Superbia [TYL!Squalo X Reader] von gluecklich (Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit.) ================================================================================ Kapitel 2: Promozione --------------------- Beförderung Dass eine Frühschicht ohne Pause direkt auf eine Spätschicht folgt, ist Gang und Gebe. Es kommt selten öfter als einmal die Woche vor und man weiß vorher Bescheid, kann sich also ausschlafen und mit Koffein eindecken, um sich dann mindestens fünfzehn Stunden auf Station aufzuhalten. Es ist pure Gewohnheitssache, ganz normal und du hast ja schon mehrmals betont, dass du deinen Job gern machst. Aber das macht es irgendwie nicht besser. Du fühlst dich wie gerädert. Die verletzten Mafiosi sind nicht gerade zimperlich mit dir umgesprungen – du auch nicht mit ihnen – und du hast einiges einstecken müssen. Der Muskelkater brennt in deinen Armen, deine Nase pocht noch immer und über deine gesamte linke Schulter zieht sich ein fast fußballgroßes Hämatom. Es sind keine schlimmeren Verletzungen, du hast nachgesehen, auch dein Gesicht ist trotz diverser Faustschläge knochenbruchfrei geblieben – aber gottverdammt! Du willst diese Männer doch nur behandeln. Und wenn sie morgens um vier in die Notaufnahme stürzen, du dich an deinem dritten Kaffee verschluckst und die verfickte Kugel genau im Nerv stecken geblieben ist, ist es doch wohl verständlich, dass du angepisst bist… Du hast heute frei. Endlich. Ein ganzer verdammter freier Tag. Und morgen musst du erst mittags zur Arbeit, du kannst also sogar ausschlafen. Könntest du. Noch hast du ja keine Ahnung, dass du zu dieser Schicht nie erscheinen wirst. Draußen wird es schon langsam dunkel, der Nachmittag geht in den Abend über und du liegst genüsslich auf deiner Couch, isst das letzte Stück Schokolade und schaust irgendeine bescheuerte Talkshow. Entspannung pur – bei dieser seichten Unterhaltung musst du nicht mal dein Hirn anstrengen. So lässt es sich doch leben. Du hörst den brüllenden Menschen im Fernsehen nicht wirklich zu, sie sind nur Hintergrundgeräusch, während du deinen Gedanken nachhängst. Die Sache mit Xanxus und seinem Sohn beschäftigt dich schon noch irgendwie. Klar, es betrifft dich nicht persönlich, nicht wirklich, aber irgendwie … ist es schon extrem überraschend. Du kannst dir nicht vorstellen, dass dieses Kind geplant war. Jemand wie Xanxus will kein Kind. Dann stellt sich aber die Frage, warum es noch lebt. Und vor allem, warum es offensichtlich bei ihm lebt, obwohl dir als Antwort auf diese Frage automatisch in den Kopf kommt, dass er die Mutter vielleicht getötet hat. Ja, das klingt schon irgendwie logischer. Xanxus schwängert also eine Frau, bringt die um und ist dann aber zu eitel, um sein eigen Fleisch und Blut zu töten, in deinen Ohren scheint das sinnvoll – halbwegs. Immerhin ist der Junge ein völliges Ebenbild von ihm, wenn man mal von den fehlenden Narben absieht. So, wie du Xanxus damals kennen gelernt hast, ist er so selbstverliebt, dass er etwas, was genauso ist wie er, gar nicht töten kann. Möglicherweise. Aber das sind alles nur wilde Theorien. Eigentlich klingt es genauso glaubwürdig, dass Xanxus generell alles töten kann, auch einen kleinen Jungen, der so aussieht wie er. Aber das tut er ja nicht… Okay, du drehst dich im Kreis. Mit einem Schmunzeln schüttelst du den Kopf über dich selbst, wendest ihn dann etwas zur Seite, um wieder in den Fernseher zu starren, den du schon etwas leiser gestellt hast. Der Freund der Frau mit der Hakennase