kyoosha - beyond the curtain von ivy-company (Oneshots) ================================================================================ Kapitel 1: Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag ------------------------------------------------------------ Name: Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag Pairing: Kai x Nao Prequel zu: leading heartbeat Genre: Drama Zeitpunkt: 2 Monate, 3 Wochen (und 1 Tag) vor „happy birthday to myself“ und „leading hearbeat“ Ja, eigentlich steht alles im Header, was ihr über die ff wissen müsst xD Dieses Kapitel is ein Prequel, kann somit ohne Vorwissen gelesen werden. Kai und Nao machen den Anfang in unserer Oneshot-Sammlung und wir wünschen euch viel Spaß mit den beiden ^^ ______________________ Zwei Monate, drei Wochen und mittlerweile ein Tag Ich will da nicht rein. Das ist der Gedanke, der immer wieder durch meinen Kopf spukt. Er ist nicht besonders erwachsen. Oder vernünftig. Trotzdem leuchten die Worte immer wieder rot vor meinem inneren Auge auf, wenn ich die Tür vor mir anblicke. Ich will da nicht rein. Ich will dieses Zimmer nicht betreten. Ich will nicht das Gespräch führen müssen, von dem ich glaube, dass ich es jetzt führen werde. Natürlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob es wirklich dieses Gespräch sein wird. Diese Sicherheit kann mir nur die Person geben, die hinter dieser Tür auf mich wartet. Du Und ich weiß, dass du auf mich wartest. Auf dein Wort kann man sich verlassen. Nur eine der Charaktereigenschaften, wegen denen ich dich liebe. Du hatte mich heute Morgen auf dem Gang getroffen und gefragt, ob wir uns treffen könnten. Zum Reden. Ein ganz klares Zeichen dafür, dass dies kein gewöhnliches Gespräch werden würde. Wir trafen uns sonst nie „zum Reden“. Sonst fragst du mich einfach nur, ob ich Zeit hatte. Oder stehst ohne irgendwelche Vorwarnung mit einem Korb voller Kochzutaten und einem entschuldigendem Lächeln vor meiner Haustür. So spielten sich unsere normalen Treffen ab. Wir kochten gemeinsam und redeten dann offen über alles, was uns auf dem Herzen lag. Zumindest über das meiste. Jedenfalls fanden unsere normalen Treffen garantiert nicht im Konferenzraum der PSC statt!! Ich weiß, weshalb du diesen Raum ausgesucht hat. Es ist neutrales Terrain. Aber ob du dich auch noch daran erinnern kannst, dass wir uns in diesem Raum das erste Mal begegnet sind? Dass es hier war, als sich unsere Bands das erste Mal gegenüber standen? Als wir beide uns das erste Mal gegenüber standen? Schon von Anfang an warst du mir sympathisch gewesen. Es kann natürlich sein, dass mir in diesem Punkt meine jetzigen Gefühle meine Erinnerungen verschleiern, doch ich glaube, dass auch du mich von Beginn an gemocht hattest. Mich noch etwas länger mit deinem strahlenden Lächeln bedacht hattest als die anderen. Und damit hatte alles angefangen. Mit diesem nur einen Augenblick längeren Lächeln. Ich stelle mir nicht die Frage, ob es anders gekommen wäre, wären wir uns unter anderen Umständen begegnet. Hättest du mich nicht ein wenig länger angelächelt und mir einen warmen Blick geschenkt. Das ist jetzt egal. Es ist nicht mehr zu ändern. Denn ich stehe hier vor der Tür des Konferenzraumes der PSC und kein „wenn“ und „hätte“ könnte diese Tatsache ändern. Zögernd hebe ich die Hand. Lege sie auf den Türgriff. Er fühlt sich so kalt an. Einmal noch atme ich durch, bevor ich die Tür öffne und dich im Raum sehe. Du hältst in deiner Bewegung inne. Scheinst so als wärst du unruhig auf- und abgegangen. Sofort ist dein Blick auf mich gerichtet. Etwas ist anders. Einen Moment sehen wir uns nur an, bevor du auf einen der Stühle an dem großen Tisch in der Mitte des Raumes deutest. „Setz dich.“ Deine Stimme zittert. Ich merke es sofort. Zwei harmlose Worte ausgesprochen, doch in der Art dieser Aussprache steckt so viel mehr. Du schreist mir praktisch entgegen, dass ich gehen soll. Den Raum verlassen soll. Dass ich dieses Gespräch nicht zustande kommen lassen soll. Alles schreit danach. Auch in mir. Ich sollte nicht hier sein. Ein paar Schritte tragen mich meine Beine auf die Stühle zu, neben denen auch du stehst. Dann besinne ich mich aber eines besseren und lasse mich auf dem kleinen Sofa in der Ecke des Raumes nieder. Du folgst mir zuerst mit deinen Blicken, dann stehst du ebenfalls vor dem Möbelstück, jedoch nicht in der Lage dazu dich zu setzen. Unschlüssig siehst du mich an. Blickst dann aber sofort wieder weg. In mir schnürt sich alles zusammen. Alles schreit danach zu fliehen. Ein Urinstinkt. Eigentlich sollte ich ihm nachgeben. Ihm folgen. Aber mein Körper bewegt sich nicht. Wie versteinert sitze ich da und muss mit anhören, wie mein Verstand der Entscheidung meines Körpers nur beipflichtet. Wenn auch aus anderen Gründen. Es wird Zeit, dass wir dieses Gespräch führen. Schon viel zu lange schieben wir es vor uns her. Machen alles nur noch schlimmer. Wiegen uns in hoffnungsvoller Unsicherheit, um unsere Gefühle nicht zu verletzen. Um uns gegenseitig nicht zu zerstören. Du stehst immer noch da. Siehst dich verloren in dem kahlen Raum um, in dem für dich alles so viel interessanter erscheint als ich. So kenne ich dich gar nicht. Sonst scheust du nie einen Blickkontakt. Auch wenn ich zugeben muss, dass wir uns in letzter Zeit immer seltener in die Augen sehen. Dass es immer häufiger vorgekommen ist, dass einer von uns sich errötend wegdrehen musste. Trotzdem kann ich mich nicht daran erinnern, wann du das letzte Mal solche Probleme damit hattest mich anzuschauen. Und das macht mir Angst. „Ich glaube, es ist besser, wenn du dich auch setzt“, sage ich leise. Endlich siehst du mich an. Siehst mir in die Augen, so als hätte meine Stimme dich dazu gezwungen mich wieder wahrzunehmen. Du siehst irgendwie verängstigt aus. Ich kann das gut nachvollziehen. Noch ein Grund mehr, weshalb ich das Gespräch nicht mit dir führen will, während du stehst. So scheint der Abstand zwischen uns noch größer zu sein. Das will ich nicht. Ich brauche dich. „Nimm dir doch einen Stuhl“, füge ich hinzu. Ich habe nicht die Kraft dazu meine Worte freundlich klingen zu lassen. Dafür bin ich viel zu angespannt. Du nickst mir zerstreut zu und hast dabei den gleichen Gesichtsausdruck, den du auch immer hast, wenn du etwas verlierst und es dann nicht wieder findest. Obwohl mein Herz heute so schwer in meiner Brust liegt wie noch nie zuvor in meinem Leben, muss ich trotzdem über deine Verwirrtheit schmunzeln. Du bemerkst es nicht einmal. Dein Blick wandert unruhig über den Boden. Wieder siehst du mich nicht an. Deine Schritte, als du dir einen Stuhl zum Sofa ziehst, sind unheimlich schwer. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass wir das Gespräch führen werden. Das, das ich befürchte. Vor dem ich mich fürchte. Wir werden uns verändern, oder? Unsere Freundschaft... alles wird sich verändern. In nur ein paar wenigen Minuten. Wir sollten das nicht zulassen. Wir dürfen es einfach nicht. Und trotzdem muss das hier passieren. Es ist unausweichlich. Darum habe ich diesem Treffen ja auch zugestimmt. Weil es sein muss. Mein Blick ruht noch immer auf deinem Gesicht, als du plötzlich den Kopf mit einer ruckartigen Bewegung hebst und mich ansiehst. Fast erschrecke ich mich sogar. Nicht vor deiner schnellen Bewegung. Nicht vor dieser unerwarteten Regung. Dein Gesichtsausdruck ist es, vor dem ich mich erschrecke. Du siehst mich bittend an. Flehend. Verzweifelt. Deine Lippen sind zusammengepresst als würde dein Körper dich davor hindern wollen, die unüberlegten, folgenschweren Worte von sich zu geben. Ich sollte es dir leichter machen. Ich sollte sprechen. Aber ich kann nicht. Auch mein Mund lässt sich nicht öffnen. Aber ich sehe es in deinem Blick. Kann darin lesen, was du mir nicht mit Worten mitteilen kannst. Du liebst mich. Es ist keine selbstverliebte Feststellung. Kein Wunschdenken. Es ist eine Tatsache. Ja, vielleicht wünsche ich es mir tief in meinem Inneren, doch mein Verstand wehrt sich dagegen. Mein Verstand erinnert mich an die Regel, die wir aufgestellt haben. Dass wir uns eine Beziehung untereinander verboten haben, damit das Leben in der Musikbranche nicht noch komplizierter wurde als es ohnehin schon war. Wieso kann nur der Verstand Regeln einhalten? Wieso lässt sich das Herz nicht in seine Schranken weisen? Wieso sind für das Herz alle Regeln, die aufgestellt werden, nichtig und bedeutungslos? Ich schlucke hart. Möchte dich umarmen. Dir die Verzweiflung aus dem Gesicht und vor allem aus dem Herzen wischen. Aber wir können nicht schon wieder davonlaufen. Wir müssen es aussprechen. Jetzt. Sonst zerbrechen wir daran. „Und jetzt?“, frage ich dich leise. „Und jetzt ist es Zeit für die Wahrheit.“ Ich kann ein Nicken nur andeuten. Gerne würde ich auch den Mut fassen und meinen Beitrag zu diesem Gespräch leisten, doch ich finde keine Worte. Kann dir nur weiter in deine traurigen Augen blicken. „Ich liebe dich, Nao.“ Wie kann man gleichzeitig Glück und Leid empfinden? Wie kann ein Herz vor Freude schlagen, während es vor Trauer zerspringt? Und die wichtigste Frage: Wieso empfinde ich diese gemischten Gefühle, wenn ich doch ganz genau weiß, welches am Ende gewinnen wird? Wenn ich weiß, dass ich auf mein Glück zu verzichten habe. Kurz löse ich meinen Blick von dir, als ich merke wie das Bild vor meinem Auge verschwimmt. Ich blinzel und spüre wie mir die vereinzelten Tränen über die Wangen laufen. Sicher nicht die letzten, die ich unseretwegen verschütten werde. Seltsamerweise sind es aber die ersten. Dabei habe ich es schon gewusst. Geahnt. Gehofft und gefürchtet. Und ignoriert. Doch selbst, wenn deine Gefühle mir schon früher bekannt gewesen wären, hätten die Worte mich wohl trotzdem so kalt erwischt wie sie es jetzt taten. Es gibt Dinge, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Ein Liebesgeständnis gehört dazu. Ich sammle meine gefühlt letzten Kraftreserven zusammen und sehe dir wieder in die Augen. In die verzweifelt traurigen Augen. Jetzt ist es an mir mutig zu sein. Uns ins endgültige Unglück zu stürzen, damit überhaupt irgendwann ein Neuanfang denkbar für uns ist. „Ich liebe dich auch.“ Ich höre dein kurzes, unkontrolliertes Schluchzen, das alles in mir zusammenziehen lässt. Du schließt die Augen und hältst dir die Hand vor den Mund. Ganz so als würdest du dich daran hindern wollen, noch einmal einen solchen Laut von dir zu geben. Tränen sehe ich keine, aber die braucht es nicht, um mir deutlich zu machen wie du dich fühlst. Ich bin froh, dass ich keine Tränen sehen muss. Meine reichen für uns beide. „Kai...“, flüstere ich leise. Lege dir dabei eine Hand auf den Oberschenkel. Ich will dich beruhigen. Und dich in den Arm zu nehmen traue ich mich nicht. Ich weiß vielleicht, was du fühlst, aber nicht was du denkst. Kaum berührt meine Hand aber dein Bein, zuckst du zusammen. Siehst mich erschrocken an. Ich ziehe meine Hand sofort wieder zurück. Blicke dich ebenso erschrocken an. Ein Stich in meinem Herzen. Die Tränen laufen weiter. Wir hätten das nicht tun dürfen. Wir hätten es uns nicht sagen dürfen. Gewissheit ist zerstörerisch. Und ich weiß, dass ich nicht damit leben kann, wenn wir keine Freunde mehr sind. Ein Paar... Daran wage ich nicht einmal zu denken. Ein Paar zu sein haben wir sowieso schon aufgegeben. Wir haben niemals darauf gehofft. Aber dass du nun so auf eine einfache Berührung von mir reagierst... Es tut weh. Dasselbe muss wohl auch dir eben klar geworden sein, denn du schüttelst leicht den Kopf. Siehst mich noch immer erschrocken an. Jetzt wohl aber eher erschrocken über deine Reaktion. „Das... Das wollte ich nicht.