PANZER! von abgemeldet (Eine Superheldensuite of fxxk yeah (in ständigem Wachstum)) ================================================================================ Kapitel 1: INTRO ---------------- Black sang eines seiner famosen Gedichte. Urlaubsimpressionen Guck, mein Kind, Südseewind! Black schrieb dieses Gedicht, als er mit seinem dreijährigen Sohn, Hans, an der Copacabana Urlaub machte. Seine Schwiegermutter fand's echt gut. Sie war 38, eine von Harrys Miezen. Als sie in ihrer Wohnung verbrannte, fand sie's nicht mehr so gut. Sie hatten die fünfte Sinfonie von Schostakowitsch aufgelegt und die Flammen tänzelten sacht im lunaren Lichte. Bullshit, sagt Black. Doch es kommt alles noch viel x-iger. Denn seit kurzer Zeit ist der unauffällige Gothic-Zirkus zu Gast in NITRO CITY und die Yakuza wird schon ganz schön nervös. Black holt ein weiteres Gedicht hervor. Diesmal singt er es nicht, denn die Lage ist ernst. Er spricht es. NITRO CITYs Straßen und Wände, Haben viele Augen, aber keine Hände! Hier, wo ich mich immer verwirr' In einem Gasthaus wäscht eine Frau Geschirr! Und das einzige, was ihn jetzt noch retten konnte war, dass Kalifornien ins Meer kippte. Kapitel 2: Der Anfang - S.I.E. ------------------------------ DER ANFANG. Kalifornien ins gottverdammte Meer. Das Wetter hat's auf jeden schonmal angekündigt. Böen konnte man das nicht mehr nennen, das grenzte an Armageddon. Der Hafen wurde geradezu verschlungen mit abartigen Wellen, die jede Tonaufnahme in augenblickliches weißes Rauschen verwandelten, dass tausende Zuschauer dazu brachte, aufgebracht mit Aluminiumhütchen und Antennen vor den TV-Geräten zu sitzen und gebannt zu starren. Zentraler Gedanke - Was wollen s.i.e. einem mitteilen? James Jamesson konnte sich das Selbe fragen. Der Job als Nachrichtensprecher ist vermutlich die Definition von undankbar. Mit einer Zeitung versuchen, den Regen abzuhalten, und dabei die Sponsoren ausquetschen, wo's nur geht, indem man ja die richtige im Vorüberfliegen fängt und bei der Seite mit der großen CHAPPIGREE (tm)-Werbung aufschlägt (ja in die Kamera!). Das war der Way of Life eines aufstrebenden Livereporters! Live von der Küste der apokalyptischsten Zerstörung seit mindestens einem Monat. Während Lou der Kameramann (tm) versuchte, das Bild irgendwie zu fixieren, anstatt einfach in die unendlichen Fluten zu seiner Rechten zu Springen und somit dem Mindestlohndasein ein Ende zu setzen, war James voll auf seine Arbeit konzentriert. Möglichst gequält in die Kamera schauen, nicht starren, alles echt spektakulär machen, und dabei erzählen, was das Wetter so mit der Landschaft anstellt. Wie in den ganzen Actionfilmen. Er hätte auf Mama hören und zum Film gehen sollen. "Haben wir den Take endlich drin?" "Was?" "HABEN WIR DEN TAKE ENDLICH DRIN?" "..WAS?" "Vergiss' es." "VERGISS WAS?" Ein Tag für die Hunde. Und in einer knappen Stunde hätte er ein Blinddate im Bollocks gehabt. Im Bollocks, dem angesagtestem Café der Stadt. Und er hätte nicht mal zahlen müssen. Jameson war ein leidender Mittdreißiger. Der Wind hatte eine Lautstärke aufgefahren, die ihn an seine Nachbarn erinnerte - Penetrant und unverständlich. Und direkt am Hafen ist's bei Sturm doch immer am Schönsten. Man spürt das Meer regelrecht an seinem Hosenbund. Ein Glück zur Freude! Seine Füße missachtend anstarrend schüttelte er sich einen gefährlich dreinblickenden, aber lächerlich verkümmerten Fisch von den Armani-Schuhen. Waren das überhaupt- man hatte sie ihm also solche verkauft. Und wer belügt schon wen, der im Fernsehen war? Atmen fiel zunehmend schwer. Beinahe so schwer, wie die der Versuch, aus Lou's Rufen wirkliche Worte zu filtern. Sie waren wie eine Kerze im Schneesturm, verloren, fern und nutzlos. Mit zusammengezogenen Augenbrauen, als würde er dadurch seine Hörkraft verstärken, starrte er mit hochgezogenen Schultern zu ihm. Lou, oh, Lou. Niemand versteht dich, und der Sturm macht's nicht besser. Dessen Gestik war allerdings alarmierend. Der Schock in seinen Augen und das Wiederholte deuten auf das explodierende Meer hin machten seine nutzlosen Worte zu verzweifelten Schreien. Und Jamesons Aussicht auf das Meer war eine, die eine Kamera verlangte. "LOU, NEHM DAS' AUF! NEHM' DEN SCHEIß AUF! FILM UM DEIN LEBEN!" Lou reagierte. Jameson trat zurück. SIE waren angekommen. Und Kalifornien war dem Meer nun näher als je zuvor. Black stand entspannt in der Menge, nun ja, so entspannt, wie es eben ging, während sich ein ungemütlich realitätsnah wirkendes UFO aus den Fluten des Meeres erhob, und beobachtete das Spektakel. Verdammt, dachte er bei sich, jetzt ist’s soweit. Jetzt ist die Kacke am Dampfen. Er wandte seinen Blick nach rechts. Neben ihm stand ein sichtlich geschockt wirkender Mann mit einer Kamera, wahrscheinlich vom Lokalfernsehen, der sich aller Verwunderung redlich Mühe gab, draufzuhalten. Was nicht ganz einfach war, denn die Windstärke nahm nach oben offen konstant zu und hatte bereits Ausmaße erreicht, die viele der Schaulustigen zwang, in den Seitenstraßen einige hundert Meter vom Ort des Geschehens entfernt Schutz zu suchen. Zunächst leise, dann aber stetig lauter werdend, vernahm er einen aufdringlichen Ton. Dödööödödö-dödöööödödö-dödöö— „Ja, wer ist da?