Erwachen von Nova ================================================================================ Kapitel 7: Ankunft in Bruchtal ------------------------------ Langsam öffnete sie die Augen. Es war Tag und das grelle Licht schmerzte sie, so daß sie gezwungen war, die Lider rasch wieder zu schließen. Ihr Kopf dröhnte und sie fühlte sich einfach nur elend. Noch einmal versuchte sie die Augen zu öffnen und diesmal hob sie die Hand, um sich vor dem Licht zu schützen. Elisha mußte einige Male zwinkern, ehe sie begriff, wo sie sich befand. Sie lag auf einer Wiese, umgeben von Wald. Um sie herum blühten zahlreiche bunte Blumen und das Licht kam von der Sonne, die wärmend auf sie nieder schien. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten, doch ihre Muskeln versagten ihr den Dienst. "Keine Angst, du bist in Sicherheit. Bleib einfach liegen. Du bist noch sehr schwach." Der sanfte Druck, den Legolas auf ihre Schulter ausübte, zwang sie dazu sich wieder zurückzulegen. "Wo bin ich?" Nun kam auch Gimli näher und betrachtete sie freudig: "Wir haben schon gedacht, du wachst gar nicht mehr auf! Du hast uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt!" "Und dazu hast du uns das Leben gerettet. Wir stehen in deiner Schuld.", erklärte der Elb. Verwirrt schaute das Mädchen von einem zum anderen: "Was ist mit den schwarzen Reitern passiert? Sind sie weg? Und was mache ich hier?" "Du selbst hast die Nazgúl doch erledigt!", lachte Gimli. Besorgt betrachtete Legolas das Mädchen: "Kannst du dich an nichts mehr erinnern?" Einen Moment dachte Elisha nach, dann schüttelte sie den Kopf: "Ich weiß, wie wir gegen die Reiter gekämpft haben. Und dann ist irgend etwas mit mir geschehen. Ich glaube, wir sind in den sicheren Wald gegangen, oder?" Legolas nickte: "Das sind wir. Du hast die Ringgeister aufgehalten und so konnten wir fliehen. Doch dich scheint es sehr geschwächt zu haben. Du hast das Bewußtsein verloren." Aufmerksam blickte sich das Mädchen um: "Aber wir sind hier nicht mehr am Waldrand." "Wir sind die ganze Nacht weitergelaufen.", erklärte Gimli. "Ja, wir sind weit gekommen.", stimmte Legolas zu, "Dort drüben, hinter dem Hügel, kann man Bruchtal bereits sehen. Du hast es bald geschafft!" "Und dort kann man mir sagen, was überhaupt passiert ist?", fragte sie etwas zweifelnd. Der Zwerg schaute betreten zu Boden. Elisha sah die Zweifel auf seinem Gesicht. Auch Legolas wirkte ernst: "Wenn es überhaupt jemand weiß, dann ist es Elrond. Wir werden es bald erfahren. Er wird dir auf jeden Fall viele deiner Fragen beantworten können." Das Mädchen nickte, nicht wirklich zufrieden, jedoch beruhigt. Wieder versuchte sie sich aufzusetzen und diesmal gelang es ihr auch. "Ich möchte weitergehen.", verkündete sie, "Ich will endlich ankommen und nicht mehr in der Wildnis rumkriechen müssen!" Die beiden Gefährten schauten sich amüsiert an, dann nickte Legolas. "Laßt uns aufbrechen, dann sind wir noch vor Einbruch der Dämmerung in Bruchtal." Legolas und Gimli erhoben sich, während sich Elisha noch mit dem Aufstehen abmühte. Schließlich ergriff der Elb sie am Arm und zog sie auf die Füße. "Kannst du laufen?", fragte er sie besorgt. Das Mädchen nickte: "Wird schon gehen." Schon mit dem ersten Schritt bewies sie, daß dies nicht der Fall war. Beinahe wäre sie wieder auf dem Boden gelandet, doch Legolas verstärkte seinen Griff um ihren Arm. Einen Augenblick lang sah er sie an und schien zu überlegen, dann jedoch zog er sich ihren Arm kurzerhand um die