Tim Burtons - Alice im Wunderland 2 von Clarice (*~*Der Erbe der weißen Königin*~*) ================================================================================ Kapitel 11: Margaret -------------------- Nachdem auch diese Nacht zu Ende ging und der Tag der Entscheidung wieder einmal in Marmoria Einzug genommen hatte, erwachte Alice auf der Fensterbank, auf der sie eingeschlummert war. Festen Willens gefasst, kleidete sie sich um und erbat um Anhörung bei der weißen Königin. Man ließ sie eintreten und Mirana empfing Alice freundlich, wie eh und je. Alice` Gesichtsausdruck war unergründlich. So blieb es Mirana verwehrt eine Entscheidung darin erahnen zu können. “Bitte, ich möchte zu dem Spiegel, der mich hierher brachte... Ich muss mit meiner Schwester reden!”, legte Alice die besagten Karten direkt auf den Tisch. Mirana gestand sich ein, dass das nicht die Worte waren, die sie erhofft hatte, dennoch nickte sie und deutete mit einer Handbewegung an, das Alice nur voran zu schreiten hätte. Der Spiegel befand sich hinter der Königin und umringt von zwei großen Schachfiguren an der Wand. “Es liegt an dir... Was auch immer du zu sehen wünscht, wird er dir zeigen. Und es ist auch deine Entscheidung, ob er seine Tore öffnen soll oder nicht“, erklärte ihr Mirana kurz und verließ darauf das Zimmer, um Alice in dieser Situation alleine zulassen. Wenngleich sie damit die Gefahr eingehen musste, Alice nie wieder zu sehen. Sich bedankend und einen kleinen Augenblick der Königin nachsehen, wartete sie bis sie das die Tür ins Schloss fallen hörte. Tief atmete sie ein und trat an das Glasstück heran. Deutlich sah sie ihr Spiegelbild. Doch wie sollte sie ihn dazu kriegen ihr Margaret zu zeigen? “Was auch immer ich zu sehen wünsche...?!” Verloren und nicht wissend was zu tun war, stellte Alice sich so nahe an den Spiegel wie möglich und berührte ihn mit ihrer rechten Handfläche. Ihre Gedanken lagen ganz bei ihrer großen Schwester. Der Gedanke war kaum frei, so färbte sich das Glas schwarz und enthüllte wie aus dem Nirgendswo das Zimmer Margarets, die sich ebenfalls in diesem befand und an ihrer Kosmetikkommode herzzerbrechend weinte. //Nein?!// Alice konnte sich den Grund ihrer Trauer nur allzu genau denken. Nur wie sollte sie das Wort an sie richten? Beklemmt schluckte sie und senkte in einen Atemzug ihr blondes Haupt. Doch der Entschluss stand und sie würde ihn nicht ändern! “Margaret?!”, folgte es dann doch. Ruckartig blickte diese auf. “Alice?” Mrs. Manchesters Puls schlug hoch. Bildete sie sich dies nun ein? Ein Wunsch die Stimme ihrer Schwester zu hören in ihrer Sorge ausgelöst? “Margaret?!”, erklang es erneut. Die Ältere drehte ihr verweintes Gesicht der Richtung entgegen, aus der sie glaubte ihren Namen vernommen zu haben und kaum das dies geschehen war, weiteten sich ihre Augen ungläubig. Hastig erhob sie sich und stellte sich vor ihren eben so hoch erstreckenden Spiegel, in dem ihre kleine Schwester erschienen war. War dies ein böser Traum? Spielte ihre Einbildung, die Angst, wie Verzweiflung ihrem Verstand nun dieselben Streiche wie ihrem Nesthäkchen einst? “Alice,... oh mein Gott, Alice!” Sogleich betastete Margaret die Spiegelscheibe hecktisch. “Du bist... Wie kommst du... Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!”, weinte sie weiter. Zuviel für ihre Nerven verließ sie die Kraft und Margaret ließ sich vor Alice auf den Boden sinken. “Margaret... bitte weine nicht...”, getraute sich die junge Blonde fortführend das Wort zu erheben und konnte nicht umher, das ihr selber Tränen in die Augen stiegen. “Mir geht es gut... Endlich wieder gut. Ich bin wo ich hingehöre... Aber es bricht mir das Herz dich nun so vorzufinden... Bitte höre mir zu...”, erflehte sie die Große. “Ich weiß nicht was Michael dir erzählt hat, aber was es auch gewesen sein mag, es ist nicht wahr! Nicht so... Und es war, es ist nicht nur ein Traum... Diese Welt, von der ich dir erzählte habe... Diesen Kreaturen, alles ist real... Sie riefen mich nur wieder zu sich. Sie riefen mich nach Hause... Sie brauchen mich.” Langsam zog sich der Kopf Alice` Schwester wieder empor. Die Augen, wie auch den Mund weit offen, unfähig zu begreifen was sie grade gehört geglaubt hatte. Alice hingegen war ebenso auf die Knie gegangen und streifte sich nun ihren Verlobungsring, den sie immer