“ „Es ist soweit, Black. Du musst dich entscheiden.“ Die Stimme wurde vom Rauschen des Sturms verzerrt. „Ich mach’ da nicht mit, wie oft soll ich das noch sagen? Diesmal könnt ihr das alleine ausbaden. Ohne mich.“ „Black, wir—“ „Wie oft noch? Nein, verdammt! Und hör’ auf mich, ständig anzurufen!“ Er klappte sein Handy zu und verstaute es wieder in seiner Hosentasche. Blöde Schlampe. Hatte nichts Besseres zu tun, als ihn zu den miesesten Zeitpunkten in seinem Leben zu belästigen. „Hilf uns!“ hier, „Komm mit!“ da. Es ging ihm langsam aber sicher auf die Nerven. Doch ein Gutes hatte es— sie hatte ihm gerade die Idee für ein fantastisches Gedicht geliefert. Aus seiner Jackentasche holte er, dem Wind den Rücken zugewandt, damit es ihm bloß nicht aus der Hand flatterte, ein vergilbtes kleines Buch, in dem er seine Ideen einzutragen pflege. Mit der anderen Hand suchte er nach dem Füllfederhalter seiner Schwiegermutter, den er stets zur Notation spontaner Poesie bei sich trug. Nass wie ein Regenwurm, Telefonier’ ich im UFO-Sturm. Klasse Einfall, dachte er. Du hast es immer noch drauf. Siegesgewiss klappte er das Büchlein zu steckte es wieder ein. Ein schlechter Tag für die Anwohner, das musste er zugeben. Doch SIE waren noch nie besonders zimperlich gewesen. Im Gegenteil. Als Black sich wieder umdrehte und sah, dass sich das fliegende Objekt, deren Herkunft zumindest allen anderen Anwesenden vermutlich unbekannt war, nun voll und ganz aus den finst’ren Tiefen erhoben hatte, verzog sich sein Gesicht zu einem schandenfrohen Grinsen. Dödööödödö-dödöööödödö-dödöö— „WAS.“ „Bist du dir wirklich ganz sicher?“ „Ja. Ich könnte mir nicht sicherer sein.“ „Echt?“ „Was willst du eigentlich erreichen? Glaubst du ernsthaft, dieses Himmelfahrtskommando tue ich mir an? Ohne mich, Schätzchen, das kannste wissen.“ „Aber denk doch an früher, als wir zusa—“ Er steckte das Handy wieder in seine Hosentasche. Gott, was ging sie ihm heute auf die Nerven. Die Wellen legten sich um den Rumpf des pompösen, silbernen Raumschiffes wie um einen Kriegsskreuzer, das in den feindlichen Hafen einfuhr. An seiner flachen Oberfläche perlte das Wasser wie von Wachs und umschloss seine tausenden blauen Augen mit dem Empos eines Gewitters. Wie ein Akzent betonte der Wind, den Reporter und den Kameramann beinahe umwerfend, die zerstörerische Pracht dieses Bauwerks fernster Galaxien, in ihren offenen Mündern die Erinnerungen an alle Nationen spiegelnd, die durch seine Macht gefallen waren. Es war ein stolzes Schlachtschiff der centaurischen Flotte, für Könige gebaut. Könige über die schöne neue Welt, die von seiner Brut zerstört und kolonisiert werden sollte. Dödödööö- "Was willst du jetzt schon wieder, Sophie, ich dachte, es wäre klar-" "Black." "Burst." "Stress mit der Alten?" "Nicht mehr. Was willst du?" "Hast du einen Fernseher in der Nähe?" "Warum, laufen Wiederholungen von 'Heimwerken mit Captain Cardboard'?" "Ah, du bist schon am Hafen. Gut. Das ist definitiv eine Situation, nehme ich mal stark an. Ich ruf' gerade alle an, die keine E-mail-accounts haben oder immer vergessen, die Rundmails-" Beep. Aufgelegt. Der Kerl hatte einfach aufgelegt. Mit einem Seufzen klappte Burst sein Handy zu. Eine Sekunde zum Nachdenken. Alter, nein. Kaum nachgedacht, schon hatte er das Ding in die nächste Ecke geschleudert. Das war das vierte diesen Monat. Merke- Rufe niemals Black an. Das endet in Tränen. Tränen und einer hohen Rechnung bei Radioshack. Gott. Als hätte er nicht genug Schulden. Ziemlich mitgenommen von dieser jüngsten gravierenden Entwicklung der Ereignisse bequemte er seine Füße von seinem Schreibtisch und seine Augen zum Monitor. Das waren die beunruhigendsten Liveaufnahmen, die er jemals gesehen hatte. Hätte er sich auch denken können. Kaum zieht man von Primetown nach NITRO CITY, kaum lässt man ein persönliches Museum und einen Haufen