hat also ihre Mutter gevögelt. So ein Mistkerl aber auch. Und jetzt ist die Frau Mama schwanger von ihm, weil beide zu bekifft waren, um zu verhüten. Was zum… Du willst lachen, als etwas anderes deine Aufmerksamkeit beansprucht. Ein Geräusch. Die knarzende Bodendiele direkt vor deiner Wohnzimmertür. Dein Herz setzt für einen Schlag aus, du setzt dich ruckartig auf und starrst erschrocken die geschlossene Tür an. Du wohnst allein. Du hast keine Haustiere. Nicht einmal Marder unter dem Dach oder so etwas. Du weißt, dass du die Tür abgeschlossen hast. Du arbeitest mit Mafiosi, wahrscheinlich gibt es in dieser Gegend keine Wohnung, die so gut gesichert ist wie deine. Die verdammte Tür ist mehrmals abgeschlossen, alle Fenster sind dicht und du hast doch sogar eine verfluchte Alarmanlage. Du hast auch eine Schusswaffe. Aber die liegt unter dem Kopfkissen in deinem Bett, und um das zu erreichen, müsstest du zufällig durch die Wohnzimmertür. Genau diese Tür fliegt urplötzlich auf. Du vergisst zu atmen, dein Körper hat sich vollkommen versteift und fassungslos siehst du dabei zu, wie zwei Männer in dein Wohnzimmer spazieren. Zwei Männer, die du zwar nie persönlich getroffen hast, dir aber sehr wohl bekannt sind. Viel zu bekannt, für deinen Geschmack. Oh, das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Prince the Ripper dreht den Kopf zur Seite und sieht sich mit offensichtlichem Amüsement im Raum um, während die Frau mit der Hakennase in deinem Fernseher »Dann hättest du ihn ja nicht…« brüllt und der Rest ihres Satzes in einem lauten Piepton untergeht, und du spürst, wie dir das Blut in den Kopf schießt. Gut, die Varia bricht in deine Wohnung ein und du liegst auf deinem Sofa, isst Schokolade und schaust Talkshows. Was für ein grandioser Eindruck. »Aww, sie ist wirklich hübsch!«, trällert Lussuria, der neben Belphegor steht und nun entzückt die Hände an die Wange legt. »Genau, wie er gesagt hat!« Bel verzieht die Mundwinkel und sieht seinen Kollegen schräg von der Seite an. »Hat der kleine Hosenscheißer dich jetzt etwa umgepolt?«, fragt er trocken. Darauf grinst Lussuria und macht eine wegwerfende Handbewegung, und du stierst die beiden an, als seien sie dem Irrenhaus entlaufen, was, wenn du genauer darüber nachdenkst, gar nicht mal so unwahrscheinlich ist. Er – der kleine Hosenscheißer… Du brauchst einen Moment, um zu verstehen. Jack. Jack hat von dir erzählt. Obwohl das wahrscheinlich gar nicht nötig war, immerhin hat Xanxus dich gesehen, bei ihm gesehen, und jetzt ist die Varia hier, um… Es scheint töricht, zu denken, dass sie nicht hier sind, um dich zu töten. Was sollten sie schon anderes tun? Aber du kannst dir nicht erklären, warum Xanxus zwei seiner Offiziere, seiner besten Leute, schicken sollte, um dich um die Ecke zu bringen. Du kannst ein bisschen um dich schlagen und treten, und wenn man dir eine Spritze und ein Skalpell in die Hand gäbe, könntest du vielleicht auch größeren Schaden anrichten, aber gegen Leute wie die Varia hast du schlicht und ergreifend keine Chance. Da hätten es auch ein paar normale Mitglieder getan. Es will keinen Sinn ergeben, dass er dermaßen aufrüstet, nur um dich umbringen zu lassen. Irgendwer in deinem Kopf beschließt, einfach zu fragen. »Sollt ihr … mich töten?« Belphegor schnaubt. »Schön wär’s«, sagt er prompt. Du starrst ihn entgeistert an, während Luss vergnügt kichert. »Noch nicht! Später vielleicht, das lassen wir mal auf uns zukommen, Liebes, nicht? Vorerst haben wir eine Art Stellenangebot für dich.