Tim Burtons - Alice im Wunderland 2 von Clarice (*~*Der Erbe der weißen Königin*~*) ================================================================================ Kapitel 5: Der Traum -------------------- Der Hutmacher, welcher derweil an einem anderen Ort aus Alice` vergangenen Tagen, ohne Maskerade verweilte, saß stumm und mit tief gesenktem Kopf in einer Ecke nahe eines fast bis zur Zimmerdecke reichenden Spiegels. Er hatte die Hände an seiner Brust gekreuzt und es wirkte, als würde er schlafen. Denn seit seiner Rückkehr von dem Treffen mit Alice hatte er sich nicht mehr gerührt. Mally, die sich wieder bei ihrem Freund befand, wusste nicht was sie tun sollte. Er reagierte nicht auf sie. Was war nur bei dem Treffen geschehen? Überlegend lief sie vor dem hohen Spiegel auf und ab. Einen Augenblick sah sie an diesem hinauf. Seine Spiegelscheibe begann sich überraschend in wellenartigen Bewegungen zu regen. Und das nächste was geschah war, dass das Antlitz der weißen Königin auf der andere Seite des Spiegels erschien. Die Maus wollte grade das Wort erheben, doch Mirana deutete ihr mit einem Finger an den Lippen an, sie solle es nicht tun. So blieb die Haselmaus stumm. Mirana wandte ihr Augenmerk zum Hutmacher und ihr Gesicht zeigte ein deutlich bewegtes Mitgefühl für dessen Kummer. Ruhig sah sie ihn weiter an, ohne das er sich bewegte. Die kleine weiße Maus blickte zwischen der Königin und dem Hutmacher hin und her. Doch dieser begann urplötzlich zu sprechen und seinen Kopf ein kleines Stück anzuheben, aber ohne dass man sein Gesicht ganz erfassen konnte. Es wirkte wie das Bild, das er geboten hatte als er in der Gasse gestanden war. “Sie hat mich vergessen...” Mirana lächelte und schüttelte leicht den Kopf. //Aber nein.... Tief in ihrem Herzen ist alles noch vorhanden. Aber ihr Verstand wehrt sich, er verschließt es. Schuld ist diese Welt in der sie wieder ist. Sie lässt sie vergessen//, entgegnete sie, ohne das auch nur eine Bewegung auf ihren Lippen zu sehen war. “Die Erinnerung ist zu schwach...”, kam es weiter leise vom Hutmacher, wobei seine Stimme wie die eines kleinen Jungen klang. //Aber sie ist da. Und sie versucht hervor zu kommen. Ich habe Vertrauen in sie. Und in dich. Ich weiß doch wie es um dein Inneres bestimmt ist mein lieber Freund.// “Mein Inneres...”, folgte es kurz wiederholend. Diese Fetzten des Hutmachers an Worten überforderten Mally, die dieser Unterhaltung ansatzweise versuchte zu folgen. //Aber lass es auch die Person wissen für die du dich verschrieben hast...// Doch nun sollte keine Reaktion mehr von Seiten des Hutmachers folgen. Wieder verfiel er ins Schweigen. Nur eine einzelne Träne rann an seiner Wange herab und blitzte im Schein der untergehenden Sonne auf. Dieses Bild sagte mehr als tausend Worte. Eine Geste die man nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Alice hingegen vermutete nichts von dem was um sie herum geschah und geschehen sollte. Zu sehr nahm sie da,s was sie mit Tarrant erlebt hatte, ein. Die folgende Nacht sollte dies sogar noch fördern. Nachdem sie recht schnell eingeschlafen war, fand sie sich kurz darauf auf einem großen Feld wieder. Doch schien nichts um sie herum zu sein, außer ein endloser kalter Nebel, der sie umspielte. Es war finster und freudlos. Ein Zustand, welcher ihr Gefühl ihr sagen ließ, dass dieser nicht so sein durfte. Das Leben war verdorrt, die Flora verwelkt. Alice beschlich eine nicht erklärliche Angst. Immer wieder sah sie sich um. War denn niemand anders hier? Sollte das ihr Traum von einst gewesen sein? Das konnte Alice nicht glauben. “Hallo?”, rief sie einmal laut und deutlich, wobei ihre Stimme schallend wiederhalte. Doch es folgte keine Antwort. Langsam schritt sie voran. Die Augen wachsam und suchend. “Ist hier jemand?”, erklang das Echo wieder. Alice Gefühl wurde immer mulmiger. Aus dem Nichts des Nebels, der sich aus heiterem Himmel etwas lüftete, erleuchteten urplötzlich Abdrücke von Schuhen auf dem steinigen Weg auf dem Alice wandelte. Mehr als überrascht sah sie dem bunten Lichterspiel, von dem sie nicht erklären konnte woher dieses so nichts ahnend kam, zu, wie es sich fortzog, wie als wolle es ihr sagen “Folge uns”. Eine Moment betrachtete sie das Theater vor sich skeptisch, tat dann aber worum man sie bat. So hüpfte sie von einem ´Lichtschuh´ zum Nächsten. Ein ganze Stück trug es sich fort .Wohin? Das wusste sie nicht. Mit einem Mal jedoch, blieb Alice stehen. Am Wegesrand erfassten ihre Augen eine steinerne Gestalt. Es sah aus