kreischender Fangirls, die vor ihrem Bett einen Altar für einen gebaut hatten, hinter sich, um sich der echten Action zu stellen, schon wird man in 'was reingezogen, 'was WIRKLICH gefährlich aussieht. Nicht das gefährlich, das er von zu Hause kannte- Wo er ein gefeierter Held war, weil er ein brennendes Einfamilienhaus gelöscht hatte. Wo alle mit ihm in die Kiste wollten, weil er ein gefeierter Held war. Wo sich schnell rumsprach, was für Vorteile ein verformbarer Körper in der Kiste mit sich brachte. Hier war er ein Niemand. Ein Niemand der etwa so viele abbekam wie der Matheclub einer Highschool. Alles vor ihm begann zwielichtig zu schimmern und ein Dröhnen, ein endloses Dröhnen, setzte in seinem Kopf ein. Ein Dröhnen, dass einen Giganten in die Knie zwingen konnte. Oder die Marketingabteilung von Chappigree (tm). Reflexartig griff er neben den überfüllten Aschenbecher, um sich eine handvoll Tabletten zu nehmen. Immer runter mit dem Zeug. Nachspülen mit- Ah verdammt. Ein Blick auf den Boden erzählte Geschichten von leeren Flaschen, alter Milch und- Er nahm entdeckungsfreudig eine vielversprechend aussehende aus dem Flaschenmeer nach oben - Orangensaft, der so alt war, dass sich der Saft von der Orange abzusetzen begann. Großartigster Tag, den er jemals hatte. Würde sein Ego es nicht verbieten, würde er sich ins Bett legen und Blacks Vorschlag folgen- Mal gucken, ob Wiederholungen von "Heimwerken mit Captain Cardboard" laufen. Gott, er liebte diese Show. "LOU! HAST DU DAS DRAUF?" Das Sprungbrett in Jamesons Karriere breitete sich vor ihm aus wie ein Fleck im Teppich des Bollocks. Sein Gesicht konnte sich nicht entscheiden, ob es seine Ehrfurcht, seinen Ehrgeiz oder einfach seine eher ehrlose Furcht darstellen sollte. Lou war sich da wiederum sehr sicher- Er machte sich fast in die Hose. Und verstand jedes verdammte Wort von Jameson. Wäre das Wasser gerade nicht noch gefährlicher, er würde ins verdammte Meer springen und nach Kaphorn schwimmen. So weit ihn seine Arme tragen könnten. Und wenn er so gottverdammten Schiss hatte wäre das verdammt weit. Nicht so weit hingegen war Sophie davon entfernt, stinksauer zu sein auf Black, ihren Ex, dieses verdammte Kameradenschwein. Sie lief in ihrem Apartment auf und ab, überlegte nervös, was als nächstes zu tun sei. Zwar hatte Burst ihr versprochen, sich mit ihm kurzzuschließen, aber sie bezweifelte die Erfolgschancen. Er war ein Sturkopf und würde es wohl auch immer bleiben. Ein Blick aus dem Fenster, welches ihr direkten Blick aufs Meer gewährte (an und für sich ein grandioses Panorama), erzählte ihr mehr als genug. That’s some serious saucer, dude. Warum ausgerechnet heute? An jedem anderen Tag wäre es ihr egal gewesen, aber nicht heute. Allein das war für sie schon Grund genug, dem sich langsam andeutenden Wahnsinn ein Ende zu setzen. „Ey, Al!“ Sie brüllte durch die Wohnung. „Was’n.“ Ein junger Mann betrat den Raum, der gar nicht so recht zum angenehmen Loft-Ambiente passen wollte. Er war gekleidet in schnoddrige Klamotten, die dringend eine Wäsche nötig hatten, trug eine Sonnenbrille der Coolness wegen und aus dem gleichen Grund eine Kappe mit der Aufschrift „Fuck you“. Wie Sophie an ihn herangekommen war, wusste sie mittlerweile selbst nicht mehr so ganz genau, aber es hatte irgendetwas mit Nekrophilie und den letzten Sekunden des Lebens zu tun. Sie beäugte ihn kritisch. „Hast du etwa bis eben geschlafen?“ „Joa“, entgegnete er ihr. „Und bin immer noch müde. Also mach mir bloß nicht so viel Stress, ja?“ Er kratzte sich am schlecht rasierten Kinn. „Ich mache keinen Stress. SIE machen welchen.“ Als Augen weiteten sich, als er an Sophie vorbei aus dem Fenster sah. „Nee, oder?“ „Doch. Ich befürchte schon. Burst und ich sind gerade dabei, alle zu informieren. Aber bisher sieht’s mager aus.“ Schlechter konnte ein Morgen nicht beginnen. Al beobachtete das Szenario, das sich dort vor seinen Augen abspielte, noch eine Weile, bis er wieder Herr über die Situation war: „Naja, ich meine, was haben wir erwartet. Wäre ja sonst zu glatt gegangen.“ „Stimmt“, antwortete Sophie ihm und seufzte. „Ich habe ja sowieso schon allen gemailt, dass sie gefälligst ihre faulen Drecksärsche hochkriegen sollen, aber NEIN, keiner nimmt es ernst, keinen interessiert es. Wozu mach’ ich mir die Mühe überhaupt? Ohne mich würden die doch nicht mal ihre Klamotten finden!“ „Jo“, bestätigte Al ihr Wehklagen. „Is’ schon hart, das Brain zu sein. Wär’ nix für mich.“ Black stand noch immer an derselben Stelle und beobachtete das UFO. „Entschuldigung?