“ „Schon gut“, sage ich leise. Als ob meine Worte glaubhaft klingen würden. Bei den Tränen, die über meine Wangen fließen. Nichts ist gut. Selbst wenn du es nicht wolltest, dein Körper hat dich verraten. Weil du Angst hast. Angst davor, dass ich jetzt die Grenze zwischen uns beiden überschreite. Dass ich mich nicht mehr zurückhalten kann. Dass ich dich küsse. Jetzt, wo wir uns unsere Liebe gestanden haben. Erschrocken stelle ich fest, dass das nicht deine Ängste sind. Es sind meine eigenen. Ich habe Angst vor unkontrollierten und unüberlegten Handlungen. Ich habe Angst vor mir selbst. Mein Blick ist auf meine Hände, die sich auf meinem Schoß zu Fäusten geballt haben, gerichtet. Wieso habe ich das zugelassen? Dass wir uns die Wahrheit sagen? „Ich bin froh, dass du es jetzt weißt.“ Überrascht sehe ich auf. Begegne deinem Blick. Du meinst es ernst. Trotz deines ratlosen, verzweifelten Ausdrucks. Du meinst es genau so, wie du es sagst. So, wie du eigentlich alles ernst meinst, was du zu mir sagst. Jede kleine Andeutung der letzten paar Wochen, die mich immer weiter in die Ungewissheit gestürzt hatte. Jetzt ist diese Ungewissheit weg. Ist Trauer gewichen. Doch unweigerlich stellt sich die Frage, ob das wirklich besser ist. Du scheinst der Meinung zu sein und ich weiß, dass du Recht hast. Die Rolle als Leader macht einen oft zum Pragmatiker. Mit Trauer kann man umgehen. Ein gebrochenes Herz wird heilen, auch wenn es für mich schwierig ist daran zu glauben, solang meine Augen noch feucht sind. Man kann das Gefühl überwinden. Ungewissheit ist nicht zu überwinden. Also stimmt mein Verstand deiner Ansicht zu. Es ist gut, dass wir uns unsere Gefühle gestanden haben. Nur so wird es möglich sein, weiterzumachen. Trotzdem schaffe ich es nicht meinen Mund aufzumachen. Nicht einmal ein zustimmendes Nicken ist mir möglich. Der Verstand ist überzeugt, doch das Herz wünscht sich sehnlich den Schwebezustand der Ungewissheit zurück. Denn es weiß genau, was als nächstes zu folgen hat. Es sind nicht nur diese Worte, die wir auszusprechen haben. Auch wenn wir es beide wissen und uns schon längst damit abgefunden haben hinterlassen die nächsten Worte einen säuerlichen Geschmack in meiner Kehle. „Wir können nicht zusammen sein, Kai.“ Es tut weh diese Worte auszusprechen. Obwohl ich es schon davor wusste. Es schon die ganzen Monate davor gewusst hatte. Ich konnte nicht mit dir zusammen sein. Nicht wenn wir uns an unsere eigenen Regeln hielten. Und das würden wir tun. Du beißt dir auf die Lippen, um ein weiteres Schluchzen zu unterdrücken und nickst mir zu. Der saure Geschmack in meiner Kehle breitet sich in meinem Körper aus. Es fühlt sich an, als würde mein Herz langsam verätzen. Du stützt deine Ellenbogen auf deinen Oberschenkeln ab und legst deinen Kopf dann auf deine Hände. Den Blick starr auf deine Knie gerichtet. Du ziehst dich in dich selbst zurück. Man könnte denken, dass du dich mit dieser Haltung vor mir schützen willst, doch ich weiß, dass das nicht so ist. Ich sehe deinen angestrengten Blick. Höre deinen schweren Atem. Du denkst nach. Du bist nicht nur Leader sondern eben auch „Problemlöser“. Ich habe dich schon einige Male in diesem Stadium beobachtet, wenn du mit deiner Band zusammen bist. Irgendwann breitet sich dann ein Lächeln auf deinen wunderschönen Lippen aus und du richtest dich mit einem „Leute, ich glaube, ich krieg das wieder hin!“ an deine hoffenden Bandkollegen. Ich warte auf das Lächeln. Und warte. Gleich wirst du eine Lösung für uns gefunden haben, oder? So wie immer. Darauf kann man sich mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit verlassen. Ich verlasse mich auch diesmal darauf. Es ist alles, was ich noch tun kann. Es scheint als würden unzählbar viele Minuten vergehen, aber nichts passiert. Kein erlösendes Lächeln. Dabei brauchen wir es doch so dringend. Ohne dieses erlösende Lächeln weiß ich nicht wie es weitergehen soll, denn ich habe keine Lösung für dieses Problem. Es ist bitter, Liebe als Problem zu beschreiben. Die Liebe sollte kein Problem sein. In unserem Fall ist sie es. Ein unlösbares Problem. Das wird mir klar, als du deinen Blick wieder hebst und mich ansiehst. Deine Augen sind voller Ratlosigkeit. Das waren sie noch nie, nachdem du so nachgedacht hast. Immer hast du einen Ausweg gefunden. Doch diesmal nicht. Vielleicht bin ich dieses Mal auch an der Reihe, aber ich weiß doch ebenso wenig, was wir tun sollen. Tun können. „Vielleicht...“, setze ich an und sehe Hoffnung in deinem Blick aufflammen. Nein, sie ist unbegründet. Meine Lösung ist keine wirkliche Lösung. Sieh mich nicht so an! Ich will dir nicht weh tun. Will deine Hoffnung nicht zerstören. „Vielleicht sollten wir einfach mal sehen wie es weitergeht“, sage ich schließlich und bemerke sofort, wie sich der Funken Hoffnung in deinen Augen wieder verflüchtigt. Etwas anderes fällt mir einfach nicht ein. Wir können nichts anderes tun als zu warten. Darauf zu warten, dass sich unsere Liebe irgendwann verflüchtigt. In Luft auflöst. So wie die Ungewissheit. Wenn es doch nur so einfach wäre... Du nickst leicht. Hattest wahrscheinlich denselben Gedanken. Eine andere Möglichkeit gibt es ja auch gar nicht. Ich habe sie nur ausgesprochen. Dein Blick ist noch immer auf mich gerichtet. Ganz so als wolltest du noch etwas sagen. Als würdest du etwas von mir erwarten. Aber ich weiß nicht was. Sehe dich fragend an, bis du schließlich den Mund öffnest. „Darf ich... dich umarmen?“ Ein erneuter Stich in mein Herz. Nun sind wir also schon so weit, dass du mich das fragen musst? Trotz des Schmerzes in meiner Brust, erhebe ich mich von der Couch. Brauche ich eine Umarmung von dir in diesem Augenblick wohl dringender als jemals zuvor. „Nur, wenn du mir versprichst, mich das nie wieder zu fragen.“ Erst an deinem verletzten Blick erkenne ich, dass meine Wortwahl wohl nicht gerade günstig war. „So hab ich das doch nicht gemeint“, füge ich leise hinzu und versuche die richtigen Worte zu finden, um mich zu erklären. Vergebens. Ich wische mir mit dem Handrücken über die nasse Wange und schniefe. Mein Verstand scheint in einer Lache von Tränen aufgeschwemmt worden zu sein Ich fühle mich hundeelend. „Ich weiß wie du es gemeint hast.“ Deine Stimme ist sanft. Genau so sanft wie deine Arme, die sich um mich legen, nachdem du dich ebenfalls erhoben hast. Erleichterung macht sich breit. Ich muss nicht weiter nach klärenden Worten suchen. Weiß ich doch, dass du mich verstehst. So wie wir uns meistens ohne Worte verstehen. Unwillkürlich schießt mir der Ausdruck „Seelenverwandter“ durch den Kopf, was dazu führt, dass sich das angenehme Gefühl der Erleichterung sofort verflüchtigt. Der Schmerz trifft mich wieder mit voller Stärke. Der Schmerz darüber, dass wir nie die Beziehung führen werden, die wir eigentlich beide verdienen. Ich drücke mich fester an deine Brust. Deine Hände liegen auf meinem Rücken. Umklammern mich, als würden sie mich niemals gehen lassen wollen. Aber müssen wir das nicht? Loslassen? Zumindest teilweise? Damit es weitergehen kann? Anstatt den Gedanken konsequent weiterzuführen, schließe ich meine Arme um deinen Nacken und lasse mich noch näher an dich ziehen. Ich höre an deiner zittrigen Atmung, dass du um Fassung kämpfst. Du willst stark sein. Für uns beide. Ich schlucke und rufe mir wieder ins Gedächtnis, dass das keine Bürde ist, die du alleine zu tragen hast. „Es ist so das Beste“, flüster ich dir zu, weil ich Angst davor habe, meiner Stimme nicht die nötige Kraft verleihen zu können. Ich muss meine Aussage nicht weiter präzisieren. Du weißt mal wieder genau, was ich meine. Wieder dieser Ausdruck in meinem Kopf. „Das Beste für wen?“ Ich habe diese Frage nicht erwartet. Habe eigentlich gedacht, dass du es einfach so hinnimmst. Nickst. Damit es für uns leichter wird und wir in dieser Illusion leben können, dass es wirklich besser für uns wäre. Zögernd löse ich meine Arme von deinem Hals. Auch deine Umarmung löst sich allmählich und ich entferne mich ein Stück von dir. Sehe dich verwirrt an. Warum musst du diese Frage auch stellen? Wieso kannst du es nicht einfach dabei belassen? Ich beiße mir auf die Lippe, als ich die Tränenspur bemerke. Du hast nicht viel geweint. Es ist nur eine einzelne Spur, die deinem Gesicht die Trauer verleiht, die ich niemals darauf sehen wollte. Die dort nichts verloren hat. Ein so schönes Gesicht sollte nicht von Tränen geziert sein. Nicht deins. Deine Augen, die glitzern als würden sie hunderte von Tränen beherbergen, stellen mir noch immer diese Frage, auf die ich nicht antworten will. Es ist das Beste. Aber für wen? „Für alle.“ Es hat viel zu lange gedauert, diese Worte auszusprechen. Zu lange, um sie auch nur annähernd glaubhaft wirken zu lassen. Aber was soll ich tun? Soll ich etwa sagen, dass es für alle anderen besser ist? Dass nur wir darunter zu leiden haben, aber dass schon alles gut werden wird? Das wäre wohl noch weniger glaubhaft. Lieber die Lügen so oft wiederholen, bis sie uns wirklich von dieser falschen Wirklichkeit überzeugen können. So ist es besser. Bestimmt. Für alle. Es sieht aus als willst du protestieren, aber schließlich senkst du doch nur den Blick. Belässt es dabei und ich bin dir unendlich dankbar dafür. Ich weiß nicht, wie vielen solchen Fragen ich noch standhalten könnte, bevor ich mir selbst eingestehe, dass auch die Lügen sinnlos sind. Bevor ich mich aber weiter mit diesem Gedanken befassen kann, wird die Tür aufgerissen. Shous Stimme ist ungewöhnlich laut, aber vielleicht liegt es auch einfach nur an der Atmosphäre, die gerade im Raum schwebt. „Nao! Da bist du ja! Die Gazette-Idioten versuchen… Oh. Hallo Kai.“ Du nutzt Shous betretene Schrecksekunde, um noch etwas mehr Abstand zwischen uns zu bringen und dir die Tränenspur aus dem Gesicht zu wischen. Trotz seines peinlichen Versehens deine Freunde in deiner Anwesenheit zu beleidigen, blickt uns der Sänger ziemlich skeptisch an. „Stör ich etwa?“ Wir schütteln beide den Kopf und ich frage mich, wieso uns auch gerade das feinfühligste Mitglied meiner Band auffinden musste. Unser beider Unglück scheint ja kein Ende zu nehmen. Der Blonde blickt immer noch prüfend zwischen uns hin und her, bis du das Wort ergreifst. „Was stellen die Gazette-Idioten denn an?“ Shous Gesichtsausdruck wechselt und er wird vom feinfühligen Erwachsenen zum aufgebrachten Kleinkind. Ein mir leider sehr bekanntes Phänomen. „Reita und Aoi versuchen unsere Couch zu klauen!“ Jetzt ist es an dir skeptisch zu schauen. „Das ist doch schwachsinnig. Wir haben in unserem Proberaum gar nicht genügend Platz, außer…“ Deine Augen weiten sich, als dir der einzig große und sperrige Gegenstand einfällt, der sich in eurem Proberaum befindet. „Wenn die mein Schlagzeug auch nur anfassen“, murmelst du eine leise Drohung und verlässt schnellen Schrittes das Zimmer. Überrascht blicke ich dir nach. Sehe wie du mich verlässt, um dich wieder deinen eigenen Problemen zu stellen. „Nao, kommst du auch?“ Ich wische mir mit dem Handrücken über die nassen Wangen. Schniefe. „Nao?“ Perplex sehe ich Shou an, der immer noch auf eine Antwort wartet. „Ich komm sofort nach. Gib mir noch eine Minute.“ Es fällt mir schwer, mich von unserem emotionalen Gespräch zu lösen und dem Alltag wieder gegenüberzutreten. Mein Bandmitglied sieht mich fast vorwurfsvoll an, bis seine Züge plötzlich wieder weicher werden. „Ist alles in Ordnung?