Zwei Leben - Zwei Welten von moe_rikyou (~ Bakura x Yami/Atemu ~) ================================================================================ Kapitel 2: Das Wiedersehen -------------------------- Kapitel 2 N/A: Hey, tut mir wirklich leid, dass es so lange gedauert hat. aber dieses Kapitel hat mir noch mehr Schwierigkeiten bemacht, als das erste. Irgendwie wollen die Charaktere noch nicht so richtig, wie ich will und deshalb brauchte ich manchmal ein paar Anläufe bis die Dialoge dahin führten, wo ich hin wollte. (das klingt ein wnig freakig, oder?). Dadurch kontne ich das Kapitel auch nicht da enden, wo ich gerne wollte, weil es sonst zu lang geworden wäre und zu viel Zeit zum Schreiben gebraucht hätte... Naja, ich hoffe, es gefällt euch und ich hoffe, ihr hinterlasst mir ein paar Reviews. :) Eure Moe Seit jenem Tag waren nun drei Jahre vergangen und Atemu hatte den weißhaarigen Jungen seit dem nicht wieder gesehen. Dies lag allerdings auch daran, dass es ihm nicht erlaubt war, weiter als bis zu den Palastmauern zu gehen. Nur bei Festumzügen durfte er seinen Vater begleiten, jedoch saß er dann in einer Sänfte und konnte nur ab und an einen Blick hinaus auf die Straße werfen. Dabei wollte er doch so gerne wissen, wie es in der Stadt zuging. Schließlich würde er irgendwann einmal Pharao sein und da musste er doch wissen, wie seine Untertanen lebten. Alles, was ihm jetzt darüber schon beigebracht wurde, war so langweilig, dass er sich absolut nicht vorstellen konnte, dass die Menschen im Reich wirklich so lebten. Diese Neugierde hatte Atemu auf die Idee gebracht, sich aus dem Palast zu schleichen. So gefährlich konnte das ja nicht sein und außerdem wurde ihm bereits das Kämpfen gelehrt. Er würde sich also verteidigen können. Und überhaupt: Niemand würde es wagen dem Sohn des großen Pharaos wehtun zu wollen. Die Götter schützten ihn. Davon war er überzeugt. Also hatte er sich heimlich ein paar schlichte Sachen aus den Sklavenquartieren ausgeliehen – er würde sie natürlich später zurückgeben, wenn er zurück war. Stehlen war schließlich falsch. Aber er hatte Angst, dass die Sklaven seinem Vater vielleicht etwas sagen könnten, wenn sie es wüssten. Besagte Kleidung hatte er sich nun in den frühen Morgenstunden, als es kaum dämmerte, übergezogen und betrachtete sich nun im Spiegel, ob er auch aussah, wie ein normales Kind. Er fand ja. Leise schlich er sich aus seinem Gemach, immer darauf bedacht, keinem der Sklaven oder Wachen zu begegnen. Als er jedoch fast die Gärten erreicht hatte, begegnete er jemand anderem – seinem Cousin Seth. Die violetten Augen suchten noch schnell nach einem Versteck, doch es war zu spät. „Atemu? Was machst du denn hier so früh am Morgen und wie siehst du überhaupt aus?“, fragte der brünette 14-jährige und hatte skeptisch eine Augenbraue hochgezogen. „Äh…Das Gleiche kann ich dich auch fragen: Was willst du so früh hier?“ Der Bunthaarige wusste genau, dass Seth ihn niemals allein würde in die Stadt gehen lassen, also lenkte er lieber ab. „Ich bin auf dem Weg in den Tempel, wie jeden Morgen, da ich dort meine Ausbildung zum Priester mache.“, antwortete der Ältere gelassen und verschränkte nun die Arme. „Aber du, Cousin, siehst nicht gerade so aus, als wärest du auf dem Weg um ein Gebet zu sprechen. Was hast du vor?