Shadows von pbxa_539 (Sanji) ================================================================================ Kapitel 9: Cooking time ----------------------- Cooking time An dieser Stelle ein dickes Danke an unsere fleißige Kommentarschreiberin und unseren neu dazu gekommenen Fans. Wir freuen uns, dass die Geschichte bei Euch so gut ankommt. Und nun viel Spaß beim Lesen. Als das Taxi am Bahnhof stoppte, warf Sanji einen umständlichen Blick auf Zoros Armbanduhr. „Wir sollten uns beeilen“, meinte er dann. „Tickets brauchen wir ja auch noch.“ Und schon wieder Hektik, dabei hasste er das, hatte doch auf Arbeit schon genug davon. Er stieg aus, holte die Tasche aus dem Kofferraum und wartete, bis Zoro den Fahrer bezahlt hatte. Ließ sich dann zum nächsten Fahrkartenautomaten ziehen. „Zu welchem Gleis müssen wir denn?“ fragte Zoro, während er auf das Gerät ein wenig heftiger als nötig eintippte. Sanji zog kurz die Augenbrauen zusammen, kramte seinen Notizzettel aus der Hosentasche und überflog seine niedergeschrieben Daten. „14“, brummte er dann, zündete sich eine Zigarette an, solange Zoro beschäftigt war. Das Rauchverbot ignorierte er großzügig, war eh keiner in Sichtweite, der ihn anmotzen konnte. Der Automat ratterte, dass sich Sanji schon zu fragen begann, ob der sich demnächst in seine Bestandteile auflöste. Er griff dann nach den Tickets und dirigierte sie beide die Treppen entlang zum richtigen Bahnsteig. Etwas zerknirscht drückte er seine Zigarette aus, als er den scharfen Blick des Personals auf sich spürte. „Bloß weg von hier“, knurrte er verstimmt und zog Zoro in den Zug. Wenigstens hatten sie ein Abteil für sich allein, stellte Sanji fest. Und rauchen durfte er hier auch. Nur stand ihm gerade nicht der Sinn danach. Irritiert schaute er Zoro dabei zu, wie dieser seinen Laptop und seine Unterlagen rauskramte, bevor er sich auf seinem Sitz nieder ließ. „Sorry, Koch, aber du wirst dir meinen Schoß mit dem Laptop teilen müssen. Muss den Artikel, sowie das Interview schreiben und dann an die Redaktion weiterleiten“, erklärte Zoro und blickte Sanji entschuldigend an. Sanji zuckte nur mit den Schultern, setzte sich neben Zoro, schob sich seine schwarzen Schuhe von den Füßen und legte selbige auf den Sitz gegenüber. Kurz erhaschte er einen Blick auf Zoros Notizen, zog ein nachdenkliches Gesicht. „Kann das eigentlich einer lesen?“ fragte er dann, deutete mit dem Finger auf die lose Blattsammlung, während er sich halb mit der Schulter, halb mit dem Rücken an Zoros Seite anlehnte und eine bequeme Position suchte. „Ja, ich“, knurrte Zoro seine Antwort, baute seine Kopfhörer an sein Diktiergerät und schenkte seine Aufmerksamkeit seiner Arbeit. „Sei nicht gleich eingeschnappt“, brummelte Sanji, lehnte seinen Kopf an die Rückenlehne seines Sitzes und schloss die Augen. Er spürte noch das Anrucken des Zuges, als dieser losfuhr, ehe er in einen leichten Dämmerschlaf sank, dabei das monotone Tippen auf der Tastatur im Ohr habend. Etwas kitzelte ihn im Gesicht. Er drehte den Kopf leicht, versuchte so, dem Störenfried zu entkommen. Aber irgendwie war der hartnäckiger, als gedacht. Nur langsam schlug er die Augen auf, stöhnte dabei auf. „Verdammt, mein Rücken“, fluchte er, richtete sich unter dem protestierenden Krachen seiner Knochen auf. „Hmm?“ machte er dann und schaute sich verpeilt um, eine Hand in die Jacke gekrallt, die doch eigentlich Zoro gehörte. Mit der anderen Hand fuhr er sich durch sein recht zerzaustes Haar und blickte dann zur Seite, direkt in ein Paar grüne Augen, die ihn schmunzelnd beobachteten. „Na, halbwegs wach? Wir sind gleich da.