Tim Burtons - Alice im Wunderland 2 von Clarice (*~*Der Erbe der weißen Königin*~*) ================================================================================ Kapitel 4: Der Beschluss der Familie ------------------------------------ Das Bild, welches sie im Wasser gesehen hatte, ging nicht aus ihrem Kopf. Doch blieb es dort ebenso verschwommen, wie sie es in dem kleinen Bächlein gesehen hatte. Alice versuchte es sich zu erklären, doch leider setzte sich das Puzzle nicht zusammen. Michael hatte sie derweil sicher nach Hause gebracht. Sie brauchte nun Ruhe, wie er der Meinung war. Später würde er Lowell und ihre Schwester über diesen Vorfall informieren. Er und seine Verlobte gingen in den kleinen Teesalon, wo er Alice bat sich zu setzten und ihm genauestens zu unterrichten was geschehen war. Wer dieser fremde Mann war und vor allem warum sie sich in seiner Gegenwart aufhielt?! Indessen orderte er bei dem Hausmädchen Tee zur Beruhigung. “Nun Alice, ich bin ganz Ohr...”, begann er. Die junge Frau hingegen hatte nicht das geringste Bedürfnis Michael über alles, was seit ihrer Rückkehr passiert war, in Kenntnis zu setzten. Zu genau war ihr bewusst, dass er es sowieso nicht verstehen würde. Schließlich hatte sie mit ihm zuvor auch nie über ihre Wünsche und Vorstellungen geredet. Außerhalb Englands waren ihre Gespräche anders ausgerichtet gewesen. Persönliches blieb außen vor. “Ich möchte nicht darüber reden... Zudem ist nichts geschehen”, sprach sie dann, blickte ihn dabei allerdings nicht an. Die Haltung der kleinen Schwester Margarets wirkte sogar eher abweisend. “Alice! Nichts geschehen? Du willst nicht darüber reden? Ich habe dich bei einem fremden Mann gesehen! Vor dem du scheinbar sogar geflüchtet bist! Oder warum warst du so froh mich zu sehen und hast dich in meinen Arme geworfen?”, folgte es sogleich von Mr. Cromwell in einen nicht sehr gediegenen Tonfall. “Er hat mir nichts getan! Ich war es die seine Teekanne zerbrochen hatte! Er ist nicht von hier und ich habe ihn nur herum geführt. Ich war nur etwas verwirrt. Das ist alles... Ihn trifft keine Schuld.” Wenn Alice eine Sache wusste, dann die, das Michael nicht lange zauderte um jemanden zu verklagen und im schlimmsten Fall vor Gericht zu zerren. Er besaß zwar noch keine eigene Kanzlei, aber dafür gab es ja auch immer noch Lowell, der solch eine sein Eigen nennen konnte. Und dies konnte sie nicht zulassen. Ganz gleich wie viel Unerklärliches heute geschehen war und ganz egal das dieser Fremde auch bei ihr hunderte von Fragen ausgelöst hatte, wollte Alice auf keinen Fall, das dieser ein Opfer Michaels Überempfindlichkeit wurde. Der junge Mann seufzte schwer und rieb sich die Schläfe. “Alice... Liebes... Versteh es bitte. Du brauchst nicht versuchen diesen Mann mit Phantasien zu beschützen... Eine Teekanne... hm...”, belächelte er kopfschüttelnd. “Ich soll ihn nicht mit meiner Phantasie beschützen?! Denkst du etwa ich habe diese Teekanne nur erfunden?”, äußerte Alice nun mehr als empört. “Kannst du dir vorstellen was hätte passieren können, wäre ich nicht zufällig vorbei gekommen? Er ist gefährlich!” Weiter schüttelte er seinen Kopf und begann wie ein Tiger auf und ab zu laufen. Alice Protest ignorierte er absichtlich. “Nicht auszumalen, was er dir hätte alles antun können...” “Michael! Hörst du mir überhaupt