noch trug ab. “Das ist alles nicht wahr... Ich muss verrückt sein...?!”, richtete Margaret das Wort an sich selbst. Doch plötzlich sah sie, wie eine Hand sich aus dem Spiegel erstreckte und ihre das Schmuckstück zu schob. Aus reinem Reflex ergriff sie diese und blickte auf. Alice fror in ihrer Handlung ein. Noch weiter riss Margaret ihre Lider auf, als sie in dem Augenblick feststellen musste, dass es kein Traum war. Sie spürte ihre Schwester. Im Mund immer mehr trocken, schluckte sie. Es schien wirklich wahr... All die Erzählungen, all die Zeit zuvor... Es war nicht nur eine reine Phantasie, stieg es in Margaret langsam immer mehr in den Verstand. Doch als sie die Annahme tätigte sie könne, durch diese Unglaublichkeit auch durch das Glas greifen, wurde Margaret enttäuscht. Denn als ihre freie Hand die Scheibe erneut berührte, war diese hart und kalt wie es eine Spiegelfläche gewöhnlich an sich hatte. Alice` Gesicht zierte die Antwort auf Margarets nächste unausgesprochene Frage. Warum trat Alice nicht gänzlich aus dem Spiegel? Es war Absicht. Würde sie und da war sich Alice sehr sicher, in ihre Welt zurück kehren, würden Lowell und Michael alles daran setzten ihr Vorhaben fortzuführen, sie für Geisteskrank zu erklären. Und auch wenn ihre Schwester auf ihrer Seite stehen würde, riskierte sie damit das man Margaret das selbe anhaften würde wie ihr. So gern sie es gewollt hätte, all diese Mysterien aufzulösen und sich persönlich um alles zu kümmern, sie konnte nicht. Sie durfte nicht. Und genau aus diesem Wissen und Willen heraus, verwehrte Alice es Margaret auf ihre Seite zu wechseln. Dazu besaß ihre Schwester in der gesamten Situation nicht die vollkommende Kraft Alice einfach zu sich zu ziehen. Und selbst wenn... Auch dies wäre ihr nicht gelungen und hätte Alice wie vor eine durchsichtige Blockade gezogen. Schließlich war es nicht ihre Schwester die dieses Tor kontrollierte. “Gib den Ring Michael bitte zurück... Ich brauche ihn nicht. Ich will ihn nicht. Ich habe mein Glück bereits gefunden. Schon vor vielen Jahren...”, erlaubte sich Alice nun mit einem seichten Lächeln zu äußern. “Ich habe es nur nicht erkennen wollen...” “Alice, nein! Bitte... Was wird aus mir? Aus allem was du dir erarbeitet hast?” “Schütze es vor Michaels Machenschaften und vor...” Alice haderte. Sollte sie es nun völlig wagen? So lange behielt sie Lowells Geheimnis für sich und das wo davon aus zu gehen war, dass er seine außerehelichen Abwege in den zehn Jahren sicher mehr als einmal wiederholt hatte. Das hatte Margaret nicht verdient! Sie sollte eben so glücklich werden, wie sie es werden könnte. “...und vor Lowell.” Behutsam verriet sie ihrer Schwester das betrügende Geheimnis. Ein weiterer Schock, für die bereits nervlich angeschlagene Mrs. Manchester. “Du besitzt das Recht auf die Wahrheit. Verzeih mir, das ich es dir nicht schon viel eher gesagt habe, aber ich wollte dir nicht weh tun... Wenngleich ich es nun trotz allem tat...” seufzte Alice schuldig. “Leite an Stelle meiner das Geschäft weiter... Es ist bereits vor langer Zeit schriftlich festgelegt worden, sollte ich dazu nicht mehr in der Lage sein und selbst Michael oder auch Lowell können daran nicht rütteln. Darum kümmerte sich Mr. Ascot persönlich auf meinem Wunsch... Verreise und erlebe all das Schöne, was sich mir geboten hat. Und vor allem... Lass deinen Traum nicht sterben, Schwesterchen!”, lächelte Alice intensiver. “Ich glaube an dich und ich könnte mir keine bessere Mutter als dich vorstellen.” Alice` letzte Worte wurden dies bezüglich besonders betonend auf Margarets Person. Denn nun, wo ihre Schwester die Offenbarung bezüglich ihres Angetrauten wusste, erschloss es sich auch, wer wirklich, in all den Jahren, an der Kinderlosigkeit `Schuld`trug und nicht wem man sie unterschwellig zuschob. Solche Abwege, wie die, die Lowell seiner Gattin unerwähnter Weise zumutete, blieben nämlich selten ohne Folge. Zudem ein namentlich geachteter Rechtsanwalt nur allzu gut verführte mit dem was er erwarb. “Alice! Nein... warum...? Ich kann dich doch nicht einfach so ´verschwinden´ lassen? Wie soll ich dies erklären? Man wird auch mich für verrückt erklären... Soll ich dich etwa für tot erklären lassen?”, hielt Margaret wiederwillig ihre Hand fest und ging damit nicht auf Alice` Wünsche bezüglich ihre Zukunft