“ Ein leichtes Lächeln umspielt bei dieser Fürsorge meine Lippen. Trotzdem weiß ich keine Antwort auf diese Frage. „Geh einfach schon vor und setz dich zusammen mit Tora, Saga und Hiroto auf das Sofa. Wollen wir doch sehen wie weit diese Diebe dann mit unserem Eigentum kommen!“ Shou lächelt hämisch. Das Kleinkind ist wieder da. „Alles klar, Chef!“, wird mir noch zugerufen und schon stehe ich ganz alleine in dem großen Konferenzraum. Ich seufze laut auf. Versuche meine Gedanken zu ordnen. Wieso ist es dir nur so leicht gefallen? Wie hast du es geschafft diesen Raum zu verlassen ohne zurückzublicken, während ich nicht einmal in der Lage bin, mich von der Stelle zu bewegen? Wie konntest du nur so schnell mit etwas abschließen, was ich noch nicht einmal richtig verdaut habe? Allerdings sind das alles Sachen mit denen ich mich auch befassen kann, wenn mein Arbeitstag vorbei ist. Jetzt muss ich versuchen, mich auf meine Band zu konzentrieren, so wie du es mir vorgemacht hast. Lustlos schlurfe ich Richtung Gang, als ich Schritte höre. Laute Schritte. Schnelle Schritte. Bevor ich überhaupt die Tür erreiche, schlingen sich zwei starke Arme um mich. Deine Arme. Es ist keine freundschaftliche Umarmung. Eher das Klammern eines Ertrinkenden. Ich erwidere deinen Griff genauso innig. Genauso verzweifelt. Mein Gefühl sagt mir, dass es das letzte Mal sein wird, dass ich mich so eng an dich schmiegen darf. Danach müssen wir uns beide wieder mit freundschaftlichen Gesten abfinden. Müssen die Fassade aufrecht erhalten. Es tut gut zu wissen, dass du diese Umarmung ebenso gebraucht hast wie ich, obwohl das egoistisch von mir ist. Nichtsdestotrotz freue ich mich darüber, dass du zurückgekehrt bist, um mir diesen Moment zu schenken. Fast widerstrebend löst du dich von mir. „Ich muss wieder los und Uruha davon abhalten mein Schlagzeug auseinanderzubauen“, meinst du entschuldigend. „Und ich muss aufpassen, dass Saga nicht durchdreht.“ Lächelnd nickst du mir zu und wir gehen dieses Mal zusammen Richtung Gang. Unsere Hände ineinander verschränkt. Als wir die Türschwelle übertreten lösen sich unsere Hände voneinander. Ein kalter Schauer durchfährt mich dabei und mir fällt Shous Frage wieder ein. Ist alles in Ordnung? Nein. Wird irgendwann wieder alles in Ordnung sein? Vielleicht. Doch durch die Art wie du mich von der Seite anguckst und schwach lächelst, weiß ich, dass ich zumindest nicht alleine bin. _______ und immer dran denken, dass es ja in leading heartbeat weitergeht und das hier nich das Ende von allem is xD wir hoffen, euch hat das kapitel - trotz nicht-happy end - gefallen Kapitel 2: Status: vergeben...? ------------------------------- Name: Status: vergeben...? Pairing: Gackt x Uruha Sequel zu: means to an end? Genre: Romantik Zeitpunkt: am selben Tag wie der Epilog von „leading heartbeat“, 1 monat nach „happy birthday to myself“ und „means to an end“. Endlich haben wir's geschafft unserer Oneshot-Sammlung um eine neue Geschichte zu erweitern. Wie immer haben wir versucht so zu schreiben, dass die Geschichte auch ohne Vorwissen verständlich ist. Da es sich allerdings um ein Sequel zu „means to an end“ handelt ist es vielleicht sinnvoll die Story davor zu kennen. Nicht notwendig aber sinnvoll^^ Anders wie diese ist der Oneshot aus Gackts Sicht geschrieben. Das wars schon an Infos. Wir wünschen euch viel Spaß beim lesen! ______________________ Status: vergeben...? Ein beißender Schmerz breitete sich auf seiner Zunge aus. Verdammt, schon wieder verbrannt! Der Kaffee war noch viel zu heiß. Kein Wunder, die Bedienung hatte ihn ja auch eben erst gebracht und dafür die leere Espressotasse mitgenommen. Aber er war einfach ungeduldig. Seit ganzen 15 Minuten saß er schon hier. Ganze 15 Minuten ließ ihn Uruha jetzt schon warten! Obwohl es eigentlich erst fünf Minuten waren. Gackt war schließlich zehn Minuten zu früh gewesen. Die Unruhe breitete sich weiter in seinem Inneren aus. Espresso und Kaffee halfen nicht sonderlich dagegen. Natürlich war er aber nur innerlich hibbelig. Von Außen musste er aussehen wie die Gelassenheit in Person. Eine große Sonnenbrille auf der Nase und in schlichter, aber nicht weniger geschmackvoller Kleidung. Innerlich seufzend stellte er die Tasse ab und lehnte sich zurück. Die Beine übereinandergeschlagen saß er da und blickte aus dem Fenster des Cafés, das auf der anderen Seite des Raumes war. Es war ein ziemlich großes Café mit vielen Gästen. Die Leute gingen ein und aus. Das Personal wuselte durch den Raum. Gackt hatte sich in eine hintere Ecke verzogen, denn auch wenn er unauffällig gekleidet war, musste man sich ja nicht gerade auf den Präsentierteller am Fenster setzen. Wie beiläufig ließ er seinen Blick auf die Uhr über dem Eingang gleiten. 17 Minuten. Er ließ ihn warten. Er war zu spät. Aber seit wann war er denn so ungeduldig? Das kannte er gar nicht von sich. Normalerweise fiel es ihm überhaupt nicht schwer, seine gelassene Fassade aufrecht zu erhalten, und auch heute schaffte er es wieder, aber wenn man ihn kannte, dann sah man einen Unterschied. Die ständigen, wenn auch unauffälligen Blicke zur Uhr. Das Trinken des Kaffees, obwohl er noch viel zu heiß war. Das Tippen der Finger auf die Tischplatte, bis es Gackt nach ein paar wenigen Sekunden auffiel und er – verärgert über sich selbst und diesen Moment der Unachtsamkeit – wieder damit aufhörte. Am liebsten hätte er entnervt aufgeseufzt, doch er tat es nicht. Das passte nicht zu ihm. Dieses gesamte Verhalten passte nicht zu ihm! Unruhe war ein Zeichen von Schwäche. Er hatte über die Jahre gelernt seine Schwächen zu kaschieren. Jede peinliche Situation mit einem selbstbewussten Lächeln zu einem Triumph umzuwandeln. Er stand über den Dingen. Nur leider nicht, wenn es um Uruha ging. Sie trafen sich jetzt seit einem Monat. Gackt hatte die Geschichte so locker wie möglich halten wollen. Trotzdem sahen sie sich fast jeden Tag. Er verlegte Besprechungen und sagte Termine ab, nur um den Gitarristen so oft es ging sehen zu können. Natürlich hatte Uruha davon keine Ahnung. Die Blöße wollte sich Gackt nicht geben. Der Blonde musste nicht wissen wie verrückt er nach ihm war. Er hatte ja schon genug Probleme das seinem eigenen Ego klarzumachen. Er war nicht verrückt nach anderen. Man war verrückt nach ihm! Nur bei dem Gitarristen schien dieses Konzept nicht aufzugehen. Gackt sah wieder auf die Uhr. 20 Minuten! Er saß hier schon seit 20 Minuten. Eigentlich sollte er aufstehen und gehen. Stattdessen überlegte er sich, ob er Uruha nicht auf dem Handy anrufen sollte, um zu fragen, wo er blieb. Natürlich war das eine Überlegung, die er niemals in die Tat umsetzen würde. Trotzdem kribbelte es in seinen Fingern. Zum Glück erschien genau in diesem Moment ein ihm wohlbekanntes Gesicht im Eingangsbereich des Cafés. Gut. Sehr viel länger hätten seine Nerven wohl nicht mitgespielt. Sofort griff er nach seiner Tasse und nahm einen Schluck der nun lauwarmen Flüssigkeit. Uruha ließ er dabei trotzdem nicht aus den Augen. Durch die Gläser seiner Sonnenbrille hindurch verfolgte er, wie sich der Blonde etwas gehetzt im Laden umschaute, bis er ihn erkannte. Gackt konnte die Erleichterung in Uruhas Gesicht sehen, als dieser auf ihn zukam, und musste lächelnd. Gut, dass die Tasse seine Lippen verdeckte. „Tut mir wirklich sehr Leid!“, ertönten die reuevollen Worte. „Wartest du schon lang?“ „Ich bin auch gerade erst gekommen“, log der Ältere. Ob er das nun sagte, um sein Gesicht zu wahren oder damit sich Uruha nicht schuldig fühlte, wusste er nicht genau. „Dann ist die Bedienung hier aber schnell.“ Der Gitarrist deutete bewundernd auf die Kaffeetasse, die schon wieder fast leer war. Autsch. Fettnäpfchen. Und jetzt einfach wie immer lächeln. Das würde schon wieder alles richten. Uruha würde gar nicht bemerken, dass er gelogen hatte. Er würde… Der Blonde zog eine Augenbraue nach oben und sah Gackt kurz ein wenig misstrauisch an, was diesen zum Stutzen brachte. Es konnte doch nicht sein, dass sein selbstsicheres Lächeln von dem anderen durchschaut wurde oder? Das wäre nie mehr passiert, seit… seit… dem ersten Mal Fanservice mit You, als ihm dieser danach eindeutig angesehen hatte, dass es ihn nicht ganz so kalt gelassen hatte, wie er mit seinem Lächeln hatte weismachen wollen. Und das war schon ein paar Jahre her! Zu seiner Erleichterung veränderten sich Uruhas Züge nun aber ebenfalls zu einem Lächeln, bevor er sich nach der Bedienung umsah. Gackt wischte sich mental den Schweiß von der Stirn. Er musste aufpassen und an seinem Ausdruck arbeiten, wenn er hier weiter bestehen wollte. Zwei Minuten später hatte der Gitarrist seine Bestellung aufgegeben und sie hatten eine kleine Argumentation gehabt, bei der er den Älteren gebeten hatte, die Sonnenbrille abzunehmen. Gackt hatte allerdings damit argumentiert, dass sie nie wieder in diesem Cafe sitzen konnten, wenn ihn jemand erkannte. Dass Uruha hier auch erkannt werden konnte, ignorierte er gekonnt. Er würde seine Sonnenbrille jetzt sicher nicht absetzen! Wenn der andere schon seinem Lächeln misstraute, wer wusste dann, was er aus seinem Blick lesen konnte! „Und wie war dein Tag so?“, fragte der Sänger, nachdem er den anderen endlich davon überzeugen konnte, die Sonnebrille – vorerst – aufzubehalten. „Ah! Genau! Das wollte ich dir ja noch erzählen!“ Uruha wirkte plötzlich völlig aufgeregt. Wie ein kleines Kind, das unbedingt eine Geschichte erzählen musste. Gackt schmunzelte. Ja, er war wirklich verrückt nach dem anderen. „Dieses furchtbar wichtige Treffen, das Kai für heute angesetzt hatte, hatte eigentlich gar nichts mit der Band zu tun. Naja, irgendwie schon, aber eben nur im weitesten Sinne. Es ging nämlich um Kais Privatleben. Und um Naos, weshalb Alice. Nine diesem Spektakel ebenfalls beiwohnen durften.“ Uruha legte eine kurze Kunstpause ein und lächelte seinen Gegenüber verschmitzt an. Gackt hatte schon gemerkt, dass der Blonde es liebte, alles so spannend und dramatisch wie möglich zu gestalten. Leider hatte er auch merken müssen, dass er Uruha jedes Mal ins Netz lief. Egal was der Gitarrist ihm erzählte, Gackt klebte ihm förmlich an den Lippen. Und so konnte er auch jetzt nicht anders als fragend eine Augenbraue hochzuziehen, während er gespannt auf die Auflösung der Geschichte wartete. „Kai und Nao sind zusammen!“, ließ Uruha dann endlich lächelnd verlauten. „Aber das ist noch nicht alles! Miyavi und Ruki sind auch zusammen, was ich mir schon irgendwie gedacht habe. Und zwischen Tora und Saga scheint auch irgendetwas zu laufen. Das hat mich allerdings überrascht, weil ich mir Tora immer mit jemand anderem vorgestellt habe. Ach, und Shou soll etwas mit dem Gitarristen von An Cafe haben.“ „Takuya?“, warf Gackt ein, um sich an ihrem Gespräch zu beteiligen. Nicht, dass er ein Problem damit hatte nur stumm dazusitzen und zuzusehen, wie Uruha ihm mit funkelnden Augen von seinem Tag erzählte. „Genau, das war der Name! Auf jeden Fall war das ein ganz schönen Chaos und außerdem…“ Gackt hatte gerade nach der Tasse gegriffen, als er in seiner Bewegung stockte. Es war nicht Uruhas Art mitten in einem Satz mit dem Erzählen aufzuhören, es sei denn er wurde durch irgendetwas unterbrochen. Und das wurde er nicht. Schließlich hatte Gackt ihn die ganze Zeit fest im Blick. Sein Gegenüber saß einfach nur da und biss sich stumm auf seine hübsche Unterlippe. „Und weiter?