Der Junge in mir von shinichi_san (-Junge sein macht viel mehr Spaß-) ================================================================================ Kapitel 12: Tätigkeiten ----------------------- Sorry, ist schon wieder etwas kurz geraten... Aber naja, mehr ging einfach nicht rein! Trotzdem viel Spaß damit... -------------------------- Kapitel 12: Tätigkeiten “Sag jetzt bloß nichts Falsches!”, murmelte Jo und ich konnte mir ein wissendes Grinsen einfach nicht verkneifen. Er musste sich echt schon ziemlich Mühe gegeben haben, zumal er noch nie vorher Kaffee gemacht hatte, sondern heute wahrscheinlich das erste Mal. Für mich! Ich schluckte und mir wurde plötzlich ganz warm im Gesicht. Sollte das jetzt vielleicht noch irgendetwas bedeuten? Ich biss mir auf die Unterlippe und ließ meinen Blick auf den grauen Fliesenboden wandern. “Alles klar?”, fragte Jo mich da und ich zuckte erschrocken zusammen. “Hm? Klar!”, murmelte ich leise und blickte wieder nach unten. Verdammt, warum kamen in letzter Zeit nur so viele Gedanken? Und warum drehten diese sich alle um Jo? “Bist du dir sicher? Du siehst irgendwie nicht so gut aus!”, meinte er und hockte sich vor mich hin, um mir in die Augen zu sehen, aber ich drehte den Kopf nur zur Seite. Ich hatte Angst. Angst, dass er darin etwas sah, was er nicht sehen sollte. Angst, mich selbst zu verlieren in diesen braunen Augen. Jo nahm mein Kinn in seine Hand und drehte so mein Gesicht zu ihm. “Was ist los, Sam?”, fragte er und ich konnte einfach nicht anders. Es musste sein. Ansonsten würde ich nur in noch größere Schwierigkeiten geraten, als ich eh schon war. Ich schüttelte seine Hand ab, stand auf, ließ ihn dumm rumhocken und ging in den Flur, um mich anzuziehen. “Sam?”, fragte Jo, der nun hinter mir stand. Ich drehte mich zu ihm und nahm ihm die Jacke ab, die er in seiner Hand hielt, wohl um mich aufzuhalten, doch ich schaute ihn nur bittend an und er ließ los. “Sorry, Jo!”, murmelte ich leise. “Muss los, Dad wartet auf mich.”, fügte ich hinzu und öffnete dann die Haustür, um endlich in die Freiheit zu treten. Ich wollte ihn nicht verletzen, ganz sicher nicht, aber ich wollte wenigstens noch etwas Männlichkeit behalten und nicht vor seinen Augen anfangen irgendwelchen Rotz zu stammeln. Dazu fehlte mir gerade der Sinn und vor allem der Alkohol, der mich dazu anstiften würde. Bei dem Gedanken grinste ich matt in mich hinein. Ich sprang die drei Treppenstufen geschwind runter und lief, nein, ich rannte über den Kiesweg vor dem Haus bis zur Straße, weiter bis zur nächsten Kreuzung und immer weiter, bis ich am Restaurant meines Vaters ankam und flach und schnell vor mich hin atmete. Ich war vollkommen außer Atem. Ungewohnt, aber irgendwie tat es gut. Vielleicht sollte ich das mal öfters machen. Nur so, um meine Gedanken nicht hören zu müssen, sondern nur den Wind, der an mir vorbeiprescht. Nur die Geräusche der Autos, die an mir vorbeirasen. Nur das Winseln der Hunde, bei denen ich nicht anhalten konnte. “Sam?”, hallte es in meinem Kopf und ich sah verwirrt auf. Vor mir stand mein Vater. Ein vierunddreißigjähriger Mann mit braunen Haaren und einem sehr charmanten Lächeln, wie meine damaligen Freundinnen meinten. Er war sehr hoch gewachsen, so um die 1,96m groß und hatte immer eine stürmische Frisur, so, wie auch heute. Ich lächelte ihn breit an, und er wuschelte mir durch die Haare. “Sorry, bin etwas spät dran!”, meinte ich und versuchte meine Haare wieder zu richten, was mir sicherlich nicht gelang, aber das war mir dann auch egal. “Schon in Ordnung, Sam!”, meinte er und schubste mich in das Lokal hinein. “Was macht die Schule, Großer?”, fragte er und ich unterdrückte ein Seufzen. Typisch! Er wollte einfach nicht einsehen, dass sein geliebter Sohn ein Mädchen war, aber mir sollte es, um ehrlich zu sein, recht sein. Wir gingen durch das noch leere Restaurant und ich bereitete mich seelisch auf das heutige Geschäft vor. Schule? “Schule ist in Ordnung. Ich habe eher andere Probleme.”, meinte ich und ging mit meinem Vater im Gepäck durch die Küche, in der schon ein Koch und ein Lehrling am werkeln waren. “Wie meinst du das?”, fragte mein Vater und legte mir eine Hand auf die Schulter. Ach verdammt! Er würde es doch eh nicht verstehen. Er würde mich nur weiterhin fragend ansehen und nicht wissen, was er dazu beitragen sollte, so wie immer. Also zuckte ich die Schultern und winkte ab. “Schon gut. Ist egal.”, meinte ich nur und lächelte ihn an. Mein Vater sah mich noch immer irritiert an. Fuck, wie bekam ich ihn dazu, mir zu glauben. “Maik?”, kam es in diesem Moment aus der Küche und ich atmete erleichtert