Schultern und stützte sie auf diese Weise. Wortlos ließ es Elisha über sich ergehen und so brachen sie endlich auf zum letzten Wegstück nach Bruchtal. Weit im Westen versank die Sonne hinter den Gipfeln eines hohen Gebirges. Nur den letzten Strahlen gelang es, über die Berghänge zu klettern, und sie schienen direkt in das Tal, das jetzt vor ihnen lag. Die drei Gefährten standen am Rande des großen Tales, daß sicher im Wald versteckt war. Auf allen vier Seiten war es von steilen Berghängen umgeben und nur ein schmaler Pfad, dessen Ursprung zu ihren Füßen begann, schlängelte sich in sanften Kurven hinunter. Die rote Glut der Sonne legte einen eigentümlichen Schimmer auf das Tal und ließ die Wasserfälle, die den breiten Fluß speisten, der ruhig durch das Tal floß und scheinbar im Berg verschwand, wie magisch leuchten. Die Wassertropfen, die durch die Luft geschleudert wurden, schillerten in allen Farben des Regenbogens. Mit offenem Mund betrachtete Elisha das Schauspiel, das sich ihr bot. "Ist das Bruchtal?", fragte sie ehrfürchtig. Gimli stand neben ihr und schaute ebenso verträumt hinab. "Ja, das ist es. Und es ist jedesmal genauso schön, wie beim ersten Mal." Das Mädchen nickte: "Es ist wunderschön!" Legolas sah lächelnd zu seinen Gefährten. Er kannte viele Elbenbehausungen und wußte, welche Wirkung sie auf andere Lebewesen ausübten. Bruchtal war etwas besonderes - wie alle Heimstätten der Elben. "Laßt uns gehen!", forderte er seine Freunde sanft auf und riß sie damit aus ihren Träumen. Wie in Trance nickte Elisha und setzte sich langsam in Bewegung. Es fiel ihr schwer, auf dem steilen Gang das Gleichgewicht zu halten. Sie war schon glücklich, daß sie wieder einigermaßen selbstständig laufen konnte, und nun war auch noch so etwas gefordert. Trotzdem zog der Ausblick auf das Tal immer wieder ihren Blick auf sich. Der nun wieder dichter werdende Wald verbarg bereits einiges, doch noch immer waren die hohen Wasserfälle und ein Teil der schroffen Felsen in ihrem Blickfeld. "Wo wohnt denn dieser Elrond? Ich dachte, es gibt hier Häuser?", fragte das Mädchen etwas enttäuscht. "Schau genau hin!", forderte der Elb sie auf, "Sieh zu den Bergen, dort, wo sie die Wipfel der Bäume treffen!" Elisha folgte der Aufforderung. Sie war stehengeblieben, um sich besser darauf konzentrieren zu können und starrte angestrengt zu den Felsen hinüber. Es dauerte ein wenig, bis sie es erblickte. Weit riß sie die Augen auf, als sie der architektonischen Meisterleistung gewahr wurde. Die Gebäude wirkten, als wären sie natürlich gewachsen, teils in den Bäumen, teils wie aus dem Felsen gehauen, mit prachtvollen Säulen und Gängen, die die unterschiedlichen Bereiche verbanden. Bis zum Rand des Wasserfalles führte einer der Gänge und schien dahinter zu verschwinden. "Wie im Märchen!", flüsterte Elisha und ließ es bereitwillig zu, daß Legolas sie voran schob. Völlig versunken in den traumhaften Anblick, wäre sie wahrscheinlich achtlos kopfüber den Berg hinuntergefallen, wenn der Elb sie nicht in weiser Voraussicht am Arm ergriffen hätte, um sie sicher hinunter zu geleiten. Es war nicht so weit, wie es von oben ausgesehen hatte. Legolas und Gimli führten das Mädchen durch den freundlich wirkenden Wald, hin zu den schroffen Felswänden. Der Aufgang zu den Gebäuden stieg nur sanft an und erleichterte das Laufen. Elisha war mittlerweile so müde, daß sie auch im Stehen hätte einschlafen können. Nur die verlockende Aussicht, nach langer Zeit mal wieder eine Nacht in