“, hakte Gackt nach, doch der Blonde schüttelte nur den Kopf und lächelte ihn gekünstelt an. „Nichts. Ich bin fertig mit Erzählen.“ Der Sänger runzelte die Stirn. „Bist du sicher, dass du nicht noch etwas sagen wolltest?“ „Der Rest ist unwichtig. Ich hab alles erzählt, was für dich irgendwie von Interesse ist.“ „Und du weißt, was für mich irgendwie von Interesse ist?“ Schmunzelnd setzte er seine Tasse an die Lippen und trank einen Schluck, Uruha dabei nicht aus den Augen lassend. Selbst wenn es ihn nicht interessierte, wollte er, dass der andere weitererzählte. Er mochte es ihn so aufgeregt und mit funkelnden Augen zu erleben. Es amüsierte ihn einfach – im positiven Sinn. Irgendwie war es kindlich und das passte gar nicht zu Uruhas Erscheinungsbild. Gerade deshalb mochte er es. Weil sich der andere anders gab, wenn er mit ihm unterwegs war, als wenn er vor irgendeiner Kamera oder auf der Bühne stand. Außerdem… interessierte es ihn jetzt irgendwie doch schon sehr, was ihn denn anscheinend nicht interessierte. „Naja“, antwortete der Gitarrist, nachdem ihm sein Espresso gebracht wurde und er die kleine Tasse in seinen Händen betrachtete, ohne davon zu trinken. „Bei dem Thema schon. Ja.“ „Bei welchem Thema?“ Gackt stellte die Tasse wieder ab. So langsam dämmerte es ihm. Es gab nicht viele Themen, bei denen er seine Meinung so deutlich gemacht hatte und um die es hier gehen könnte. Ihm wurde ein wenig mulmig. Er brauchte etwas zu tun. Unnötigerweise schob er also seine Sonnenbrille zurrecht. Leider brauchte das auch nur ein paar Sekunden. „Ach du weißt schon…“, wurde ihm ausweichend geantwortet. Uruha hob den Blick und sah ihn an, wandte sich aber kurz darauf wieder seinem Espresso zu und nahm einen Schluck. Sicher nur, um Zeit zu schinden. Ja, wahrscheinlich wusste er es wirklich. Es ging um diese Gerüchte. Und um die Beziehung zwischen Kai und Nao. Und Miyavi und Ruki. Und um die Beziehung zwischen ihm und Uruha. Die ja eigentlich gar keine Beziehung war. Sie trafen sich fast jeden Tag, aber nie war das Wort „Beziehung“ gefallen. Seit er dem Gitarristen vor einem Monat auf Miyavis Party gesagt hatte, dass er nicht auf der Suche nach etwas Ernstem war, war das Thema auch nie mehr gefallen. Die Entwicklung war Gackt nur recht gewesen. Schließlich hätte er sich sonst selbst noch einmal mit seinem Standpunkt auseinandersetzen müssen. Uruhas Anwesenheit hatte nämlich auf ihn den Einfluss, dass er viele seiner Standpunkte änderte. Zu seinem eigenen Leidwesen. Glücklicherweise herrschte in Uruhas Band die Regel, dass man mit keiner anderen Person aus der Musikbranche eine Beziehung eingehen durfte. Zwar hielt Gackt diese Regelung für mehr als bescheuert, doch hatte sie ihm bis jetzt großen Ärger erspart. Wenigstens ein Standpunkt, an den er sich klammern konnte, während der Jüngere sein ganzes Weltbild auf den Kopf stellte ohne es selbst zu merken. Allerdings hatte der Solist die Befürchtung, dass jetzt auch seine letzte Festung zu bröckeln begann. „Naja, da Kai und Nao selbst gegen ihre Regel verstoßen haben, ist sie jetzt ganz offiziell für nichtig erklärt worden“, erklärte Uruha und zuckte dann mit den Schultern, als würde diese Entwicklung ihn gar nichts angehen. Gackt nickte leicht und trank erneut einen Schluck. So als würde auch ihn diese Entwicklung nichts angehen. So als hätte er die Nervosität in der Stimme seines Gegenübers nicht gehört. Als würde er nicht selbst diese Nervosität spüren, gepaart mit… Vorfreude? Angst? Unsicherheit? Er wusste es nicht genau. Er empfand solche Emotionen nicht gerade häufig. Es waren Gefühle, die nur Uruha in einer solchen Intensität in ihm auslösen konnte. Weil Uruha für ihn etwas Besonderes war. Die goldene Ausnahme. Und wie weiter? Eine zeitlang schwiegen beide. Es war kein angenehmes Schweigen, sondern ein erwartungsvolles. Allerdings war Gackt sich nicht sicher, was er genau erwarten sollte. Was er wirklich wollte. Wobei das im Grunde keine schwierige Frage war, wenn er seinen Stolz für einen Moment vergaß. Er verbrachte den größten Teil seiner Freizeit mit Uruha. Sie küssten sich. Sie schliefen miteinander. Keiner von beiden hatte nebenher noch etwas anderes laufen. Zumindest hatte der Gitarrist nie etwas erwähnt und Gackt war viel zu sehr auf Uruha fixiert, um auch nur an andere zu denken! Sie waren praktisch schon zusammen! Leider nur praktisch. Moment. Warum leider? Er wollte doch gar nicht! Also… vielleicht schon. Aber im Grunde wollte er doch nie! Er musste etwas sagen. Sich anschweigen machte alles nur noch schlimmer, denn so versank er noch tiefer in seinen wirren Gedanken, die ihn ja fast schon mental anschrien, sich doch endlich mal zu entscheiden, was er eigentlich wollte. „Und… was hältst du davon?“ Der Gitarrist sah ihn kurz an, senkte den Blick dann aber schnell wieder auf seine Tasse und murmelte seine Antwort dort hinein. Gackt musste leise lachen. „Dein Kaffee hört dich nicht, Uruha.“ Selbst in einer solchen Situation fand er seinen Gegenüber so niedlich, dass er für einen Augenblick den Ernst der Lage vergaß. War das nicht Zeichen genug? Der Blonde lenkte ihn ab, wenn er gestresst war oder Sorgen hatte. Er brachte ihn zum Lachen. Eigentlich wusste der Sänger schon, was er wollte. Er musste sich nur einen Ruck geben und dazu stehen, dass sich seine Meinung geändert hatte. „Ich weiß“, murmelte Uruha weiter, diesmal den Kopf ein wenig gehoben, sodass die Tasse seine Worte nicht ganz verschluckte. „Ich hab gesagt, ich steh da drüber.“ „Wo drüber?“ Gackt wollte es jetzt wissen. Und obwohl dieses Gespräch so ernst war, musste er sich eingestehen, dass er es niedlich fand, den anderen so schüchtern zu sehen. Dieser hob jetzt ein wenig ärgerlich den Kopf und sah den Solokünstler an. Wahrscheinlich gefiel es ihm nicht, so in die Ecke gedrängt zu werden, dass er mit der Sprache rausrücken musste. „Na du weißt schon…“ Er fuchtelte mit der Hand in der Luft rum. „Dieses ganze Beziehungsgerede und so. Wir sind zusammen. Wir sind nicht zusammen. Das ist doch alles total irrelevant.“ Ja, vielleicht war es das wirklich. Aber Gackt fiel eine entscheidende Sache auf, die ihm verriet, dass der Gitarrist das alles doch nicht so irrelevant fand, wie er es versuchte abzutun. Uruha sah ihn nicht an. Er wich seinen Blicken immer aus, wenn mehr hinter einer Sache steckte, als er zugab. Immer. „Warum schaust du mich nicht an?“, fragte er ganz unverblümt, woraufhin sein Gegenüber wirklich seinen Blick hob. Kurz war Uruhas Nervosität und Unsicherheit für Gackt ganz deutlich zu sehen, bevor seine Züge härter wurden und er den Älteren ärgerlich anfunkelte. „Weil ich dich nicht sehen kann, wenn du dich hinter dieser riesigen Sonnenbrille versteckst“, antwortete der Jüngere schnippisch. Normalerweise würde Gackt jetzt lächelnd den Kopf schütteln und das Thema auf sich beruhen lassen. Doch dieses Mal nicht. Er wusste, dass Uruha Recht hatte. Und er wusste auch, dass es seinem Gegenüber nicht nur um diese Sonnenbrille ging, sondern auch um all die anderen Barrieren, die der Solokünstler um sich aufgebaut hatte. Barrieren, die der Gitarrist immer wieder überwand. Aber Gackt konnte sich vorstellen, dass dieser Hürdenlauf nicht einfach war. Dass sein verschlossenes Verhalten den Jüngeren oft verunsichern musste. Vielleicht war es an der Zeit selbst einige Mauern einzureißen. Als Gackt dann die Brille abnahm, konnte er sich ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Uruhas überraschter Blick war einfach nur göttlich. Eigentlich war Uruha insgesamt göttlich. Es war so viel angenehmer ihm direkt in die Augen schauen zu können, anstatt diese dunkle Scheibe zwischen ihnen zu haben. „Ist es so besser?“ Gackt versuchte möglichst gleichgültig zu klingen, damit der Gitarrist nicht mitbekam, wie er bei dessen Anblick dahin schmolz. Der Angesprochene nickte nur irritiert, was Gackt doch etwas peinlich berührte. Er war sich nicht sicher, ob er wollte, dass der andere seine Geste verstand oder nicht. Seit wann war er eigentlich so ein Feigling? „Was hältst du denn von diesem ganzen Beziehungsgerede?“ Das Herz des Sängers schlug plötzlich doppelt so schnell in seine Brust. Dabei hatte er doch mit der Frage gerechnet. Es sogar heraufbeschworen! Wenn er von Uruha eine Stellungnahme verlangte, musste er ja mit dieser Gegenfrage rechnen. Er sah seinem gegenüber tief in die Augen. Uruhas Gesicht wirkte neutral. Vielleicht sogar etwas zu neutral. Ganz so, als wolle er keine Schwächen zeigen. Gackt konnte es ihm nicht verübeln. Wahrscheinlich war sein Blick genauso ausdruckslos. Auf Außenstehende mussten sie wohl so wirken, als unterhielten sie sich über irgendetwas Belangloses. Wahrscheinlich über das Wetter. Ob Uruha ahnen konnte wie wichtig für dieses Gespräch für den Älteren war? „Ich für meinen Teil könnte mir eine Beziehung schon vorstellen.“ Und damit hatte er es ausgesprochen. Die Worte, die Uruha einen Moment seinen neutralen Gesichtsausdruck vergessen und seine Züge ein wenig entgleisen ließen. Gackts Herz schlug schnell. Er wartete auf eine Antwort. Auf irgendeine weitere Reaktion. Schließlich hatte er mit diesem Satz eben all seine Ansichten, die er in den letzten Wochen vor dem Gitarristen dargelegt hatte, über den Haufen geworfen. Einfach so. Obwohl das doch gar nicht geplant gewesen war. Er hatte doch nur den Tag mit Uruha verbringen wollen. Einen Kaffee trinken. Reden. Er hätte die Beifahrertür seines Cabrios aufgehalten und kurz gelacht, weil der Blonde ihn tadelnd angesehen und sich dann beschwert hätte, dass man das doch nur bei Frauen macht. Anschließend wären sie zu Gackt nach Hause gefahren. Hätten einen Film geguckt. Etwas gegessen. Sex gehabt. Und am nächsten Morgen wäre Uruha wieder gegangen. Aber diese Tagesplanung ging gerade den Bach runter, denn der Gitarrist lehnte sich nun leicht überheblich zurück. „Jetzt spielst du mit mir. Du willst nur sehen, wie ich reagiere!“ Und trotzdem bemerkte Gackt ganz deutlich die Unsicherheit. „Das war mein Ernst.“ „Aber… aber…“ Und damit war Uruha offiziell verunsichert. Er beugte sich wieder ein Stück vor und hob die Augenbrauen. „Aber ich dachte du willst nichts Festes!“ „Dachte ich auch.“ So war es ja auch. Er hatte das nicht geplant. Er hatte nichts Festes gewollt. Und dann war Uruha aufgetaucht. Keiner sagte etwas. Der Blonde sah ihn mit einer Mischung aus Skepsis und Verwirrung an. Gackt hingegen konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Und wenn die Situation noch so ernst war, diese Mischung sah er so selten auf dem Gesicht des anderen, dass sie ihr ein wenig dieser Spannung, die sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, nahm. „Du bist niedlich, wenn du verunsichert bist.“ Und wieder hatte es Uruha geschafft, seine sonst so stabile Fassade schwanken zu lassen. Er sagte solche Dinge normalerweise nur, um seinem Gegenüber zu schmeicheln. Um ihn um den Finger zu wickeln. Diesmal nicht. Diesmal sagte er einfach, was er dachte. Eigentlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. „Ich bin nur wegen dir verunsichert.“ Der Blonde schien mittlerweile fast ein wenig bockig. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Gackt erwartungsvoll an. „Klär mich auf!“ „Was gibt’s da zu klären?“ Er konnte es sich einfach nicht verkneifen, den Jüngeren noch ein wenig weiter zu reizen. Aber das war nur die eine Seite seiner Strategie. Auf der anderen Seite wollte er jetzt nämlich klare Verhältnisse schaffen. Sie hatten dieses Thema angeschnitten, also würden sie es jetzt auch zu Ende bringen. Nochmal schaffte er das vielleicht auch gar nicht. „Ja, sind wir jetzt zusammen oder nicht?