auf, als mein Vater sich zur Küche drehte. Er drehte sich noch einmal zu mir, schüttelte dann den Kopf. “Sorry, Großer, aber sprechen noch darüber, ja?” Damit ließ er mich allein und ich seufzte resignierend. Wir würden nie darüber sprechen. Weder heute, noch morgen, noch irgendwann. Mein Vater war zwar jung und von mir aus auch recht attraktiv, aber er war verdammt vergesslich. Bei ihm passte der Spruch ‘Wenn der Kopf nicht angewachsen wäre, würde man ihn vergessen’ so verdammt gut. Bei dem Gedanken daran konnte ich nur Grinsen. Dann schüttelte ich den Kopf, ging in die Umkleide für die Angestellten und schloss meinen Spind auf, um mich umzuziehen. Schwarze Hose, weißes Hemd, schwarze Weste, schwarze Schuhe. Meine Haare versuchte ich noch einmal zu bändigen, was mir jedoch mal wieder nicht gelang. Dann putzte ich mir noch meine Zähne und seufzte danach leise mein Spiegelbild an. Wieso konnte ich nicht das Mädchen sein, das ich war? Warum wollte niemand einsehen, dass ich auch hübsch sein könnte, wenn ich es wäre. Aber würde man mich überhaupt ansehen? Mich überhaupt beachten? Beachten wollen? Ich schloss traurig die Augen, bevor ich noch einmal tief einatmete und mir über das Gesicht fuhr. Dann schloss ich meinen Spind und verließ den Raum. In der Küche angekommen, starrte ich verwirrt zu dem Lehrling, der auf einem Stuhl stand und irgendetwas an der Lampe an der Decke erledigen wollte. “Oh, hey, Sam!”, sagte er und nickte mir zu. “Kannst du mir mal bitte den Schraubenzieher geben?”, fragte er und ich nahm das Ding von der Arbeitsplatte in der Küche, um es anschließend an den Jungen weiter zu reichen. “Was machst du, Damon?”, fragte ich ihn interessiert und starrte zu ihm hoch. Der angesprochene mit den fastroten Haaren lachte nur leise. “Etwas, was nicht in meinem Ausbildungsvertrag steht!”, meinte er, lachte jedoch schon wieder. “Die Lampe ist irgendwie kaputt. Ich soll sie schnell austauschen, bevor das Geschäft losgeht.”, sagte er und sah wieder nach oben. Anscheinend war er gerade fertig geworden, denn er betrachtet zufrieden sein Werk. “Kannst du mal bitte anmachen?”, bat er mich und ich drückte auf den Lichtschalter rechts neben der Tür, an der ich immer noch stand. Ein monotones Summen ertönte und dann wurde Licht. Welch ein Wunder in der heutigen Zeit! Damon jedenfalls freute sich tierisch und sprang gut gelaunt von dem Stuhl. Ich schüttelte nur den Kopf und ging langsam in den Gastraum hinein. Ich stellte mich hinter die Bar und blätterte in dem Buch, in dem alle Veranstaltungen und Ereignisse festgehalten wurden. 1 große Reservierung im Rosensaal: Hochzeit. 3 weitere Reservierungen im Hauptraum: jeweils zwei Personen. Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und atmete laut aus. Der Abend konnte ja heiter werden. Ich polierte gerade das letzte Glas aus der Spülmaschine, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und ich mich verwirrt umdrehte. Vor mir stand mein Vater. “Ach, Sam, was würde ich nur ohne dich tun?”, fragte er. Ich zuckte nur die Schultern und stellte das polierte Glas in den Schrank hinter mir. “Soll ich dich noch nach Hause fahren? Ich meine, es ist schon fast zwei Uhr morgens! Für junge Menschen nicht gerade sicher.” Für junge Menschen. Er würde mich wahrscheinlich nie als Mädchen akzeptieren. Ich lächelte ihn dankend an, schüttelte aber den Kopf. “Geht schon. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!”, meinte ich und hängte das Handtuch über einen Griff der Kühlzellen hinter der Bar. “Wie du meinst! Aber pass auf dich auf! Bis morgen!” Ich nickte, ging in die Umkleide, die so still und verlassen wirkte und zog mich rasch um. Mein Verband war lose, aber ich hatte keine Lust und keine Geduld, ihn jetzt neu zu machen. Also machte ich mich auf den Weg in meine Wohnung. Ich konnte nicht mehr! Ich war fix und fertig, meine Füße taten mir unheimlich weh. 14 Stunden hatte ich jetzt dort verbracht. Mit 3 Stunden Pause, wohlgemerkt, aber ich konnte einfach nicht mehr. Ich war müde. Müde. Ich wollte schlafen. In mein Bett fallen und nicht mehr aufstehen. Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und kam nach einer halben Stunde in meiner Wohnung an. Nichts und niemand hatte mich aufgehalten. Sonst würde ich jetzt wahrscheinlich nicht in meiner Wohnung stehen. Ich steifte die Schuhe ab und zog die warme Jacke aus. Mich meiner Sachen entledigend ging ich in mein Zimmer und wickelte auch den Verband ab, den ich nur neben das Bett pfefferte. Ich zog mir noch mein Schlafshirt an, schmiss mich in die Kissen und schlief bald darauf ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)