“ Sanji schüttelte den Kopf, er war alles andere als wach. Mit einer fahrigen Bewegung zog er sich Zoros Jacke über und schlüpfte in seine Schuhe. „Oh man“, knurrte er dann. „Der scheiß Tag war einfach zu lang.“ Er lehnte sich neben Zoro, spürte, wie dieser seinen Arm um ihn legte. Ein paar Augenblicke schienen sie ja noch zu haben, bevor sie aussteigen mussten. Noch zumindest, fuhr der Zug mit unvermindertem Tempo durch die Gegend. „Kannst ja bald weiterschlafen. Müssen nur noch die Schlüssel bei Makino holen. Oder willst du heute noch was einkaufen? Der Kühlschrank ist bestimmt leer.“ Nicht verstehend schaute Sanji seinen Freund an. „Was hat der Schlüssel mit dem leeren Kühlschrank zu tun?“ fragte er dann schließlich. Irgendwie bekam er den Sinn in Zoros Worten nicht zusammen. „Vergiss es. Ich kümmere mich darum“, antwortete Zoro schmunzelnd, ihm einen Kuss aufhauchend. Sanji ließ sich aus dem Sitz ziehen und auch durch und aus dem Zug schieben. Auf dem Bahnhofsvorplatz standen sie dann reichlich planlos herum. „Da drüben ist ein Taxi“, brummte Sanji, bevor Zoro seine Suche wieder auf den gesamten Ort ausweiten konnte. Er ließ sich von Zoro widerstandslos ins Auto verfrachten und kuschelte sich an ihn. „Nicht wieder einschlafen. Wir fahren nur ne knappe halbe Stunde.“ Wie aus weiter Ferne hörte er Zoros Worte, er stand völlig neben sich, wollte eigentlich nur noch ins Bett. „Mhmm“, machte er nur. Zoros Stimme trug derzeit auch nicht gerade dazu bei, dass er wach blieb. Er hatte diesen beruhigenden Klang vermisst, lange Zeit. Nun hatte er ihn wieder, achtete gar nicht auf die Worte, nur auf die Stimme. Schon wieder. Aber was? Die schützende Wärme war verschwunden. Still in Gedanken überlegte er, ob er das jetzt bedauern sollte. Doch schon umfing in diese Wärme erneut, hüllte ihn ein, bot ihm Schutz und Sicherheit. Ließ ihn noch ruhiger werden. Wieder Worte, deren Sinn er nicht verstand, die Wärme, die sich jetzt über seine Wange erstreckte. Ihn wieder völlig einfing, er fühlte sich leicht wie eine Feder, schwerelos. Spürte irgendwann einen weichen Untergrund, bevor er endgültig in seiner Traumwelt versank. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, als sie in das Zimmer fiel und die beiden Murmeltiere, die sich dort verschanzt hatten, mit ihren Strahlen an der Nase kitzelten. Leise murrend drehte Sanji sich von der Helligkeit weg und in dem Griff, in dem er sich befand, um. Hörte ein tiefes und sonores Brummen neben sich. Das brachte ihn irgendwie dazu, kurz seine Augen aufzuschlagen. Er starrte genau auf eine breite, gebräunte Brust mit einer riesigen Narbe als Verzierung. Ein kurzes Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Augen wieder schloss, sich weiter an Zoro kuschelnd und nicht wach werden wollend. Minuten – Stunden? – später nahm er die Hand zur Kenntnis, die da immer wieder sanft über seine Seite strich. Das Brummen war verstummt, das Zimmer hatte an Helligkeit dazu gewonnen. Hatte wohl keiner mehr daran gedacht, irgendeine Jalousie zuzuziehen. Nochmals drehte sich Sanji um, blinzelte gegen die Sonne. Das Fenster, aus dem er gerade schaute, irritierte ihn. Wie war er denn hierher gekommen? Das letzte, an das er sich erinnern konnte, war ihre Abreise aus dem Hotel, alles, was danach folgte, war irgendwie verschwommen bis nicht vorhanden. Er stöhnte kurz auf. „Wie bin ich denn hierher gekommen?“ nuschelte er und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Mit Zug und Taxi“, erfolgte Zoros Antwort. „Kann mich nich erinnern“, murmelte der Blondschopf und gähnte. Schlang seine Arme dabei um Zoro und kuschelte sich eng an diesen. „Kein Wunder. Hast ja auch fast alles verschlafen“, brummte Zoro. Diese Aussage brachte Sanji dann doch dazu, die Augenbrauen nachdenklich zusammenzuziehen. „Lust auf Frühstück oder einfach weiterschlafen?