“ Atemu biss sich ertappt auf die Unterlippe. „Du musst versprechen, dass du es keinem sagst.“ „Nun, sag schon.“ „Erst, wenn du versprichst, mich nicht zu verpetzen.“ Seth seufzte leicht genervt. „Na gut. Versprochen.“ Daraufhin lächelte Atemu erleichtert und erzählte von seinem Plan. „Ich hab mich verkleidet, wie du siehst, und mache jetzt einen Ausflug in die Stadt.“ „Was?!“, fragte der junge Priesteranwärter entsetzt. „Bist du verrückt geworden? Weißt du, wie gefährlich das ist? Du bist der Kronprinz!“ „Sshh! Nicht so laut, sonst hört uns noch jemand.“, warnte der Bunthaarige bevor er wirklich antwortete. „Ich weiß das doch, Seth! Aber als Kronprinz habe ich schon vieles gelernt, um mich zu verteidigen und keiner wird mich erkennen, so wie ich aussehe.“ „Aber-“, setzte der Blauäugige an, wurde jedoch unterbrochen. „Seth!“, Atemus Stimme hatte nun einen flehenden Ton angenommen. „Das einzige, was ich kenne, ist der Palast. Ich will auch mal was anderes kennen lernen und wie soll ich das, wenn ich hier rund um die Uhr festsitze?“ „Atemu, du wirst noch alles kennen lernen. Du bist noch viel zu jung. Ich kann dich nicht gehen lassen.“ „Bin ich nicht! Und ich werde es nicht kennen lernen. Das weißt du selbst. Alles, was ich zu lernen habe, muss ich hier lernen und über das Leben aller anderen Ägypter, werde ich nie etwas erfahren. So werde ich nie ein guter Pharao. Bitte, Cousin. Tu so, als hättest du mich nicht gesehen und lass mich gehen. Mir passiert nichts. Ich werde ganz vorsichtig sein, versprochen! Keiner wird merken, das ich weg war.“ Der Braunhaarige seufzte tief und sah den Sohn des Pharaos mit großem Unbehagen an. Eine Weile überlegte er, wusste aber, dass er Atemu nichts wirklich verbieten konnte, da er eindeutig über ihm stand. „Wenn du bis Mittag nicht zurück bist, wenn deine Studienzeiten beginnen, werde ich zu deinem Vater gehen und es melden. Und dann bekomme ich noch viel mehr Ärger als du, da ich dich nicht aufgehalten habe. Also sieh zu, dass dir nichts passiert und du mehr als pünktlich bist, verstanden?“ Atemu umarmte ihn dankbar. „Danke, Seth! Ich bin rechzeitig wieder da! Keine Sorge!“ „Sei vorsichtig, ja?“ „Natürlich.“, erwiderte der Violettäugige und wollte schon weiter, als Seth ihn noch einmal am Arm festhielt. „Eins noch“, sagte der 14-jährige. „Sag niemanden deinen wahren Namen oder woher du kommst.“ Daraufhin nickte Atemu nur ungeduldig und lief dann in die Gärten. Schon vor einiger Zeit hatte er einige Steine in der Palastmauer, natürlich an einer Stelle, welche gut hinter dichten Büschen versteckt war, gelockert, sodass er diese mit Leichtigkeit herausnehmen und auch wieder einsetzen konnte. Durch dieses Loch verschwand er unauffällig. Doch noch konnte er sich nicht frei fühlen, denn um die Mauer patrouillierten in unregelmäßigen Abständen Wachen, damit kein dreister Dieb es wagte, über diese Ab-grenzung zu klettern. Also mauerte der junge Prinz das Loch schnell wieder zu und lief hastig in eine der angrenzenden Gassen. Doch erst nach einigen Windungen blieb er stehen und ließ den Eindruck der Stadt auf sich wirken. Er war wirklich außerhalb des Palastes! Und er fand es jetzt schon toll! Fasziniert wandelte Atemu durch die Straßen, betrachtete die Häuser, die erst groß