Vom großen bösen Wolf von abgemeldet (Die Saga der drei kleinen Schäfchen) ================================================================================ Kapitel 1: Vom großen bösen Wolf und dem ersten kleinen Schaf.. --------------------------------------------------------------- Vom großen bösen Wolf und dem ersten kleinen Schaf.. Die Saga der drei kleinen Schäfchen Wie jeden Abend stand Melinda nun vor ihrem großen Spiegel und zupfte an ihrer Kleidung herum, bis alles perfekt saß. Die hohen Stiefel, welche ihre schlanken Beine betonten und der etwas zu kurze Rock waren nichts gegen ihr enges Trägertop. Ja, sie war eine Schönheit, welche heute Abend ohne jede Frage wieder alle Blicke auf sich ziehen würde. Wehmütig dachte Mel kurz an die Zeit zurück, als sie sich noch im Spiegel betrachten konnte. Eigentlich war er nun nutzlos, doch trennen konnte sie sich auch nicht von ihm. War er doch das letzte Überbleibsel aus ihrer Zeit als Mensch, vor über 60 Jahren. Sie alterte nicht mehr und würde für immer jung und anziehend bleiben. Der Preis für diese ewige Jugend war jedoch hoch. Jeden Abend musste sie erneut dieses Spiel durchziehen, auf die Straße gehen und sich ein Opfer für die Nacht suchen. Richtig, Melinda war ein Vampir. Eine schwarze Witwe, die jeden Abend aufs neue lockte. Sanft strich sie über ihren rechten Oberarm, welcher von einem Tattoo geziert wurde. Ein schwarzer Wolf, in schönster black and grey Kunst. Genau wie dieser Wolf, so war auch sie. Eine Einzelgängerin, die immer ruhelos durch ihr Revier streifte, auf der suche nach Beute. Ein leichtes grinsen huschte über ihre Lippen. So schlimm war das Leben als untote nun auch nicht, dachte sie während sie sich eine Strähne ihrer kurzen schwarzen Haare hinter ihr linkes Ohr steckte. Während Mel sich auf den Weg zu einem ihrer Lieblings Plätze machte, dachte sie daran zurück wie naiv sie damals doch war. Klischeehaft sollte man meinen das ein Mann sie verwandelt hätte, doch weit gefehlt. Tatsächlich waren die meisten Vampire Weiblich. Dies lag unter anderem auch daran das ihr Blut soviel süßer schmeckte. Dadurch wurden Männer zu einer Art zweiter Wahl, auf welche nur im Notfall zurückgegriffen wurde. Sie erinnerte sich an eine wunderschöne Frau, langes Blondes Haar und volle rote Lippen. Wie ein kleines Kind folgte sie ihr damals und lief damit genau in ihr Verderben. Warum die Frau, nein Vampirin, sie nicht einfach nur tötete sondern verwandelte, darauf wusste sie bis heute keine Antwort. Etwas gab es schon, was sie vermisste. Nein, es war nicht das Tageslicht. Auf die Sonne konnte man lernen zu verzichten, der Mond hatte auch seine Reize. Die Liebe. Vampire konnten nicht lieben. Viele versuchten es, aber sie verwechselten ihre animalische Gier mit einem Menschlichen Gefühl und verranten sich darin. Es endete doch immer gleich, viel Blut und eine Menge Tränen. Oh ja, Vampire konnten sehr wohl weinen. Ein trauriger Scherz, wenn man es so betrachtete. Das einzige was sie sich ab und an gönnte war ein wenig vergängliches Glück, kurz bevor sie ihre Opfer tötete. Melinda erreichte ihr heutiges Ziel, eine laute Bar mit vielen Menschen. Um diese späte Stunde waren die Menschen betrunken und nicht mehr ganz bei Sinnen. Darüber hinaus war die Bar reichlich besucht. Das perfekte Jagdgebiet. Genauso perfekt wie Mel. Sie betrat die Bar und nickte kurz der nur zu gut bekannten Barkeeperin zu. Ja, sie war eine Art Stammgast. Langsam ließ Mel ihren Blick über die vielen Frauen streifen. Natürlich war dies eine Frauen-Bar. Lächerlich zu erwähnen das Mel nicht in eine normale Kneipe gehen würde, wenn sie auf der Suche nach süßem Blut war. Die