“ Jemand tippte ihm auf die Schulter. Er drehte sich um, konnte gerade noch „Ja, was is—“ sagen und bekam im gleichen Moment einen gezielten Faustschlag auf die Nase. Dödöööödödödödööööödödö— „Sophie Vasquez am Apparat. Mit wem spreche ich? „Ich bin’s. Albert.“ „Ah, du bist’s. Wenigstens einer, dem ich nicht hinterhertelefonieren muss.“ „Nichts zu danken, Fräulein. Machen wir’s wie immer? Gefahr erkannt, Gefahr gebannt, du weißt schon. Der übliche Kokolores.“ „Sorry“, entgegnete sie ihm, „aber diesmal wird’s wohl eine ganze Nummer härter als beim letzten Mal. Alphonse und Burst hab’ ich an Bord, aber Black weigert sich standhaft. Und vom Rest kam bisher nichts zurück.“ „Gut. Ich werde meinerseits tun, was ich kann, um alle zu erreichen. Und sag meinem Nichts von einem Bruder, er möge sich bitte ordentlich anziehen, wenn ich eintreffe. In einer Stunde bei dir!“ Al zog die Augenbrauen hoch. „Wer war das?“ „Liebe Grüße von deinem Bruder soll ich dir ausrichten. Er ist in einer Stunde hier.“ Al schaute sie fragend an: „In EINER Stunde? Wenn wir nicht innerhalb der nächsten Minuten irgendwas unternehmen, ist das Ding auf und davon.“ Sophie seufzte wiederholt. „Wir sind nicht annäherend komplett. Was sollen wir denn machen? Außerdem wär’s verdammt nochmal unklug, ständig ohne Schlachtplan in irgendein Desaster zu laufen. Das mag vielleicht dein Leben sein, aber meins ist es nicht.“ Al schluckte. „Sorry. War nicht böse gemeint.“ Er drehte sich um und ging zurück in Richtung Schlafzimmer. „Ich geh mich umziehen.“ Umziehen hieß hier etwa so viel wie "Den Rucksack suchen, in dem das andere Hemd liegt". Albert würde sich wieder beschweren, bäh bäh warum hast du nicht deine Arbeitskleidung an, bäh, wie soll man sich so an uns erinnern, bäh, du läufst rum wie ein Obdachloser, Bruder, was würde Mutter denken. Er konnte Al mal. Im Gegensatz zu ihnen hatte er kein Kostüm nötig. Nicht direkt. Das ergab sich schon von selber. Aber Albert würde trotzdem rumheulen. Wie immer. Die Beziehung zwischen Sophie und Al war ein wenig, wie soll man sagen.. angespannt. Aber sie waren gerade in ihrem Honeymoon wenn man das alles mit Albert verglich. Albert der alte Spießer. Albert, Mamas Liebling. Schon bei dem Gedanken daran kam Al die Kotze. Wortwörtlich. Das Brennen in seinem Hals hatte ihm gerade noch gefehlt. Bester Tag seines Lebens. Während sich das wandelnde Vorbild im Schlafzimmer um Hemden und Erbrochenes Gedanken machte, war Sophie in einer etwas angespannten Situation. Sie hatte inzwischen sicher zwanzig mal versucht, Burst zu erreichen, aber er schien wie verschollen. Entweder, er wollte sich beweisen und sich IHNEN alleine stellen, oder er hatte spontanen Damenbesuch erhalten. Das, oder das neue Handy hat den Anruf bei Black, wie immer, nicht überlebt. Als hätte Burst nicht genug Schulden bei ihr. Sie stand der ganzen Sache wörtlich unsicher gegenüber. In diesem Fall dem Fenster, das Panorama an Sturm und weißem Metall, dessen Ausmaß man über alle Dächer hinweg erkennen konnte, gefiltert wiedergab. Sie war drinnen, konnte, wie alle anderen Bürger, einen falschen Eindruck von Sicherheit und Geborgenheit haben - Das Grauen war dort, fern, draußen. Aber in Sophies Welt gab es keine Ruhe und Geborgenheit. Sie hätte da raus zu gehen, mit einem Haufen inkompetenter Idioten, und die Stadt, vermutlich die Welt, vor dem Schlimmsten bewahren. Inzwischen wusste sie gar nicht mehr so sicher, was das war, das Schlimmste- Aber etwas in ihr, ein Kloß in ihrem Hals, ein merkwürdiges Kribbeln, verriet ihr, dass dies erst ein Auftakt werden würde. Der erste von tausenden Katastrophenberichten, bei denen der Fernseher keinen Ton wiedergeben würde bis auf starres, weißes Rauschen. Und dieses Rauschen machte Burst langsam wahnsinnig. Sich über ein Schlachtfeld an Singledasein beugend zog er den Stecker der Boxen. Stecker ziehen war gerade wirklich viel einfacher als diese verdammte Fernbediehung zu reparieren, die er gerade in einer Tasse altem Kaffe gefunden hatte. Er würde bald los müssen, zu den anderen, oder direkt zum Hafen. Und was würden sie da überhaupt machen? Er hatte keine Ahnung. Vermutlich würden sie abwarten, ob es irgendeinen Hinweis gibt, SIE irgendein Signal setzen, versuchen, in das Raumschiff einzudringen, bevor unerwünschte Verstärkung eintrifft.. Irgendwas klassisches. Irgendwas effektives. Während er gedankenverloren seine grellgelben Stiefel über den orangenen Bodysuit ziehen wollte fiel er beinahe von seinem verdammten Schreibtischstuhl. Balance und Konzentration sind Brüder, und