und gepflegt, jedoch später kleiner und schäbiger wurden, was ihn unweigerlich traurig machte. Konnten sich die Leute, die darin wohnten, es sich etwa nicht leisten, ihre Häuser hübsch zu halten? Es sollte doch keine Armen in dem Reich seines Vaters geben! Menschen begegnete er wenigen, dafür war es wohl noch zu früh. Deshalb wunderte es ihn, als er nach etwa einer Stunde des ziellosen, aber durchaus interessanten Schlenderns durch die Stadt Stimmengewirr und allerhand andere Geräusche hörte. Diesen folgte er neugierig und erreichte nach der einen oder anderen Sackgasse die Quelle der Geräusche – den Marktplatz. Dort begannen gerade alle möglichen Verkäufer ihre Stände aufzustellen und von Früchten über Fisch bis hin zu Schmuck und Schuhen war alles dabei. Wow, dachte der Bunthaarige beeindruckt. Er hatte schon viel über den Markt gehört, aber so groß und bunt hatte er sich das nicht vorgestellt, denn neben den Marktleuten liefen auch schon die ersten Kunden über den Platz um die besten Waren zu ergattern. Da fiel ihm ein: In all seiner Aufregung hatte er gar nichts mitgenommen, mit dem er hätte zahlen können. Er war aber auch manchmal ein Idiot! Aber egal, dann schaute er sich eben nur um. Das hatte er ja eh nur vorgehabt. Als er jedoch nach über einer Stunde, die er nun schon auf dem Markt verbracht hatte, immer wieder die Leckereien sah, die angepriesen wurden, ärgerte Atemu sich doch, dass er kein Geld hatte, denn gefrühstückt hatte er noch nicht. Plötzlich fiel ihm unweit von ihm, an verschiedene Früchte zum Verkauf dargeboten lagen, ein weißhaariger Junge auf. Das war doch der Junge aus der Oase! Zwar war er um ein ganzes Stück gewachsen und recht hager und seine Kleidung war zerschlissen und noch verdreckter als damals, aber er war es ganz sicher! Doch was tat der da? Fast ungläubig beobachtet der Kronprinz, wie der Junge an den Körben einiger Frauen vorbeischlenderte und heimlich immer ein oder zwei Früchte stibitzte und diese dann wohl in Taschen in seinem Gewand verschwinden ließ. Mit Entsetzen begriff der Bunthaarige, dass der andere stahl. „He, du!“, rief Atemu, teils, weil er ihm sagen wollte, er solle die Sachen zurückgeben und teils, weil er sich trotz dessen freute ihn wieder zu sehen und mit ihm reden wollte. Doch sein Rufen hatte nicht den gewünschten Effekt. Im Gegenteil, der ältere Junge zuckte kurz zusammen und rannte dann los. Die Leute um ihn herum, starrten ihm verwundert nach, begriffen jedoch nicht, dass sie von jenem Jungen gerade bestohlen worden waren. Der Thronfolger jedoch, setzte dem Weißhaarigen sofort nach. „Warte, bitte!“, rief er erneut und versuchte mit dem Größeren mitzuhalten. Doch dieser drehte sich nur kurz um, verengte die Augen, lief dann noch etwas schneller und verschwand dann in einer kleinen Nebenstraße. Atemu folgte ihm natürlich und sah ihn, als er um die Ecke bog, wieder um eine andere Biegung flüchten. Als er jedoch auch diese Straße betrat, fand er sich in einer Sackgasse wieder und von dem fremden Jungen war keine Spur mehr. Der Violettäugige seufzte frustriert – wie konnte der denn einfach so verschwinden? - und stützte sich auf seine Oberschenkel um nach diesem Sprint wieder zu Puste zu kommen. Bakura indessen saß auf dem Dach und blickte ungesehen auf den Bunthaarigen hinab. Er wollte sichergehen, ob er allein war, oder ob irgendwelche seiner unfreiwilligen Wohltäter oder sogar Soldaten durch das Geschrei des Jungen auf den Plan gerufen worden waren. Aber niemand war ihnen gefolgt. Als der Andere gerade enttäuscht gehen wollte, sagte er schließlich doch etwas, warum genau wusste er auch nicht. „Dir ist doch hoffentlich klar, dass du mich mit deinem Gebrüll beinahe hättest auffliegen lassen, oder?