“ fragte Zoro ihn dann. „Kann man das noch als Frühstück bezeichnen?“ konterte Sanji, dachte kurz nach. „Haben wir überhaupt was zu essen hier?“ Noch immer an Zoro gekuschelt genoss er einfach nur dessen Anwesenheit, entsann sich, dass er Zoros Stimme ein paar Male vernommen, aber den Sinn seiner Worte nicht verstanden hatte. „Ist alles nur ne Frage der Auslegung. Wenn wir es als Frühstück bezeichnen, dann ist es das auch. Makino hat uns ein wenig eingepackt. Keine Ahnung, was das alles ist und was man daraus zubereiten könnte. Du bist hier schließlich der Koch.“ Frage der Auslegung? Wie spät, zum Geier, war es denn? Er tastete nach Zoros Arm mit der Armbanduhr, um einen Blick auf selbige zu werfen. „Alter Falter“, stieß er erstaunt aus. „Ich bin der Koch? Wäre ich es im Hotel gewesen, hätten wir wenigstens was anständiges zum Abendessen gehabt“, brummte Sanji. „Außerdem hab ich Urlaub“, setzte er dann hinzu und grinste Zoro frech an. Das Glitzern, das in Zoros Augen trat, ließ Sanji nichts Gutes ahnen, doch er wartete ab, was Zoro ihm zu sagen hatte. „Okay, ich koche“, begann Zoro. Das schlug nun doch dem Fass den Boden aus. Sanji starrte ihn entgeistert an, nahm den ausgestreckten Zeigefinger, der ihn bis eben noch so sanft behandelt hatte, nur am Rande wahr. „Aber egal, was dabei herauskommt, du wirst es essen und weder einen Ton dazu sagen, noch mich mit vernichtenden Blicken oder sonst was strafen.“ „Du…willst kochen?“ Sanji wusste nicht, was er von dem herausfordernden Blick halten sollte. Zoro und kochen? Das passte genauso gut zusammen, wie Sanji und Schwertkampf. Aber einer Herausforderung war Sanji noch nie aus dem Weg gegangen, auch dieser würde er sich stellen, wie ein Mann. Über Zoros Bedingungen noch nachdenkend wurde sein freches Grinsen ein wenig manischer. „Fein“, antwortete Sanji. „Du willst kochen? Dann koche. Mit allem, was dazu gehört. Inklusive abspülen. Ich werde den Mund halten und nichts dazu sagen. Aber…“, Sanji machte eine kleine Pause, und musterte Zoro. „Aber?“ hakte Zoro nach. Unsicherheit hatte sich in seine grünen Augen geschlichen, doch die Herausforderung darin stand noch immer. Er sah, wie es hinter Zoros Stirn arbeitete, der Grünschopf fieberhaft überlegte, was nun noch kommen konnte. Dass er sich soeben ein Grab geschaufelt hatte, war ihm wohl klar. Sanji wusste aber auch, dass Zoro zu seinem Wort stand, er hatte es ausgesprochen und würde es durchziehen, egal, was für eine Giftbrühe er hinterher zusammen mischte. Und Sanji war sicher, es würde genau eine solche werden. „Aber…“, fuhr Sanji nun fort. „Ich werde mich die ganze Zeit über in der Küche aufhalten, dort meine Zeitung lesen, meine Zigaretten rauchen und aufpassen, dass du nicht das ganze Haus abbrennst. Ich möchte Ace nämlich nicht erklären müssen, warum sein Strandhaus nur noch ein Häufchen Asche ist. Und die Versicherung akzeptiert Unfähigkeit beim Kochen nicht.“ „Du traust mir auch überhaupt nichts zu, oder?“ Beleidigt drehte sich Zoro auf den Rücken, verschränkte die Arme vor der Brust. Dass er Sanji schmollend anschaute, und zur Krönung, um das noch zu unterstreichen, die Unterlippe vorschob, interessierte Sanji herzlich wenig. „In der Küche, nein“, entgegnete Sanji ihm. Er wusste genau, dass Zoro ein absolut küchenfauler Mensch war. Essen gerne, aber Kochen, nein danke. „Brauchst gar nicht eingeschnappt tun, du weißt selber, dass du nicht kochen kannst. Hast ja mehr als einmal bewiesen.