“ So wie Uruha die Worte aussprach, klang es eher wie ein Kind, das seinen Vater fragte, ob er jetzt zur Party gehen durfte oder nicht. Damit, dass er jetzt so direkt antworten musste, hatte Gackt eigentlich nicht gerechnet. Und es überrumpelte ihn. Natürlich hatte er es herausgefordert, aber irgendwie hatte er nicht geglaubt, dass der andere eben so direkt fragte. Was sollte er denn jetzt antworten? Uruha schien ebenfalls erst anschließend bemerkt zu haben, dass seine Frage doch ziemlich schwerwiegend war. Trotzdem versuchte er die Situation nicht zu entschärfen, indem er noch irgendetwas dazu sagte. Gackt wusste, dass er an der Reihe war. Der Gitarrist wollte genauso wissen, wo sie standen, wie er selbst es auch wollte. „Ich denke… schon.“ Der Sänger fühlte sich seltsam. War es richtig, das jetzt so auszusprechen? Immerhin gehörten zu einer solchen Entscheidung immer noch zwei und er konnte ja nicht einfach so entscheiden, ob Uruha mit ihm zusammen war. Was, wenn dieser gar nicht wollte? Wenn er auch nichts Festes wollte? Eigentlich hatten sie nie darüber geredet, wie der andere eigentlich zu einer Beziehung stand. Gackt hatte immer nur selbst seinen Standpunkt deutlich gemacht und damit war das Thema erledigt gewesen. „Wenn du willst…“, fügte er deshalb noch hinzu und bemerkte, wie unsicher seine Stimme war. Sein Herz schlug schon wieder so schnell. Diese verdammte Aufregung! Diese verdammte Abhängigkeit von der Antwort des anderen. Nein. Von dem anderen überhaupt! Gackt hätte nie gedacht, dass er mal so auf die Reaktion einer anderen Person angewiesen war. Der Sänger hatte gar keine Zeit zu reagieren, so schnell hatte sich Uruha über den Tisch gebeugt und ihm einen Kuss auf die Lippen gedrückt. Sein Herz reagierte dafür umso schneller, denn es schlug ihm bis zum Hals. Er liebte es, wie der andere ihn küsste. Er liebte dessen Lippen auf seinen eigenen und diesmal war es fast wie eine Bestätigung seiner eigenen Gefühle. Er wollte mit diesem Mann zusammen sein. Es war nur ein kurzer, beinahe kindlicher Kuss. Uruha entfernte sich wieder von ihm und sah ihn glücklich grinsend an. War das ein „Ja“? Doch statt sich zurück auf den Stuhl zu setzen, stand der andere auf, kramte kurz in seiner Hose und legte dann ein paar Münzen auf den Tisch. „Lass uns nach Hause gehen.“ Ein wenig verwirrt tat Gackt es ihm gleich und ließ zu, dass der Gitarrist grinsend nach seiner Hand griff. Etwas, was er noch nie in der Öffentlichkeit getan hatte. Und dem Älteren gefiel dieses Gefühl. Die Hand des anderen in seiner eigenen. Er könnte sich durchaus daran gewöhnen. Ohne einen Ton von sich zu geben, verließen sie gemeinsam das Cafe. Der Ältere war sich nicht sicher, ob er doch noch einmal nachfragen sollte. Wirklich geklärt hatten sie schließlich immer noch nicht, wie das jetzt mit der Beziehung aussah. „Uruha?“ Der Blonde zog ihn noch ein paar Meter weiter, bevor er sich fröhlich zu ihm umdrehte und ihm ein einziges Wort entgegenstrahlte, das auch Gackt ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Zwar zerstörte dieses Lächeln seine nahezu perfekte Fassade, aber das war ihm in diesem Moment vollkommen egal. „Ja.“ Kapitel 3: Wir haben nur einmal... (1) -------------------------------------- Name: Wir haben nur einmal... (1) Pairing: Aoi x Reita Prequel zu: learning by doing Genre: Aoi x Reita halt! xDD Zeitpunkt: etwa 4 Jahre vor Happy birthday to myself und learning by doing (also 2003) Hier ist er also... unser Aoi x Reita Oneshot... Der eigentlich gar keine Oneshot is, weil es zwei Teile sind.. ^^" Wir konnten uns mal wieder nich kurzfassen.. Es unterscheidet sich von der Storyline und Art her ziemlich von learning by doing (so vom Niveau her ûu""), obwohl er ein Prequel dazu ist. Allerdings eben auch nich zu dem Pairing, um das es dort geht ^^ "Wir haben nur einmal..." kann als eine Art.. auflockernde Zwischendurchgeschichte von learning by doing angesehen werden ^^ Was von der Grundstory geblieben is, sind großteils wohl Reis und Aois Charaktere xD (wobei sich die natürlich in 4 Jahren auch ein bisschen weiterentwickelt haben ûu") Ein letzter Hinweis noch: Der OS is abwechselnd aus Reitas und Aois Sicht geschrieben und beginnt mit Aoi. Aber eigentlich wollen wir hier jetz gar nich weiter versuchen irgendwas zu erklären, sondern wünschen euch einfach nur viel spaß bei einem mehr oder weniger sinnfreien Oneshot zu Aois und Reitas Beziehung zueinander. Den Rest überlassen wir euch ^^ __________________ Wir haben nur einmal... Teil 1 Endlich ist Ruki weg. Seit ich vor zwei Wochen mit Reita zusammengezogen bin, laden sich die Jungs immer selber ein, weil wir ein relativ großes Wohnzimmer haben und da genug Platz zum Trinken und Zocken ist. Natürlich hab ich nichts dagegen, wenn unsere Bandmitglieder mal ab und zu vorbeikommen, aber wenn sie dann immer einfach unangemeldet schon in der halben Nacht vor der Tür stehen, dann ist das doch was anderes. Ich setze mich neben Reita auf mein Kissen auf dem Boden. Wegen diesem Sturkopf nehmen wir momentan noch mit ein paar Kissen vorlieb. Er will einfach nicht die Couch kaufen, die ich ausgesucht habe! Dabei werden wir nirgends eine bessere finden! Und teuer ist sie auch nicht. Aber nein, lieber sitzen wir auf dem Boden mit eingeschlafenen Hintern. Mein Mitbewohner starrt immer noch voll konzentriert auf den Bildschirm und schlägt irgendwelche Monster zu Brei. Vor ihm steht eine Flasche Bier. Direkt neben den zwei leeren anderen, die noch dort stehen geblieben sind. Ich seufze kurz und nehme meine Flasche, die neben mir steht. Dann trinke ich den letzten Schluck, bevor ich sie zur Kochnische bringe und zu den anderen leeren Flaschen stelle. Meine dritte heute, aber trotzdem fühle ich mich nicht betrunken. Angeheitert, ja. Aber nicht betrunken. Im Wohnzimmer riecht es nach Rauch, obwohl das Fenster sperrangelweit offen steht und wir eigentlich abgemacht haben, nur am offenen Fenster zu rauchen. Ruki hält sich nicht wirklich daran. Und obwohl es eigentlich gerade ziemlich sinnlos ist, gehe ich trotzdem zum Fenster rüber und stecke mir dort eine Zigarette an. Es muss schon ziemlich spät sein. Zwei Uhr oder so. Zumindest ist es draußen stockfinster. Ich sehe nur eine betrunkene Gruppe Jugendlicher in unserer Straße und ein Auto, das gerade vorbeifährt. Der fünfte Stock ist ziemlich gut zum Beobachten – wenn hier um die Uhrzeit was los wäre. Aber wir wohnen in einem Viertel Tokyos, in dem allgemein nicht so viel los ist. Deshalb ist die Wohnung auch relativ billig. Reita und ich sind ziemlich geizig, was das angeht. Sieht man ja schon an unserem nicht vorhandenen Sofa. Idiot. Dafür stehen vor der Haustür ein Auto und ein Motorrad. Reita ist eben erst dabei den Motorradführerschein zu machen, aber wir haben beschlossen, dass er sich erstmal keine Maschine kauft, bis wir unsere Wohnung anständig eingerichtet haben. Dafür haben wir eine Abmachung, dass er mit meinem Motorrad fahren darf, sobald er den Führerschein hat, und ich mit seinem Auto. Jetzt steht meine Maschine allerdings da unten rum und er motzt mich ständig an, ich soll doch nicht vor seinen Augen damit rumfahren, weil er ja noch nicht darf. Kann ich was dafür, wenn er so lange für den Lappen braucht? „Willst du die nächste Runde mitspielen?“ Ich drehe mich zu meinem Mitbewohner um, der mich fragend anschaut. „Nein. Danke.“ Sobald ich das „Danke“ ausgesprochen habe, beiße ich mir selbst auf die Zunge. Wieso bin ich in letzter Zeit so höflich, wenn ich mit Reita spreche? Es ist eigenartig zwischen uns. Er ist eigenartig! Und darüber kann wohl auch kein Alkohol der Welt hinwegtäuschen. Der Blonde sieht zurück auf den Bildschirm, doch scheint unschlüssig, was er tun soll. Der Reita, den ich eigentlich kenne, hätte jetzt mit den Schultern gezuckt und noch ein paar Stunden gezockt ohne mich weiter zu beachten. Aber irgendwie verschwindet dieser Reita in letzter Zeit immer wieder. Immer, wenn die anderen nicht da sind und wir gerade nicht streiten – ja, diese Momente gibt es wirklich – kommt ein anderer Reita zum Vorschein und der ist… komisch. Und er ist jetzt wieder da. Ich spüre es an der angespannten Atmosphäre im Raum. Und ich weiß nicht, wie lang ich das noch aushalten kann! „Willst du lieber nen Film gucken?“, werde ich freundlich gefragt. Viel zu freundlich. Es wirkt schon fast höflich. Das mag ich nicht. Trotzdem nicke ich, als ich die Zigarette im Aschenbecher ausdrücke. „Aber bitte nicht einen deiner blöden Actionfilme oder irgendein schwachsinniger Horrorstreifen“, antworte ich, während Reita schon seine riesige DVD-Sammlung durchwühlt. ___________________-___ „Jaja…“, antworte ich Aoi murrend. Ich habe auch gar nicht vorgehabt einen meiner Lieblingsfilme auszuwählen. Nicht heute Abend. Für heute ist etwas anderes geplant. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich erst vor ein paar Sekunden dazu entschlossen habe, es wirklich durchzuziehen. Aber es muss sein! Ich halte es nicht mehr aus! Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Aoi mich beobachtet. Wie immer lass ich mir Zeit bei meiner Entscheidung. Ich weiß, dass er es hasst, wenn ich das tue. Eigentlich faucht er mich dann immer gleich an, aber seitdem wir zusammengezogen sind nicht mehr. Wir streiten immer noch ziemlich oft! Zum Beispiel wegen dem Sofa. Dabei hab ich so ein geiles Sofa gefunden und der Trottel schaltet einfach auf stur, wenns darum geht. „So viele DVDs hast du doch gar nicht!“ Ich wusste, dass seine Geduld nicht reicht, darauf zu warten, bis ich fertig bin mir einen Film auszusuchen. Aber das ist verdammt noch mal auch echt schwierig! Wie soll ich denn für heute einen passenden Film aussuchen? Ein dämlicher Gedanke kommt mir in den Sinn, den ich aber sofort wieder verscheuche. Nein. Zu passend. Mein Blick fällt auf eine Hülle aus dem Regal, die nicht auf der linken Seite – meiner Lieblingsseite – steht. „Sag mal… Ist der von dir?“ Ich strecke Aoi die fremde DVD entgegen. Ich hab den Titel noch nie gesehen. Würd ich wahrscheinlich auch nie kaufen. Sieht nach Kitsch aus. „Ah…“, kommt es nach kurzer Zeit vom Fenster her. „Den hat Ruha glaub ich mal hier vergessen.“ „Also Müll.“ Ich lege den Film auf den Wohnzimmertisch, um ihn irgendwann zurückzugeben. Irgendwann. Oder besser, Ruha holt ihn sich selber, wenn er ihn je wiederhaben will. Ich suche noch ein bisschen weiter. So schwer kann es doch nicht sein, einen passenden Film zu finden! Wieso besteht mein Regal eigentlich nur aus Horror- und Actionfilmen?? „Weißt du was ich schon lang nicht mehr gesehen habe?“ Ich drehe mich zu Aoi um, der seine Zigarette ausdrückt und zu mir rüberkommt, um in sein Fach, das wesentlich kleiner ist, zu greifen. „Den hier.“ Damit streckt er mir eine ziemlich alte Hülle entgegen. Stand by me. Alles klar. Ich zucke so ungerührt ich kann mit den Schultern. „Wenn du meinst.“ Ich kann mich nicht mehr wirklich an den Film erinnern, aber er scheint mir ne ganz gute Alternative zu sein. Dazu, noch länger vor dem Regal zu stehen und meine Filme zum dritten Mal durchzugehen, habe ich nämlich auch kein Bock mehr. „Ich hol noch ein paar Kissen. Leg du schon mal den Film ein.