“ Verwundert sah der Kleinere auf und sah sich mit seinen außergewöhnlichen violetten Augen um, bis er ihn auf der Dachkante sitzen sah. Dem Gesichtsausdruck war deutlich zu entnehmen, dass er sich fragte, wie Bakura da hinaufgekommen war. Jedoch sagte er etwas anderes: „Ehrlich? Naja, es ist ja auch nicht richtig zu stehlen. Aber eigentlich…wollte ich nur mal mit dir reden.“ Der Weißhaarige hob eine Augenbraue und überging den Teil mit dem moralischem Appell. „Reden? Warum das denn? Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen und selbst das war nur ’ne kurze Begegnung. Du kennst ja nicht mal meinen Namen…“, entgegnete er, holte eine Frucht aus seiner Tasche und biss genüsslich hinein. „Und trotzdem habe ich dir geholfen, zu deinem Bruder nach Theben zu kommen. Findest du nicht, dass du dich dafür mal bedanken könntest?“ Nun war der Kleine wohl etwas verärgert. Der Braunäugige zuckte nur mit den Schultern. „Ich habe echt andere Probleme.“ Atemu verschränkte die Arme. So hatte er sich das Wiedersehen, auf das er seit drei Jahren nie die Hoffnung aufgegeben hatte, nicht vorgestellt. „Stimmt. Du hast gestohlen.“, kam der Bunthaarige wieder auf die Missetat des Älteren zurück. „Na und? Hast du ’ne bessere Idee, wie man hier auf der Straße überleben soll?“ Der Jüngere starrte nun geschockt zum Anderem hinauf. „Aber was ist denn mit deinem Bruder?“ Statt zu antworten, schmiss der Junge als erstes nur die Reste der Frucht weg. Der Prinz sah dem Wurf nach und wieder machte sich sein Hunger bemerkbar. Dies blieb dem Älteren scheinbar auch nicht verborgen. „Hunger?“, fragte er, wartete jedoch keine Antwort ab, sondern sprang geschickt vom Dach und landete nicht weit von ihm auf dem staubigen Boden. Dann richtete er sich auf und hielt ihm eine Frucht hin. „Hier.“ Bakura tat die eigentlich nur, um indirekt „Danke“ zu sagen. Direkt würde er das nicht mehr tun, hier auf der Straße bedeutete so eine Gefühlsregung Schwäche, aber der Kleine hatte irgendwie schon Recht gehabt. Er war ihm das schuldig. Atemu hingegen nahm nun doch sehr überrascht die Frucht entgegen und biss auch gleich hinein. „Danke. Also, was ist jetzt mit deinem Bruder?“, hakte er nach und Bakura seufzte schwer. „Es gibt keinen Bruder, okay? Ich hab das nur gesagt, damit du mir hilfst. Ich bin allein.“ Fassungslos starrte Atemu den Weißhaarigen an. Er wusste nicht recht, ob er jetzt in erster Linie wütend sein sollte, dass dieser Junge ihn angelogen hatte oder ob er Mitleid haben sollte. Schließlich entschied er sich für das Letztere. Immerhin hatte der Junge das ja nur getan, damit er ihm auch wirklich half. „Warum hast du das damals denn nicht gesagt? Mein Vater hätte dich bestimmt im Palast-“ Atemu biss sich auf die Lippen. Oh Nein! Er hatte sich verplappert! „Palast?“, fragte Bakura nun mehr als hellhörig. „Was hat dein Vater denn im Palast verloren?