Burst stand noch nie gut mit den beiden. Der Himmel verzog sich zu einer Grimasse. Das Grau der Wolken war tiefer als Blacks Laune. Er öffnete seine Augen in einem kleinen Raum, schlicht eingerichtet, geschmacklos. Nicht sein Fall. Schlechter Inneneinrichter. Ein Irgendjemand hatte ihn anscheinend an einen Stuhl gefesselt. Er war unachtsam. Er, Black, war unachtsam gewesen. Hätte er seine Hände bewegen können, er hätte sich selber eine Ohrfeige gegeben. Eine gehörige. Und dann Sophie die Schuld gegeben, weil sie ihn von seinem Auftrag abgelenkt hat. Sophie und ihrer kleinen Familie an Superidioten. Gott. Damals, als er sie kennenlernte, waren sie nur zwei. Nur zwei, zwei alleine. Und das hätte auch verdammt noch mal so bleiben sollen. Sein Blick war verschwommen, als hätte man ihm Augentropfen gegeben. Der Raum kam näher, entfernte sich, fokussierte- Bis er direkt vor seiner Nase ein Gesicht erkennen konnte. "GOTT." Und seinen Kopf wegdrehte. Dieser grinsende Idiot war so nah vor ihm, das zählte definitiv als Einbruch in die Privatssphäre. Niemand kam Black nahe, wenn Black das nicht wollte. „Tut mir leid, Mann, der is' erst später erreichbar. Wir haben zu.“ „Aber ich muss ihn sprechen! Dringend!“ „Keine Chance, Kollege. Ab acht Uhr. Bis dann.“ Und da hatte er aufgelegt. Albert knirschte mit den Zähnen. Verdammter Kerl, als ob es ihn seinen Hals kosten würde, den Hörer eben weiterzugeben. Nach dem Telefonat mit Sophie hatte er die alte Liste wieder rausgekramt, auf der alle verzeichnet waren. Einige erreichte er unter ihren alten Rufnummern nicht mehr. Unorganisiertes Pack, schoss es ihm durch den Kopf, wenn nur einer von ihnen halb so intelligent wäre wie Sophie und ich, ging das alles viel schneller!“ Er setzte ein Häkchen neben Gages Namen. Der erste von seiner Liste, der anscheinend noch immer dort zu finden war, wo er sich auch schon vor Jahren herumtrieb. Was ihn kaum verwunderte und zugleich mit wenig Freude erfüllte, denn Gage war damals wie heute Stripper in einer Bar im Süden der Stadt, deren hauptsächliches Klientel eine sexuelle Orientierung vertrat, die Albert mit Ekel und Abscheu erfüllte. Genau der richtige Ort für jemanden wie Gage, dem gegenüber er hinsichtlich eines Wiedersehens alles andere als Vorfreude pflegte. Dödödödödödödööö— „Ja?“ „Albert, ich bin’s. Überaus erquickend, deine Stimme mal wieder zu hören.“ „Wer spricht da?“ „Hier spricht Jake, du Trottel.“ „Oh, du bist’s! Ich wusste ni—“ „Dachte ich mir schon. Ich rufe nur kurz an, um dir mitzuteilen, dass ich Katie gefunden habe. Zumindest... teilweise.“ „Ah! Sehr gut, das zu hö—“ „Schnauze! Ich bin noch nicht fertig. Folgendes, mein Bester. DU schiebst jetzt deinen Smokingarsch rüber zu der Perle und ICH werde weiterhin versuchen, die anderen irgendwie zu kontaktieren. Wir sehen uns.“ Klick. Sichtlich überrascht steckte Albert sein Handy wieder ein. Jake. Verdammt nochmal, Jake. Wie lange hatte er diese Stimme nicht mehr gehört. Und er war auf der Suche nach Katie, der alte Fuchs. Wenn er das vorhatte, womit Albert rechnete, dann war das ein verdammt guter Plan. Und ein verdammt gefährlicher. „Jake... versau das nicht.“ „Bist du denn WAHNSINNIG! Mir hier so einen Herzschlag zu versetzen!“ „Verzeihung, Black, ich wollte dich nicht erschrecken.“ Rob schaute sein gefeseltes Gegenüber fragend an. „Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm? Deine Haut hat einen ziemlich ungesunden Teint und ich wollte mir den mal näher ansehen...“ „Verdammt, Rob.“ Black wollte sich den Kopf halten, der ihm brummte, aber ihm waren noch immer die Hände gebunden. „Bind’ mich los, ich muss mich mal kratzen.“ „Kein Problem“, antwortete Rob ihm, „das kann ich eben übernehmen, wo juckt’s denn? Black schnaubte. „Losbinden. Jetzt.“ „Jaja, ist ja okay.“ Rob sprang von dem Tisch herunter, auf dem er saß und befreite Black von seinen Fesseln. „Besser so?“ „Darauf kannste wetten.“ Black schaute missmutig auf die Striemen an seinen Armen, die einigermaßen schmerzten. Wenn Rob eines nicht konnte, dann fesseln. „Du, ich weiß zwar, dass soziales Miteinander nicht so ganz dein Ding ist, aber war es gleich nötig, mich K.O. zu schlagen?“ Rob setzte sich wieder auf den Tisch und schaute zu Boden, wie ein kleiner Junge, den man beim Klingelstreich erwischt hatte. „Nein, eigentlich nicht... aber da war ein verdächtiger Typ.“ „Ein... verdächtiger Typ? Inwiefern verdächtig?“ „Ich weiß es nicht!“ Rob schlug die Hände auf die Knie. „Ich hatte den Eindruck, dass er mich beobachtet. Oder verfolgt Und ich dachte, wenn es so aussieht, als würde ich dich entführen, würde er nicht denken, dass wir zusammenarbeiten.