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Tim Burtons - Alice im Wunderland 2

*~*Der Erbe der weißen Königin*~*
von

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- Ein neuer Morgen und seine Folgen...

Wie das Windspiel der Kristalle den gestrigen Tag mit seichten Klängen in die Nacht geleitet hatte, so unterstrich es auch den nächsten Morgen, begleitet von den warmen Strahlen der morgendlichen Sonne. Das ´Feuer´, das den Raum gestern Abend noch erhitzt hatte, war erloschen und eine wärmende ´Glut´ ward alles was von ihm über geblieben war. Seicht erstreckten sich die wohltuenden Arme der Morgenbotin bis hin über das großen Himmelbett, in dem das frisch gebackene Brautpaar noch friedlich schlief. Kleine Lichtpartikel tanzten in diesem frühen Erguss und waren sogar so frech, ihre blonde Herrin wach zu kitzeln. Verschlafen öffnete Alice ihre Lider. Kurz blinzelte sie und kniff sogleich wieder die Augen zusammen, bei der Klarheit des Lichtes. Aber auch bildete sich ein zartes Lächeln auf ihren Lippen, als sie registrierte in welch sanfter Umarmung sie gehalten wurde, bei dem Versuch sich zu wenden. Vorsichtig wandte sie sich dennoch um, ohne ihren Liebsten dabei in seinem seligen Schlaf zu stören. Das Lächeln das sich in ihrem Gesicht gebildet hatte, fand sich auch auf den Lippen des Hutmachers wieder. Wie süß er doch aussah in dieser morgendlichen Friedlichkeit. In diesem neuen Glück ihrer endlich gewonnenen Zweisamkeit. Genaustens prägte sich dieses Bild in ihre Erinnerung, wenngleich Alice sich sicher war, das sie nun jeden Morgen so ein friedvolles Bild erwarten konnte, ohne sich dabei nur an diesen Augenblick erinnern zu müssen. Aber würde er auch immer so glücklich mit ihr sein, wie in diesem Moment?

Was für eine Frage! Sie war nicht so eitel dies als selbstverständlich mit einem Ja selbst zu beantworten, aber sie versicherte, wenn auch ohne ein einziges Wort zu verlieren, das sie alles dafür geben würde, ihm dieses Lächeln er erbieten zu können, was er verdient hatte. Denn genau so hatte sie es ihm gestern geschworen. Geschworen für einen Bund, der sie nun für immer vereinigen sollte. Ein Bund, der dieses Band mit der gestrigen Nacht für immer besiegelt hatte.

Friedvoll und schier sorglos wirkte Tarrant wie ein kleiner Junge, welchem dabei ein paar Strähnen seines krausen Haares wild im Gesicht hingen, als auch wirsch zu den Seiten abstanden. Schmunzelnd wollte Alice diese behutsam zur Seite streichen, doch kaum das sie dies versuchte, sprangen diese regelrecht zurück und protestierten in ihrer scheinbaren eigenen ´Sturheit´. Sie versuchte es ein weiteres Mal und noch einmal. Doch immer wieder passierte derselbe Effekt. So gab sich ihre Majestät geschlagen. Fürs Erste. Viel mehr entschloss sie sich dafür, sich wieder an ihren Ehemann zu schmiegen, als den Kampf gegen sein störrisches Haar fortzuführen. Dicht schmuste sie sich an seinen Körper, so wie mit ihrer Nasenspitze an die seine.

Ja, Alice war glücklich. Und aus diesem Glück heraus, ließ sie es sich nehmen ihrem Gemahl ein kleine guten Morgen Kuss auf zu hauchen. Im Glauben, er würde noch tief und fest schlummern, schloss sie nochmals ihre Augen. Jedoch irrte sie sich, als Tarrant plötzlich das Wort, wenn auch recht murmelnd, an sie richtete. “Seit wann gibst du dich so schnell geschlagen, mein Engel?”

“Denkst du, es sei so?”, entgegnete sie ihm, als er sie durchaus überraschte, dass er bei dieser Aktion scheinbar aus dem Tiefschlaf erwacht war. Wobei Alice ihre Augen nicht wieder öffnete in dieser kleinen, nicht erahnten Verwunderung.

“Vielleicht warte ich ja nur auf eine günstige Gelegenheit sie zu bändigen...?!”, wusste sie genauestens worauf er angespielt hatte.

Auf diese Worte konnte Tarrant nun nicht anders, als zur Antwort mit einem mehr als breitem Schmunzeln zu reagieren. Kurz streckte er etwas seine Glieder, um in dieser Bewegung seine Arme wieder bestimmender, so wie sanft um seinen geliebten Schatz zu legen und sie damit noch näher an sein Herz drücken zu können.

“So?! Bändigen willst du sie, hm? Aber vielleicht haben sie ihren ganz eigenen Kopf, genau so wie du?”, grinste er und gab ihr nun einen kleinen Kuss zurück, direkt auf ihre süße Nasenspitze, worauf Alice leicht kicherte.

“Dann sollte ich wohl besser nicht versuchen sie ändern zu wollen. Aber sie versperrten mir die Sicht und dagegen musste doch etwas unternommen werden, oder etwa nicht?”

“Du hättest sie höflich fragen können zur Seite zu gehen?!” schlug ihr Tarrant sogleich eher scherzend vor.

“Dies hätte ich durchaus versuchen können, aber ich versuche nun lieber etwa anderes und frage meinen geliebten Ehemann, ob er mir vielleicht einen richtigen Kuss geben würde?”

Sofort verstärkte sich das Schmunzeln des Königs und formte sich zu einem breiten Grinsen.

Sich ihre Lippen nähernd äußerte er folgend, als auch eher rhetorisch: “Wie könnte er diese Bitte nicht nur all zu gern nachkommen wollen?” So presste er zärtlich seine Lippen auf die ihren und strich ihre dabei zusätzlich zart über die Wange. Alice genoss den Kuss sehr und schenkte ihm aufs Neue ein erfreutes Lächeln, als sich diese kurze Zärtlichkeit wieder löste. Dabei fiel ihr aber nun auch auf, dass er seine Hände wie immer von seinen Handstulpen bedeckt waren. Es war nicht so, das es Alice störte oder sie eine Abneigung dagegen hegte, dennoch fragte sich die Blonde, nun wo der lüsterne Rausch vor rüber war, warum er sie gestern eigentlich nicht ebenso abgelegt hatte wie seine übrige Habe? Und gleichzeitig gestand sie sich ein, dass sie nie hinterfragte, weshalb er sich dieses Schutzes bediente. Selbst gestern nicht, als sie sie bereits unter Augenschein genommen hatte, als sie auch ihre Verlobungsringe beäugte. Sollte es wahrlich nur wegen den Folgen seiner Arbeit und den damit verbundenen rostig-orangen Blessuren liegen? Wie immer verlangte ihre neugierige Frage eine Antwort.