« »Stellenangebot«, wiederholst du abwesend. Du verstehst nicht. Was zur Hölle…? Dass Lussuria und Belphegor hier in deinem Wohnzimmer stehen und dich nicht umbringen sollen, erscheint völlig surreal. »Treib doch ab, du Hure!«, poltert die hakennasige Frau im Fernsehen. Belphegor spaziert quer durch dein Wohnzimmer, lässt sich auf einen deiner großen, weichen Sessel fallen, streckt die Beine aus und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. Du überlegst, ob du vielleicht träumst. »Angebot ist das falsche Wort, Luss«, sagt er. »Stimmt«, meint Lussuria nachdenklich, und das Lächeln, das er dir zuwirft, besteht aus einer überaus grotesken Mischung aus Warmherzigkeit und Wahnsinn. »Ist eben so eine Sache mit unseren Angeboten… Du kannst es natürlich ablehnen, aber dann sind wir tatsächlich hier, um dich zu töten.« Du schluckst. Rasch versuchst du, zu rekapitulieren. Sie sollen dich also jetzt nicht umbringen, sondern erst dann, wenn du das verneinst, was sie dir anzubieten haben. Und ihr Angebot ist irgendeine … Stelle? Aber das ist die Varia, das sind Auftragskiller, du kannst kein Auftragskiller… Oh – vielleicht fehlt ihnen ein Arzt. Das klingt irgendwie logisch. Jack hat von dir erzählt, sie haben womöglich deinen Namen nachgeschlagen, haben herausgefunden, dass du Ärztin bist, und wollen dich jetzt bei ihnen beschäftigen, weil sie vielleicht gerade nicht genügend Ärzte haben (was in diesem Fall garantiert daran liegt, dass sie ihre eigenen Ärzte geschlachtet haben, aber daran denkst du lieber nicht). Gut, das klingt zumindest schon einmal beruhigender. Du atmest leise ein und aus und blickst weiterhin gegen die schwarzen Gläser von Lussurias Sonnenbrille. »Was soll ich tun?«, fragst du tapfer. »Du wirst Jackies neues Kindermädchen!«, flötet Luss. Dir klappt die Kinnlade runter. »Der Kleine spricht den ganzen Tag nur noch von dir«, fährt er fort. »Und seit sein altes Kindermädchen im Koma liegt, müssen sich unsere Mitglieder um ihn kümmern…« »…die dafür auch regelmäßig im Koma landen«, sagt Bel dumpf. »Richtig!« Lussuria scheint so fröhlich wie eh und je. »Und dich scheint er irgendwie zu mögen, also will der Boss, dass du auf ihn aufpasst, solang er noch bei uns wohnt. Das dürften noch gut zwei Jahre sein, und er meinte, wenn du dich in den ersten Wochen gut schlägst, bekommst du sogar Geld!« Etwas hilflos starrst du ihn an, wendest dann langsam den Blick zu Belphegor, der noch immer langgesteckt in deinem Sessel liegt und vor sich hin grinst. Er zuckt mit den Schultern. »Wir sind nur hier, um dich mitzunehmen. Falls du zustimmst.« Du kannst seinem Tonfall ganz genau anhören, wie sehr er hofft, dass du nicht zustimmst, damit er dich umbringen kann. Aber den Gefallen tust du ihm natürlich nicht. Du stimmst zu, immerhin hast du keine andere Wahl. Während sie dir Zeit geben, das Nötigste an persönlichen Dingen zusammenzupacken, versuchst du, das Ausmaß dieser Entscheidung zu begreifen, aber das funktioniert nicht so wirklich. Du wirst deinen Job aufgeben müssen, deinen verdammt gut bezahlten Job, den du liebst. Du wirst auch nicht mehr in deiner Wohnung leben, obwohl du die auch verdammt gern hast. Und dann wirst du von einem Haufen psychopathischer Meuchelmörder umgeben sein und auf einen noch immer ziemlich fremden kleinen Jungen aufpassen, der zufälligerweise seine Ursprünge im gut und gerne gefährlichsten Mann Europas (mindestens) findet. Das alles ist dir klar. Aber du begreifst es trotzdem noch nicht so wirklich. Du wirst in