zu? Ich habe es mir nicht ausgedacht! Ich schulde ihm wirklich eine Neue... Und er ist nicht! gefährlich! Denke ich...”, verteidigte die junge Frau sich selbst, wie auch den Hutmacher immer mehr aufgebrachter. Kurz wischte sich Michael über den Mund, wie wenn er es morgens prüfend nach der Rasur tätigte. “Ich habe so sehr gehofft, dass unsere Rückkehr nicht so verlaufen würde. Nachdem was mir Lowell von früheren Tagen von hier berichtet hatte, war ich froh, dass ich eine andere Alice kennen lernte. Frei von solchen absurden und unmöglichen Dingen und Phantasien.” “Frei von solchen absurden und unmöglichen Dingen und Phantasien?”, wiederholte Alice mehr und mehr erzürnt. “Mein Vater lehrte mich das nichts unmöglich ist, wenn man nur fest daran glaubte. Er dachte bereits beim Frühstück an nicht weniger als sechs unmögliche Dinge!” “Alice! Dein Vater war ein guter Mann, aber...”, beendete er seinen Satz nicht da Pferdegewieher an ihr Ohr drang und man hörte wie eine Kutsche vor dem Haus stoppte. “Das werden Margaret und Lowell sein...”, atmete er kurz auf. Alice hingegen erhob sich und trat zum Türbogen. “Ich bin müde... Ich gehe auf mein Zimmer...”, bekundete sie ihrem Verlobten. Ihr war derartiges Gerede zu unnütz. Sie hatte geahnt, dass er ihr nicht glauben würde. Michael drehte sich zu der Blondine als sie ging. “Ja, ja, tu dies. Ich lasse dir den Tee auf dein Zimmer bringen und komme später noch mal zu dir.” “Wie du meinst...”, antwortete sie einzigst. Auch wartete sie das Eintreten ihrer Schwester und dessen Mann nicht ab und stieg recht geschwind die Stufen empor. Kaum das sie ihr Zimmer erreicht hatte und sich in diesem befand, lehnte sie sich kurz an die geschlossenen Tür. Nun war es Alice, die sich eines tiefen und besorgten Seufzers entbehren musste. //Ich hätte nicht gehen dürfen... Wäre ich nicht fort, hätte Michael nie etwas davon erfahren und ich womöglich Antworten erhalten...// Ging es ihr durch den Kopf. //Er sagte, er brauche meine Hilfe...?! Hilfe wofür? Es konnte sich unmöglich nur um eine stupide Teekanne handeln. Er sagte es sei nicht nur ein Traum...?! Was ist und war es denn dann?// Wieder folgte der schwere Atemausstoß. Was sollte sie nun tun? Wo war ihr mysteriöser Freund nur jetzt grade? Alice trat zu ihre Kommode und besah sich erneut die kleinen Figuren, die diese schmückten. Während sie den Porzellanzylinder beäugelte, spürte sie wie ihr Herz zu pochen begann. Dasselbe Pochen und derselbe Gedankenlauf, wie vor wenigen Stunden im Park. Nichts ahnend betraten Mr. und Mrs. Manchester ihr Haus und begrüßten Michael freundlich. Wobei sie jedoch rasch feststellten, dass dessen Laune nicht eben so erfreulich wirkte, wie die ihre. Beide erkundigten sich sogleich ob etwas vorgefallen war und der angehende Anwalt bat sie darauf ebenfalls mit einer einladenden Handbewegung in den Teesalon. Kurz und in seiner Version des Geschehens, erzählte er ihnen was sich abgespielt hatte. Margaret war entsetzt und Lowell befürwortete Michaels Verhalten und Denkweise bezüglich dieses aufdringlichen Fremden. “Ich habe so sehr gehofft, dass es vorbei für sie wäre... Das es nur eine Laune der Kindheit und Unwissenheit war. Vater hatte sie immer unterstützt. Vielleicht war das ein Fehler...?! Vielleicht haben wir uns alle getäuscht...?!”, gestand Margaret