Bevor Tarrant seine Hand wieder absenkte, ergriff Alice sie geschwind und führte sie vor ihr Gesicht. In diesem Augenblick war es ihr Gatte, der erstaunte über diese Handlungsweise, sie gegenzüglich aber auch nicht daran hinderte. Ohne ein weiteres Worte zu verlieren, besah sich Alice seine Hände, seine Finger mit den gelb verfärbten Nägeln und auch die ´Muster´ die seine Male aufwiesen. Auf diese Untersuchung hin, konnte seine Majestät nicht umher unbemerkt, wenn auch hart zu schlucken. Ja, es schien ihm sehr unangenehm, wenngleich er ihr seine Hand noch nicht entzog. Aber hätte er nicht mit solch einer Reaktion, solch einer Aktion rechnen müssen? Irgendwann? Früher oder später? Nur wieso tat seine Alice dies ausgerechnet jetzt? Wieso tat sie es überhaupt? Vorgestern störte es sie doch auch nicht, als sie gemütlich auf der Fensterbank saßen?! Hatte es sie doch zuvor nie ein Wort darüber verloren. Aus einer eigentlichen unbegründeten Sorge heraus, sie würde versuchen ihm die Stulpen abzustreifen, begann sich sein Herzschlag zu erhöhen. Er hatte nicht vergessen, er konnte nie vergessen, wie seine Arbeit ihn geschunden hatte und welche Konsequenz er davon tragen musste. Auch war ihm sehr wohl bewusst, das diese Resultate keineswegs ansehnlich oder zu verherrlichen waren. Wüsste er es nicht, hätten all die Sorgen und Befürchtungen ihn nicht auch in der gestrigen Nacht begleitet. Doch nie hatte jemand ihn je darauf angesprochen und es hinterfragt. Und er war immer mehr als froh darüber gewesen. Wenn Tarrant ehrlich zu sich war, wüsste er auch nicht was er hätte antworten sollen. Reichte es nicht, dass er sich bereits zur Genüge für diese ´Abart´ schämte? So wie z.B. auch vor wenigen Tagen im Pavillon bevor sein Leben das Glück kennen lernen durfte. War es daher denn verwunderlich, das er um so erfreute schien, dass auch sein geliebter Engel dies vorher nie in Frage stellte?

Aber genau dieser Engel und dessen Augen, die sich für einen kleinen Augenblick in die seinen hoben, wagte es seine Befürchtung wahr werden zu lassen. Langsam und auf seine Reaktion bedacht, erfasste sie den Stoff seines Schutzes, um ihn zu entfernen. Ohne Umschweife nahm Tarrants Nervosität abrupt zu, der Schlag seines Herzens steigerte sich nochmals und bevor Alice ihre Tat wirklich vollenden konnte, war es um den Hutmacher geschehen, sodass er nicht mehr anders zu handeln vermochte, als ihr ruckartig seine Hand zu entziehen. Gleichzeitig setzte er sich aufrecht und presste seine Hände, zu Fäusten geballt, an seine Brust.

“Verzeih... ”, war das Einzige was nun leise und bedauernd erklang. Erneut konnte man an seinem Hals sehen, wie sich der Schluckreflex hervor tat. Am liebsten hätte er noch mehr verlauten lassen, aber wie oft, vielleicht zu oft, war der letzte Hightopp nicht dazu in der Lage gewesen sich weiter ernsthaft zu erklären. Erklärungen wie: -Ich möchte dir so etwas nicht noch mehr zumuten. Es reicht schon so wie es ist.- Und -Ich bin sehr dankbar, das du keine Scheu empfindest. Vor ihnen. Keine Scheu vor allem was mich betrifft.- Kurz sah er auf seine Hände hinab. “Ich trage sie schon so lange. Und es ist gut so”, die Nuance seiner Stimme, wie die eines kleinen hilflosen Jungen haltend

“Tarrant...? Liebling...!”, äußerte sie sogleich und ihre Mine spiegelte ein eindeutiges ´Entsetzen´ über solche Aussagen wieder. Schuldig wandte er den Blick ab und zur Seite. Kaum das er begonnen hatte zu reden und kaum das Alice ihren Ohren trauen musste von dem was seine Stimme wahrlich verlauten ließ, hatte sie sich ebenfalls erhoben und sogleich, mit der Bettdecke an ihrem Körper haltend, vor ihm postiert. Ein weiteres Mal musste der Hutmacher dem Drang zu schlucken nachgeben. So hatte er sich ihren ersten gemeinsamen Morgen nicht vorgestellt. Alice hingegen legte sanft ihre Hände an seine Wangen und hob damit sein Gesicht wieder ein Stück an.

“Ja, es stimmt.”, begann sie in derselben Sanftheit. “Du trägst sie schon viel zu lange und nichts ist gut daran!” Ihre Hände lösten sich wieder von seinem Gesicht und erfassten nochmals behutsam die seinen. Die junge Frau spürte deutlich das Tarrant noch immer einen gewissen Protest einlegte, indem er seine Haltung versteifte und seine Hände mehr als zögerlich zu ihr zurückziehen ließ.

“Es gibt nichts wofür du dich schämen müsstest, das versichere ich dir! Bitte...?!”

Nun richtete auch Tarrant seine Augen kurzweilig hoch in ihr Antlitz. Und so schwer es ihm auch fiel sich dieser Blöße aus zusetzten, so löste er die Anspannung die seine Hände noch geballt hielten. Langsam geschah es dann und Alice entfernte die erste Stulpe. Genauestens verfolgte ihr Gegenüber ihr Tun dennoch bangend. Natürlich war es Alice bewusst, warum er solch eine Art der Bedeckung an seinen Händen trug. Aber für seinen Engel spielte es keine Rolle. In einer völligen Ruhe begutachtete sie nun seine blanke Hand. Eine besondere Aufmerksamkeit richtete sie hierbei an seine Handinnenfläche. Diese war von all den betroffenen Stellen am meisten befallen in ihrer durchgängigen Verfärbung. Nur zu deutlich spürte sie außerdem, dass seine Hand leicht zitterte und der Puls sich erhöht hatte. Seicht und fast ein wenig kitzelnd, strich ihr Zeigefinger federleicht über die dunkle Stelle und wieder konnte man ein liebevolles Lächeln ihre Mundwinkel umspielen sehen. Tarrant hingegen wusste nicht so recht, wie er dieses Lächeln deuten sollte. Oder weigerte er sich einfach nur aus der Beständigkeit seiner Erfahrung und Gewohnheiten heraus anzuerkennen, dass sein Engel keine seiner Befürchtungen teilte? Immer noch bedacht hob und führte sie seine linke Hand dann zum zweiten Mal an ihr Gesicht. Tarrant hätte sie am liebsten daran gehindert, doch es war zu spät. Lieblich, wie ihre Lippen selbst, begann Mrs. Hightopp eben diese geschundene Stelle an ihrem Liebsten zu liebkosen. Stück für Stück, bis hinauf zu jedem einzelnen Finger, wie auch über den Verband seines Daumens.