wie eine Figur aus einem Garten. Ein Kaninchen. Eingefangen in dem Moment der Bewegung. Einer Bewegung, als würde es vor etwas weg zu hüpfen versuchen. Auch wenn der Stein grau und lieblos war, erkannte man, dass dieses Kaninchen so bekleidet war, wie Alice es ihrer Schwester beschrieben hatte. Eine Weste und Jacke. In der linken Hand zusätzlich eine Taschenuhr. Ähnlich der die Tarrant auch sein Eigen nannte. Alice verstand nicht warum das Kaninchen gemeißelt wurde und dort stand. Oder war es womöglich gar nicht erarbeitet? Vorsichtig näherte sie sich dem Bildnis. Zögerlich streckte sie ihre Hand ihm entgegen, um es zu berühren. Doch sobald ihre Fingerspitzen den rauen Stein unter sich spürten, zerfiel alles zu Staub. Aus Schreck wich Alice. Das hatte sie nicht gewollt. Ihr Herzschlag begann sich zu beschleunigen. Wieder wandte sich der Kopf hastig in alle Richtungen und wie von Zauberhand, war sie schlagartig von zig dieser versteinerten Kreaturen umringt. Ein weiterer Hase mit einer Teetasse in der Hand. Ein Zwillingspärchen von zwei pummligen Jungen. Eine grinsende Katze. Ein Dodo. usw. Alle waren sie aus Stein und ihre Gesichter zeichnete eben so eine Furcht, wie das von Alice. Wie das Kaninchen eben waren diese in der Bewegung eingemauert gewesen. Vor was oder wem wollten sie flüchten? Desto mehr sie sich umsah, umso eindringlicher wurde ihr Gefühl das eine Figur fehlte. Behutsam, aus Angst noch weitere Figuren in Staub zu verwandeln, schlängelte sich Alice durch die Reihen. Der erleuchtete Weg begann aufs Neue und führte die junge Frau zu einer weiteren Einöde. Dort waren vier Tische verschiedenster Art zusammengestellt und aufgebaut gewesen, umringt von kleinen unterschiedlichen Stühlen und Hockern. Am Ende der Tafel stand ein großer dunkelgrauer abgedroschener Stuhl. Im Hintergrund wirkte es, als stünden dort Ruinen einer ehemaligen Windmühle. Das Geschirr auf den Tischen war zerbrochen. Das Gebäck verschimmelt. Ihr inneres Unwohlsein nahm mehr und mehr zu. Aber auch ihr Herz erfühlte sich mit dieser Sehnsucht, die sie bei dem Spiegelbild im Wasser empfunden hatte. Eine Sehnsucht wonach? Oder nach wem? Weiter betrachtete sie das was aufgetischt vor ihr lag. Alice Augen weiteten sich etwas, als diese die Scherben derselben Teekanne ausfindig machten, wie von dieser, die sie zerstört hatte. “Wie ist das möglich?”, flüsterte sie zu sich selbst. “Tarrant?”, rief sie sogleich laut und ließ ihren Blick dabei umher gleiten. Ein weiteres Mal erhielt sie nichts außer Stille als Antwort. Dies konnte unmöglich der Ort ihres Traumes aus vergangen Tagen sein. Denn so etwas würde sie sich nicht erträumen. Irgendetwas stimmte hier nicht, das stand bald völlig außer Frage. Die Steinfiguren, sie waren ihr vertraut gewesen und dennoch überwand sie nicht die Grenze der vollkommenen Erklärung. Achtsam nahm sie eine der Scherben der Kanne in die Hand und sogleich ertönte: “Alice!” So ließ sie automatisch das Bruchstück fallen und drehte sich um. ”Ja?” Aber niemand war zu sehen. “Alice!”, schallte es aus der anderen Richtung. Sofort wandte sie den Kopf zurück. “Alice!”, kam es wieder aus der Richtung zuvor. “Alice!”, erklang es hinter ihr. “Alice!”, rief man ihren Namen aus der Front. Immer hektischer werdend versuchte sie sich allen Rufen zu zuwenden. Die Rufe wurde mehr und immer schneller. Dazu gesellten sich Äußerungen wie: “Wir brauchen dich!” und “Komm zu uns zurück!”, aber auch “Lass uns nicht im Stich!”. Die Stimmen wurden lauter, verschiedener und immer aufdringlicher. Alice wusste nicht mehr was um sie herum passierte und versuchte sich von diesem Ort wieder zu entfernen. Doch es half nichts. Wie Leim klebten die Rufe und Bitten gebündelt mit ihrem Namen an ihren Fersen. Wieder presste die junge Frau ihre Hände an ihren Kopf und verschloss damit gleichzeitig ihre Ohren. Ihre Augen kniff sie fest zusammen. “Aufhören! Hört auf!”, verlangte sie nun ebenso energisch zurück. “Alice! Bitte komm zu mir zurück...”, erklang es nun zärtlich und mit einem deutlich vernehmbaren Anstoß der Zunge in der Stimme. Ruckartig öffnete sie die Augen. “Alice?”, folgte ihr Name weiter. Doch unvermutet hatte sich der Klang der Stimme erneut verändert. Sie kannte sie. “Alice Liebes, bist du schon wach?” Ein hölzernes Klopfen gesellte sich hinzu. Alice blinzelte und fand sich in ihrem Zimmer im Haus ihrer Schwester wieder. Aufrecht sitzend in ihrem Bett. Nochmals erklang das Klopfen. Es war Michael. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)