“ Sanji schauderte es, als er an die wenigen Kochversuche Zoros dachte. Er konnte zwar mit Schwertern umgehen, aber das scharfe Küchenmesser, was er damals benutzte, wurde ihm zum Verhängnis. Davon zeugte noch heute die kleine Narbe an seinem rechten Daumen. Dass Zoro ihm aber jetzt einen solchen Vorschlag unterbreitete, erfreute ihn fast. „Also, was ist nun? Akzeptierst du das, oder hungerst du lieber?“ fragte Sanji ihn, dieselbe Herausforderung in seinen Augen. „Na klar akzeptiere ich. Warum sollte ich nicht? Hab es ja auch in den letzten Monaten geschafft, für mich zu kochen. Aber erst einmal geh ich jetzt duschen.“ Zoro grinste Sanji noch immer an, doch die Unsicherheit in seinen Augen flackerte noch immer und konnte er auch nicht vertreiben. Innerlich grinste Sanji schon nicht mehr, er lachte laut. Er erwiderte Zoros kurzen Kuss, beobachtete ihn dabei, wie dieser seine Klamotten zusammensuchte und ins Badezimmer floh. „Das beweisen die Prospekte an deiner Kühlschranktür, Marimo“, brummte Sanji der geschlossenen Tür entgegen. Etwas ratlos blickte er an sich hinab. Er trug ein Hemd, noch immer seine Hosen und fragte sich wieder, wie er hierher gekommen war. Dunkel schwebte da was in seinen Erinnerungen, doch genau bekam er das nicht mehr zusammen. Würde er Zoro später noch darüber ausfragen, der hatte sich da ja ziemlich einsilbig geäußert. Er zuckte mit den Schultern, rutschte dann vom Bett und suchte in der herumliegenden Jacke nach seinen Zigaretten. Mit dem Päckchen in der Hand begab er sich, fröhlich pfeifend, aus dem Schlafzimmer in Richtung Küche. Er schaute sich kurz um, bevor er die Tür nach draußen aufriss und die Zeitung von der Terrasse holte. In der kleinen Sitzecke ließ er sich nieder, eine Zigarette anzündend und die Zeitung aufschlagend. „Kaffee?“ hörte Sanji seinen Freund brummend fragen, schlechte Laune in dessen Stimme inklusive. Sanji wusste, dass sich Zoro innerlich in den Arsch trat, für seinen äußerst dämlichen Vorschlag. „Gerne“, erwiderte Sanji daher nur, in seine Zeitung vertieft. Kurz hob er den Blick. „Ich hab da übrigens neben der Tür Kartoffeln liegen sehen, hat Makino die mit eingepackt oder liegen die schon länger da herum?“ Nun gereichte es ihm doch glatt zum Vorteil, dass er vom letzten Abend nicht allzu viel mehr mitbekommen hatte. „Kann mich nicht erinnern, gestern Kartoffeln in der Hand gehabt zu haben. Außerdem hab ich alles in den Kühlschrank geschoben. War viel zu müde, um den ganzen Kram noch zu sortieren.“ „Mhmm“, brummte Sanji. Er registrierte aus dem Augenwinkel, wie Zoro mit der Kaffeemaschine hantierte. Auch, wie er danach etwas verloren wirkte und sich dann doch widerstrebend in Richtung Kühlschrank bewegte. Half ja alles nichts. Sanji wirkte zwar äußerlich wie die Ruhe in Person, doch er musste sich arg zusammennehmen, nicht zu kichern, lauthals zu lachen oder sonst irgendwie zu zeigen, dass er gerade im höchsten Maß amüsiert war. „Ich nehme mal an, dass Spiegel- oder Rühreier nicht zählen, oder?“ erklang es mit verzweifeltem Unterton, und einem leisen Hoffnungsschimmer. Hilfe, dachte Sanji. „Als kleine Beilage, klar, warum nicht?“ konterte er. Wusste gar nicht, dass ich so gut schauspielern kann. „Sag mal, Zoro“, begann er grübelnd. „Wann genau sind wir gestern eigentlich wieder losgefahren?“ Zoro nahm den Kopf aus dem Kühlschrank, drehte sich zu Sanji um. „Hä? Was meinst du?“ Zoro warf ihm einen rätselnden Blick entgegen. „Hmm“, machte Sanji. „Ich hab nen Filmriss, und ich hasse es, wenn ich mich an etwas nicht erinnern kann, vor allem, wenn ich nichts getrunken habe. Deshalb frage ich. Weiß noch immer nicht, wie ich überhaupt im Bett gelandet bin.