einem weichen Bett verbringen zu können, ließ sie noch weitergehen. Schließlich stoppten sie. Das Gebäude vor dem sie standen, war wie die anderen auch, genau in seine Umgebung eingepaßt. Wiederum hatte Elisha das Gefühl, daß das kunstvolle Bauwerk natürlich gewachsen war. Die breite Flügeltür, die auf hellem Holz aufwendinge Schnitzereien trug, öffnete sich und ein Elb trat ihnen entgegen. Obwohl er auf den ersten Blick nicht auffällig schien, wirkte er doch imposant in seiner Erscheinung. Er wirkte seltsam alterslos und in seinen Augen konnte man die tiefe Weisheit lesen, die er wohl im Laufe langer Jahre gesammelt hatte. Sein Auftritt war würdevoll und doch freundlich, wie er nun auf die Gefährten zuschritt. "Mae govannen, mellyn! Ihr habt lange gebraucht, doch habt ihr euch tapfer gegen die Ringgeister behauptet. Ich fürchtete bereits, daß eure Reise ein verfrühtes Ende genommen hätte. " Mit ernstem Blick musterte er das Mädchen. "Wir haben lange auf jemanden wie euch gewartet! Ich bin Elrond und ich heiße euch willkommen in Bruchtal." "Danke.", hauchte sie nur, verwirrt über die förmliche Anrede. Legolas trat vor. "Ich danke euch für die freundliche Begrüßung, doch sind wir erschöpft und hungrig. Unsere Gefährtin kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Ich bitte euch, laßt uns die Gespräche auf später verschieben und gebt meinen Freunden eine Möglichkeit zum ruhen." Elrond nickte verständnisvoll: "Folgt mir! Ich werde euch die Räumlichkeiten zeigen und euch Zeit geben, um euch zu erholen. Es wird in einer Stunde Essen geben und ihr seid herzlich eingeladen. Später können wir sprechen." Der Elb wies jedem ein großes Zimmer zu und überließ sie dann sich selbst. Etwas hilflos blieb das Mädchen in der Tür ihres Zimmers stehen und hielt Ausschau nach den Freunden, doch die waren bereits in ihren Räumen verschwunden. So blieb auch Elisha nichts anderes übrig, als ihr Zimmer zu betreten. Sie war überrascht, wie hell und freundlich der Raum wirkte, trotz der Dämmerung, die draußen bereits herrschte. Er war dominiert von einem breiten Bett, daß beinahe in der Mitte des Raumes stand. Die Kissen und Decken waren mit einem hellen seidigen Stoff bezogen und wirkten einladend auf die erschöpfte Wanderin. An der Wand stand ein hoher massiver Schrank, dessen Front reich verziert war. Vor den Fenstern, die eine ganze Wand einnahmen, wurden leichte Vorhänge, die aus einem fast durchsichtigen, tüllähnlichen Stoff bestanden, durch den sanften Wind aufgebauscht. In einer Ecke stand noch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen davor, allesamt verziert von einem waren Meister der Schnitzkunst. Elisha trat an das Fenster und zog die Vorhänge auseinander. Eine frische Brise wehte ihr entgegen. Der leichte Hauch des Abends erfrischte sie und ließ zugleich ihre Augenlider noch schwerer werden. Sie hatte einen überwältigenden Ausblick über das ganze Tal. Das beruhigende Rauschen des Wasserfalls untermalte die Szene mit seiner eigenen, sanften Musik und ganz in der Nähe erklangen leise Gesänge. Mit einem Mal übermannte die Müdigkeit das Mädchen noch mehr als zuvor. Erschöpft taumelte sie zurück und ließ sich auf das Bett fallen. Der weiche, angenehm kühle Stoff umschmeichelte ihren geschundenen Körper und umfing sie fast wie von selbst. Elisha gab sich dem Zauber des Augenblicks voll hin. Sie kuschelte sich in das nach Wald duftende Bettzeug und schlief auf der Stelle ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)