Luft war erfüllt von Schweiß, Hormonen und Alkohol. Ihre empfindlichen Sinne hatten es dennoch nicht schwer ein geeignetes Opfer ausfindig zu machen und so steuerte sie Zielsicher durch die vielen Menschen. Allmählich kam ihr Ziel vor Augen. Ein kleiner, runder Tisch, etwas abseits vom Geschehen, hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Melinda leckte sich kurz über ihre Lippen als sie ihr neues Opfer sah. Ein junges Mädchen, vermutlich gerade 18 geworden mit langen blonden Haaren. Das Mädchen hatte eine zierliche Figur, reizte sie aber dennoch bis aufs Blut. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. Während sie sich näherte fühlte sie sich kurz an ihre Erzeugerin erinnert. Die Vampirin, welche sie wandelte. Sie schob es auf die blonden Haare und schüttelte kaum merklich ihren Kopf. Ohne Zeit zu verschwenden setzte Mel sich dem Mädchen gegenüber und blickte ihm tief in die Augen. „Hey, so allein zu so später Stunde?“ Sie hatte Routine und zwinkerte dem Mädchen kurz zu, ehe sie bereits nach den Händen der kleineren griff und sie auf die Tanzfläche Zog. Melinda duldete keine Wiederworte, zu oft war sie schon um eine Mahlzeit gebracht worden, weil ihre Beute ins Plappern verfiel und sie dadurch ihr Interesse verlor. Heute hatte sie aber Glück, denn ihr Opfer hatte sich wohl schon mit seinem Ende abgefunden, tanzte es doch als wäre es die letzte Nacht auf Erden. Eng aneinander geschmiegt tanzten die beiden und rieben sich aneinander. Mel konnte spüren, dass es dem kleinen Mädchen Spaß machte und tat den nächsten Schritt. Während sie ihr Opfer an den Hüften gepackt hatte, leckte sie ihm über den Hals und konnte das Pulsieren des roten Goldes spüren. Süß und rein. Unschuldig und mein. Von Ungeduld getrieben zog sie das Mädchen in Richtung des Ausgangs. Nun würde Mel’s Spaß beginnen. Genießerisch sog sie die Kühle Nachtluft ein und freute sich bereits auf den Augenblick, an dem der Kleinen klar werden würde mit wem sie gerade durch die Dunkelheit lief und wem sie verliebte Blicke zuwarf. Naives Ding. „Ich .. ich heiße übrigens Valerie ..“ Dümmlich lächelnd hatte das Mädchen ihre Arme um Mel’s Taille gelegt und ihren Kopf an der Schulter der größeren Vergraben. Eigentlich wollte sie noch ihren Spaß haben, aber das Mädchen hatte eine Art die das Blut der Vampirin heiß werden ließ. Sie spürte bereits wie sie die Kontrolle zu verlieren begann und ihre Spitzen Zähne blitzten im Mondlicht auf. Zielsicher steuerte Mel nun auf einen kleinen Park zu. Das Mädchen auf eine Parkbank setzend, nahm Mel sogleich über ihr Platz und setzte sich auf den Schoß der kleineren um ihr ein Entkommen unmöglich zu machen. Genüsslich raubte sie der kleineren noch einen leidenschaftlichen Kuss, ehe sie ihre Lippen über Valerie’s Kiefer wandern ließ und erst an ihrem Hals zum stehen kam. Gleich bist du mein, du kleines Schäfchen, dachte der große böse Wolf. Melinda kratzte sanft mit ihren Zähnen über das zarte Fleisch und wollte gerade von ihr Kosten als ihr kurzzeitig schwarz vor Augen wurde. Melinda hatte nicht mit der Wucht gerechnet, mit der sie der Baumstamm in den Rücken traf. Benommen kam sie auf dem Boden auf und rollte sich auf den Bauch. Sie versuchte sich mit ihren Armen an den Seiten abzustützen und wieder aufzurichten, wurde jedoch sogleich von einem enormen Gewicht kraftvoll wieder gen Boden gedrückt. Sie versuchte sich zu wehren, aber all ihre Gegenwehr wurde von zwei großen Pranken im Keim erstickt. Jene Pranken gruben sich gerade schmerzhaft in ihre Schultern und sie konnte den heißen, rasselnden Atem auf ihrem Nacken spüren. Das wimmern des Schafes ging im Wolfsgeheul unter