Ein neues gemeinsames Leben? von Reita_Seme (UruhaXRei UruhaXTora) ================================================================================ Kapitel 1: Fahrräder und Punks vertragen sich nicht --------------------------------------------------- „Aus dem Weg da vorne!“ Der ahnungslose unbeteiligte Passant, der sich zu seinem Unglück grade auf dem Gehweg befand, machte unsanfte Bekanntschaft mit einem Fahrradlenker, der ihn streifte. „Verzeihung!“ Der Junge auf dem Fahrrad wandte sich zu dem verdatterten Mittvierziger um, der völlig die Orientierung verloren zu haben schien, radelte aber unbeirrt weiter. „Noch fünf Minuten bis zur Stunde.“ Wie sollte er das noch rechtzeitig schaffen? Das war ihm echt noch nie passiert. Leicht in Panik, zuckten die braunen Augen von links nach rechts, als suchten sie eine Abkürzung. Uruha hatte heute Morgen zum ersten Mal in seinem Leben verschlafen und prompt die letzte Bahn verpasst, weshalb er sich jetzt durch den Stoßverkehr Tokyos kämpfen musste. Warum nur bedachte das Schicksal ihn immer mit solchen Aktionen, und das alles auch noch so früh morgens. Die braun-blonden haare flatterten im Fahrtwind, während sich zwischen den Fußgängern hindurch schlängelte. Er durfte einfach nicht zu spät sein. Das ging einfach mal überhaupt nicht, schon gar nicht bei ihrem Klassenlehrer, der für seine Strenge bekannt war. Wie ein Geistesgestörter erreichte er schweratmend den Park und konnte endlich einen etwas verlasseneren Weg wählen. Der Park war früh morgens fast immer leer, da alle nur so schnell wie möglich zur Arbeit wollten und keine Zeit hatten zwischen ihrem zweiten Kaffee und der Fahrt mit der Bahn noch eine kurze Pause hier einzulegen. Manchmal hasste er die Großstadt echt und wünschte sich draußen auf einem der Dörfer zu leben, wo es nicht so viel Trubel gab. Andererseits müsste er dann zum Shoppen wirklich ewig lange mit dem Zug fahren. Sein Blick hellte sich auf als er in einiger Entfernung zwischen den Häusern endlich das Schulgebäude ausmachen konnte. Vielleicht würde er es doch noch schaffen. Dann konnte er sich das Nachsitzen sparen und würde nachmittags doch noch mit seinen Freunden zum Shoppen gehen können. KRACH Der steinharte gepflasterte Parkweg holte ihn wieder in die Realität zurück. Ächzend stemmte er sich auf die Arme. Was war passiert? Sein Rad lag schräg neben ihm etwas lädiert am Boden. Kurz wurde ihm schwindelig, als er versuchte sich wieder aufzurichten. Wer oder was hatte ihn da vom Rad gefegt? Uruha konnte ein Stöhnen hinter sich vernehmen und quälte sich in eine sitzende Position. „Sag mal hast du keine Augen im Kopf?“ Als er sich umdrehte erblickte er einen Jungen ungefähr in seinem Alter soweit er das sagen konnte. Merkwürdiger Kerl, fand er. Was fiel diesem Punk eigentlich ein hier auf dem Weg rumzulungern und dann nicht mal aufzupassen. Wütend funkelte er den anderen an, der sich von dem Zusammenstoß noch nicht ganz erholt hatte. „Ist auch egal, tut mir Leid, aber ich muss weiter.“ Er lies den anderen einfach am Boden sitzen, schwang sich auf sein Rad, das zum Glück noch funktionstüchtig war, und war auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Ein paar rote Ampeln später, hechtete der Zuspätkommer dann endlich durch die Klassenzimmertüre. Zum Glück war der Lehrer noch nicht da. Völlig entnervt lies der Braunhaarige sich auf seinen Platz fallen und knallte die Schultasche gleich daneben. „Was ist denn mit dir los? Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden, Uru-chan?