Generation X von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 9: Rogue ---------------- Sophia wachte am nächsten Morgen so erholt wie schon lange nicht mehr auf und streckte sich genüsslich, wobei sie Remy ungewollt den Arm ins Gesicht schlug. Remy knurrte, drehte sich zu ihr auf die Seite und öffnete leicht die Augen. „Oh, ’tschuldigung“, nuschelte Sophia gähnte kurz. „Schon gut. Ausgeschlafen?“ „Jepp! Und ich glaube heute wird ein guter Tag“, grinste Sophia ihn breit an. „Und wie so glaubst du das?“ „Ach, einfach nur so!“ Remy schlang seine Arme um Sophias Taille und zog sie zu sich heran. Dann schloss er wieder zufrieden die Augen und Sophia hätte schwören können, dass seine Lippen ein leichtes Lächeln umspielte. „Hey du Schlafmütze! Ich habe Hunger!“, entgegnete Sophia lachend. „Wofür gibt es denn den Zimmerservice?“ „Ich weiss nicht, wie das geht.“ Remy ließ sie nur widerwillig los und bestellte dann über das Zimmertelefon das Frühstück nach oben. Sophia stand auf und tänzelte zwischen zimmereigenem Luxusbad und begehbarem Kleiderschrank hin und her. Sehr zum Leidwesen von Remy, der offensichtlich noch ein paar Stunden mit ihr hätte im Bett verbringen können. „Sag mal, woher kennst du diese Rogue nun?“, diese Frage beschäftigte sie noch immer. „Ich sagte doch-“ „Nein, nein, das gilt nicht!“ Remy seufzte hörbar und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sophia strich ihr knielanges schwarzes Kleid glatt und setzte sich demonstrativ auf die Bettkante, als es an der Tür klopfte und der Zimmerservice kurz darauf das Frühstück servierte. Nachdem sie wieder alleine waren, sah Sophia Remy auffordernd an. Als sie keine Antwort bekam, aß sie frustriert ihr Brötchen und ließ Remy alleine zurück. Sophia schlenderte durch das Hotel, welches zugleich ein Casino beherbergte, und fragte sich wieso Remy ihr nichts über diese mysteriöse Rogue erzählen wollte. Mit ihrem gefälschten Ausweis betrat sie den Casinobereich und schaute den Spielern zu. Frustriert setzte sie sich schließlich an die Bar und dachte über vieles nach. „Hey!“ „Hm?“, plötzlich riss Sophia überrascht die Augen auf. „Was los? Hast du einen Geist gesehen?“ „Was ist mit deinen Haaren passiert?!“ „Ach die“, Roxane deutete auf ihre nun schulterlangen Haare. „Ich habe die künstlichen Haare entfernen lassen, dort drüben beim Friseur“, sie deutete auf den sündhaft teuren hoteleigenen Friseur. „Woher hast du soviel Geld?!“ „Hey! Das hier ist Las Vegas, Süße!“, rief Roxane lachend und zog den Mann, der grad ihnen vorbeiging, förmlich mit den Augen aus. „Roxy!!“ „Was denn? Gucken, aber nicht anfassen, das ist doch okay“, sie zwinkerte Sophia zu und klopfte ihr auf die Schulter. „Du hast recht, ich sollte etwas lockerer werden.“ „Du hast es begriffen!“ „Naja... Vielleicht?“, Sophia sah Roxane leicht zweifelnd an. „Schau mal dort! Die machen heute einen Karaoke-Abend! Oh Mann! Da müssen wir mitmachen!“, Roxane’s Euphorie war kaum zu beschreiben. „Karaoke? Ohne mich! Ich kann nicht singen! Das ist doch voll peinlich.“ „Ach komm schon. Bitte! Die Männer müssen doch nichts davon wissen.“ „Ich überleg’s mir, okay?“ „Was ist eigentlich los mit dir? Hattest du mit Gambit Stress?“ „Wow, tausend Punkte für die Kandidatin, Sie haben soeben 20 Millionen Dollar und diese wunderschöne Topfpflanze gewonnen!“, meinte Sophia zynisch. „Worum ging’s?“ „Rogue“, Sophia’s Blick verdüsterte sich. „Oh... Hat er es dir also immer noch nicht erklärt?“ „Nein.