“Gestern ließ ich dich wissen, das ich dich und mein Wunderland niemals anders haben möchte... Und dem ist immer noch so und es wird auch für immer so sein!”, sprach Alice sachte gegen seine Haut, ohne dabei vorerst aufzusehen. “Diese Narben sind vielleicht für jeden ersichtlich, aber sie werten dich nicht in dem was du bist ab!” Nun hoben sich ihre Lider und seine Hand von ihr geleitet, schmusend an ihre Wange.

“Sie sind ein Teil von dir und sie ändern nichts an der Tatsache, dass ich dich liebe. Genau so wie du bist in all deiner irren, verrückten und wundervollen .Einzigartigkeit!” In diesem Augenblick zogen sich die Brauen des Hutmachers gerührt ein wenig in die Höhe, als auch das seine Mundwinkel ergriffen zuckten und er um ein weiteres Schlucken nicht umher kam. Doch fehlten ihm schier die Worte. Denn auch wenn er es tief in seinem Herz hoffte und ja vielleicht sogar gewusst hatte, tat es unbeschreiblich gut solche erleichternde Offenbarungen von seiner geliebten Alice zu vernehmen. //Alice...// In ihm rührte sich das Bedürfnis ihr auch die andere Hand an ihre zart rosa Wange zulegen, doch er zügelte sich fortwährend.

“Hast du es denn schon vergessen?”, hinterfragte sie weiter, worauf Tarrant minimal den Kopf zur Seite neigte und sich fragte, auf was sie exakt anspielte. Und mit einem ebenfalls minimalen liebreizenden Lächeln führte sie fort: “Du bist doch mein schönster Traum, der wahr geworden ist. Und ohne den ich nie wieder sein möchte. Welche Frau kann schon von sich behaupten, das sie den Mann ihrer Träume wirklich gefunden hat und...” Ihr Blick schweifte für den Bruchteil einer Sekunde ab und über die Decke hinab zu seinem rechten Fuß, der unter dem Stoff zu erspähen war. Sofort änderte sich ihr Lächeln in ein breites Grinsen, als sie sah was dies noch hervor brachte und sie endete mit: “...und welcher im Bett sogar die Socken anlässt?! Hihihi...”

“...wie bitte?”, warf Tarrant rasch ein, in seiner perplexen Verwirrung über diesen rasanten Wechsel der Thematik und blinzelte. Alice wollte sich dieser Sorge, die ihn so lange bewegte, nicht entziehen, aber sie wollte den ersten Tag ihres neuen Lebens auch nicht so unbegründet melancholisch beginnen. So konnte sich die Blondine nicht beherrschen und flugs nach seinem Zehnen zu greifen, um diese neckend zu kitzeln. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Ein hohes und recht überfallendes Lachen des Hutmacher ertönte, so auch das er seinen Fuß aus Reflex zurück unter die Decke zog. Daran sich seiner Socken zu entledigen, hatte er letzte Nacht ebenfalls nicht mehr gedacht gehabt. Weitaus andere Dinge hatten eine viel wichtigere Priorität.

“NEIN... nicht.. bitte...!”, versuchte er sich zu schützen. Doch es half nichts. Sogleich versuchte Alice seinen Fuß erneut zu ergattern. Aus der Tatsache herausgefunden zu haben, dass ihr Liebster eine kitzlige ´Schwachstelle´ besaß, reizte sie nun erstrecht. In sein Lachen mit einstimmend, schlug sie flugs die Bettdecke beiseite. Doch Tarrant hingegen wirkte dem ebenso rasch entgegen und ergriff ihre Handgelenke. Natürlich dabei bedacht sie nicht zu verletzten.

“Nein, bitte hab erbarmen?! Oder deinen Füße werden es bereuen...”, grinste er nun gleichermaßen. Er konnte einfach nicht anders und ließ sich von ihrer einmaligen Macht, Dinge zum Guten zu wenden, einfach nicht entziehen. Vergessen schien die Sorge um seine Makel. Besonders wenn die Ablenkung derartig spielerisch waren und verlockten. Sie war in der Tat ein wahrhaftiger Engel. Wobei dieser keineswegs von seinem Rang gebraucht machte und ihrem Gatten sehr wohl, wenn auch mit einem süßem Grinsen, frech herausforderte. Schnell unternahm sie einen neuen Versuch sich aus seinem Griff zu lösen. Vergebens. Der Hutmacher hatte es geahnt, nahm ihre Gelenke nochmals für sich ein und drückte sie zudem sanft zurück in die Kissen, während er sich über sie beugte. Er kannte seine Alice und ihre niedliche Frechheit war zu voraussichtlich gewesen. Aber vielleicht war es ja genau das, was seine Alice damit bezwecken wollte?

Kichernd und mit verliebtem Blick sah ihre Majestät zu ihm auf. Ihre Augen funkelten wie Sterne die den Nachthimmel erhellten und Tarrant konnte nicht anders, als wie so oft in ihnen zu versinken. Vorsichtig hob er langsam seine rechte Hand, löste sich damit von ihren Gelenken, um Alice Worte in die Tat um zusetzten. Es war deutlich zu spüren, das es ihm nicht leicht fiel von seiner alten Gewohnheit abzulassen, dennoch überwand er sich. Er glaubte ihr und was noch weitaus wichtiger war, er vertraute ihr. Niemanden so sehr wie ihr. Gleichzeitig neigte er sein Haupt ihrem Gesicht entgegen und küsste sie vollkommen zärtlich. Selbstverständlich erwiderte seine Frau diesen ebenso sanft. Ihre Arme schlagen sich um seinen Hals und seine Schultern. Innig drückte die Blonde ihren Hutmacher an sich und hauchte darauf zart und fast schon dankbar für dieses Vertrauen ihrem Liebling zu: “Du bist alles wofür ich sein werde, mein einziges und immer wehrendes Mehrsein! Ich danke dir. Ich freue mich sehr und hoffe das ich dies noch öfters kann...?!” Es war offensichtlich auf was sie damit angespielt hatte.

“So wie du das meine!”, säuselte Tarrant sogleich zärtlich zurück in ihr Ohr Und auch wenn es Alice nicht sah, zeichnete sich ein wieder aufkommendes und mehr als glückliches Lächeln auf seinen Lippen ab.

“Ich gebe dir das Versprechen, nein ich schwöre dir, so wie gestern... Du sollst keinen Tag missen, in dem du dir nicht der vollkommenen Gewissheit sein kannst, wie sehr ich dich liebe!”, lächelte Tarrant. “Ich habe dich immer geliebt, seit dem ersten Moment, an dem du mich mit deinem Lächeln in den Bann gezogen hast... Und ja, es wird noch öfters, ja bestimmt sogar sehr oft passieren... Dank dir!”