einem großen eleganten Auto mit geschwärzten Scheiben quer durch die halbe Stadt gekarrt und findest es höchst seltsam, wie zwei wohlbekannte Killer neben dir auf den Ledersitzen hocken und irgendwie fast zivilisiert wirken. Ihr sprecht nicht viel. Wahrscheinlich liegt es daran. Und schließlich haltet ihr an. Du brauchst einige Momente, bis du durch die Scheiben die Umgebung sehen kannst, es ist mittlerweile wieder stockdunkel. Bisher hast du dieses Anwesen immer nur aus der Ferne gesehen. Es thront stilecht auf diesem Berg, und du weißt, dass es zwar einen Garten hat, der aber an den Seiten des Hauses liegt, weil dahinter nur noch eine Klippe folgt. Eigentlich sollte es hier oben immer gewittern und man erwartet, dass ständig irgendwelches sehr hohes oder sehr tiefes Lachen ertönt. Oder dass Zaubererschüler ein- und ausgehen… »Home sweet home!«, trällert Lussuria, der aussteigt und dir die Tür aufhält. »Squ-Chaaan!« Du hast absolut keine Ahnung, woher plötzlich ein japanisches Anhängsel kommt. Aber bei diesen Leuten sollte dich wohl gar nichts mehr überraschen. Du hättest ihnen nicht einmal zugetraut, dass sie eine Autofahrt von mindestens dreißig Minuten aushalten, ohne jemanden zu Tode kommen zu lassen. Deine Knie zittern etwas, du bist nervös, als du aus dem Auto aussteigst, dich aufrichtest, und ihn schließlich erblickst. Superbi Squalo steht vor der geschlossenen, riesigen Holztür, hat die rechte Hand in die Hüfte gestemmt und blickt euch entgegen, als seid ihr die schlimmste Plage der Menschheit. »VOOOI! Das hat lang gedauert!« »Reg dich ab, Volltrottel«, grinst Belphegor, schlendert an dir vorbei und schiebt sich einfach hinter Squalo durch die Tür in die Residenz. Der Kommandant sieht ihm kurz nach, schließt die Augen, murmelt etwas, das nach »Ich werde ihn töten« klingt, und wendet sich dann wieder Lussuria und dir zu. »Sie macht mit«, verkündet Luss unnötigerweise, der sich nach wie vor unglaublich darüber zu freuen scheint. »Ja, großartig«, knurrt Squalo. »Mal sehen, wie lang sie durchhält… Xanxus will, dass ich sie mit rein nehm, du sollst den andern Idioten sagen, dass sie die Finger von ihr lassen sollen.« »Aww«, macht Lussuria, sieht zu dir herab und lächelt breit. »Siehst du? Bossu will nur das Beste für seinen Kleinen, da bekommst du sogar den persönlichen Schutz von ihm und Squ-Chan!« Du erwiderst sein Lächeln etwas wackelig und unsicher, während Squalo schnaubt und die Tür wieder aufreißt. »Luss«, sagt er gefährlich. »Chiudi. Il. Becco. Capisce? [Halt’s. Maul. Kapiert?] Von mir kriegt überhaupt niemand Schutz…« Mit einem Kichern verschwindet Lussuria im Anwesen, augenscheinlich, um den anderen Mitgliedern mitzuteilen, dass du kein Frischfleisch bist. Eigentlich sollte das wohl beruhigend sein. Du findest es eher beklemmend. Langsam hebst du den Blick zu Squalo, und das Lächeln auf deinen Lippen verfestigt sich. Gut, du musst zu geben, dass sein Anblick dich ein wenig amüsiert. »Hi, Squalo«, sagst du leise. Einen Moment lang liegen seine Augen mit einem Ausdruck auf dir, der dich fürchten lässt, dass du in den nächsten Sekunden doch sterben wirst, dann dreht er sich um und bedeutet dir mit einer Handbewegung, ihm in die Eingangshalle zu folgen. »Du bekommst’n Zimmer«, sagt er schroff. »Direkt neben dem der kleinen Nervensäge. Und damit auch in unmittelbarer Nähe von Xanxus. Also sei bloß vorsichtig, was du hier drin anstellst.