betrübt ein. “Es kann nicht normal sein, dass kaum, das sie wieder einen Fuß auf englischen Boden setzt, es wieder beginnt...”, warf Lowell dazwischen. “Sie ist kein junges Mädchen von neunzehn mehr...” Michael nickte bekräftigend. “Eben der Meinung bin ich auch! So viel Phantasie ist nicht mehr Gesund. Erstrecht nicht wenn sie damit einen Mann beschützen will, der ihr klar erkenntlich Schaden einbringen wollte... Oder es bereits schon tat”, schnaufte er darauf. “Es wäre vielleicht sehr sinnig, auch wenn ich dies sehr ungern in Betracht ziehe, sie dies bezüglich von einem Speziallisten untersuchen zu lassen...?”, schlug Lowell den anderen vor und tätigte mittlerweile dasselbe auf und ab Laufen, wie Michael vorher. “Ein Nervenarzt?”, verstand Margaret sogleich und sah ihren Mann mit großen Augen entsetzt an. “Ja, daran dachte ich auch...”, fügte Michael sogleich hinzu. “Nicht auszumalen wie es sich, wenn man nichts dagegen unternimmt, auf das Geschäft auswirken könnte...?!” “Nein! Vielleicht sollte ich noch einmal mit ihr reden?!”, beschwichtigte Alices Schwester die Männer. “Ich möchte nicht, das es so weit kommen muss! Sie ist meine Schwester. Es wäre auch nicht gut für den Namen und das Ansehen des Geschäftes wenn man erführe, dass einer der Eigentümer sich in ärztlicher Behandlung befände, bezüglich ihrer Nerven.” Lowell kniete sich zu seiner Frau hinunter, die sich in einen Sessel hatte sinken lassen. Zärtlich nahm er ihre Hand. “Margaret, Liebling. Denkst du denn wirklich wir würden ihr Böses wollen? Ich oder Michael? Wir sind doch eine Familie oder werden es alle bald sein... Würde ich denn je etwas in Erwägung ziehen, was dir oder Alice schaden würde? Es wäre doch nur für ein paar Stunden. Zum Abendessen ist sie wieder hier. Keiner wird etwas davon mitbekommen. Ich kenne den Arzt, er ist verschwiegen. Man kann ihm vertrauen...”, redete Lowell auf seine Gattin ein. Michael konnte nur nickend zustimmen, wobei er innerlich listig grinste. Resignierend seufzte die Hausherrin und nickte. “Du hast vielleicht Recht... Aber was ist wenn sie sie da behalten? Alice ist nicht verrückt!” “Aber nein natürlich ist sie das nicht”, versicherte Michael. “Aber schaden wird ihr diese in Augenscheinnahme auch nicht...” “In Ordnung”, gab sich die ebenfalls blonde Frau geschlagen. Dennoch bestand Margaret darauf mit Alice zu reden. Versprach dabei allerdings, ihr nichts von diesem Gespräch zu verraten, um sie nicht unnötig weiter aufzuregen. So klopfte die Ältere wenig später an die Tür des Zimmers ihrer Schwester. Keine Reaktion folgte von der anderen Seite. Langsam öffnete sie darauf dennoch die Tür und spähte hinein. “Alice? Darf ich herein?” “Michael hat es euch erzählt nicht wahr?”, brachte es Alice direkt auf den Punkt. Ihre Schwester, die diesen Abend aus dem Seufzen wohl nicht mehr heraus kam, betrat nun das Zimmer gänzlich und schloss die Tür hinter sich. “Ich habe es mir nicht eingebildet oder irgendwen mit meiner Phantasie beschützt! Es ist die Wahrheit! Michael darf Mr. Hightopp nichts antun...” “Hightopp? Eigenartiger Name...”, bemerkte Margaret beiläufig. “Aber Alice... Michael sorgt sich doch nur um dein Wohl. Wir alle tun dies!” “Wenn Vater doch nur hier wäre... Er würde mich verstehen”, antwortete Alice unberücksichtig auf die Worte ihrer Schwester. “Aber er wüsste