“ Ernsthaft blickte er Zoro an, erwartete auch mehr als die einsilbige Antwort von vorhin. Zoro klappte die Kühlschranktür zu, drehte sich ganz zu Sanji um. „Vom Zug ins Taxi haste ja noch mitbekommen, oder? Danach haben wir nur kurz einen Zwischenstopp bei Makinos Bar gemacht. Du hast im Taxi geschlafen und ich bin die Schlüssel holen gegangen. Danach weiter hierher. Hab dich nicht wach bekommen und dich daher kurzerhand rein getragen und aufs Bett gelegt. Ich hab dir dann lediglich noch die Schuhe und meine Jacke ausgezogen.“ Während des gesamten Vortrags hatte Sanji still zugehört, hier und da mal kurz den Kopf geschüttelt oder die Brauen hochgezogen. „Deine Jacke?“ fragte er dann. Er rieb sich mit einer Hand über seine Schläfe und schloss kurz die Augen. „Verdammt“, fluchte er leise. Schob sich eine Zigarette zwischen die Lippen und entzündete diese. „Danke“, murmelte er dann, war sich nur nicht sicher, wofür er sich gerade bedankte. Ob es nun die Schilderung des letzten Abends war, oder die Tatsache, dass sich Zoro um ihn gekümmert hatte. Leise aufseufzend wandte sich Sanji wieder seiner Zeitung zu. „Äh…Sanji…“, bei diesen Worten blickte Sanji auf und sah seinen Freund fragend an. Doch dieser zog es vor, den Kopf zu schütteln und abzuwinken. „Vergiss es“, hörte er es murmeln, bevor er wieder den breiten Rücken Zoros betrachtete. Kurz grinste Sanji, er wusste, dass sein Verhalten den Grünschopf verwirrte. Aber er war selbst auch verwirrt, etwas, das er nicht leiden konnte. Und Zoro litt gerade im Moment schon genug, fand Sanji. Er wollte sich gerade wieder auf den letzten Artikel, den er gelesen hatte, konzentrieren, als ein seltsamer Geruch durch die Küche zog. Zoro hatte doch mit kochen überhaupt noch nicht angefangen, also was konnte denn jetzt schon solche Gerüche verbreiten? „Was stinkt hier so?“ fragte er daher, hörte im selben Moment, wie etwas in einem Eimer landete. Doch mit seinen Augen hing er weiter in der Zeitung, innerlich noch immer feixend. Würde bestimmt noch spannend werden. Seine Lektüre würde er heute jedenfalls mehr als gründlich lesen, das stand fest. Immer wieder glitt sein Blick kurz zu Zoro, der sich gerade quer durch die Küchenschränke wühlte. Kochgeschirr mit einem triumphalen Ausdruck zutage beförderte und auf den Herd verfrachtete. „Hey, ich hab dir ne Frage gestellt“, brummte Sanji, leichtes Missfallen in seiner Stimme. „Mülleimer“, bekam er kurz und knapp zur Antwort. Na toll, damit konnte er jetzt auch was anfangen. Schulterzuckend las er weiter – gut, er tat nur so, aber das wusste Zoro ja nicht. Entspannt lehnte sich Sanji zurück, nahm die Zeitung in die Hände, und saß, wie in diesen schlechten Detektivfilmen, mit dem Kopf versteckt hinter der Zeitung da. In erster Linie, um sein breites Grinsen zu verbergen, zu gern hätte er ja laut aufgelacht und diesen Drang zu unterdrücken, wurde langsam aber sicher zu einem ernsten Problem für ihn. Ein knackendes Geräusch ließ Sanji dann doch über den Rand der Zeitung lugen. Betrachtete, wie Zoro völlig perplex auf die Teile des einstigen Kochlöffels starrte. „Du sollst nicht randalieren, Marimo“, brummte Sanji und widmete sich seiner Lektüre. Blickte mit hochgezogener Braue erneut auf, als er es scheppern hörte, die Einzelteile hatten offensichtlich in einer Ecke der Küchenzeile ihre letzte Ruhe gefunden. Auch der nächste Löffel fand schnell einen Weg in Richtung Boden. Das Öl ist heiß, dachte Sanji mit einem inneren gehässigen Grinsen. Er warf Zoro einen tödlichen Blick zu, als dieser seinen