und die Welt würde nie erfahren, dass der große böse Wolf wieder gerissen hat. Kapitel 2: Vom großen bösen Wolf und dem zweiten kleinen Schaf.. ---------------------------------------------------------------- Vom großen bösen Wolf und dem zweiten kleinen Schaf.. Die Saga der drei kleinen Schäfchen In einer kühlen Nacht schlenderte Sandy ahnungslos durch graue, heruntergekommene Gassen. Ein richtiges Ghetto, in das sich nur der Abschaum verirrte. Hier war ihr Zuhause, hier war sie aufgewachsen. Auf der Straße, ohne Eltern und ohne Zukunft. Früh hatte sie gelernt was nötig war um zu überleben und getan was getan werden musste. Wie in der Wildnis, so galt auch im Großstadtdschungel eine goldene Regel. Gemeinsam ist man stark. Aus diesem Grund hatte sich Sandy auch vor langer Zeit, bedenkt man das auf der Straße niemand sehr alt wird, einer kleinen Gang angeschlossen. So war sie sicher vor den Drogendealern und Zuhältern, denn das Gesocks hatte andere Probleme, als sich den Zorn einer Straßenbande auf zu laden. Geld und Macht, das ist alles. Natürlich brachte es nicht nur Vorteile in einer Gang zu sein. Sie musste durch Diebstähle Geld beschaffen oder bekam Schläge vom Anführer. Auch musste sie sich selbst um einen Platz zum schlafen bemühen und das hieß, dass sie doppelt soviel stehlen musste. Über die Jahre wurde sie immer gerissener und Kaltblütiger, konnte sowohl Finger fertige Taschendiebstähle ausführen, als auch brutale Raubüberfälle. Ihre Spezialität war es Opfern in dunklen Seitengassen auf zu lauern und sie auf möglichst einschüchternde Art und Weise dazu zu bewegen ihre Taschen zu entleeren. Natürlich hatte sie ihr Messer nicht nur zur Zierde und war oft genug gezwungen gewesen es zu benutzen. Denn auch wenn sie taff wirkte, war sie nur ein Mädchen in einer rauen Welt. Während sie in einer Pfütze ihr verzerrtes Ebenbild betrachtete konnte sie weit entfernt ein Heulen hören, dass ihr eine Gänsehaut bescherte. „Scheiß Straßentöhlen..“ fluchte Sandy lautlos und erhob sich, den Schmutz von ihrer Hose klopfend, von einer kleinen Holzkiste. In ihren schwachen Momenten hätte sie heulen können, über ihr verkorkstes Leben und die Tatsache das sie vermutlich wieder eine Nacht auf der Straße, unter irgendeiner Mülltonne, würde schlafen müssen. Aber sie verbot sich die Tränen und stellte den Kragen ihres zerrissenen Hemdes auf. Schwäche war hier fehlt am Platz. Sandy hatte es zwar geschafft diese Woche genug Geld aufzutreiben um einer erneuten Tracht Prügel zu entgehen, waren ihre letzten blauen Flecken doch noch nicht verschwunden, doch für ein Zimmer in einem schmierigen Hotel reichte es nicht mehr. Man könnte sagen, es war an der Zeit für ein paar Überstunden. Ziellos durchstreifte sie das Territorium der ‚NU’, wie ihre Ersatz Familie sich nannte, auf der suche nach Eindringlingen. Natürlich war es nicht erlaubt die eigenen Leute zu beklauen. An diese einfach Regel hielten sich nicht alle, war Sandy doch selbst im letzten Monat mehrmals erleichtert worden. Aber das Risiko eingehen wollte sie auch nicht. Zu Genüge hatte sie gehört wie ältere Mitglieder damit angaben schon Verräter ermordet zu haben und das aus weitaus geringerem Anlass. Anders konnte man keine Ordnung im Dreck Aufrechterhalten. Irgendwie war es das, Ordnung. Ohne die Angst vor der Strafe durch die Gang würde sich niemand mehr zurückhalten und vermutlich wäre sie selbst schon in einem dunklen Hinterzimmer verschwunden. Keine angenehme Vorstellung. Während sie sich dem Süd Rand des Stadtparks annäherte konnte sie ein Geräusch aus einer kleinen Gasse hören. Es klang als würde jemand weinen, oder? Vorsichtig ging Sandy dem Geräusch entgegen. Man konnte nie wissen, vielleicht war es eine Falle und gleich würden maskierte Typen einer anderen Gang hervorspringen und sie abstechen oder schlimmeres. Sie blickte um eine Ecke und konnte einen kleinen zusammen gekauerten Körper entdecken. Ein junges Mädchen, vielleicht um die 17 oder 18 Jahre alt. Ihre Vorsicht schwand dahin, denn das Mädchen weinte wirklich. Es war verschmiert von Erde und Blut. Schnell überwand Sandy die letzten Meter und hockte sich vor das Mädchen. „Hey, alles okay? Brauchst du vielleicht Hilfe?