“ Ihm war anzuhören, dass er alles, was mit dem königlichen Palast und somit mit dem Pharao in Verbindung stand, verabscheute. Natürlich hatte er sich gedacht, dass der Kleine aus gutem Hause kam. Das hatte er ja immerhin schon vor drei Jahren erkennen können, aber der Palast?! „Äh…“, stammelte Atemu indes und überlegte fieberhaft, wie er sich aus dieser Situation wieder herausreden konnte. Sein Gegenüber klang nicht sonderlich begeistert über das Bisschen an Information und Seth hatte ihm außerdem ausdrücklich verboten, seine Identität preiszugeben. „Mein Vater…äh…arbeitet für den Pharao. Er gehört zu seinen Leibwächtern.“ Der Braunäugige schnaubte nur. „Dieser Mensch ist es nicht wert beschützt zu werden. Eher gehört er verflucht.“ „Wie kannst du so etwas sagen? Er ist der Herrscher unseres Landes und Erbe des Horus! Ohne ihn wäre Ägypten verloren!“ „War klar, dass du so etwas sagst. Dir wird das ja auch eingetrichtert. Aber du hast keine Ahnung…“ „Aber du! Nur, weil du dich alleine durchschlägst, weißt du natürlich viel mehr als ich.“ „Ja und spiel jetzt nicht einen auf beleidigt, nur, weil ich nicht so naiv bin und alles glaube, was man mir erzählt.“ Bakura schmunzelte. Es machte Spaß den Kleineren zu ärgern. „Das tue ich auch nicht!“, rief Atemu aus und war daraufhin wütend auf sich selbst. Warum ließ er sich auf so etwas überhaupt ein? „Was rede ich überhaupt noch mit dir?“ „Das weiß ich nicht. Sag du’s mir doch.“, antwortete der Weißhaarige grinsend. Daraufhin funkelten Bakura wütende Amethyste an und der Bunthaarige Junge stapfte davon. „Weißt du überhaupt, wie du zurück zum Palast kommst? Du warst doch offensichtlich noch nicht oft in der Stadt…“ „Natürlich weiß ich das!“, knurrte Atemu zurück und schlug einfach mal den Weg nach rechts ein, obwohl er in Wirklichkeit nicht die leiseste Ahnung hatte, wie er nach Hause kommen sollte. Aber ein Prinz gab sich keine Blöße, schon gar nicht vor einem Straßenjungen. Plötzlich wurde er jedoch am Handgelenk gepackt und in die entgegen gesetzte Richtung gezerrt. „Was-“, begann er, wurde jedoch von dem Größeren unterbrochen. „Du läufst genau in die verkehrte Richtung. Komm mit. Ich zeig dir den Weg, unter zwei Bedingungen.“ Atemu machte sich los und blieb mit verschränkten Armen stehen. „Und was für welche?“ „Also als erstes sagst du mir, wie du heißt. Und dann gibst du mir, sozusagen als Bezahlung, eine dieser komischen seltenen, stacheligen Früchte, die da in den Palastgärten sind.“ Diese Früchte waren im ganzen Reicht bekannt, aber es gab sie sonst nirgendwo in Ägypten und wenn Bakura mit einer davon vor einen der mächtigen Diebe trat, blieb dem gar nichts anderes übrig, als sein Mentor zu werden. Er versuchte schon seit Monaten einen der wirklich mächtigen Diebe als seinen Mentor zu gewinnen, aber alle wiesen ihn als zu jung und unfähig ab. Damit würde er beweisen, dass er sehr wohl das Zeug dazu hatte, auch, wenn er anders an die Frucht ran gekommen sein würde, als sie dachten. Der junge Prinz indes überlegte kurz und nickte dann. „Okay, abgemacht. Aber nur, wenn du mir auch deinen Namen nennst.“ „Bakura.