Löffel, mit dem er vorhatte, in den Pfanne zu rühren, einfach vom Boden aufsammelte. „Entweder wäschst du den ab oder du nimmst nen andern Löffel“, knurrte Sanji und funkelte ihn drohend an. Betont langsam legte Sanji seine Zeitung auf den Tisch, zog sich eine neue Zigarette aus seiner Packung, zündete diese an. Er brauchte einen anderen Geruch in seiner Nase, als den von verbranntem Fleisch und Gemüse. Griff sich dann einen der Stifte, die hinter ihm auf dem Fensterbrett lagen, und begann damit, das Rätsel auszufüllen, bei dem er angelangt war. Als Zoro mit Geschirr zu klappern begann, sah der Blondschopf kurz auf, Stift in der rechten Hand, seine Zigarette in der linken. Das Besteck legte Zoro auf den Tisch, bevor er sich wieder dem Herd zuwandte. „Essen ist fertig“, sagte er dabei. „Denke ich“, fügte er leise hinzu und füllte die Teller auf. Denkt er also, Sanji grinste. Die Anspannung war seinem Freund mehr als anzusehen, die Erschöpfung, die die Kocherei ihm beibrachte, ebenso. Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie mitsamt dem Stift, Aschenbecher und seiner mittlerweile aufgerauchten Zigarette hinter sich auf die Fensterbank. Zoro stellte ihm einen Teller vor die Nase, setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn erwartungsvoll an. „Guten Appetit“, brummte Sanji nur und nahm die Gabel in die Hand. Er hoffte, dass Zoro der kritische Blick, mit dem Sanji den Inhalt seines Tellers bedachte, nicht allzu sehr auffiel. Wusste er doch genau, dass Zoro ein Urteil haben wollte. Ob es nun gut für ihn ausfiel, war dabei ja erst einmal nebensächlich. Und er hatte ja eingewilligt, ohne zu murren, das zu essen, was Zoro ihm vorsetzte. Und er gedachte, sich an seinen Teil der Abmachung zu halten. Vorsichtig zog er mit der Gabel durch den Reis…den konnte er noch erkennen. Das Fleisch auch noch, wenn es auch hier und da ziemlich…knusprig schien. Diese schwarzen – ja, was genau war das eigentlich, bevor es sich in dieses…Etwas verwandelt hatte? Ob er nicht vorsichtshalber noch sein Testament schreiben sollte, bevor er eine Gabel voll – was auch immer – davon aß? Er spürte Zoros Blick auf sich ruhen, also nahm er etwas Reis auf die Gabel und schob sie sich, ohne einen Gesichtsmuskel zu verziehen, in den Mund. Kaute bedächtig…hmm, etwas salzig, aber sonst ging es…eigentlich. Mal schauen, wie es um den Rest bestellt war, auch wenn er eines mit Sicherheit wusste: Noch ein Experiment in dieser Art würde er sicherlich nicht zulassen. Das Fleisch war zumindest perfekt gewürfelt. Kein Wunder, hatte Zoro ja auch so aus der Packung genommen. Er schnitt einen ziemlich dunklen Fleischwürfel entzwei, das rosa des Fleisches leuchtete ihn noch an. Toll, außen schwarz und innen roh. Die nächste Lebensmittelvergiftung war dann wohl seine. Ob er seinen Freund bitten sollte, schon mal die Giftnotrufnummer zu wählen? Aber auch das Fleisch kaute er ohne jede Gesichtsregung, blickte dann von seinem Teller auf. „Willst du nichts essen?“ fragte er und starrte Zoro direkt in die Augen. Kurz sah er ihn blinzeln, bevor er hastig „Doch schon“, erwiderte. Gewürzt war das Fleisch jedenfalls nicht, das stand fest. Nun stellte sich ihm doch glatt die Frage, was schlimmer war. Der salzige Reis ging ja noch. Da das Fleisch nicht gewürzt war, vermutete Sanji, dass dies auch auf das, was wohl Gemüse sein sollte, zutraf. War ja alles in derselben Pfanne gelandet. Davon ab, dass Sanji keine Sauce auf dem Teller hatte, und wenn er was nicht leiden konnte, war es, wenn die Sauce fehlte. Aber na ja, heute war Zoro ja der Koch. Es widerstrebte ihm, eines dieser Gemüse auf die Gabel