“ Ja es war eine lächerliche Frage, ob ein weinendes blutverschmiertes Mädchen, mitten in der Nacht, in einer verlassenen Gasse möglicherweise Hilfe benötigen könnte. Aber auf der Straße konnte man nie wissen ob die Menschen Hilfe wollten oder nicht, auch diese Lektion hatte Sandy erst lernen müssen. Zaghaft nickte das Mädchen und sackte dabei noch etwas mehr in sich zusammen. Sandy schaute kurz ob das Mädchen verletzt war, konnte jedoch keine Wunden entdecken. Deshalb entschloss sie sich erstmal das Mädchen auf die Beine zu ziehen. Sie malte sich schon die schlimmsten Szenarien aus, welche der kleinen zugestoßen sein konnten. Wenn ein Mädchen weinend und zusammen gekauert auf der Straße saß, musste man nur eins und eins zusammenzählen. Vorsichtig legte sie einen Arm um das Mädchen und steuerte erstmal in Richtung einer verlassenen Lagerhalle, welche ihr als absolute Notunterkunft diente. Freiwillig würde sie dort nicht übernachten, aber in diesem Fall wollte sie eine Ausnahme machen. Die Lagerhalle war eigentlich in Ordnung. Nicht baufällig, keine Obdachlosen und nicht zu viele Ratten. Problematisch waren nur die zwielichtigen Gestalten, welche sich öfters dort blicken ließen. Ihnen sollte man lieber nicht unter die Augen treten oder man bekam eine Kugel zwischen selbige. Zumindest erzählte man sich das auf der Straße. Wachsam schloss Sandy die große und schwere Eisentür hinter sich und stützte das Mädchen wieder. Um den meisten Ratten entgehen zu können bemühte sie sich das erste Obergeschoss zu erreichen. In einer Ecke fand sie ein paar alte Kartons, welche sie schnell zerriss und die großen Fetzen zu einer Art Lager auf dem Boden verteilte. Wenigsten sehen konnte sie etwas, Vollmond sei dank. War die olle Murmel am Himmel mal zu was gut, belächelte sie die Situation in Gedanken. Vorsichtig setzte sie das Mädchen auf das provisorische Lager und nahm anschließend daneben Platz. „Wie heißt du eigentlich? Mein Name ist Sandy.“ Aufmunternd blickte sie die kleinere an, welche nur zögernd ihren Blick hob. „Va..Valerie..“ Schüchtern und mit geröteten Augen schaute das Mädchen mit seinen blauen nun in Sandy’s braune. „Das ist ein schöner Name.“ Vorsichtig streichelte Sandy über Val’s blonde Haare, welche durch das verkrustete Blut und den getrockneten Dreck eher an ein braun erinnerten. „Ich bin noch so hungrig..“ Ein herzzerreißender Anblick, der sich Sandy bot. „Ich habe auch Hunger, aber kann dir leider nur ein Kaugummi anbieten. Hey, besser als nichts. Vielleicht finden wir morgen etwas zu Essen.“ Versuchte sie Val etwas aufzuheitern. „Vielleicht..“ Köstliches Schaf in der Nacht, bald ist es vollbracht, dachte der große böse Wolf. Sandy sah noch wie Val sich schlafen legte, ehe sie selbst ihre Augen schloss und darüber nachdachte was sie nun mit dem Mädchen anstellen sollte. Sie spielte mit dem Gedanken sie an einen der Menschenhändler zu verkaufen, schließlich war das zierliche Mädchen hübsch und selbst schuld. Wer konnte nur so blöd sein und mit einer vollkommen fremden Frau mitgehen. Mit dem Geld könnte sie bestimmte einen Monat irgendwo unter kommen und müsste nicht mehr frieren in der Nacht. Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen fiel sie in einen tiefen Schlaf, aus welchem sie nie wieder erwachen würde. Zum zweiten mal heulte der große böse Wolf in dieser Nacht. Nur die Ratten waren stumme Zeugen des Geschehens, im alten Lagerhaus. Kapitel 3: Vom großen bösen Wolf und dem dritten kleinen Schaf.. ---------------------------------------------------------------- Vom großen bösen Wolf und dem dritten kleinen Schaf.. Die Saga der drei kleinen Schäfchen Valerie war gerade erst 18 Jahre alt geworden, hatte aber bereits viel von der Welt gesehen. Deshalb schlenderte sie auch allein und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen durch die tiefschwarze Nacht. Sie hatte vor wenigen Minuten ein altes, leer stehendes Lagerhaus verlassen und durchquerte nun sie Slums dieser großen Stadt. Viel hatte Val diese Nacht erlebt und ihr Hunger war endlich gestillt worden, weshalb sie nun wieder nach hause, in ihre kleine Wohnung, gehen wollte. Unterwegs tauchte sie kurz ihren Kopf in ein Regenfass, um sich den Schmutz provisorisch vom Haupt zu waschen. Schnellen Schrittes war Val unterwegs, in Richtung der Innenstadt, als sie nicht weit entfernt etwas wittern konnte. Leider war die Luft von Abgasen und Staub geschwängert, sodass es ihr nicht möglich war die Quelle zu erkennen. Ein Blick gen Himmel und sie wusste das schon bald die Sonne aufgehen und der Mond seine Macht wieder verlieren würde. Um kein unnötiges Risiko einzugehen, beschloss Valerie es für diese Nacht gut sein zu lassen und beschleunigte ihre Schritte sogar noch. Als ihr Wohnhaus nach längerem Fußmarsch endlich in Sicht kam, konnte sie eine Gestalt am Hauseingang ausmachen. In Sichtweite gekommen erkannte sie eine junge Frau. Jene konnte nicht älter als sie selbst sein, weshalb Val sich neugierig näherte. Ja, Neugier war eine ihrer Schwächen. Sie verließ sich jedoch blind auf ihren Instinkt, welcher ihr im Augenblick noch sagte das keine Gefahr in der Luft lag. Die Frau ignorierend, griff Valerie nach dem Türgriff und wollte das Haus betreten, um sich in ihrer Wohnung einfach auf ihr Sofa zu werfen und die nächsten Stunden in Frieden zu ruhen. Sanft griff die junge Frau nach Val’s Hand und zwang sie so ihre volle Aufmerksamkeit nun auf sie zu richten. Stillschweigend musterte Valerie die Unbekannte eingehend und befand für sich, dass sie sich nicht zu verstecken brauchte. Etwas größer als sie selbst, mit Schulter langen, braunen Haaren und einer ansehnlichen Figur. Am faszinierendsten aber waren ihre Augen. Sie hatte grüne Augen mit ein paar goldenen Flecken darin, welche ihr einen mystischen Touch gaben. Nun jedoch, wanderte Val’s Blick wieder auf ihre Hand und sie erkannte das diese Frau es wirklich wagte sie zu bedrängen. Instinktiv befreite sie sich schnell aus dem Griff und wich einen Schritt zurück. „Was wollen sie?“ Sie entschied sich ihrer Stimme keinen bedrohlichen Klang zu geben, wollte aber dennoch keine Schwäche zeigen. Für diese Nacht hatte sie bereits genug gespielt. „Eigentlich nicht viel. Mein Name ist übrigens Tia. Dürfte ich vielleicht deinen erfahren?“ Tia hatte ein süffisantes Lächeln auf ihren Lippen und überbrückte nun den Schritt, welchen Val zuvor zwischen sie gebracht hatte, mit engelsgleicher Grazie. Valerie legte leicht ihren Kopf schief und zog ihre Stirn kraus. Irgendetwas kam ihr an dieser Situation vertraut vor, jedoch wollte es sich ihr noch nicht offenbaren. „Valerie. Mein Name ist Valerie und nun lass mich bitte vorbei.“ Wie um ihren Worten einen gewissen Nachdruck zu verleihen, wollte sie Tia ein wenig beiseite schieben. Diese leistete jedoch unerwarteten Widerstand. „Wo möchtest du denn so schnell hin? Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt.“ Tia legte ihre Hand auf Val’s Wange und streichelte sie sanft. Ein letztes Mahl, beende meine Qual, dachte der große böse Wolf. Ein letztes mal blickte Valerie zum Mond. Ein wenig würde er ihr noch Kraft spenden, also warum sollte sie sich nicht doch noch etwas Zerstreuung gönnen? Sich ihrem Schicksal ergebend, nahm sie nun Tia’s Hand und blickte in diese mystischen Augen. „Ich möchte in meine Wohnung und mich ein wenig hinlegen. Möchtest du mir Gesellschaft leisten?“ Sie zwinkerte Tia leicht zu und freute sich umso mehr, als sie ein leichtes Nicken als Antwort erhielt. Kaum hatten beide ihre Wohnung betreten, fiel Tia bereits über die kleinere her. Es entstand ein wildes Gerangel darum, wer die Oberhand haben sollte. Val fügte sich auch hier ihrem Schicksal und lies Tia gewähren, auch als sie an ihren Lippen Einlass begehrte. Zielsicher dirigierte Valerie ihren Gast nun durch die kleine Wohnung und schubste Tia schließlich sanft auf ihr Bett. Lange ließ sie die grünäugige aber nicht warten, denn nachdem sie sich ihrer verdreckten Kleidung entledigt hatte krabbelte sie ebenfalls auf das Bett. Ihr Schlafzimmer war, genau wie ihre restliche Wohnung, schlicht eingerichtet. Es schien als würde sie noch nicht sehr lange hier wohnen und wäre nicht zum auspacken all jener Gegenstände gekommen, welche eine Wohnung erst lebendig erscheinen ließen. Ihr Bett stach ein wenig heraus, war es doch großzügig in seinen Dimensionen und mit einer einladenden und edel wirkenden roten Bettwäsche bezogen. Fast schon andächtig langsam, näherte sich Val nun ihrer Gespielin, krabbelte auf sie und pinnte ihre Arme über ihrem Kopf fest. Leidenschaftlich vereinte sie ihre Lippen zu einem langen Kuss und fuhr mit ihren Händen über die Seiten Tia’s, was von jener mit wohligem Seufzen belohnt wurde. Bevor sie wusste wie ihr geschah, hatte Tia ihre Rollen bereits getauscht und Valerie nun in der unterlegenen Position. Val jedoch hatte gerade anderes im Sinn, wurde ihr inneres Verlangen doch immer größer und drohte sie zu zerreißen. Dieses Spiel wiederholte sich einige male, wurde jedes mal gröber und endete abrupt als Val ein dunkles Knurren entwich. Tia zog im ersten Moment nur eine Augenbraue hoch, erkannte jedoch schnell das etwas nicht stimmte. Valerie's Körper spannte sich kurz an, ehe sie Tia von sich warf und ihr wahres ich entblößte. Mit rasselndem Atem blickte sie nun den ängstlich geweiteten Augen Tia's entgegen. Schnell setzte sie sich in Bewegung, darauf bedacht Tia zur Strecke zu bringen, bevor sie die Wohnung verlassen konnte. Nach wenigen Metern war es bereits soweit. Tia stolperte und sofort war Val über ihr. Hab ich dich mein Schäfchen, viel zu lang musst ich suchen, dachte der große böse Wolf. Auf Tia’s Gesicht schlich sich nun ein leichtes lächeln, als hätte sie etwas gefunden auf das sie schon lange gewartet hatte. In dieser Nacht bekam in Valerie’s Wohnhaus niemand seinen schlaf, war die Nacht doch von den unheimlichsten Lauten erfüllt, welche sich ein Mensch nur vorstellen konnte. Erst spät wurde der einzige Schlafende Körper von den Strahlen der Mittagssonne geweckt, welche auf sein Haupt fielen. Er fühlte die weiche Decke, welche um seinen Körper geschlungen war. „Bist du endlich aufgewacht, mein Schäfchen?“ Verschlafen drehte Valerie sich auf die Seite und blickte in das grinsende Gesicht von Tia, welche sich eine Strähne aus dem Gesicht fischte. „Nun müssen wir gemeinsam jagen, du großer böser Wolf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)