“ Black fehlten für einen Moment die Worte. „...ist das dein Ernst?“ Der junge Mann vor ihm antwortete nicht, aber ihm war klar, dass es sein vollster Ernst war. „Rob, du bist ein Genie, wenn es um deine Chemikalien geht, aber ansonsten hast du wirklich von gar nichts Ahnung. Da würde ich als dein Verfolger doch erst recht Verdacht schöpfen!“ „Glaubst du wirklich?“ „Natürlich glaube ich das.“ Den beiden schnürte sich die Kehle zu. Keiner von ihnen hatte gesprochen. War noch jemand im Raum? Sie schauten sich um, doch es war niemand zu sehen. Ein Gefühl von Angst machte sich breit. Albert strich das Jackett seines Anzugs glatt und richtete die Krawatte. Bei einem Wiedersehen mit Sophie, selbst unter solch wenig erfreulichen Umständen, musste alles an ihm perfekt sein. Er nahm seine Schlüssel und schlug die Eingangstür der geschmackvoll eingerichteten Wohnung im dreißigsten Stock hinter sich zu. "Al?" Keine Antwort. "Al! Wie lange kann man brauchen, um sich umzuziehen! Das geht bei Seizure noch schneller." Abwarten. Keine Antwort. "Bei SEIZURE. Und du weißt, wie lange die braucht!" Immernoch keine Antwort. Hatte er einen Joint in seinem Rucksack gefunden oder sich aus Versehen mit einer Socke erwürgt? Sophies nerven waren auf einem Spinnrad, wurden erheblich dünner, aber nicht unbedingt strapazierfähiger. "AL!" Langsam machte sie sich beinahe Sorgen. Wobei Sorgen hier auch nicht der richtige Ausdruck waren. Niemand war so lebensunfähig, in ihrem Schlafzimmer ums Leben zu kommen. Wobei, man sprach hier von Al. .. Schneller, als man "Der junge Al ist im Kinderparadies verloren gegangen und sucht nach seiner Mama" ausrufen lassen konnte hatte sie die Schlafzimmertür aufgerissen und starrte mit einem Puls von 360 in seinen letzten Aufenthaltsort hinein. Leer. Das Fenster stand offen, mit cinematisch wehenden Vorhängen, geschaukelt vom unendlichen Sturm außerhalb. Die Lärm der Straße dringt ins Haus. Mund und Augen gleichermaßen offenstehend konnte sie sich nicht aus der Tür rühren. Kaum hatte sie ihn aufgegriffen, schon war er wieder abgehauen. Der verdammte Vollidiot. Der gottverdammte Vollidiot. Irgendwie war ihr klar, dass man ihn kaum bis gar nicht für die ganze Sache mit dem "guten Kampf" begeistern konnte. Irgendwie war es klar wie ihre frischgeputzten Fensterscheiben. Aber irgendwie hatte sie gelernt, sich auf ihn verlassen zu können. Sie hatte Erwartungen gestellt. Verdammt. Wenn man einmal etwas Gutes über jemanden hört, muss das noch lange nicht omnipotent sein. Sie sollte ihn suchen gehen. Albert würde die beiden schon finden. Dürfte nicht so schwer sein. Und er war schließlich nicht so blöd, wie er aufdringlich war. Zumindest betete sie dafür. "Black-" "Ja." "Hast du auch-" "Ich hab' dir schon geantwortet, hör' auf, zu fragen." "Ich wollt nur-" "Halt's Maul. Sei still." Jeder Atemzug wurde in der neuen, unendlichen Stille des Raumes ein in der Tiefe wiederhallendes Echo. Er konnte von allen Seiten kommen, von jedem. Black, Rob und der Stimme. Regungslos suchten beide, den Eindringling zu finden. Regungslos suchte Rob, seinen Herzschlag durch positive Gedanken an Ponies und Regenbögen zu verlangsamen. Regungslos suchte Black seinen Notizblock, um die drohende Inspiration dieser Situation festzuhalten. Vielleicht wäre dies sein Abschlusswerk, sein letzter lyrischer Epos. Black bemerkte unter sich ein leichtes Beben. Der ganze Raum wurde mitgerissen in leichten, schwingenden Wellen, die alles erzitterten und ein Kribbeln durch die beiden jagten. Ein Blick auf seine Hand verriet ihm, dass eine Spannung herrschte, denn seine Härchen stellten sich auf wie Nadeln, vibrierend, und sein Herzschlag begann schneller zu werden. Wenn sogar Black's Herz angeregt war, dann müsste Rob dem Tode nahe sein. "Ist das irgendein beschissenes Spiel? Wer bist du?" Black hatte nicht viele Optionen, aber er hatte in den Jahren eines gelernt- Selbst im Angesicht von Tod und Außerirdischen bewahrt man seine Coolheit. Man darf sie nie an sich rankommen lassen. Auch, wenn er fühlte, wie sich seine hellblonden Nackenhärchen einzeln aufstellten, er musste die Fassung bewahren. Bevor Rob sich in die Hose macht. Jemand musste die Überhand haben, und dieser jemand war niemals der Eindringling. Nicht in Black's Buch. "Es war schwer, dich zu finden." Mit einem lässigen Grinsen auf den Lippen erwiderte Black "Ich bin gut darin, nicht gefunden zu werden," sich der Widersprüchlichkeit bewusst. Sie war