“, antwortete dieser daraufhin knapp und setzte sich in Bewegung. Atemu folgte ihm und hatte schon nach einem Namen gesucht. Irgendetwas, das nicht mit seinem Titel in Verbindung gebracht werden konnte. Stand nicht in irgendeiner Schrift, dass Dunkelheit in einer fremden Sprache „Yami“ bedeutete? Das wäre doch passend und gegensätzlich zum „Licht von Ägypten“ „Ich heiße Yami.“, löste er also den ersten Teil seiner Abmachung ein. „Komischer Name…Genau wie deine Haare.“, kommentierte Bakura und grinste. „Musst du gerade sagen. Meine Haare sehen immerhin nicht aus, wie die meines 100-jährigen Großvaters.“, konterte der Bunthaarige gekonnt und streckte dem Älteren die Zunge raus. „Für so einen Zwerg hast du eine ganz schon große Klappe.“ „Ich bin kein Zwerg und du bist garantiert auch nicht viel älter als ich.“ „Wieso? Wie alt bist du denn?“ „Zehn und du kannst auch nicht viel älter sein, höchstens elf oder zwölf…“ Der Weißhaarige schwieg lieber, anstatt zu antworten, denn Yami hatte Recht. Er war erst elf. Deshalb wechselte er das Thema und bis sie die Palastmauern erreichten, redeten sie nur über belangloses und verstanden sich überraschender Weise sogar ganz gut. „So, hier sind wir. Das Haupttor ist da drüben. Ich warte hier, bis du die Frucht geholt hast und wehe du hältst dein Versprechen nicht.“, drohte der Braunäugige als sie ihr Ziel erreicht hatten. „Natürlich halte ich mein Versprechen. Aber ich gehe nicht durch das Haupttor. Die Wachen dürfen mich nicht erwischen. Dort um die Kurve herum habe ich mir einen Durchgang verschafft.“, erwiderte der Jüngere und ging auf die Stelle zu, in welcher sich das Loch in der Mauer befand. Bakura folgte ihm mit skeptischem Blick. „Hab ich das richtig verstanden? Du hast dich heimlich rausgeschlichen? Warum das denn?“ Atemu, nein, im Moment ja noch Yami, löste die Steine aus der Mauer, während er sprach und Bakura sich nach patrouillierenden Wachen umsah: „Naja, mein Vater lässt mich nicht freiwillig aus dem Palast raus. Er hält es für zu gefährlich und deshalb hab ich das eben heimlich gemacht.“ „Du hast einen echt seltsamen Vater, Yami…So gefährlich ist die Stadt auch nicht.“ Der Bunthaarige zuckte mit den Schultern. „Ich weiß, dass er mich nur beschützen will.“ „Und trotzdem setzt du dich über seine Worte hinweg. Und ich hatte dich eher für so einen richtig ehrlichen Jungen gehalten.“, gestand Bakura ernsthaft etwas überrascht, wenn auch positiv. Statt zu antworten, kroch Yami durch das Loch und bedeutete ihm, zu folgen. Erst war er sich nicht sicher, ob er dem Anderen wirklich folgen sollte. Was, wenn Wachen ihn fanden? Er hatte die Grausamkeiten nicht vergessen, zu denen sie fähig waren und nur, weil der Sohn eines der Leibwächter ihn hereingelassen hatte, würde er sicherlich nicht verschont werden. Dennoch siegte seine Neugier. Wer konnte schon behaupten, in den Palastgärten gewesen zu sein und wer wusste schon, ob dieser kleine Einblick ihm später nicht mal nützlich sein würde…? Also kroch er ebenfalls hindurch und fand sich hinter einem großen Busch wieder, der zartviolette Blüten trug. Überhaupt war hier alles saftig grün und blühend, stellte Bakura fest, als er aufstand. Und das obwohl die Zeit des großen Regens noch mindestens zwei Monate entfernt war. Er unterdrückte ein Grummeln. Für so was wurde hier also das knappe, wertvolle Wasser verschwendet! Ehe der Weißhaarige sich jedoch weiter darüber aufregen konnte, brachte Yami ihm in Erinnerung, warum er hier war: „Warte am besten hier. Nicht, dass man dich sieht.