Auch Alice lächelte nun und verstärkte ihren Druck um ihren Mann. Hätte sie denn glücklicher sein können, als wie sie es jetzt und endlich war?
 

Ein Glück und eine Unbeschwertheit von denen anderen nur noch träumen konnten, sie vielleicht eines Tages wieder erleben zu können. Frei von Sorgen, Trauer und Ängsten...

Mit eben diesem Gefühl hatte sich des Hutmachers einst beste Freundin ungeachtet der feierlichen Hochzeitsgesellschaft entzogen gehabt, kaum das Alice und Tarrant sich zusammen mit Margaret verabschiedeten. Mit schwerem Herzen und langsamen Schritten führte sie ihr Weg zurück in ihre kleine Unterkunft. Doch anstatt dort die ersehnte Ruhe zu finden, fand sie dort lediglich Tarrants Fingerhut wieder, den er ihr am Abend vor ihrem seelischen Untergang zurück in ihr Häuschen gestellt hatte. Wie konnte sie ihm nur je diese Versprechen geben? Wie konnte sie nur je so dumm sein? Nun war es offensichtlich ohne die geringste Widerrede, das Tarrant nichts von all den Qualen bemerkte, die das Mäuschen in ihrem kleinen Herzchen immer weiter und weiter regelrecht erlitt. Diese realisierende Erkenntnis fraß sie buchstäblich auf. Erstickte sie und führte dazu, dass Mallymkun ihre sonst so geliebte Umgebung nicht mehr ertragen konnte. Polternd und das Geschenk des Hutmachers mit voller Wucht aus der Stube werfend, verließ sie ihre Schlafstädte augenblicklich wieder. Eine Flucht hinaus in den weitläufigen Garten und zu ihrem kleinen Stein unter den Kirschbäumen. Sich unter Tränen in den Schlaf weinend und mit den immer wieder wiederholenden Worten: “Oh Hutmacher,... mein Hutmacher...”, endete auch für einen der kleinsten Bewohner des Unterlandes, die für so viele andere ach so erfreuliche Traumhochzeit dieser neuen Regendschaft. Allerdings eröffnete der morgendlich wilde Tanz der Sonne, welche auf sie herab schien, dem Nager den neuen Tag und damit verbundenen Morgen viel zu schnell. Zurück ins Schloss wollte sie nicht als der Schlaf vorbei war. Nicht jetzt. Vielleicht nie wieder?! Es würde sie doch sicher eh niemand vermissen. Dies war eine, in ihren Augen, handfeste Gewissheit! Vor noch nicht einmal 24Stunden hatte sie diesen Entschluss bereits das erste Mal gefasst gehabt und es wäre sicherlich auch das Beste, wenn diese Entscheidung Früchte tragen würde. Den Blick gen Himmel gerichtet und dabei die Augen zusammen gekniffen, seufzte sie schwer. Ja sie würde wieder in die Welt hinaus. Hinaus und frei, wie die Blütenblätter im Wind.
 

Und genau dieser Wind trug einige dieser kleinen Kreationen soweit hinaus, das sie fast den Ort erreichten, an dem eine solch zarte Pracht undenkbar gewesen wäre. Unruhig glitzerte das morgendliche Lichterspiel auch in den kargen Baumwipfeln Alessien´ und erstrahlte in seiner eigenen Weise ebenso in den stark verschmutzen, als auch mit Rissen versehenden Fensterläden der stickigen Küche des Anwesens der Herrin im Raupenwald. Es war ungewöhnlich ruhig an diesem Morgen und noch schien sich nichts und niemand an diesem unheimlichen Ort zu rühren. Vergangen waren die Schreie und Laute der Nacht, die die Bewohner nur all zu oft in Angst und Schrecken versetzten. Aber trügte diese Stille nur?

Cears hatte, kaum das die Sonne aufgegangen war, die alte Burg aufs Neue erreicht. Noch saß er abwartend im lichten Blätterwerk des schwarzen Baumes, den er vor einigen Stunden bereits besetzt hatte, abwartend und überlegend, wie er aus seiner Misere heraus käme ohne seinen Herren diesen nun enttäuschenden Werdegang zu beichten. Was sollte er nun tun? Wusste er doch noch nicht einmal, wo dieses kleine Ferkel das Schreiben hin gebrachte hatte. Konnte er seiner befürchteten Vermutung trauen, das ihre Durchlaucht womöglich erst gar nichts von dem Schreiben er fahren hatte? Oder hatte dieser Vierbeiner den Brief vielleicht sogar zu Nichte gemacht? Nein! Ausgeschlossen! Unruhig in seiner Überlegung wippte der kleine Rabe auf seinem Ast hin und her, als sich plötzlich eines der alten Fenster, am hinteren Ende der Küche, öffnete und zum Vorschein kam die kleine Magd an der Leondreth ihre verletzende Wut ausgelassen hatte. Wie jeden Morgen lüftete sie den urigen Raum der Köchin und versuchte ihn zumindest für einen gewissen Zeitraum von der Pfefferleidenschaft Berins zu befreien. Sogleich nutzte der geflügelte Bote des Buben die Gunst der Stunde, um flugs zu dieser einladend offenen Gelegenheit zu fliegen, als sich das magere Mädchen wieder aus der Sicht entfernte. Bedacht und im Schutz des Fensterrahmens wagte er sich einen Blick in das Innere zu werfen. Kyla hin gegen bemerkt ihren kleinen Beobachter nicht. Wie hätte sie es auch? Musste sie ihre ganze Sorgfalt nicht in ihre Arbeit legen? Wusste sie doch zu genau was geschehen würde, würde man den Tagesablauf ihrer Durchlaucht und den Aller hier durcheinander bringen. Dazu gehörte auch, das sie dafür zu sorgen hatte, das Berins Koch- und Feuerstelle bereits knisternd loderte, wenn diese in einer absehbaren Weile ihren ganz eigenen `Herrschaftsort´ wieder einnehmen würde. Schließlich war die Köchin für den morgendlichen Tee der Herzogin verantwortlich. Nie hatte es einen Tag ohne diesen gegeben. Ein Desaster wenn dies sich ändern würde....

