts.“ „Ach so.“ „Jetzt ehrlich, du brauchst gar nicht so zu tun als wenn du etwas wüsstest!“ „Ganz ruhig Uru. Ich behaupte doch gar nichts. Aber ziemlich auffällig bist du schon.“ Shou tippte mit dem Zeigefinger Uruhas Schläfe an und lächelte lieb. „Wollen wir zu Saga und ihn fragen ob er uns noch so ein Teufelsgebräu mischen kann?“ Uruha nickte leicht. Toll! Jetzt dachte er schon wieder über Sachen nach, die er eigentlich heute Nacht verdrängen wollte. Beide machten sich auf den Weg vom Balkon zurück in die Wohnung. Beide blieben wie angewurzelt stehen und beobachteten die Menschenmassen, die sich vor der Wohnungstür versammelt hatten. Uruha sah sich im Raum um, nirgends war der vertraute Blondschopf zu sehen. Wo war der bloß? „Was meinst du was da los ist?“ Man konnte kaum ein Wort von Shou verstehen, der in Kouyous Ohr brüllte. Der Brünette bekam nur Bruchstücke von Gesprächen mit. In der Küche haben sich wohl zwei Leute geprügelt, die jetzt aber schon rausgeworfen wurden. Nichts besonderes, bis Uruha den Namen von Tora im Getuschel wahrnahm. Tora wurde gerade von jemand verprügelt? Warum das denn? Ja okay, Tora war kein Unschuldslamm, das nun wirklich nicht aber er fing keine Schlägerei auf einer Geburtstagsfeier an. Uruha drängelt sich durch die Masse, durch das Treppenhaus bis zur Schwelle des Wohnblockeingangs und blieb reglos stehen. Er sah Reita und Tora, sobald er es richtig erkennen konnte. Reita hatte zahlreiche Wunden im Gesicht, das Blut lief ihm dem Hals hinab. Sein Blick war gesenkt und kniete auf den Fußgängerweg. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet und japste schwerfällig nach Luft. Uruha konnte es kaum fassen, dass sein bester Freund dies tat. Und das nur weil er eifersüchtig ist? Soweit konnte Tora nicht gehen. ~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~~.~.~ „Kriegst du jetzt deine Klappe nicht mehr auf oder was! Wo ist dein beschissenes Grinsen geblieben Akira?“ Der Blonde konnte kaum reagieren, das einzige was er hörte war das rauschen vom Blut in seinen Ohren. Immer mehr Tropfen von Reitas Blut tröpfelten auf den Steinboden. Schwerfällig drehte Akira den Kopf in Richtung von Tora, grinste ihn erneut an und wischte das Blut vom Schlag auf die Nase weg. „Auch wenn Zuschlagen das einzige ist was du kannst, es ändert nichts an der Tatsache. Er hat sich entschieden, komm damit klar!“ Reita befand sich immer noch hockend am Boden, wehren würde eh nur peinlich für ihn werden, da er vom schwarzhaarigen nur noch eine verschwommene Gestalt wahrnahm. Warum also zuschlagen, wenn man doch nicht trifft. ~Ich soll damit klar kommen? Klar, als wenn ich das könnte. Ich kam mit den ganzen anderen Typen klar, aber dieser Kerl hat Uruha nicht verdient! Der will doch nur was von Uru weil er es mir heimzahlen will! ~ „Du kannst es mir auch anders heimzahlen, Akira.“ „Ich glaube, es gibt im Moment keine bessere Methode. Son bisschen Schmerz nehme ich dafür gern im Kauf.“ Schritt für Schritt verringerte Tora erneut die Distanz zwischen den beiden bis er genau vor Reita stand und sich ebenfalls hinkniete. Leicht, schon fast zärtlich berührte der schwarzhaarige den Blonden am Kinn und zwang ihn, mit sanfter Gewalt ihm in die Augen zu schauen. Es war nur ein leises Flüstern von Tora. „Denkst du ich gebe jetzt auf? Ich überlasse ihn dir Kampflos? Du weißt genau, dass ich es dir nicht so einfach machen werde. „ „Ich werd an deine Worte denken wenn ich ihn das nächste Mal küsse, Tora.“ Akira war geradedabei sein typisches Grinsen wieder aufzulegen, doch bevor dies geschehen konnte hatte er schon drei Schläge von Tora auf den linken Wangenknochen abbekommen. Uruha stand in der Nähe von den beiden konnte aber nicht wirklich verstehen was die beiden da faselten. Wer hat sich entschieden? Und warum will Rei sich an Shinji rächen? Die letzen Worte von den beiden konnte er jedoch nicht verstehen, sie haben einfach zu leise geredet. Auf einmal fing Tora wieder an zuzuschlagen, aber er machte nicht den Anschein bald wieder damit aufzuhören. Uruha sah sich in der Masse um. Keiner regte sich, sie tuschelten nur und einige feuerten Tora sogar an. ~ Solche bekloppten Kleinkinder! Warum kenn ich solche Trottel überhaupt! Jetzt muss ich auch noch dazwischen gehen. ~ Ohne noch weiter zu zögern ging Uruha auf die beiden Streithähne zu, um sie voneinander loszureißen. Tora war vollkommen in sein Element. Er vergaß einfach alles um sich herum. Selbst die Leute die ihn anstarrten während er Reita zusammenschlug. Somit bekam er auch nicht mit wie Uruha ihn am Arm packte und versuchte ihn vom Blonden wegzuziehen. „Shinji!!! Bist du bekloppt?! HÖR AUF!!“ Uruha benutzte all seine Kraft, doch am Anfang ohne Erfolg. Es sah so aus als wenn Tora noch nicht einmal bemerkte das jemand an seinem Arm hing. Erst als Saga Uruha zur Hilfe kam zeigte Shinji eine Regung, doch nicht wirklich die gewollte. Es ging einfach viel zu schnell um es zu vermeiden. „Lass los!!“ Mit diesen Worten holte Tora mit den Ellenbogen aus und rammte ihn mit voller Wucht in Uruhas Gesicht. Die Zeit schien in diesem Moment, als Kouyou zu Boden fiel, stehen zu bleiben. Erst jetzt bemerkte Tora wem er da eine verpasst hatte. Regungslos verharrte er erst einige Sekunden in seiner Position und starrte seinen besten Freund an, der eine Hand auf seine aufgeplatzte Lippe drückte. Saga war der erste, gefolgt von Shou die Uruha zur Seite standen. „Kouyou… -„ Tora bewegte sich langsam auf den am Boden sitzenden Uruha zu und streckte die Hand nach dessen Wange aus um darüber zu streichen. Doch bevor er diese berühren konnte wurde seine Hand von Uruha weggeschlagen. „Lass mich in Ruhe… bitte Tora.“ Wie angewurzelt blieb er vor dem Brünetten stehen und beobachtete ihn still. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)