geplant. Und Rob beeindruckt. Auch wenn ihm der Schweiß von der Stirn lief und er sich zusammenreißen musste, um seine Blase unter diesem Stress unter Kontrolle zu halten. Er war dafür nicht gemacht. Er wollte einfach wieder zur Uni. Weg von diesem ganzen Scheiß. Die Ponies und Regenbögen wurden von schlechten Gedanken verdrängt. Schlecht, sehr, sehr schlecht. Aber was auch immer jetzt kommen würde, einer von den beiden war für alles bereit. "Rob." Alles, bis auf das. Sichtlich geschockt saß Black dar, seine Mimik sicherlich eine halbe Minute nicht in seiner Hand. Rob stahl IHM die Show? Nur verwunderter als Black war Rob selber. Er drehte sich in welche Richtung auch immer es nun wirklich war, aus der die Stimme kam, die Hände abwehrend über den Kopf heben. "Ich komme in Frieden. Ich war's nicht. Black war's." Ohne ihn auch nur anzusehen kannte er Black's Blick. Und der verhieß mindestens soviel Tod und Unheil wie diese verängstigende, tiefe, bebende Stimme. Eine Stimme, wie die des Gewitters selber. "Okay, Black auch nicht. Das war eine Lüge. Aber nicht, dass ich es NICHT war." "Rob." "Die Jury war auch davon überzeugt, dass ich absolut reingelegt wurde und-" "ROB. Ich werde dir etwas mitteilen, was du nicht im Herzen, sondern in deinem gesunden Menschenverstand tragen musst." Das humane Gewitter machte eine Pause, als würde es ausholen, um das Wichtigste zu sagen, was je ein Mensch hören dürfte. Als würde es den Sinn der gesamten Existenz erklären und hinzufügen, wie man sie auslöschen kann. Rob wurde still, wurde dehmütig. "Nehm' sie nicht. Egal, was du tust. Nehm' sie nicht. Stelle keine Fragen. Nehme sie einfach nicht." "GOTT, WER BIST DU? ZEIG' DEINE VERDAMMTE FRESSE!" Black war außer sich. Dieser ganze Scheiß wurde ihm langsam zu viel. Eine kryptische Stimme, die Rob davon abhalten soll, AIDS zu bekommen? Soviel zum letzten großen Epos. Rob und das AIDS. Die Stimme warnte den Loser vor Huren als käm' er auf die Idee, nach denen zu luren. Sein plötzlicher Emotionsausbruch brachte Rob dazu, promt zurückzuschrecken. Das ein so ernst aussehender Mann im smarten Anzug so schreien konnte war definitiv etwas, womit er heute nicht mehr fertig werden würde. Körperlose Stimmen waren ja schlimm genug, aber die SAH man wenigstens nicht. "Ich habe getan, was zu tun war. Ihr werdet mich wiedersehen." "Wohl eher wiederhören." Black murmelte extrem unzufrieden und in seinem Stolz verletzt in sich hinein. Verdammter Bastard an göttlicher Stimmgewalt. Wenn er den je sehen würde, wäre es das letzte Mal. Er blickte über seine Sonnenbrille zu Rob, der immernoch genauso verwirrt wie verängstigt war, aber anscheinend die Sprache wiedergefunden hatte. "Was für 'nen Auftrag hatte DER denn jetzt?" Auftrag: Finde deine stylische Schutzbrille. Und in Momenten wie diesem bereute Burst, nicht aufzuräumen. Berge an Papier, Rechnungen, Schokoriegelpapier, Flaschen, Zeitschriften, alten Videospielen (Eigentum der Videothek von NITRO CITY, ausgeliehen.. vor zwei Monaten) und Unterwäsche. Und darum hat Mama immer gesagt, dass man lieber gleich aufräumen soll, weil es sich sonst sammelt. Vielmehr bereute er aber, seine Sachen überhaupt auszuziehen. In dieser verdammten Stadt hatte man ohne Kostüm noch weniger Chancen als mit. Gott, er wollte kotzen, wenn er nur daran dachte, wie- "Hey Mann." Er hatte sich so erschrocken, dass er dachte, seine Augen würden aus seinem verdammten Schädel springen. Und, das konnte er gerade nicht wirklich beurteilen, vielleicht taten sie das sogar. "Al! Gottverdammt." Er hätte die Wohnungstür abschließen sollen. "Bin durch's Badezimmerfenster gekommen. Stört nich', ne?" Okay, die war's nicht. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. "Moment. Woher zum Geier weißt du, wo ich wohne?" Al zuckte mit den Schultern. Und noch ein Geheimnis in einer geheimnisumwobenen Liga. Genau das, worauf er gerade Lust hatte. "Hey, mann. Du hast braune Augen? Steht dir, echt ma." „Was hat du hier zu suchen, Al?“ „Weiß nicht. Und selbst?“ Bursts Stirn legte sich in tiefe Falten. „Spiel’ nicht den Vollidioten. Wir wollen uns bei Vasquez treffen.“ „Weiß ich doch. Da komm’ ich grad her.“ Er grinste. „Spiel nicht den Vollidioten, hab ich gesagt. Hörst du schwer?“ „Nein.“ Al hörte in der Tat sogar sehr, sehr gut. „Warum bist du dann hier?“ Sein unangemeldeter Besuch schlich um ihn herum, als hätte Burst ihn noch gar nicht bemerkt. „Die Sache ist die— ich will nicht, dass unser Versuch, ein gewisses extraterrestrisches Unheil abzuwenden, in die Hose geht. Gehen wir soweit koform?