In ihrer üblichen Routine nahm sich die Dienerin einen abgenutzten Weidenkorb, um sich mit diesem zu dem anliegenden Holzlager zu begeben. Kaum das Kyla aus der Türe heraus war, sie dabei jedoch nicht gänzlich hinter sich schloss, stellte Cears sein Glück weiter auf die Probe und folgte ihr geschwind. Natürlich wahrte er einen sicheren Abstand, bei dem er, wenn es nötig erschien und man ihn kurzerhand hinaus scheuchen sollte, es gleichermaßen zu seinem Vorteil und eines raschen Verschwindens nutzen könnte. Doch noch machte ihm das besagte Schicksal keinen Strich durch die Rechnung. Und diese Bange haltend, musste die hinterhältige Kreatur feststellen, das ihm das erhoffte Glück sogar äußerst hold schien und blieb. Auf seinen Krallen hüpfend, betrat er kurz nach der Kleinen das kalte und staubige Lager des Feuerholzes, dessen Tür ebenfalls wieder nicht gänzlich geschlossen wurde. Dazu hätte ihn der Schlag seiner Flüge schneller verraten, als ihm lieb gewesen wäre. Mit einer unbekannten Melodie auf den schmalen Lippen, summte die Waise vor sich hin, während sie Stück für Stück ihr Körbchen füllte. Äußerst passend für Staynes Helfer sich rasch in dem, beinahe zu dunklen Raum, der nur vier kleine und nicht grade breite Fenster besaß, umzusehen. Und tatsächlich. Endlich hatte sein rabenschwarzes Auge das ausmachen können, weswegen er her gekommen war. Direkt an den unteren Knöcheln des Kindes glitzerte die Verzierung des Umschlages und somit seiner Beute hervor.

Nur wie sollte er sich des Schreibens bemächtigen, ohne das dieses Gör ihn bemerken würde? Wäre er vielleicht schnell genug ihn zu ergattern, bevor sie das Lager wieder verlassen und somit auch wieder die Tür schließen würde? Wie käme er hier heraus? Den Luxus einfach abzuwarten, womöglich bis ein weitere Tag verstrichen war, konnte er sich nicht leisten. In der Hoffnung jemand würde die Türe dann wieder für ihn öffnen. So blieb nur das Risiko. In seiner angestrengten Überlegung allerdings entfernte sich das zuvor so holde Glück von seiner Seite. Denn wie es der Zufall wollte, viel einer der gestapelten Holzklötze aus dem Korb des braunhaarigen Mädchens, als auch direkt neben die Einladung. Augenblicklich richtete sich ihr Augenmerk auf das schön verzierte Gut, welches sie darauf selbstverständlich aus dem zu recht gehackten Baumwerk heraus zupfte. Die Augen des Vogels wurden rasant größer. //Nein! Nicht!//

Kyla legte überrascht, so wie fragend ihr Köpfchen ein wenig schief. Was war das nur für ein Schriftstück? Es war doch sicherlich für ihre Herrin bestimmt?! Warum hatte es der Herr Frosch nicht ihrer Durchlaucht überbracht? Er hatte es doch sicher in Gewahrsam genommen?! Und noch viel wichtiger schien die Frage: Und warum befand es sich hier? Hier in all diesem Dreck?

Bedauerlicherweise konnte sie nicht lesen, was man in einer für sie wunderschönen Schrift auf der Vorderseite des Umschlages verfasst hatte. Aber da es sie eh nichts anginge, spielte dies bestimmt auch keine Rolle, um was es in dem Brief ginge. So zuckte sie ahnungslos mit den Schultern und wollte ihren Fund grade mit zu dem Brennstücken legen, als man ihr das Papier, blitzschnell wieder abnahm. Cears hatte nun nicht lange gefackelt in seiner scheinbaren Not. Jedoch hatte er seine besagte Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn auch wenn Kyla für den Bruchteil einer Sekunde erschrak, reagierte sie so sofort flink, indem sie mit einem der Hölzer nach diesem frechen und fremdem Federvieh warf. Und da das Schicksal seine eigenen Wege ging, traf sie ihr Ziel auch mit Erfolg, wenngleich auch nur dessen Schwanzfedern. Was jedoch dazu führte das der schwarze Dieb aufkrähte und somit seinen Fang aus dem Schnabel sogleich wieder verlor.

“Kusch kusch kusch... ab mit dir, du kleiner Tagedieb! Was erdreistetes du dich nur?! Also wirklich... Das ist nicht für dich!”, schimpfte sie so gut wie es ein Kind in ihrem Alter eben konnte und nahm das Objekt der Begierde schleunigst wieder an sich. Dieses mal war sie schlauer und verstaute ihn unter ihres ärmlichen Kleidchen nahe ihrem Herzens. Ebenfalls schloss sie die Türe um nicht zu riskieren, dass er Unruhe in die Burg brachte. Man schätze Derartiges ganz und gar nicht. Cears fühlte sich sprichwörtlich in der Falle. Von seinem erneuten Versagen nicht zu sprechen. Doch anders als erwartet, öffnete die Magd ihm folgend eines der Fenster.

“Na los, mach das du wieder hinaus kommst. Verschwinde bevor dich wer anders sieht! Ksshh Kssshhh...”, unterstrich sie ihre Worte mit der passenden Geste ihn des Verlassens zu bewegen. Innerlich schwer seufzend, musste er sich seine weitere Schande resignierend eingestehen. Ihm blieb keine Wahl, als der Aufforderung folge zu leisten. Was hätte es auch nun noch gebracht? Hätte er sie etwa angreifen sollen?

Ihr die kleinen Kinderaugen heraus hacken? Sie kratzen und immer wieder mit seinem Schnabel auf sie einstechen? Unnütze Zeitverschwendung! Die letzte Hoffnung, die ihm jetzt noch blieb war, das dieses dünne Geschöpf vor ihm sich ihre Aufgabe und den damit verbundene Pflichten bewusst war, dieses Schreiben an ihre Herrin auszuhändigen.

Ohne die Sorgen dieses Tierchens in irgendeiner Weise zu erahnen, war es genau diese Hoffnung die Kyla erfüllte. Den Störenfried erfolgreich nach draußen befördert, verrichtete sie noch rasch ihre erste feurige Aufgabe, bevor sie sich an die Nächste wagte. Wenn sie ehrlich war, freute sie sich über diese glückliche Fügung der Herzogin sicherlich und ausnahmsweise eine Freude machen zu können. Auf ihrem Weg, die abgenutzten Steinstuffen erklimmend, zog die Dienerin den Umschlag wieder hervor. Beim genaueren Betrachten kam ihr der Gedanke, dass sie ähnliche Stücke bereits schon einmal gesehen hatte. Und vor allem mit diesem Schachsiegel. Ja, aber natürlich. Es war das Selbe, wie das auf den Karten die Leondreth gerahmt neben ihrem Spiegel, wovon sich ein solcher in jedem ihrer Räumlichkeiten befand, in ihrem Teesalon aufbewahrte. Seit sie hier arbeitete, hatte sie nie erlebt, das ihre Durchlaucht das Anwesen je verlassen hätte, um einer Einladung folge zu leisten. Lediglich das sich immer wiederholende Selbstmitleid, in den ihre schöne Eigentümerin verfiel, drang unentwegt an ihr Ohr, wenn sie ihr Haar bürsten sollte. Ein Jammer darüber, warum man sie nicht mehr zum Tee lud. Nie hatte man dem Kind verraten warum die Dinge waren wie sie waren. Ihr ganzes Leben hatte sich seit je her in Alessien abgespielt. Hier bekam sie eine Unterkunft, so wie Speis und Trank. Die Bedinungen, dass das was war schlichtweg zu akzeptieren, waren damit klar gegliedert.

