Freie Texte von Jananas (Nonsense) ================================================================================ Kapitel 15: Wer bin ich wirklich? --------------------------------- Wer bin ich wirklich? 18 Jahre lang lebe ich das Leben einer Fremden. Dann beginne ich meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Ich erfinde mich selbst neu. Geschaffen aus dem Nichts. Und ich arbeite hart, um nicht wieder zu dem selbstlosen Etwas zu werden, das für andere lebt und nicht für sich selbst. Mein Vater verstieß mich, bevor ich geboren wurde. Bis ich vier Jahre alt war, nahm er mal mehr, mal weniger an meinem Leben teil. Trotzdem ist er für mich „Papa“. Dann lernte meine Mutter einen anderen Mann kennen. Ich hasse ihn. Aber ich bin jung und ich vergesse, was ich kenne und fühle und nenne ihn „Papa“. Ich bekomme einen Bruder. Wir waren eine Familie. Irgendwann waren die Eltern immer öfter anderer Meinung. Wegen meinem Bruder. Wegen mir. Wegen Allem und Nichts. Mein Bruder wurde bevorzugt. Ich fühle mich so unverstanden. Ich laufe weg von Zuhause. Die Eltern trennten sich im Streit. Ich hasse meinen Vater. Eine Freundin meiner Mutter fragte: „Welchen?“ Chaos, Verwirrung, Zweifel. Das Vertrauen in meine Mutter erschüttert. Sie hat mich belogen. Mein Leben basiert auf einer Lüge. Ich lebe eine Lüge. Ich bin nicht wirklich die Tochter des einen, aber auch nicht die des anderen. Ich habe keinen Vater. Ich habe keine Identität. Wer bin ich? Wer? Absturz. Schwänzen. Lügen. Schlechte Noten. Sitzen bleiben. „Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst, bleibst du auf dem Gymnasium. Ohne Abitur kommst du nicht weit in der Welt.“ Volljährigkeit. Ich habe das Gymnasium kurz vor Schluss abgebrochen und wechsle auf die Erzieherschule. Das will ich schon lange machen. Eine Entscheidung. Ein kleiner Stein. Der erste in meiner Sammlung. Und nicht der letzte. Jeden Tag treffe ich aufs Neue die Entscheidung, diejenige zu sein, die ich leiden kann. Ich mache nicht immer allen alles recht. Ich sage nicht immer ja. Ich esse nicht immer gesund. Ich räume nicht immer auf. Ich mag nicht immer alle. Und alle mögen mich auch nicht immer. Aber das ist nicht wichtig. Die Antwort lautet: Ich bin, was ich sage, was ich tue, was ich denke, was ich fühle. Ich bin, was ich aus dem mache, was mir gegeben wurde. Ich bin, was ich lerne. Ich bin meine Fehler und meine Erfolge. Ich bin meine Talente und meine Schwächen. Ich bin nicht einzigartig, aber ich hinterlasse Spuren. Ich bin da. Ich lebe und das zählt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)