“ „Soweit tun wir das.“ „Und mir wäre es sehr unangenehm“, fuhr Al fort, „wenn es an jemandem aus unseren eigenen Reihen scheitert.“ Burst nickte. „Auch darin stimmen wir überein.“ „Womit wir beim Thema wären.“ Al drehte Burst den Rücken zu. „Ich bin hier, um dir mitzuteilen, dass du dir Mühe zu geben hast. Das hier ist nicht der Heldenolymp, das hier ist NITRO CITY. Hier wird dir nicht mal gedankt, wenn du was geleistet hast und da beginnt das Problem, das ich in dir sehe.“ „Was soll das heißen?“, fuhr er ihn an. „Glaubst du, ich bin nicht gut genug? Dass ich früher für Kleinkram in die Schlagzeilen kam, heißt gar nichts. Ich bin kein Maulheld!“ „Ach nein?” Burst schluckte. „Meinst du das wirklich... ernst?“ Al drehte sich um und ging schnellen Schrittes auf Burst zu, ganz nah an ihn heran, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Wenn du Sophie enttäuschst, leg ich dich um, du Freak.“ „Du solltest niemanden als Freak bezeichnen“, zischte Burst. „Dass sie dir vertraut, ist Zufall. Nichts als Zufall.“ Al grinste breit. „Nein. Kein Zufall. Du hast deine Rolle damals auch gut gespielt.“ Burst hatte endgültig genug. „Führ’ mich nicht an der Nase rum! Ich bin kein Freak. Ich bin nicht wie du, Al. Ich bin kein verlottertes Wrack, Mann!“ „Ehehehe.“ Al lachte höchst affektiert und machte ein paar Schritte zurück.. Er ging zum Wohnzimmerfenster und öffnete es. „Ich werde jetzt gehen.“ Burst atmete innerlich auf. „Zuletzt noch ein guter Rat“, er drehte sich noch einmal zu ihm, „behalte im Gedächtnis, dass dieses Gespräch nie stattgefunden hat.“ Eine Sekunde später stand Burst wieder allein im Zimmer. Und hatte ein Problem mehr. „Ich weiß nicht, was sein Auftrag war“, sagte Black geheimnisvoll. „Verdammt, warum weiß ich nicht, was sein Auftrag war?“ Er schaute die schmucklose Wand des Raumes hochkonzentriert an, als würde sie es ihm verraten, wenn er nur lange genug durchhielte. Rob war währenddessen in größtmögliche Verwirrung gestürzt und tippte Black auf die Schulter. „Black, vielleicht—“ „Still, Rob. Still. Ich denke.“ In seinem Kopf entstand gerade Blacks neuestes Meisterwerk. Einst war ich begehrt, mich wollt’ jeder seh’n, Heut’ spricht man Rob an und mich lässt man steh’n. Vielleicht ein paar Apostrophe zu viel, überlegte Black, aber sonst eigentlich ganz okay und sehr wahr. Er drehte sich zu Rob um. „Jetzt bin ich mit dem Denken fertig. Sprich deinen Satz zuende.“ Für den Bruchteil einer Sekunde wollte Rob Einspruch einlegen gegen die Art, wie sein Gegenüber mit ihm umsprang. Doch dann rief er sich ins Gedächtnis, dass es Black war, mit dem er sprach. Und Black war eben so. „Eigentlich wollte ich nur vorschlagen, dass wir vielleicht zu den anderen gehen, vielleicht wissen die ja, was das zu bedeu—“ Blacks stoisches Schweigen verriet ihm alles. Zu stolz für diese Welt, dachte Rob bei sich, aber immerhin nicht wie er ein ängstliches Etwas. „Rob, erinnerst du dich noch an den Namen, den ich damals von Coins bekam?“ Er überlegte kurz, dann fiel es ihm wieder ein. „Das war... Last Man Standing.“ „Exakt“, entgegnete Black ihm, „und diesen Ruf würde ich gern verteidigen, was schwierig werden dürfte, wenn ich mich noch einmal mit diesen Pfeifen einlasse.“ „Black, sei doch vernünftig!“ Rob wurde zunehmend ungehaltener. „Was kann ein Mann allein schon bewegen im Angesicht einer solchen Bedrohung?“ Black verzog die Mundwinkel zu einem Grinsen. „Eine ganze Menge, Mann. Eine ganze Menge.“ Währenddessen, in einem unauffälligen Büro im Westen von NITRO CITY. „Dö-dö-dö-dö-dödödödö-dö...“ „Rochelle Latterman am Apparat.“ „Jo, Seizure.“ Für eine Sekunde hielt sie den Atem an. „Was... Jake? Jake, bist du’s?“ “Natürlich bin ich es. Wer sonst. Wir haben wenig Zeit.“ Rochelle seufzte. „Jake, ich weiß, es ist nicht deine Art, aber könntest du dich bitte etwas klarer ausdrücken.“ Kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Hast du es nicht mitbekommen?“, fragte Jake schließlich. „Was mitbekommen? Ich ertrinke hier in Arbeit, Jake! Was zur Hölle soll ich mitbekommen haben?“ „Aus der Bucht in der Südstadt hat sich etwas erhoben, das man gemeinhin als UFO bezeichnet. Und ich denke, du weißt auch ganz genau, wen wir im Verdacht haben.“ Bitte nicht, dachte sie bei sich. Bitte nicht. „Einige von uns versuchen gerade, den Rest wieder einzusammeln. Wir treffen uns bei Sophie.“ Rochelle ließ mit der Antwort einige Sekunden auf sich warten. „Okay, ich bin gleich da“, sagte sie schließlich und legte den Hörer auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)