“ Grinsend sah ihm sein bester Freund entgegen, der lässig über seinem Stuhl lehnte. Tora war ein ganz spezieller Fall, normalerweise ziemlich besitzergreifend und unnahbar, aber er mochte ihn irgendwie. Er und Miyavi waren seine beiden besten Freunde, obwohl ihn eigentlich alle anhimmelten und er dutzende Freunde haben könnte, war es grade mit diesen beiden etwas Besonderes. „Nein, alles in Ordnung. Bin nur etwas spät hochgekommen, aber das kennst du ja.“ Sonst war Tora meistens derjenige, der irgendwann noch der ersten halben Stunde plötzlich das Klassenzimmer stürmte, bevor ihn der Lehrer dann prompt vor die Tür stellte. Warum er immer so spät aufkreuzte wusste niemand, aber Uruha konnte sich denken, dass sein Freund es einfach nicht durchhielt, wenn er den Abend vorher immer bis weit in die Nacht noch irgendwo mit irgendwelchen Leuten unterwegs war. Meistens war Uruha selbst auch mit dabei, aber verzog sich meistens noch vor Mitternacht, um morgens überhaupt die Augen auf zu kriegen. Schmollend wandte Tora sich ab und richtete seinen Blick wieder nach vorne. Das Türknallen kündigte die Ankunft des Lehrers an, der einen Stapel Bücher geräuschvoll auf den Tisch prallen lies. „So ich hoffe jetzt sind alle wach…“ Die ersten lagen mit den Köpfen nämlich schon wieder auf der Bank, bevor der Unterricht überhaupt angefangen hatte und das würde sich die Stunde auch nicht ändern. An dieses Bild hatte man sich längst gewöhnt. „Bevor wir mit dem Unterricht anfangen, möchte ich euch einen neuen Mitschüler von euch vorstellen. Er ist grade neu hergezogen, also seid bitte alle besonders nett zu ihm.“ Das erklärte warum der Lehrer so spät gewesen war. Der Lehrer öffnete die Klassenzimmertür und schien mit jemandem zu sprechen. Einige Sekunden passierte gar nichts, doch dann betrat der Neue endlich den Raum. Uruha wäre vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. Das konnte doch nicht wahr sein! Mit großen Augen beobachtete er die Gestalt, die sich durch die Tür schleppte. Das war doch dieser Junge von heute morgen, den er über den Haufen geradelt hatte. Wenn das rauskommen würde, wär er geliefert. Nicht das der auch noch eine Entschuldigung erwartet, obwohl er doch nicht aufgepasst hat. Tu einfach so als wenn du ihn nicht kennen würdest. Schnell schaute möglichst desinteressiert aus dem Fenster und versuchte sich ja nichts anmerken zu lassen. Solange er keine Aufmerksamkeit erregte, würde auch nichts weiter passieren. „Stellst du dich bitte der Klasse vor?“, fragte der Lehrer und wandte sich an den Neuen. Der schien ihm aber gar nicht richtig zugehört zu haben, da eine Weile Ruhe herrschte, bevor eine gelangweilte stimme so viel wie: „Reita“, murmelte. Uruhas Augen blitzten kurz zu dem Blonden hinüber. Was war denn das bitte für ein Name? Und auch den Lehrer schien es zu wundern, denn er stockte kurz und blickte den Neuen irritiert an. „Moment! In meinen Aufzeichnungen steht du heißt Suzuki Akira.“ Völlig verwirrt stammelte er noch irgendetwas und wies diesen Reita, oder wie auch immer der komische Kerl jetzt hieß, an sich auf den freien Platz neben ihn zu setzen. Moment! NEBEN ihn? „Achja, unser Schülersprecher Takashima wird dir nachher noch die schule zeigen und falls du Fragen hast kannst du dich an ihn wenden.