Seit langem zierten die Lippen des zierlichen Mädchens wieder ein Lächeln, als sie die schweren Türen der Gemächern Leondreth´ erreichte. Fius, der ebenfalls schon auf den Beinen war, passierte denselben Flur und war verwundert was Kyla vor dem Tee vor den Gemächern seiner Mutter zu suchen hatte. Neugierig wie er war, trat er näher. Wenn man es genau nahm, war der Moment günstig sie in dieser Morgenstund anzutreffen. Wollte er sie nicht mit ins Vertrauen ziehen bezüglich seines kleinen Geheimnisses? Gestern fehlte ihm schier die Gelegenheit sie unter vier Augen zu sprechen. Aber noch war er sich sicher, dass sein rasch gewähltes Versteck für die Einladung der blauen Herrschaft gut gewählt war. Hätte er nur gewusst, was sich in den nun folgenden Minuten ereignen würde, hätte er schon weit aus eher versucht, die Gunst der Stunde in Anspruch zu nehmen. War es einfältig zu glauben, dass seinem so hoffnungsvollem Plan nichts durchkreuzen könnte? Glaubte er wirklich seine Mutter in ihrer Unwissenheit überlisten zu können? So wie all die Jahre zuvor auch?

Ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln auf der Schnauze äußerte er begrüßend in seiner noch existenten Distanz zu ihr: “Guten Morgen Kyla. Gibt es etwas Besonders, dass du ihre Durchlaucht so früh aufsuchst?”

Die Brünette überraschte es nicht, als sie angesprochen wurde. Mit einem kurzen Schulterblick, nickte diese bestätigend und ungewohnt erwartungsvoll.

“Oh ja, durchaus! Warte du wirst es gleich erfahren...”, entgegnete sie in ihm mit einer vorfreudigen Tonlage. In ihrer Naivität klopfte sie, ohne die sonstige Furcht vor ihrer Herrin, an die smaragdgrün-vergoldeten Pforten.

“Eurer Durchlaucht, Euer Durchlaucht! Bitte verzeiht mir die Störung, aber ich habe hier etwas für Euch... Es.. Nun es... Es sieht aus...” Nochmals warf sie einen flüchtigen und absichernden Blick auf die geglaubte gute Nachricht in ihren Händen. “...wie...wie eine Einladung...zum.. Tee! Ja, ja, zum Tee, ich bin mir sicher!”, wedelte sie nun sogar mit dem Schreiben. Schlagartig weiteten sich die Augen des Ferkels, kaum das er den Grund der Anwesenheit Kylas vernommen und noch dazu tatsächlich in ihren Händen gesehen hatte. “NEIN! KYLA... TU DIES NICHT!”, schrie er ihr nun regelrecht panisch entgegen und beschleunigte seine Traben das genau genommen in ein aufgebrachtes Galoppieren wechselte. Unverständlich wandte sie ihre Oberkörper in die Richtung seiner erregten Stimme. Die Hand mit dem Umschlag immer noch in der Luft haltend. “Aber... ich...?!”

“Sie darf sie niemals zu Gesicht bekommen! NIEMALS hörs...” Und schon wurden die Tore wortwörtlich aufgerissen, aus denen nun tatsächlich die Person heraus trat, die nicht glauben konnte, was ihre Ohren wahrhaftig glaubten gehört zu haben. Doch anstatt Kyla, mit der von ihr erwarteten strahlend freudigen Mine entgegen zu treten, zeugte das Gesicht Leondreth´ alles andere als von Begeisterung. Ihre Stirn finster verzogen und die Augen mit Schatten unterlegt, hatte sie nur zu genau gehört was ihr Sohn grade unwiderleglich wagte zu äußern. Mit tiefen Atemzügen, schwer wie nach einer harten Arbeit, schob sie ihrer Dienerin äußerst grob zur Seite, sodass diese erneut auf dem kalten Boden zu Fall kam. Das kleine Ferkel erstarrte umgehend in seiner ganzen Haltung und kauerte immer weiter in sich zusammen. Seine Stimme erstickte, die Augen dabei immer weiter aufgerissen, spürte er wie ihm das Herz aus Angst bis zum Hals schlug, je weiter ihn der Schatten seiner Mutter grade zu verschlang. Hart schluckte das kleine Schweinchen mit speichelarmer Schnauze. Über ihrem Kind gebeugt, die Hände auf ihren Knien stützend, erschien plötzlich ein Lächeln in Leondreth´ Antlitz. Den Kopf dabei wie in Zeitlupe nach rechts neigend.

“Was hast du da grade gesagt? Fius... Mein! Sohn!?”, erklang es beängstigend leise und gediegen von der makellosen Frau. “Wolltest du mir diese Einladung etwa vorenthalten? Hmmmm....?” Wieder sah man wie der Vierbeiner dem Zwang zu Schlucken nachgab. “Nein Mutter... gewiss nicht.. Ich...”, stotterte er in seiner Not. “Ich... Ich wollte... Ich wollte nur auf Nummer sicher gehen, das...”, erklärte Fius sich weiter und setzte dabei nun doch langsam immer weiter einen Schritt nach den anderen rückwärts für jeden den seine Erzeugerin auf ihn zu tat.

“Jaaa...?”, hielt Leondreth ihre Nuance.

“...das...das...”, stockte er in seinen Worten weiter und überlegte hektisch. Er durfte die Situation nicht noch schlimmer machen, als sie es jetzt schon war. Mochte er sich nicht ausmalen was sie ihm noch alles antun könnte. “DAS... es nicht in einer Enttäuschung für Euch endet, wenn es keine Einladung zum Tee sei,... Mutter!”, platze es dann stürmisch aus ihm heraus. “Ich...ich wollte mich nur vergewissern!” Bang sah er zu ihr empor, die Augen immer wieder hin und her bewegend mit der blanken Angst darin verankert und innerlich flehend einen Ausweg aus diesem Desaster zu gefunden zu haben. Die Mundwinkel und somit das Lächeln der Herzogin wanderte geküntselt immer weiter in die Höhe.

“So?!”, erklang es zu recht misstrauisch, als auch kurz und knapp zurück. Ein Fingerschnipsen ertönte in Richtung der Dreizehnjährigen und gab ihr damit unweigerlich zu verstehen, das sie ihr die so lange ersehnte Einladung augenblicklich aushändigen sollte. Die Augen derweil weiter auf ihren Erstgeboren fixiert, wie eine Schlange zischend, die schiere Furcht der Beute genießend, riss sie die Gabe gradezu aus den zitternden Finger der Untergebenen.

“Vor einer Enttäuschung wolltest du mich wahren...?”, wiederholte Leondreth eher rhetorisch.

