Der Junge in mir von shinichi_san (-Junge sein macht viel mehr Spaß-) ================================================================================ Kapitel 2: Eine sehr lange Nacht -------------------------------- Kapitel 2: Eine sehr lange Nacht Als ich aus dem Fahrstuhl stieg, wusste ich schon, was in der Nacht auf mich zukommen würde: Schlaflosigkeit. So war es immer nach unseren Streits. Ich konnte nicht schlafen und hatte am nächsten Tag tiefe Augenringe, konnte mich in der Schule nicht aufs Wesentliche konzentrieren und am Nachmittag würde ich es nicht mehr aushalten und mich bei ihm entschuldigen. Ich machte immer den ersten Schritt. Warum? Wegen diesem blöden Schlafmangel! Und wenn ich wusste, dass alles wieder gut war, konnte ich wieder selig schlafen. Ich schüttelte den Kopf und machte mich zu meiner Wohnung, schloss sie auf und betrat sie mit zitternden Händen. Dort angekommen, schloss ich die Tür hinter mir wieder und lehnte mich gegen sie. Dann fuhr ich mir seufzend mit der Hand übers Gesicht. “Ach verdammt!”, murmelte ich leise vor mich hin und ließ mich nach unten gleiten. Wieso musste ich bei diesem blöden Kinderfilm anfangen zu heulen? Wieso war es immer so schwer, mit Jo ins Reine zu kommen? Wieso war es für mich Gang und Gebe, diesen Jungen anzulügen? Wieso wollte ich ihm die Wahrheit sagen? Wieso hatte ich keinen Mut dazu? Leise seufzend erhob ich mich wieder und zog meine Jacke aus. Ihr folgten die Schuhe, die ich achtlos in die Ecke beförderte. Dann ging ich in das Wohn- und Schlafzimmer und legte meinen Laptop neben das Bett auf den Schreibtisch, bevor ich mich auf mein breites Bett fallen ließ. Ich schloss die Augen, aber in meinem Kopf kreisten so viele Gedanken, an die ich jetzt nicht denken wollte. Also stand ich wieder auf und machte mich an meinem Schrank zu schaffen, um Handtücher rauszusuchen. Damit ging ich in mein kleines niedliches Badezimmer, entkleidete mich, machte den engen Verband ab und stellte mich unter die Dusche und ließ warmes Wasser auf mich niederprasseln. Ich wünschte mir sehr, dass dadurch meine kreisenden Gedanken weggespült werden würde. Doch der gewünschte Effekt blieb aus, sodass ich mit langsam schmerzendem Kopf wieder aus der Dusche stieg und mich trocken rubbelte. Ich ging in das große Zimmer, zog mir Shirt und Shorts an und machte es mir auf meinem Bett bequem. Da mich meine Gedanken langsam nervten, schnappte ich mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Wie zu erwarten gewesen war, tönte mir die Titelmusik von ‘CSI:NY’ entgegen und ich rieb mir die Augen. Dann konzentrierte ich mich auf das Fernsehprogramm. “Die folgende Sendung ist für Kinder und Jugendliche unter sechzehn Jah…” Ich schaltete den Fernseher aus und fuhr mir durch die mittlerweile trockenen Haare. Ich lies den Blick durch mein dunkles Zimmer schweifen und erhob mich dann, um zu meinem Balkon zu gehen. Die Tür öffnend fröstelte ich ein wenig, aber die fische Luft tat gut, sodass ich noch einmal tief einatmete. Es stach leicht in meiner Kehle, aber das war mir egal. Als Junge durfte man keine Emotionen zeigen. Wieso hatte ich dann vorhin so geheult? Vor Jo! Ich seufzte leise, fuhr mir durch die Haare und betrat wieder mein Zimmer. Die Tür schloss ich hinter mir und ich ging wieder zu meinem Bett, wo ich mich in meine Bettdecke einkuschelte. Vielleicht könnte ich ja doch schlafen, nicht, dass ich es noch nicht versucht hätte, aber vielleicht ging es ja… Das Klingeln meines Handy ließ mich aufschrecken. Wer rief denn jetzt noch an? Ein Blick auf meinen Wecker verriet mir, dass es kurz nach eins war. Früh am morgen also. Ich nahm also das klingende Telefon in die Hand, starrte auf den Display und ging ran, ohne wirklich nachzudenken. “Sam Leut.”, sagte ich und erschrak, als ich wusste, wer mich anrief. “Hey, hier ist Jo!”, meinte er und räusperte sich. “Ich wollte.. Nun ja, ich wollte mit dir reden! Wegen… du weißt schon!”, stotterte er vor sich hin und ich kam nicht umhin, vorsichtig zu lächeln. “Dann schieß mal los!”, sagte ich und setzte mich auf. Wer wusste schon, was jetzt kam. “Das… das ist nicht so einfach Sam!”, stotterte er weiter. “Versuchs doch einfach!”, meinte ich nur. Es herrschten einige Sekunden Stille, dann seufzte er leise. “Dann lass mich rein.”, meinte er dann leise und ich erschrak. “Wie?”, fragte ich geschockt. “Ich steh