“ Uruha hatte Mühe nicht vom Stuhl zu rutschen. Verdammt! Mit einem gezwungenen lächeln auf den Lippen winkte er Reita zu sich rüber. Warum musste er auch ausgerechnet Schülersprecher sein? Hilfesuchend wollte er sich an Tora wenden, der aber schon im allgemeinen Unterrichtskoma lag und nur noch leise schnarchende Geräusche von sich gab. Der hat nichts mitbekommen, oder? Immer das gleiche, wenn man diesen Typen braucht ist er nicht da oder er schläft. Dieser Tag konnte gar nichts mehr besser werden. Reita schien sich zum Glück nicht so sehr für ihn zu interessieren und lies sich auf den Platz neben ihn fallen. Die ganze Stunde über herrschte eisernes Schweigen in der hinteren Reihe. Uruha hatte die Nase gestrichen voll und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Dieser Kerl neben ihm machte ihn nervös, aber warum? Unbemerkt, wie Uru es schien, musterte er Akira. Komischer Kerl. Was soll eigentlich dieses Stück Stoff in sein Gesicht? Ist er denn so hässlich ohne das Teil? Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf Uruhas Gesicht ohne zu bemerken, dass er längst beim spannern erwischt wurde. „Ist irgendwas?“ „Hm. Nein. Nein. Ich- Egal.“ Mit einer leichten Rötung um die Nase wendete Uruha sich von der peinlichen Situation ab. Gleich nach dem Klingeln zerrte er den blonden Punk mit nach draußen in den Gang. Immer noch so aufgesetzt lächelnd quasselte Uruha ununterbrochen von der Geschichte der schule, dem Schulhaus, den einzelnen Klassenzimmern und Räumen, und was halt alles noch wichtig war. Dabei redete er ohne Punkt und Komma, als wenn er einen Wettbewerb gewinnen wollte, wie schnell er Reita ab gefrühstückt haben würde. Einige Male setzte der Blonde zum Reden an, kam aber nicht über das erste Wort hinaus, bevor Uruha auch schon weiterquasselte wie ein kaputtes Tonband. Uruha hatte ein sehr gut durchdachten Plan: Wenn der Neue nicht zu Wort kommt, dann muss er sich auch nicht für heut Morgen entschuldigen. Je schneller er den Neuen los war umso besser. Wo war Tora wenn man ihn mal brauchte? Sonst wuselte der doch immer um ihn herum. Sein Freund kam dann tatsächlich auch um die Ecke geschossen. „Uru-chan!“ Fröhlich winkte er ihm zu, bemerkte dann auch endlich den Störenfried neben ihm. „Hey…wer bist du denn? Ach warte, der Neue. Sag mal kennen wir uns nicht?“ Tora kniff die Augen zusammen und ging einmal um Reita herum. „Sagte der Lehrer nicht Suzuki? Woher kommst du eigentlich?“ Reita zog eine Augenbraue hoch und musterte Tora so wie er ihn gemustert hatte. „Das geht dich gar nichts an.“ Uruha sah zwischen den beiden hin und her. Das wird gleich Ärger geben, wenn Tora einmal in Fahrt kommt ist er nicht mehr zu stoppen. Tora blickte den Neuen überrascht an und wollte schon zur Antwort ansetzen. „Jetzt reicht es aber! Komm lass uns weiter.“ Je schneller er ihm alles gezeigt hatte desto schneller wäre er ihn wieder los, und er hatte im Moment keine Zeit für dieses Kindergetue. Tora blieb fassungslos zurück und sah den beiden argwöhnisch nach. „Was sollte das denn? Magst du den Kerl etwa Uruha?“ Warum würde er sonst mit diesem Kerl alleine sein wollen und ihn hier so stehen lassen? Uruha zog sein lästiges Anhängsel derweil zur letzten Sehenswürdigkeit: dem Sportplatz. „So da wären wir denn. Also wenn du noch Fragen hast kannst du dich gerne an mich wenden.“ Reita schaute ihn immer noch so seltsam an. „Sag mal…kenn ich dich nicht?“ seit heute Morgen war ihm irgendwie komisch, seit er diesen Unfall gehabt hatte. Er konnte sich bloß nicht mehr so genau an den Typen erinnern, der ihn über den Haufen gefahren hatte. Woran dachte dieser Kerl nur grade? Hoffentlich nicht an diesen peinlichen Zwischenfall von heute Morgen. Eine bedrückende Stille breitete sich zwischen ihnen aus. „Na dann…ich geh dann mal. Die Schule ist eh bald aus. Die letzten beiden Stunden fallen heute aus.“ Er drehte sich von seinem Schützling weg. Grade wollte er sich erleichtert davonmachen, da hörte er eine knurrige Stimme hinter sich. „Sag mal…bist du nicht der Typ der mich heute Morgen umgekübelt hat?