“ Dann lief Yami einen schmalen Pfad entlang und war bald hinter großen Buschwerk verschwunden. Der Ältere nutzte die Gelegenheit, um einen Blick auf den Palast zu werfen. Er musste einige Meter laufen um das Gebäude durch die dichten Blätter hindurch zu sehen. Als er es jedoch sah, fiel ihm beinahe die Kinnlade runter. Das war mit Abstand das größte Gebäude, das er je gesehen hatte, größer als alle Tempel Thebens. Es schien mehrere Flügel zu geben, die den Garten von drei Seiten umrahmten. Auf der rechten und linken Seite gab es jeweils einen riesigen Balkon, ansonsten nur einige Fenster und im Erdgeschoss viele offene Säulengänge. Dann hörte er Schritte und reflexartig duckte er sich, um sich zu verstecken, sah dann jedoch den bunten Haarschopf Yamis und richtete sich wieder auf. Dieser kam auf ihn zu und lächelte ihn an. „Du hast ja sogar getan, was ich gesagt habe…“, meinte er leicht erstaunt und hielt ihm eine der kostbaren Früchte hin. „Bild dir bloß nichts ein, Stachelkopf. Ich will nur nicht festgenommen werden. Das ist alles.“, gab er als Antwort und wechselte prompt das Thema. „Wer wohnt eigentlich in den Räumen mit den Balkonen…?“, fragte er und hoffte, dass es nur neugierig klang. „Du meinst da und da?“, Yami deutete auf die beiden sich gegenüberliegenden Gebäudeabschnitte und hielt seinen Finger auf den linken gerichtet. „Das da sind mei-nes Wissens nach, die Gemächer des Kronprinzen und gegenüber der Balkon gehört zu denen des Pharaos.“ „Aha.“, kommentierte der Größere und versuchte unbeteiligt zu klingen, machte sich innerlich jedoch eine große Notiz, damit er diese wichtige Information für die Zukunft nicht vergaß. „Warum willst du eigentlich genau so eine Frucht haben?“, war es nun an dem jungen Prinzen neugierig zu sein. „Ich? Ich habe vor, damit einen der großen Diebe als Mentor zu bekommen.“ „Diebe? Du willst ein Dieb werden?“ Der Jüngere konnte nicht wirklich verbergen, dass er entsetzt darüber war. „Ja? Was denkst du denn, wie ich sonst einem Leben als Bettler entgehen kann?“ „Mit ehrlicher Arbeit vielleicht?“ Bakura lachte auf. „Du hast wirklich keine Ahnung. Wer würde einen Straßenjungen schon als Lehrling ausbilden? Außerdem bin ich dafür noch zu jung und…naja Diebe haben viel mehr Möglichkeiten…“ Yami sah den Anderen kritisch an. „Wie meinst du das?“ Diese Frage wurde jedoch nur abgewinkt. „Nicht so wichtig. Ich glaube, ich mache mich jetzt auch lieber aus dem Staub.“ Der Straßenjunge ging zurück zum geheimen Ausgang aus dem Garten. Der Violettäugige stand unsicher da und biss sich auf die Lippen. Er wollte nicht, dass sie sich wieder aus den Augen verloren. Er hatte doch niemanden in seinem Altern, keinen richtigen Freund und selbst wenn der Straßenjunge ein Dieb werden wollte, hatte er ihm doch geholfen, wieder zum Palast zu kommen und auf dem Rückweg hatte er sogar manchmal ganz nett gewirkt und vor allem hatte er ihn wie einen normalen Jungen behandelt, nicht wie den Thronfolger. Und das tat sonst niemand, nicht einmal Seth. Doch ehe der 10-jährige noch etwas sagen konnte, war Bakura schon verschwunden. Wütend stampfte Yami mit dem Fuß auf und wollte dem Älteren noch einmal hinterher, als er eine wohlbekannte Stimme hörte: „Atemu! Hier bist du! Ich habe schon den ganzen Palast nach dir abgesucht. In zehn Minuten beginnt dein Unterricht.