“ Damit verschwindet Aoi kurz in seinem Zimmer. ______________________ Etwas angespannt betrete ich den Raum, der seit zwei Wochen mein Eigen ist. Ich wunder mich immer noch darüber, dass mir Reita fast ohne Murren das größere Zimmer überlassen hat. Wahrscheinlich weil er genau wusste, dass seine riesige Sammlung an DVDs, CDs und Spielen für seine Konsole im Wohnzimmer viel mehr Platz wegnehmen wird als meine Sachen. Wobei meine CD Sammlung es mit seiner fast aufnehmen kann. Ich weiß noch, wie Kai sich bei der ersten Visite darüber beschwerte, dass wir nicht einmal Küchenstühle besitzen, aber dafür jedes Luna Sea-Album doppelt. Im Gegensatz zum Rest der Wohnung ist mein Zimmer schon komplett eingerichtet. Und wenn ich an die eigenartige Stimmung zwischen Reita und mir denke, würde ich jetzt auch gerne hier bleiben. Leider weiß ich aber auch, dass unsere Lage nicht besser wird, wenn ich mich einfach nur in meinem Zimmer verstecke, also nehme ich seufzend die Kissen vom Bett und trage sie ins Wohnzimmer zurück. Mein Mitbewohner hat es inzwischen geschafft die DVD einzulegen und beschäftigt sich intensiv mit der Filmhülle. „Cool! Der basiert ja auf einem Stephen King Roman!“ Ich lächel bei seiner enthusiastischen Feststellung. Natürlich könnte ich ihm jetzt sagen, dass es sich trotzdem nicht um einen Horrorfilm handelt, sondern eher um einen Kinderfilm über Freundschaft, aber ich lass es sein. Das wird er schon selbst mitbekommen. Außerdem finde ich es niedlich, wenn er sich so freut. Wie er so grinsend mitten im Raum steht. Mit seinen verstrubbelten blonden Haaren wirkt er richtig süß. Und seitdem wir zusammengezogen sind, fällt mir diese Seite an ihm immer häufiger auf. Vielleicht hatte Uruha mit seiner Vermutung also doch Recht… „Willst du auch noch was trinken?“, fragt mich der Blonde und reißt mich damit aus meinen Gedanken. „Haben wir noch was anderes als Bier im Haus?“ Reitas Grinsen wird noch ein bisschen breiter, was mich stutzen lässt. Was gibt es denn da zu grinsen? „Als Ruha gestern hier war, hat er tatsächlich was dagelassen, um unsere Minibar aufzufüllen.“ Bei der Erklärung verdreh ich die Augen. Das war ja typisch. Dieser Schluckspecht verschenkt nur Alkohol! Als ich die Flasche in Reitas Händen aber sehe, bin ich ein bisschen überrascht. Ich habe mit Wodka oder einem Schnaps gerechnet und nicht mit… „Irgendein europäischer Rotwein. Soll anscheinend ziemlich gut sein.“ „Ruha findet alles gut, was mehr als 10% hat“, lache ich und werfe die Kissen zu den anderen auf den Boden. Reita und Wein. Das passt irgendwie nicht. Ich weiß gar nicht, wann ich ihn das letzte Mal Wein trinken gesehen habe. Ich lege mich auf den Boden und greife mir ein paar Kissen, um es mir ein bisschen bequemer zu machen. Im Fernsehen kann man schon das Menü des Films sehen. Normalerweise hätte ich schon längst auf „Play“ gedrückt, aber heute warte ich. Ich weiß auch nicht warum. Einen Augenblick später setzt sich Reita neben mich und streckt mir ein Bierglas mit der roten Flüssigkeit entgegen. „Was? Wieso im Bierglas?“ „Hast du Weingläser gekauft?“, grinst mich der Blonde an. Nein, natürlich nicht. Wozu auch? Wir trinken nie Wein und sogar Ruha hat sich mittlerweile damit abgefunden, dass er hier keine Weingläser finden wird. Mich hat es nie gekümmert, dass wir für Wein keine passenden Gläser haben, aber heute stört es mich irgendwie. Was solls. Kann man nicht ändern. Für das nächste Mal werde ich vorsorgen. Moment… Für das nächste Mal?? Reita nimmt die Fernbedienung und drückt auf Start, bevor er einen großen Schluck der roten Flüssigkeit nimmt und sich im Schneidersitz hinsetzt. Ich weiß genau, dass es nicht lange dauern wird, bis es ihm zu unbequem ist und er neben mir liegt. Das ist immer so. Nur haben wir da normalerweise kein Glas Wein in der Hand, sondern Wodka oder eine Flasche Bier. Der Film fängt an, aber ich kann mich nicht richtig darauf konzentrieren. Vielleicht weil ich ihn schon gesehen habe. Vielleicht aber auch, weil ganz andere Gedanken durch meinen Kopf schwirren. Es dauert wirklich nicht lange, bis Reita zu grummeln anfängt und sich ein paar Minuten später hinlegt. Diese Gewohnheit gibt mir irgendwie ein bisschen Sicherheit und lässt mich kurz lächeln. ____________________ „Was gibt’s denn da zu grinsen?“, frage ich Aoi, kann es mir aber auch nicht verkneifen zu lächeln. Keine Ahnung wieso. Wir liegen nur nebeneinander und lächeln uns dümmlich an. Wobei Aoi sicher viel dämlicher grinst als ich. Leider gelingt es mir momentan nicht ihn deshalb auszulachen. Uruha hat wahrscheinlich Recht. So wie der mich anhimmelt, ist er ganz eindeutig in mich verschossen. Und auch ich kann nicht behaupten, dass er mich kalt lässt. Nichts Richtiges. Nur eine kleine Schwärmerei. Wenn überhaupt. Doch wenn wir diese angespannte Stimmung nicht bald los werden, können wir uns auch gleich wieder getrennte Wohnungen besorgen. Ich werde leicht rot, wenn ich daran denke, wie wir „Druck abbauen“ könnten, um es mal mit Ruhas Worten zu sagen. Peinlich berührt sehe ich zurück auf den Bildschirm. Aoi räuspert sich jetzt verlegen. Wahrscheinlich ist auch ihm gerade klar geworden, dass wir uns ein bisschen zu lang angeschaut haben. Meine anfängliche Frage, wieso er gegrinst hat, bekomme ich wohl nicht mehr beantwortet. Allerdings bin ich auch schon genug damit beschäftigt so zu tun, als würde ich den Film verfolgen und gleichzeitig Aoi aus dem Augenwinkel zu betrachten. Wir liegen nicht dichter beieinander als sonst und trotzdem spür ich die Nähe des Dunkelhaarigen viel intensiver. Es ist nicht wirklich so, dass ich mir jemals bewusst vorgestellt hätte mit ihm zu schlafen oder es mir direkt wünschen würde. Ich bin nur neugierig. Neugierig darauf, wie es sich anfühlt ihn zu berühren. Wie seine Lippen schmecken. Ob er im Bett wohl genau so leidenschaftlich ist, wie wenn wir uns streiten oder ob er auch eine sanfte Seite an sich hat. Alles Fragen, die sich in den letzten zwei Wochen irgendwie gebildet haben. Fragen, die ich eigentlich ignorieren wollte bis sie mich nicht mehr interessieren. Aber wenn ich Aoi so dabei beobachte wie er vorsichtig an seinem Bierglas nippt und sich danach die rote Flüssigkeit von der Unterlippe leckt, sollte ich mir vielleicht doch ein paar Antworten beschaffen. Vielleicht sogar heute noch. Nein, auf jeden Fall heute noch! Sonst find ich ja gar keine Ruhe mehr. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto schwerer fällt es mir, mich zu rühren. Oh Gott, wieso hat der mich denn so in der Hand?! Ich muss ganz dringend was dagegen tun! Kann ja nicht sein, dass ich mich wie ein pubertierender Volltrottel verhalte und es nicht schaffe, ihm meine Zunge in den Hals zu stecken! Oder so… Naja… Vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall… Irgendwas halt zu machen! Grummelnd lasse ich mich wieder in die Kissen sinken und starre von mir selbst genervt auf den Bildschirm. „Ist was?“, fragt mich Aoi, nachdem ich nach ein paar Minuten immer noch angepisst dem Film folge. Oder auch nicht folge, sondern mich mit meinen eigenen Gedanken beschäftige. „Natürlich ist was!“, fauche ich unüberlegt zurück und habe danach sofort ein schlechtes Gewissen. Ja, so läuft das ja wirklich ganz toll. Weiter so, Reita! Gut gemacht! „Und was?“, fragt mich Aoi jetzt zögernd. Ich hab jetzt echt kein Bock auf so ein Gespräch. Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Nichts“, grummel ich vor mich hin und vergrabe mich wieder in den Kissen. Der Film läuft weiter. Neben mir regt sich nichts. Aoi sieht mich also immer noch an. Ich lasse mir die Haare ins Gesicht fallen, weil ich es hasse, beobachtet zu werden. Die Stimmung ist sowieso kaputt, also brauch ich mich auch gar nicht weiter bemühen. Ein paar Sekunden später schnappe ich nach Luft, als mich plötzlich etwas am Hinterkopf trifft. Erschrocken wende ich den Kopf zu Aoi, der hinterlistig grinsend ein Kissen in der Hand hält. Mit einem anderen hat er gerade nach mir geworfen. _______________________________ Das Kissen in meiner Hand wartet nur darauf, auf Reita geworfen zu werden. Aber ich warte ab. Bin mir nicht so ganz sicher, ob mein Plan aufgeht, die Stimmung damit wieder zu lockern. Keine Ahnung, warum er plötzlich so angepisst war, aber so leicht lasse ich ihn nicht den Abend zerstören! Der Blonde blinzelt mich kurz an und er sieht dabei so süß verwirrt aus, dass ich mich am liebsten für den hinterlistigen Angriff entschuldigen würde. Allerdings ist der Moment schnell vorbei und seine Augen beginnen zu blitzen. Ich sehe wie er versucht ein hämisches Grinsen zu unterdrücken und muss mir selbst eingestehen, dass mir der Anblick irgendwie gefällt. Bevor ich mich noch völlig in dem Moment verliere, schmeiße ich auch das zweite Kissen nach Reita. Leider ist er ja dieses Mal darauf vorbereitet und wehrt es geschickt ab. Keine Sekunde später beginnt er mit dem ersten Kissen, das ich geworfen habe, auf mich einzuschlagen. Schützend hebe ich meine Hände vors Gesicht und greife nach dem Bezug. Allerdings schaffe ich es nicht die Waffe wieder an mich zu bringen, denn an der anderen Seite hängt noch ein ziemlich dreckig grinsender Bassist. Ich ziehe fester an dem Stoff, aber Reita lässt nicht locker. Schaut mich nur weiter mit diesem Blick an, der mich fast verrückt macht. Und jetzt entdecke ich meine Chance! Ohne einen zweiten Gedanken zu verschwenden, werfe ich mich auf den Blonden und drücke ihm dabei das Kissen ins Gesicht. Überrascht lässt Reita los und ich drücke den gewonnen Schatz fest an meine Brust. Wobei das natürlich nicht das eigentliche Ziel war. Es ging viel eher darum, Reita endlich näher zu kommen. Und da ich immer noch auf ihm drauf liege, scheine ich auch hier gut voranzukommen. Ich stoße ein etwas gespieltes „Haha!“ aus, woraufhin Reita wieder beginnt an dem Kissen zu ziehen. „Gib das zurück!“ „Hol’s dir doch!“ Ich klammer mich mit all meiner Kraft an dem Stück Stoff fest, an dem Reita weiterhin herumzieht. Wir ignorieren einfach beide die Tatsache, dass um uns herum noch gefühlte hundert Kissen liegen und „streiten“ uns weiterhin um das eine. Ich merke, wie Reita aufhört zu ziehen und sich unter mir regt. Keine Sekunde später liegt er über mir. Eigentlich habe ich kein Problem mit dem Rollenwechsel, weiß ich doch von Uruha, dass das eigentlich nicht Reitas bevorzugte Position ist. Außerdem spüre ich, wie der Blonde seine neu erlangte Stellung gleich missbraucht, indem er sein Becken ziemlich stark an meines presst. Ich unterdrücke ein Keuchen, ziehe stattdessen nur scharf die Luft ein. Aber warum eigentlich? Wäre es taktisch nicht viel klüger zu keuchen? Ja, nächstes Mal dann. Meine Überlegungen werden aber ziemlich abrupt unterbrochen, als sich Reita meine Handgelenke schnappt, die noch immer eng an das Kissen gedrückt sind, und an ihnen zerrt, bis meine eine Hand tatsächlich das Ding loslässt. Einerseits wohl, weil ich leicht überrascht bin, aber andererseits muss ich auch sagen, dass ich mich nicht sonderlich stark gewehrt habe. Warum sollte ich auch? Das hier führt schließlich genau in die Richtung, in die ich es gelenkt habe. Meine Hände werden von Reita auf beide Seiten neben meinen Kopf gezerrt und dort auf den Boden gepinnt. Das Kissen lasse ich dann auch endlich los, sodass es neben meinem Kopf liegenbleibt, und bedanke mich stumm bei ihm. Ist jetzt auf jeden Fall mein Lieblingskissen. Reitas Blick huscht schnell zu besagter Hand, die jetzt frei ist, und ich frage mich, ob der Kerl jetzt gerade ernsthaft daran denkt, sich das Kissen zu schnappen und dann seinen Triumph zu feiern. Also versuche ich ihn so gut wie möglich zu fixieren und herausfordernd anzugucken. Damit er auch ja nicht vergisst, wo sich die eigentliche Musik abspielt! Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, was für ein Lied da überhaupt bei ihm läuft. Was er sich bei der ganzen Aktion hier denkt. Kann mir aber auch egal sein. Außer… Außer wenn er sich in mich verknallt hat. Aber nein. Nicht Reita. Schwachsinn. Schwachsinn!! Ich konzentriere mich wieder ganz auf meinen herausfordernden Blick und beginne jetzt auch noch zu grinsen. Und tatsächlich! Er macht das Gleiche! Also dann der nächste Schritt. Ich ruckel ein bisschen herum, um es nicht ganz so absichtlich erscheinen zu lassen und hebe dann mein Becken, um es gegen Reitas zu drücken. Eigentlich wollte ich ja damit bewirken, ihn ein bisschen aus der Fassung zu bringen, nur irgendwie hab ich dabei wohl meinen eigenen Körper überschätzt. Reflexartig schnappe ich wieder nach Luft. _____________ Ein Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, das ich gar nicht erst versuche zu unterdrücken. Da scheint sich aber jemand mächtig an mir aufzugeilen. Wobei ich eigentlich glaube, dass Aoi mit der Aktion etwas anderes bezwecken wollte. Bevor das geschieht, ergreife ich lieber selbst die Initiative und presse mein Becken stark an seines. Ein wohliger Schauer überfällt für einige Sekunden meinen Körper und hinterlässt eine unglaubliche Hitze in mir. Dieses Mal glaube ich ein echtes Keuchen von Aoi zu hören. Mein Grinsen wird eine Spur dreckiger. Jetzt habe ich ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. Und es fühlt sich wirklich gut an. Kaum verringer ich meinen Druck wieder, drückt sich mir Aoi auffordernd entgegen. Ein tiefes Seufzen entweicht meinen Lippen. Es ist sinnlos zu verbergen, dass mir unser kleines Spielchen auch gefällt. So, wie er sich mir entgegenstreckt, ist ihm das eh schon bewusst. Der Schwarzhaarige lässt seine Hüfte sinken und sofort presse ich mich wieder an ihn. Ein weiteres Keuchen von uns beiden. Unglaublich, wie schnell die Stimmung sich geändert hat! Wir wiederholen das Wechselspiel und erreichen einen ziemlich stürmischen Rhythmus, der sich immer mehr beschleunigt. Meine Atmung wird immer zittriger. Ab und zu verlässt ein leises Stöhnen meine Lippen, was ich auch nicht zu unterdrücken versuche. Jetzt ist es egal. Wir haben die Schwelle eindeutig überschritten. __ Nur als kleine Info noch: Der nächste teil wird adult sein ;) Kapitel 4: Wir haben nur einmal... (2) -------------------------------------- Name: Wir haben nur einmal... (2) Pairing: Aoi x Reita Prequel zu: learning by doing Genre: Aoi x Reita halt! xDD Zeitpunkt: etwa 4 Jahre vor Happy birthday to myself und learning by doing (also 2003) ______________________ Und hier also Teil 2 ^^ ______________________ Wir haben nur einmal... (2) Ich spüre, wie meine, in der Zwischenzeit entstandene Erektion an der von Aoi reibt und nur der Gedanke daran entlockt mir ein weiteres Aufkeuchen. Der Schwarzhaarige unter mir stöhnt ungehemmt auf, während er ein Hohlkreuz macht und sich mir noch mehr entgegen drängt. Viel mehr kann er in seiner Situation auch nicht machen, da ich immer noch seine Handgelenke halte. Seine Haare hängen ihm wirr ins Gesicht und kleben teilweise schon. Er schwitzt. Genau wie ich. Die Hitze ist fast unerträglich und scheint sich mit jedem Körperkontakt noch zu erhöhen. Wir pressen uns immer fester aneinander. Schneller. Hektischer. Entlocken uns gegenseitig immer ungehemmtere Töne. Bis die Hitze wirklich unerträglich wird und ich Aois Hände loslasse, um mich auf seine Hüfte zu setzen und bei der Berührung leise zu stöhnen. Es braucht ein paar Sekunden, bis mir mein eigentliches Vorhaben wieder einfällt und ich mir mein Shirt über den Kopf ziehe. Ich bin erleichtert, dass sich Aoi auch kurz aufsetzt, nachdem er mich ein Stück weiter runter geschoben hat, und dasselbe mit seinem Oberteil macht. Muss ich es ihm schon nicht ausziehen. Und Zeit sparend ist es noch dazu. Als ich das lästige Ding endlich aus habe, bemerke ich, dass Aoi den kleinen Moment meiner Unachtsamkeit dazu nutzt, um sich selbst aus seiner Lage zu befreien und seine Beine unter meinem Körper wegzuziehen. Was hat der denn jetzt vor? Verdammt, der soll da sofort wieder zurück! Ich hab jetzt echt keinen Nerv für irgendwelche Spielchen! Ich beruhige mich wieder ein bisschen – oder vielleicht passiert auch gerade das Gegenteil, weil mein Herz einen ziemlich freudigen Sprung macht – als sich Aoi an seiner Hose zu schaffen macht und die dann ziemlich schnell aus hat. Jetzt sitzt er hier vor mir auf dem Boden und guckt mich mit einem so geilen Blick an, dass meine Hose gleich nochmal ein bisschen enger wird. Ich sollte das Teil auch endlich mal los werden. Sonst denkt er noch, ich bin zu feige. Aber dafür ist es jetzt sowieso zu spät. Aoi würd mich ewig damit aufziehen, wenn ich jetzt nen Rückzieher machen würde. Das kann ich nicht riskieren. Ehrlich gesagt, will ich auch gar nicht. Oder zumindest will mein Körper nicht. Und das ist auch für Aoi ziemlich deutlich zu sehen. Hektisch zieh ich mir das nervige Ding selbst von den Beinen und ich muss sagen, dass es mich irgendwie echt anmacht zu wissen, dass ich dabei unter solchen Blicken beobachtet werde. Mit einem auffordernden Grinsen sehe ich ihn anschließend an. Soll er mir doch die Boxer ausziehen, wenn er geil auf das ist, was drunter ist. Ich werd’s bei ihm ja auch machen dürfen. Und wie ich mich schon drauf freue! Gerade will ich mir einen coolen Spruch überlegen, als ich regelrecht besprungen werde. Ein Stöhnen verlässt meine Lippen, als ich unsanft nach hinten gepresst werde. Allerdings haben die Laute weniger mit unserem harten Boden zu tun, sondern eher mit der Hand, die jetzt ganz ungeniert meinen Schritt massiert. _____________ Reitas lautes Stöhnen animiert mich dazu meinen Griff noch fester werden zu lassen. Scheinbar habe ich zusammen mit meinen Klamotten auch noch den letzten Rest meiner Hemmungen über Bord geworfen. Ich beuge mich runter und lasse meine Zähne über die scheinbar makellose Haut des Bassisten kratzen. Reitas Hände wandern ohne Umschweife zu meiner Boxer. Erregt keuche ich auf als sich seine Hände auf meinen nackten Hintern legen. Eigentlich hat er völlig Recht. Der Stoff stört nur. Wieder beuge ich mich zu ihm, damit er mir die Shorts weiter herunterziehen kann. Ich löse mich kurz von ihm, um sein angefangenes Werk zu beenden. Auffordernd streckt der Blonde unter mir sein Becken in die Höhe, um mich daran zu erinnern, dass man ihn auch noch von seinen Boxern befreien muss. Nichts wozu er mich zweimal auffordern müsste. Quälend langsam ziehe ich den Stoff nach unten, während ich damit beginne Reitas Oberkörper mit Zähnen und Zunge zu liebkosen. Die Hände des Blonden wandern fahrig über meinen Rücken und ein tiefes Stöhnen verlässt seine Lippen als ich seinen Lendenbereich küsse. Meine Behandlung scheint ihn keinesfalls kalt gelassen zu haben. Unbewusst leckte ich mir über die Lippen und frage mich, wie Reita wohl schmecken würde. Schnell versuche ich mich wieder zu konzentrieren. So verlockend diese Vorstellung auch momentan ist, so weiß ich auch, dass ich es später bereuen würde so gierig gewesen zu sein. Ich will Reita! Und zwar richtig! „Scheiße, was soll das?“, fährt er mich an und reißt mich damit ziemlich grob aus den Gedanken. „Jetzt starr da nicht nur so hin, sondern mach gefälligst auch was!“ Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich sein Bestes Stück wirklich gerade einfach nur angestarrt habe. Aber mein Schamgefühl hat sich ja sowieso schon verabschiedet, also ist mir das auch nicht wirklich peinlich. Ich befeuchte zwei meiner Finger unter Reitas Blicken mit Speichel und führe sie zu seinem Hintern. Zum Glück hat er mir die wichtigsten Sachen erzählt, die man beachten muss. In betrunkenem Zustand natürlich. Da kriegt man so einiges aus ihm raus, was man manchmal auch gar nicht wissen will. Jetzt bin ich froh drüber. Vielleicht wär ich sonst doch ein bisschen unsicher gewesen. Wär mir aber wahrscheinlich auch egal gewesen. Einen kleinen Moment zögere ich dann aber doch. Nicht aus Angst oder weil ich nen Rückzieher machen will. Eher, weil ich darüber nachdenke, wie sich Reita anfühlt. Auf was für ein Gefühl ich mich vorbereiten muss. Kurz werfe ich ihm einen Blick zu, der meine Gedanken aber mit einem Schlag in eine andere Richtung lenken: Scheiß drauf. Ich werds gleich erfahren. Ja, das Gefühl, als sich mein Finger in ihm versenkt, ist komisch. Neu. Geil. Im ersten Moment versuche ich mich an das zu erinnern, was Reita mir damals übers Vorbereiten vorgelallt hat. Im zweiten Moment ist mir das ziemlich egal und vergessen ist es sowieso. Außerdem glaube ich, ich stell mich gar nicht so schlecht an, seinen Lauten nach zu urteilen. Sie lassen mich weiter gehen. So weit, dass ich irgendwann der Meinung bin, dass jetzt genug Vorarbeit geleistet ist und er genug Spaß alleine hatte. Ich finde mich über ihm wieder und starre ihn an. Verdammt, ist das heiß. Wahrscheinlich ist es ein Kurzschluss in meinem Kopf, der veranlasst, dass ich mich plötzlich zu ihm runterbeuge und ihm meine Zunge in den Mund stecke, wo sie auch gleich von seiner empfangen wird. Ich spüre wie sich sein Becken an meins presst und seine Hände an meinem Hinterkopf, die mich im selben Moment zu ihm gezogen haben, mich dann aber ziemlich schnell wieder loslassen und ich dann genauso schnell wieder aus seinem Mund verschwinde. Was war das denn? Hab ich grad echt Reita geküsst?? Er sieht mich genauso verwirrt an. Okay, dann war das nicht nur für mich komisch. Gut zu wissen. Und gut zu wissen, dass wir das mit dem Küssen vielleicht doch besser sein lassen. Verwirrt nur. Lieber wieder auf das wirklich Wichtige konzentrieren. So schamlos aufreizend wie er mir sein Becken entgegenstreckt, ist es auch nicht sehr schwer zum eigentlichen Thema zurückzufinden und diesen eigenartigen Moment schnell zu vergessen. Ohne weitere Umschweife dringe ich tief in ihn ein. Reita stöhnt laut auf und ich glaube auch Schmerz in seiner Stimme mitzuhören. Leider bin ich momentan nicht dazu in der Lage, darauf auch nur irgendwie Rücksicht zu nehmen. Ich stoße nochmal hart zu und stöhne dabei ungehalten auf. Und ich fand die Nummer mit den Fingern schon geil! Das war mit den Gefühlen, die ich jetzt hab, nicht mal ansatzweise zu vergleichen. Reitas Enge lässt meine Erregung fast schon schmerzlich pulsieren und ich kann nicht anders als mich immer weiter an ihm zu vergehen. Inzwischen drückt sich Reita mir bei jeder meiner Bewegungen auffordernd entgegen, was ich für ein gutes Zeichen halte. Wahrscheinlich hätte ich aber auch gar nicht passend darauf reagieren können, wenn es anders gewesen wäre. Dafür hat die Lust zu sehr überhandgenommen. Dennoch schaffe ich es irgendwie seine Erregung zu packen und sie rhythmisch zu meinen Bewegungen zu pumpen. Reitas Stöhnen wird tiefer und er drängt sich mir noch weiter entgegen. Lässt mich dadurch noch tiefer in ihn gleiten als ich es bisher getan hatte. Meine Bewegungen werden hektischer. Die Hitze wird immer unerträglicher. Die Lust immer unendlicher. Es wird unvorstellbar schwer sich zu konzentrieren. Noch einen klaren Gedanken zu fassen. Also lass ich es. Ich lasse mich einfach mitreißen. Stoße. Härter. Tiefer! Treibe mich selbst immer weiter in Ekstase. Bis ich mit einem letzten kehligen Aufschrei in den Körper unter mir komme. Ich lasse den Höhepunkt mich voll ausfüllen und falle dann erschöpft auf den Körper unter mir. Nebenbei spüre ich jetzt, wie eine zähe Flüssigkeit auf meinem Bauch klebt. Glück gehabt. Scheinbar hab ichs nebenher irgendwie geschafft auch Rei über die Klippe springen zu lassen. Der keucht mir nämlich ziemlich schwerfällig ins Ohr. Aber ich bin wahrscheinlich nicht viel besser. Mein Herz rast als hätte ich einen Marathon hinter mir. Ich spüre den Schweiß auf meinem ganzen Körper. Spüre, wie sich mein Körper immer wieder zusammenzieht. So erschöpft hab ich mich schon ewig nicht mehr gefühlt. Erschöpft und befriedigt. Als ich mich zumindest ein kleines bisschen erholt habe und wieder ansatzweise klare Gedanken fassen kann, lasse ich mich von Rei rutschen und lege mich neben ihn auf den Boden. Auf den Kissen liegen wir schon lang nicht mehr. Die liegen weit um uns herum verstreut. ____________________ Scheiße. Mir tut alles weh. Kalt ist mir auch, weil Aoi jetzt nicht mehr auf mir liegt und ich die kalte Luft durch den Schweiß noch deutlicher bemerke. Aber bewegen kann ich mich trotzdem nicht. Muss erstmal wieder anständig Luft bekommen. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob ich mich überhaupt bewegen will, so heftig wie Aoi abgegangen ist. Aber geil wars. Das kann ich wirklich nicht abstreiten. Ich hab das Gefühl als wäre jeder einzelne Muskel meines Körpers an der Aktion eben beteiligt gewesen, so fertig bin ich. Ob Aoi beim Sex immer so abgeht? Und ob er immer oben liegt? Er redet ja nie drüber! Nicht, dass ich da ne Plaudertasche bin, was mein Sexleben betrifft – zumindest nicht in nüchternem Zustand – aber ganz so prüde wie Aoi bin ich da auch nicht. Trotzdem… Danach zu urteilen, wie schnell wir uns vorhin einigen konnten, scheint er eher der Typ zu sein, der oben liegt. Dass es seltsam und ich vielleicht sogar eifersüchtig sein sollte, ihn mir beim Sex mit anderen vorzustellen, obwohl ich eben selbst mit ihm geschlafen habe, fällt mir erst einen Moment später auf. „Ich hätt nicht gedacht, dass es so heiß ist…“, höre ich ihn irgendwann neben mir nuscheln. Muss schon ein bisschen Zeit vergangen sein. Unsere Atmung und vor allem mein rasendes Herz haben sich nämlich allmählich beruhigt. Ich drehe meinen Kopf zu Aoi. Einen Arm hat er über die Augen gelegt und seinem Grinsen und den Worten nach zu urteilen scheint er zufrieden zu sein. „Na danke für das Kompliment“, gebe ich gespielt beleidigt von mir. Denkt der etwa ich bin ne Niete im Bett? „Ich mein… überhaupt mit nem Kerl“, kommt wieder das leise Nuscheln von nebenan. Diesmal brauche ich aber einen Moment länger, um zu verstehen was er meint. Wie? Mit einem Kerl? Ich setze mich schlagartig auf und gebe dabei sofort ein leises Zischen von mir. Verdammt, Aoi hätte echt mal ein bisschen vorsichtiger sein können! Nur… Wenn das, was ich denke, wirklich wahr ist, kann ich es ihm wahrscheinlich nicht mal verübeln. „Scheiße, Aoi! Sag mir nich, ich war dein erster Typ!“ Der Angesprochene nimmt jetzt seinen Arm von den Augen und sieht mich ziemlich blöde an. Das zufriedene Grinsen ist verschwunden und ihm scheint stattdessen einzufallen, dass er gerade etwas ziemlich Dummes gesagt hat. Während mir aufgeht, dass ich etwas ziemlich Dummes angestellt hab. Etwas verdammt Dummes sogar! Aois blödem Gesichtsausdruck nach zu urteilen stimmt nämlich meine Vermutung. Und die Tatsache, dass ich Aois erster Kerl war, gibt dem Ganzen viel mehr Gewicht als ich eigentlich wollte. Was hat der Idiot sich eigentlich dabei gedacht?! Hoffentlich bedeutet das nicht, dass er sich richtig in mich verliebt hat oder irgend son Scheiß. Mit ner kleinen Schwärmerei hab ich gerechnet, aber mehr wär echt zu viel! „Wieso hast du mir das nich gesagt, du Arsch?“, fahr ich ihn jetzt an, weil ich nicht weiß, was ich sonst machen soll. Aoi reagiert so, wie er immer auf meine Vorwürfe reagiert: Zickig. „Geht dich doch nichts an“, faucht er zurück, was mich noch wütender werden lässt. „Wie geht mich nichts an? Ich würd gern Bescheid wissen, wenn sich ein Anfänger an meinem Hintern vergreift!“ „Bin ja anscheinend ein Naturtalent.“ Der Ältere schenkt mir jetzt ein überhebliches Grinsen. Von der Zicke zum Macho in nur wenigen Sekunden. Das schafft auch nur er. „Das mit dem Naturtalent glaubst auch nur du“, murmel ich bockig, woraufhin Aoi auf seinen Unterleib zeigt. „Beweisstück A“, meint er auch noch arrogant, während ich das Sperma betrachte, das immer noch an ihm klebt. Mein Sperma. Ich schenke ihm einen Todesblick, weil mir leider nichts Passendes einfällt. Kann ja schlecht bestreiten, dass ich gekommen bin. Und fürs erste Mal hat er sich schon verdammt gut angestellt. Was ich ihm jetzt natürlich nicht sagen werde. Wenigstens können wir uns anscheinend wieder streiten wie früher. Auch wenn das Thema neu ist. Trotzdem weiß ich noch nicht, welche Bedeutung der Sex für Aoi hatte. Muss ich unbedingt noch rauskriegen. „Trotzdem…“, fange ich wieder an. „Hättest du mir ruhig vorher sagen können, dass du in mich verschossen bist.“ Gewagte Aussage. Jetzt zählts. Bitte, Aoi. Bitte widersprich mir! Sonst haben wir ein ernstes Problem. ____________ Zuerst glaube ich mich verhört zu haben. Dann setze ich mich langsam auf. „Was?“ Verschossen? Im ersten Moment wollte ich protestieren, aber im zweiten Moment denk ich drüber nach, in was für einer Situation ich mich hier gerade befinde. Ich hab mit Rei geschlafen. Mit Reita. Meinem besten Freund. Weil ich verliebt in ihn bin? „Na… In den blöden Kitschfilmen ist der erste Sex doch immer mit jemandem, in den man verschossen ist.“ Ich höre, dass Rei unsicher ist. Warte mal. Will er mich prüfen? Dass es ja nicht wirklich mein erster Sex war – nur eben der erste mit einem Mann – überhöre ich jetzt mal gekonnt, denn der dritte Moment folgt gerade, in dem ich darüber nachdenke, was ich jetzt gerade fühle. Der Sex war geil. Die Anspannung zwischen uns scheint verschwunden. Und wenn ich Reita ansehe, dann wird mir klar: Ich bin nicht in ihn verliebt. „Ruha hatte Recht…“, rutscht es mir leise über die Lippen. Ich bin perplex. Ruha hatte Recht! Zumindest bei einer Sache. Reita guckt mich jetzt ziemlich ungläubig an. „Ruha?“ Es folgt eine kleine Pause, in der ich ihn nur weiter sprachlos anstarre, bevor er weiterredet: „Nee, oder?“ Hä?? Wie ‚Nee, oder?‘? Jetzt bin ich nicht nur perplex, sondern auch verwirrt. Weiß Rei von etwas, bei dem ich nicht dachte, dass ers weiß? Kann es sein, dass unser Schluckspecht vielleicht…? „Das glaub ich jetzt nicht! Der Idiot hat mit dir auch geredet?!“ „Wie?? Echt jetzt? Mit dir auch?!“ Ich nicke langsam. „Was hat er zu dir gesagt?“ Reita antwortet ohne zu zögern. Er scheint ziemlich aufgebracht zu sein. „Dass du in mich verschossen bist! Oder dass wir einfach nur…“ Seine Worte werden gegen Ende seltsam leise, also beende ich den Satz für ihn. „Nur Sex brauchen, damit die komische Stimmung weggeht.“ Mein Gegenüber schlägt sich gegen die Stirn. „Und wir Idioten sind tatsächlich drauf reingefallen!!“ Ja, wir sind Idioten. Was für Idioten. Nur leider ist das leise Stimmchen immer noch in meinem Hinterkopf. „Aber er hatte Recht… Das mit der Stimmung…“ Unglaublich, dass wir das wirklich getan haben. Und noch unglaublicher, dass es anscheinend funktioniert hat! „Oder?“ Ein ungutes Gefühl überkommt mich, als ich daran denke, dass ich Reitas Antwort immer noch nicht kenne. Dass ich immer noch nicht weiß, was er eigentlich über die Sache denkt. Vielleicht hat er ja gehofft, dass ich ihm sag, dass ich was von ihm will und ihm dann strahlend um den Hals falle, wenn er das Geständnis erwidert. Eine echt verstörende Vorstellung. Und jetzt braucht er auch noch so lange mit der Antwort. Und sieht mich auch noch so ernst an. Bitte nicht! Lass mich jetzt nicht dadurch unsere Freundschaft zerstört haben. Die Band aufs Spiel gesetzt haben! Zwar gibt es keine Regel, die uns den Sex miteinander verbieten würde, aber wenn Kai davon Wind bekommt, wirds wohl ziemlich schnell eine geben! Reita, du Idiot! Sag doch endlich was! „Die Stimmung is cool, mal davon abgesehn, dass ich dich für meinen schmerzenden Arsch am liebsten umlegen würde.“ Ich atme bei seiner charmanten Antwort erleichtert auf. Immer noch lieber eine Morddrohung als ein Liebesgeständnis. Und sehr viel Liebe hat aus seiner Antwort ja nicht gesprochen. Gut so. Wir nähern uns dem Normalzustand. „Also… einmalig?“, hake ich vorsichtig nach. „Einmalig.“ Bei der Antwort fällt mir ein Stein vom Herzen. Geschafft! Freundschaft gerettet und guten Sex gehabt! Und das alles nur an einem Abend. Ich bin echt ein Genie. Ich freu mich aber nicht nur über den Inhalt seiner Antwort, sondern auch darüber, wie wortkarg Reita wieder ist. Seine unfreundliche Art hat mir echt gefehlt. „Und… jetzt?“, frage ich meinen Mitbewohner. Schließlich hocken wir hier immer noch nackt auf dem Boden rum. Er überlegt kurz und grinst mich dann von der Seite an. „Jetzt ziehn wir uns etwas an, spulen den Film nochmal auf Anfang und überlegen uns, wie wir uns an Uruha für diese Verkupplungsaktion rächen können.“ Ich nicke zustimmend und stehe auf, um meine Klamotten zu packen und dann im Bad zu verschwinden. Mir fallen auch schon die ersten Bestrafungen für Ruha ein und ich muss ein ziemlich fieses Lachen unterdrücken, während ich mich im Bad sauber mach. Ich kann zwar nicht bestreiten, dass sein Plan ziemlich gut funktioniert hat, aber er kann uns trotzdem nicht wie Spielfiguren aufeinander loslassen. Und dass der Plan des blonden Gitarristen so reibungslos verlaufen ist, werden wir ihm garantiert auch nicht auf die Nase binden. Da sind Rei und ich uns sicher einig. Trotzdem spür ich eine gewisse Dankbarkeit Uruha gegenüber, als ich dann die Badezimmertür wieder öffne. Reita hat sich inzwischen auch angezogen und es sogar geschafft die Unordnung auf dem Boden zu beseitigen. Er schaut nicht in meine Richtung als ich den Raum betrete. Weil wir das einfach noch nie gemacht haben. Das wäre zu höflich. Nicht unsere Art. Ich lasse mich neben ihn auf den Boden fallen und greife nach der Fernbedienung, um auf Stopp zu drücken. Ich hab eben mit Reita geschlafen. Meinem besten Freund. Und verdammt, wir hatten echt heißen Sex! Während ich mich hinlege, steht Rei auf und geht zur Küche rüber. Ich warte nicht, bis er wieder da ist. Er steht am Kühlschrank und holt sich wahrscheinlich ein neues Bier. Wir haben miteinander geschlafen, nur weil uns unser Bandkollege und Freund gesagt hat, dass man so vielleicht die seltsame Stimmung, die in letzter Zeit zwischen uns entstanden ist, auflösen könnte. Uruha hatte Recht. Die seltsame Stimmung ist weg. Wir gehen wieder normal miteinander um. Das seltsame Gefühl und die Anspannung in mir sind auch verschwunden. Kurz drehe ich mich zu Rei um, wie er da steht und sein Bier aufmacht. Mich beachtet er nicht. Muss er auch gar nicht. Hat er sonst auch nie wirklich getan. Dann drücke ich auf Play. ___________________ Das wars - Der spin off zu Reis und Aois Vergangenheit xD Wir würden uns wirklich wirklich freuen, wenn ihr ein review hinterlasst. Einfach nur ein Feedback, damit wir wissen, was ihr von dem spin off haltet.. Und an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an alle kommischreiber vom ersten teil ^__^ ansonsten noch vielen dank fürs lesen und vielleicht bis zum nächsten mal ^__^ Keia und Korai Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)