“ Uruha erstarrte und drehte sich langsam zu Reita um, der ihn böse anfunkelte. Das konnte doch nicht sein? Womit hatte er dieses Schicksal nur verdient? Jetzt hatte dieser Kerl ihn doch noch entlarvt und er konnte nichts dagegen tun. Entschuldigen oder es zugeben würde er es trotzdem niemals, sollte es ihm doch erst mal jemand beweisen, dass er das von heute Morgen war. „Ach Quatsch! Ich kenne dich gar nicht. Wenn du Ärger willst versuch es bei einem anderen.“ Doch Reita ließ sich so leicht nicht abwimmeln. Der Blonde klebte ihm wie eine lästige Fliege an den Hacken. Immer wieder nervte er ihn damit, dass er ihn angeblich angefahren hatte. Völlig entnervt suchte Uruha in der Kantine Schutz. Und tatsächlich verschwand Reita auf einmal hinter ihm. Verwirrt drehte er sich einmal um sich selbst, bevor er sich zu Tora an den Tisch setzte. Wo war er denn auf einmal hin? Und warum hatte er die Verfolgung hier aufgegeben? Naja das konnte ihm auch egal sein. „Na wo hast denn deinen neuen Lover gelassen? Wolltest ja ziemlich schnell wieder mit ihm alleine sein.“ Tora stocherte gefährlich in seinen Erbsen rum und guckte Uruha nicht an, trotzdem merkte man dass er ziemlich angesäuert war. „Mein Lover? Was meinst du?“ einige Sekunden verstrichen ohne dass jemand etwas sagte bis Tora plötzlich aufstand und wegging. „Viel Spaß dir noch! Sehen uns Morgen!“ Uruha war sprachlos. Er hatte Tora noch nie so eifersüchtig gesehen. Klar, Tora wollte immer was von ihm, aber so hat er noch nie auf einen anderen Kerl reagiert. „Irgendwie süß“, Uruha grinste. Reita blieb die ganze Stunde verschwunden, die er mit dem Mittag verbrachte. Erst später, als er das Schulgebäude verließ, fiel ihm der blonde gegelte Haarschopf wieder auf. Reita machte sich an seinem Fahrrad zu schaffen, das er heute Morgen so gedankenlos an den Fahrradständern abgestellt hatte. „Hey du! Lass mein Fahrrad zufrieden!“ Uruha stürmte hastig zu seinem Fahrrad hin und packte Reita an der Schulter. „Sag mal, was tust du da? Lass deine Finder von meinem Fahrrad!!“ Leicht irritiert guckte Reita zu den Braunhaarigen auf und schlug seine Hand von der Schulter weg. „Dein Fahrrad? Bisschen kaputt oder? Sieht so aus als hättest du vor geraumer Zeit jemanden übergekasselt. Seltsam, irgendwie passt das alles zusammen!“ Uruha wusste nicht was er dazu sagen sollte. Ihm fiel einfach keine Ausrede mehr ein. Sollte er es einfach zugeben? Sollte der beliebteste Schüler an der Schule sich bei einem Neuen entschuldigen, der auch noch so komisch aussah. Nein, niemals. Diese Genugtuung würde er diesem Kerl nicht geben. „Weißt du was?! Ich bin so ein Typen, wie dir keine Rechenschaft schuldig. Also tu mir ein Gefallen und lass deine Griffel von meinen Fahrrad!“ Langsam stand Reita aus seiner Hockposition auf und stand nun ganz dicht vor Uruha. Nur wenige Zentimeter trennten beide voneinander. Uruha bekam plötzlich ein seltsames Gefühl im Magen als er den Atem seinem Gegenüber spüren konnte. „Hey! Kann ich dir helfen Uru- Chan?“ Tora kam langsam auf die beiden zugeschlendert, immer den Neuen im Auge habend. Uruha sah ein wenig eingeschüchtert aus, da der Blonde immer noch so ruhig auf ihn hinabsah. „Nein, du musst ihn nicht helfen. Ich glaub heute passiert hier eh nicht mehr viel. Bisschen nervös der Kleine.“ Reita strich Uruha sanft über die Wange und grinste leicht als er diesen erröten sah. Doch dann dreht dieser sich um und ging Richtung Bus, der mittlerweile schon die Schüler einsteigen ließ. „Alles okay Ruha?