ein. Jedes Wort hatte sie verstanden und auch wenn die Wahrheit über ihren Gatten ihr Herz brechen ließ, war die Angst über den Verlust ihrer Schwester größer. Alice jedoch versuchte Margaret sachte ihre Hand zu entziehen, worauf diese sich etwas vorbeugte und sich demonstrativ weigerte los zu lassen. “Weil ich ihn liebe, Margaret. Weil ich seine Welt liebe... Und weil er der Richtige ist! Wenn dem so sein soll...”, bezog Alice sich auf die Frage ihres vorgetäuschten Ablebens. “DU weißt, dass dem nicht so ist... Margaret.”, unterstrich Alice ihre Schwester dabei eindeutig ansehend. Ihr war klar, dass dies ein gewaltiger Schritt war und vor allem eine, wenn, sehr makabere Lüge. Aber welche Wahl hatte Alice außer dieser? Was sollte sie tun, wenn sie ihre Schwester nicht noch mehr Kummer bereiten, wie auch Unterland nicht untergehen lassen wollte? Sie konnte Margaret nicht einfach so zu sich holen. Dafür war ihre Schwester zu sehr Realist, zu sehr die Dame von Welt. Und wer sollte, wenn nicht sie, den Namen Kingsleigh in ihrer Geburtswelt weitervererben? “Lieben? Der Richtige? Wen?” Die ältere Blonde verzog, ihre Sorgen versuchend herunter zu schlucken, das Gesicht einen Moment. Wie sollte sie nur ein Grab errichten lassen, wenn sie wusste dass Alice lebt? “Den Hutmacher! Er war der Fremde... Er kam um mich zu finden... Ich habe ihn nur nicht erkannt, aber nun, nun, oh Margaret, nun weiß ich es! Ich habe viel zu lange gewartet. Ich habe so vieles falsch gemacht...”, hielt Alice ihr Lächeln, trotz der erst negativen Eingeständnisses. Und dieses war ehrlich und aufrichtig. “Ich weiß, du kannst dies nun alles nicht verstehen, aber bitte,... vertraue mir... Vertraue mir, wie Vater es einst tat?!” Nie zuvor strahlte sie wie in diesem Moment, als sie dies alles zum erste Mal offen kund tat. Doch nun konnte sich Margaret ein eigenes eingestehendes Schmunzeln, über die Worte ihres Schwesterleins nicht verkneifen. Kopfschüttelnd schluckte sie wieder und gab Alice` Hand auf, indem sie ihre zurücknahm. Ja, für ihren Vater war nichts unmöglich gewesen, das hatte ihr Alice bereits vor wenigen Tagen wieder ins Gedächtnis gerufen. Und er hielt immer an seinen Visionen fest. Koste es was es wolle. Und wenn sie ihren kleinen Lockenkopf hier und jetzt betrachtete und hörte, war es fast, als spreche sie mit ihm selbst. “Ein Hutmacher? Er... er war der Fremde...?” Margaret erinnerte sich an Michaels Beschreibung nach seiner aufgelösten Rückkehr. Sollte es somit wirklich eben dieser Mann sein, den er erläutert hatte? Aber man sprach von ihrer kleinen Schwester. War es somit wirklich verwunderlich? Liebte Alice wirklich diesen `Clown`? Aber der jüngste Spross ihrer Familie präsentierte sich nun vor ihr. Vor ihr hinter Glas und doch konnte sie sie erfühlen. Blieb Margaret denn wirklich noch eine Wahl es nicht zu glauben? Sie befürchtete nicht. Ihren Tränenfluss konnte es allerdings immer noch nicht gänzlich unterbinden. Weiter wurde der Stoff ihres Nachtgewandes von den kummervollen Tropfen durchtränkt. So antwortete Margaret: “Warum habe ich nichts anders von dir erwartet?” Ihr Schmunzeln wandelte sich nun in den Ansatz eines Lächelns. “Ich bin eben verrückt, nicht mehr bei Sinnen, habe eine Meise und völlig den Verstand verloren”, zuckte Alice scherzend mit den Schultern. Margaret erkannte, dass sie keine andere Chance zu haben schien. Das sie Alice ihren Weg gehen lassen musste und konnte sich ein tränenuntermaltes kleines Lachen über ihre Äußerung nicht verweigern. Was sollte sie auch anders tun? Wobei die Ernsthaftigkeit sich schnell wieder vorschob. “Werde ich dich je wiedersehen? Den Mann dem du dein Herz geschenkt hast je kennen lernen?” Alice` Lächeln versiegte nicht. “Wenn du dies wünscht?! Würde ich ihn dir sehr gern einmal vorstellen. Betrachte einfach dein Spiegelbild und überall wo du bist, werde auch ich sein. Das verspreche ich dir, Margaret!” Alice richtete sich wieder auf. Margaret sah zu ihr hoch. Es blieb nicht mehr viel Zeit. So senkte Alice ihrer Schwester ein vorerst letztes liebevolles Lächeln. “Ich habe dich sehr, sehr lieb! Wir bleiben für immer verbunden. Fahr wohl... Margaret!”, erklangen dazu Alice` `Abschied´nehmende Worte, bevor der Spiegel sich wieder schwärzte und ihre Erscheinung verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)