“ Seth. Der Prinz drehte sich zu dem jungen Priester um und war nun doch heilfroh, dass Bakura so schnell verschwunden war. Ob er Seth irgendwie gesehen hatte?, kam es ihm in den Sinn, bevor er dem Brünetten antwortete:„Ja, ich weiß und wie du siehst, bin ich pünktlich, Cousin.“ Der Angesprochene nickte jedoch nur in Kopf Richtung Palast. „Wenn du es denn schaffst, dich noch rechtzeitig umzuziehen, bis dein Lehrer kommt.“ „Natürlich.“, erwiderte der Jüngere selbstbewusst und ging mit seinem Cousin den Gartenweg entlang. „Und? Wurden deine Erwartungen erfüllt?“, fragte Seth nun in etwas sanfteren und auch ein wenig neugierigem Tonfall. Atemu sah ihn daraufhin mit leuchtenden Augen an. „Mehr als das, Seth. Die Stadt war toll. Ich konnte leider nur einen Bruchteil sehen. Aber ich habe einen Jungen getroffen, der-“ „Was für einen Jungen?“ „Er ist ein Straßenkind, aber-“ „Ein Straßenkind?! Atemu, weißt du eigentlich was das für Gesinde ist?“ „Gar nicht wahr! Er hat mir geholfen, wieder hierher zu finden!“ „Du hast ihm gesagt, dass du aus dem Palast stammst?“ „Ja, aber nicht, wer ich bin. Ich bin nicht dumm, Seth. Und jetzt lass mich doch mal ausreden. Er hat mir den Weg zurück gezeigt und wird mir demnächst noch mehr von der Stadt zeigen.“ Wenn er ihn gefunden hatte, fügte der Bunthaarige in Gedanken hinzu, und überredet hatte… „Du willst noch mal in die Stadt? Bei Ra, ich dachte, jetzt, wo du es gesehen hast, bist du zufrieden und vernünftig, wie es sich für einen Kronprinzen gehört.“ Der Ältere Junge rieb sich mit zwei Fingern über das Nasenbein. Was, bei allen Göttern, hatte er da nur zugelassen? „Ich bin vernünftig. So lerne ich das Volk am besten kennen und erlebe mal anderes, als jeden Tag nur Schriften und Landkarten.“ „In zwei Jahren darfst du mit auf die Jagsausflüge. Warte darauf.“ „Bis dahin sterbe ich vor Langeweile und wie gesagt, mir passiert nichts. Ich kann kämpfen und da der Straßenjunge weiß, woher ich komme, wird er mich nicht dahin führen, wo die Verbrecher sind.“ „Wie kannst du dir da sicher sein?“ „Die Götter beschützen mich. Sie würden mich niemandes Weges kreuzen lassen, der mir Böses will.“ Der Prinz wusste, dass Seth, als angehender Priester nichts dagegen sagen konnte. Und richtig. Den Rest des Weges hüllte sich der Blauäugige in aufgebrachtes Schweigen. Im Säulengang blieb Atemu jedoch noch einmal stehen und sah den anderen an. „Du wirst es doch für dich behalten und mir helfen, wenn ich eine Ausflug mache, oder?“ Einen langen Moment weilten die strengen Saphire auf ihm, ehe Seth nickte. „Aber nur, wenn du mir versprichst, dich nicht absichtlich in Gefahr zu begeben.“, forderte er eindringlich und nun war es an dem Bunthaarigen zu nicken. „Versprochen.“ N/A: Noch eine kurze Anmerkung. Als Yami erklärt, wessen Gemächer das sind, habe ich bewusste mei-nes geschrieben. Yami will nämlich erst meine sagen, merkt aber gerade noch rechtzeitig, dass er sich damit selbst verraten würde und ändert es beim Sprechen. Das nur, falls Missverständnisse auftreten sollten^^ Hosted by Animexx e.V. 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