“ Tora sah den Kleineren prüfend an, denn sonst war es gar nicht die Art von ihm, so eine Anmache ohne Reaktion zu belassen. „Ja ist alles gut. Lass uns in den Bus einsteigen, sonst fährt der noch ohne uns los.“ Uruha ging voraus und ein leicht verwirrter Tora ging ihm brav hinterher in den Bus und beide setzten sich in der Mitte nebeneinander. Die Fahrt verlief relativ ruhig, so ruhig wie es in einen Schulbus gerade sein kann. Toras Haltestelle wurde angesagt und dieser verließ, nachdem er sich von Uruha verabschiedet hat, den Bus und winkte kurz dem Bus nochmal hinterher. Uruha war die ganze Zeit in seinen Gedanken versunken. Wie konnte er nur so da stehen und nichts machen. Er hätte seine Hand wegschlagen müssen oder ihn wenigstens mal die Meinung sagen sollen. Aber nein, er stand nur so da und hat die Berührung genossen. Genossen? Ruha strich sich leicht über die Wange, an der der Typ ihn vorhin berührt hatte. Die nächste Haltestelle wurde angesagt. Zeit für Uruha auszusteigen. Immer noch in Gedanken bemerkte er nicht einmal wie sich jemand zu ihm gesellte. „Rauchst du Barbie?“ Wie bitte? Der Blonde schaute ihn wieder mit dieser Ruhe in den Augen an. „Was machst DU denn hier?“ „Hier wohnen? Ich schätze mal wie du auch. Rauchst du nun oder nicht?“ „Nein ich rauche nicht. Hast du mich eben eigentlich Barbie genannt?“ „Dann nicht. So ich muss hier rein, bis morgen Barbie.“ Akira zwinkerte den gegenüber leicht zu und verschwand in Richtung eines Wohnblocks. „Hey!!! Hör auf mich so zu nennen.“ rief Ruha ihm vergeblich hinterher doch keinerlei Reaktion kam von ihm zurück. Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Den Kerl würde er sich noch vorknöpfen. Niemand gab ihm einen solch albernen Spitznamen und kam damit ungeschoren davon. Ja genau, er würde sich was richtig Fieses ausdenken. So in seinen Racheplänen vertieft bemerkte er gar nicht, dass er schon vor seiner eigenen Haustüre stand, die nur ein paar Blocks von seiner Haltestelle entfernt war. Seine Eltern hatten, wie schon erwähnt, eine Menge Kohle und geizten auch nicht mit dem Geld. Sie liebten es mit ihren Hab und Gut zu protzen. Das Haus besaß mehrere Etagen, wovon das Dachgeschoss allein für ihn reserviert war und schon einer eigenen Wohnung glich. Vielleicht würde sein Vater ihm auch irgendwann ein Auto schenken, damit er nicht mehr unschuldige Passanten mit diesem rostigen alten Drahtesel umfahren konnte. Dann hätte er jetzt auch nicht diese Nervensäge am Hals. Warum dachte er eigentlich immer über diesen komischen Neuen nach? Vielleicht einfach nur, weil er ihn dermaßen aufregte? Den ganzen Tag hatte er ihm versaut und Tora war auch irgendwie komisch seit dieser Reita ständig bei ihm war. Und diese Sachen die er gesagt hatte, warum verwirrten die ihn so? Er und schüchtern? Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? So eine billige Anmache zog nicht bei ihm, nein niemals. Uruha bekommt so schnell niemand klein und schon gar nicht dieser Kerl. Entschlossen öffnete Uruha die Tür, als ihm auch schon die Stimme seiner Mutter entgegenwehte. „Schatz? Bist du da? Genau pünktlich zum Essen mein Guter!“ Mutter und Vater waren wohl schon in der Küche und hatten noch auf ihn gewartet. Achtlos warf er Schuhe und Tasche einfach in den Flur, das räumt nachher sowieso Rosi, die Putzfrau weg. Für heute würde er sich keine weiteren Gedanken mehr um die Schule und gewissen Leute machen. Seine freie Zeit gehörte ihm ganz allein. „Ja Mama, ihr hättet wirklich nicht warten brauchen“, flötete er fröhlich und setzte sich an den Tisch. So ließ er sich das Leben gefallen, ohne dass ihm wer dazwischenfunkte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)