“ „Hmm... Willst du es wissen?“ „Eigentlich schon, es sei denn du denkst es wäre besser ich sollte es nicht wissen.“ „Nein, du hast ein Recht darauf. Wer weiss, wie oft sich eure Wege noch kreuzen werden? Da solltest du schon wissen, mit wem du es hier zu tun hast.“ „Na dann erzähl mal.“ „Also gut... Gambit und Rogue waren mal zusammen. Aber das hat irgendwie nicht funktioniert, wegen dieser Grabsch-Geschichte, die kann ja keinen anfassen, ohne dass es einen umhaut. Auf jeden Fall ist es dann nach einiger Zeit auseinander gegangen. Allerdings ist sie wohl immer noch hinter ihm her, obwohl Gambit damit abschließen wollte. Sie war lange Zeit fort, aber es scheint so, als wäre sie wieder zurück.“ „Uff, das ist aber harte Kost, die du mir da gerade aufgetischt hast“, Sophia musste erst einmal tief durchatmen. „Sophia, er liebt dich. Die hat gar keine Chance.“ „Das sagst du so leicht.“ „Sophia, du siehst klasse aus, hast einen tollen Charakter und außerdem würdest du sie doch locker aus dem Weg räumen!“ „Danke für die Motivation... Hey, vielleicht ist dieses Karaoke-Dings doch keine so schlechte Idee.“ Sophia war Gambit den ganzen Tag über aus dem Weg gegangen und als er sie am Abend fragte, was sie vorhatte, wich sie seiner Frage geschickt aus, indem sie sich im Bad einschloss und sich für später herausputzte. Jetzt wartete sie im Foyer auf Roxane, die wieder auf sich warten ließ. „’Tschuldigung! Ich konnte mich nicht für ein Outfit entscheiden.“ „Da bist du ja endlich!“, Sophia umarmte Roxane. Zeit für Veränderungen, das musste sich Roxane auch gedacht haben, als sie sich diesen neuen Stil zugelegt hatte. Sie trug eine schwarze Stoffhose, darüber eine weiße barockähnliche Bluse und einen langen schwarzen Mantel. Sophia wusste nicht, ob das ein Scherz oder Ernst sein sollte, allerdings schien Roxane vollkommen von ihrem neuen Stil überzeugt sein. Gemeinsam betraten sie das Casino des Mirage, wo sich schon viele Gäste tummelten. Sie setzten sich an einen Tisch in der Nähe der Bühne. Die ersten Mutigen versuchten sich in der Karaoke und Sophia und Roxane amüsierten sich prächtig. Sophia dachte nicht einmal mehr an Remys Beziehung zu Rogue. Ein paar Drinks später stupste Roxane Sophia an. „Lass uns auch mal!“, rief sie und stand auf. „Oh nein, ich muss noch einen Drink nehmen! Vorher läuft hier nichts!“, wimmelte Sophia Roxane ab und bestellte sich einen Long Island Icetea. „Okay, dann werde ich es eben alleine tun. Schau gut hin!“, grinste Roxane und Sophia war sich sicher, dass sie selbst auch nicht mehr so ganz nüchtern war. „Mach das, ich lasse dich keine Sekunde aus den Augen!“ Und dann war sie auch schon fort. Sophia blickte gespannt auf die Bühne und applaudierte wie eine Blöde, als Roxane die Bühne betrat. Gespannt lauschte sie den ersten Klängen der Musik und als Roxane mit recht tiefer Stimme begann zu singen, lief ihr ein leichter Schauer über den Rücken. Sie ist echt gut... „Break all the chains of imagination...”, sang Roxane zu düsteren elektronischen Beats. Eigentlich hatte Sophia mit einem aggressiven Lied gerechnet, aber dieses hier überraschte sie doch ziemlich. „Laughing skulls their sing our songs...” Als die letzten Töne verklungen waren applaudierte die Menge und ein paar Pfiffen sogar. Sophia, die es innerhalb der letzten fünf Minuten es geschafft hatte ihren Long Island Icetea auszutrinken, kratzte allen Mut, den sie aufbringen konnte, zusammen. Als Roxane strahlend und lachend ihren Sitzplatz erreichte funkelte Sophia sie herausfordernd an. „Ich will auch!