zu spießen. Er konnte nicht einmal sagen, was für ein Gemüse es gewesen sein sollte, wusste ja nicht, was genau Zoro da zum Opfer gefallen war, geschweige denn, was in der Tasche ursprünglich alles drin war. Es war labberig und sah aus, wie schon mal gegessen. Absolut ungenießbar. Und genau so schmeckte es auch. Nicht nur, dass er Zoro das nächste Mal verprügelte, bis zur Unkenntlichkeit, sobald der sich dem Herd auch nur näherte, nein, das Klo würde in der kommenden Stunde wohl auch seins sein. Innerlich seufzte Sanji tief auf. Warum hatte er sich auf diesen Blödsinn nur eingelassen? Kurz schielte er zu Zoro, der aber auch nur in seinem Teller herumstocherte. Hatte der keinen Hunger? Mochte er sein eigenes Essen nicht? So gespannt konnte er doch nicht auf ein Urteil von Sanji sein. Mit geschlossenen Augen aß Sanji seinen Teller leer, wünschte sich zeitgleich einen anderen Geschmack auf die Zunge, ein riesiges Glas Alkohol und Zoro ein Stück weiter weg, so dass er ihn problemlos durch die nächste Wand kicken konnte. Er legte sein Besteck auf den Teller, zog sich eine Zigarette aus der Schachtel, auch wenn er, solange jemand am Tisch noch aß, eigentlich nicht rauchte, und zündete sie sich an. Hauptsache, einen anderen Geschmack im Mund. „Tu dir selbst einen Gefallen, Marimo“, begann er dann. „Stell dich nie wieder an den Herd, es sei denn, du willst mich oder dich umbringen. Und bevor du jetzt vor Wut von deinem Stuhl aufspringst und mich massakrierst, frag dich, warum du selbst nichts isst“, beendete Sanji seinen Satz. „Wir gehen nachher einkaufen“, fügte er hinzu. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Zoro sich an sein Besteck klammerte und seinen Blick senkte. Hatte ihm sein kleiner Vortrag wohl doch einen Stich versetzt. Verkam sein Partner jetzt zur Mimose, weil Sanji die Wahrheit ausgesprochen hatte? Der war doch sonst nicht so empfindlich. Er selbst wusste doch am besten, dass er eine Küche nur zum Essen betreten sollte, das bewies doch wohl die in seiner eigenen Wohnung. Sanji zuckte gedanklich die Schultern, überprüfte seine Worte, ließ sie aber so stehen. Er hatte gesagt, was zu sagen war, und er stand auch dazu. Unehrlichkeit hätte Zoro mindestens genauso verletzt und einen Aufstand hatte er so oder so ausgelöst. Wunderte ihn nur, dass Zoro das einfach so hinnahm, ohne dagegen anzudiskutieren. Sonst protestierte er doch auch sofort, wenn ihm etwas nicht passte. Aber jetzt? Nur ein schlichtes „gut, ich werd dann mal abwaschen“, war zu hören. Er griff sich die Teller und stand auf, wandte sich der Spüle zu. Das Thema Abwasch würde wohl schnell erledigt sein, besaß die Küche doch einen Geschirrspüler. Auch wenn Sanji diese Gerätschaft verabscheute, Zoro würde sie benutzen, um sich Arbeit zu sparen. Sanji stopfte seine abgebrannte Zigarette in den Aschenbecher und überlegte. In seinen Innereien begann es zu rumoren. Schlechtes Zeichen. Ganz schlecht, wie Sanji feststellte. In Sekundenschnelle war er aufgesprungen und mit Höllentempo ins Badezimmer gerast. Fünfzehn Minuten später verließ er dieses wieder, zitternd und leichenblass. Zog sich seine Klamotten aus und verkroch sich ins Bett. Ihm war hundeelend. Soviel dann zur Theorie vom später einkaufen gehen. Da wurde wohl vorerst nichts draus. Zoro hörte er noch immer in der Küche werkeln, allein der Gedanke veranlasste seinen Magen dazu, sich erneut umdrehen zu wollen. Sanji kämpfte das mühsam nieder, atmete ein paar Mal tief durch und schloss die Augen. Vielleicht sollte er sich doch ausruhen, dann würde das wohl wieder besser werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)