“Ja,... so ist es,... Mutter!”, nickte Fius eifrig, worauf sein Gegenüber argwöhnisch eine Braue hob. Jedoch widmete sie folgend ihre Aufmerksamkeit ihres so lang ersehnten Präsents. In diesem Moment waren es die Augen der herrschenden Dominanz die sich weiteten. Konnte es denn wirklich wahr sein? War dies denn etwa...? Die nur all zu vertraute Verzierung veränderten das Minenspiel Leondreth´ schlagartig. Ein weit aus entspannteres Lächeln bildete sich zögerlich. Unfassbar und gleichzeitig mit einer Spur einer aufkommenden Vorfreude. Ja, es war entgegen aller Erwartungen wahr! Das Siegel aus weißem Wachs in Form einer Schachfigur war unverwechselbar und führten nun dazu, dass auch ihr Herzschlag in die Höhe stieg. Endlich nach all den Jahren...

Währenddessen schob sich die rosa Gestalt weiter über blanken Stein des Flures. Er musste hier fort. Sein Blut gefror regelrecht bei dem Gedanken was geschehen würde, würde sie dank dieses Schreibens die nun befürchtete und folgenschwere Wahrheit herausfinden. Und eben genau aus dieser Angst heraus, wurden seine Regungen stetig unkontrollierter. Im Augenwinkel entging seiner Mutter dies nicht. Sollte es wahrlich den Anschein machen, er wolle sich der Szenerie entziehen? In der Tat!

“UNTERSTEH DICH!”, fauchte sie in ihrem wieder wechselnden Gemütszustand bestimmend und streckte ihm in der nächsten Sekund ihre freie Hand mit abgespreizten Finger entgegen. Sogleich verlor das Ferkel jegliche Kontrolle über seinen Körper und es schien als klebte er förmlich an des Burgbodens Oberfläche. Um seine borstige Hülle bildete sich ein zart dunkle violetter Schimmer. Derselbe, wie er auch um eines ihrer goldenen Amulette hervortrat. Nun war alles aussichtslos. Dass durchdringend schwarz rote Leuchten ihrer Augen, das Fius eigentlich nicht zum ersten Mal sah, schaffte es immer wieder aufs Neue, seinen sonst so voller Mut strotzenden Schutzwall zu durchbohren. Mit ihren Fingernägeln der anderen Hand kratzte und schob sie das Siegel schier nervös, als auch die Mitteilung an sich entfaltend, auf. //Oh Edward...Serina... Mirana... Wie lange ist es her...?!// Geschwind huschten ihre Augen über die verfassten Zeilen. Doch was sie dort zu las, versetzte sie alles andere als in eine glückliche Euphorie. Geschockt rissen sich ihre Augen ein weiteres Mal auf.

“Was...? Aber... Die Hochzeit... der blauen Königin und dem.... Hutmacher?!” zitierte und betonte sie die Betitlung des Letzteren bedrohlich dunkel, so wie eher zu sich selbst sprechend. Eine nur zu klare und bestimmte Erinnerung erklomm ihr Gedächtnis. Doch sollte es sich wirklich um exakt Denselben handeln? Ihr Augenmerk, irritiert bei dem Versuch einen festen Punkt auszumachen, an den sie sich hätte klammern können in einer Erklärung, ob ihre Augen ihr nun einen Streich spielten, fixierte sich zurück auf das weiße Blatt in ihrer Hand. Was war mit ihrem Bruder, dem König von Marmoria, geschehen? Mit dessen Frau und Tochter? Nochmals überflog sie die unglaubwürdigen Buchstaben in der Hoffnung sich vertan zu haben. Warum wusste sie nichts von diesem Wandel? Nichts und Niemand hatte auch nur je ein Wort darüber verloren, das ihr gewohnter Kenntnisstand keine Gültigkeit mehr besaß. Oder hatte dies womöglich einen ganz anderen bestimmteren Grund warum man sie die ganze Zeit über ahnungslos hielt? Ihr Blick fiel zurück auf das verängstigte Tier am Boden, welches sich noch immer in ihrer Gewalt befand. Die ausgestreckte Hand weiter in die Luft hebend und an ihren Körper heran führend, erhob sich gleichzeitig auch ihre wehrlose Gefangennahme in die Lüfte, so wie schwebend auf sie zu. Wieder konnte man die seichte ´Musik´ ihres Geschmeides, bei der noch so kleinsten Bewegung ihrer Person vernehmen.

“Wir sind noch nicht fertig...! Fius! Sollte ich hiermit herausfinden, das deine ach so beteuernde Besorgnis, nur ein Vorwand für dies hier war, wirst du ein für alle Mal dafür büßen! Du hast mich bereits einmal hinters Licht geführt! Gnade deiner wertlosen Seele, dies noch einmal getan zu haben!”, raunte sie ihrem Sohn mit einen eisigen und messerscharfen Klang, der seine Wirkung nicht verfehlte, zu. Mit leicht geöffnetem Maul und blanker Angst um sein Verderben, nickte er kaum merklich, als auch stumm. Sein Urteil war hiermit vollstreckt. Das wusste er! Der Glaube an eine besser Wendung schien erloschen. Aber hatte er dies nun nicht auch verdient? Seiner Unachtsam- und Fahrlässigkeit war es doch schließlich zu verdanken gewesen, das Kyla das Schreiben bei den Hölzern fand, oder etwa nicht? Diese wiederum kauerte immer noch über alle Maßen eingeschüchtert hinter der Herzogin. Sich kaum wagend auch nur einen falschen Mucks zu äußern oder sich gar zu rühren.

“Glaube ja nicht du könntest mich nach Marmoria begleiten...”, entgegnete Leondrteh dem Schweinchen weiter und dieses Mal in einer eher arroganten und gleichgültigen Art und Weise. “Nein! Hmhmhm... viel mehr sollte ich wohl eher dafür sorgen, dass dein verräterisches Stimmchen sich vorerst nicht wieder erhebt... Oh ja, so soll es sein!” Mit einer sehr schnell Handbewegung, wie als würde sie eine Tür auf oder abschließen, ballte sie ihre rechte Hand zu einer Faust. Der violette Schimmer verstärkte sich an dem Fell der vierbeinigen Gestalt und erklomm seine Kehle. Es drückte seinen Kopf in den Nacken und mit einem ´explodierenden´ Lichtball an dieser Körperstelle, fiel er hart gen Boden zurück. Ohne umschweife unternahm er den Versuch sich wieder auf zu rappeln und weitere vielleicht beschwichtige Worte an seine Mutter zu richten, doch alles was ihm folgend entfleuchte, war ein ungleichmäßiges und eher erbärmliches Grunzen und Quicken. Zufrieden grinste Leondreth fast mit einem krankhaft befriedigten Ausdruck im Gesicht, beim Betrachten ihres Werkes auf den Steinen. Schadenfroh begann sie immer lauter werdend zu lachen, bevor sie sich umdrehte und sich zurück an die kleine Magd wandte. Kyla hatte das Spektakel ihrer Herrin nicht mit ansehen können und sich in ihrer Bangigkeit die Hände vors Gesicht gehalten. Nur langsam getraute sie sich ihre Hände wieder zu senken, als auch ihre Lider wieder zu heben, kaum das die Stimme ihrer Durchlaucht an sie heran drang.