unten. Vor deinem Haus… Drückst du auf den Summer?”, fragte er und setzte ein “Es ist ziemlich kalt, weißt du.” dran. Mir entwich ein erschrockener leiser Schrei. “Scheiße, warum stehst du da?”, fragte ich und stand auf. “Kann ich dir das nicht sagen, nachdem du mich reingelassen hast? Es ist echt kalt!”, meinte er und seufzte leise. Ich ging zur Tür und drückte auf den Summer daneben. “Danke! Achtzehnter, richtig?” Ich nickte und legte auf. Fuck! Ich rannte in das Bad, schlüpfte aus meinem Shirt und wickelte den Verband wieder eng um meine Brust. Ich hoffte nur, er würde nicht allzu lange bleiben. Als es an der Tür klopfte, zog ich mir mein Shirt schnell wieder über und fuhr mir nervös durch die Haare. Jo war noch nie hier gewesen. Wer wusste, wie er reagieren würde. Ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich die Tür öffnete und Jo in die Augen blickte. “Hey, wieso bist du…” Weiter kam ich nicht, denn Jo kam auf mich zu uns umarmte mich, sodass ich erschrocken zurückwich. Ich hoffte nur, er würde nichts merken. “Es tut mir Leid!”, meinte er dann, die Hände in die Hosentaschen gestopft. Ich schluckte schwer und verschränkte die Arme vor der Brust. “Willst du dich nicht erstmal ausziehen?”, fragte ich leichthin. Jo zog die Augenbrauen in die Höhe. Erst da bemerkte ich, dass er keine Jacke anhatte. “Die Schuhe meine ich!”, sagte ich mit scharfen Unterton und drehte mich auf dem Absatz um. Entweder er blieb, oder er konnte wieder gehen, wobei ich mich nicht entscheiden konnte, was mir lieber wäre. Die Tür wurde geschlossen und ich hörte, wie man Schuhe ordentlich zur Seite stellte. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und schmiss das Handy auf mein Bett, welches ich gleich darauf auch in Beschlag nahm. Ich beugte mich zu meinem Schreibtisch und schaltete die kleine Lampe darauf an. “Wie hast du das mit deiner Schulter gemacht?”, fragte man mich und ich drehte mich zu Jo, der im Türrahmen stehen geblieben war. Ich sah ihn fragend an, dann schnallte ich. “Achso, ähm… nun ja…” Ja, was hatte ich eigentlich gemacht? “Ich bin… bei meinem Vater im Betrieb ausgerutscht.”, sagte ich dann. Stimmte ja auch. Nur habe ich mir dabei nicht die Schulter, sondern das Knie gezerrt. Jo nickte nur und ich stand auf, um zu ihm zu gehen. “Bist du nur deswegen gekommen?”, fragte ich ihn unsicher, darauf hoffend, er würde nein sagen. “Mehr oder weniger. Ich wollte mich bei dir entschuldigen, dass ich angefangen habe und einfach weggegangen bin und so.”, meinte er leise, zu Boden blickend. “Sprechen wir uns jetzt aus, oder ist die Sache geklärt?”, fragte ich und packte sein Handgelenk, um ihn mit mir auf mein Bett zu ziehen. Eine andere Sitzgelegenheit hatte ich nicht. Schließlich war ich nicht darauf aus, dass ich Besuch bekam. “Ich fühl mich schon reichlich besser, nur weil ich es dir gesagt habe, Sam! Ich glaube demnächst werde ich immer den ersten Schritt machen und mich bei dir entschuldigen. Danach fühlt man sich echt toll! So, als ob alles von einem fällt. Es ist ein tolles Gefühl, ehrlich. Ich kann ganz gut verstehen…” Ich hielt ihm den Mund mit meiner Hand zu und blickte ihn verwirrt an. “Das mit dem ersten Schritt ist ja schön und gut, Jo, aber seit wann bist du so eine Quasselstrippe?”, fragte ich ihn und lächelte ihn lieb an. “Ehrlich, überlass das viele reden mir, oder den Mädchen. Bei dir kommt da nichts Gutes bei raus!”. meinte ich und nahm die Hand von seinem Mund. “Na herzlichen Dank auch!”, meinte er gespielt entrüstet, aber sein Dauergrinsen erschien schon wieder auf seinem Gesicht. Dann lies er den Blick in meinem Zimmer schweifen. “Hier wohnst du also?”, fragte er mich und nickte. Ich verdrehte die Augen und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, was ihn verdutzt zu mir schauen ließ. “Sonst wären wir wohl kaum beide hier, oder?”, meinte ich und ließ mich nach hinten fallen. Jo tat es mir gleich und blickte an die Decke. “Ja, ja, du und deine Feststellungen!”, meinte er grinsend. Ich lächelte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Wir unterhielten uns noch die halbe Nacht. Über Nichtigkeiten, aber das war uns vollkommen egal. Kurz nach fünf Uhr schlief ich schließlich ein. Was Jo machte, war mir egal. Ich fühlte mich in seiner Umgebung allerdings wohl. Was hatte das zu bedeuten? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)