“, meinte sie lachend und erhob sich nun ihrerseits. „Und gleich zusammen, okay?!“, fragte Roxane und bestellte nebenbei einen neuen Cocktail. „Klar!“, stimmte Sophia zu. Sophia grinste breit und betrat zielstrebig die Bühne. Nervös umfasste sie das Mikrophon und ließ den Blick über die besetzten Tische schweifen. Die ersten Klänge der Musik ertönten und sie lächelte schüchtern in die Menge. Sie hatte sich das Lied „The night all angels cry“ ausgesucht. Ja, sie war angetrunken und frustriert! „This is the night all angels cry and their tears set heaven alight”, sang sie mit leicht bebender Stimme. Wieder ließ sie den Blick schweifen und war von einem Moment auf dem nächsten wieder nüchtern, als sie sah wie Gambit sie neugierig der Szenerie näherte. Scheiße! Der sollte doch gar nicht hier sein! Am liebsten wäre Sophia von der Bühne gestürmt und in der nächst besten Ritze im Boden verschwunden. Doch sie zwang sich das Lied bis zum Schluss zu singen. „I’m the one who has to pay”, beendete sie das Lied und verließ noch während des Applaus’ schleunigst die Bühne. „Was los?“, fragte Roxane, als Sophia rot wie eine Tomate an den Tisch zurückkehrte und ganz tief in ihrem Stuhl versank. „Frag nicht!“ „Nee, jetz sag!“ „Remy ist hier“, nuschelte Sophia und schlug die Hände vor ihr Gesicht. „Nein, nicht ernsthaft!?“ „Doch!“ „Geh hin!“ „Spinnst du?!“ „Nö, aber vielleicht wäre es eine gute Chance eure kleine Differenz zu klären.“ „Roxy, die Beziehungsberaterin, oder wie?!“ „Weißt du eigentlich, wie peinlich mir das gerade ist?!“, rief Sophia und sprang wütend auf. „Hey Mädels!“ Sophia wirbelte herum und hätte ihren Kopf am liebsten hemmungslos gegen die nächste Wand geschlagen. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von puterrot zu weiß und umgekehrt. „R-Remy!“, stammelte sie. Ja, sie hatte gehofft er hätte sie nicht erkannt. „Ich bin dann mal weg“, mit diesen Worten verabschiedete sich Roxy und ließ Sophia mit Remy stehen. „Na danke auch“, fauchte Sophia und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was willst du hier?“, fragte sie dann Gambit. „Was soll ich hier großartig wollen? Das hier ist ein Casino Schnucki“, seine Augen blitzten angriffslustig auf. „Es gibt hier in Las Vegas bestimmt noch andere Casinos!“ „Gib’s zu! Dir ist die Aktion peinlich.“ „Natürlich! Denkst du etwa, ich hätte mich dazu überreden lassen, wenn ich gewusst hätte, dass du hier rumschleichst?“ „Du bist echt süß.“ „Was?“ „Dir braucht das nicht peinlich sein, so grauenhaft warst du gar nicht... Naja, gut, Sängerin solltest du jetzt vielleicht nicht werden...“ „Oh Gott!!“, stieß Sophia wütend hervor. Die Leute an den umliegenden Tischen schauten schon verwirrt zu ihnen herüber und Sophia war sich sicher, dass dieser Abend nicht peinlicher hätte enden können. Sie bahnte sich ihren Weg durch die Tische und trat auf die Straße. Gambit folgte ihr und hielt sie schließlich an der Schulter fest, um sie am Weglaufen zu hindern. „Immer noch sauer wegen heute Mittag?“, fragte er und schlang seine Arme um Sophias Taille. „Und ob ich das bin!“ „Dann lass uns mal in Ruhe darüber reden, bei einem Spaziergang... Wo wir schon einmal hier draußen sind.“ Gambit führte Sophia durch die Straßen und erzählte ihr die Geschichte von Rogue und ihm in allen Einzelheiten. Die beiden konnten gar nicht ahnen, dass man sie beobachtete... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)