auch wann genug ist. Sonst hätte er nicht den Weg gehen können, den er gegangen war...” “Er war sich selbst treu. Für ihn war nichts unmöglich und das weißt du!”, beharrte Alice direkt. “Aber Träume bleiben Träume. Sie sind nicht real. Man darf sich nicht von ihnen beherrschen lassen. Und ab und zu muss man sie auch aufgeben...”, sprach Margaret mit Trauer in der Stimme. Alice wusste ganz genau was sie damit gemeint hatte. Schließlich waren sie und Lowell bereits so viele Jahre verheiratet und noch immer Kinderlos. So war es nun an Alice zu seufzen. “Warum gibst du deinen Traum auf? Ich habe meinen verloren. Verloren, als ich England verließ, weil ich dachte er wäre schlecht. Aber ich irre mich, so scheint es mir immer mehr. Ich glaube, das mein Traum die Antwort auf alle Fragen bringen kann... Antworten auf das was ich im Wasser sah und warum ich mich so zu diesem Fremden hingezogen fühle... Es muss einen Zusammenhang geben.”, eröffnete sie Margaret ehrlich und ohne einen Gedanken an die Folgen. Nun weiteten sich die Augen von Alice` Schwester ein weiteres Mal. Hatte sie es nun richtig vernommen? Alice fühlte sich zu diesem Mann, der ihr scheinbar gefährlich war, angezogen? Hatten Lowell und Michael etwa wirklich Recht? Begann Alice ihren Verstand zu verlieren? “Stell dir vor es gäbe einen Ort, an dem nichts so scheint wie es ist?”, äußerte sich Alice weiter und besah sich dabei wieder einmal ihre Porzellanfiguren. “An dem ein weißes Kaninchen mit einer Weste und Jacke bekleidet ist...”, lächelte die jüngere blonde Frau und erzählte wie als würde sie bereits wieder träumen. “Und eine blaue Raupe eine Wasserpfeife raucht... Ich sehe diese deutlich vor mir... Sie wird... Nein sie wurde zu einem schönen Schmetterling...” Alice legte ihre Stirn aufs Neue nachdenklich in Falten. Was redete sie da nur? “Und sie hat bestimmt auch einen Namen... Ihr Name ist...ist....” Margaret konnte kaum fassen, was vor ihr mit ihrer Schwester passierte. Sie legte die Finger ihrer rechten Hand an ihre Lippen und versuchte sich ihre schmerzliche Erschütterung nicht aus ihrem Gesicht anmerken zu lassen. Kurz zögernd, fasste sie Alice dann allerdings an die Schulter, um sie zu unterbrechen, worauf Alice sich ein Stück zu ihr drehte “Vielleicht ist es das Beste, wenn du dich etwas erholst und wir morgen weiter darüber reden, ja? Trink deinen Tee”, schlug sie der Kleinen vor, da sie gesehen hatte, dass das Hausmädchen ihr welchen gebracht hatte. “Er wird dir gut tun und morgen werden wir sehen wie es weiter geht.” Margaret gab einen Kuss auf ihr lockiges weiches Haar und verließ darauf das Zimmer wieder. Ihr Herz schmerzte. Alice hatte kein Wort mehr an ihre Schwester verloren gehabt, als diese sich verabschiedete. Mrs. Manchester nickte, als sie das Zimmer verlassen hatte, Michael der im Flur auf sie gewartet hatte, nur leicht zu und gab damit ihr Einverständnis. Zu deutlich konnte Cromwell anhand der Mimik seiner Schwägerin in Spe erkennen, wie das Gespräch wohl verlaufen war. Somit war es beschlossene Sache. Morgen früh sollte eine Kutsche kommen und Alice nach North Gravesend bringen. Lowell hatte sich derweil bereits mit seinem ´Freund´, dem hiesigen Arzt telefonisch in Verbindung gesetzt und alles arrangiert. So fiel der Beschluss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)