“Was verschwendest du hier immer noch unsere kostbare Zeit...? LOS geh und kümmere dich im meine Garderobe! Und teile es auch Berin mit, das sich der Tee die nächsten Tage verspäten wird....” So schnell sie konnte, nickte die Dienerin und entfernte sich beinah stolpernt aus dem Blickfeld ihrer Meisterin. Dabei nochmals einen flüchtigen Seitenblick an Fius gerichtet, mit einer unmissverständlichen Aussage ihrer Reue an diese Situation versehen.

Leondreth hingegen begab sich zurück in ihrer Gemächer. Sie musste sich vorbereiten für einen derartig langen Aufenthalt außerhalb ihrer Burgmauern. Schließlich durfte man nichts riskieren. Erstrecht nicht wenn einem nicht das erwarten sollte, von dem man ausging es eines Tages wieder zu sehen. Erahnte sie doch nicht, das der morgige, in der Einladung, erwähnte Tag bereits vergangen war. Aber spielte das denn eine große Rolle? War der Fakt, das ihre Welt aus dem Gleichgewicht kam nicht von einer weitaus höher Priorität, als diese Veranlassung einer simplen Vermählung? Immer noch bohrten sich ihre zartgliedrigen Finger in die Nachricht aus dem einst weißen Reich, als sie bedacht an ihren Spiegel ihres Schlafgemaches heran trat.

“Niemand wird mir meine Welt streitig machen! Sie darf sich nicht ändern! Nichts darf sich je ändern! Nie mehr! Endlich ist es gut! Ein Hutmacher... Ein minderwertiger Hutmacher, Herrscher von Marmoria und ganz Unterland? Tz! Lachhaft!... Aber wenn...“

Könnte es sein? War dieser Hutmacher womöglich Mallys Hutmacher... Nein! Unvorstellbar! Leondreth biss sich leicht auf die Unterlippe und warf einen Blick auf die Hand hinunter, die ihren Sohn abermals das Fürchten lehrte. Anders als ihre Linke ward diese plötzlich überzogen von Altersflecken, blass und runzelig. Fius die Stimme zu rauben, hatte ihr eindeutig an ihren Kräften gezerrt.

“Er hatte mich damals gewarnt, ja, das hatte er. Er hatte Recht. Sie sind alle gleich. Nur er hielt sein Wort und versprach mir immer währende Schönheit... Und auch wenn mein Bruder mich hier her verbannte, werde ich nicht zulassen, dass unreines Blut dieses Land beherrscht!” Einen tiefen Atemzug nehmend, schritt sie zu einem ihrer gezeichneten Fenster, mit der Sicht hinaus in ihren so sehr geliebten Garten. Wieder glitten ihre Augen über das Feld von längst erloschenen Lebensgeistern. Nur die Nacht erinnerte und offenbarte den letzten Funke an die Existenz dieser einst so lebendigen Lichter, die dank ihrer Begegnung mit der Herzogin ihr eigentliches Sein für immer verloren hatten.
 

Jemand anders hingegen konnte gegenzüglich seine Existenz endlich als gesichert ansehen. Des Buben geflügelter Freund hatte das faszinierende Ereignis, von Außerhalb, wenngleich man ihm auch nur stumme Bilder präsentierte, mit beigewohnt. Welch ein Genuss es doch war, zu sehen wie das Glück sich zurück auf seine Seite geschlagen hatte. Es war zwar nicht das, was man vorgesehen hatte, aber solange es dennoch seinen eigentlich geplanten Verlauf nehmen würde, sollte dies nicht interessieren. Endlich könnte er seinem Herren die freudige Mitteilung überbringen, auf die Stayne bereits sehnsüchtig wartete. Die Sonne des Champions würde schon bald in Dunkelheit versinken.

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Hey ihr Lieben...

Endlich geht es weiter :D Ich weiß es gab eine sehr sehr lange Pause. Ich hoffe man verzeiht es mir ;______; Aber das Privatleben und ein paar andere Dinge kamen mir leider quer...

Aber nun als kleines Weihnachtsgeschenk kommt noch vor Jahresende ein neues Chapi^^

Ich hoffe euch gefällt es und das ich mir mit meiner Pause keinen Abbruch an der Story eingebockt habe O__O
 

*euch knuddel*

Clärchen :)



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  jogagita01
2015-06-14T14:17:42+00:00 14.06.2015 16:17
Ich habe diese Geschichte mit totaler Aufregung gelesen! Immer wieder bin ich aufgesprungen und habe vor Freude fast geschrien. Ich bin kurz gesagt begeistert! Alice und Tarrant passen wirklich perfekt zusammen und ich kann kaum den zweiten Teil von Alice im Wunderland erwarten! (Wohooo! 🙌). Allerdings würde ich dich gerne bitten fortzufahren. Ich will dich natürlich nicht zwingen. Es soll dir ja auch Spaß machen! Doch ich, und ich denke viele andere Leute auch, würde mich wirklich freuen wenn du weiter schreiben würdest.

Bis dann! ;)
Ein fangirl namens Gina.
Von:  FeenNase
2011-02-11T19:51:13+00:00 11.02.2011 20:51
Oh mann... Bitte, bitte, schreib weiter! Ich platze fast vor Neugierde (gepaart mit einem Spürchen "Be"gierde ich gebs ja zu :P) Tarrant ist so unbeschreiblich und durch dich kann ich all das lesen, was ich mir schon während des Filmes gewünscht habe! xD (Ja ich sass im kino und schrie etwas zu laut. "Jetzt küss sie schon du bekloppter Hutmacher", worauf ich etwas verdutzt von den Zuschauern angestiert wurde, die aus irgendwelchen Gründen nicht diese knisternde Stimmung zwischen den beiden zu spüren vermochten - ich weigere mich zu glauben, dass diese Stimmung am Schluss nur Einbildung war! :P)
Ich habe heute sogar meine ID eingescannt und Animexx geschickt, damit sie mich endlich als "erwachsen" anerkennen (bin 21), obwohl ich mir geschworen hatte, dies nie zu tun, da es unnötig sei, aber jetzt muss ich einfach wissen, was der Unterschied zwischen Kapitel 20 *zensiert* und Kapitel 19 ist xDDD *eine alte versaute Tante is :P*

Ich hör jetzt auf zu quatschen...

Du machst das klasse!!

Byebye
FeenNase

Von:  Kleines-Engelschen
2010-12-19T14:48:23+00:00 19.12.2010 15:48
ein tolles kapi. ich bin froh das du endlich weiter schreibst. hoffe bei dir ist nun wieder alles okay =)
na da bin ich ja mal sehr gespannt wie es weitergeht. dein schreibstil ist so klasse und wenn man liest werden einem auch immer wieder neue fragen aufgeworfen. toll
weiter so

greetz


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