« Die Größe der Halle, die du gerade betreten hast, erschlägt dich für ein paar Sekunden, dann siehst du blinzelnd Squalos silbrigen Hinterkopf an und gluckst trocken. »Hatte ich vor«, meinst du. Deine Stimme ist noch immer leise, weil du noch viel eingeschüchterter bist, als du es zugeben möchtest, doch in diesem gigantischen Raum hallt sie dennoch. Du hoffst, dass Squalo hier nicht anfangen wird, herumzubrüllen, weil du dann ernsthaft um dein Trommelfell bangst. »Gut«, sagt er nur. Mit ein paar Schritten holst du zu ihm auf, du musst dich beeilen, um sein Tempo halten zu können, während er eine Treppe hoch und dann durch völlig wirre Flure läuft. Du bist dir sicher, dass du dich verlaufen wirst – vor allem, weil du kaum auf den Weg achtest und stattdessen deinen charmanten Begleiter von der Seite musterst. Jeder Blinde hätte ihm angesehen, dass er gereizt ist. Dennoch kannst du dir die Frage nicht länger verkneifen. »Erinnert ihr euch noch an mich? Dein … Boss und du?« Die grauen Augen wandern zu dir hinab, aber nur für wenige Sekundenbruchteile, dann scheint er keine Lust mehr zu haben, dich anzusehen. Squalo verzieht die Mundwinkel und schnaubt erneut. »Xanxus wohl nicht. Bin mir aber nicht sicher. Tendenziell vergisst er ziemlich viel.« Der Alkohol. Kannst du dir denken. »Ich erinner mich noch.« Du musst zufrieden lächeln. Immerhin etwas. Du findest, das hast du dir verdient. Und wie es aussieht, ist Squalo das aufgefallen. »Bild dir bloß nichts drauf ein«, sagt er mürrisch. Fast hättest du gelacht. Er scheint sich kaum verändert zu haben. Nur eben die Sache mit den Haaren. »Hey, ohne mich wärst du heute womöglich jemand ganz anderes«, sagst du mutig grinsend. »Davon träumst du«, murmelt Squalo, bleibt stehen und öffnet derart wuchtig eine Tür, dass du schon fürchtest, sie könne aus den Angeln springen. Aber bestimmt ist das ganze Anwesen gegen Squalos Gewohnheiten gerüstet. »Das hätte problemlos auch jemand andres machen können. Und jetzt rein da mit dir. Den Rest erklärt dir der Boss morgen früh. Falls er aufwacht.« Still betrittst du das Zimmer. Es ist nur eines, aber du siehst eine angelehnte Tür zu deiner Rechten, hinter der du weiße Kacheln erkennen kannst. Also hast du wohl ein eigenes Bad. Außerdem stehen hier ein riesiges Bett, zwei Sessel und ein Schreibtisch samt Stuhl. Auch der Schreibtisch ist größer als normale Schreibtische sein sollten, und du musst unwillkürlich an das Wort »Varia-Qualität« denken. Alles in allem sieht es so aus, als ließe es sich hier leben. Etwas anderes bleibt dir ja auch nicht übrig. Vielleicht wirst du deinen Fernseher mit den behämmerten Talkshows vermissen – aber dafür hast du ja jede Menge Auftragsmörder und einen kleinen Jungen, der irgendwann genauso schlimm sein wird, direkt vor deiner Tür. Wundervoll. Auf deiner Zunge liegt ein »Gute Nacht, Squalo«, als du dich zur Tür drehst, doch er schließt sie bereits ohne einen weiteren Kommentar. Sie fällt ziemlich laut ins Schloss und du blickst gegen das weiß gestrichene Holz, schmunzelst etwas. Das hätte problemlos auch jemand andres machen können, hat er behauptet. Ja, vielleicht hatte er da Recht. Aber bestimmt wäre es mit niemand sonst so unterhaltsam gewesen. Du erinnerst dich genau, dass du ihn auch einige Male sehr amüsiert hast, auch wenn es umgekehrt wohl öfter der Fall gewesen ist. Und immerhin bist du ihm tatsächlich im Gedächtnis geblieben. Du selbst wirst es wohl auch nie vergessen. Man kümmert sich ja nicht jeden Tag um einen Teenager, der sich gerade die eigene Hand abgesäbelt hat. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)